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Auerthal-Zeitung : 22.06.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189806221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980622
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-06
- Tag 1898-06-22
-
Monat
1898-06
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 22.06.1898
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8. Der Juwelier ist ein Juwel seiner Zunft uud versprach mir, das Brasselett gerade wieder so zu gestalten, wie eS gewesen. Mein Onkel hat eS übernommen, die Diamanten zu bezahlen.* Nsttttsche Zlimdfcha«. Lie Ergebnisse der Reichstag«. Mahlen. «Die Wahlergebnisse werden das Lelepubltkum noch tagelang in Spannung hasten, denn aus den Wahlkreisen mit vor« wiegend ländlicher Bevölkerung laufen sie nicht so schnell ein. DaS Hauptinteresse konzentriert sich auf die Erfolge der Sozialdemo kratie und der Bunde» der Land wirte, über welch letztere ein BUd noch nicht zu gewinnen ist. Die Sozialdemokratie, die bei den Hauptwahlen vor 5 Jahren 28 Mandate er hielt (die übrigen erst in der Stichwahl), hat eS diesmal beim ersten Anlauf auf 32 gebracht, darunter find Lübeck, Hanau-Gelnhausen und die beiden Berliner Landkreise Teltow und Niederbarnim gleich in der Hauptwahl genommen. In Berlin haben fie, Wie bisher, den 4. und 6. Wahlkreis genommen, in den übrigen stehen fie mit Freifinnigen in der Stichwahl. BreSlau, Hamburg, München und Nürnberg haben fie in allen Wahlkreisen behauptet. Die Zeitungen der einzelnen Parteien „färben* ihre Meldungen. DaS .Wölfische Büreau' stellte Freitag abend, offenbar »nach den bei der Regierung einge gangenen, also doch wohl zuverlässigen Mel dungen, folgende Liste zusammen: Bekannt waren die Resultate von 317 Wahlkreisen. Gewählt waren 34 Konservative, 6 Reichspartei, 71 Zentrum, 4 Reformpartei, 6 Nationalliberale, 2 Freifinnige Vereinigung, 32 Sozialdemokraten, 11 Polen, 1 Däne, 7 Wilde, 165 Stich- Wahlen, woran beteiligt: 40 Konservative, 19 Reichspartei, 35 Zentrum, 7 Reformpartei, 60 Nationalliberale, 4 Freifinnige Vereinigung, 35 Freisinnige Volkspartri, 9 Deutsche Volks- Partei, 9 Bund der Landwirte, 84 Sozialdemo kraten, 7 Welfen, 1 Pole, 6 Wilde. * * Boni spanisch-amerikanischen Kriege. * Von den zweifellos stattfindenden Kämpfen um San Iago ist mit Sicherheit nichts Be stimmtes zu erfahren, doch scheint es, als ob die Amerikaner einige Fortschritte gemacht hätten. Indirekt gaben dies auch die spanischen Mel dungen zu. * Der Ministerrat in Washington beschäftigte sich sehr eingehend mit Deutschlands Stellung zur Annexion der Philippinen. Diese Annexion ist nun beschlosseneSache, und Amerika wird die Philippinen ev. mit den Waffen behaupten. Wahrscheinlich wird die Union auch die Kanarischen Inseln annektieren. (?) * Gegenüber zahlreichen Meldungen, welche namentlich aus London telegraphiert wurden, wonach Deutschland ein Eingreifen auf den Philippinen plane, erklärt das amerikanische Staatsdepartement offiziell, daß nicht der geringste Grund vorliege, anzunehmen, Deutschland beabsichtige mehr, als seine berech tigten Interessen zu schützen. «Von den Philippinen bringt der Madrider.Liberal' eine Meldung vom 8. d., die folgendes besagt: Die Aufständischen unter Aguinaldo haben sich trotz des heldenmütigen Widerstandes der Spanier der Orte Laspina und Paramaque bemächtigt; dieSpanier mutzten wegen Mangel an Lebensmittel und Munition kapitulieren. Die Kirchen und Klöster in Manila find zu Krankenhäusern umgewandelt und mit Verwundeten angefüllt. Wie verlautet, ist der Erzbischof abgereift, um in versöhnendem Sinne auf die Aufständischen einzuwirkcn. Die Jesuiten haben sich nach der Provinz Batanzas - geflüchtet. Man glaubt, datz Manila sich erst ergeben Wirch, wenn amerikanische Truppen eintreffen, uw die Ordnung aufrechtzuerhalten. . *Das spanische Reservegeschwader , hat am Donnerstag Cadiz in unbekannter Rich« ! tung-verlassen. * Deutschland. " Wie auch die ,Münch. N. Nachr.' mitteilen, s füglich des deutschen Obersten Militär- Anläßlich de» Todestn-e» Kaiser Friedrich» > fand am Mittwoch vormittag 11 Uhr in der Friedenskirche zu Potsdam in Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin ein feierlicher Gottes dienst statt. Der Altarraum, die äutzcren Hallen, sowie das Mausoleum waren mit Blatt pflanzen und frischen Blumen geschmückt, in letzterem waren zahlreiche kostbare Kränze von Fürstlichkeiten, Regimentem (besonders den Regimentern Kaiier Friedrichs), patriotischen Vereinen, Logen niedergelcgt. In der Kirche versammelten sich die sämtlichen Hofchargen, der Hofstaat der Kaiserin, das militärische Gefolge des Kaisers, die Chefs des Zivil-, Militär- und Marinc'abinettS, der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe und der Vizepräsident des Staats ministeriums Staatsminister v. Miquel mit den anwesenden Staatssekretären und Staats ministern, die Generalität und Admiralität, darunter Generaloberst Graf v. Waldersee und die Gcneraladjutanten des Kaisers Friedrich, femer andere Beamte und Offiziere und die Spitzen der Behörden in Potsdam. Kurz vor 11 Uhr erschienen Prinz und Prinzessin Friedrich Leopold, die drei Söhne des Prinzen Albrecht und die übrigen Prinzen und Prinzessinnen. Bald darauf traf der Kaiser in der Uniform des 1. Garde-RegimentS z. F. ein, nahm aus den Händen des Geh. Rats Mietzner einen kost baren Kranz entgegen und begab sich allein in das Mausoleum, wo er kurze Zeit verweilte. Inzwischen waren die Kaiserin in mattblauer Seidenrobe, und Prinz Adalbert, in der Uniform eines Unterleutnants z. See, angekommen, und die Herrschaften begaben sich nunmehr in das Gotteshaus, wo fie vor dem Altar Platz nahmen. Nach einem Vortrag des Domchors und einem Gesang der Gemeinde, den die Orgel und die Kapelle des 1. Garderegiments be gleiteten, hielt Hofprediger Wcndland die Liturgie. General-Superintendent v. Dryander predigte über den vorgeschriebenen Doppeltext I. Sam. („Bis hierher hat uns der Herr ge holfen*) und II. EP. Pauli a. d. Corinth. 12 V. 9 („Laß dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in dem Schwachen mächtig*). General-Superintendent v. Faber sprach Gebet und Segen. Nunmehr begab sich das Kaiserpaar mit dem Prinzen Adalbert ins Mausoleum. Der Kaiser zeichnete noch mehrere Herren durch Ansprachen aus, insbesondere auch den Reichskanzler, und begab sich darauf mit der Kaiserin nach dem Neuen Palais, um dort im Sterbezimmer Kaiser Friedrichs zu ver weilen. Hierauf kehrte das Kaiserpaar nach Berlin zurück. Das Mausoleum, in welchem der Kaiser Friedrich mit seinen Söhnen, den Prinzen Sigismund und Waldemar, ruht, bildete am Mittwoch den Wallfahrtsort Ungezählter. Der Vorhof deS Mausoleums, der Eingang und das Innere waren der Bedeutung des Tages ent sprechend mit einer herrlichen Orangerie dekoriert, das Marmor-Monument rings um den Sockel herum mit einer auserlesenen Pracht von Blumen umgeben. Schon am frühen Morgen unter! dem Läuten der Glocken der FriedenSkirche! fuhren Deputationen von Osfizierkorps der-! Kon Maß «ad Fern. Kiek. Infolge deS besonders in den Sommer monaten starken Verkehrs auf dem Kieler Hafen ist dort füi die Kriegsschiffe durch das Stations kommando das Torpedoschießen nach geschleppter Scheibe innerhalb der Linie Friedrichsort- Korügen gänzlich untersagt worden. Nach fest verankerter Scheibe dürfen innerhalb dieser Linie nur die Torpedoboote des Versuchs- kommandoS und ausnahmsweise solche Schiffe schießen, die neu eingebaute Torpedorohre oder VersuchLrohre zu erproben haben. Sonst wer den nur an den Tagen, an denen das Abhalten der Schießübungen der Matrosenartillerie mit Küstengeschützen die äußere Föhrde für Torpedo schießübungen sperrt, einzelne Schiffe auf be sonderen Antrag die Erlaubnis zum Abhalten' etzterer Hebungen, jedoch nur nach fester Scheibe im inneren Teil des Hafens, erhalten. — Während der am 24. Juni beginnenden Zett der Segel-Regatten auf dem Kieler Hafen, der Kieler Woche, liegen auf Wunsch des Kaisers ast sämtliche in den heimischen Gewässern be findlichen deutschen Kriegsschiffe vor Kiel in einem der landschaftlich schönsten Häfen der Welt, und keine Gelegenheit wäre günstiger für Mitglieder unseres künftigen Reichstages, der vaterländischen Marine näher zu treten, als fie ein Besuch Kiels zu jener Zeit bietet. Potsdam. Die hiesige Oberpostdirektion erläßt folgende Bekanntmachung: Der Post- asfistent Wilhelm Oehmke aus Wriezen 4st seit dem 14. d. abends nach Schiebungen vott Post anweisungsgeldern und Unterschlagung von Geldbriefen im Werte von etwa 6000 Mk. lüchtig. Auf die Ergreifung des Oehmke ist eine Belohnung von 300 Mk. ausgesetzt worden. Königsberg. Zwischen der Regierung und »er Firma Stantien und Becker ist über den Ankauf der Bernstein-Bergwerke in Palmnicken in Ostpreußen nunmehr eine Einigung erzielt worden. Vorbehaltlich der Genehmigung der zesetzgebenden Faktoren wird die Uebergabe der ndustriellen Anlagen und des Lagers der Firma m 1. Juli 1899 erfolgen. In einer in Danzig tattgehabten Versammlung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern der Bernsteinindustrie rief eine diesbezügliche Mitteilung lebhafte Befriedi g zung hervor, und es wurde einstimmig br- chloffen, folgendes Telegramm an den Handels minister zu senden: „Die heute hier versam melten Arbeitgeber und Arbeitnehmer der Danziger Bernsteinindustrie erfahren soeben durch den Regierungskommissar, Herrn Regierungsassessor v. Bartsch, daß der Staat die Bernsteingewin- nung künftig voraussichtlich selbst betreiben wird. Wir haben fchon früher der Ueberzeugung Aus-' druck gegeben, daß bei dieser Regelung die Interessen der heimischen Industrie die ge bührende Berücksichtigung finden könnten, u>' machen zu lassen. Ich hatte die Türkisen und das Gold, welches Sie mir in Homburg ge geben hatten, gerade noch in demselben Paket, uneröffnet mit zu dem Goldarbeiter genommen, welcher es aufmachte und das Gold und die Steine betrachtete. Mittlerweile hatte mein Onkel einen Blick auf die Innenseite des Papiers geworfen und rief plötzlich auS: „Das ist Arthurs Handschrift." Ich sah ebenfalls darauf, es war kein Brief, sondern einige Notizen über Ausgaben (die Abschrift folgt hierbei) und mein Onkel und ich ersuchen Sie, teuerste Frau, uns mttzuteilen, wie Sie zu dem Zettel kamen. Ich kann mir nichts anderes denken, als daß Arthur sich unter fremdem Namen in London aufgehalten und Routh ihn gekannt haben muß. Recht deutlich erinnere ich mich noch, daß Sie das Papier, worin Sie die Steine wickelten, aus Ihrem kleinen Hand putte genommen haben, darum schreibe ich auch an Sie und nicht an Routh, teuerste Freundin. Wie sonderbar, daß Sie und Ihr Gatte meines OnkelS Sohn gekannt haben, ohne zu wissen, wer eS war; aber auch wie trifft eS sich, daß wir nun durch Sie Nachricht von dem Verlore nen erhalten sollen. Nietn Onkel bat nach Amerika um Arthurs Photographie geschrieben, in einer Woche werden wir in London sein und können Ihnen dieselbe dann zeigen. Zürnen Sie nicht über die Kürze meine» Briefes, sowie über meine Bitte, welche Ihnen vielleicht Mühe machen wird, bi» Sie darauf kommen, wer Ihnen den Zettel gegeben, und seien Sie der innigsten Anhänglichkeit und Dankbarkeit versichert Ihres Georg Stainberg. jenigen Regimenter, deren Chef Kaiser Friedrich gewesen, im Parade-Anzug bet dem Mausoleum vor, um namens der Regimenter Kränze mit WidmungSschletfen in den Farben der betreffenden Truppentelle »iederzulenen. Auch Krieger-, Turn- und andere Vereine halten Kränze ge spendet. Der Kranz, den das Kaiserpaar an der Grabstätte niederlegte, hätte über einen Meter im Durchmesser und war ganz aus weißen Rosen, weißen Nelken und anderen weißen Blumen gewunden: die lange weiße AtlaSschleife mit goldenen Franzen trugen die Buchstaben und V mit den Kronen darüber in Sold. Einen nicht minder kostbaren Kranz hatte der Hofmarschall Frhr. v. Reischach im Namen der Kaiserin Friedrich überbracht. Auch der Grobherzog und die Großherzogin von Baden, der Erbprinz und die Erbprinzesfin von Meiningen, Kronprinz und Kronprinzessin von Griechenland, Prinz und Prinzessin Friedrich Karl von Hessen u. a. -u. hatten prachtvolle Kränze, auf deren Sch'eifen die Namen oder Anfangsbuchstaben der Spender verzeichnet waren, n ederlegen lassen. Diesen Kränzen reihten sich die der Generaladjutanten an, von denen man den Generaloberst Grafen Waldersee, die Generale Fürst Anton Radziwill, v. Rauch, Graf Schlieffen, v. Mischke, v. Hahnke, v. Plessen rc. bemerke. '' «kie». * Während in Europa die Zersplitterung in den Parlamenten fast überall Fortschritte macht, auf „Parteien* heutzutage kein verlaß mehr ist, Fraktionen und Fraktiönchen, Interessen- und Regionalgruppen der Regierung und der Oppö- fition das Eingreifen erschweren, arbeitet man in Iapa « jetzt auf die parlamentarische Ver einfachung der Geschäfte nach altenglischem Muster hin und will sich zu zwei großen Par teien organisieren gewissermaßen in Whigs und TorieS teilen. Vor den Neuwahlen haben fie i die japanischen Liberalen und die anderen Oppositionsparteien verschmolzen zum Zweck der Btlduim einer einzigen große» Parte. In einer Kundgebung erklären sich diese Parteien für die Abschaffung der Klaffenregierung und die Einführung einer Parteircgierung. Die An - Hänger des Kabinett» organisieren eine Partei zur Unterstützung de» Ministeriums. Der verstoßene Sohn. L6j Aus dem Englischen von Julie Düngern. Homburg wurde also von der schönen Ameri kanerin verlassen. Ihr Wagen mit den grauen Ponies, der französische Groom, die luxuriöse Umgebung, die zauberische Schönheit selbst, mit ihren Spitzen, reichen Gewändern und Edel steinen, alles verschwand und die Schwarz- schildische Villa sah eine Zeitlang leer und un- gemütlich aus, bis eine große englische Famllie deren Räume wieder belebte. In dem Orte hatte sich das Gerücht ver breitet, daß die Amerikanerin wieder nach Paris gegangen sei. Mr. Felton schüttelte betrübt den Kopf, als Georg die Hoffnung aussprach, fie könnte dort vielleicht mit Arthur zusammen treffen. „Ich glaube sicher, daß fie nichts von ihm gehört bat,* sagte er, „sonst hätte die Pflicht der Menschlichkeit ihr geboten, eS mir mitzu- teilen.* Eine Woche später schrieb Georg Stainberg folgende Zellen au» Paris an Harrtet Routh in London: , . . „Paris, Hotel de Louvre, OK. Teuerste Mr». Routh! Ich bin mV meinem Onkel Hierher gereist. Meine Mutter und Mr. Carter kommen langsam nach, wir find alle auf dem Wege nach London. Nun ist aber ein Fall eingetreten, wo ich Ihrer freundlichen Hilfe bedarf, und darum schreibe ich Jhnest noch von hier au». Bon meinem Onkel begleitet, ging ich zu einem Juwelier, um das Brasselett, von welchem Sie wissen, wieder 30. Die Erbin von PoyiningS. Die Unruhe, in welcher ihr Bruder und auch, ihr Sohn, Arthur Felton betreffend, schwebte, wurde Mrs. Carter strenge verheim licht. Sie war auf dem Wege vollkommener Besserung, durfte darin aber nicht gestört werden. Ihre Schönheit hatte, durch alle diese Ereignisse, freilich, ihre Frische verloren, welche fie so lange besessen, aber es war ein Zug von Glück in ihrem Gesichte, welchen fie früher nicht gehabt, und ihr Gatte sprach zärtlicher mit ihr, jetzt, wo schon einzelne Silberstreifen in ihrem dunklen Haare waren als früher, wo noch die Blüte der Jugend auf ihren Wangen lag. Mr. Carter war erst durch die Krankheit seines WeibeS und die Erkenntnis, daß seine Härte deren Ursache gewesen, zur Einsicht seiner früheren Handlungsweise gelangt. Er würde eS sich freilich nie eingestanden haben, ein Tyrann gewesen zu sein, aber die Art, wie er seinen Stiefsohn jetzt behandelt, war schon an und für sich eine Ehrenerklärung für denselben. Auch die Sorge, welche « dem Wohl finden seiner Gattin schenke, war eine Art Stolz für ihn, er setzte jetzt etwa» hinein, sich ganz den freilich bescheidenen Wünschen Mr». Caner» unterzuordnen, wie er früher seine Be friedigung darin fand, nur den eigenen Willen gerichtShofeL zwischen dem Kaiser uud dem Prinz-Regenten Luitpold veretnbart worden sein, einen eigenen bayrischen Senat in Münchea in» Leben treten zu lassen. «Staatssekretär v. PodbielSki hat mit der Schweizer Telegraphenverwal tung einen Vertrag über Telephon anschlüsse Zwischen der Schweiz und Deutschland abgeschloffen, die bei Basel und Konstanz erfolgen sollen. Von der Schweiz wird eine direkte Linie von Zürich nach Kon stanz hergestellt werden. Die Gebühren werden nach diesem voraussichtlich zum 1. Januar 189» in Kraft tretenden Vertrage namentlich für den ' Grenzverkehr bedeutend ermäßigt. «Die Nachricht auS San Domingo, die Regierung der Republik habe den deutschen Besitzer eines Geschäfts zu 200 000 Dollar ver urteilt, weil da» Geschäft vorher einem Revolu tionär gehört hatte, begegnet starkem Zweifel. Hier ist an maßgebender Stelle, wie die.Post' erklären kann, von einem solchen Vorfälle nicht» bekannt. « ES ist bei den Landesregierungen beantragt, den Vorrat der ReichSbank an halben Kronen (goldenen Fünfmarkstücken), welcher einen erheblichen Bruchteil der von dieser Münz sorte überhaupt geprägten Stücke repräsentiert, in Kronen umzuprägen, da an diesen letzteren Münzen unausgesetzt Bedarf bestehe. Der An trag wird damit begründet, daß die halben Kronen sich für den Verkehr ungeeignet erwiesen haben; der größere Teil derselben be finde sich bei der Reichsbank, im Verkehr seien die Münzen äußerst selten, ein Wunsch aus dem Publikum nach ihrer Äiederverbreitung sei nicht laut geworden. Wie bekannt, hat der Bundesrat bereits beschlossen, von dem Vorrat der Reichsbank 22 Millionen Mk. halbe Kronen in Kronen umprägen zu lassen. * Die Vorbereitung eines Reichsgesetzes bett, die Durchführung der allgemeinen Fleisch schau ist, wie offiziös geschrieben wird, so weit vorgeschritten, daß in nächster Zeit im Reichs- Gesundheitsamt Kommissions-Verhandlungen zur Beratung stehen. Frankreich. * In parlamentarischen Kreisen wird die mut- maß'iche Zusammensetzungdesneuen Kabinetts besprochen. Man nennt be sonders die Namen Nibots und Charles Dupuys als derjenigen Personen, die mit Bildung des neuen Kabinetts beauftragt werden würden. In Kammcrkrcisen geht das Gerücht, Präsident Faure beabsichtige, falls eine Kabi nettsbildung mit Ribot oder Dupuy Schwierig keiten haben sollte, nochmals an Melines Natriotismus zu appellieren. Die Radikalen er klären, nur ein Ministerium Brisfon-Sarrieu mit einigen gemäßigten Elementen sei lebens fähig. * Der Pariser Kassationshof hat, dem Antrag des Referenten entsprechend, den Einspruch ZolaS gegen die Zuständigkeit deS Schwur gerichts in Versailles abgewiesen. Der Prozeß wird also fortgesetzt werden. Spanien. * Die von dem republikanischen Abgeordneten Ballesteros in der Kammer eingebrachten An träge auf sofortige Einbringung von Gesetzes vorlagen bett, die Einführung der allge meinen Wehrpflicht und die Abschaffung des Loskaufsrechts find angenommen worden uud werden bald Gesetzeskraft erlangen. Balkanftaaren. *Jn Konstantinopel find Berichte einge gangen, wonach die Albanesen am Diens tag neuerdings ein Lwrf nördlich von Berana und noch ein zweites Dorf niederge brannt haben. Nach Berana find Truppen beordert worden. Der montenegrinische Gesandte Bakitsch ersuchte die Pforte um Mit teilung über die von ihr in Aussicht genommenen Maßregeln. Der Sultan ließ den Gesandten verständigen, daß die Pforte wegen der Vor fälle zwischen der montenegrinischen Grenzwache ! und den Albanesen energische Maßregeln ge« ! troffen habe; ein Gleiches erwarte er von i Montenegro; ein Teil der Albanesen sei schon 1 z-rstreut. ! als maßgebend zu betrachten. Es wäre ihm niemals eingefallen, daß die Haupttriebfeder seiner jetzigen Handlungsweise die Wertschätzung war, welche sein Schwager, Mr. Felton, für Georg hegte, eine Wertschätzung, die ihre» Grund in dem offenen Geständnisse des jungen . ManneS, seine frühere Lebensweise betreffend, hatte. Mr. Felton erkannte daS Ehrenhafte in der Natur des jungen ManneS und er fühlte, daß er ihn mehr liebe, als seinen Sohn, der ihm stets ferngestanden hatte, darum fragte er denselben in manchen Dingen um seinen Rat; eine Sache, welche Mr. Carter gew'altig impo nierte. Zudem sah er auch, wie seine Gattin, durch Georg Gegenwart beglückt wurde, wenn er auch früher manche eifersüchtige Neigung dabet empfunden, so war Laura Carter doch daS einzige Weib, welches er je geliebt hatte, und ihrem Wohlbefinden mußte sich auch die kleinliche Eifersucht auf deren Sohn unter ordnen. DaS einzige, was er zuweilen an seine« Stiefsohne auSzusetzen hatte, war dessen Um gang mit Litteraten, aber nach und nach ge wöhnte er sich daran. Eines TageS trat er in da» Zimmer seiner Gattin, als diese mit ihrem Bruder und Georg sich dort befand, und fie sagte ihm lächelnd, daß Felton soeben von Schloß PoyiningS gesprochen und «S für einen der schönsten Plätze erklärt hatte, welche er je. ge sehen. Mr. Carter war unendlich geschmeichelt, doch thG er äußerst bescheiden und sagte, daß Eng land mit solchen uud noch viel schöneren Be- fitzungen reich begabt sei, doch wäre eS wirk»
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