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Aurrthal Heilung. Allgemeiner Anzeiger für die Stadt Aue u. Umgebung. s 4 Freitag, den 1b. Juli 1898, U. Jahrgang 1 «erannvortlicher Redakteur -egemeifter, Aue s Erzgebirges Redaktion u. Expedition: Aue, Marktstrane. «»uw-»., S-W"'»' «-n»..«., Mit z NamiNenStätter«: Arsystnn, Orte Heiller, Aettspiegek. ««»««»meutSpret* ipN. der 8 werthvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringrrlohn t DSk. durch die Post 1 Mt. Auferckt« die einipaltige Petitjeile 10 Pfg. amtliche Inserate die CorpuS-Zeile 2b Ps. Reklamen pro Zeile 20 Psg. Alle Postanstalten und LandbriestrSger nehmen Bestellungen an Aus Sachjett imo Uui-edullü. — Das Landgericht Zwickau verurteilte den Gärtner ünd Scherenschleifer Heimer aus Glauchau wegen An schneidens von 2« Straßenbäumen zu der exemplarischen Straf« von 13 Monaten Gefängnis. - — In Chemnitz hat man einem Wunderdoktor das Handwerk gelegt. Der 87 Jahre alte Gärtner und Kräu terhändler Karl Stöbert Kirsten aus Hohenstein reiste seit Jahren im Lande umher, ließ Zettel mit der Aufschrift j>Mahnwort an Kranke" und einer Menge angeblicher Anerktnnungsschretben verteilen und kam schließlich selbst ßu den Leuten. »Sie sind kran." oder "Sie müssen et was thyn, sonst sind Sie in einem Vierteljahr tot", so begann er die Unterhaltung nnd fügte dann regelmä- tzig hinzu; „Ich bin Küsten selbst, von dem Sie auf je den Fall gehört haben werden. Bet mir können Sie un- fchlbar« Mittel gegen jede Krankheit bekommen". Der Umstand, daß Kirsten sich seine Leme nur aus dem plat- ten Lande aussuchte und denselben durch gewandtes, st- chere- Auftreten zu imponieren verstand, machte es ihm möglich, «ine ganze Anzahl Leichtglänbiger über» Ohr zi» hauen. Er lieferte ihnen Thee und ganz gewöhnliche Tinkturen für die er sich dann vtelmal mehr bezahlen ließ, als er selbst bet einem Chemnitzer Drogisten gege- den hatte. So erlangte er für ein Päckchen Kräuterthee, das 4u Pf. wert war 8 Mk. — Neven diesen finanziel len Erfolgen brachte ihm der Schwindel allerdings auch noch v Monate Gefängnis ein, die ihm das Land g«° richt »ufrrlegt«. Leipzig, 8. Juli. Um für den baumarmsn iysten per Stadt Wald zu schassen, hat di« Ltadtgemeinde nach Stötteritz zu große Flächen zu Aufforstungen angekauft und für dieses Jahr wiederum 10 000 Mark für Wald- anpflanzungen bewilligt. Leipzig, 7. Juli Noch vor den Ferien werden sich die Stadtverordneten mit dem Neubau des Rathauses, bezw. der Ausführung desselben unter Beibehaltung des Turmes der alten Pleißenburg, zu beschäftigen haben — dann aber soll der Bau unverzüglich in Angriff genom men werden. —Die Bewegung, die Auszahlung der Löh ne vom Sonnabend aus einen andern Wochentag zu oer- egen, ist hier vollständig zum Stillstand gekommen, nur rn den graphischen Gewerben wird mit wenigen Ausnah men bereits Freitag ausgezahlt. — Ein hiesiges Blatt meldet, daß die Kgl. Sächs. Beamten aufgefordert werden ollen, Alle Vereine u nennen denen sie als Mitglied ange- sören. Die Kontrolle der Angaben soll gefunden werden n der Einforderung der Mitgliederverzeichniss e durch die Vorstände. Die gleichen Anfragen sollen auch an die in Staatsbetrieben beschäftigten Arbeiter gerichtet werden. — AIS ein internationales Hochstaplerpaar stellen sich die Eheleute Krause heraus, welche wegen des Karlsbader Juwelendiebstahls vor dem hiesigen Landgericht stehen. Krause ist außerdem der Unterschlagung von 2000 Mark zum Schaden eines Elberfelder Versicherungs-Unterneh mens aygeklugt. Er ist wiederholt mit seiner Frau, die er zur Dirne machte, in Monaco, Nizza und anderen Spielhöllen gewesen, ebenso hat das Ehepanr säst sämt liche europäischen Hauptstädte besucht. — Der Fehlbetrag der Leipziger Ausstelung wird neuerdings aus ein Drittel der Bürgschaftssumme geschätzt. — Das mitteldeutsche Bundesschießen in Leipzig macht wenig von sich reden. Der Besuch des Festplatzes w« zum teil infolge des schlechten Wetters, ziemlich schwach. — Der große Diebstahl, der in Plauen aufgedeckc wor den ist, beschäftigt die Gemüter immer noch lebhaft. Rät selhaft ist es, von wem dieser Tage eine große Kiste mit Stickereien zur Beförderung nach Pausa aufgegeben wor den ist. Die Kiste, für etwa 8000 Mark Waare enthal tend, ist in die Hände oer Polizei gelangt. Die Waaren sind bereits zum Theile als gestohlene erkannt ivorden. In einem einzigen Geschäfte sind angeblich für etwa 12000 Mark Tüll und Stickereien gestohlen worden. Am Schleizer Lehrerseminar besteht die anerkennenswerte Einrichtung, daß der BezirkSarzt den Abiturienten Unterricht in den ersten Hilfeleistungen bei UnglückssäUe» giebl. Für die vielen Dörfer die krinen Arzt haben ist es sehr angenehm, wenn der Lehrer des Ortes die nötigste Hilfe gewähren kann, bi« der Arzt zur Stelle ist. — Für die Beförderung von unverpackten Zweirädern sollen am 1. September dss. Js. neue Bestimmungenarft den preußischen Staatsbahnen in Kraft treten. Danach er- solgt die Abfertigung nicht mehr an den Gepäckavferti- gungsstellen, sondern in einfacher Welse an den Gepäck wagen der Züge durch die Packmeister. Die Radfahrerhaben ihre Räder an die Packwagenzu bringen und bei Ankunft daselbst avzuholen. Aus Unterwegsstationen beim Wechsel des Packwagens hat der Radler gleichfalls sein Rad aus dem einen in den andern Gepäckwagen zu bringen. Für die Beförderung der Räder ist eine Fahrradkarte an den Schaltern zu lösen, die im ganzen Gebiet der Staatsbah nen für jede Entfernung SO Ps. kostet. Leipzig, 6. Juli. Seit 18 Jahren pflegt man hier die Entsendung armer Mnder, welche der Erholung bedürfen in Ferienkolonien und 9884 Kleinen ist diese Wohlthat bisher zu teil geworden. Leider können nicht alle Wünsche befriedigt werden, denn auch diesmal haben sich 2000 Kinder gemeldet, aber nur 18000 Mk. stehen bisher zur Verfügung, sodaß gar viel« der Bedürftigen unberück sichtigt bleiben müssen. —In dem Landesverratsprozes se gegen den Bildhauer Ltelnlen Und den ReisendenDus- sard warf da« Reichsgericht heute auf Grund des Spto- nagesetzes l'/, Jahre Zuchthaus und 2 Jahre Ehrverlust gegen ersteren und 2 Jahre Zuchthaus, sowie 5 Jahre Ehrverlust gegen Dussard aus. An» 27. September oo- rigen Jahre« wurden die Leiter des Maurerstreiks wegen Körperverletzung, bezw. Anstiftung hierzu zu mehrmona- tigen Gesängnisstrafrn verurteilt. Aus erhöbe»»« Revision erwleS da« RetchSgericht die Sache in die Vorlnstanz zu rück, weiche heute unter Uebernahme der Kosten äus die Staatskasse auf Freisprechung aller Angeschuldigten er kannte. — D,« Ausstellung der Deulkchen LandwirlschafUgesell- schäft in Dresden hat Awa 100000 M. Defizit. Die Deut sche Landwtrlschafr«g«sellschasl deckt den ganzen Fehlbetrag al- lem, obgleich di« Slädt Dresden von der Ausstellung viele Borte»!« g«hadt hat. Im Gegensatz zu anderen Kongressen nnd Wanderversammlungrn, bei denen iin ganzen nur die Aus dem Auerthal und Umgebung. MttttzGSwwG«» Iveate« Lwteresf« »er Revaettnn »«es »tursmmev. Ein Grotzfeuer wüthete gestern Mittwoch in» benach barten Zschorlau. Im Gasthof „zum Rotz" daselbst kam auf bis jetzt unaufgeklärte Weife Feuer aus, was bei der alten Bauart des Gebäude» schnell um sich griff. Bald brannten auch die Wohnhäuser von Wilh Möckel ünd Meyer, das Feuer breitete sich immer mehr aus, so daß außer diesen auch noch die Wohnhäuser von Becher und Klötzer in Asche gelegt wurden. Bei dem schnellen Umsichgreifen des verheerenden Elements konnte wenig gerettet werden, und obgleich die Feuerwehren von Zschorlau, Auerhammer, Schneeberg und Neustädtel sich sehr thätig zeigten, mußte in den Nachmittagsstunden noch die Auer Feuerwehr herbeigerusen werden. DaS Unglück ist um so bedauerlicher, als in letzter Zeit ver schiedene so große Brände unser» Ort hetmgesucht haben. — DaS Königliche KulluSmimstrrunl» hat den bisherigen Lehrer an hirfigrr Realschule, Herrn oaück. rsv. miu. Pflug beil, Hum Oberlehrer ernannt und Herrn vr. xtül. Gerbet Urlaub, sowie «in Stipendium zur Lheiln.chme an einem Kur sus an der Genfer Unwerfität gewährt. Orffeutliche Sitzung des Bezirksausschusses zu Schwarzen- HchH Sonnabend, den 22. Juli 1898 von Nachmittags 8 Uhr W im BerhandlungSsaale der «gl. Amlshauplmaimschaft Schwarzenberg. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in der Hausflur de« qmuhauptmannschaftlichrn Dienstgesiä»»- HM zu ersehen. bi« Klvva: Rich. Günther in Aue betreffenden Folium ISS deS Haiidrlewegqter« für NeustädtesAue und die Dorsschaftt,» ist verlautbart worden, daß dirzeitherigeJn- haboin Krau Clara Ernestine verw. Günther ged. Gunther in An« auSgeschiedrn und daß Herr Julius Gustav Albm Hofmann, Kaufmann in Aue, Inhaber oer Firma geworden >si. Schwarzenberg. Beim Sandgraben wurde am Mon tag Abend gegen 6 Uhr in der Nerge'schen Sandgrube Himer dem Gottesacker ein 46 Jahre alter tschechischer Arbeiter durch eine niederstürzende Erdwand verschüttet. Nach der AU-grabung war der Tod durch Erstickung be- reit« eingetreten. Eibenstock, 13. Juli. Die Befürchtungen, daß die Speise»», welche in unserer neugegründeten Kochschule -übereilet werden, vielleicht keinen Absatz finden würden, haben sich durchaus nicht als begründet erwiesen; im Ge genteil, finden dieje Speisen reißenden Absatz, da die Zu- t Ätung «ine gut« und saubere ist. Eine Portion mit tisch kostet 22 Psg., ohne Fleijch 12 Psg. Namentlich strd auch von böhmischen Arbeitern vielfach das Mittags, essen der Kochschule entnommen. Kirchberg, >1. Jul». Die hiesige Bürgermeisterstelle ist zu besetzen, mit der zunächst ein Einkommen von 5000 Mk. verbunden ist. - -8 Rr.82 Bierwirtschastrn und Zigarrenhändler gute Geschäfte machen, dürften diesmal viele Geschäfte der Bekleidung«-und Toilel- tea-Jndustrie, die Händler m»t Luxus- und Kunstwaren, Ju weliere rc. mit Zufriedenheit auf den Erlös zurückblicken. Die feineren Gewölbe Dresden« waren oft mit recht zahlungsfähi gen Käufern gefüllt. In den Hotels war kein Zimmer un besetzt; auch ibOO Privatwohnungen find vermietet worden. Die Droschken und die anderen VerkehrSanstalten haben auch alle Ursache zufrieden zu sein. — Zu einem Dresdener Arzte kam dieser Tage ein fein gekleidete» Fräulein und hat um Hilfe, da der Knöchel be richten Fußes seit einiger Zeit sehr geschwollen sei. Nachdem der Arzt den kranken Fuß eingehend untersucht.hatte, Erklär te er dem feinen Fräulein, daß er zum Vergleich« auch den linken Fuß sehen müsse. O weh! Panischer Schrecken er- griff da« schöne Fräulein — es wurde schreckensbleich. Der Arzt fragte seine Patientin erstaunt, ob sich ein Unwohlsein bei ihr eingestellt habe. Da« war nicht der Fall, denn sie schüttelte mit ihrem blonden Lockenköpschen. Stach einigem Zögern kam r« aber von ihren rosenroten Lippen: „Ich kann den linken Fuß beim besten Willen nicht frei machen, da ich nur den kranken Fuß gewaschen habe." — In Borna spielte das bjähng« Söhnchen des Maurer« Sporbert mit Streichhölzchen, sttzie seine Kleider in Brand und verletzte fich so, daß es wahrscheinlich sterben muß. — In Penig wird an» i.Noveinber voraussichtlich elek trische Beleuchtung eingeführt werden. DaS Licht wird er zeugt in der von der Stadt angekauften früheren Mühle in Thierbach. — „Sie" ist nämlich ein noch nichtlüjähriger üppiger Backfisch zy Dresden, „Er" ein Jahr älter und Anwärter au^einen va kanten Ninisterseffel, jetzt allerduig« iwch Sekundaner einer Dresdener Lehranstalt. Beide lernten fich aus der Eisen- bahn kennen, empfanden eine Zuneigung für einander und harmonierten namentlich in dem Gedanken, daß r« fich in dem freien Amerika, dem Lande der frühen Ehen, weitaus vernünf tiger leben lasten müsse, als bei uns. Mochten nun die bei derseitigen Gedanken beim Unterrichte schon im fernen Westen weilen, oder geschah dies au« rmer anderen Ursache, kurz, beide brachten herzlich schlechte Zrnsurrn mit nach Hause, de nen natürlich die üblichen Strafpredigten aus dem Fuße folg ten. Empört ob dieser Barbarei der allen Welt faßten beide einen kühnen Entschluß - sie wollten eiufliehen und sich in Amerika trauen lasten. War die Trauung erst vollzogen, dann müßten die Eltern ihren Segen von allen» geben. Also kurz und gut, sie bereiteten alles heimlich vor — Gretchen packt ihr Köfferchen und nimmt bei dem nichtsahnenden Papa eine Anleihe von 2000 Mk. aus seinem Sekretär auf; er, der Paul, versieht fich mit dem unentbehriichen sechsläufigen Re- volvrr, dem breitkrämpigen Funmrhule und den notwendigen Langschäftern, um in der neuen Well gehörig auftreten zu können und zur bestimmten Stunde treffen sie sich am Haupt bahnhof. — „2 Hamburg Schnellzug zweüer!" verlangt er, dann schnell in« Kupee — ein Pfiff — ade Europa ! — Ihr ist'- allerdings ein wenig ängstlich geworden, aber »nit der Zeit gewinnt sie wieder Mut und malt fich während der lan gen Zett dir Zukunft-Herrlichkeit in Gedanken aus. — Ge- gen Abend treffen sie in Hamburg ein. Ermüdet steigen sie au» dem Zuge und wollen eben einen Fiaker nach dem Ho tel nehmen, al« sie plötzlich ihren Namen rufen hört. „Ah, guten Abend, Fräulein Gretchen B . . .!" sagt höflich rin Herr in eleganter Toilete, den Hut artig lüftend. Sie fragt überrascht: „Mit wem habe ich denn die Ehre ?" Der Herr antwortet: „Ich bin der Potizrikommifsar Werner, und wer de St« beide morgen nach Dresden begleiten, jetzt bitte ich Sie, mir zu folgen l" — Am ander»» Abend befanden fich die beiden Europamüdrn wieder in Dresden I — Wozu wohl Minna B,'s Dienstmädchen in der Markthalle rin« so große, biegsame Ruth, und Papa . . . einen Rohrstock geholt haben mochte? Die Dirnstmagd Bangemann, ein 18jährige« Mädchen, hatte ihr Kind bald nach der Geburt vorsätzlich getötet. Da alte Lied vom verlassenen Mädchen I Die Geschworenen bil- ligten wildernde Umstände zu und erkannten auf drei Jahre Gefängnis. Am großen Ostragehege ertrank bet einem Slbübergange mit Pferd der Bardereiter Fischer. «r war «in guter Schwimmer weshald man an- ntmm», daß er durch da« sich überschlagend« Pferd verles» wer»«, ist. «in anderer Soldat kam gleichfalls in Gefahr, »och wurde ihm rechtzeitig Hits,. — Ein öjiihrige« Kind »es Lehrer« B. in Gottleuba wurde von einem Geschirr au» der Fischermühl« überfahren. Di« Rio«, ginge« über Brust und Leib. Da» Kind starb gegen Abend. Srul-Mr S5 M Seid« von 7» Pfg. di« AN. 18,SS per Met. — iu de» «vderiistmchk. weben, Farben und Dessin«. Sa p«t«w psew- » Moaekrai in, Ntw«. Muster umgehend. « s. «GAGßGl 'ß 8»K^-kAdr«kW (lt. 8. It. AsL,) rtrktz.