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Auerthal-Zeitung : 07.11.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189711071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18971107
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18971107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-11
- Tag 1897-11-07
-
Monat
1897-11
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 07.11.1897
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VEifch- zr»«kschl«. re»tschl««d. *Da» Kaiserpaar nah« am Mttwoch an der Hubertu-jagd im Grünewald teil. "Der Kaiser trifft Montag, 8. Nevember, früh in Hirschberg et» und begibt sich zu Wagen durch die Stadt tut Heber- schvemmungSgebtet de» Bober nach der Borstadt Sechsstätte. Nach einftündigem Aufenthalt fährt der Kaiser -u Wagen rach Warmbrunn, GierSdorf, Birkigt, Kmmmhübel und Brückenberg zur Besichtigung der durch da» Hochwasser das Jacken, des (SlerSdorfer Wasser» und der Lomnitz angerichteten Schäden. Auf der Wciterfahrt nach Breslau trifft der Kaiser gegen 2 Uhr auf der Station Zillerthal ein. * Der Staatssekretär des Reichs-Marine. amtS, Kontre-Admtral Tirpitz, sollte vom Prinz-Regenten von Bayern in München am 6. d. vormittag» in Audienz empfangen werden. »Der Reichskanzler hat die Bundes regierung« von neuem um eine Mitteilung darüber ersucht, welche Erfahrungen bisher bei der Durchführung der Bäckereiverord nung gesammelt find. "Zu dem Streitfälle mitHaiti wird von hier aus festgestellt, daß der deutsche Ge schäftsträger weder die Beziehungen mit der republikanischen Regierung in Port au Prince abgebrochen noch überhaupt den Abbruch nm angedroht hat. * Der preuß. Kultusminister hat in einem Rundschreiben die Regierungspräsidien ersucht, ihm darüber zu berichten, ob und welche Miß stände auf dem Gebiete der Gesundheitspflege infolge FreigabederHeilkundein ihren Bezirken nachweisbar hervorgetreten seien. * Von einer Landtagsvorlage betreffs der preuß. Staatsbahnen wird gesprochen. Sn der Berliner Börse verlautete von dem Be- vorstehen einer Vorlage wegen eines großen Kredits für die Staatsbahnen. Auch von großen Aufwendungen für die bayrischen Staats bahnen wurde gesprochen. * Nachdem die von dm Militärbehörden zu Notstands-Arbeiten im Ueber- schwemmungSgebiet gestellten Kom mandos nach Erledigung ihrer Aufgabe, die zunächst gefährdet« Stellen zu schützen, nun mehr zurückgezogen find, beginnt man von der Ermächtigung deS preuß. Ministers deS Innern, zu den weiteren Aufräumungsarbeiten, in den Fällen, in denen einheimische Arbeiter nicht zur Verfügung stehen, Strafgefangene zu verwenden, Gebrauch zu machen. Die Kosten der Wieder- herstellungSarbeiten und mithin die Lasten der betroffenen Kreise werden sich dadurch nicht un erheblich vermindern, da laut offiziöser Mitteilung die für den Kopf und Arbeitstag zu zahlende Entschädigung auf nur 80 Pfennig bemessen ist. Hierin find sämtliche Unkosten begriffen, ausge nommen die durch die Unterbringung der Ge fangenen und die Vorhaltung von Arbeitsgerät entstehenden, welche von den Arbeügebern zu tragen find. * ES ist amtlich angeordnet worden, daß die zu vorübergehender Beschäftigung in inländischen Betrieben zugelaffenen russisch-polnischen Arbeiter spätestens am 15. November jedm JahrcS in ihre Heimat zurückzukehren haben, und daß mit sofortiger Ausweisung gegen diejenigen Arbeiter vorzugehen ist, die sich über den 15. November hinaus im Inland aufhalten. * DaS erste auS Staatsmitteln erbaute Korn hau» ist inJanowitz, Provinz Posen, fertiggestellt worden. Den Betrieb leitet eine Genossenschaft, die dem Raiffeisenschen Verbände angehürt. Auch der AnfiedelungS» siSkuS ist Mitglied der Genossenschaft. * AlS einstweiliges Ergebnis der nach O ft - asien entiandten Kommission gewerblicher Sachverständiger liegen schon umfang, reiche Berichte vor. Außerdem hat sie viele Proben, Muster und Prospekte cingesandt, die sich augenblicklich im Reichsamt deS Innern be finden. Die Berichte find zum Teil schon ge druckt r vorläufig find sie aber ihres vertraulichen Charakter» weg« nur denjenigen Mitgliedern de» Zentralverbandes deutscher Industrieller zu- gegangen, welche sich unmittelbar an der Ent sendung dieser Kommission beteiligt haben. OeKerretch-Umgar». »Alle Gerüchte über den Rücktritt de» Grafe» Ladent haben sich nicht be wahrheitet: Wie au» Wien gemeldet wird, hat Kaiser Franz Joseph am Mittwoch vormittag dm Ministerpräsidenten in längerer Audienz empfangen. Man ist in den österreichischen Regierungskreisen offenbar nicht gewillt, der deutschen Opposition zu weichen, vielmehr den Kamps gegen die Obstruktion energisch fortzu- setzen. Die Deutschen dürften indes nichts schuldig bleiben. »Im Wiener Gemetnderate erklärte der Bürgermeister Dr. Lueger, er sei vollkommen unwahr, daß er irgendwie mitgewirkt habe, die Obstruktionsparteien zu vergewaltigen. Er wies sodann die in dem Briefe des Professors Mommsen an die ,Neu» Freie Presse' ent haltene Beleidigung der Wiener Bevölkerung, welche in den Worten liege, die Bevölkerung sei lendenlahm, volkloS und ehrlos, entschieden zurück und rief Mommsen zu: „Hand weg von Oesterreich!" Fsra«kr«i». »Die zur lateinischen Münz kon- vention gehörigen Staaten haben eine Ver einbarung getroffen, nach der fie daS Recht haben, über die bisherige Grenze hinaus neue Silberscheidemünzen, und zwar einen Frank auf den Kopf der Bevölkerung, zu prägen. Frankreich darf seinen Vorrat um 130 Mil lionen Frank vermehren. Schweiz. »Der BundeSrat hat gegen den brasi lianischen General-Konsul Dr. Pedro Sodre in Genf eine Untersuchung eingeleitet. Er ist beschuldigt, in gesetzwidriger Weise Propaganda für die Auswanderung nach Sao Paulo in Brasilien betrieben zu haben. Spanten. »Endlich schreitet die spanische Regierung gegen diekarlistischen Umtriebe ein. Sie schickte einen Herrn Sitges als außerordent lichen Bevollmächtigten nach Aragonien, Navarra und den baskischen Provinzen, um die unruhige Bevölkerung zu überwachen. In der Nähe von San Sebastian fand man zwei Waffenschmiede lager, welche aber nicht beschlagnahmt wurden, sondern nur sorgfältig überwacht werden sollen, bis man einen großen Schlag führt und gleich- zeitig in Saragossa, HueSca, Navarra und Castellon de la Plana vorgehen wird. (So hat eS die Regierung beschlossen. Warum läßt sie denn aber daS Vorstehende, daS die Karlistcn sicher aufmerksam machen muß, in einer Zeitung verkünden?) * Die Mission deS Marschalls Bianco auf Cuba soll, wie er selbst einer Abordnung von Preßvertretern gegenüber erklärte, eine vor wiegend friedliche sein; nur im Notfälle werde er zum Schwerte greifen, um Spaniens Rechte zu verteidigen, den Krieg aber nur gegen die Männer, nicht gegen die Frauen und Kindei, führen. Leider wird er kaum in die Notwendig keit kommen, seine friedliche Aufgabe hinter die kriegerische zurückzustellen — denn die Auf ständischen scheinen nicht nachgeben zu wollen. Zahlreiche hervorragende Kubaner, darunter viele bisherige Autonomisten, erließen ein Manifest, in dem erklärt wird, die Cubaner könnten nicht die Selbstverwaltung, sondern nur die volle Unabhängigkeit annehmen. Balkanstaate«. »Der zum provisorischen Gouverneur von Kreta auSersehene Oberst Schäfer weilt noch in Wien, wo er, allem Vermuten nach, mit Graf Goluchowski noch vor dessen Abreise nach Italien konferieren wird. Oberst Schäfer hat die Zustimmung sämtlicher euro päischer Mächte; seine offizielle Präsentation bei der Pforte wird aber erst dieser Tage erfolgen. Wenn von türkischer Seite Einwendungen gegen seine Ernennung, wie bisher gegen jeden Kan didaten, laut geworden sein sollten, so hält man den Einspruch durchaus nicht für endgültig und für unüberwindlich, wenn erst dec Kandidat Sesamteuropa» al« solcher dem Suva« offiziell bezeichnet worden sei» wich. »In Besprechung de» HandschreibmS de» serbische« König» an den Minister präsidenten «torgiewt 1 sch und de» jüngsten Rundschreiben» a« di« Vertreter Serbien« im AuSlande billigt da» .Fremdenvlatt' durchaus den kundaegebmen Entsch'uß, die freundschaft lichen Beziehungen zu allen Mächten zu pflegen. Die Zett, wo Rußland und Oesterreich- Ungarn rivalisierten, ist vorüber, Oesterreich- Ungarn strebt keine Vorzugsstellung in Belgrad an und begnügt sich gern mit guten Beziehungen. DaS .Fremdenblatt' ist überzeugt, da» russische Kabinett stehe auf dem gleichen Standpunk, beide Kabinette wollten den Frieden auf der Balkan-Halbinsel; somit wird ein friedliche Politik treibende» Serbien die Freundschaft beider besitzen. «Ke». »Die Erstürmung de» Archanga-Paffe» in Nord-West-Indien ist den englischen Truppen wider Erwarten sehr leicht gemacht worden. Die Afridis wichen schon nach einer mehrstündigen Beschießung durch die Artillerie, ohne den Angriff der Infanterie abzuwarten. Der Aufstieg in den Paß war nicht mit beson deren Schwierigkeiten verbunden. preußische Kultus -Ministerium blickte am Mittwoch auf ein 80jährigeS Bestehen zurück. DurL Allerhöchsten Erlaß vom ersten November !817 wurden die Abteilungen der Unterricht»-, geistlichen und Medizin-rl-Angelegen- hciten vom Ministerium deS Innern, dem fie bis dahin angehörten, abgezweigt und zu einem selbständigen Ministerium erhoben. Diese Zweige der Verwaltung standen bisher unter der Leitung deS Herrn v. Schuckmann. Zum ersten Kultus minister wurde der Frhr. Stein zum Altenstein ernannt, der sich große Verdienste um die Hebung der Universitäten sowie des gesamten Unterrichts. Wesens erworben hat: die Universität Bonn ist unter ihm begründet. Sein größtes Werk aber ist die Einführung der allgemeinen Schulpflicht. Er stand bis 14. Mai 1840 an der Spitze deS Ministeriums. Bis 8. Oktober desselben JahreS führte dann Ministerialverweser Ladenberg die Verwaltung, an welchem Tage Eichhorn zum Kultusminister ernannt wurde. Bei der Bildung des Ministeriums Auerswald-Hansemann am 25. Juni 1848 übernahm dann RodbertuS das Portefeuille deS Kultus, behielt es aber nur neun Tage, bis 4. Juni. Bis zu seiner defi nitiven Ernennung zum Minister am 8. Novem- ber führte dann Ladenberg wieder interimistisch die Verwaltung, der dann bis IS. Dezember 1850 Kultusminister blieb. Unter ihm wurde 1850 der evangelische Oberkirchenrat gegründet. Auf ihn folgte Raumer, unter dessen Verwaltung die Regulative für die evangelischen Seminare und Volksschulen erlassen wurde. Am 18. März 1862 wurde H. v. Mühler zum Kultusminister ernannt, dessen religiöser Standpunkt ihn in Konflikt mit dem katholischen Klerus brachte und den Kulturkampf herbeiführte. Unter der Leitung seines Nachfolgers, Falk, vom 22. Januar 1872 bis 14. Juli 1879, erfolgte die Aufhebung der obengenannten Regulative, erschienen die Kirchen gemeinde- und Synodal - Ordnung und die Generalsynodal-Ordnung. Seine Hauptthätigkeit nahm aber der Kulturkampf in Anspruch. Unter Herrn v. Puttkamer, vom 14. Juli 1879 bis 18. Juni 1881 kam die neue Orthographie zu stände. Am 18. Juni übernahm v. Goßler Las Portefeuille Auf ihn folgte am 12. März 1891 Graf v. Zedlitz - Trützschler, der am 21. März 1892 seinen Abschied nahm. Seit dem 23. Mär- 1892 steht R. Bosse, bis dahin Staatssekretär im Reichs-Justizamt, an der Spitze deSKultuS- MinisteriumS. Kon Mast imd Fern. Mainz. Die Veranstaltung der deutschen Nationalfeste, um welche die Stadt Mainz sich bewirbt, wird in den nächsten Tagen den städtischen Finanz-Ausschuß beschäftigen. Von der Stadt wird ein Beittag von 200 000 Mark zur Erwerbung eine» Gelände» zwischen Elben- Heim und Castel verlangt. DreSde«. Eine Anzahl von Bahnbeamten auf dem Hauptbahnhof Dresden hatte sich kürzlich über Ueberbürdung im Dienst beschwert. Die Genera'-Direktton der königlich sächsischen StaatSeisenbahn« hat, wie Dresdener Blätter melden, eine eingehende Untersuchung eingeleitet, wobei e» sich herauSgestellt hat, daß die be treffend« Beamten nach einer allzulange» Dienstzeit thatsächlich überbürdet gewesen find und daß fie die» in Worten zum Ausdruck gebracht haben. Eine eigentliche Dienstver weigerung, von der in einzelnen Blättern die Rede war, hat jedoch seitens der Schaffner nicht stattgefunden. Nürnberg. Der japanische Pioniermajor Tokeschi Kitagawa weilt zur Zett hier bet der ElekttizitätS-Aktiengesellschaft, vormals Schlickert und Komp. Major Kitagawa wurde von seiner Regierung nach Nürnberg gesandt, um hier für die Dauer von acht Wochen sich in der ge nannten Anstalt mit den von dieser her gestellten Einrichtungen für HeereSzwecke vertraut zu machen. Kiek. Im Atter von 102V- Jahren ist die Konventualin deS Kloster» Preetz, Fräulein Adolphine v. Ahlefeld gestorben. Sie war am 12. April 1795 geboren. Ihr Geistesleben war noch vor kurzem verhältnismäßig frisch und vor einigen Jahren konnte fie noch einen schweren Knochenbruch überwinden. Stade. Der Niedergang eines von Berlin kommenden Luftballons verursachte in einem Dorf bei Scheessel eine furchtbare Panik. Eine alte Frau, welche gerade auf dem Felde be schäftigt war, glaubte, „der Mond hätte sich losgelöst", weshalb fie schleunigst mit großem Geschrei dem Dorfe zueilte. Andere glaubten, die Welt ginge unter. ES soll ein ohren betäubender Spektakel im Dorfe gewesen sein, den man schon in größerer Entfernung hat hören können. Liegnitz. Im hiesigen Gerichtsgefängnis machte in der Nacht zum Sonntag der Arbeiter Paul Scholz auS Krickicht, Kreis Lüben, seinem Leben durch Erhängen ein Ende. Scholz war in Untersuchungshaft genommen worden, well er vor einiger Zeit.seine eigene Schwester im Streit erschlagen hatte. Seine Aburteilung sollte demnächst erfolgen. Greifenberg. Bei einem Brande im Hause deS Gastwirts Kallhof ist am Freitag der Sohn ums Leben gekommen. Er war gegen Abend mit einer Laterne nach dem Heuboden gestiegen, um die Pferde zu besorgen. Bald danach schlugen Flammen auS dem Giebel hervor. Wahrscheinlich ist der junge Mann gestrauchelt, die Laterne fiel ihm aus der Hand, das Heu faßte Feuer und der Rauch erstickte den Unglück lichen ehe er sich retten konnte. Hilfe war bald zur Hand; aber alles hatte sich so schnell ab gespielt, daß mm nur einen halbverkohlten Leichnam aus den Flammen hervorziehen konnte. Landau. Der Blitzzug Basel-Köln, der um 1 Uhr nachts in Landau eintrifft, fuhr in der Nacht zum Sonntag in voller Kraft auf eine größere Anzahl auf dem Geleise stehender Güterwagen, die der Rangiermeister wegzustellcn vergessen hatte. Der Anprall war so gewaltig, daß die Güterwagen einen haushohen Trümmer haufen bllden. Die Lokomotive des Schnell zuges stellte sich quer über das Geleise. Trotz dem wurde nur ein Reisender verletzt. Als der Rangiermeister das Unglück sah, wollte er fich selbst ent'eibcn; er stellte sich zwischen zwei manövrierende Wagen und kommandierte „Schlag bei". Er erreichte jedoch sein Vorhaben nicht, denn er wurde wohl schwer an den Rippen verletzt, eine Lebensgefahr soll jedoch nicht be stehen. Wie behmptet wird, soll der Rangier meister Tag und Nacht im Dienst gewesen sein. Dichter Nebel verhinderte, daß der Mann im letzten Augenblick noch auf sein Versehen auf merksam werden konnte. Karlsruhe. Das hiesige Mädchengym- nafium, gegründet vom Verein „Frauenreform", ist nun gesichert. Unter dem neuen Vorstande, dem Fräulein Dr. v. Dömming, nimmt der An drang der Schülerinnen zu, und 1899 werden die ersten Abiturientinnen die Schule verlassen. Anr Weich der Töne. 1j Novell", vo» A. v. d. O st e n.*) ' „Gnädigste! — Verehrte Freundin, teure Frau Wanda, Sie zürnen mir also nicht? Sie wollen diese Kinder der Flora meine holden Fürsprecherinnen sein lassen ?" „Aber in der Thal, Herr Graf, Sie irren! Ich entsinne mich durchaus keines Umstandes, der Sie zu solcher Bitte veranlassen könnte." „Ach gestern abend nein, nicht wieder diesen strengen Blick, Gnädigste! Ich verstehe, Sie sind edel, deS Weibe» schönstes Recht ist daS Vergeben." Die junge Frau nahm die herrlichen Rosen, welche der Graf ihr geboten hatte, roch daran und legte fie schweigend auf den Tisch zwischen sich und ihm; fie wußte auf seine letzte Rede nichts zu entgegnen. DaS Gespräch fand in Wanda von Xavers vornehm luxuriösem Empfangszimmer statt. Sie saß ihrem Gaste ernst gegenüber, einfach dunkel gck cidet, so einfach, daß er sehen mußte, wie fie absichtlich jeden Versuch, ihm zu gefallen, ver mieden hatte. Das pitterte ihn, und eine schwüle Stille trat nach seinen letzten Worten ei«»» Graf Neffclrott war ein Mann, VSk" sich dem Alter näherte. Trotz oder gerade weaen seiner geckenhaften gewählten Kleidung erschien er grau und abgelebt neben der blühenden jungen Witwe seines verstorbenen Freundes, die sich zu gewinnen er in stolzem StegeSbcwußtsein ge kommen war. *) Unberechtigter Nachdruck wird verfolgt. Wandas Blick streifte durch di« offene Thür in das saalartige Gemach, das der große Steinway in der Mitte, mehrere Geigenpulte und Schränke mit Mufikalien, Büsten von Heroen der Tonkunst, überhaupt die ganze Einrichtung, der Teppiche, Portieren und Polster fehlten, als Mufikzimmer in strengem Sinne kennzeichnete. „Diesen Erfolg," fuhr Wanda fort, „danke ich niemand als Herbert. Seit ich seinen Unter richt und seine Begleitung habe, fühle ich, wie mein ganzes musikalisches Vermögen fich steigert — eS macht mich sehr glücklich." DeS Grafen sorgfältig geglätteten und ge färbten Brauen zogen fich dicht zusammm, und ein süßsaures Lächeln umzog sein welkes Gesicht, welches nicht sympathischer dadurch wurde. Das Entzücken, mit dem fie die Lobrede über diesen.Musikanten hielt l „Gnäbiac Frau," sagte er fast im Flüsterton, um seine verletzte zornige Eigenliebe bester be herrschen zu können, „dieser junge Mensch, dieser Fremdling — gestatten Sie ihm nicht zuviel Ehre und Heimatrecht in Ihrem Hause?" Die junge Frau hob schwer gekränkt den stolzen Kopf. „Sind Sie mein Vormund, Herr Graf?" „Ich wollte, ich wäre eS!" brach er auS. „Ich wollte, ich hätte da» Recht verzeihen Sie, gnädige Frau, ich könnte ja Ihr Vater sein, und Sic haben kein« besseren Freund al» mich und keinen älteren: kränken Sie mich ab sichtlich mit dieser Bevorzugung eine» namm- losen jungen Mannes, der " Wie fie nun dasaß mit diesem hochgettagenen jedenfalls daS allein richtige Instrument für Kopf voll tiefschw^rzer Haare und den großen Ihre Hand." dunkelblauen Augen, offen aufgeschlagen, mit - der deutlichen Frage darin: waS willst du nun > eigentlich von mir? Ihn überhaupt nicht verstehen zu wollen — — eS war mehr als fatal. Gestern abend in einer keinen Gesellschaft bei Wanda war eS gewesen, er hatte sich von seinen lebhaften Wünschen fortreißen lassen, zu viel gesagt — heut kam er als schlauer Diplomat, sich verzeihen zu lassen und die Ge legenheit klug zu nutzen. Weiber, so hatte er kalkuliert, find bei solchem Anlaß leicht gerührt oder mit einem Wortschwall und mit Vorwürfen bei der Hand. Dazwischen findet sich leicht eins, an das man anknüpfen und fie mü ihren eigenen unlogischen Schlüssen besiegen kann. Aber auf Schweigen war er nicht gefaßt. NervöS spielte er mit seiner Ilhrkette, be- trachtete seine tadellos geschnittenen Fingernägel, schaute tiefsinnig auf die feinen Lackspitzen seiner ! Stiefeletten und — faßte einen Entschluß. Wie von einer plötzlichen, unwiderstehlichen Minnerung getrieben, sah er der jungen Frau mit einem bewegten Blick ins Gesicht. „Sie haben gestern abend bezaubernd ge spielt, Frau Wanda. Die Fortschritte, welche Sie machen, find geradezu phänomenal!" Jetzt leuchteten Wandas Augen freudig auf. „Finden Sie daS wirklich, Graf Nesfelroll? Das freut mich unbeschreiblich — denn Sie find ja ein feiner Kenner." Nesselrott lächelte geschmeichelt, er hoffte wieder. „Ja, mein« Gnädigste, die Geige ist „Herbert ist mein Lehrer und mein Freund," unterbrach Wanda ihn mit noch stolzerer Be tonung. „Verzeihen Sie, Herr Graf, aber Sie haben nicht das Utecht, so zu mir zu sprechen, und ich hoffe Bildung genug zu besitzen, um keinen meiner Gäste weder absichtlich noch un absichtlich zu kränken." Der Graf verneigte fich steif und überlegte, ob er nach diesen Worten gehen müsse. ES schien ihm allerdings so, aber dann hätte er ja die Schlacht vollständig verloren und da» — nein, eine solche Blamage Er betrachtete wieder angelegentlich seine Fingernägel und seine Lackstiefel, und dann sah er wieder auf, diesmal ernst und väterlich, und so sprach er auch: „Frau Wanda, Sie wissen, ich war der intimste Freund Ihre» verstorbenen Gatten." „Ja?" fragte Wanda überrascht. „Ja," bekräftigte der Graf, „Sie wußten daS nicht? Er hat mir noch kurz vor seinem Tode in einer vertraulichen Unterredung auf die Seele gebunden, im Falle er sterben sollte, mit FrenndeSaugen über Sie zu wachen. Ich weiß, wie sehr Sic das Andenken an Ihren Gatten in Ehren halten, wollen Sie mir also gestatten, als Freund zu Ihnen zu reden?" Wanda war zu erstaunt über diese Eröff nungen, die zu glauben ihr schwer fielen, sie neigte daher nur zustimmend dm Kops. -SS ist Ihnen bekannt," fuhr der Graf fort, „daß ich unmittelbar, nachdem ein Herzschlag, Ihnen den Gemahl, mir den Freund getötet hatte, in einer diplomatischen Sendung an einen entfernten kleinen Hof geschickt wurde. Als ich vor kurzem, e» waren inzwischen zwei Jahre
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