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Auerthal-Zeitung : 13.05.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189805137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980513
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-05
- Tag 1898-05-13
-
Monat
1898-05
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 13.05.1898
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entdeck daß Waren i« Werte von 6000 bi» 7000 Mar» spurlos verschwunden waren. Ja zwei Mattthelfern de» betreffenden GAchäft», me bisher das vollste Vertrauen ihre» Prinzi pal» genoffen, hat die Kriminalpolizei nun die Diebe und in der Person eine» »2 Jahre alten Kürschner» au« Leipzig-Reudnitz den Hehler er mittelt. Da» nette Konsortium wurde in Has genommen und au die königl. Staattauwaltschaft abgeliefert. Ein gleiche» Schicksal ereilte den Bruder de» Hehler«, einen 26 Jahre alten Kürschner, der seine Hände mit im Spiele ge habt. Zeitz. Aus dem Fahrrad« gestorben ist Hierselbst eine im Anfang de, dreißiger Achre stehende Frau, der au» Gesundheitsrücksichten da» Radfahren empfohlen worden war. Al» sie in einer Straße vor der Stadt auf und ab fuhr, klagte sie plötzlich über Uebelbefinden und neigte den Kopf vom über. In dieser Situation blieb sie noch eine Strecke Wege» auf dem Rade, da» ein Fahrlehrer führte, bi» dieser be merkte, daß die Frau nicht mehr am Leben sei. Gin Schlaganfall hatte ihren Tod veranlaßt. Gotha. Beim Reinigen eine» geladenen 6 Millimeter-Tesching» drang dem neunzehn jährigen Sohne eine» Stellmacher» im nahen Werningshausen die ganze Ladung einer Dunftpatrone in die Schläfe. Der Tod trat sogleich ein. von». Spaziergänger fanden in der Nähe de» Nattonal-Denkmal», auf einem Reiseplaid liegend, die Leichen zweier, anscheinend dm besseren Ständen angehöriger Personen, eine» Manne» in den vierziger und einer Frau in etwa» jüngeren Jahren vor. Die beiden hatten dem Anschein nach erst Gift genommen, wonach ' wahrscheinlich der Mann zuerst die Dame und dann sich selbst erschossen hat. Ein bei den Toten vorgefundener Zettel gab über da» Motiv der Thal mit etwa folgenden Worten Aufschluß: „Wir haben zu schwer gesündigt, um länger leben zu können." Da» Paar soll au» Berlin sein. — Die.Harz - Ztg.' meldet dazu: Der Stabsarzt a. D. Dr. Bechmann, ein begabter und früher in guten Verhältnissen lebender Arzt, aber verschwenderisch, exzentrisch, infolge eines MagenleidenS dem Morphiumgenusse ergeben und schwere Getränke liebend, hat sich in Rüdes- heim erschossen. Er ist nicht allein in den Tod gegangen, sondern hat die Frau deS Generals Homcyer, der dem Vereinsamten al» Dank für die Errettung eines SohneS kameradschaftliche Gastfreundschaft gewährte, mit in den Tod ge nommen. DaS Paar hat vor acht Tagen Blankenburg verlassen, ist erst nach Berlin, und dann an den Rhein gereist. Dort ist der ge plante Doppelselbstmord, nachdem Briefe an die Angehörigen geschrieben waren, zur Ausführung gelangt. Elberfeld. Wegen Meineids-Verdachts wmden drei junge Leute, zwei Kommis nnd ein Techniker aus Wald, Söhne angesehener Eltern, direkt in der Sitzung der Strafkammer verhaftet. Zwei von ihnen und ein Metzger geselle hatten gemeinschaftlich nachts die Glas scheiben einer Straßenlaterne zertrümmert und hatten dafür jeder einen polizeilichen Strafbefehl über sechs Mark erhalten. Dagegen hatten sie die Entscheidung des Schöffengerichts angerufen und waren dann auch freigesprochen worden. Der Amtsanwalt hatte dagegen Berufung bei der Strafkammer eingelegt, so wett das Urtett sich gegen den Metzgergesellen richtete. In dieser Verhandlung suchten die drei jungen Leute den Angeklagten unter ihrem Eide rein zu waschen, setzten sich aber schließlich so in Widerspruch mit ihren früher» Aussagen und andern Zeugen, daß sie sofort verhaftet wurden. Augsburg. Eine Doppelhinrichtung fand am Donnerstag im hiesigen »Untersuchungs gefängnis statt. Das Todesurteil wurde an dem Raubmörder Geiger von Wörishofen und an dem Lustmörder Wegele von Ambach voll zogen. Marktheidenfeld. In Erlenbach hat ein junger Bursche seinen Vater erstochen. Der Bursche soll die Thal in einem Anfall geistiger Körung begangen haben. 'nel. Nach dem ,Mem. Dampfb.' hat ein rnsfischer Grenz-Offizier bekamt gemacht, die scharfe Verordnung Über den Wafienaebrauch btt GrAolWlwttde Mitten, ?Mat Men Stil» wieder auß« Kraft gesetzt. Die Verord nung bestand darin, daß die Soldaten ange wiesen wurden, gegen alle die Grenze unbc- fuderweise oder an einer verbotenen Stelle staffierenden Personen nach dem ersten Anruf, wen« demselben nicht sofort Folge geleistet werde, sogleich ihre Schußwaffe zu gebrauchen. Die Aufhebung der Verordnung dürste eine - ' e de» kürzlich gemeldeten Vorfall» sein. »ordeanx. Am hiesigen Hafen wurden junge Pariser, der 16 jährige Sohn eine» a. D. und ein anderer, der einem AdelSgeschlechte anaehört und acht alt ist, verhaftet. Die beiden jungen : waren im Begriff, nach Spanien zu gHen, um sich al» Freiwillige anwerben zu lassen. Der erste hatte seinem Vater eine Summe von 32 000 Frank entwendet, der andere 1000 Frank. Bei dem einen wurden noch 21 SSO Frank, bet dem anderen 80 Frank vorgefunden. Sie waren jeder mit einem neuen Gewehr, Revolver und Patronen bewaffnet. Im Gepäck fand mau Rettungsapparate, Binden, Cbarpie und Medikamente. Die Evern find in Bordeaux angekommen, um ihre kriegslustigen Sprößltnge wieder nach Paris zu holen. Mailand. Muß ein Selbstmörder einen — Waffenschein haben - Diese Streitfrage hatte jüngst ein hiesiger Polizeirtchter zu entscheiden. Ein Jüngling aus einer der angesehensten Turiner Familien hatte viel Geld und großen Liebeskummer — Grund genug, um lebensmüde zu werden. Er faßte also den Entschluß, sich daS Leben zu nehmen, und fuhr, ausschließlich zu diesem Zwecke, mtt einem Revolver be waffnet, von Turin nach Mailand. Lange irrte er durch die Straßen der Stadt umher, bi» er beim Dunkelwerden die Parkanlagen aufsnchte. Hier fiel er durch sein verstörte», aufgeregtes Wesen und durch seine lauten Selbstgespräche einigm Polizisten auf, die ihn festhielten und ihm, da er unzusammenhängendeL Zeug sprach, schließlich die Taschen durchsuchten, um seine Persönlichkeit feftzustellen. Man sand bei ihm den Revolver, aber keinen Waffenschein. Natür lich mußte der stark verdächtige Mensch nun mtt nach dem Polizeibüreau - gehen, wo er wegen Verletzung deS Artikels 464 des italienischen Strafgesetzbuches sofort dem Polizeirichter vor geführt wurde. Diesem vertrauenswürdigen Manne schilderte der Turiner in ergreifenden Worten sein LiebeSleid und seine Selbstmord pläne, und der Richter fühlte ein menschliches Rühren und entschied: Wer die Absicht hat, sich daS Lebenslicht auszublasen, kann nicht daran denken, sich vorher einen Waffenschein zu be- argen; deshalb ist der Angeklagte freizusprechen. Der Turiner war darob so froh, daß er „voll ständig gehellt" nach seiner Vaterstadt zurück- kehrte, und das ist daS Gute an der merk würdigen Geschichte. Amsterdam. Von einer Froschexport- Schlächtcrei entwirft das .Deutsche Wochenblatt n den Niederlanden' folgende Schilderung: Da >ie französischen Frösche nicht im stände sind, o viele Schenkel zu liefern, um die Magen der Pariser Gourmets zu befriedigen, haben belgische Agenten bei Axel in der Nähe der belgisch- niederländischen Grenze eine Froschschlächterei angelegt, deren Einrichtung jedem Tierschutzgesetz wirklich Hohn spricht. Zwar kündet kein buntes Aushängeschild von dem unheimlichen Gewerbe, aber das Gequäke, welche« auS drei ziemlich tiefen Tümpeln emporsteigt, spricht um so lauter >asür. In jedem dieser Tümpel steht ein Mensch oder besser gesagt ein Unmensch, der die Frösche mitten durchschneidet. DaS Hinterteil wirst er andern Unmenschen zu, welche eS ab häuten, an Stöckchen reihen und dann in Ei» verpacken, worauf die Versendung erfolgt. DaS Vorderteil der Frösche, bestehend auS Kopf, Brust und Vorderbeinen, wird auf Haufen rings um die Tümpel geworfen. Da die Tiere ein zähes Leben haben, bietet sich dem Beschauer ein BUd, wie eS scheußlicher nicht gedacht wer den kann. Sech« bis sieben Stunden lang kriecht und zappelt die schleimige Masse noch, die Mäuler klappen auf und zu, doch kein Ton entflieht ihnen. Wirsch«». Der Bürgermeister Grem- baczyn»kl in Kaltsch (Polen) hat nach einer Unterredung mtt dem Gouverneur ttu Präsidial- gebäude Selbstmord verübt. Mau vermutet größer« Unterschlagungen. Jokohama. Die erste Weltausstellung tu Japan soll im Jahre 1903 eröffnet werden. Zu diese« großartigen Plan trifft die japanische Regierung bereu» die ersten Bottehrungen. Ueber den Ott der AuSftellung ist man noch unentschieden. Gericht-Halle. Mivmstadl. Ein interessanter Erbschaft-Prozeß wmdevom 2. Sena, bei» hiesigen OberlandeSgettcht» zu Gunsten der „glücklichen Erbin" entschieden. Im Jahre 1897 verstarb zu Frankfurt a. M. «in ältere» Fräulein mit Hinterlassung eine» Barvermögm» von 122 000 Mk. Die Erblasserin hatte auf einem Stück chen Papier die Absicht kundgegeben, daß ihrer lang jährigen Krankenpflegerin 46000 Mk. au» ihrer Hinterlassenschaft zu zahlen seien. Al» die Glückliche den Erbzettel zum Nachlatzpfleger brachte und auf Grund desselben Zahlung verlangte, verweigerte er sich, den Zettel anzuerkennen, zumal auch die Unter schrift auf demselben unleserlich war. Infolgedessen kam «» zum Prozeß. In der ersten Instanz wurde Beweis darüber erhoben, ob der SchenkungSzettel von der Verstorbenen selbst verfaßt und ob dieselbe hierbei vollständig im Besitz ihre» geistig«, Disposition-Vermögens gewesen sei. Eine große Anzahl Zeugen, unter ihnen auch der frühere Hausarzt der Dame, deponierten unter ihrem Eide, daß die Verstorbene bi» zu ihrem Lebensende geistig zurechnungsfähig gewesen, und daß der erwähnte Zettel thatsächlich von ihrer Hand herrühre. Das Landgericht entschied darauf, daß der Zettel al» rechtsgültige» Dokument anzusehen sei. Der Nachlaßpfleger legt« gegen diese» Urteil Be rufung beim Oberlandesgericht ein und der zweite Senat entschied jetzt dahin, daß die Revision abzu weisen sei. Au» den interessanten EntscheidundS- gründen ist hervorzuheben, daß die Deutlichkeit einer Unterschrift nicht zum Wesen derselbest gehöre. Es komme vielmehr hauptsächlich darauf an, daß nach gewiesen sei, daß der „Zettel" der Erblasserin von deren Hand herrühre, auch selbst dann, wenn er nicht unterschrieben sei. Dortmund. Der seltene Fall der Wiederauf nahme de» Verfahren» zu Ungunsten einer Ange klagten beschäftigte jüngst da» hiesige Schwurgericht. Bekanntlich ist da» nur möglich, wenn der rechts kräftig Freigesprochene ein Geständnis ablegt. Die Ehefrau des Bergmanns Hasencck au» Oe»pel stand im Juli 1896 vor dem Dortmunder Schwurgericht unter der Anklage, ein Wohnhaus in Brand gesetzt >u haben in der Absicht, die FeuerversichenmgSgesell- chaft, bei der ihre Mobilien versichert waren, zu betrügen. Damals verneinten die Geschworenen die Schuldftagen, und die Frau wurde sreiaesvrochen. Nachträglich gestand sie im Kreise ihrer Bekannten, daß sie da» Feuer angelegt habe. Die Frau ver- eindete sich dann mit ihren Freunden, und diese machten nun dem Gendarmen Anzeige von dem Ge hörten. Die Staatsanwaltschaft beantragte darauf die Wiederaufnahme de» Verfahrens zu Ungunsten der Angeklagten, und jetzt wurde die Frau zu fünf Jahr Zuchthaus verurteilt. Leipzig. DaS fteisprechende Urteil im Prozeß gegen den Schutzmann Kiefer au» Köln vom 4. Februar wurde vom Reichsgericht aufgehoben und die Sache an das Landgericht Bonn verwiesen. Kudapett. Graf Alexander Wielopolski, Sohn des bekannten Markgrafen Siegmund Wielopolski, wurde vom diesigen Gericht zu sechs Monat Festungs haft verurteilt, weil er den Schriftsteller Wydzka im Duell getötet hat. Major Kerrtwein ««d die Frauen- beweg««g. Der kaiserliche Landeshauptmann Leutwein richtet an Frau Schulrat Minna Cauer ein offenes Schreiben zur Frauen-Kolonisations frage. Me „Frauenbewegung" hatte verlangt, daß in den Kolonien den Frauen die gleiche Stellung wie dem Manne eingeräumt werde. In Kirche, Schule und Gemeinde müßte die Frau sofort als gleichberechtigtes Glied gelten. „Demgegenüber — so schreibt Herr Leutwein — habe ich zu erwidern, daß wir mit unseren An gelegenheiten in Kirche, Schule und Gemeinde bis jetzt ganz gut allein fettig geworden find und solches auch für die Zukunft hoffen. WaS wir aber nicht allein fettig bekommen können, daS ist die Schaffung der deutschen Häuslich ¬ keit. in welcher die deutsche -auSfta» nach bi,- heriger guter Sitte für ihren Mann «L ihre Kind« lebt und wir» und dadurch au» in den Kolonien dem deutsche« Familienleben Eingang verschafft und so di« Gewährgibt, daß deutsche Kinder zu braven deutschen Eftaatibürgeru und Frauen erzogen werden. Die Frauen, die die» thun «ollen, mögen zu un» kommen, sie werden mtt offenen Armen empfangen und stet» hoch gehalten werden; die anderen aber mögen un» fernbleiben. Daß die Frauen nur dann einen sittlichen Einfluß auöüben können, wenn ihnen, wie e» in de« Artikel heißt, „Sitz und Stimme bei öffentlichen Angeleaenhetten gegeben wird", da» verstehen wir da drüben nicht. Sie können solche» vollständig auch durch ihr Witten i« FmnUienkreise «reichen. Wenn e» fern« in dem Artikel heißt: „Die bisherigen Erfahrungen haben leid« bewiesen, daß Barbarentum, Jntereffenwittschast und altgewohnte Ansichten dort drüben entsetzliche Verrohung hettieigefühtt haben. Kann man, wie die Dinge noch liegen, Frauen veranlassen, nach Südwest-Afrfta aus- zuwandernso kann die» nur jemand ge schrieben haben, der noch niemals bet un» ge wesen ist, denn wir haben von diese« Dingen noch nichts bemerkt. Die sog. „Frauenbewegung" mag im allen Baterlande mtt seinem Ueberschuß an Frauen einen großen Kem besitzen. Sie in die Kolonien mtt deren gewaltiger Minderzahl an Frauen, wo daS Weib, aber die» auch nm al» solche«, gesucht und geschätzt ist, zu üb«- tragen, kann nm den Frauen selbst schaden. Sie trägt die Gefahren in sich, daß die Männer da drüben ehescheu werden und da» thun, wa» wir verhindern wollen, nämlich sich mtt eingeborenen Frauen verbinden, welche derartige Ansprüche nicht erheben." Allerlei. Der spanisch - amerikanische Krieg ha auf die Briefmarkenbörse bereits eine bedeutende Wirkung auSgeübt. Bedentet ja doch der wahr- cheinllche Sieg d« Amerikaner eine völlige Um wälzung im Markensystem der westindischen Inseln. In der Voraussicht, daß die alten Matten in nicht zu lang« Zett im Wette be deutend steigen müssen, kaufen die Spekulanten zu bisher nicht gekannten Preiseu die Marken auf, welche bisher ihr« Häufigkeit wegen von den Sammlem wenig begehrt waren. Auß« >en „Kubanern", die bei d« Hausse am meisten beteiligt find, haben auch die jetzt im Gebrauch befindlichen spanischen Marken sich einer er- >öhten Aufmerksamkeit der Sammler zu er- reuen. ES wird angenommm, daß ein für Spanien unglücklich« Ausgang deS Krieges gleichbedeutend mtt einem Dynastiewechsel ist, waS natürlich auch einen Wechsel dn Regenten- öpfe auf den Marken nach sich zieht. Von der siegierung d« Ver. Staaten wird mit Bestimmt jett erwartet, daß sie sowohl „Kriegs-" wie auch „Siegesmarken" Herstellen wird. Ein liebenswürdiger Briefträger. In >em Postamt einer kleinen Stadt sortierte eines rühen Morgens ein Landbriefträger die ihm zur Bestellung übergebenen Briefe und fand unter ihnen eine Postkarte, auf der eine Freun din der Frau Pfarrerin in dem anderthalb Stunden entfernten Dorfe ihren Besuch für den- elben Tag anzeigte. Der Landbriestrag« laS bie Karte, kaufte frische Weißbröichen, nahm sie mit in das Pfarrhaus und sagte der Hausfrau: „Frau Pfarrerin, Sie bekommen Besuch, und da jabe ich Ihnen gleich etwas Weißbrot mitge bracht, eS wird Ihnen wohl angenehm sein." — Diese Annahme des Lanbbriefträgers traf zu; die Frau Pfarrerin freute sich sehr über die vor- orgliche Beigabe zum Kaffeetisch und dankte >em Postboten herzlich. 7' Auch ein Vegetarianer. „Sie sind jetzt also Vegetarianer; wie geht'S Ihnen denn bei d« neuen Ernährungsweise?" — „O, wenn man täglich so'n paar Pfund Wurst nebenbei peist, kommt man ganz gut dabei auS." Wohlwollend. Sergeant (zum Rekruten, du auf Befehl beim langsamen Schritt üben chon längere Zeit auf einem Bein steht): Mcht wahr, daS gefällt Ihnen, Schmidt, mtt dem einen Beine so nichts thun?!" Wenn er nun Z» «ein« HauLfrau kommt, um etwa» klein«, sie hatte den «eht und ver- nach diesen Motten heftig «rötete und in ihren Augen eine Thrüne glänzte. Doch sie hatte sich schnell gefaßt und entgMrete: „Nicht doch, Gold und Tikrisen besitzen Wett, verkaufen Sie nur alle» Mammen, oder besser, ich will e« Ihnen aufheben, bi» Sie e» brauchen. Sie packte bei diesen Motten alle« zusammen in em Papin, welche» gerade auf ihrem Pulle lag, ohne zu sehen, daß diese» beschrieben war, siegelte e» und bat Georg, seinen Namen daraus zu schrttben, Welch« ihren Wunsch erfüllte. Darauf gab sie M sieben Goldstücke, welche er dankend etnsteckte und eine Quittung darüb« schrieb. „Da» sieht mettwürdtg geschäftsmäßig an»," meinte der, junge Mann in sorgloser Hetterkeit. i sich »um Fortacben an. , S-rritt drehte aerüde da» Ga» um ihr Licht dabei anzuzünden; j Hcchn ab« etwa» zu schatt gel ' löschte La» «a». „Wie Ungeschicks" sagte st- ärg-ttich, „ich i hätte ebenso gut Ihnen zuerst hinunter, leuchten, könne». Jiweffen bin ich wirklich fthr abge spannt und unzürechaungrfähig, hi« ist Ihr Roch," führ sie sott, nahm denselben vom Diwan und legte ihn auf seinen Arm. „Sie fragten nach Deane? Ich denke, « ist wohl." w nach mir zu ftngeN, findet « mich ausgeflogen. Mit seinen zehn Pfund habe ich meine Wirtin bezahlt und Deane muß. matten. Wir wollen hoffen, daß « jetzt wtwet besser« Laune ist; neulich war er sehr schlecht aufgelegt und schimpfte auf Routh, daß« nicht gekommen war." „Stewart mag ihn nicht recht leiden," sagte Harriet, „aber ernstlichen SUdtt hatten sie doch nicht mitnuander. Deine war "meinem Manne etwa» Geld schuldig, dieser hat ihn in dem vtllet daran gemahnt:" „Nun, jetzt kann « ihn bezahlen," sagte Georg, „« hatte eine Maffe Gmd «nd Bank noten bei sich. Such die zehn Pfund hat er Mir «ft ein« solchen bezahlt. Doch jetzt Adieu Mr». Routh, eS ist Zett fottzugHen/ Sie begleitete ihn, da« Licht in der Hand. Er bot -ihr .die ,seine zv« Abschied. Ein« Augenblick siMdsiePnentschloffeu, endllch legte sie me ihre hinein. Georg fand, daß sie kalt wie die ein« Toten war. „Gehen Sie schnell in» Han», Mr. Routh, Sie «kälten sich ja." Dann ging « mit raschÄ Schritten vorwärts. Harriet schritt mechanisch die Treppe hinauf. In dem Wohnzimmer sank sie auf die Kni«, nicht betend, nicht weinend, ab« schaudernd und unfähig, «ttva» za denke«. Endlich sand sie die Kraft, sich zu «Heben: „Vielleicht habe ich Stewart gaetttt," flüstette sie in heiserem Tone, „wie »underb«, daß Georg nicht» non der Sache wußte, mir schien, d^me Steine auf-P^Straße e» anSschrelen Sie war betäubt in einen Stuhl gesunken, raffte sich indessen rasch Wied« auf. „Ich darf nicht schlafest," murmeltesie, „ich habe noch vielzuthun." Sie ordnete manches in ihren Briefen und sonstigen Dingen und al» die Morgendämmemng htteinbrach, badete sie ihr Gesicht in kaltem Wasser. Dabei sah sie ihre verzerrten Züge im Spiegel; sie lächelte bitt« und dachte, daß sie wohl nie mehr Hefter und froh, wie in ihrer Jugend, aussehen würde. Sie ergriff ihren Hut und ihr Tuch, nahm einen Marmorstein und rollte den Männerrock, der auf dem Diwan laa, darüb«, schnürte e» zu einem kleinen Bündel zusammen und verbarg eS uni« ihrem Tuch. Daun ging sie die Treppe hinab, schloß da» Hau» auf uud wieder zu und rille mtt raschen Schritten der Westminsterbrücke zu. NS sie auf derselben stand, schlug die Glocke gerade halb sechs, alle» war noch ruhig und still, die Aro etter gingen zu ihr« Arbeit, einige Batten fuhren auf dem Mass«, ab« zu weit entfernt, um die Frau zu bemerken, welche sich üb« die Brücken mau« beugte, etwas htstunter warf und im selben Augenblick wett«ging. M« sie in die Nähe von Molton-Street kam, wmden die Läden gerade geöffnet. Sie trat in einen der selben nnd kaufte von de« noch schläfrigen Ver käufer einen Beschwerst«« aus Marmor. Dann ging sie ihrem Hause zu, wo in ein« Nische desselben, ein Knabe, offenbar ein Straßenkind, lag; sie blieb stehen und sagte: ^oast du keinen andern Watz zum Schlafen all» diesen ?" Der Bube w« aufgesprungen und hafte sich, in Aussicht auf ein Geschenk, vor sie gestellt; „Gewiß Madame," entgegnete er, „aber ich bin hier und Watte auf irgend einen Verdienst." Sie gab ihm einen Schilling und ging ins HauS, während der Bursche seinen struppigen Kopf schüttelte nnd sich fragte: „WaS mag sie so frühe aufgethan haben? Ich werde mir Mühe geben, eS zu «fahren," und dann stellte er sich an die Ecke und wartete Wied« auf einen Verdienst, welch« natürlich nicht kam. Mrs. Routh ging ungesehen Wied« in das HauS, schlich sich in ihr Schlafzimmer und legte ihre Kleid« ab, um zu Bette zu gehen. Die Magd klopfte zu der gewohnten Zett an ihrer Thür, aber sie gab keine Antwort, denn sie war einge schlafen und schlief noch, al» d« Briefträger seinen zweiten Rundgang machte und einen Zettel von Georg Stainberg brachte, welchen dies« im Moment d« Abfahrt geschrieben. Er benachrichtigte Harriet, daß ein Mißverständnis pattgefunden und er Routh» Rock statt des seinen mitgenommen habe, e» wäre nun zu spät, das Kleidungsstück zurück zu bringen und so wollte « nur hoffen, daß Routh dasselbe nicht vermiffen werde." Nachdem Harriet diese Zellen gelesen hatte, trat ihr Mann in» Zimm«. Er sah verstört au» und blieb stumm an ihrem Bette stehen. Sie ab« schlang den Arm um seinen Hal», ließ ihn auf die Kante de» Bette» sitzen und «zählte ihm alle», wa» geschehen war. Ihr Gatte drückte sie mtt leidenschaftliche« Danke an seine Brnst »nd erklärte, .dch sie die klügste Frau sei und ihn gerettet habe." „Gerettet? Durch wo» und wovon?? «» (Fortsetzung folgt.)
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