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Auerthal-Zeitung : 24.06.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189806249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-06
- Tag 1898-06-24
-
Monat
1898-06
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 24.06.1898
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Der verstoßene Kotzn. L7j AuS dem Englischen von Julie Düngern. tFortsetzung.) Mit solch peinigenden Gedanken in Kopf und Herzen war die Zeit für Klara entschwunden. Den Ersten des Monats erhielt sie die Exem plare deS »Piccadilly-JournalS*, welche stets auf ihrem Umschlag den Namen von Paul Mord trugen. In der ersten Zeit hatte sie die Bücher mit Entsetzen beiseite gelegt, aber eines Tages, nach ihrer Koufine Hochzeit, als wieder Stille in ihrer Umgebung cingetreten war, nahm sie die Bücher aus dem Versteck hervor und las die ganze Serie der Erzählung durch und dachte darüber nach. DaS Geheimnis, welches über dem Autor schwebte, wurde ihr aber dennoch nicht gelüst. Freilich war eine Szene dabei, welche sie an Mr. Carter vor deren Krankheit erinnerte, damals als sie dieselbe vor Jahren zuerst gesehen hatte. Die Novelle gefiel ihr außerordentlich, sie wurde ruhiger über deren Autor, und wenn sie auch nachdenkender war, als zuvor, so war sie doch nicht unglücklich, dazu war sie zu jung, zu rein und vertrauens voll. Heute aber, als sie so dahin ritt, mußte fie ungemein viel an Paul Mord denken, sowie auch an einen Brief ihres Onkels, welchen sie erhallen und welcher ganz von seinen früheren verschieden war. Er schrieb mit so ängstlicher Liebe von seiner Gattin, mit solcher TeUnahme von Georg Stainberg und drückte mit so großer verwandtschaftlicher Neigung seine Freude aus, Klara wiederzusehen, daß fie förmlich davon gerührt wurde, fie, die den Onlel ost im stillen der Rücksichtslosigkeit beschuldigt hatte! Mit all diesen Gedanken beschäftigt, ritt Klara hin über zu Ellen Brookes, um ihr zu sagen, ob fie nicht mit ihr nach London gehen wolle, wo fie in Sir Thomas Haus bleiben und dann mit Onkel und Tante, Mr. Felton und Mr. Stainberg nach PoyiningS zurückkehren werde. „Ich bleibe besser hier, Miß Carter," war die Antwort der alten Frau, „aber cS freut mich sehr für Sie, daß sich Ihnen einige Zerstreuung darbietet. Sie scheinen recht vergnügt!" „Das bin ich auch, liebe Ellen. Erstens freut es mich, daß Onkel so liebevoll von Tante und deren Verwandten spricht, denn sein Be nehmen gegen diese hat mich früher oft gekränkt, ohne daß ich etwas zu sagen wagte, dann freue ich mich auch auf das Familienleben, und Sie müssen mir versprechen, Ellen, mir fortan gut zu sein und nicht mehr eifersüchtig auf mich zu blicken, denn ich hoffe, daß Mr. Stainberg und ich recht gute Freunde werden." „Ich Sie nicht lieben, meine teure, junge Dame," sagte die alte Frau, indem fie tief er rötete, „wer könnte Sie nicht lieb haben?" „Sie waren eS, Sie, liebe, böse alte Wärterin, die mich gehaßt hat, doch nun ist alles vorüber; kennen Sie den jungen Mr. Felton?" „Ich sah ihn niemals; er wurde in Amerika geboren und ist noch nie nach England gekommen." „Wie sonderbar!" dachte Mara, als fie auf dem Heimrttt fich befand. „Ich hatte mir immer vorgestellt, Mr. Felton sei identisch mit Paul Mark; wenn derselbe aber noch niemals in England war, so habe ich mich hierin geirrt." Ilstttische KAAdschR«. Die Ergebnisse der ReichStagS-Wahle». "Die Ergebnisse der Wahlen liegen jetzt vollstündig vor. ES wurden am 1«. Juni endgültig gewühlt: 38 Konservative, 10 Freikonservative, 8b Zentrum, 8 Antisemiten, 10 Nationalliberale, 1 Freifinnige Bereinigung, 1 Freisinnige Volkspartei, 1 Bund der Land« wirte, 32 Sozialdemokraten, 13 Polen, 1 Düne, 9 Fraktionslose und 3 Bauernbündler. Außer dem find 188 Stichwahlen erforderlich; an den selben find beteiligt: 101 Sozialdemokraten, 70 Nationalliberale, 48 Konservative, 40 Zentrum 38 Freisinnige BolkSpartei, 2b Freikonservative, 11 Freisinnige Bereinigung, 9 Welfen, 7 Bund der Landwirte, 8 Süddeutsche Volkspartei, 6 Antisemiten, 4 Polen, 4 Bauernbündler, 4 Fraktionslose und 1 Christlich-Sozialer. * «vom spanisch-««eriramscheu Kriege. -Unbeglaubigte Gerüchte find die GesamtauSbeut« an Neuigkeiten vom Kriege. Der Papst „soll" in einem Brief an die Königin-Regentin Christine dieser den Friedensschluß unter Verzicht auf Euba dringend nahegelegt haben. — Rußland „soll" inWashington ener gisch zum Frieden mahnen. — Ein großer Teil der kubanischen Aufständischen „soll" fich au» Entrüstung über die amerikanischen SnnexionSgelüste den Spaniern bei der Lerteidigung CubaS anschließen wollen. — Kriegerische Zusammenstöße von Erheblichkeit scheinen nicht vorgekounnen zu sein. * Auf Cuba gestaltet fich die Lage für die Nordamerikaner recht kritisch. Zwar hat SamvsonS Flotte durch eine neue Be schießung der Forts von Santiago am Donnerstag den Spaniern einen Verlust von 3 Toten und 21 Verwundeten beigebracht, fich aber ohne sonstigen Erfolg wieder zurückziehen müssen. Vor allem aber hat fich die Lage der Landungstruppe bei Guantanamo bedenk lich verschlimmert. Nur in der bestimmten Er wartung, daß am nächsten Tage die ihm längst versprochenen Verstärkungen eintreffen würden, hat Sampson den Obersten Huntington bei Guantanamo landen lassen. Tag und Nacht müssen sich dessen Truppen, nur gegen tausend Mann stark, gegen die unermüdlichen Guerilla- Angriffe der Spanier wehren; Hitze und Schlaf losigkeit haben die Mannschaften aufs äußerste erschöpft. * Mit größerer Spannung als die Nachrichten von Manila und. Cuba verfolgt man in Amerika übrigens jetzt die Meldungen über das Auf treten des Gelben Fiebers. Kenner CubaS hatten die Schrecknisse der westindischen Regenzeit in grellen Farben geschildert und, ge stützt auf die abratenden Gutachten europäischer Offiziere, dringend vor dem Beginn größerer Unternehmungen auf Cuba gerade jetzt, wo der Regen thatsächlich schoik"begonnen hat, gewarnt. Der Unwille der ganzen Nation aber über den unglaublichen Schlendrian bei der Mobilmachung der Landtruppen und die Ungeduld deS auf Verstärkung wartenden Admirals Sampson lassen anscheinend ein wetteres Hinausschieben der Expedition nach Cuba nicht rätlich erscheinen, und unter dem Einspruch der Gesellschaft vom Roten Kreuz wird nun die Blüte der amerika nischen Jugend auf den Kriegsschauplatz geschickt, wo nach der Meinung vorsichtiger Aerzte sie ein sicherer Tod erwartet. * * * Deutschland. -In Gegenwart deS Kaiserpaares fand am 18. d. in Altona die Enthüllung des Kaiser Wilhelm-Denkmals statt. -Daß die Verhandlungen in der Frage der Militärstrafprozeßreform zwischen dem Kaiser und dem Prinz-Regenten von Bayern noch nicht abgeschlossen find, wird in der Münch. Pr.' ausdrücklich festgestellt. *Bei den Hauptwahlen stellten sich Gewinn und Verlust der einzelnen Par- Usn Uah ««d Fern. Hamburg. Aussehen erregt die Verhaftung des „Leutnants" Brehner, deS Leiters und Be gründers der hiesigen „Jugendwehr", wegen zahlloser Betrügereien. Erste Hamburger Kreise find um viele Tausende geschädigt, besonders hohe Offiziere. Brehner soll unter dem Vor geben, unter der Mitwirkung von Generalen und Stabsoffizieren eine militärische Wochenschrift gründen zu wollen, viele Leute zur Hergabe von Geldsummen veranlaßt haben. Jetzt hat stch herausgestellt, daß Brehner überhaupt kein Leutnant ist, sondern dem Landsturm angehört und zwar ohne Charge. Dresden. Ein seltenes Familienereignis hat am Sonntag in Dresden stattgefunden. Die drei Töchter des Gemüsehändlers Kreißig wur den nachmittags getraut, und nach der Traiiung fungierten die drei jungen Frauen als Tauf- Patinnen ihres jüngsten, wenige Wochen alten Bruders. Münster. Seinen Vater mit dem Beil er schlagen hat in Cappenberg der 20 jährige Bäcker Flechtner. Der Mörder wurde verhaftet. München. In einem Anfall von Tobsucht mißhandelte in einer der letzten Nächte ein an der Blutenburgstraße wohnhafter Dekorationsmaler-' gehilfe seine Frau und warf nicht nm Ein richtungsgegenstände, sondern auch seine zwei Kinder im Alter von zehn und zwei Jahren Die staats- «ad völkerrechtliche Stellung Kiaatschoas. Heber die staatS- und völkerrechtliche Stellung KiautschouS veröffentlicht Prof. Dr. Jellinek in Heidelberg eine interessante Darlegung in der .Deutschen Juristenztgck. Danach ist die staats rechtliche Stellung völlig und definitiv geklürt durch den kaiserlichen Erlaß vom 27. April 1898, wodurch Kiautschou zum Schutzgebiet er klärt wird, sowie durch die auf Grund deS Schutzgebietgesetzes ergangenen Verordnungen des Kaisers und deS Reichskanzlers. Alle Streft fragen, die noch erhoben werden sollten, könnten fich nur auf die rechtliche Stellung der Schutz gebiete überhaupt zum Deutschen Reiche, nicht mehr auf die besondere jenes Teils deS chine sischen Territoriums beziehen. Anders als die staatsrechtliche ist aber die völkerrechtliche Stellung KiautschouS geartet. In bezug hierauf wird in der Jellinekschen Aus arbeitung etwa folgendes ausgeführt: Die allgemeine Anficht in Deutschland geht dahin, daß die pachtweise Ueberlassung nur eine Verhüllung der faktisch durch den Vertrag er folgten Zession bedeute. Sieht man aber schärfer zu, so sagt Professor Jellinek, findet man, daß eS völkerrechtlich keineswegs bedeutungslos ist, daß die formelle Abtretung des fraglichen Ge biets nicht verabredet wurde. Derlei abnorme, keinen völligen Uebergang der Gebietshoheit bewirkende Rechtsgeschäfte seien ja der neueren Zeit nicht unbekannt. „Der Vorbehalt der Souveränetät von feiten Chinas hat nicht nur akademische Bedeutung. Von geringem Wette mag es sein, daß alle von China abgeschlossenen Staatsverträge in ihrer Wirkung für das ver pachtete Gebiete fottdauern, weil Deutschland zweifellos auch ohne eine derartige Verpflichtung nicht zögern würde, dritten Nationen die ihnen etwa vertragsmäßig von China eingeräumten Rechte zuzugestehen. Auch die von China trak- tatenmäßig driften Nationen zugestandene Kon sulargerichtsbarkeit kommt für Kiautschou nicht in Betracht, da Niederlassungen anderer Natio nalität dort nicht existieren. Daher konnte die kaiserliche Verordnung betr. die Rechtsverhältnisse in Kiautschou mit Fug und Recht alle in dem Schutzgebiet wohnenden und sich aufhaltenden Personen mit Ausnahme der Chinesen sofort der deutschen Gerichtsbarkeit unterstellen. Wohl aber zeigt die Fortdauer der chinesischen Souveränetät ihre Wirkung bezüglich der in dem Pachtgebiet wohnenden Chinesen. Diese find und bleiben chinesische Unterthanen, was nicht der Fall wäre, wenn China Kiautschou an Deutschland zediert hätte. Sie haben ihre Staatsangehörigkeit nicht zu Gunsten einer Schutzgebietsangehörigkeit ver loren. Das kann schon nach den bestehenden führen, die Dörfer wieder aufzubaueu und die Untersuchung gegen die RüdelSführer, Mörder und kompromtttietten Beamten einzuleiten. Di« gewöhnliche Garnison von zwei Bataillonen in Berana wurde durch vier Bataillone verstärkt. Die Pforte erklärte, die Schlägereien an der Grenze Hütten aufgehört, die Albanesen zögen fich zurück. — DaS Gerücht, daß 20000 Alba nesen fich an der Grenze befinden, ist über trieben. Am Donnerstag find zwei Offiziere als Delegierte des Sultans nach Berana abgegan gen, um die nach Montenegro geflüchteten Christen zurückzuführen. Die Diplomatie erkennt die Bemühungen der Pforte zur Aufrechterhal tung der Ruhe an. Amerika. -Die Annexion der Sandwichs- in sein durch die Ver. Staaten scheint ge sichert zu sein. Angesichts der militärischen Notwendigkeit, einen Stützpunkt für die Opera tionen gegen die Philippinen und deS wirt schaftlichen Wunsches, einen Stützpunkt für den Wettbewerb in China zu gewinnen, gibt die Opposition den bisherigen Widerstand auf. Im Senat zu Washington erstattete der Ausschuß für die Auswärtigen Angelegenheiten einen Bericht, der der Resolutton betr. die Annektierung Hawais zu stimmt, ohne eine Abänderung hinzuzufügen. zwischen China und Deutschland nach den Grund sätzen deS modernen Völkerrecht» geordnet werden Daß China da» Pachtaebtet an Deutschland nicht -ediert habe, beweisen, wie der Artikel weuer auSführt. noch zwei wichtige Bestimmun gen an eine dritte Macht, sodann die Verpflich tung China-, vor Beendigung der Pachtzett Deutschland auf Verlangen statt Kiautschou einen anderen Platz zu gewähren. DaS Pachtverhältnis bietet nach Jellinek ein interessantes völkerrechtliches Problem. „Bisher hat daS Völkerrecht von Pachtverträgen nichts gewußt. ES find nirgends die objetiven Normen zu finden, nach denen völkerrechtliche Pachtver träge zu beurteilen Würm. Nach den auf dem europäischen Kontinent gellenden Rechten be steht die Pacht in der vertragSmüßigen Ein räumung von Sachen zur Benutzung und , Fruchtztehung auf Zeit gegen einen Pachtzins. Diesem privatrechtlichen Begriff der Partei ent spricht daS in Rede stehende Verhältnis in zwei Punkten nicht. ES ist weder eine Frucht ziehung möglich, eS sei denn, daß man eine Besteuerung als deren Aequivalent ansühe, was aber publizistisch sicherlich nicht angängig ist, noch ist ein Pachtzins vereinbart. ES ist nun höchst wahrscheinlich, daß dm Typus der Pacht, wie ihn das englische Recht entwickelt hat, dem Vertrage zu Grunde gelegt wurde. Die englische Verpachtung (Isas«) be steht in der Uebcttragung von Land von fetten deS Besitzers auf kürzere Zett, al» dessen Besitz recht währt. Sie unterscheidet sich von der Ueberweisung ssssiAnsmsut), die unserer Tradition entspricht, nur durch die zeitliche Begrenzung und dm Vorbehall deS Rückfalls. Ein Pacht zins ist kein Essentiale, sondern nur ein Naturale der englischen Pacht. Auch die Pachtzett von 99 Jahren deutet auf daS englische Borbild. Verhält es fich aber derart, so ist damit eia wichtiger Beitrag zur Entstehung völkerrechtlicher Begriffe geliefert. ES wird ein bisher nicht vorhandenes völkerrechtliches Rechtsgeschäft ab geschloffen, indem ohne weiteres die privatrecht- lichen Normen eines bestimmten Landesrechtes als die dem Geschäfte entsprechenden angesehen .. werden. So wird denn auf dem Wege einer, fast möchte ich sagen naiverweise erfolgendm Uebcttragung partikularer Privatrechtssätze eine neue allgemeine Kategorie deS Völkerrechts ge schaffen. Schon kann man die künftigen Kom pendien deS Völkerrechts vorauSahnen, die unter den Beschränkungen der Gebietshoheit neben den bisher bekannten nun auch die „durch Ver pachtung" aufzählen: der Kodex oeS Völker rechts ist durch Kiautschou um einen neum Para graphen bereichert worden." teteu folgendermaßen: Die Konservativen ge winnen 4 und verlieren 4 Sitze, die RetchS- partei gewinnt 1 und verliert 2, das Zentrum gewinnt b und verliert 1, die Antisemiten ver lieren 8, die Nationalliberalen gewinnen 3 und verlieren 7, die freisinnige Vereinigung verliert 3, die freisinnige VolkSparttt verliert 4, die süddeutsche Volkspattei verliert 4, die Sozialdemokraten ge winnen 3 und verlieren 3, die Polen gewtnnm 1 und verlieren 6 Sitze. -Wie schon mitgetetlt, hat der Bundesrat die vom Reichstage angenommene Beschluß fassung bezüglich einer einheitlichen Regelung deS Notariats für daS ganze Reichsgebiet abgelehnt. Man war der Ansicht, daß der gegenwüttige Zeitpunkt zu einer einheitlichen Regelung deS Notariats für ga» ganze Reichsgebiet ungeeignet sei. ES stehen infolge der Einführung deS Bürgerlichen Gesetzbuches und der damtt zusammenhängenden Justizreformen so umfangreiche und tiefetngreifende Aenderungen auf dem Gebiete des deutschen RechtSwesenS bevor, daß eS nicht angezeigt er schien, auch noch das Notariat einer umfassenden Neugestaltung zu unterziehen. -Bor der Auswanderung nach Deutsch-Südwestafrika warnt daS kaiserliche Gouvemement alle Landwitte und Viehzüchter, die nicht mindestens 10000 Mk. Vermögen besitzen, sowie Kaufleute, die nicht mit einem festen Engagement kommen: „Kauf- geschäste find bereits sehr reichlich hier. Nach der Rinderpest ist der Binnenhandel so beträcht lich zurückgegangen, daß schon diese -um Teil sehr mäßigen Umsatz haben." Oesterreich-Ungarn. -Der Ministerrat hat beschlossen, von der Verhängung des B elagerungSzustandeS über Galizien abzusehen, da nach den letzten Beuchten ernste Ruhestörungen nicht mehr vorgekommen find. Frankreich. * Merkwürdigerweise hat fich Herr Faure gerade vor anderthalb Wochen sehr entschieden für die gemäßigtePolitik ausgesprochen. Die Radikalen, die ihm daS damals schon übel nahmen, behaupten jetzt, daß er durch Melines Sturz mitbetroffen sei. Ganz unrichtig ist daS nicht. Jedenfalls aber muß daS Staatsober haupt jetzt die thatsächliche Schlußfolgerung seiner Worte ziehen und, soweit eS möglich ist, gemäßigte Republikaner zur Bildung eines neuen Ministeriums einladen. Mißglückt ihm das, so kann er freilich in eine heikle Lage ge raten. Diese Aussicht macht die jetzige KrifiS, die ohnehin schon schwer genug ist, noch bedenk licher. Aber auch ein gemäßigtes Ministerium kann doch, obgleich es immerhin lebensfähiger wäre, als ein radikales, nicht darauf rechnen, mit der jetzigen Kammer lange auszukommen. Die KrifiS ist schlimm. Sie kann für die ganze Republik eine schlimme Wendung nehmen. -Die Kabinettsbildung RibotS ist an den Forderungen der Radikale», die sechs Portefeuilles beanspruchten, gescheitert. Jetzt hat Sarri en den Versuch der Kabinettsbildung unternommen. England. -In der britischen Flotte finden, wie offiziell mitgeteilt wird, in diesem Jahre keine Flottenmanöver statt. Der Grund ist wahrscheinlich Mangel an Anthracit- Kohle infolge des Streiks in Süd-Wales. Italien. * Das Kabinett Nudini ist gestürzt. Es hat den König um Entlassung gebeten, nachdem die Kammer die Politik der Re gierung mißbilligt hatte. Balkanftaaren. -AIS Ursache der Vorfälle an der montenegrinischen Grenze und der daselbst erfolgten Zusammenrottung von Alba nesen wird nach offiziellen türkischen Angaben ein kürzlich an einem Notabeln verübter Rache akt bezeichnet. Wie von türkischer Seite be hauptet wird, sollen „nur" fünf Dörfer nieder gebrannt worden sein. Auch hätten seit dem 14. d. keine neuen Kämpfe mehr stattgefunden. ..... . .... ..... Die nach Berana entsandte Kommission wurde Verträgen mannigfaltige Rechtsfolgen haben, s»-,. beauftragt, die geflüchteten Christen zurückzu- mehr noch, wenn z. B. das AusliefcrungSwesen zum Fenster deS ersten Stockwerks hinaus. Es war des anderen Tages, als Miß Carter mit ihrem Kammermädchen und dem Diener Thomas allein nach London fuhren und in Sir BolderoS Haus, welcher fie, durch ein Unwohl sein seiner Gattin verhindert, nicht begleiten konnte, abstiegen. Im Laufe des Abends fragte der Diener, um welche Zeit am anderen Tage Miß Carter die Herren zu sehen wünsche, die in London angekommen, fie auf den Wunsch Mr. Carters besuchet: würden. Miß Carter gab die zwölfte Stunde an, und als fie nun an diesem Tage zu genannter Stunde von einem Ausflug in einige Läden zurückkehrte, meldete der Diener, daß Mr. Stainberg schon eine Zeit lang warte. Mir. Felton sei mitgekommen, aber wieder fottgegangen und werde in einiger Zett Wiede erscheinen. Die junge Erbin fühlte fich etwa» verlegen, fie hätte gewünscht, ihre Koufine bei fich zu haben, dennoch beschloß fie, den Sohn ihrer Tante so freundlich als möglich zu empfangen. Rasch legte fie Hut und Mantel ab, und trat in ihres Onkels Studierzimmer, wohin der Gast von dem Diener geführt worden war. Klara trat ein und sagte mit dem süßen Ton ihrer lieben Stimme: „Mr. Stainberg, ich freue «ich von Herzen, Sie —" da wandte sich der Mann, welcher am Fenster gestanden hatte, rasch um und Clara fand fich Paul Mark gegenüber. 82. Noch eine Erkennung. Der Tag, an welchem Mr. und MrS. Carter dl London ankamen, war einer der schönsten Herbsttage, welche es geben kann. Alle, welchen nur irgend, durch Geschäfte oder freie Zeit, das Ausgehen erlaubt war, strömten aus den engen Häusern, um fich, wie ein Bienenschwarm in > den Straßen und auf den Spaziergängen zu > ergehen. Die Sonne schien herrlich, Sommer- säden flogen in der reinen Lust umher, und , hie und da sah man auf den Feldern noch einen verspäteten Schmetterling auffliegen, - * welcher, trotz der Traditionen seines Hauses, glauben mochte, daß der Frühling wieder ge kommen sei. Dieser AuSnahmStag hatte seinen schönsten Moment erreicht, als Harriet Routh die Straße, - in welcher fie wohnte, verließ, Piccadilly durch- > < schritt und in den Park eintrat. Sie war so sorgfältig gekleidet wie in früheren Tagen, und schien heute außerordentlich ruhig und gelassen. Die Augen zu Boden gesenll, schritt fie langsam daher, dennoch konnte man sehen, daß der schöne Tag auch auf fie seinen Einfluß 4 übte, denn bisweilen hob fie daS Hanpt und atmete die erfrischende, weiche Lust mit Wohl« , > behagen ein. Als fie die gewöhnlichen Spazier- ' Wege durchschritten hatte, suchte sie eine Bank und ließ fich darauf nieder. Ihr nächster Nachbar war ein Junge, welcher, die Ellen bogen auf dem Grase und auf dem Leibe liegend, d» dieser pittoresken Weise aus- zuruhea schien. Ohne ihn zu beachten, hafte sich Harriet hingesetzt, die verschlungenen Hände tm Schoße gefaltet, und den Kopf auf d e Brust » gesenkt. Vorübergehende mochten sie schlafend * glauben, während sie in tiefem Nachdenken be griffen war. — Endlich sah fie auf ihre Uhr
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