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Auerthal-Zeitung : 26.06.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189806269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-06
- Tag 1898-06-26
-
Monat
1898-06
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 26.06.1898
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non Drucksachen beschäftigt waren, ohnmä-ttg vor. .vermutlich hatten sie die nötigen Sicher- LeitSmaßregeln außer acht gelassen. Vie wurden «i» Krmkmhm» geschafft. «arlsrnhe. Hierselbst war zur Relchötagg« wähl auch ein Flugblatt verbrettet worden, in welches di« Abgabe einer betgegebenen Wahl- zettel» »tt den gednickten Worten: .Ich wähle nicht/ als vornehmster «uSdruck der Unzuftiedeu- Heu bet gleichzeitiger Erftlllung der Wahlpflicht empfohlen war. Fast in allen Wahlbezirken wurden derartige Wahlzettel in großer Anzahl abgegeben. — Sehr „vornehm", aber auch sehr LeschränV und thöricht. Graudeuz. Scharfer Frost hat i» der Oiacht zum Dounerstaa im htefiaen Kreise ge« hcnscht, so daß auf «einen Wasserläufen sogar Eisbildung beobachtet wurde. AuS dem süd lichen Teil deS Kreises wird berichtet, daß die ' Roggenfelder gelitten habe«. Auf der Neuen burger Höhe find die Kartoffelfelder schwarz ge worden und das Gemüse erfroren. Wie«. In SnnS macht folgende heitere Geschichte, die als verbürgt erzählt wird, die Runde. Erzherzog Franz Salvator besuchte am 14. d. von Wallsee aus mit dem Fahrrade und im Zivilanzuge die Offiziere in.Enns, um in . Kameradschaftlicher Weise mit denselben Lawn- renniS zu spielen. Der Erzherzog begab sich nach Ankunft in EnnS ins Offizierkaflno, um nach den Herren zu sehen. Im Kasino machte eben ein Oberleutnant die BedienungS- ordonnanzen etwas unsanft mit der militärischen Ordnung bekannt. Bei dem Eintreten deS Erz herzogs wendete sich der Oberleutnant gegen den vermeintlichen zionistischen Eindringling mit der Frage, was er da wolle, und als der Erz herzog nach den Herren sich erkundigte, fragte der Oberleutnant etwas gereizt zurück: „Wer find Sie, Sie Zivilist?" worauf sich der Erz herzog mit den Worten: „Sie haben Erzherzog Salvator vor sich", vorstellte. Gruppe! Bern. Drei deutsche Handwerksburschen wollten über den Saaspaß nach GlaruS und verfehlten bei dem nebligen Wetter den Weg. Sie kamen auf den Bergrücken zwischen Miesern ^ und Laniberg. Beim ersten Versuch des Ab stieges gegen den Pragel stürzte der Gärtner Franz Pracht, geboren den 18. Oktober 1879, von Wittenberg (Sachsen) über den Felsen etwa 500 Meter tief in den Sulzboden. Erschreckt wanderten die andern zwei, ein Thüringer und ein Elsässer, nach Stuben, Einfiedeln und Unter- Jberg, wo sie Anzeige erstatteten. Am Sonntag in der Morgenfrühe gingen vier Männer von Jberg unter Anführung des Wachtmeisters Gyl an den verhängnisvollen Ort. Die zwei Hand werker zeigten getreulich die gemachten Pfade. Jäger Hubli stieg kühn die schwindelnde Höhe hinab. Endlich erschallte es aus der Tiefe: „Ich sehe ihn im Sulzboden." Auf weiten Um wegen folgten die andern, enthoben die Leiche des Verunglückten der grausigen Tiefe und brachten sic nach Unterberg (Kanton Schwyz). Der Unglückliche war ohne Kleider und am ganzen Leib arg zugerichtet, besonders am Kopf und an einem Fuß. Ein sofortiger Tod ist kon statiert. Der Uebergang über den Saaspaß nach Klönthal ist durchaus ungefährlich und eine höchst lohnende Partie, aber bei Nebelwetter sollten des Weges Unkundige hübsch daheim bleiben. London. Am Dienstag fand in Blackwell der Stapellauf des Kreuzers „Albion" statt. Als das Schiff in den Fluß glitt, verursachte es eine so große Wasserverdrängung, daß die für die Zuschauer erbaute Tribüne vollständig .von einer großen Well? bedeckt wurde. Ungefähr ^300 Personen wurden ins Wasser geschleudert, von denen sehr viele — man spricht von 100 — ertranken. Der Stapellauf selbst ist glücklich von statten gegangen; das Geschrei der vom Wasser fortgeriffenen Opfer wurde fast erstickt von dem Beifallklatschen der Zuschauer und dem Lärm der Pfeifen der in der Nähe liegenden -Dampfer. Antwerpen. Am Sonntag find hier 36 Fälle von Vergiftungen vorgekommen, und zwar in dem am meisten bevölkerten Stadtviertel. All«, die unter diesen Symptomen erkrank find, habe« Gefrorene» gegessen, da» von einem Italiener ans der Straße verkauft wurde. Zlvet der Erkranke« find der«» gestorben, vier mußten in» Hospital geschafft werden, und «an zweifelt au deren Auskommen. In der Stadt herrscht über den Borfall große Erregung. Barcelona. Bor einigen Tagen zerstörte «in Rtesenseuer da» WachSfiguren-Kabinett auf de« Paz-Platze. E» ist alle» verbranvt und die Verluste belaufen fich auf 80000 Peseta» (64000 Mark). Die Kaiser, Könige und Köni ginnen find ebenso rasch geschmolzen, wie die Figuren der „berühmten" Verbrecher. Eine« der ersten Opfer de» Brande» »ar d« Präsident Mac Kinley. Petersburg. Zwölf- bi» Mvanzigftücklge Häuser, sogen. Wolkenkratzer, zu bauen, ist bi» dahin den Ber. Staaten von Nordamerika Vor behalten gewesen. In Europa findet «an höchsten» uralte Giebelhäuser von sechs bis zehn Stockwerken. Nun scheint auch Petersburg e» den Amerikanern uachthun zu wollen. Wie die Petersburger Blätter Mitteilen, bat nämlich ein Petersburger Fabrikant bei dem dortigen Stadt amt um die Erlaubnis nachgesucht, für seine Fabrik auf der Wiborger Sette der Stadt ein zehnstöckiger Haus erbauen zu dürfen. New Kork. Evangelina Cisnero», die seiner Zett aus dem spanischen Gefängnis von dem amerikanischen Journalisten Karl Decker und von KarloS Carbonal entführte Cubanerin, hat fich mit einem ihrer Retter verheiratet. Sennortta CisneroS hat nämlich Carbonal, ihren inzwischen zum Leutnant in der amerika nischen Armee avancierten und dem Stabe des Generals Fitzhugh Lee zugeteilten Landsmann zum Genossen fürs Leben gewähtt. Die Blätter bringen spaltenlange Berichte über den Liebes roman und das endlich glückliche Einlaufen der beiden in den Hafen der Ehe. Sind sie doch, so zu sagen, Schmerzenskinder der Union, und alles nimmt an ihrem Schicksal den lebhaftesten Anteil. Trotzdem wurde ihnen das Heiraten nicht leicht gemacht. Evangelina ist spanische Unterthanin und konnte nach amerikanischem Ge setz, ohne Hinzuziehung des spanischen Gesandten oder Konsuls, keine Ehe eingehen. Keiner der beiden spanischen Vertreter aber ist infolge des Krieges in Amerika anwesend. Wenn aber Evangelina schnell amerikanische Bürgerin wurde? Auch hier machte das Gesetz Schwierig ketten; es kann, während Amerika mit irgend einem Staate Krieg führt, kein Unterthan dieses Staates das Bürgerrecht der Union erlangen. Aber Frl. Cisneros ist ja gar nicht Spanierin; sie ist Cubanerin. — Geht nicht an! Ein freies Cuba gibt es noch nicht. Cuba ist bis dato noch spanischer Besitz. Schon glaubte das be drängte Paar, das so gern noch schnell ge heiratet hätte, ehe KarloS zu seinem Regiment und in den Krieg ginge, von wo er vielleicht niemals wiederkehren würde, auf den Bund für Leben und Tod verzichten zu müssen, da wurde den Liebenden heimlich der Rat gegeben, fich doch an die Behörden gewisser Staaten zu wenden, wo man in Eheschließungen nicht so pedantisch und engherzig sei. Maryland sei ein solch freisinniger Staat. Nach Maryland also zog das Paar, und in Baltimore hat es Ruhe und einen bereitwilligen Standesbeamten ge funden. Gerichtsstaste. Elbing- AIS die Tochter eines Postsekretärs die Schule verließ, behielt ein Oberlehrer, der deutschen Unterricht erteilt hatte, die Aussatzhefte des Mädchens ein, um zu verhüten, daß andere Schüle rinnen die Hefte zum Abschreiben der Aufsätze be nutzten. DaS Amtsgericht verurteilte auf die Klage des Vaters den Oberlehrer, die Aufsatz hefte herauszugeben; der Leiter der Schule sei nicht berechtigt, über das Eigentum der Schülerinnen oder ihrer Eltern Verfügung zu treffen. Gegen diese Entscheidung legte der Oberlehrer Berufung ein. Nunmehr erhob auch die königliche Regierung zum Schutze deS Lehrers den Konflikt und betonte, der Lehrer habe nur einer erlaubten Anordnung seiner Behörde Folge gegeben. Das Oberverwaltungs gericht erachtete auch den Konflikt der Regierung für begründet und entschied dahin, daß das gerichtliche Verfahren gegen den Oberlehrer einzustellen sei. Lotto«». Da» Schwurgericht verurteilt« den Schiffer Held und dm Tagelöhner Füehr, die am 22. August v. dm Gefängnis-Aufseher Arlou er mordet hatten, zum zweitm Mal zu« Tode, nachdem das Reichsgericht die Revision der Angeklagten in betreff de» ersten Urteil» angmommm hatte. Di» Likleßraichie Draht ir» wird binnen kurzem von dem französischen Technik« Emanuel Atme zu« erste« Mal ver sucht werden, worüber die .Science franyaise' eine Mitteilung von Aime selbst veröffentticht. Bisher hat man die Anwendung d« Marconi- schen Erfindung zur Verbindung eines Luft schiffe» mit der Erd« für unmöglich gehalten, da man eine Rückleitung der elektrischen Wellen durch den Erdboden als unbedingt notwendig erachtete, deshalb ««den auch die betreffenden telegraphischen Apparate beide an einem Pole mit dem Erdboden verbunden. Kür ein de« Winde pretSgegebeneS Luftschiff ist es ab« kau« möglich, sich tu dauernder leitend« Verbindung mit d« Erde zu «hatten, e» sei denn bei Auf stiegen über de« Meere, bei denen «an ohne große Behinderung deS Ballons einen langen Kupfer- oder Eisendraht auf dem Wasser nach schleppen lassen könnte. Atme ab« behauptet, daß die von der Erde aus nach dem Ballon und umgekehrt gesandten elektrischen Wellen auch ohnedies ihren Bestimmungsort zu er reichen vermögen und hofft, daß durch den von Ducretet konstruierten Apparat bis auf eine ge- wisse Entfernung eine telegraphische Verbindung zwischen Ballon und Erde möglich sein werde. ES ist dabet eben die Frage, wie groß die Tragweite d« elektrischen Wellen im Raume ist und diese Frage kann nicht bess« beantwortet werden als durch den Ballon, da die elektrischen Wellen in ihrem Laufe von der Erde aufwärts in die Atmosphäre keinerlei od« doch verhältnis mäßig nur geringen störenden Einflüssen aus gesetzt find. Man sieht daher den bevorstehenden Versuchen der Telegraphie ohne Draht im Luft schiff sowohl vom praktischen wie vom theo retischen Standpunkt aus mit Spannung ent gegen. Besondere Erwartungen setzt Aime auf die Erforschung der Luftelektrizität in hohen Schichten der Atmosphäre durch denselben Apparat. Er meint, daß jedes Gewitter, jede für den Menschen sonst unwahrnchmbare elek trische Entladung aus der Höhe nach der Erde hin signalisiert werden kann, indem sie das Läutewerk des telegraphischen Apparates in Be wegung setzt. „Die Majestät des Blitzes wird," wie Aime fich ausdrückt, „auch in der Ent fernung nicht mehr inkognito bleiben." Für die Luftschiffahrt kann das frühzeitige Anzeigen einer starken elektrischen Spannung in der Luft als Warnungsmittel von Bedeutung werden, die Fahrtrichtung oder die Höhe deS BallonS zu verändern, damtt seine leicht entzündliche Gasmasse nicht in die Gefahr einer Gewitter wolke gerät. Airsnirtzrrng der Wasserkraft. Wenn zu dem Wasserwerk in Lauterbrunnen (Schweiz), daS seiner Vollendung nahe ist, das noch größere zu Burglauenen im Thal von Grindelwald hinzutritt, so werden beide zu sammen, wie die Ingenieure sagen, nicht nur genug Kraft erzeugen, um eine ganze Reihe von Wagen an der Jungfraugruppe auf- und nieder steigen zu lassen und die Tunnels taghell zu erleuchten, sondern um noch allerlei Lichtkünste an der Wngfrau selber zu entfachen. So be steht der Plan, auf der Spitze der Jungstau zwei Riesenreflektoren von bisher nie erreichter Lichtstärke nach einem System anzubringen, dessen praktische Anwendung zuerst im Jahre 1900 in der Pariser Weltausstellung dargethan werden soll. Der eine Reflektor ist als ein regelmäßiges, fich mit der Gleichmäßigkeit eine? Gestirns um seine Achse drehendes Licht gedacht, das in dunllen Nächten mit mildem Schein wie ein großer Sinn weit über den Bodensee, den Jura und die Alpen leuchten soll, das andere als ein verstellbares Rieseninstrument, mit dem die nächtlichen Gäste der Jungfrau nach Be lieben bald den anderen Gipfel, jetzt das Finster aarhorn, dann de« Mouterosa, da» Matterhorn, «inen Augenblick Witter da» Wildhorn, dann den Weißenstei«, den Pilatu», den Uetliberg, den Sänti», den Urirotftock, da» Wetterhora in Beleuchtung fetzen und Tausenden von Schläfern im tiefen Thal in die Kammer leuchten können. Ja, «an hält e» sogar für möglich, mit dies« künstlichen Sonne in besonder» günstigen Nächten noch eineu Schein üb« da» Münster von Straßburg und den Do« zu Mailand zu Wersen. Man sieht die Jungfrau allerdings vom Do« zu Malland ziemlich häufig und vom Münster in Straßburg alle Jahre ein paarmal, ab« e» ist kein Fall bekannt, daß irgend ein« der dritthalbhundert Bergsteiger, die bis jetzt auf d« Spitze der Jungfrau gestanden haben, einen der Dome in d« tiefen Ferne zu erkennen vermochte. Daran» wäre zu schließen, daß auch da» stärkste Instru ment auf diese Entfernungen kaum «ehr einen wahrnehmbaren BeleuchtungSeffett hacoorzu- bringen vermag, sondern höchstens al» hell« Stern im tiefen Grunde der Nacht funkelt. Kam Traume«. Ueb« eine gewisse Gesetzmäßigkeit im Träumen machte d« Wiener Gerichtsarzt Dr. PUcz jüngst im „Verein für Psychologie" inter essante Mitteilungen. Nach den Beobachtungen, die Dr. Pllcz an fich selbst längere Zett hin durch angestellt hat, treten in der ersten od« -weiten Stunde nach dem Einschlafen entweder gar keine Träume auf, oder dieselben drehen sich um längst vergangene Situationen, um Vorstellungsgebiete, die dem gegenwärngen Seelenleben gänzlich fern liegen, die im wachen Zustande mehr oder minder unter die Schwelle de» Bewußtseins gesunken find. Je mehr fich der Moment deS für die Forschungszwecke angeordneten plötzlichen Aufgewecktwerdens, dem jenigen Zeitpunkt näherte, da Dr. Pilcz für gewöhnlich selbst zu erwachen pflegt, desto mehr lebten in dem Traumbilde neuere Erinnerungen, in jünger« Zett erworbene Vorsiellungen auf. Die Urlache dies« Gesetzmäßigkeit im Träumen ist darin zu suchen, daß ähnlich wie bei der Gehirnerweichung, auch im Träumen die neueren Vorstellungsgebiete zuerst verschwinden, sobald der Schlaf eine gewisse Tiefe erreicht hat; in diesem tiefen Schlaf werden nur mehr gan, a'te Traumbilder zum Träumen verarbeitet, während der tiefste Schlaf vollständig traumlos ist. Man könnte fich etwa vorstellen, daß jene Elemente uns«« Hirnrinde, die tagsüber funktionell am meisten angestrengt sind, an die unsere aktuellen psychischen Reize gebunden find, das größte Ruhebedürfnis haben, und daher im Schlafe zuerst und am vollständigsten außer Funktion gesetzt werden, während jene Jdeengruppen, die im wachen Zustande im Unterbewußtsein bleiben, mehr Energie entfalten können. Erst mit Zu nahme der Erholung, d. h. also nach längerem Schlafe, treten diejenigen Gehirnpartien in Aktion, an welche die gegenwärtigen psychischen Handlungen gebunden find, was eine Erklämng dafür abzugeben vermag, daß unsere Traum vorstellungen fich desto mehr um die jüngeren und jüngsten Erinnerungsbild« und Ereignisse drehen, je mehr wir uns dem normalen Er wachen nähern. Kuntes Allerlei. Die französische Presse Belgiens be findet fich in einer rührenden Unkenntnis der deutschen politischen Zustände. Die Reichstags wahlen haben das wieder einmal recht deutlich gezeigt. Infolge eines verstümmelt einge troffenen Telegramms meldete ein großes libe rales Blatt, daß in drei Berlin« Wahlkreisen der Sozialist M. Freisinn mit einem anderen Sozialisten in die Stichwahl komme. Ein anderes ebenfalls liberales Blatt macht fich über diese Unwissenheit lustig und meldet, daß in Berlin die Sozialisten mit der klerikal-konser vativen Union in die Stichwahl kämen und ein özialtstischeS Blatt endlich «fährt, daß Eugen flicht« über die sozialistischen Erfolge entsetzt einen Berliner Freunden empfohlen habe, für >ie Konservativen zu stimmen. sie fich entschließen müsse, ihn frei zu geben und allein zu leben, er könne diese Fessel am Fuße nicht mehr dulden." ES war sonderbar, Laß ein so rachsüchtig« Mann, wie Stewart Routh, niemals an die Möglichkeit dachte, daß Liese tiefgekränke Frau auch an Rache denken und ihn Preisgeben könnte! Auch an Stain- berg dachte «, und wie er, Routh, wenn da» Schlimmste käme, leicht alle Schuld auf Georg schieben könne, und gnade al» « bei diesem Gedanken war, wurde ihm ein zarte» keine» Briefchen mit einem Mesen-Monogramm ge bracht, bei dessen Lesung seine Küstern schwarzen Augen in freudiger Glut aufleuchteten Md sein schönes Gesicht vor Glück und Freude «rötete. „Der Ueberbringer wartet," stand auf dem Umschläge, Md Routh schrieb eine kurze, ab« gluterfüllte Antwort und rief seinen Schreib«, um den Brief dem Boten zu gSeu, allein d« letztere hatte die Gelegenheit benutzt, in ein nahe gelegene« Bt«hau» zu gehen. Der Schreib« legte das Billet mf den Tisch, welch« sich in Routh» Vorzimmer befand, um bei der Wieder kehr de« Voten von demselben mitgenommen zu werden. Bald kam noch ein and«« Brief für Mr. Routh und Wied« wartet« der Ueberbringer Mf Antwort, « blieb in de« Borzlmm« stehen und hatte vollkommen Zett, die Adresse de» daliegenden Briefe» zu lesen, bi» der Herr de» Hause» unter fein« Zttnmnthür «schien und fragte „wer dle letzten Zeilen gebracht habe?" ^Ach, du bist e» Ilm, bring« diese Antwort z» Mr». Routh." Dam ging Stewart zurück und laS daS zuletzt «hattene Billet noch einmal durch, eS war von sein« Frau und enthielt folgende wenige Worte: „Komme sogleich nach Hause, ein Brief von G. St. hat fich durch einen Zufall um zwei Tage verspätet und ist eben erst angekommen. Derselbe ist von großer Wichtigkeit. Laß Dich von nichts abbalten nnd komme auf d« Stelle." D« freudige Triumph, welch« vorhin auf de» Mannes Gesicht strahlte, war verschwunden, « sah wütend auf das Papi« unh stieß drohende Flüche au». „Ich glaube nicht, daß e» so arg ist, wie sie meint," sagte tt fich nach einiger Zeit, „da» Weib hat eine Art, alles zu übertreiben, welche einen so verrückt machen könnte, al» fie selbst ist. Heute ist Dienstag. Die „Afia" segelt erst am SamStag ab und so lange wird die Offenbarung der Sache noch hinzuhalten sein." Darauf verbesserte Stewart Routh seine Toilette und fuhr in einem Wagen nach Queen»- Sale, wo er von Mr». Bembridge erwartet wurde. „Ich bin froh, daß ich die Abresse des Briefe» la»," sagte Jim zu fich selbst, al» er nach Harrtet» Wohnung ging, „Tom hat die Adresse ganz richtig geschrieben." Sodann holte « m» sein« Tasche den schmutzigen Zettel mit der Adresse da schönen Amerikanerin hervor md legte ihn zu dem Brief in seine Mütze. Al» « in da» Hm» trat, war Harrtet mf de« Flur und schien sehr überrascht, eine schrift liche Antwort zu erhalten, da fie gehofft, Routh wade ihr mündlich sagen lassen, daß a sogleich betmkehren werde. Indessen faßte sie fich, und freundlich, wie fie stet» gegen den Jungen war, gebot fie ihm, in die Küche zu gehen und fich Essen geben zu lassen, ein Befehl, welchen Jim, die Kappe in da Hand, mit grinsendem Lächeln sogleich ausführte. Wäre er gleich wieder in ven Hausflur ge treten, so würde er den Zettel seines schreib kundigen Freundes gefunden haben, welchen er soeben verloren, so ab« fand ihn der Dien« Harriets, als er das Gas anzündete, hob ihn auf und legte ihn Mf den Tisch neben seiner Herrity welche indessen keine Notiz davon nahm. Der Diener blickte fie erstaunt m, wagte aber nichts zu sagen, denn Harriet sah totenblaß MS und blickte verstört; so schob er ihr also nur noch leise den Zettel zu, ehe er da» Zimmer verließ. Harriet nahm ihn mechanisch in die Hand und laS: „MrS. Bembridge, Hollington- Square Nr. 4." 34. Grausam wie da» Grab. „Ich kann nicht begreifen, wa» «thun wird," murmelte Harriet, „o mein Sott, die Gefahr ist so dringend!" Die Todesangst d« Eifersucht, welche Harriet in Homburg erduldet, erfaßte fie wieder von neuem, al« fie den Zettel laS und daraus er kannte, daß die unselige Frau, welche fie al» den bösen Engel ihr« Liebe betrachtete, auch nach London gekommen war, dmn ab« kam noch die Aufregung, welche die augenblickliche Gefahr ihre» Gatten ihr etuflüßte, dazu. Einen Moment hatte ein Strahl der Freude ihr Herz durchzuckt, nachdem fie Stainberg» Brief gelesen. Jetzt war ihr Routh durch die Grüße d« ihm drohenden Gefahr Wied« geschenkt, jetzt gehörte er nur ihr allein, und fie wollte ihn retten. Seine Weigerung, nicht augenblicklich nach Hause zu kommen, hatte fie befremdet, jetzt, nachdem fle den Zettel gelesen, wußte fie, woher diese Weige rung stammte. Wie fie die folgenden Stunden zugebracht, darüber konnte fich Harriet keine Rechenschaft geben, Wut und Anzweiflung hatten fich ihr« bemächtigt und ließen sie alle Qualen der Eifer sucht erdulden. Endlich ertönte sein Schritt, er kam nach Hause und trat inS Zimm«. Der Gruß, den er seinem Weibe bot, war etwa» gezwungen und verlegen. Harriet« Herz köpfte heftig, allein fie war äußerlich ruhig und be herrschte fich vollkommen. „ES that mir leid, nicht früher kommen zu können," sagte ihr Mann, »ab« die Geschäfte waren so zahlreich, daß eS eine reine Unmög lichkeit gewesen wäre." Harriet schob ihm einen Stuhl hin und ent gegnete: „Ich war sehr besorgt, Stewart, und kann mir nicht denken, daß ein Geschäft wichtiger sein könne al» die», wovon ich dir schrieb." Dabei gab fie ihm Georg» Brief und betrachtete sein von Zorn und Haß verzerrte» Gesicht. Hätte fie in sein Herz schauen können, da» am- von dem teuflischen Projekt erfüllt war, fie zu verlaffen, hätte sie seine Gedanken «rat« können, welche unter allem Haß, den « für Georg Stainberg fühlte, doch nvch den triumphie renden Gedanken barg: „Ich übeüiste sie all^ wenn nur fie Md ich gesichert fiud, um deu Rest bekümmere ich mich blutwenig? » » (Fortsetzung folgt)
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