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Auerthal-Zeitung : 10.06.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189806106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-06
- Tag 1898-06-10
-
Monat
1898-06
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 10.06.1898
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Dir Kestedrluugsfahitzkett vo« D-«tsch-«Safrika. Professor Robert Koch hat bet seinem Auf enthalt in Deutsch-Ostafrika eingehende Unter suchungen über die gesundheitlichen Verhältnisse in unserem Schutzgebiet angestellt und über die gewonnenen Untersuchungsergebnisse eingehende Berichte erstattet. Das »Deutsche Kolonialblatt' veröffentlicht einen dieser Berichte, der insofern von besonderem Interesse ist, als er die Be- siedelungSfähigkeit eines gröheren Distrikts von Deutsch-Ostafrika, nämlich West-Usambara, vom gesundheitlichen Standpunkt auS behandelt. Koch kommt dabei zum Ergebnis, daß in der Thal bestimmte Teile von Usambara von Europäern ohne Schaden für ihre Gesundheit dauernd be siedelt werden können, aber auch nur SebkgS- gebiete von ganz bestimmter Höhe. West-Usambara ist schon von jeher als daS Gebiet bezeichnet worden, welches in erster Reihe als etwaiges Siedelungsgebiet für deutsche Ein wanderer in Betracht kommen könnte. ES bildet einen Gcbirgsstock für sich, steigt an allen Seiten auS der flachen Steppe mit schroffen Fels wänden festungsartig auf und bildet oben eine zwischen 1200 und 1600 Meter hoch gelegene hügelige Fläche mit auf den Höhen bewaldeten Bergkuppen und kestelartigen Thälern, in deren Grunde Bäche fließen. Dies Hochplateau Hai ein gemäßigteres Klima, und besitzt dadurch schon gesundheitliche Vorteile vor den Gebieten an der Küste oder in der Steppe. Trotzdem gelten auch hier die GesundheitSverhältnisse als bedenklich, und eS hieß, die Europäer müßten dort erst ein mchrmonatlicheS Eingewöhnungs fieber durchmachen. Koch hat sich nun selbst anderthalb Monate dort aufgehalten, um einen Einblick in die sanitären Verhältnisse des Ge birges zu gewinnen. ES leben dort zwei b S drei Dutzend Europäer auf Misfions- und Versuchsstationen, und diese haben in der That sehr durch Erkrankungen zu leiden gehabt; auch mehrere Todesfälle find vorgekommen. ES handelte sich in allen Fällen um fieberhafte Erkrankungen, aber nicht, wie man angenommen hatte, um ein besonderes EingewöhnungSfieber, sondern um die richtige tropische Malaria. Koch hat aber gleichzeitig festgcstellt, daß die Kranken ihre Krankheit sämtlich von der Küste oder von der Ebene mitgebracht, also nicht im Gebirge erworben haben. ES wurde kein einziger Fall tropischer Malaria auf der Höhe des Usambara- Gebirges gefunden, der nicht mit Sicherheit auf die Küste oder auf die Zeit des Marsches von der Küste bis zum Gebirge hätte zurückgeführt werden können. Koch nimmt daher mit Bestimmtheit an, daß das Gebirge selbst frei von Malaria ist. DaS gilt aber nur für die Höhe von mindestens 1200 Meter. Weiter abwärts, bestimmt schon öer 800 Melek. Malaria - K.anlüeiien ' Aegypten. i * Eine starke e n g l i s ch e Truppenabteilung l , - soll einen Teil der englisch-ägyptischen Ex- bei 800 Meter, komme» Malaria - Krankheiten Resultat ergeben können, so wird doch immerhin eine Ueberficht über den gewerdltcheu Soldver brauch in Deutschland gewonnen werden, wie wir sie bisher nicht gehabt haben. Die Resul tate der Aufnahme dürften alsbald nach ihrer Feststellung bekannt gegeben werden. * Die Ende dieses Monats wieder zusammen tretende Reichs-Kommission für Arbeiterstati sttk wird ihre bereits früher begonnenen Webungen über die Lage der im Gast- und vchankwtrtSgewerbe be schäftigten Personen fortsetzen, ferner die Unter suchungen über die Arbeitszeit der in Ge treidemühlen beschäftigten Personen be enden und Erhebungen über die Sonntagsarbeit imBi «neu sch ifsahrt»-und Flößerei betriebe einletten. «Der von französischen Blättern gemeldete, Grenz zwischenfall vom 29. Mai be schränkt sich nach ettkem offiziösen Telegramm auS Straßburg darauf, daß mehrere Soldaten des sächsischen Fußarttllerie-Regiments in Metz am ersten Pfingstfeiertage in der Nähe von Mars - la - Tour die hier sehr schwer kenntliche Grenze versehentlich überschritten und von französischen Zollwächtern zurück gewiesen wurden, wobei eS zu einem Wort wechsel kam, da beide Parteien sich nur schwer verständlich machen konnten; zu Thätlich - leiten ist eS nicht gekommen. Die Sol daten zogen sich über die Grenze zurück. * Es ist fortgesetzt darüber geklagt worden daß sowohl an der russischen wie an der holländischen Grenze ein Handel mit bereits verwerteten Beitragsmarken der AtterS- und Invaliditäts-Versicherung statt findet. In der zu erwartenden Novelle für dieses Gesetz wird Vorsorge zu treffen sein, daß dieser Handel soweit als möglich gesetzlich ver hindert wird. Frankreich. * Die gemäßigten und konservati - ven Blätter äußern sich sehr befriedigt über die Wahl deS Gemäßigten DeSchanel zum Präsidenten der Deputierte.Kammer und sprechen die Ueberzcugung auS, er werde in acht Tagen bei der endgültigen Wahl eine weitaus größere Mehrheit auf sich vereinigen. Dieradikalen Organe erklären, das Stimmenverhältnis be weise, daß ohne ihre Partei nicht mehr regiert werden könne. Wenn die leitenden Männer sich dieser Erkenntnis verschlössen, würde die Lage leicht unentwirrbar und die Auflösung der Kammer unvermeidlich werden. * Frankreich scheint die Anlage eines neuen Kriegshafens im Mittelmeer zu planen. Wie der .Figaro' meldet, hat man nunmehr festgestellt, daß der Hafen von Boni facio an der Südküste von Corfica nicht nur für Torvedoboote, sondern auch für Panzerschiffe, selbst erster Klasse, zugängig ist. * DaS besonders durch sein Eintreten für die Interessen der Seeleute bekannte ehe malige Parlaments-Mitglied Plimsoll ist am Freitag früh gestorben. Rufllan». * AuS angeblich autoritativer Quelle erfahren die .Daily NervS', der Zar sei über den Be such deS Fürsten Ferdinand von Bul garien in Konstantinopel sehr unge halten und habe dies den Fürsten durch den russischen Vertreter wissen lassen. Es sei die Möglichkeit vorhanden, daß die Petersburger Reise des FürstcnpaareS unterbleiben werde. Balknnstaaten. *Der Sultan hat seinen bisherigen Gesandten in Athen, Asstm Bei, zum Ge sandten beim hl. Stuhle ernannt. In folgedessen seien zwischen dem Vatikan und der französischen Regierung neue Verhandlungen eingeleitet worden, um letztere zum Aufgebcn ihres Widerstandes gegen die Errichtung einer diplomatischen Vertretung der Türkei beim * Der'Sultan hat 19 im Adrianopler Prozeß angeklagte Armenier, darunter vier peditio« nach Chartum bilden. Die EHedition wird insgesamt 20000 Mann um fassen und Anfang Oktober dort eintreffen. ES geht daS Gerücht, die Derwische hätten Shabluka, die stärkste Stellung -wischen Berber und Chartum, geräumt. Der Mahdi zieht seine Streitkräfte in der Nähe von Omdurman zu sammen. «Ken. «Da« ,Büre« Dalziel', das sich durch Zuverlässigkeit nicht gerade auszeichnet, erfährt auS Schanghai, daß die Russen in Port Arthur und Lalkenwan fremden Groß kaufleuten einen HandelSkonsen» nur gegen Zahlung einer jährlichen Abgabe von durch schnittlich 4000 Mk. gestatten. Dieses Vyrgehen widerlege die abgegebenen Erklärungen, daß die beiden Plätze als Freihäfen zu betrachten find und dem Handel aller Nationen offen stehen. «Eine erneute Expedition der Hol länder gegen die Stchinesen auf Sumatra ist im Vormarsch begriffen. Australien. «Bei der Volks-Abstimmung in Viktoria und TaSmania wurde die vorgeschlagene Grün dung eines australischen Staaten- Bundes angenommen. VslMfche Ntmdfch««. <- vom spauifch-amerikautsche« Kriege. « Fast gleichzeitig mit der nordamerikanischen Meldung, daß der Kamps bei Santiago am vcrgaugenen Dienstag nur ein Lrkundi- gungSgefecht gewesen sei und den Nord amerikanern auch nicht den gaingften Verlust verursacht habe, kommt eine Nachricht die Be - schießung der Fort» vonSmttiago habe am Freitag auf» »epe begonnen, während im Zusammenhandeln damit 3000 Aufständische die Stadt angegriffen hätten, so daß ein er bitterter Kampf im Gange sei. Die Spanier wollen übrigens die Alsurgenten zurück- geschkaaen haben. *MÜ der Entsendung amerikanischer Landungstruppen nach Cuba hat eS noch immer gute Weile. Einer in New Aork eingetroffenen Depesche auS Tampa zufolge kann positiv versichert werden, daß bisher keine regulären amerikanischen Truppen nach Cuba abgegangen find. DaS KrtegSdepartement be schaffte noch einige wettere Schiffe für den Transport der kubanischen Jnvafionsarmee. Die TranSportflotte besteht jetzt auS 30 Schiffen, die insgesamt 30 000 Mann befördern können. BtS jetzt find über 124 000 Freiwillige ange worben worden. «Auf die Anfrage eines Abgeordneten er klärte der Vorsitzende deS Finanzausschusses in Washington, die KriegSkosteu würden sich auf ungefähr 600 Mill. Dollar belaufen, wenn der Krieg ein Jahr dauem sollte. Aus dieser Aeußerung geht auch hervor, daß man sich in den Der. Staaten mehr und mehr zu der Aufgabe zu bequemen anfängt, die „Spazierfahrt nach Cuba«, die man in ein paar Wochen beendigen zu können glaubte, möchte sich „infolge eingetretener Hindernisse« doch noch etwas in die Länge ziehen. * * * Deutschland. * Der Kaiser traf, von Danzig kommend, am 4. d. vormittags in Swiuemünde ein, unternahm einige Fahrten und begab sich sodann nach Stettin. « AuS Anlaß deS zehnjährigen Regierungsantritts des Kaisers findet am 16. Juni im Lustgarten zu Potsdam eine Parade der Regimenter der Potsdamer Garnison, deren Chef der Kaiser ist, statt. «Die Einweihung der Erlöserkirche in Jerusalem soll, wie jetzt verlautet, nach dem Willen des Kaisers eine großartige Feier der ganzen europäischen Christenheit werden. Sämtliche evangc ische Fürsten und sämtliche protestantische Kirchen nicht bloß Deutschlands sondern auch der übrigen Welt sollen zu der Feier eingeladen werden. Wenn dies Programm innegeualten wird, dann wird die Einweihung, die man bisher nicht gerade in den Rahmen einer umfassenderen Betrachtung eingereiht hatte, denn doch einen anderen Charakter erhallen, und auch politische Momente würden nicht abzuweisen sein. «Das Befinden des Finanzministers von Miquel läßt noch zu wünschen übrig, so daß vorerst eine Nachkur in EmS in Ans ficht genommen ist und des wetteren an seine Ent lastung in bezug auf die parlamentarischen Arbeiten gedacht wird. «Da am 31. Juli d. der Handels vertrag mit England abläuft, so dürfte sich der Bundesrat in allernächster Zett und noch vor dem Antritt seiner Ferien mit der Frage zu beschäftigen haben, in welcher Form und unter welchen Voraussetzungen und Be dingungen von dem in der letzten Reichstags session beschlossenen Gesetz betr. dasHandel 8- Provisorium mit England Gebrauch zu machen sein wird. «Im,Reichs-Gesetzblatt' wird daS Gesetz, - enlha tend Abänderungen des Gesetzes über die Vatikan zu bewegen. Naturalleistungen für die bewaffnete ' Macht im Frieden veröffentlicht. angeklagte Armenier, «Seitens des Reichsamts des Innern wird Priester, m Freiheit setzen lassen, eine Umfrage betr. den gewerblichenVer- brauch von Gold veranstaltet. Wenn die Antworten auch kein mathematisch zutreffendes vor, «nd zwar scheint von der Höhe nach der Ebene zuerst die Tertiana vorzukommen und dann erst die tropische Malaria zu folgen. Für die Annahme, daß das Usambara-Gebirge auf seiner Höhe malariafret ist, führt Koch auch noch au, daß die Gebirgsbewohner nicht, wie die Küsten-Neger, immun gegen die tropische Malaria, sondern im Gegenteil sehr empfänglich dafür find und sie bekommen, wenn sie zum ersten Mal zur Küste oder in die Steppe gehen; ihre Mbu-Krankhett ist echte Malaria. Ander seits leben im Usambara-Gebirge auf der Mtsstonsstation geborene deutsche Kinder, die nie Fieber gehabt haben. Auch Gesundheits schädigungen durch die Sonne, also «e Gefahr der Insolation, fand Koch erheblich geringer, alS nach den bisherigen Schilderungen zu er warten war. DaS Thermometer «reichte seinen höchsten Stand mit 52 bis 54 Grad gegen 62 bis 66 Grad in Dar-eS-Salaam und gegen 60 bis 70 Grad in Kenilworth bei Kimberley in Südafrika, wo die Leute ohne Gesundheits schädigung arbeiten, ohne ängstlich den Kopf durch einen Gonnenhut zu schützen. Im allgemeinen bezeichnet Koch daS Klima von Usambara als ein angenehmes und der Gesundheit zuträgliches. Die Lufttemperatur ging während seines Aufenthalts nicht über 25 Grad und fiel nachts auf l0 bis 12 Grad, so daß durch diese Temperaturschwankungen der Europa« vor d« sonst in tropischen Gegenden leicht eintretenden Erschlaffung bewahrt bleibt. In der kalten Jahreszeit geht daS Minimum der Lufttemperatur auf 6 bis 8 Grad herab. Der Feuchtigkeitsgehalt der Lust ist zur Abend- und Nachtzeit ein erheblicher, verringert sich aber sofort bei Erscheinen der Sonne und geht gegen Mittag sehr stark herunter. Anhaltende Nebel bildungen kommen im Innern deS Usambara- gebirgeS nicht vor. DaS Gebirge ist auch reich an guten Quellen. AuS alledem folgert Prof. Koch, daß eS in d« Höhe von 1200 Nieter und darüber gesundheitlich für die Besiedelung vorzüglich geeignet ist. Dagegen bezeichnet « die Errichtung eines Sanatoriums im Hochgebirge zur leichteren Gesundung von Malariakranken als illusorisch, da die in d« Ebene einmal er worbene Malaria im Gebirge durchaus keine milderen Formen annimmt. Um die Besiedelung des Gebirges aber wirk lich ohne gesundheitliche Nachteile durchzusühren, find erst gewisse Bedingungen durchzusühren, welche die ganze Frage der Besiedelung vorerst noch in unbestimmte Ferne rücken. Vor allen Dingen müssen, so betont Koch, die Ein wanderer so ins Gebirge befördert werden, daß sie weder beim notwendigen Aufent halt an der Küste noch auf dem Wege zur Küste mit Malaria angesteckt werden. Koch hält daS für möglich, wett eS bei seiner Expedition gelungen ist. In Wirklichkeit wird die Sache bei Einwanderertrupps viel schwieriger sein, well diese sich mit den Fährlichkeiten viel weniger vertraut machen können, als ein so erfahrener und gut vorbereiteter Arzt, und unmöglich ein Arzt jede Karawane begleiten kann. Auw wird es sehr schwer sein, sie bei dem ersten Äufent- hall an der Küste vor Ansteckung zu schützen, uud sind sie erst angefteckt, dann nützt ihnen die gesunde Gebirgslust gar nichts mehr. Außerdem würden die Ansiedler bei jedem Besuch in den Küstenftädten sich von neuem der Ansteckungs gefahr aussetzen, und solche Besuche find doch wegen deS Absatzes ihrer Erzeugnisse unaus bleiblich. Wenn man aber bedenkt, daß die Reise von der Küste ins Gebirge acht Tage dauert und vielfach durch sumpfige Gegenden führt, dann sieht man schon, wie schwer es ist, sich vor jeder Ansteckungsgefahr zu schützen. Mit einer Auswanderung nach Deutsch-Ostafrika hat es also nach gute Wege; denn eine Einwande rung ohne entsprechende Vorsichtsmaßregeln, wozu die Bereitstellung ärztlicher Hilfe im Gebirge ge hört, «klärt Prof. Koch selbst für höchst bedenklich. Uon Uah «nd Fern. Hamburg. Ter Tierschutzkongreß beschloß eine Eingabe an die Reichsregierung behufs Verbots des tierquälerischen Nudelns deS Mafl- geflügcls. Zum nächsten Kougreßort wurde Kall ' bestimmt. Der verstoßene Kohn. 20) AuS dem Englischen von Julie Düngern. „Morgen od« übermorgen, Sir, erwarte ich sie. Routh schrieb von Paris," «klärte Georg. „MrS. Routh ist eine sehr interessante Frau," sagte Felton, „und eS schien mir, di wenigen Male als ich sie sah, daß sie eine muster hafte Gattin ist. Aber sie ist bedrückt oder leidend, man sollte glauben, daß sie Kummer habe." „Nur in letzter Zeit," rief Georg, „ich wollte, Sie hätten sie früher gekannt, lieber Onkel, da war sie so Hefter wie eine Lerche und ver breitete Sonnenschein, wo sie erschien. Ich kann mir ihre Umwandlung nur durch Krankheit er klären, wüßte aber nicht, was Routh ohne sie anfangen sollte.« „Ich glaube, « wüßte sich zu fassen," ent gegnete Felton md sonderbarer Betonung. „Ich kann deinen Freund nicht leiden und traue ihm durchaus nicht.« „Wie meinen Sie das,« fragte Georg be stürzt, „wenn Sie sagen. Sie trauen ihm nicht? Glauben Sie nicht an seine Liebe zu Harriet ?" „Ja, ich glaube nicht daran," war die Ant wort. „Nach allem, was du mir von eurem Verkehr erzähltest, habe ich ihn und sie beob- achtet und bemerk, daß sie unglücklich ist. Sie liebt ihren Mann, daS ist gewiß, ab« er macht sie nicht glücklich.« „Wahr ist eS, daß sie sehr übel auSfieht,« meinte der junge Mann nachdenklich, „aber ich habe die» auf Rechnung ihrer schlechten Gesund heft geschrieben, welche auch Routh viele Sorge zu machen scheint, denn nur wegen seiner Frau verließ er England, um ein Bad aufzusuchen" „Ich bilde mir ein, daß er die Spieltische aufsuchte," erwiderte sein Onkel, „Routh macht mir den Eindruck eines Mannes, der für einige Zeit auS irgend einem Grunde zu einem ge wissen anständigen Lebenswandel gezwungen ist, darüber aber die höchste Langeweile em pfindet.« „ES thut mir leid, daß Sie eine so schlechte Meinung von ihm haben," meinte Georg, den eine dunkle Ahnung befiel, sein Onkel möge recht haben, „aber ich glaube doch, daß Routh durch seine Lebensklugheit und Gewandtheit der einzige ist, der unS Nachricht über den ver schollenen Arthur verschaffen könnte.« „Nicht doch," entgegnete der alte Herr rasch, „sage ihm nichts von mir und meiner Angele genheit in dieser Hinsicht; ich will keine Inti mität mit diesem Mann." „Natürlich unterordne ich mich in dieser Sache ganz Ihren Wünschen, bester Onkel. In einem ab« irren Sie vollkommen. Routh liebt seine Frau.« „Und ich denke, er haßt fiel« war die Ent gegnung. In diesem Augenblick trat der Diener in den Garten und meldete, daß Mr. Carter die zwei Herren «warte und sie gingen in das HauS. „ES unterliegt gar keinem Zweifel bei mir,« sagte Dr. Male nach einer langen Unter redung mtt den Beteiligten, daß das Experiment gelingen wird. Ich habe Nir. Carter schon lange beobachtet, ihr Zustand ist durch eine große schmerzhafte Aufregung herbeigeführt worden, und ich glaube, eine eben solche Emotion, aber freudiger Natur, wird daS beste Heilmittel für sie sein. Der würdige Mr. Carter war zwar , sehr un angenehm berührt, von einem Fremden hören zu müssen, daß seine Gattin, die Henin von Poyinings, irgend eine schreckhafte Auflegung gehabt haben könne, aber er hatte so viel Angst um dieselbe ausgestanden, daß er alles anhören und ausführen wollte, um sie wieder gesund zu machen; nur wagte er die schüchterne Einwen dung, daß nach seinem Dafürhalten Mrs. Carter zu schwach sei, um noch weitere Auflegungen auszuhalten." „Eine freudige Auflegung hat noch niemand getötet," war die Meinung des Arztes, „so etwas findet man nur in Romanen und Theater stücken. Ich möchte dafür gut stehen, daß MrS. Carter die Ueberraschungen ertragen wird, also zögnn die Herren nicht länger." Georg stand auf und folgte seinem Stief vater. Er selbst zitterte vor dem Gedanken, die Gesundheit seiner Mutter vielleicht noch mehr zu erschüttern. Sie durchschritten einen langen Gang und kamen an ein Gemach, dessen Fenster weit geöffnet waren, Blumen standen in den Ecken und auf den Tischen, eS war ein so heim liches Nestchen, wie man eS in einem Bade kaum erwarten konnte. In einem Armstuhle, den Rücken gegen die Thüre gewendet, saß eine Dame. Dir. Carter Kat auf sie zu, und mtt einem so liebevollen und sanften Tone, wie man ihn von dem stolzen Besitz« von PoyiningS wohl selten zu hören bekam, sagte er: „Laura, ich habe dir einen lieben Besuch gebracht." Im nächsten Augenblicke stand Georg vor ihr. Seine Mutter blickte auf und mit dem durchdringenden Schrei: „Georg mein Sohn, mein geliebtes Kindl" sank sie ohnmächtig in dessen Arme. 23. MrS. Jreton P. Bembridge. DaS Experiment Dr. MerleS hatte sich als höchst «folgreich erwiesen. Nachdem MrS. Carter wieder zu sich gekommen, hatte ihr Gatte das Zimmer verlassen und Mutter und Sohn blieben allein. „Der alte Gentleman," sagte Dr. Merle später zu Felton, „und ein Gentleman ist « durch und durch, trotz sein« Sonderbarkeiten, hat mir unwilltürlich, ohne es zu wissen und zu denken, einen großen Teil seiner Familien verhältnisse mitgetellt. Da war nun keine große Geschicklichkeit mehr nötig, um zu begreifen, daß die Ursache von MrS. Carters Zustand ihr Sohn gewesen ist." „Ja, « gab Grund zu manchen Besorgnissen," sagte Mr. Fe ton nachdenklich, „doch wie ich ihn zu kennen glaube, so ist dies alles nun vorüber. Wann denken Sie, lieb« Doktor, daß ich ohne Gefahr für meine Schwester dieselbe sehen kann?" „Für jetzt ist e» mir noch unmöglich, teurer Sir, diesen Zeitpunkt zu bestimmen, lasten Sie noch ein paar Tage vorüber gehen. Ich habe eine Auflegung verschrieben^- aber nicht zwei, und wenn sie auch noch so an-
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