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Auerthal-Zeitung : 24.07.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189807241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-07
- Tag 1898-07-24
-
Monat
1898-07
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 24.07.1898
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Ustttische K»«ksch«k. Bo« spanisch - amerikanische«! irrte,«. »Mae Kinley hat für die Provinz San Jago auf Tuba ei« eigene Regierung «tu» gesetzt. »General Brooke, der die «kyeditton «ach Portortco befckltgen wird, «klärt, die Armee sei zu« Aufbruch bereit. Man glaubt, er würde in 14 Lag« 25000 Mann etnschiffen könne«. General Daffield ist am gelben Ficker erkrankt. »Sie au,Havana gemeldet Wick, begannen am Dienstag vormittag um 10 Uhr sieben amerikmfisch« Kriegsschiffe die Beschießung von Manranillo. Durch das hefttge Feuer wmden drei Dampfer in Brand geste«. Spanische Kanonenboote, die im Hafen lagen, liefen au-, um die Stadt zu verteidigen, stran deten aber. DaS Ergebnis des Bombardements ist noch unbekannt. »Auf den Philippinen haben die amerikanischen Truppen und die Sufstündischen neuecklngS ketneFort- schritte gemacht. Wie der deutsche Kreuzer .Kormoran*, der in Hongkong eingetroffen ist, berichtet, ist in Manila alles ruhig. Wettere amerikanische Truppen find bisher nicht ange kommen. Die ganze amerikanische Flotte liegt vor Cavite. — Nach einer Meldung deS , Reuter- schen BüreauS' aus Manila sandte Aguinaldo andenGouverneurAugustin zwei Par lamentäre, um ihn aufzufordern, zu kapitu lieren, da 50 000 Rebellen den Platz um geben, bereit, denselben im Sturm zu nehmen, und Spanien keine Verstärkungen senden könne Augustin erwiderte, er würde bis ans Ende kämpfen, wenn auch hoffnungslos. Aguinaldo findet es äußerst schwierig, sich Manilas zu be mächtigen, wegen der Befestigungen. Die Ameri kaner warten die Vervollständigung der Ver stärkungen ab und werden die Operationen wahrscheinlich erst im September nach der Regenzeit und der großen Hitze beginnen. In Manila fehlt es an Mehl, dagegen ist Reis und Fleisch für mehrere Monate vorhanden. »Wie der Berliner Berichterstatter deS .Stand.' erfährt, machten der französische und der österreichische Botschafter viele Versuche, die amerikanische Regierung über die Bedingungen, unter denen sie Frieden schließen würde, auszuforschen. ES scheine gegenwärtig sehr schwierig, ein Ueber- einkommen zwischen den Kriegführenden zu be werkstelligen, aber man hoffe, Amerika werde, mit Rückficht auf die vielen sehr ernsten Schwierigkeiten, die eS noch zu bewältigen habe, seine Forderungen ermäßigen. Deutschland. »Nach guter Fahrt bei immer mehr auf klärendem Wetter passierte die „Hohenzollern* mit dem Kaiser an Bord am Dienstag vor mittag bei herrlichstem Sonnenschein den nörd lichen Polarkreis. Abends erfolgte die Ankunft in Digermulen. »Eine Sensationsmeldung der ,N. Sayr. LandeSztg.' hat in den letzten Tagen ungemein viel Staub aufgewirbelt. ES war von einem Konflikt zwischen dem Kaiser und einem Bundesfürsten gefabelt worden und man durste auS der Fassung der betreffenden Notiz annehmen, eS sei mit dem „Bundesfürsten* der Prinz-Regent von Bayern gemeint. Inzwischen berichtete das genannte Blatt Wetter: Auf Grund der zwischen Preußen und dem FürstentumLippe abgeschlossenen Militär- konvention verordnete der Graf-Regent von Lippe, daß seine Söhne und Töchter von den Offizieren der Garnison zu grüßen und mit dem Mel „Erlaucht* anzureden seien. Diesem Befehl deS Regenten wurde aber keine Folge gegeben, weshalb derselbe den General zu sich beschied und ihm Vorhalt machte. Dieser gab zu verstehen, daß er seine Befehle vom obersten Kriegsherrn in Berlin und nicht vom LandeSfürsten zu empfangen habe. Der alte Fürst wandte sich nun in einem Schreiben an den Kaiser und bat ihn unter Berufung auf leine verbrieften Rechte, dem Befehl deS Werralene Aiebe. 7s Kriminal-Novelle von Hans Richter. IF-'Mouna.» „Um sie und ihren Entführer gleichzeitig zur Rede stellen zu können. Sie allein hätte mir ihre Abficht direkt abgeleugnet. Einen be stimmten Plan, waS ich thun wollte, hatte ich übrigens nicht. eS war nur die Empörung, die mich hinauStrieb, der Wunsch, den beiden meine Verachtung ins Gesicht zu schleudern. Zurück halten wollte ich sie nicht.* „Sie gingen vor dem Mädchen?* „Nein, ich folgte ihr nach etwa drei Minuten und blieb stets einige hundert Meter hinter ihr, bis wir vor der Kolonie den Schuß hörten und da- durchgehende Pferd des BaronS sahen.* Der Assessor atmete, wie von einer schweren Last befreit, auf, während der Rat Wefsering das Protokoll über Reginas SnSsage vomahm und ablas. Erst jetzt schien Röver zu verstehen, in welchem Verdacht er stand. Ein unartikulierter Schrei entrang sich seinen Lippen; leine ohnehin bleiche Gesichtsfarbe verwandelte sich ins Asch- fahltz, seine ganze kräftige Gestatt erbebte wie ein vom Wetterfturm geschüttelter Stamm. Mt einem wilden, geradezu unheimlichen Ausdruck stierte er auf den Rat, welch«, nach dem er Reginas Aussage zu Ende gelesen, in erhobenem Tone sagte: „Sie gingen also nicht hinter, sondern vor Fräulein Lcktus, Sie selbst, Bäckermeister Röver, find da Möck« deS BaronS Llotenau, wie aus dies« Aussage deut lich hervorgeht, und ttn Namen des Königs —* Der Rat vollendele nicht. Röver war vor- Regenten Achtung zu verschaffen. — Am andern Tage «hielt «folgendesTeegraumr „An de« Regenten vo« Lippe in Detmold. Mei« Genaal hatte vesckl. Dem Regenten, was dem Re gent« gehört, sonst weit« nichts. Im übrigen verbitte ich mir den Ton, den Sie sich in Ihre« Briefe erlauben. Wilhelm l. L* Auch in dies« Form erscheint die Mitteilung so sensatio nell zugespttzt, daß sie hi« nm wiedergegeben Wick, weil fie eben durch alle Zeitungen läuft. » König Alber 1 vo« Vachs« ist vollständig wiederhergestellt. »Eingehende Versuch« mit Brief tauben soll« während des diesjährigen Saisermanöver» «gestellt wecken. Zu diesem Zweck findet gegenwärtig beim MilvL- Rett-Institut zu Hannover in der Behandlung und Handhabung d« Brieftauben ein fünftägig« Kursus statt. »Sine große Militärvorlage wird, wie verschiedenen nationalliberalen Provinzial blättern aus Berlin geschrieben Wick, den neuen Reichstag in sein« ersten Tagung beschäftigen. Außer d« Errichtung eines vierten Eisen bahnregiments und drei« Telegraphen bataillone wird die Ergänzung der auS den vierten Bataillonen gebildeten Regimenter auf drei Bataillone und eine Ver mehrung und Neugliederung der Feldartillerie geplant. ES soll überhaupt die FrtedenSpräsenzstärke d« Be völkerungszunahme entsprechend gesteigert und für diese neue Ordnung ein Quinqueynat (fünfjährige Festlegung) gefordert wecken. Auch in d« Organisation der Kavallerie sollen Aenderungen geplant sein. »Zur Frage der neuen Handels verträge berichtet die .Neue Berl. Korr.' angeblich auS zuverlässiger Quelle, daß im Reichsschatzamt die Arbeiten für den Entwurf eines Zolltarifs für die neuen Handels- Verträge schon seit einig« Zeit im Gauge find, daß ab« die Festsetzung bestimmter Zollsätze bisher noch nicht erfolgt ist. Vielmehr erstrecken sich die Vorarbeiten im Reichsschatzamt in erster Linie daraus, für den neuen Zolltarif einen Entwurf vorzubereiten, d« materiell und formell den Interessen der Industrie und des Handels hinsichtlich d« Feststellung der einzelnen Positionen entspricht. Erst wenn diese Arbeit beendet sein wird, könne an eine Erwägung der einzelnen Zollsätze herangetreten werden. »Gegenwärtig finden amtliche Er hebungen über die in den einzelnen Distrikten wohnenden Polen sowie darüber statt, wieviel davon die deutsche Reichs- angehörigkeit besitzen. Auch hat der Minister deS Innern wied« von den Regierungs« Präsidenten Berichte üb« die nationalpolnische Bewegung eingefordert. »Nach ein« Meldung der.Köln. Ztg.' find die Vorschriften üb« die Berieselung in den Bergwerken den Oberbergämtern zu gegangen, die Veröffentlichung steht in einigen Wochen bevor. Viele befürchten, daß diese Vor schriften das Gegenteil von dem bewirken wer den (durch vermehrten Steinfall re.), was beab sichtigt sei; die Wirkung, die fie auf die Ge- stehungskoften ausüben werden, läßt sich vor läufig schwer übersehen. Frankreich. »Eine überraschende Wendung ist in der Zola-Angelegenheit eingetreten: Zola, der am Montag wegen Beleidigung des ersten Dreyfus- Kriegsgerichts zu 1 Jahr Gefängnis und 3000 Frank Geldstrafe verurteilt wurde, hat am Dienstagabend Paris verlassen, angeb lich, um sich ins Ausland zu begeben. In der Stadt verbreitete sich alSbald das Gerücht, Zola sei geflohen, um sich der drohenden Verhaftung zu entziehen. Schweden-Norwegen. »Ein Schutz- und Trutzbündnis zwischen Schweden und Norwegen an Stelle d« Personalunion wird zm Zett von der Nordischen Linkenpattei angestrebt. Man will keinen gemeinsamen Minister des Aeußern für Norwegen und Schweden und weiß keine andere Lösung dieser schwierigen Frage als — die Auflösung der Union. »alkanftaaeen. »Nach Kreta sanW die Pforte 50 Sol dat« zur Ablösung. Di« Admiral« weigern sich, dieselben landen zu lasten. »Eine Lieferung von 88 Schnellfeuer geschützen stückst«« Kalibers, 30000 Mauser-Repettergewehren md 4»/, Million« Patron« ist seitens der grie chischen Reai 4 runa mit einer der erst« deutsch« WaffeHabrUen vereinbart worben. Die Geschütze, die hauMchltch für die im Kriege verloren gegangenen Kanonen Ersatz bitt« sollen, find binnen sechs Monaten zv liefern, während die Gewehre und Patronen schon innerhalb sechs Wochen von einem «ach Deutschland zu ent- sendende« griechischen Offizier entgegeugenommen werden. »Die BaliS von Makedonien find an gewiesen worden, Liften all« waffenfähigen mohammedanische« Albanesen, die daS 30. Lebensjahr überschritten haben, zu- sammenzuftellen, da eine Einberufung derselben zu 4wöchentlichen Waffenübungen im Spätherbst od« im nächsten Frühjahr be absichtigt werde. ES ist jedoch sehr zweifelhaft, ob di« Albanesen ein« solchen Ordre Folge leisten wecken, da fie einerseits jeder Einreihung in eine reguläre Truppe hartnäckig wtederstreben, anderseits erklären, daß d« Albanese, welcher in d« Regel von Kindheit auf mit Waffen um gehe, ein« periodisch wiederkehrenden Waffen übung nicht bedürfe. Die Pforte wird daher auf dieses Projekt wahrscheinlich ebenso v«- zichten müssen, wie fie dasjenige d« Bildung eines besonderen albanefischen Armeekorps fallen lassen mußte. » In den Kassen derserbischenStaatsS- Monopole wurde etngroß«Unterschletf entdeckt. Durch strenge Untersuchung wurde bisher festgestellt, daß d« Hauptkasfierer der Monopolverwaltung von Einnahmen derselben acht Millionen Frank nicht verbucht hat. Die Philippi«»»». WaS wird aus den Philippinen? Das ist die schwierigste Frage bei dem immer näh« rückenden Friedensschlüsse. Die verschieden artigsten Vorschläge tauchen darüber in Europa und Amerika auf. Während > die Loslösung CubaS und PottoricoS von Spanien als erste Bedingung vorangestellt wird, herrscht hinsichtlich der Philippinen die größte Ungewißheit. An fänglich als die Amerikaner die spanische Flotte bei Cavite zerstött hatten, war die Ueberzeugung vorherrschend, daß die Inselgruppe auch den Spaniern abgenommen und als Republik untn die Aufficht einiger Mächte gestellt würde. Gegenwärtig scheint, namentlich auch in Washington, die Anficht vorzuherrschen, daß es besser wäre, die Philippinen in spanischem Besitz zu lassen. Hierzu ist es wohl angebracht, auch Stimmen aus Luzon zu hören. In Manila ist die Ueberzeugung vorhanden, daß die spanische Herrschaft in keinem Falle wieder- hergestellt werden kann, wenn die Mächte nicht den Archipel in die größte Verwirrung stürzen wollen. D« Aufstand hat in den letzten Monaten an Ausdehnung und Stärke sehr zu genommen, bisher ganz unbeteiligte Landstriche haben sich ihm angeschlossen und die Auf- ständischen haben an Selbftbewußtsein außer ordentlich gewonnen. Danach wäre eS ein nicht unbedenklicher Versuch, die Spanier in ihr alles Verhältnis einsetzen zu wollen, welche schon früher ihre Herrschaft nur mit Mühe aufrecht erhalten konnten und den Aufständischen eine hohe Abfindungssumme zahlen mußten. Für die Beleuchtung der ganzen Sachlage liegen einige recht kennzeichnende Mitteilungen vor. Ein spanisch« General wurde vor mehreren Wochen mit seiner Brigade von den Auf ständischen gefangen genommen und in daS Lager AguinaldoS gebracht. Dort sprach « seine Verwunderung üb« die MannSzucht und Ordnung aus, die allgemein im Lager herrschte. Schon vor mehreren Jahren, als noch die spanischen Truppen sich mit den Aufständischen in offenem Kampfe befanden, waren die Spanier überrascht, daß die Aufständischen ihre Ver- teidigungSwerke, so zum Beispiel die Lauf gräben, nach allen Segeln der Kunst ein gerichtet hatten. Sofsrt wuck« natürlich die Be hauptung aufgesteU, daß deutsch« Offiziere Hilfe gelastet hätten. An diese Erfindung glaubten di« Spanier so fest, daß an den damaligen deutsche« Konsul die Frage gertchtet wurde, ob nicht vo« d« Angehörigen d« deutschen Kolonie, unter denen sich eine Anzahl von Reserve- offizteren befind« einig« fehlten. Sie «hielten natürlich dte Antwott, es fehle nicht ein einziger. / Bekannt ist, daß AgMaldo und sein Anhang auch mit den Amerikanern keine gemeinsame Sache machen wollen, sich ihnen vielmehr feind lich gcgenüberstellen. Daraus ist «sichtlich, welche Schwierigketten die Rigchmg der Philippinenfrage machen Wick. Kon Uah »«k Fern. Verli«. Eine Station zur Erforschung und Behandlung da Tollwut ist bei de« Berlin« Institut für Infektionskrankheiten nunmehr er öffnet worden. In der Anstatt können die von der Tollwut verdächtigen Tier« gebissenen Menschen unentgeltlich nach de« von Pasteur angegebenen Verfahren behandelt wecken. Die Errichtung ein« derartigen Anstalt hat sich als notwendig herauSgestellt, da bisher eine solche in Deutschland nicht bestanden hat und, die Zahl der tollen Hunde anscheinend im Zünehmen begriffen ist. Im Jahre 1897 sind in Preußen fünf Personen, darunter zwei Tierärzte, infolge von Tollwut nach Bißverletzung gestorben. Germersheim., Hi« fand am Sonntag in Anwesenheit von ungefähr zehntausend ehe maligen Angehörigen deS 17. Jnfanterie-Regi- mentS die feierliche Einweihung deS Grund steins für die im Jahre 1870 gefallenen Krieger statt. Viele auswärtige Offiziere waren anwesend. Dortmund. Nachdem in letzter Zeit die Bergleute deS hiesigen Kohlenbezirks öfters von d« Augen- und Wurmkrankheit befallen worden find, ist jetzt die Untersuchung der Bergleute in bezug auf die Krankheiten angeordnet worden. Bei einer Belegschaft auf der Zeche Kaiserstuhl I wmden 20 Bergleute als Augen- und 3 als Wurmkranke ermittelt und sofort den Kranken häusern überwiesen. Reihe. Ein Neißer Lokalblatt hatte die Nachricht gebracht, daß auf dem Schießplätze Lamsdorf, wo sich zur Zett die Feldariillerie- Regiment« Nr. 6 und 21 befinden, bei Schieß übungen ein Hauptmann und sechs, nach einer andern Meldung sogar neun Soldaten schwer verwund« worden seien; dem Hauptmann sollte ein Bein weggerissen worden sein. Diese Mit teilung, die ihren Weg sogar in ausländische Blätter gefunden hat, und infolgederen die be treffenden Truppenteile vielfach durch Beileids telegramme und telegraphische und briefliche Anfragen belästigt worden find, ist, wie der .Schles. Ztg.' von zuständiger Sette mitgeteilt wird, vollständig erfunden. Sie dürfte, wie eine dem genannten Blatte aus Lamsdorf zu gehende Zuschrift bemerkt, wohl darauf zurück zuführen sein, daß d« Berichterstatter des BlaüeS ein« optischen Täuschung zum Opfer gefallen ist, indem er sehr naturgetreu nach gebildete Pappscheiben für lebendige Personen angesehen hat. Gera. Eine in Falke wohnende, an scheinend in den kümmerlichsten Verhältnissen lebende Frau, welche sich, nachdem fie von ihrem Ehemann verlassen worden war, nur vom Betteln ernährte, war in dzn nahen Wald ge gangen, um Holz zm Feuerung zu sammeln. Hierbei stürzte fie von einem Abhang ab und blieb sofort tot liegen. Als der herbeigeholte Polizeiarzt die Todesursache feststellen wollte, fand man in den Kleidern der Leiche 15 Tausend markscheine und 30 Hundertmarkscheine vor. Ein harter Gegenstand, den man anfangs für eine gebrochene Rippe hielt, stellte sich bei näherer Untersuchung als eine mtt 20-Markftücken ge füllte Rolle heraus, deren Wert auf 2000 Pik. festgestellt wurde. Auf welche Weiie die alte dürftig gekleidete Frau in den Besitz einer so hohen Summe gelangt ist, konnte bish« nicht ermittelt werden. gesprungen, hatte ihm daS Protokoll aus der Hand gerissen, zerfetzte eS und knirschte in finnlos« Wut: „Lüge, infame Lüge l ... ich habe — o und fie, die ich so heiß geliebt habe, fie — fie —* Er griff mit beiden Händen in die Lust, taumelte und stürzte schwerfällig zu Boden nieder. 6. Wochenlang lag Oswald Röver im heftigsten Nervenfieber in d« Krankenstation deS Gerichts- gefängniffes, selten bei Besinnung, niemals ver nehmungsfähig. Dennoch wurde die Unter suchung fortgesetzt, wenn auch ohne beträchtliche neue Ausbeute. Eine solche hielt d« Unta- suchungSrichter gar nicht mehr für «forderlich. Aus RöverS und Reginas Angaben hatte er sich bereits ein Bild d« Lhat festgestellt, welches sein« Meinung nach untrüglich war. Sobald sich Röv« wieder auf dem Wege der Genesung befand, wmde auch « fast täglich vernommen. Er leugnete jede Schuld ab, wollte nm hinter Regina hergegangen sein, bis er da» scheugewockene Pferd deS BmonS gesehen habe. Während diese dann auf den Wald zugelaufen, sei er umgekehrt und nach Hause gegangen, um nicht etwa, falls ein Unglück geschehen sei, in den verdacht der Anstiftung zu geraten. Diese» letzt«« Argument klang ziemlich azwungen und bei manche« Detail- od« Querfragen verwirrte sich Röv« od« « sagte das eine Mol anders aus al» bei ein« -wetten Vernehmung. Er selbst entschuldigte diese Wwersprüche teils um der furchtbaren Erregung, in wckcher a sich an jenen^ Montag abend befunden «nd die ihn verhindert habe, sich jeden Einzelumstand genau zu merken, teils mit d« Schwächung seines Gedächtnisses durch das lange heftige Nervenfieber. Für den Staatsanwalt und den Unter suchungsrichter ab« wurden diese Widersprüche zu ebensoviel Beweisen und fie fügten auS diesen und d« Aussage Reginas eine logische Kette zusammen, welcher Röver trotz allen Leugnens nicht entschlüpfen konnte. Ein direkter Beweis seiner Thäterschast ließ sich zwm nicht finden, ab« die mit allem juristischen Scharf sinn geführte indirekte Nachweisung, daß nie mand and«» als « den Mord begangen haben könnte, wm so erdrückend, daß Roden im voraus wußte, die Geschworenen würden nicht ander» als „Schuldig* urteilen. Er selbst konnte nach Einsichtnahme der Akten kaum noch an RöverS Thäterschast zweifeln, wenn auch ihm daS Zeugnis Reginas nicht ganz unzweifelhaft erschien; e» fehlte eben jeder, auch d« geringste Fingerzeig auf einen anderen Thäter. Und in ganz Nautin wm man fest überzeugt, daß kein anderer al« Röv« den Bmon «schossen habe. Jeder wußte ja, wie die beiden zu etnand« gestanden hatten. Merkwürdigerweise beurteilte man diese That bedeutend mild«, als es das Boll sonst zu thun pflegt. Röv« wm ja ganz unerhört gereizt und betrogen worden, schließlich gm in «in« Art Notwehr gewesen, während es von dem Bmon, deffen Sündenregister erst jetzt völlig aufgedeckt wurde, hieß, ihm sei ganz recht ge schehe«. Gegen Regina LebtuS wm die allge meine Gmpörnug so stack, daß sie Nautin ver ¬ lassen und einstweilen in der Kolonie ein Unter kommen suchen mußte. Als selbst d« Assessor von Roden an der Schuldlosigkeit seines Freundes zu zweifeln be gann, gab eS nur noch zwei Pnsonen, welche dieselbe gegen alle Welt behaupteten, Tante Molchen und Gertrud Prietz. Erstere hatte sofort nach ihres Neffen Verhaftung daS Geschäft ge schlossen, Gesellen und Lehrjungen entlassen, ließ die Nautin« ihre Brote und Semmeln laufen, wo fie wollten und zog sich von all« Wett zurück. Ihr einzig« Verkehr wm Gertrud. DaS hübsche, blonde Mädchen litt sichtbar und auch Tante Molchen mußte inne werden, daß Oswald hi« an einer Blume achtlos vorüber gegangen w«, welche doch nur sür ihn blühte. Die beiden Frauen lebten-nur noch füreinander, beständig Pläne schmiedend, wie fie dem armen Gefangenen helfen könnten, bi» Herr Prietz fand, daß sich die Leut« mtt diesem Treiben sein« Tochter mehr al» nötig zu be schäftigen begannen. Vordem hätte « e» wohl ganz gern gesehen, wenn sein GeschästSnach- folg«, ein so gut situierter und tüchtig« Meister wie nur je ein« am Backofen schänden, sich für Gertrud interessiert hätte. Unt« den jetzigem Umständen aber konnte ihm nicht» daran liegen, wenn ihr Benehmen den Leuten Anlaß gab, fie — wie man so sagt — mtt Röv« inS Gerede zu bringen, und km, entschlossen schickte « fie eine» Tage» seinem Bett«, dem Först« Wiedebach, in dem nahen Forsthaus« Grünthal zur Erholung, hieß e», und da» rosige, blüheu-e Mädchen war in den wenigen Wochen Mich wirklich recht blaß geworden.
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