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Auerthal-Zeitung : 15.05.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189805157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-05
- Tag 1898-05-15
-
Monat
1898-05
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 15.05.1898
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N-NMche Kxdfcha«. i Bo« spanisch - amerika«ischen Kriege. -Da» Gerücht von einem Zusammenstoß der feindlichen Flotten auf dem Ozean und dem Siege der Spanier ist nnbe» gründet. Allerdings wird dal Zusammen treffen täglich erwartet. * Einige europäische Mächte sollen entschlossen sein, den Einwand Spaniens, daß dteBlockadetzavanaS nicht effektiv sei, »u unterstützen. -Beamte von Domingo berichten, daß am Sonntag eine scharfe Kanonade bei Monte Christi (kleine Antillen - Insel) gehört wurde. Man glaubt, das Geschwader de» Admirals Sampson sei »st da spanischen Flotte, die von den Kapverdischen Inseln kam, in ein Gekecht verwickelt worden; die Kanonade habe gegen 9 Uhr vormittag« begonnen. -Der amerikanische Major Smith, der am 2s. April auf der Nordküste von Cuba landete, um eine Anzahl ZtttungS-Korrespon« nenten ins Lager des JnsurgentenführerS Gomez zu geleiten, wurde von den Spaniern gefangen genommen und enthauptet. Das Schick- sal der Zeitungs-Korrespondenten ist nicht bekannt. -Sin Telegramm der New Yorker »World' aus Hongkong meldet, daß der überfällige amerikanische Aviso „Mac Cullock" dort aus Manila angekommen ist. Ci überbringt über die Schlacht bei Cavite die Meldung, daß bei derselben die gesamte aus 11 Schiffen bestehende spanische Flotte zerstört worden sei. Auf spanischer Seite seien 300 Mann getötet und 400 verwundet worden. Die Nord amerikaner hätten nur sechs (?) Verwundete ge habt, auch sei kein nordamerikanisches Schiff beschädigt worden. Deutschland. -DaS Kaiserpaar mit seinen beiden jüngsten Kindern ist am 7. d. in Urville ein getroffen. * Der Kaiser gedenkt, dem Hofbericht zu folge, etwa acht Tage auf Schloß Urville zu verweilen, dann dem Statthalter in Straß burg einen Besuch abzustatten und am 18. den preußischen Landtag selbst zu schließen. -Zwischen Devtschland und Ruß land ist ein neues Post-Ueberein- kommen abgeschlossen worden, das am 1. August d. in Kraft treten soll. Dasselbe gewährt dem Verkehr verschiedene Vorteste. So bestehen z. B. für Pakete bis 5 Kilogramm nach dem europäischen Rußland jetzt 52 Porto sätze bis zm Höhe von 13 Ml., die durch eine einheitliche Taxe von 1,40 Mk. ersetzt werden. -Nach dem .Reichsanzeiger' liefen am 1. April 223903 Invalidenrenten und 203392Altersrenten. Bis zum31. März 1898 wurden 200205 Beitragser stattungen an weibliche Versicherte bewilligt, die in die Ehe getreten und 48116 Erstattungen an die Hinterbliebenen von Versicherten. -Die Deputation für das Veterinärwesen hat ihre Sitzungen beendet. Sie ist zu der Ueberzeugung gekommen, daß eine wirksame Bekämpfung der Schweineirank heiten (Rotlauf und Schweineseuche) nur in einheitlicher Weise d u r ch das ganze Reich erfolgen könne, und daß daher eine Aenderung des Reichsviehseuchengesetzes und danach die Umänverung der preußischen Ausführungs bestimmungen notwendig sei. Auch über konkrete Vorschläge für diese Abänderung wurde voll ständiges Einvernehmen erzielt. -Wie die »Köln. Volksztg.' meldet, lehnte der bisherige Reichstags-Präsi dent Frhr. v. Buol in bestimmter Weise eine Kandidatur für die Neuwahlen zum Reichs tage ab. -Zur Wahlbewegung wird aus Bayern berichtet: Bis jetzt steht fest, daß von den 48 Abgeordneten, die Bayern in den deutschen Reichstag entsendet, 16, also gerade! der dritte Teil, nicht mehr kandidieren werden.! Davon gehören 8 Abgeordnete dem Zentrum an. -In der badischen Zwesten Kammer teilte der Minister v. Brauer um, daß die verbündeten Regierungen beabsichtigen, noch während de« nächsten Jahres eine allgemeine Eisen- bahn-Tarifrefor« einzuführen. Oesterreich-Ungarn. -Der behufs Beratung der Anklage- Anträge gegen Badeni eingesetzte Aus schuß lehnte den Antrag betr. Einsetzung eine» Unterausschusses ab und nah« mit 20 Stimmen einen Antrag Pietak auf Wahl eines Referenten an, welcher Erhebungen anstellen soll, die -er Ausschuß zum Zwecke der Sntragstellung zu mache« hätte. Der jungtschechische Aba. Dick wurde darauf mit 20 Stimmen zum Referenten gewählt. Dreizehn AuSschußmstglieder gaben leere Zettel ab. Wrankretch. * Der ,Figaro'schreibt, die Thronrede Kaiser Wilhelm« sei geeignet, bei den europäischen Staatsmännern heilsame Erwägungen und bei den meisten Völkern de» Erdteils ein Gefühl des Neides hervorzurufen. Die Thron rede sei eine sehr klare und dabet schlichte Auf zählung der offenkundigen Ergebnisse der kaiser lichen Politik. -Bis Montag nacht ist das Ergebnis von 566 Wahlen bekannt. Gewählt find danach 193 Republikaner, 104 Radikale, 41 Sozialisten, 47 Monarchisten; Stich- wählen haben 181 stattzufinden. Die Repu blikaner gewinnen 22 Sitze und verlieren deren 16, die Radikalen gewinnen 8 und büßen da gegen 11 ein; die Sozialisten haben 6 Mandate gewonnen und 4 verloren, die Monarchisten einen Gewinn von 4 Sitzen gegen einen Verlust von 3. Im allgemeinen läßt sich sagen, daß eine erhebliche P arteio erschtebung nicht stattgefunden hat; auch die Stich wahlen dürsten hierbei kaum viel ändern. Italien. Am 7. d. haben sich di- Brot-Un- ruhen in Mailand zu einem förmlichen revolutionären Putsch mit obligatem Barrikadenbau u. dergl. ausgestaltet. Es wird behauptet, daß dir Radikalen und Sozialisten dahinterstecken und daß die Getreidefrage damit nichts zu thun habe. Die Ruhe ist wieder hergestellt, doch sollen auf selten der Meuterer 200 Personen gefallen sein. Der König, der am gleichen Tage in Turin zu einer nationalen Erinnerung?feier war, die gegen die Vorgänge in dem nicht allzufernen Mailand in grellem Widerspruch stand, soll sehr bewegt und mit der schwächlichen Haltung Rudinis unzufrieden sein, so daß die Rück kehr Crispis ins Amt berests ins Auge gefaßt ist. Die Brotunruhen im Lande sollen übrigens mit der Aufhebung der Kornzölle noch nicht aufgehört haben. * Der Papst empfing am 7. d. den Groß herzog von Sachsen-Weimar. «vanlen. -Die Zustände in Spanien, ins besondere jedoch in Madrid, geben fortgesetzt zu den ernstesten Bedenken Veranlassung. In der Kammer hat der Abg. Mella furchtbare Anklagen gegen die Dynastie erhoben. Das ist freilich nicht zu verwundern, denn Herr Mella zählt fest jeher zu den fanatischsten An hängern des Prätendenten Don Karlos in der spanischen Volksvertretung. Nichtsdesto weniger hat dieser Abgeordnete eine Sprache geführt, wie sie inmitten einer gesetzgebenden Körperschaft seit den Tagen des französischen Konvents wohl nicht vernommen worden ist. Er erinnerte an das Wort des Propheten: „Wehe den Völkern, die von Frauen und Kindern regiert werden; Gottes Fluch lastet auf ihnen." Wenn auch Mella daraufhin das Wort ent zogen wurde, so darf man sich doch über die eigentliche Stimmung im Volke selbst nicht täuschen. Man haßt die „Oesterreichertn", die fest Jahren in heldenmütiger Aufopferung die Last der Regierung für ihren unmündigen Sohn trägt, mm macht sie und ihre Räte für die ver zweifelte Lage Spaniens verantwortlich, und so wankt denn der spanische Königsthron in allen Fugen. -Die »Gaceta de Madrid' veröffentlicht ein Dekret, nach welchem von jetzt ab die freie Einfuhr von Weizen, Mdt», Hafer, Gerste, Reis und Mehl gestattet ist. vtustland. -Der »russischen Telegraphen-Agentur' wird von authentischer Sette daS Gerücht von dem Erlaß eineSGetreideauSfuhrverbotS als ganz unbegründet und mS d« Luft gegriffen bezeichnet. BnlknWKnnteN. * Die Kollektivnote der Botschafter bett, die Kriegsentschädigung und die Räumung Thessalien», wurde am Freitag der Pforte überreicht. -Die beiden Attentäter gegen den König Georg von Griechenland, Kar- ditzi und GiorgiS, wnrden am Montag vor mittag auf dem Fort Palanuclt bei Nauplia hingertchtet. Aegypten. -Lord Cromer (der englische Verwalter Aegypten») hat seinen Jahresbericht über die Lage Aegyptens erstattet. Die Staats- Einnahmen haben sich im Jahre 1897 um 433 000 Pfund vermehrt. Der Zug inde« Sudan hat bis zum Datum der Absendung des Berichtes 1850000 Pfund gekostet. Davon wurden 750 000 Pfund zur Anlage von Eisen- bahnen und Telegraphen verwandt. — In jeder Weise hat Aegypten Fortschritte ge macht. Die Zahl der Verbrechen hat sich gegen daS Vorjahr von 1850 auf 1437 im Jahre 1897 gemindert. Nach dem im Frühjahr 1897 aufgenommenen Zensus zählt die Bevölkerung Aegyptens (ausschließlich Suakins und der Provinz Dongola) 9 734 000 Seelen, gegen 6 814 000 im Jahre 1882. Die Bevölkerung ist somit um 43 Prozent in dem Zeitraum gewachsen. ES gibt 8 979 000 Musel manen, 730000 Christen und 25000 Juden in Aegypten. Lord Cromer schreibt: „DaS jetzige 15 Jahre bestehende Regime hat Aegypten die größten Wohtthaten gebracht. Es liegt sicherlich nicht im Interesse Aegyptens, wenn vorzeitig Schritte nach der Selbstverwaltung des Landes getroffen werden oder die ägyptische Regierung internationalisiert wird, oder wenn diese beiden Systeme verbunden werden." Priuzischer Landtag. Am 7. d. nahm da» Abgeordnetenhaus das Ge setz betr. di« DiSziplinarverhältnisse der Privat dozenten (lex AronS) nach dm Beschlüssen der zweitm Lesung an. Darauf folgte die zweite Be ratung der Vorlage über die Verbesserung des Diensteinkommens der evangelischen und katholischen Pfarrer. Minister v. Miquel bat um schleunige Er ledigung des Gesetzes und wandte sich gegen die Minderheit der Konservativen, deren Bedenken gegen das Gesetz er zu entkräften suchte. Darauf wurden die beidm ersten Artikel desselben mit großer Mehr heit angenommm und die Weiterberatung vertagt. DaS Abgeordnetenhaus genehmigte am Montag in zweiter Beratung daS Gesetz betr. die Bereit stellung weiterer Staatsmittel (in Höhe von fünf Millionen Mk.) zur Verbesserung der Wohnungs verhältnisse von Arbeitern, die in staatlichen Betrieben beschäftigt sind, und von gering besoldeten Staats beamten. Sodann wurde die zweite Beratung der Pfarrer-BesoldungSgcsetze fortgesetzt bei Artikel 3 de» Gesetze» für die evangelische Geistlichkeit. Nach unwesentlicher Debatte wurde da» evangelische wie das katholische Gesetz angenommen. Der -rutsche, englische ««- fran- Msche Handel 1898. Von den drei Nationen Deutschland, England und Frankreich entwickelt sich im laufenden Jahre, soweit man nach den Ziffern des ersten Viertel jahre« zu urteilen vermag, der deutsche Handel am vorteilhaftesten. Die englische Handels bilanz vom Jahre 1897 war ungünstig genug. Gleich wenig befriedigend hat sich der Handel 1898 gestaltet. Die Einfuhr ist nämlich im ersten Semester dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahre um 1,5 Mill. Pfund gewachsen, wäh rend sich gleichzeitig die Ausfuhr um 1,6 Mill. Mark verringert hat. Der Minderversand an Maschinen beträgt die Hälfte des ExportverlusteS. Der französische Außenhandel wies zuerst 1897 fett 1892, dem Inkrafttreten de» Hochschutzzoll» systemS, erfreuliche BilanzPffern auf. Das erste Quartal 1898 bringt Dttett» eine Enttäuschung; denn der Wert der Emfutz; in den ersten drei Monate« de» laufeichen Jahre» stellt sich auf 1180,2 MIL Frank, argen 10i2,9 Mill. Frank in gleicher Zett de» Vorjahre», der Wert der Ausfuhr betrug 800 Mill. Frank, gegen 8156, Mill. FranL somit hat der Export mit dem be- deutenden Rückgang von 15 Mill. Frank zu rechnen, DemgegMb« schließt, wie die Mün- chener .Allgem. Ztg.' bemexp, der deutsche Handel günstig ab, nämlich mit einem Plus de» Imports Januar—März 1898 über 1897 von 168,9, de» Export, von 67,9 Mill. Mk. An der Erhöhung der Einfuhr ist die gchßere Zufuhr an Rohprodukten der Textilindustrie (Baumwolle, Wolle, Seid«) stark beteiligt, sowie der gesteigerte Bedarf an Eisen. Der Export verdankt sein Wachsen zumeist dem vermehrten Versand von Etsenwaren und Maschinen, Drogen, Holz- und Lederwaren, sowie von KonfeknonSarttkeln und Brennmaterial. Zurück gegangen ist erheblich die Ausfuhr in Material- waren, wa» mit der Erschwerung der Zucker einfuhr in den Ber. Staaten -usammenhängt. Dorr Nah «ad Fer«. Berlin. Bei dem HauSeinsturz in der Jagowstraße nimmt man an, daß der junge Elektrotechniker Hahn, da» einzige Opfer der Katastrophe, eine Menge gefährlicher Spreng stoffe in seiner im zweiten Stockwerk liegenden Behausung gehabt habe und daß diese durch eine Gasexplosion, die ihrerseits durch daS Lichtmachen hervorgerufen wurde, entzündet worden seien. Die vernichtende Wirkung der Explosion zeigt sich nicht nur an dem Unglücks hause, sondern auch in weiterer Entfernung. In der Jagowstraße find 42 Schaufenster zer trümmert worden. Von anderer Sette wird die Annahme einer Gasexplosion als die wahr scheinlichste betont. Hausbewohner wollen schon mehrere Tage einen heftigen Gasgeruch wahr genommen haben. Viele Räume hätten im Hause leergestanden, in denen sich große GaS- mengen durch undichte Stellen an der Leitung unbemerkt hätten ansammeln können. Kiel. Um dem steigenden Verkehr genügen zu können, wird die Kaiser Wilhelm-Kanal-Ver waltung, die für die Sommermonate drei Ham burger Schlepper gechartert hat, drei eigene Schleppdampfer neu bauen lassen. Frankfurt a. M. Am 18. d. findet hier eine Feier zu Ehren der noch lebenden Frank futter Parlamentatter von 1848 statt. Köln. Ein Assistent der städtischen Spar kaffe, der sich schwere Urkundenfälschung zu schulden kommen ließ, wurde von der Kriminal polizei verhaftet. Aachen. Am Mittwoch nachmittag fand die siebenjährige Tochter eines ZiegelarbeiterS in der Gemeinde Hauset den Tod durch Ver brennen. Das Mädchen war mtt zwei jünger» Geschwistern allein zu Hause und goß zur bessern Entfachung des Feuers Petroleum in den Ofen. Die Kanne explodierte und setzte die Kleider deS Mädchens in Brand. Hilfesuchend lief es in den Hausgang, wo man es später tot auffand. Glücklicherweise hatte daS Petroleum nicht noch weitere Gegenstände in Brand gesetzt, sonst wären auch die beiden jüngern Kinder umge kommen. Emde«. Btt dem Vorsteher des Postamts meldete sich ein Mann, der angab, Postschaffner Dierfeldt aus Berlin zu sein. Er erklärte, daß er in einem Anfall von Geistesumnachtung von Berlin sich entfernt habe und jetzt erst wieder zm Besinnung gekommen wäre. Wann er Berlin verlassen habe und ob er zu Fuß oder mtt der Eisenbahn nach Emden gekommen sei, wisse er nicht. Er habe schon öfter ähnliche Anfälle ge habt. Eine sofortige telegraphische Anfrage in Berlin bestätigte die Angaben des bedauerns werten Beamten. Dierfeldt ist fett dem 17. April bei seiner Dienststelle in Berlin, Postamt 17 am Schlesischen Bahnhof, vermißt worden. Irgend welche Dienstvergehen werden ihm nicht zur Last gelegt. Er ist von hier nach Berlin zurück geschickt worden. Der verstoßene Sohn. 10) Au» dem Englischen von Julie Düngern. (8°r,!«yung.> 11. Auf dem Schlosse zu PoyiningS. Mr. Carter auf PoyiningS war ein glück licher Mann. Das Los eines LandedelmannS, welches er wie daS eines Magnaten behandelte und führte, dünkte ihm das beneidenswerteste auf der West, aber er fand auch, daß ihm bei Erteilung dieses Lose» vom Himmel nur sein gutes Recht zugekommen sei, denn er fand alle Tugenden in sich vereint. Von einer schwachen Niutter auferzogen, war er, da sein Vater schon frühe gestorben, an das Herrschen gewöhnt. Da er kein Laster besaß, weder spielte, noch trank, noch jemand beraubte, kurz von jener negativen Güte war, wie eS so viele Menschen gibt, so hielt er sich, wie gesagt, für das Muster eines Mannes und war darum so empört über seinen Stiefsohn, weil dieser so wenig von seinem fleckenretnen Umgang profitiert hatte. Unabhängige Leute erklärten Dir. Carter für einen gan- beschränkten Kopf, wer aber von ihm abhing, fand in ihm das Urbild eines selbst bewußten, aber nicht ungerechten Mannes, der freilich etwas zu Vitt auf seine persönliche Würde hielt, um recht angenehm zu sein. Er hatte wohl niemals viel schöne Ljtteratur getrieben und war überhaupt, was Poeten betrifft, etwas absprechend, und verachtend. Er behauptete, daß die Menschen ihre Zttt dabei verlören. Was seine Fnttt bettifst, so liebte er dieselbe, freilich nach seiner Art, sehr, allein er fand es nicht mit seiner Würde vereinbar, ihr dies zu zeigen. Uebrigens hatte er doch bei der Wahl seiner Gattin eine klare Beurteilung gezeigt. Anstatt eine der hübschen Mädchen zu wählen, welche sich nur auf Bällen vergnügten und jeden Abend ein Picknick für den anderen Tag arrangierten, hatte er die Witwe genommen, deren ruhige Schönheit die jener Mädchen freilich überwog, die ihm aber als einziges Hochzettsgut einen Sohn mitbrachte, welcher nicht im geringsten die Sympathien des Stiefvaters besaß. Mr. Carter war indessen auch nicht der Mann, solche einzuflößen, wenn er auch unleugbare gute Eigenschaften besaß, welche Achtung einflößen mußten. Trotz allen diesen aber gestaltete sich das Verhältnis zwischen Stiefvater und Stief sohn immer schlechter. Wir wollen damit nicht behaupten, daß Georg Stainberg daran schuld los war, im Gegenteil, sein respektloses Be nehmen gegen den Gatten seiner Mutter, seine leichtsinnigen Streiche und die Keckheit, mtt welcher er sich deren rühmte, empörten den älteren Mann, anch mochte wohl noch ihm selbst unbewußt, ein eifersüchtiges Gefübl in seiner Brust herrschen, da er wohl sah, wie sehr MrS. CatterS Herz an dem ihr so teuren Sohne hing, und so kam eS, daß er denselben nach und nach so unfreundlich und strenge be handelte, daß der unbändige junge Mensch seiner Bevormundung entfloh und Mr. Carter ihn darauf unnachfichtltch aus seiner Umgebung verbannte. , Die schöne junge Erbin, welche Mc. Carter zu seiner Nachfolgerin auSerseyen, war die Tochter seines Bruders, es spricht für Mrs. Carters gutes Her-, daß sie dem Mädchen, welches zwar unwissentlich ihren eigenen Sohn verdrängt hatte, die Liebe einer Mutter entgegen trug, trotz alledem zog Klara aber den Aufent halt bei Onkel Boldcro vor, welcher keines wegs die feierliche Würde besaß, mit welcher Mr. Carter sich die Herzen zu entfremden wußte. Jetzt, seit sie Georg kennen gelernt, boten die Sykomoren für ihr romantisches Gemüt noch neues Interesse; Mrs. Carters Sohn, dessen Bildnis in deren Ankleidezimmer hing, und welches gemalt wurde, als der Knabe zehn Jahr alt war, hatte das gutherzige Mädchen stets interessiert; sie fand eS so hart, daß er, geschieden von seiner Mutter, in der Fremde leben sollte und sie schmiedete Pläne auf Pläne, wie sie demselben helfen wolle, wenn sie einmal selbständig sein würde. Jetzt, seitdem sie Paul Mard kennen gelernt, fand sie viel Sehn lichkeit zwischen beiden heraus. Die Haus hälterin Ellen hatte der jungen Dame nicht umsonst viel Züge auS der Knaben Leben er zählt, dessen Neigung zur Unabhängigkeit ihr gefiel und dessen Züge auf dem Bild« fie un gemein ansprachen. Oftmals stand fie davor und sah bewundernd auf die klaren haselnuß farbigen Augen, das dichte gelockte Haar, die blühende Hautfarbe und fragte ihre Tante, ob das Porträt wohl dem Originale gliche? MrS. Carter erwiderte dann seufzend, daß Georg sich sehr geändert habe und fie keine Sehnlichkeit mehr zu finden vermöge. Die rasche Zurückkunft Mr. CatterS hatte Klara sehr ruhig gelassen, ein andere» rbar e» mit dessen Gattin gewesen, welche totenblaß und sehr aufgeregt zu Klara ins Frühstückszimmer gekommen war und dieselbe bat, zu ihrem Onkel zu gehen und ihm mitzuteilen, daß Mrs. Carter sich unwohl fühle und ruhig auf ihrem Zimmer bleiben wolle. Clara that, wie ihr geheißen, fie kam ihrem Onkel noch auf der Treppe entgegen, während ihre Tante, zitternd vor Angst und Erwartung, sich rasch ihres HuteS und Tuches entledigte, welches fie angethan, um ihren Sohn aufzu suchen. „Hat mein Mann Georg begegnet oder ihn gesehen? Würde Ellen ihn finden und ihn benachrichtigen?" Die» waren die Fragen, welche sich die arme Frau zitternd stellte, während Klara, nachdem fie ihren Onkel be- begrüßte, dessen Erzählungen von York unver standen an ihr Ohr tönen ließ, denn fie hatte auch nur einen Gedanken, und dieser war: „Hängt die Aufregung, in welcher sich meine Tante befindet, in irgend einer Art mit Paul Mard zusammen?" Und mtt dieser Frage im Herzen begleitete fie ihren Onkel in da» Boudoir seiner Gemahlin. 12. Eine Unterredung. ES ist neun Uhr vormittag» und da» Früh- stück steht in dem kleinen Speisezimmer z« PoyiningS auf dem Tische, an welchem Mr». Carter präsidiert, während Klara beschäftigt ist, einige Blumen, die der Treibhausgärtner ge sandt, in Basen zu ordnen. Alle» sieht so heim lich und still auS, daß man glauben sollte, jedermann müsse sich in dem trauten Raume
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