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Auerthal-Zeitung : 29.05.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189805292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-05
- Tag 1898-05-29
-
Monat
1898-05
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 29.05.1898
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»BlMfche »»dfchi«. Bo« spanisch' a»erika»ische» rkriege. * Bo» Kriegsschauplätze liegen immer noch kein« belangreich« Nachricht« vor. Die vereinigten amerikanisch«» Flotten (unter Lampson und Schlitz) sollen dar spani sche Geschwader (unter Camera) in der Bucht von van Jago de Cuba eingeschlofseu haben. Sollte fich diese Nachricht bestätigen, so wäre dort saft stündlich ein entscheiden« derKampfzu erwarten, da die Amerikaner den Spaniern nicht Zeit lassen werden, die ihnen von Cadiz au» versprochene Hilse zu er« halten. — Bor d«r, Hafen von Havana sollen fich nur 4 Kanonenboote befinden, sodatz von einer Blockade in Wirklichkett nicht die Rede sein kann. — Die Aufständischen aus den Philippinen soll« nach spanischer Mit teilung fich auf die Sette der Spanier geschlagen haben und gegen die Amerikaner zu kämpfen bereit sein. — Mac Kinley soll einer »Daily Mail'-Meldung zufolge erklärt haben, unter den jetzigen Verhältnissen könne keine Expedition nach Euba entsandt werden. »WaS da» vorgeben gegen Cuba betrifft, so hat der nordamerikanische General MileL die Anficht ausgesprochen, daß für die kriegerischen Operationen auf der Insel 85 000 Mann amerikanischer Truppen erforderlich seien, zumal man nicht viel HUfe von festen der kubanischen Aufständischen erwartet. Die Regie« rung erwägt den Aufruf von noch wenigstens 50000, vielleicht sogar 100 000 Freiwilligen zu den Waffen. In Washingtoner Polstischen Kreisen wird die Anficht laut, wenn die amerikanischen Truppen erst auf Cuba festen Fuß gefaßt hätten, »erde eS ebenso schwer sein, sie einmal wieder von Cuba zurückzuziehen, wie dies mit den englischen Truppen in Aegypten der Fall sei; nichtsdestoweniger HSV man an dem Entschlüsse fest, Cuba nicht zu annektieren. * Nach einer Meldung auS Havana verfügen die Spanier auf Cuba über 130000 Mann gut bewaffnete Soldaten; außerdem soll Marschall Blanco etwa 85 000 Mann gut dis ziplinierte Freiwillige haben. * * * Deutschland. »Kaiser Wilhelm hat dem Kaiser von China den Schwarzen Adlerorden verliehen. — Am Donnerstag nahm der Kaiser in Gegenwart des in Berlin einge troffenen kronprinzlich griechischen PaareS die Frühjahrsparade über das Garde- Korps ab. »DaS Kaiserpaar wird nach Meldung eines HofberichterstatterS, da die ungünstigen Gruudwafscrverbältnisse im Neuen PalaiS den Aufenthalt daselbst unmöglich machen, wahr scheinlich schon in nächster Zeit mit den kaiser lichen Kindern nach WilhelmShöhe bei Kassel überfiedeln, um dort einen längeren Auseuthast zu nehmen, der für den Kaiser nur durch die NordlaudSreise unterbrochen werden dürste. * Prinz Heinrich von Preußen hat am Mittwoch Peking verlassen. Nach kurzem Aufenthalte in Port Arthur gedenkt Prinz Heinrich dem englischen Admiral Seymour einen Besuch abzustatten. * Wie schon früher gemeldet, hat der braun- schweigische Landtag eine Resolutton zur Thronfolgefrage, die fich gegen die «elfischen Agitationen richtete, einstimmig an genommen. Bei Beratung der Resolutton gab StaatSminister v. Otto die Erklärung ab, daß an maßgebender Stelle in Preußen die Auffassung obwalte, eS habe fich in den thatsächlichen Verhältnissen, welche dem die braunschweigische Thron-ErledigungS-Frage be treffenden Bundesratsbeschluß vom 21. Juli 1885 zu Grunde gelegen, nichts geändert, d. h. Preußen stehe den Ansprüchen des Her zogs von Cumberland auf den braunschweigischen Thron nach wie vor ablehnend gegenüber. WelfischerseitS war diese Erklärung bemängelt und bezweifelt worden. Demgegenüber ver öffentlicht das braunschweigische StaatSminifterium in den .Amtlichen Anzeigen' eine längere Erklärung dabkngehend, daß 1) die Erklärung des StaatSmtnisterS von Otto fich auf Mitteilungen von amt licher. bamseaer und verantwortlicher Stelle stütze. 2) niemand, der mit de« preußischen Staatswesen einigermaßen bekannt sei, auch nur chn« Augenblick zweifelhaft sein könne, daß als eine an maßgebender Stelle in Preußen ob waltende Auffassung nur eine solche bezeichnet werd« könne, welche an höchster Stelle in Preußen bestehe. — Dar heißt also: Der Kaiser selbst halte an der Gegnerschaft gegen die welfische Thronfolge in Braunschweig fest. Diese Feststellung ist darum wichtig, weil von »elfischer Sette verbreitet worden ist. daß gerade der Kaiser eine vrränderte Stellung -um Herzog von Cumberland eingenommen habe. Unter anderem war als Beweis dafür di« Rückgabe des WelfenfondS und die Begegnung de« Kaisers mit dem Herzog von Cumberland angeführt worden. «Zwischen den beiden freisinnigen Parteien, der freifinnigen BolkSpartei und der freisinnigen Bereinigung, ist ein Ueberein- kommen behufs gegenseitiger Unterstützung bei den ReichStagSwahlen geschlossen worden. * Wie verlautet, hat dermeiningische Oberkirchenrat eine ähnliche Verfügung erlassen wie das wetmarische Kirchenregiment, und den LandeSgeistltchen die Enthaltung von jeder politischen Agitation zur Pflicht gemacht. * Nach Meldung de» stellvertretenden Gou verneurs von Kamerun hat der Aufstand der Bane und Bult im südlichen Teile des Schutzgebietes mit der völligen Unter werfung dieser Etngeborenenstämme geendet. Der Kommandeur der kaiserlichen Schutztruppe, Hauptmann v. Kamptz, ist mit derselben bereits nach Kamemn zurückgekehrt. Oesterreich-Ungarn. * Erzherzog Leopold, der Sohn deS Erzherzogs Rainer, ist am Dienstag auf seinem Schlosse Herrnstein im Alter von 75 Jahren verstorben. Frankreich. *Die neue französische Depu tierlenkammer ist nach dem Ergebnis der Stichwahlen wie folgt zusammengesetzt: 254 > Republikaner, 104 Radikale, 74 sozialistische Radikale, 57 Sozialisten, 38 Ralliierte,! 44 Reaktionäre und 10 Nationalisten. (Der .Vorwärts' bemängelt die Angaben deS .Wölfi schen BüreauS' hinsichtlich der Zahl der in der Stichwahl gewählten Sozialisten und bemerkt, in der Hauptwahl hätte die rein-sozialistische Partei 16 Mandate gewonnen, in der Stich wahl wurden dazu gewählt 27 reine Sozialisten. DaS Gesamtresultat beträgt also 43 proletarisch internationale Sozialisten. In der vorigen Kammer hatte die Partei 30 Mandate. Mit hin ist ein Zuwachs von 13 Mandaten zu ver zeichnen.) * Bei den allgemeinen Wahlen am 8. Mai haben die gemäßigten Repulikaner 2 829 000 Stimmen erhalten, die Radikalen mit Einschluß der sozialistischen Radikalen 1 387 000, i die Sozialisten 940 000, die Nationalisten nebst Revisionisten und Antisemiten 233000 und die Konservativen, Ralliierten und Monarchisten 1790 000 Stimmen. England. * Bei der Leichenfeier für Glad stone am 28. d. wird der Prinz von Wales die Königin vertreten. Sowohl der Prinz von Wales wie der Herzog von Jork werden als Bahrtuchträger fungieren. »Das Oberhaus nahm mit 81 gegen IS Stimmen die -wette Lesung der Vorlage an, welche die Einwanderung von Idioten, Irrsinnigen, Brotlosen sowie sonstigen Personen verbietet, welche dem Staate zur Last fallen können oder an ansteckenden Krankheiten leiden. Im Laufe der Debatte sprach Lord Salisbury für die Vorlage und erklärte, die steigende Zahl von Ausländern, welche dem Staate zur Last fielen, mache gesetz geberische Maßnahmen notwendig. Aralien. * DaS italienische Kronprinzen- Die unterseeische« Kabel. Auf die Gefährdung unterseeischer Kabel im Seekriege mit bezug auf völkerrechtliche Fragen kommt oer in Paris erscheinende .Electricien' in einem interessanten Artikel zu sprechen. ES wird darin die Hoffnung ausgesprochen, daß der gegewärttge Krieg zwischen Spanien und den Ver. Staaten dazu Veranlassung geben werde, eine im Völkerrecht bestehende Lücke auszufüllen. Die jetzige Lage dieser Frage gründet fich auf daS internationale Uebereinkommen zwischen den meisten Nationen der Erde vom 14. März 1884: „Zum Schutz des te «graphischen Verkehrs mittels submariner Kabel", wo es im Artikel 15 heißt, daß „die Verabredung der gegenwärtigen Konventton durchaus nicht die Freiheit deS Vorgehens kriegführender Nationen beeinträchti gen solle. Verkehrsstörungen find danach durch einen Seekrieg in vollem Umfange möglich. Bei den letzten Kriegen seit jenem Ueberein kommen ist diese Frage nicht aktuell geworden. Bei dem japanisch-chinesischen Kriege war der Kabelverkehr überhaupt nicht unterbrochen, so daß LandelSdepeschen zwischen den Häfen beider kriegführenden Länder befördert wurden. Während deS griechisch-türkischen Krieges war dagegen der direkte telegrapische Verkehr durch Kabel zwischen beiden Länder verboten, ohne daß jedoch die Kabel durchschnitten wurden. Bei dem gegenwärtigen Kriege ist die Sachlage ander», da das Streben der Ver. Staaten ohne Zweifel dahin gehen muß, Cuba vom Verkehr mit Spanien völlig abzuschneiden. Die Kabel depeschen von Havana nach Key-West find natür lich schon längst einer Zensur unterworfen, und die beiden Kabel, die Cuba mit Jamaika und mit Haiti verbinden, können leicht durchschnitten werden. Es entsteht nur die interessante Frage, ob Spanien sich dadurch versucht fühlen würde, als Entgelt die Ver. Staaten von der tele graphischen Verbindung mit Europa und mit Ostafien abzuschneiden. So ganz einfach würde daS nun freilich nicht sein, denn allein zwischen Nordamerika und Europa gibt es nicht weniger als 12 Kabellinien, außerdem aber müßte», um eine volle Wirkung zu erzielen, auch drei Kabel verbindungen zwischen Europa und Brasilien zerstört werden. Vom technischen Standpunkte aus kann behauptet werden, daß dies praktisch unmöglich ist, da die für eine Wiederherstellung eines durchschnittenen Kabels erforderliche Zeit nicht so groß ist, als daß diese Kabel sämtlich gleichzeitig unterbrochen werden könnten. Ferner könnten die englischen, amerikanischen und französischen Kabel-Gesellschaften dahin Über einkommen, daß sie darüber Schweigen be obachten, welche Kabel durchschnitten, bezw. welche wieder hergestellt sind, so daß die feind liche Macht gar nicht wissen könnte, ob die Ver bindung tatsächlich unterbrochen ist. ES muß dabei auch daran erinnert werden, daß gerade jetzt eine französische Gesellschaft ein Kabel zwischen Brest und Cape Cod in Massachusetts legt. Zur Sicherheit für die Aufrechterhaltung paar ist am Montag nach Deutschland abgereift. DaS prtnzliche Paar reift im strengsten Inkognito unter dem Nam« eiue» Grafen und einer Gräfin von Polleuzo und begibt fich zuerst nach Hamburg. »Der italienische Martneminister Brtn ist am Dienstag früh plötzlich gestorben. Die Beisetzung soll aus Staatskosten stattfinden. Brin hat ein AVer von 65 JaHen erreicht. Wvant«. »Der spanische Gesandte in Paris Leon y Castilko, hat bekanntlich auS triftigen Gründen die Annahme de« Postens als Minister deS Auswärtigen abgelehnt. Nach einer Meldung deS Pariser.Mattn' soll Castillo mit dem Ver treter der cubantschenAufständischen, Dr. BetanceS, in bereis wett vorgeschrittenen Unterhandlungen über ein Verständigung begriffen sein und auf ein nahes glückliches Ergebnis rechnen. Sagasta erklärt dieses Gerücht für eine Erfindung. Matin' glaubt aber, seine Mitteilung dennoch aufrecht erhalten zu dürfen. Der Hexzog von Almodoval de Rio, früher Vizepräsident des Abgeordneten hauses und Grande von Spanten, wird aller Wahrscheinlichkeit nach daS Portefeuille deS Auswärtigen übemehmen. deS Verkehrs hält eS der.Elctricien' jedoch für wünschenswert, daß Frankreich und England unverzüglich eine Mitteilung an die kriegführen den Mächte ergeh« lassen, laut derer sie die Unterbrechung de- KabelverkehrS mit ihren Kolonien a» einen unfreundlichen Akt oder sogar als oasu» dsill erachten würden. Jeden falls ist Spanien auch in bezug auf die Mög lichkeit der Unterbrechung der Kabelverbindungen übler daran als sein Gegner. Portorico besitzt vier Kabel, zwei nach Jamaika und je eins nach St. Thoma« und St. Croix, die Philippinen nur daS eine viel besprochene Kabel zwischen Manila und Honakong. Die Kanarischen Inseln haben eine Kabelverbindung mit Cadiz und eine mit St. LouiS (Senegal). Diese Kabel können natürlich sämtlich unterbrochen werden. ES bliebe dann nur die geheime Legung eines neuen Kabels übrig. M-n Uah »ad Fern. Berlin. Der -wette Hauptgewinn der preuß. Lotterie ist nach Berlin gefallen. Der glückliche Gewinner ist ein königlicher Kutscher, welcher während deS letzten Aufenthalts des Kaisers in den Reichrlanden dienstlich dorthin beordert war. Bei seiner Rückkehr nach Berlin erfuhr er von seinem Glücke und hörte, daß sein Anteil die Summe von 33 600 Mk. betrage. Oberstallmeister Graf Wedel beglückwünschte den seit ungefähr 40 Jahren im könig. Dienst be findlichen Kutscher zu dem frohen Ereignis. AIS nun der Kaiser die Oekonomte und Equipagen, Remisen und Stallungen in der Charlottenstraße besichtigte, weil daselbst bauliche Verändemngen vorgenommen werden sollen, meldete Graf Wedel dem Kaiser auch von dem Glücke des im Hofe anwesenden Beamten. Der Kaiser, der prächtig bet Laune war, erwiderte lachend: „Na, da haben wir ja gleich Geld zum Ställe-Bauen!" Hamburg. In den letzten fünf Tagen fuhren vom hiesigen Hauptpostamt zahlreiche je von einem Schutzmann eskortierte Wagen zum Hafen. Diese enthielten Geld im Gesamt bettage von 23 Millionen Mark, welche von in Deutschland lebenden Spaniern gesammelt und mittels Dampfer nach England überführt wurden, von wo sie der spanischen Regierung übermittelt werden. Frankfurt a. M. Die Ehefrau eines ganz unbemittelten Handelsmannes, der in einem Dorfe bei Rüffelsheim seine Familie seither kümmerlich ernährt hatte, hat in den letzten Wochen einen Bruder auS Amerika beerbt. Auf den Anteil der Frau entfielen 900 000 Mk. Die Familie ist diese Woche nach Frankfurt a. M. übergefiedelt und hat eine elegante Wohnung bezogen. Kalbe. Der in der Nähe der Grube „Alfred" wohnende Buchhalter Schöne wurde, als er mit dem Obersteiger Schiffmann in freventlichem Leichtsinn mit dem Rade auf dem Bahnkörper der Magdeburger Bahn unmittelbar neben dem Geleise herfuhr, vom Komierzug er faßt und augenblicklich getötet. Die Teile des gräßlich verstümmelten Körpers wurden erst am nächsten Morgen zusammen gelesen. BreSla«. Der Riesenknabe Karl Ullrich aus Gcoß-Mohnau erregte im Jahre 1894 das allgemeine Interesse, der Knabe wog am Tage seiner Schulentlassung 248 Pfund bei 187 Zenti meter Körpergröße und entwickelte fich im Laufe der folgenden Jahre in ganz ungewöhnlicher Weise. Im Zeitraum von drei Jahren besuchte er in Begleitung verschiedener Unternehmer die Großstädte Deutschlands, Dänemarks, Schwedens, Rußlands u. s. w., überall Staunen erregend; der Stillstand seiner körperlichen Entwickelung war aber leider der Anfang eines Siechtums. Seit einiger Zeit wellte der brustleidende Riese bei seinen Eltern, wo er jetzt im Alter von 17 Jahren 8 Monaten gestorben ist. Bielefeld. Der Primaner Wilhelm Güth, welcher vor einigen Tagen in das Haus seiner Verwandten, der Witwe Güth in Gütersloh eingebrochen war und deren Tochter geknebelt und bedroht hatte, ist in der Nähe deS That- ortes ergriffen und inS hiesige Gefängnis ein geliefert worden. Der Vater deS Primaners hatte für dessen Ergreifung 1000 Mk. Belohnung ausgesetzt. Der verfloßene Soyn. 17) Aus dem Englischen von Julie Düngern. «g ulk,»»« ) „Gewiß muß ich eS thun, Amme, ich allein weiß, wer der Ermordete war. Ich verließ ihn spät in der Nacht vom 17. April." „Nehmen Sie fich in acht, mein armes, liebes Kind," bat die Amme, „wenn Sie nicht genau angeben können, wo Sie um diese Zett gewesen sind, so werden Sie als Mörder ver haftet." Georg fühlte die ganze Wahrheit dieses Ausspruchs, aber er sagte: „DaS darf mich nicht bindern, ich bin vollkommen unschuldig an der Sache, und eS wird mir nicht schwer fallen, meine Unschuld zu beweisen." „Sie werden eS besser bissen," meinte die Amme resigniert, „aber sagen Sie mir, wer der arme Gemordete war." Georg zog fie neben fich auf daS Sofa nieder, und erzählte ihr ausführlich von seiner Bekanntschaft mit Deane, seinem letzten Diner mit demselben, sowie, daß er im Billard Deane zehn Pfund abgewonnen habe und am nächsten Morgen nach Amherst abgereist sei. „An diesem Tage habe ich meine Mutter zuletzt gesehen," sagte der junge Mann mit einem Seufzer. Zu gleicher Zeit verklärte ein Lächeln der Erinnerung an den wichtigen Ab schnitt seine« Lebens, wo er Klara Carter zuerst gesellen, sein hübsches Gesicht. Dann erzählte die Wärterin, daß Harriet bei ihr gewesen sei, v« Auskunft über ihn zu erhalten. „Das sieht ihr ähnlich," sagte der junge Mann in dankbarer Aufwallung. „Harriet Routh ist ein Schatz unter den Frauen, ein treuer Freund und Kamerad. Ich wundere mich nur, daß fie mir nicht dabei geschrieben, als fie Mr. Carter« Brief an mich absandte. Doch jetzt, Ellen, mußt du mir von meiner Mutter erzählen." Die Nacht «ar schon ziemlich lange herein- gebrochen und noch saßen der junge Mann und die aste Frau beisammen und letztere erzählte ausführlich die Krankheitsgeschichte seiner Mutter, und obgleich fie die ttaur gen Begebenheiten etwa« dämpfte, so rannen doch Thränen von deS Sohnes Wangen und sein Herz wurde mtt tiefer Reue erfüllt. „Seit sie Paris verleben, habe ich keine Nachricht von ihnen," fuhr die Alte fort, „aber ich hoffe sicher, daß Miß Carter morgen zu mir kommen und mtt Nachricht von ihrem Onkel bringen wird." „Miß Carter ist also nicht mttgereist?" fragte Georg erstaunt. „Nein, fie zog eS vor, bei Mr. Boldero zu bleiben, indessen, wie gesagt, morgen gegen die Mittagszeit wird fie hierher kommen." „Dann muß ich morgen früh nach London reisen," sagte Georg, „aber sei so gut, Ellen und gib mir Nachricht, wenn die junge Dame dir Auskunft über meiner Mutter Befinden gibt." Diese Nacht schlief Georg Stainberg -um ersten Male wieder unter dem Dache von PoyiningS und dann reiste er in der Morgenfrühe nach London. Als Miß Carter, von Cäsar begleitet, auf ihrem Lancelot angeritten kam, empfing fie die Dame mit viel heiterem Gesicht als sonst, denn der Abglanz von dem Glück, ihren Liebling bei fich gesehen zu haben, lag noch darauf. Klara brachte gute Nachrichten. MrS. Carter hatte die Reise gut ertragen und fie würden jetzt nach dem Süden von Fran Keich gehen. Nachdem dieses und manches andere besprochen worden war, ging die Erbin in den Garten und blieb ziemlich lange dort. Als fie zurück kehrte und ihr Pferd wieder besteigen wollte, brachte die Amme zwei Briefe und bat fie, die selben ari Georg Stainberg zu adressieren. „ES find dieselben, welche fie mir damals brachten, Miß Carter, als meine gute Herrin so schwer erkrankt war. Nun habe ich noch ein Blatt hinzugefügt, in welcher ich ihm sage, wie es mtt seiner Mutter geht. Da er aber meinen letzten Brief nicht erhalten, so fürchte ich, etwas undeutlich geschrieben zu haben. Was den anderen betrifft, so wage ich nicht, meine Herrin in ihrem jetzigen Krankheitszustande damit zu erschrecken. Mr. Georg aber scheint mir — da der Schreiber deS Briefes sein Onkel Mr. Feüon in New Dort ist — vollkommen berechtigt, den selben zu lesen und dann seinem Onkel die nötigen Mitteilungen zu machen. Ich war sehr ungeschickt, nicht früher daran gedacht zu haben." Klara that, um was Ellen fie gebeten und erklärte fich auch bereit, da» Paket an Georg Stainberg selbst auf der ländlichen Poft abzu geben. Nachdem sie e» gethau, ritt sie in tiefen Gedanken nach Hause. Sie dachte an jene Warnung, welche fie damals Paul Mard hatte zukommen lassem dachte, wie wenig er, nach der Lage der Dinge zu urteilen, dieselbe ver dient habe, und ein Schauder ergriff daS junge Mädchen, wenn fie fich den Künstler als landes flüchtigen Verbrecher denken mußte. Am anderen Tage traf ein Paket, von London kommend, auf den Sycomoren ein; eS war an Miß Carter adressiert und enthielt zwei Nummern der Piccadilly-Zeitung, in welchen eine fortlaufende Erzählung abgedruckt war. Auf einem Blatte, in welchem die Zeitung eingeschlagen war, standen die Worte: „Von Paul Mard." 20. Noch einmal überredet. DaS HauS in Mayfair, da» Routh jetzt be wohnte, hatte ein sehr anständiges und ge schmackvolle« Aeußere, in welchem fich die An- ordnungSgabe von Harriet verriet. Sie hatte in vollem Maße das nur wenigen Frauen an geborene Talent, den Ort, wo fie lebte, mtt den einfachsten Mitteln zu verschönern und geschmack voll herzurichten. Die traurige Lage deS früheren Quartiers hatte eS fast unmöglich für Harrtet Routh gemacht, ihr schönes Talent dabei zu er proben, hier aber sah alles so wohnlich und j gemütlich auS, daß jeder Besuchende fich davon angezogen fühlen mußte. Twain, der damals Georgs Botschaft an Harriet Routh überbracht hatte, war eine Art Faktotum ihres Haushalts geworden, seine Anstelligkeit und seine Kenntnis der London« ' Straßen hatten ihn Harriet bald unentbehrlich gemacht. Die Nachricht, daß Stainberg wieder tt»
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