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Auerthal-Zeitung : 27.05.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189805279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: Titelseite enth. falsches Ausgabedatum.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-05
- Tag 1898-05-27
-
Monat
1898-05
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 27.05.1898
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Loudon. Prinzessin Viktoria von Schleswig» Holstein ist dieser Tage «st knapper Not einer Todesgefahr entronnen, und zwar hat sie die glückliche Rettung nicht zum wenigsten der eigenen Besonnenheit zu danken. Di« Prinzessin hatte einen Besuch bet ihren verwandten in Aldershot abgestattet und kehrte in Begleitung Mer Kammerfrau und eines Lakaien nach dem Buckingham-Palast zurück. Auf dem Wege zur Station Farnborough stieß ihre Equipage mit einer Droschke zusammen, daS Pferd scheute und ging durch. Der Kutscher wurde abgeschleudert und erlitt erhebliche Verletzungen. Prinzessin Viktoria aber schien in dieser Gefahr nicht einen Moment die Fassung zu verlieren; bleich wie ein Marmorbild blieb sie in de« dahtnsausenden Gefährt fitzen und hiev auch ihre Begleiterin davon ab, etwas Unvernünftiges zu thun. Die tolle Fahrt nahm denn auch einen verhältnis mäßig glücklichen Verlauf, indem der Durch gänger mit voller Heftigkeit gegen eine Signal» ftange rannte. Durch den heftigen Anprall wären die Insassen sicher au» dem Wagen ge schleudert worden, wenn sie sich nicht mit aller Energie feftgehavm hätten. Zitternd von der Aufregung und Anstrengung, aber vollkommen unverletzt, verließen die beiden Damen daS Ge fährt und benutzten die Bahn, um nach London zu gelangen. Rom. Der interessanteste Mann Roms ist augenblicklich der sozialistische Deputierte PeScetti, der in dieser für Italien parlamentslosen Zett in Monte-Cstorio wohnt, ißt und schläft. So viele Mitglieder der Sozialistenpartei find ver haftet werden, daß PeScetti in Monte-Cstorio allem eine sichere Zufluchtsstätte steht, in der er vor den Verfolgungen der Behörde sicher zu sein glaubt. In daS Parlament selbst wagen die Schutzleute nicht einzudringen — dagegen bewachen sie alle Eingänge deS HauseS. Der Deputierte PeScetti findet, daß Monte-Cstorio ein Gasthof ersten Ranges ist. „Wenn ich", sagte er zu einem Besucher, „durch die Säuge von Monte-Citorio gehe, so kann ich viele Kilo meter zurücklegen. Ich habe eine herrliche Bibliothek zur Verfügung. ES kommen Kollegen, die mir angenehme Gesellschaft leisten." Uebri- genS hatte sich außer dem sozialistischen Depu tierten auch daS Organ ,Avanti' der Sozialisten, besten Herausgeber gleichfalls verhaftet worden und dessen Leitung nunmehr in den Händen einiger sozialistischer Deputierter ruht, in Monte- Cstorio einrichten wollen. DaS aber duldete der Kammerpräsident nicht. Christiania. Schon fett einiger Zeit fühlt man sich Hierselbst durch das Ueber- handnehmen deS Tabakverbrauches von feiten ganz junger Leute und Kinder stark beun ruhigt, und die angesehensten Pädagogen und Aerzte stimmen darin überein, daß daS Tabakrauchen nichterwachsenen Personen sowohl psychisch wie physisch schädlich sei. DaS sog. „Sozialkomttee" des StorthingS hat sich nun veranlaßt gesehen, einen sehr rigorosen Gesetzes vorschlag auSzuarbetten, dessen Annahme durch daS Plenum mit Sicherheit erwartet werden kann. Laut dem Vorschlag wird eS in Städten unbedingt verboten werden, an Personen unter 16 Jahren Tabak zu verkaufen; auf dem Lanl e wird solcher Verkauf nur in dem Falle gestattet werden, daß die betreffende minderjährige Person einen auf ein bestimmtes Quantum lautenden RequifitionSzettel repräsentiert, der von einem dem Verkäufer persönlich bekannten Erwachsenen eigenhändig unterschrieben ist. Jedoch soll eS auf dem Lande der lokalen Obrigkeit freistehen, die für die Städte geltenden Bestimmungen zur Anwendung zu bringen. Weiter soll eS in den Städten und auf dem Lande allen Erwachsenen strengstens verboten sein, Minderjährigen gegen oder ohne Zahlung Tabak, gleichgültig in welcher Form, zu überlassen. In Tübaksfabriken darf niemand unter 16 Jahren angestellt werden. Die Polizei soll ermächtigt werden, jedem Nichterwachsenen, der öffentlich raucht, Tabak und Pfeife wegzunehmen. Jede Uebertretung dieser Gesetzbestimmungen wird mit einer Geld buße von 2 bis 100 Kronen bestraft. Madrid. Auf Fort San Julian in Karta- gena flog am Freitag eine Geschoßfabrik in die Lust. Fünf Soldaten und fünf Arbeiter wurden getötet und SS Person«, darunter der Gouver neur, verwundet. Lodz. Ueber die öffentliche Sicherheit in de» kleinen Ortschaften Polen» gibt folgende Lokalnottz d« .Lodz. Ztg.' Auskunft: In Zawterzie hat unlängst eine Baud« von Spitz buben große Aufregung hervorgerufen, die einen Ueberfall auf dm Bizedirektor der Fabrik der Aktiengesellschaft „Zawierzie", Herrn Rumowäki, versuchten. Der letztere bemerkte, auf de« Heimwege begriffen, bei de« Laden eine» ge wissen Plawner eine Menge Leute, die «st dem Erbrechen der Ladenthür beschäftigt warm. Auf dm Anruf deS Herrn RumowSki antworte ten die Spitzbuben mit Revolverschüffm, wobei R. durch eine Kugel eine Kontusion a« Ober schenkel erlitt. Kaltblütig jedoch rückte R. mit eine« Revolver in der Hand gegen die Ein brecher vor, die nun, als auch noch andere Per sonen zur Hilfe berbeieilten, die Flucht er griffen. Sm folgenden Tage versuchte dieselbe Bande in die Wohnung deS Henn RumowSki einzudringen, wurde aber auch diesmal zur Flucht gezwungen. Chicago. Auf einen Eiseabahnzug, welch« das erste Missouri-Infanterie-ReKment nach Chickamanga bringen sollte, ist fünf Meilen von CHManooga ein Personenzug aufgelaufen. Fünf Soldaten find getötet, zwölf verwundet. Kalkutta. In der Vorstadt Bhowavipur entstanden «aste Unruhen im Zusammenhang mit d« Pestepidemie. Edi SiH, «Ach« einen Platz für eine JsolierungSbaracke aussuchte, wurde vom Pöbel verfolgt. Nachde« der Arzt dm Volkshaufen vorerst verwarnt hatte, feuerte « und tötete eine und verwundete zwei Per sonen. Der Pöbel rottete sich darauf vor dem Gesundheitsamt zusammen und verlangte die Auslieferung deS ArzteS; schließlich wurde je doch die Menge auseinandergetrieben. Grrichlstzaüe. zetPzt«. Vor dem vereinigten 2. und 3. Straf senat de» Reichegericht» fand am Freitag wieder estr Landesverrat »pro,eß statt. Anaeklagt wegen ver suchter Zuwiderhandlung gegen da» Gesetz betr. den Verrat militärischer Geheimnisse ist der am 16. Mai 1868 in Edenkoben geborene Schriftsteller Gustav Muster. Muster hat nach Absolvierung de» Gym- nanum» in München und Straßburg studiert, ist dann mehrfach publizistisch thätig gewesen, wurde später wegen Betrug» bestraft, entzog sich aber der Verbüßung der Strafe durch die Flucht und wandte sich schließlich nach Pari». In München und Wies baden sind wettere Untersuchungen gegen Minster w gen Betrug» anhängig. Minster hat ausgesagt, in Pari» habe ihm ein Mann, der sich Alt nannte und sich al» Chef der französischen Spionage bezeichnete, aufgefordert, nach Elsaß - Lothringen zu seinen früheren Bekannten zu gehen, um diese über verschiedene Dinge auszuforschen. Seine Not lage habe ihn zur Annahme der Offerte verleitet. Er habe pro Tag 10 Frank erhalten und sei von Alt überwacht worden, der namentlich von ihm ver langt habe, artilleristische Berichte über Schieß versuche, und von Jntendanturbeamten die KriegS- fahrpläne zu beschaffen. Wa» er erhalten, sollte er sofort nach Paris senden, und zwar an Adolf Alt, Montmartre, postlagernd. Minster ist am 22. Januar nach Nancy, am 23. Januar nach Luxemburg ge- ähren. Am 25. Januar tauchte er in Metz auf, wo er einen früheren Bekannten, den Diätar Erbrecht, aufsucht«. Diesem erzählte er, daß er bei einem Pariser ZeitungS-Jnstitut angestcllt sei und viel Geld verdiene. Er gab weiter an, daß er öfter» nach Luxemburg fahre, um dort chiffrierte Depeschen aufzugeben, die in Metz zurückgewiesen würden. Er »rach dann über die Drcyfu» - Affäre, sagte, Dreyfus habe wichtige Sachen an Rußland ver raten — bet der Spionage könne man sehr viel Geld verdienen. Dann ruckte er mit seinem An liegen heraus, indem er beiläufig bemerkte, daß in der Intendantur ja wohl auch die Fahrpläne für die Mobilmachung bearbeitet würden, wa» Elbrecht verneinte. Am 29. Januar war Minster wieder in Metz, um Elbrecht zu sprechen. Dieser ging ihm aber nunmehr au» dem Wege. M. wurde im Laufe de» Abend» mit einem bayrischen Infanteristen, pätcr mit einem Artilleristen gesehen. Abends trafen Intendantur-Sekretär Langer und M. im Cass Central zusammen, und auch hier brachte der letztere da» Gespräch auf Dreyfus mit dem Bemerken, man sei in dem Pariser Zeitungsinstitut, dem er diene, sehr genau informiert. Agenten seien überall angestellt und er selbst habe im Auftrage Belgien und Holland durchreist. Langer ging mit Dl. noch in ver ¬ schiedene Restaurant», und der Angeschuldigte zeigt« ihm einen geschlossenen Brief mit der Aufschrift: .Adolphe Alt, Part», IX>»^ Dann for ¬ derte er von Langer da» Ehrenwort, nicht» von dem zu sagen, wa» kommen werd«. Langer gab die» und M. fragte ihn zunächst, ob er mit Mobil- machungSsachen zu thun habe. Al» der Gefragte die» bejahte, verlangte « di« Beschaffung solcher; Langer könne sich dadurch einen Nebenverdienst von 800 bi» 400 Frank pro Monat verschaffen. Die Sachen seien für da» ZettungStnstitut, nicht für die französische Regierung bestimmt. Langer ging schein bar auf die Sache ein, machte aber seinen Vorgesetzten dienstliche Mitteilung von dem ihm aemachtenAncrbieten. Am nächsten Morgen sucht« er M. auf und erklärte diese«, daß er auf seinen Plan «ingehr. Im Cafö de la Lune versprach dann Minster dem Langer 2000 Mk. für die Beschaffung der Mobilmachung»- plän«. Die letzteren sollt« Langer am 5. Februar mtt- bringen und mit ihm nach Luxemburg fahren. Dort sollten di« Schriftstücke photographiert werden, so daß Langer sie im Original am folgenden Sonntage wieder mit zurücknrhmen könne nach Metz. Zwei Herren würdm ihm in Luxembu» noch Ordre» geben für da» weiter zu beschaffende Material, namentlich handele e» sich um di« Fahrpläne. Währmd der Unterredung hatte Kriminalkommissar Bauer vor dem Hotel Aufstellung gmommen und al» Minster sich entfernen wollte, ward er verhaftet. Im Besitz des Snaeschuldigten fand man einen Brief de» A. Alt, dessen Inhalt sich auf die Beschaffung von „Muster proben" bezog und der, wmn etwa» Wichtige» vor läge, die Reife de» „Alt" nach Luxemburg ankün- digtc. Zugleich enthielt er die Ordre, mit dem fran- zöfischen Grenzkommiffar in Pagny nicht in Verbin dung zu treten. Minster hat am 24. Januar von Luxemburg au» einen Brief an da» Kriegs ministerium in Berlin gerichtet, worin er mitteilt, daß er sehr wichtige Mitteilungen in bezug aus Landesverteidigung, bezw. Landesverrat zu machen habe und ersucht, einen Herrn nach Luxemburg zu entsenden. Der Brief war „Forch" unterschrieben. Der Angeklagte gibt an, daß e» sein Plan gewesen sei, da» von Langer gelieferte Material erst dann zu benutzen, wmn da» Kriegsministerium auf sein Schreiben nicht einging. Dem „Alt" würde er die Abschriften erst zugestellt habm, nachdem von ihm sowohl die Anzahl der Züge, wie auch die Zeit, um welche solche abachen sollten, von ihm gefälscht wordm seien. In mehreren Schreibm an den Kriminalkommissar Bauer sowohl als in Gesprächen mit dem Kriminalschutzmanu Best hat Muster er klärt, daß er Personm in Straßburg, Basel und Zürich kenne, die mit „Alt" in Pari» in Verbindung stünden. Da» aber seien die Minderwichtigen, dmn von Pari» au» kämen Leute nach Deutschland zwecks Spionage, die leicht abzufangm seim. Wolle er diese nmnm, so sei da» ganze französische Spionagesystem mit einem Schlage lahmgelegt. Aber er werde keine dieser Personm verraten, möge es gchm wie e» wolle. Weiter hat er die Meinung geäußert, daß er sich hüten werde, «S mtt „Alt" zu verderben, wmn er diese Namm nenne, denn er gehe nach Bemdigung der Affäre nach Pari» zurück. Gustav Minster ist angeklagt, „im Januar 1898 zu Metz dm Entschluß, vorsätzlich dm Besitz oder die Kenntnis von Schriften, Zeichnungen und anderen Gegenständen, derm Geheimhaltung im Interesse der Landesverteidigung erforderlich ist, in der Absicht sich zu verschaffen, davon zu einer die Sicherheit >e» Deutschen Reiche» gefährdmdm Mitteilung an andere Gebrauch zu machen, durch Handlungen, die den Anfang der Ausführung dies Verbrechen» ent halten, bethätigt zu habm." Er wurde nach ein gehender Beweisaufnahme wegm Spionage zu fünf Jahr und einem Monat Zuchthaus, zehn Jahr Ehr verlust und Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt. DLffrlvorf. Der seiner Zeit vielbesprochene Barrisonprozeß ist jetzt vor der dortigen Berufs instanz durch Vergleich zwischen dem Beklagten, dem Redakteur de» ,Artist' Otto, und der Klägerin Frau Lona Barrison mdgültig erledigt worden. Otto verpflichtete sich, öffentlich alle beleidigenden Aus drücke gegen die Klägerin zurückzunehmm. Krirgsbttdrr Uem Uork. Aus New Aork wkd den .Leipz. N. Nackr.' geschrieben: Weit unermüdlicher als unsere Soldaten, die über die geringste ihnen zugemutete Strapaze Klagelied« anstimmen, ist unstreitig die hiesige Presse. Nicht eine halbe Stunde verstreicht, ohne daß ein neues Extrablatt er- chiene und von den Zeitungsjungen mst ein« erve, die den Neid jedes deutschen Markt- ireierS erregen müßte, Straße auf, Straße ab zum Verkauf angeboten würde. Vom Bom bardement von MatanzaS an bis zur Schlacht von Manila, die „rühmlichste Seite in d« Geschichte dn amerikaniichen Flotte", die mst der Seeschlacht von Trafalgar auf eine Stufe gestellt wird (l), üb« jede Wegnahme eine» spanischen Handelsschiffe», jede kleine Bewegung der Streitkräfte d« Union, jeden «tappten „Spion" wird die Menge in Atem erhalten, und zwar durch wahre und — falsche Nach- Men. Auf d« elektrischen Bahn und auf der Hochbahn, auf den Straßen und im Hotel, alle» > liest KriegSbülletin» und lieft sie immer auf» ueue, so daß «an i« Zweifel darüber bleibt, wa» «Hr zu bewundern ist, die SuSdauer d« Zeitungen od« die der Leser. In deu Schau fenstern d« großen Blätter werden auf schwarzen Tafeln wabre und falsche Telegramme zur öffentlichen Kenntnis gebracht uud «ft bunt« Kreide «riegSbilder ausgezeichnet, auf denen e» den armen Spaniern herzltch schlecht «geht. Sogar die Musentempel bleiben nicht verschont. Dort werden die Zwischenakte mst dem Studium de» „Allerneuesten" vom Kriegsschauplatz au»- gefüllt. Blüht auf diese Weise der Weizen uns«« groben Blätter, so lasten sie auf der anderen Seite sich auch die Berichterstattung eiu gute» Stück Geld kosten. Sie habe«, jede» für sich, ihre besonderen Dampf« bei der Flotte, die alle» daran setzen, sich gegenseitig den Rang abzulaufen und eine Nachricht vor den Kon kurrenten an Land zu bringen, uud zuweilen sogar schnell« arbeiten als die RegierungS- organe. So behauptet d« .Herald' allen Ernste», er sende vor d« Veröffentlichung seine Depeschen »uerft an den Präsidenten nach Washington, und dies« gäbe daraufhin seine Instruktion de« Marineamt Wester, wa» für die Flotten leitung ficherlich keine Schmeichelei bedeutet. Mehr«« hiesige Zeitungen verwenden 50000 Dollar wöchentlich für ihre Berichterstattung und nötigenfalls auch mehr. Mietete doch ein Re port« de» ,New Aork-Journal' in Havana, d« während d« Blockade natürlich kein amerikanische» Schiff dort zur Verfügung hatte, einen deutschen Dampf« zu fabelhafte« Preise, um seine letzten Nachrichten aus d« isolierten Stadt herüb« zu schaffen. Daß man bei diesem Preßwesen nicht gerade skrupulös ist und dem SensationSbedürf- niffe de» Volke» durch Schwindelnachrichten entgegenkommt, liegt bei dem Charakter de» Amerikaners auf ver Hand. Da» geht sogar so west, daß die .Tribüne' täglich um« ein« besonderen Rubrik die falschen Nachrichten, die veröffentlicht wurden, unterbrettet, wobei sie ironisch erklärt, für diese THMsachen, die sich nicht ereignet haben, müsse von StaatSwegen ein besonderer Geschichtsschreiber angestellt werden. Wir möchten dem Blatte dafür — Münchhausen Vorschlägen. -»»nie« Allerlei. DaS Exerziere» «ach Winke«, welches bei dem GefechtSlärm die einzige Art dn Ver- tändigung bildet und bei der Kavallerie seit >em Feldzug 70/71 reglementarisch eingeführt ft, wird in Zukunft auch bei den Uebungen d« Jnfanterietruppen de» Gardekorps in Anwendung kommen. Der deutsche Kriegerbuud vereinigt zur Zeit in 273 Bezirken, beziehungsweise Ver- »änden und 12165 Vereinen 1048 515 Mit glied«. DaS Bundesvermögen beläuft sich auf rund 900000 MI. An Unterstützungen HM der Bund im vorigen Jahre an 4305 Kameraden und 2572 Witwen 102148 Mk. gezahlt. Hierzu kommen die Kosten d« Waisenpflege mit rund 56 000 Mk.; die beiden Kriegerwaisenhäuser des Bundes in Römhild und Kanth i. Schl, «setzen 169 Kindern das Vaterhaus. Mst dem Bau eines dritten Waisenhauses wird in einigen Wochen in Osnabrück begonnen werden. Der deutsche Kriegerbund umfaßt gegenwärtig 456 SauitätSkolonnen. Dieselben stellen sich im Kriege dem Roten Kreuz zur Verfügung, be fähigen ihre Mitglied« ab« auch, im Frieden bet plötzlichen Unglücksfällen willkommene Dienste zu leisten. Das ändert die Sache. Er: „Du, Alte, nimm meinen neuchen Schirm heraus; mir scheint, eS regnet." — Sie: „Ich hab' gestern Nacht in Schirm Henn v. Neugebauer g'liechen, weil'S so g'regn't hat." — Er: „DaS hast gut g'macht. Den Schirm seh'n m'r nimmer." — Sie: „Warum denn net?" — Er: „Weil'S just sein Schirm war." —> - en Moltonstraße angekommen, war er sehr erstaunt, als « an d« Thür ein Plakat fand, welches ein kleine», ab« hübsches Quartier zur Ver mietung anzeigte. Auf sein Klopfen «schien eine Magd, welche er noch nie hi« gesehen und sagte ihm, daß Mr. und MrS. Routh, Königs- straße, Mayfair, gezogen seien. Der junge Mann stand einige Minuten «staunt und un entschlossen da, als « eine Knabenstimme fragen hörte, ob keine Briefe für Mr. Routh ange kommen seien? ES war unser ast« Bekannt« Swain, d«, als « Georg «blickte, zusammenfuhr. „Ja, da find drei Briefe und ein Zirkular," entgegnete daS Mädchen, „und meine Madame sagte, fie hoffe, daß Mr. Routh seine jetzige Adresse bet der Post angeben werde, denn eS sei sehr unbequem, vo« Morgen bis Abend für Leute, welche auSgezogen seien, au die Thüre laufen zu müssen." , Georg wandte sich an ihn und fragte^ ob « direkt nach Hause ginge. ) „Gewiß, Str," entgegnete der Knabe dienst fettig, „ich komme jeden Tag, um Brie e und Botschaften dort abzugebm." „Dann will ich dir auch einen Auftrag er teilen," sagte Georg, indem « dem Jung n ein GeldftüS in die Hand drückt«, „sage Mr. Routh, daß Mr. Stainberg nach London gekommen ist und Vl da» Han» sein« Mutt« * will « schlechte N « aber Gevtß' iM, Sft,"'ekwid«te Swain selbst, zufrieden, „vergeffm ist «eine Sache nicht." .Merdne' Georg setzte sich Wied« in den Wagen und fuhr nach der Eisenbahnstatton. „Mr. Stainberg," sagte Swain für sich, als « seinen Weg nach Mavfair nahm, „ich glaube, e» ist Lüg«, wenn ich ihr deS H«rn Botschaft mitteile, als ihm." Tiefe Nacht lag auf dm Feldern und Wäldern von PoyiningS, aber in dem Zimm« d« Haus hälterin brannte kein Lickt; Georg hatte es so gewünscht. Er saß an dem geöffneten Fenster und ließ die kühle Abendlust seine heißen Schläfe kühlen, während die alte Ellen Hm gegenüber Platz genommen hatte. In den letzten Stunden war alles zwischen dem Sohn des HauseS und d« treuen Dienerin desselben besprochen worden, und ihre größte Furcht wurde dadurch beseitigt. Die Kette von unglück lichen Zufälligkeiten war noch dieselbe, die ave Frau hatte keinen Ring derselben vergeffen, aber sein aufrichtiges Wort hatte st« vollkommen beruhigt, seine offene Miene und da» Geständ nis der Fehler, die « wirklich begangen, war Balsam fttr daS, von ganz and«« Furcht er regte Her, d« guten Ellen gewesen. Al» die erste Bestürzung, Aufregung und gegenseitiger, oft sinnloses Frag« vorüb« war, hatte ihm Ellen dm Besuch deS London« PolizeimanneS, die Besprechung mtt dem asten Sv an» und dessen Au»sage «zählt. E» war Georg i« Bewußtsein sein« gänzlichen Schuld losigkeit in dies« Sach« qnfangS schwer ge worden, dm Verdacht nm d« tückische Zufall auf und nach erinnerte er dessen, wa» er in der 1 Stainberg öffnete die Rolle und durchsah die Zeitungen; « erblickte den PaffuS, welchen er suchte und stieß einen Schrei deS Entsetzens au», nachdem « ihn gelesen. „Groß« Gott," stöhnte «, „der Gemordete w« Deane." „Ich begreife Routh nicht," fuhr «in seinen Gedanken fort, ,« mußte doch von d« Auf findung der Leiche gehört, überhaupt von dn ganzen Geschichte gelesen haben und « «achte mir keine Mitteilung darüb«." Diese und tausend andere Fragen wirbelten tu StainbergS Gehirn. Als die aste Frau Wied« ins Zimm« trat, entsetzte fie sich üb« sein verstötteS AuSsehm. „Ellen," sagte « ernst, „dies ist eine sehr schlimme Geschichte, ich kannte ja den Unglück- lichen, welch« «mordet wurde, « hieß Deane, und ich habe noch mtt ihm in der Strandtaverne zu Mittag gespeist. Alle» wa» hi« angegeben wmde, ist die genaue Wahrheit und ich begreife vollkommen, daß ich de» Morde» verdächtig er scheinen muß. Mr. Evan» wird mich auf der Stelle al» den Mann «kennen, welch« dm Rock von ihm gekauft." „Nein, nein, Georg, diese Furcht ist umsonst^ der gute alte Mann ist gestorben/ „Tot l" sagte Georg, „«» thut mir aufrichtig leid, denn er schien em ehrlich« alter Bursche zu sein. Meine Lag« bessert sein Tod nicht im gertngften, denn wmn ich vor die Polizei komme, muß schall die» wiederholen, wa» a sagen würde." „Müssen Sie denn da», Mr. Georg?" fragte die Alte ängstlich. «»« (Fortsetzung folgt.) über einen geschehenen Mord gehört, ab« in der Eile nicht beachtet hatte. D« Kopf schwin delte ihm, alS « einsah, daß die Umstände gegen ihn seien, daß seine MM« am Ende — Er unterbrach die Sturmflut sein« Gedanken, um die Alte zu fragen: „Und meine MM«, alaubte fie auch daran?" „Gewiß nicht, Georg, nicht mtt dem leisesten Gedanken; fie hatte nur Furcht für Sie, nichts anderes. Ihre MM« wußte, daß Sie nie die Hand «heben würden, um einen andern Mm- schm zu töten. Sb« um HimmelSwillm sagen Sie, mein Kind, wo habm Sie den Rock, dm Sie bei dem alten Evans kauften?" „Ich trug ihn einige Zett und habe Hn dann unwissentlich in der Dunkelheit bei Mr. Routh mtt einem anderen vertauscht. Ab« wa war dmn d« Gemordete und warum wmde er getötet?" „Da» weiß ich nicht, Georg," sagte die Ave, „ab« ich will die Zeitungen holen und dann werden Sie begreifen, was Ihre MM« gelitten hat." Sie ging hinaus und kam i« nächsten Augenblick mtt ein« Rolle Zeitungen zurück, dann sagte fie zu ihm: „Ich muß nun fortgehen und alle» für diese Nacht Herrichten, auch den Dtenstleutm mit teilen, w« Sie find, dmn Gottlob braucht Ihr Hiersein jetzt kein Geheimnis zu sein. Zu etwa» v« doch diese» Unglück gut, «ein teure» Kind." Rach diesen Worten strich st« «tt uMastch« Zärtlichkeit üb« seine Locken und ging binau», nachdem sie noch die Lampe auf den Tisch ge stellt hatte.
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