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Auerthal-Zeitung : 05.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189905057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18990505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18990505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-05
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 05.05.1899
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U-« Nah «ad Fer«. Mönche». Die silberne Hochzeit de» Her« ,ogS und der Herzogin Karl Theodor in Bayer« wurde am 29. v. in aller Stille begangen, da sowohl der Herzog wie auch die Herzogin un- päßlich find. Die persönlichen Beglückwünschungen mußten aus diesem Grunde unterbleiben. Die Gemeindevertretung Münchens übersandte dem HerzogSpaar eine kunstvolle Adresse. Kiel. Am 29. v. brach auf der Kruppschen Germaniawerft Feuer auS. Der größte Teil der Werft ist unrettbar verloren. Die Heilige, auf welchen der Panzer „Ersatz König Wilhelm", der Kreuzerneubau „v" und der russische Panzer kreuzer „ASkold" stehen, blieben verschont, waren indes sehr gefährdet. Die am We.ftkai liegen den Schiffe blieben infolge günstiger Wind richtung unversehrt. Köln. Nachdem Präsident Mac Kinley die Kabelverbindung genehmigt hat, wird nunmehr die Deutsch-Atlantische Telegraphen-Gesellschaft in Köln mit der Errichtung einer Seekabelsabrik in Nordenham vorgehen, für welche die Errich tung einer besrnderen Aktiengesellschaft mit einem Kapital von zwei bis drei Millionen Mark vor gesehen ist. Leipzig. Die Erdarbeiten auf dem Gelände deS VölkychlachtSdenkmals bei Leipzig schreiten immer weiter vorwärts. In wenigen Monaten wird der natürliche Boden, welcher die Funda mente des Denkmals tragen soll, in seinem vollen Umfange bloßgelegt sein. Die ausge schachteten Erdmassen find zunächst im Osten des Platzes zu einer mächtigen, circa 12 Meter hohen Halde aufgeschüttet worden, die einen Teil der Anschüttung bildet, die die Grundpfeiler des Denkmals auf der Nord-, Ost- und Süd seite bis zu einer Höhe von 23 Meter mantel artig umgeben wird. An der nach der Stadt zu gelegenen Stirnseite wird das Denkmal vom natürlichen Boden an in die Erscheinung treten und anstatt der Erdanschüttung eine gewaltige Stützmauer mit einem Kolossalrelief erhalten, zu deren beiden Seiten monumentale Frei treppen bis zu der innerhalb des pyramiden artigen Aufbaues liegenden Ehrenhalle führen. Stuttgart. Noch in diesem Sommer sollen nach Ausführung der erforderlichen Leitungen sämtliche württembergischen Telephonanstalten in den Verkehr mit ganz Baden einbezogen und einzelne Anstalten auch zum Verkehr mit Straß burg (Elsaß) über Karlsruhe zugelassen werden. Ferner ist geplant, den Verkehr zwischen sämt- lichen württembergischen Telephonanstalten und Frankfurt (Main) aufzunehmen, sobald dies die Beiriebsverhälti isse der in Betracht kommenden Verbindungsanlage erlauben. Danzig. Ein Steinkistengrab ist vor einigen Tagen aus der Feldmark des Rittergutsbesitzers Meyer-Rottmannsdorf freigelegt worden. Das selbe ist regelmäßig aus Steinen zusammen gefügt. Beim Pflügen wurde die Decke ab gehoben und der Inhalt freigelegt, welcher aus mehreren Urnen und Beigaben von Bronze schmuckgegenständen, die in der Asche lagen, bestand. Das Grab nebst Inhalt stammt etwa aus dem Jahre 400 v. Ehr. Rittergutsbesitzer Meyer hat den Fund in dankenswerter Weise dem westpreußischen Provinzialmuseum zur Ver fügung gestellt. Hamburg. Der flüchtige Zentralkassierer des Verbandes der Hafenarbeiter Deutschlands ist in Rotterdam verhaftet worden. Magdeburg. Der Scharfrichter Reindel hat sein Amt riedcrgelegt, und sein Nachfolger ist sein Sohn Wilhelm geworden. Dieser hat am Freitag früh in Halle a. S. seine erste Hin richtung vollzogen, und zwar an dem dreiund zwanzigjährigen Schmiedegesellen Georg Schmäh, der die sechzigjährige unverehelichte Wilhelmine Koch ermordet hatte. , Mainz. In der Nacht zum Freitag wurde vor dem Gauthor ein Militärposten des 87 er Regiments, 10. Kompanie, durch einen Schuß in den Oberarm schwer verwundet. Alle Forts wurden sofort nach dem Attentäter abgesucht, aber ohne Erfolg. M.-Gladbach. Beim ersten Frühlings gewitter Hierselbst schlug der Blitz gleich an drei Stellen ein. Im Hauptpostgebäude wurden > j durch einen Blitzschlag 85 Femsprechlettungen zerstört, in einem andern Hause wurden die WasserleitnngSrohre vollständig geschmolzen und im benachbarten Neuwert ttaf der Blitz einen Birnbaum, wobei der Luftdruck so stark war, daß an 10 Fensterscheiben an dem nächsten Hause zersprangen. Erfurt. ES wurde kürzlich über ein Nach spiel der Erfurter Straßenkrawalle berichtet, bet rem es sich um den Wunsch deS Ministers des Innern handelte, die Erfurter Polizribeamten mit Revolvern bewaffnet «»sehen. Die Stadt verordnetenversammlung hatte einen bezüglichen Antrag abgrlehnt, worauf ein Erlaß des.Regie- rungSpräfidrnten die zwangsweise Bewaffnung im Verfügungswege androhte, falls die Stadt verordneten dem Wunsche deS Ministers nicht nachkämen. Die Angelegenheit ist jetzt dadurch in ein ernsteres Stadium getreten, daß die Stadtverordnetenversammlung ihren «cften Be schluß aufrecht erhielt und über das^Schreiben des Regierungspräsidenten zur Tagesordnung überging. Nunmehr wird also der Regi'erungs- Präsident die angekündigte Maßregel auSsühren. Gera. Am Freitag nachmittag würbe die Frau des Korbmachers Bernstein nebst ihrer elfjährigen Tochter aus dem Dorfe Großaga auf dem Felde von einem heraufziehenden Ge witter überrascht. Die Frau, die eine Sichel zum Futtermachen bei sich Hatto,' wurde-vom Blitz getroffen und war auf der Stelle tot. Die Tochter wurde nur betäubt und erholte sich nach einiger Zeit wieder. Simmeroda. Der Arbeiter Schleißing unternahm es infolge einer eingeganyenen Wette, einen großen Fabrikschornstein von innen zu ersteigen. AIS er sein Wagstück halb fertig gebracht, stürzte er herab und trug außer einem doppelten Beinbruch schwere innere Verletzungen davon. :> Thum. Der 28 jährige Strumpfwirker Fiedler hatte vor sieben Jahren das Unglück, halb gelähmt und zugleich der Sprache beraubt zu werden. Nach und nach besserte sich der Zu stand wenigstens so weit, daß Fiedler die Arbeit wieder aufnehmen konnte; die Sprache aber fand sich nicht wieder. Kürzlich nun kam sein Bruder zum Besuch, weil die Mutter beider schwer krank danieder lag; dadurch mag das Gemüt des Leidenden heftig erregt worden sein. Plötzlich konnte der sieben Jahre lang der Sprache beraubt gewesene junge Mann auf einmal wieder sprechen. Offenbach. Ein Roman aus dem Leben spielte sich vor einigen Tagen zwischen Offenbach und Mainz ab. In einer hiesigen Fabrik war der Portefeuillarbeiter Michel angestellt. M. kani wegen verschiedener Arbeiten vielfach in die Wohnung seines Prinzipals. Er lernte dort dessen kaum sechzehnjährige Tochter kennen. Diesem jungen Mädchen, dessen Köpfchen voll von poetischen Liebesaffären war, imponierte der dreist austretende Michel sehr. Er umgarnte sie derart, daß sie einwilligte, mit ihm nach England zu entfliehen und sich dort trauen zu lassen. Sie würden dann als Ehepaar vor die Eltern treten und diese würden den Segen nicht fehlen lassen. Das Paar entfloh über Frankfurt nach Mainz. Hier logierten sie sich in ein Hotel ein, aber die mitgenommene Sparbüchse des Mädchens enthiett nicht viel. Das Mädchen, das Reue bekam, schrieb nun an seine Eltern und bat, sie zurückzuholen. Der Vater löste sein Töchterchen aus und übergab den Entführer der Polizei. Wien. Der im Hofe des Palais der Erz herzogin Maria Theresia von einem Wachtposten durch einen Schuß verwundete Gärtner Rericha ist Freitag-Nacht gestorben. Budapest. Bei den Rennen in Mag am Sonntag ereignete sich ein überaus bedauerns werter Unglücksfall. Das Esterhazy-Rennen versammelte zehn Herrenreiter am Ablauf, unter denen der bekannte Rennstallbesitzer Graf Joseph Bawarowski war. Der aus einer polnischen Biagnatenfamilie stammende Graf steuerte die sechsjährige Halbblutstute Coquette bis zur letzten Einbiegung, wo er am Zügel riß; Coquette machte einen Seitensprung und drückte sich an die Barriere, wodurch Roß und Reiter, die Barriere zerbrechend, stürzte« Graf Bawa- rowSki erlitt ein» Gehirnerschütterung und starb sofort. — Die Donaustadt Widdin steht in Flammen. Bis jetzt find über 400 Häuser abgebrannt. ES herrscht in der Stadt großer Spritzenmangel. Aus Ealafat in Rumänien find Spritzen anae- langt und haben nach Möglichkeit geholfen. Der Schaden beträgt über 1 Million. Madrid. Tin anscheinend Geistesgestörter, der einen Dolch und einen Revolver bet sich hatte, wurde am Freitag von der Madrider Polizei während der Vorstellung im Thrater, welcher die Königin-Regentin beiwohnte, ver haftet. Die verhaftete Persönlichkeit nennt sich Moya und ist Professor an der Tirrarzneischule. Der Königin-Regentin wurde die Verhaftung erst nach Schluß der Vorstellung durch den Ministerpräsidenten Silvela mitgeteut; sie zeigte keinerlei Erregung. Der Verhaftete gibt an, betrunken gewesen zu sein; er will keine bösen Absichten gehabt haben, erinnert fich im übrigen der Vorgänge nicht, die zu seiner Verhaftung führten. Orenburg. Eine furchtbare Katastrophe er eignete fich unweit der Kreisstadt Troizk. In der Goldmine Katschnar wurde ein Schacht mit 95 Arbeitern durch einen Waffereinbruch zerstört. 62 Arbeiter blieben dabei tot, die übrigen wur den mit Mühe gerettet, doch trugen die meisten schwere Verletzungen davon. New Uork. Durch den Cyklon find nach den letzten Meldungen in Kirksville 50 Personen getötet und 500 verwundet worden. Auch in Newton wurden durch den Cyklon große Ver heerungen angerichtet. Es wurden dort zwanzig Personen getötet uud vierzig verwundet. Nach dem Cyklon entlud fich ein Gewitter, wodurch die Auflegung der Bevölkerung noch erhöht wurde. GerichtshoUe. Beuthcn O. - S. Das hiesige Schwurgericht verurteilte den Schmied Rangoll, der seiner Zeit bei seiner Verhaftung den Amtsdiener Kandzia nieder schoß, zu fünf Jahr Zuchthaus und zehn Jahr Ehrverlust. Verden. Die Strafkammer verurteilte den drei zehnjährigen Schulknaben Karl Kuhlmann-Geeste münde, der beim Spielen mit einer geladenen Pistole, aus Unvorsichtigkeit einen vierjährigen Knaben er schoß, wegen fahrlässiger Tötung zu 14 Tagen Ge fängnis. Paris. Das Zuchtpolizeigericht verurteilte den Konservenfabrikanten Person, der aus Pferdefleisch bereitete Konserven unter allen möglichen Namen in den Handel brachte, zu acht Monat Gefängnis. New Bork. In Kanton (Ohio) wurde Frau Anna Georges, welche George Saxton, den Bruder der Präsidentin Mac Kinley erschossen hat, weil er sic verlassen hatte, nachdem er mit ihr über drei Jahre in näheren Beziehungen gestanden, unter großem Jubel der im Gericht versammelten Menge sreigesprochen. Au» Wien. Ein ergreifendes Drama spielte fich vor einigen Tagen im allgemeinen Krankenhause in Wien ab. Ein junger Arzt, Dr. Franz Karis, lag im Sterben und erwartete sehnsüchtig seine Braut. Er hatte sich, nachdem er bei Professor v. Schrötier Assistent gewesen, in der Währinger- firaße etabliert und ein ihm gut empfohlenes Fräulein, Antonie Ebert, als Wirtschafterin ge nommen. Mit der Zeit faßte er innige Neigung zu ihr und diese wuchs, als sie ihn in schwerer Diphtherie aufopfernd pflegte. Im laufenden Jahr diagnostizierte er an fich selbst Lungen tuberkulose, und nun eröffnete er ihr, daß er die Liebe und Dankbarkeit, die er für sie hege, durch die Eheschließung besiegeln wolle, sobald sein Gesundheitszustand sich bessere. Seine Familie erhob keine Einwendung dagegen, ob wohl sein ziemlich bedeutendes Vermögen ihr zufiel, falls er unverheiratet starb. Vergangenen Donnerstag begab fich Dr. Karis auf die Klinik Schrötter, und Samstag mittag bat er, da er sein Ende nahe fühlte, den Assistenten Dr. Schiff, dieser möge die Ausstellung eines Zeugnisses veranlassen, das seine sofortige Trau ung ohne das gesetzliche Ehe-Aufgebot ermög lichen sollte. Dies verzögerte sich aber, da Hofrat v. Schrötter, dem «an daS Zeugnis zur Unterschrift vorlegen umßt«, Ächt autzufinden war. Endlich erteilte der Dflektor dr» Kranken- ^useS die Erlaubni», daß der erste Ssfifttnt Schrötter», Dr. Svrgo, da» Zeugnis «»»fertige. Mit diesem Dokument fuhr nun die Braut zum Weihbischof Dr. Schneider, der den Dirpen» vom Aufgebot erteilte, dann zum Magistrat, wo ihr Ansuchen gletchfall» sofort erledigt wurde, und eilte dann in da» Srantenhau» zurück, um fich mit dem sterbenden Bräutigam zu vermählen. Am Bette de» Dr. Kart» hatten sich inzwischen der geistliche Rektor Dr. Hawliczek und die Trauzeugen eingefunden. Der Zustand des Kranken wurde von Minute zu Minute schlimmer, Dr. Kari» wurde immer unruhiger und heftete ängstlich seine Blickt auf die Thür. In tiefem Schweigen lag er da, nur von Zeit zu Zeit lispelte er sehnsüchtig „Toni". Um fünf Uhr hauchte er den letzten Atemzug auS. Eine halbe Stunde später öffnete Fräulein Ebert in fliegen der Hast die Thür und sank gebrochen am Totenbette nieder. Herzzerreißende Klagen ent- rangen fich dann ihrer Brust, sie bedeckte den Toten mit Küssen und schrie verzweifelt: „Zu spät! Zu spät!" DirKSHrverKöniyiirrroirGrrglimv. Auf ihrem Lieblingsfitz Windsor besitzt die Königin von England auch eine Farm, auf der 40 Elchkühe gehalten werden, meist Shorthorn- und Jersey-Rasse. Im letzten Dezember tagte im Marlborough-House unter dem Vorsitz des Prinzen von Wales die englische Gesellschaft zur Bekämpfung der Schwindsucht und anderer Formen der Tuberkulose. Es war bei den Ver handlungen auch von der Verbreitung der Schwindsucht durch die Milch perlsüchtiger Kühe die Rede, und der Prinz von Wales bemerke, daß auf Erlaubnis der Königin sämtliche Kühe ihrer Farm zur Erprobung ihres Gesundheits zustandes mit Tuberkulin geimpft worden seie.n. Ueber den Ausfall dieser Impfung veröffentlicht die englische medizinische Zeitschrift,The Lanceff, obwohl die amtliche Erlaubnis dazu noch nicht gegeben, wie sie sagt, jetzt schon einige Einzel heiten, die in der Thal Aufsehen erregen müssen. Alle 40 Kühe, die die Herde bildeten, waren natürlich in bestem Futterzustande, alles Pracht vieh und scheinbar tadellos gesund. Die ganze Herde wurde mit Tuberkulin geimpft und von oen vierzig Kühen reagierten 32 auf Tuberkulin, nur fünf schienen gesund zu sein und bei dre» war die Wirkung der Impfung zweifelhaft. Die ganze Herde wurde daraufhin geschlachtet und von 34 Tieren, die mit erhöhter Körper temperatur auf die Impfung reagiert hatten, waren 33 perlsüchtig und eins hatte eine andere Krankheit. Von den vier Kühen, die nicht auf Tuberkulin reagiert hatten, waren drei auch that- sächlich frei von jeder tuberkulösen Veränderung, bei der vierten wurde eine keine verkäste Drüse mit Tuberkelbazillen, gefunden. Zwei Kühe, deren Gesundheitszustand auf Grund der Tuber- kulinimpfung als verdächtig angesehen werden mußte, erwiesen fich ebenfalls als persücbtig. Und dabei waren alle Kühe unter den besten Bedingungen gehalten worden. Die Vermutnng der Tierärzte geht dahin, daß einmal ein perl süchtiges Tier mit eingestellt wurde, das her nach allmählich den ganzen Bestand ansteckte. Um nun das neu angeschaffte Milchvieh zu Winsor von Perlsucht frei zu halten, find alle Tiere vorher mit Tuberkulin geimpft und kein Tier genommen worden, das irgendwie ver dächtige Temperatur zeigte. Kuntr» Allerlei. Wasser durch den elektrischen Strom zu reinigen, und zum Genüsse brauchbar zu machen, dazu hat schon vor Jahren Tyndall em Verfahren angegeben. Der erste derartige Ver such ist nun im belgischen Hafen- und Badeorte Blankenberghe gemacht worden, und in kurzer Zeit wird der ganze Kurort mit ozoniertem Wasser versorgt werden. Das Wasser, dem Kanal von Brügge entnommen, wird einem elektrischen Strom von 1000 Volt Spannung aus gesetzt und soll dadurch rein und genießbcn nur zwei Personen, also die Hauptdiebe einge drungen sind, während am äußeren, durch feste eiserne Läden gut verschlossenen Schaufenster wohl mehr Personen thätig gewesen sein mögen. Von den ersteren nun, den Hauptdieben, glauben wir einen erwischt und dingfest gemacht zu haben, obgleich der Kerl bis jetzt noch immer leugnet, wesentlich dabei beteiligt gewesen zu sein. Indes vermute ich, daß er nicht der leitende Kopf, vielmehr nur die mithelfende Hand gewesen ist, und mein Verdacht ist vom ersten Augenblick an auf einen anderen gefallen, dem ich jedenfalls eine größere Verwegenheit und eine derbere Faust bei einem solchen Unter nehmen zutraue. Dieser der wahrscheinliche Hauptschuldige nun, der Bruder jenes, ist bis jetzt nicht zu finden gewesen, und erst, wenn wir ihn haben, wird der bereits Einge- sperrte reden, da wir ihn glauben machen werden, daß sein Bruder bereits ein volles Ge ständnis abgelegt habe. Daß dieser bis jetzt unauffindbare Bruder aber der Hauptheld der ganzen Geschichte ist, unterliegt bei mir keinem Zweifel, auch ist er schon viermal mit Zucht- Hausstrafen belegt gewesen und alles in allem «in Kerl, der gewiß auch die fünfte und diesmal längere Einsperrung verdient. Dieser letztere nun ist ein Schneider von herkulischer Kraft und diabolischer Gewandtheit, was man gerade nicht von allen Schneidern be haupten kann. Allein fein bereits dingfest ge machter Bruder, rin ebenso abgefeimter Bursche und von Handwerk ein Schuster, will, wie ge sagt, von der Teilnahme deS Schneider» an dem Diebstahl nichts wissen und behauptet, sogar, daß ihm der Aufenthalt desselben seit' vier Wochen unbekannt sei, während der Ein bruch doch erst vor vier Tagen, und zwar am fünften August stattgefunden hat. „Ich habe aber, wie Sie fich denken können, so meine eigenen Handlanger und Helfershelfer, ohne die ja ein praktischer Kriminalpolizeimann gar nicht bestehen und der Welt nützen kann, und ein Mitglied dieses nützlichen Gelichters Hat mir heimlich, das heißt nur so halb und halb verständlich zugeraunt, daß er glaube, — uud das heißt in seinem Munde bei mir so viel wie wissen, — also, daß er wisse oder wenigstens glaube, der bewußte Schneider habe fich der Nachforschung der Polizei dadurch zu entziehen gesucht, daß er fich, — o, wie dumm sind die klügsten Spitzbuben doch immer! — irgend eine vielleicht schon lange an ihm hastende Krankheit vorschützenb, in einem Krankenhause, - und darunter verstehe ich allein die Charitee — habe aufnehmen lassen. Nun habe ich mir folgende Kombinatton zurechtgelegt. Ich nehme in der That an, daß der Schneider den Diebstahl , mit seinem Bruder und einigen anderen Helfershelfern geringerer Sorte ausgeführt und die gestohlenen Sachen, von denen wir außer einem keinen Ringe, den der Schuster dummer- und prahlerischerweise an den Finger steckte und der Juwelier unbestreit bar als sein ihm entwendetes Eigentum erkannte, noch nicht» entdeckt haben, daß er fie, sage ich, irgendwo versteckt oder bei einem Hehler nieder gelegt hat. Sobald er aber die» wichtige Geschäft be ¬ sorgt, hat er fich, auf seiner Krankheit fußend, n die Charitee aufnehmen lassen, was ja ein leichtes ist, wenn man an irgend einem an steckenden Uebel leidet, und ein solches wird ein so gewiegter Kerl immer im Vorrat haben. Nun aber hier im Trocknen fitzend, glaubt sich der Schasskopf vor allen weiteren Nachforschungen sicher, hofft vielleicht durch irgend eine Teufelei, zum Beispiel einen meineidigen Zeugen, sein Alibi beweisen zu können, und hat in seinem dummen Spitzbubenleichtsinn dabei nur nicht in Anschlag gebracht, daß man ihm auch hier auf die Spur geraten, ihm hierher folgen und sehr leicht den Tag seiner Aufnahme erfahren kann, wodurch ja jeder Versuch eines ÄlibibeweiseS blitzschnell ins Wasser fällt. Es kommt mir vor allem darauf an, zu ergründen, ob der Schneider fich in diesem Hause befindet. In der Alten Charitee ist er nicht, da bin ich schon gestern nachmittag und heute morgen gewesen uud habe in Begleitung eines Arztes, der jeden Winkel darin kennt, alle Räume abgesucht. Er kann nur hier sein; denn in einem andern Krankenhause hat er sicher keine so rasche Aufnahme gefunden, selbst wenn er tin nur gegen Zahlung ihm zugängliches Privat- krankenhauS gewählt haben sollte, was der Kerl aber ganz gewiß nicht gethan hat, da er ein allbekannter Geizbock ist. So wollte ich mich nun auch hier von einem der Herren Aerzte überall herumführen lassen und namentlich die Station für Laut kranke abpatrouillieren, da er ja weder bet den Irren noch unter den Gefangenen sein kann. Der Herr Stabsarzt ist, wie gesagt, nicht zu Hause, man hat mich also an den Arzt <lu jour gewiesen, und da hat mich mein treuer Glücks stern gerade zu einem allen Bekannten geführt, der schon meine Methode kennt und mit «einer Bedachtsamkeit gleichen Schutt halten wird. So brauche ich Ihnen denn meine Bitte nicht noch besonders auszusprechen, Sie können" sie sich leicht denken, und ich frage Sie nun ob Sie derselben bald und noch vor Ihrer Abendvisite nachkommen wollen und können/ „Gewiß will ich das sogleich und recht gern, Herr Polizeirat," sagte! ich, „aber wie wollen Sie den Schneider unter so vielen Kranken herauserkennen?" ; „O, darum lassen Sie fich kein graues Haar wachsen, lieber Doktyr, das soll allein meine Sache sein. Ich kenne den Burschen, den ich auf dem Korn habe, ganz genau, er ist mir schon drei oder viermal zwischen die Finger ge raten, uNd sobald ich ihn erkundet, nur einige passende Worte an ihn gerichtet, sein Benehmen dabei beobachtet und ihn für daS Zuchthaus reif gefunden habe, werde ich ihn bei der Direktion der Chatttee für mich rekamieren. Diese wird mir ihn gern überlassen, zumal da ich für seine baldige Heilung schon sorgen werde: denn wir haben in unserm städtischen Gewahrsam für gewisse Fälle auch eine kleine Krankenabteilung. Bet mir aber ist er jeden falls sicherer aufgehoben als hier, da der Fall nicht undenkbar ist, daß er Ihnen bei Nacht und Nebel entwischen könnte, wenn er mich gesehen und mit seiner Spitzbubenschleuheit erraten hat, was wir von ihm denken. »,» (Fortsetzung folgt.)
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