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Auerthal-Zeitung : 06.05.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189805061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-05
- Tag 1898-05-06
-
Monat
1898-05
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 06.05.1898
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Vslitische U««dfcha». i Bo» spaoisch - amerikanische« Krieg«. ' »DieKämpfe der feindlichen Flotten wurden bis zum letzten Avrtltage immer noch .erwartet". Am Sonntag sollte ei in der Nähe rer Philippinen zum ersten Zusammen- stoß kommen. »Der nordamerikanische Admiral Sampson hat den Befehl erhalten, in größter Ausdehnung alle Küstenplätze CubaS mit Einschluß Havana« sofort zu bombardieren. Er hat damit gegen MatanzaS den Anfang ge macht und durch 86 Schüsse die dort von den Spaniem neu angelegten Verschanzungen zerstört. »Bei der B eschteßungvonMatanza« sollen die Spanier (nach amerikanischen Berichten) „große Verluste" erlitten haben; die Spanier geben an, daß ihnen nur ein Maulesel getötet worden sei. * Drei große Magazine in Easton (Pennsyl- vanien), welche Sprengstoffe für die Regierung enthielten, find am Freitag nach mittag in die Luft geflogen. Zwei Personm wurden getötet, eine Anzahl ver wundet; mehrere werden vermißt. Man nimmt an, daß die Explosion von spanischen Spionen veranlaßt worden ist, da man in der letzten Zeit verdächtige Personen in der Um gebung der Magazine beobachtet hat. * Von den spanischen Behörden ist damit be gonnen worden, die Häfen der Inseln Cuba uud Portorico sowie der Philippinen durch Torpedolinien zu sperren. Nach Ausführung dieser Maßregel kann daher die Einfahrt in die genannten Häfen nur unter Führung der Hafentotsen bewerkstelligt werden, welche sich auf der Außenseite der Verteidigungs linien aufhalten werden, um den Schiffen den Weg zu zeigen. Ferner werden die obersten Behörden der Jn>el Cuba und Portorico sowie der Philippinen die Beseitigung der Seezeichen und die Auslöschung der Leuchtfeuer anordnen, sobald diese Maßregeln zur Verteidigung der ihnen unterstellten Gebiete erforderlich werden. »Die Kommission der cubanischen Kolonialregierung, welche sich in das LagerderAufständischen begeben hatte, um mit diesen zu verhandeln, ist von oort noch nicht zurückgekehrt. Selbst in Regierungskreisen heißt es, das diö Anstrengungen, einen Frie den mit den Aufständischen zu stände zu bringen, keinen Erfolg gehabt hätten. Der Oberstkommandierende der amerikanischen Truppen Miles hatte am Mittwoch Besprechungen mit Vertretern der Aufständischen. Dem Vernehmen nach sollen die letzteren von den Der. Staaten Waffen geliefert bekommen. * * * Deutschland. »Die Truppenbesichtigungen auf dem Tempelhofer Felde durch den Kaiser haben am Donnerstag begonnen. DaS 2. Garde-Regiment z. F. und das Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 wurden als erste Regimenter der Garde-Infanterie vorgestellt. »Laut amtlicher Mitteilung hat ein Teil des deutschen Kreuzergeschwaders in Ostasien Befehl erhalten, sich nach Manila (Philippinen) zu begeben, um die dortigen deutschen Interessen zu schützen. * Neuerdings ist in der Presse wieder davon die Rede gewesen, daß die Beschlußfassung deS Reichstages über dieMilitärstrafprozeß- reform hinausgeschoben werden müsse. Dazu liegt indessen kein ausreichender Grund vor. Nachdem die Frage deS obersten Gerichts hofes aus dem eigentlichen Entwürfe über die Militärstrafprozeßreform ausgcschicden ist, kann der Reichstag natürlich den Entwurf im übrigen erledigen, ohne Rücksicht darauf, ob die Frage des obersten Gerichtshofes schon entschieden ist. »Der Schluß des Reichstag? ist jetzt für Freitag, 6. Mai, in Aussicht ge nommen. Nach Erledigung der kleineren Sachen und der Novelle zur Zivilprozeßordnung würde in den letzten Tagen die dritte Beratung der Militärstrafprozeßreform stattfinden. * Die 6. Kommission des Reichstags hat den Bericht über die Entwürfe eine« Gesetzes betr. Senderungen deSGerichtSverfassungS- gesetzeS und der Strafprozeß ordnung, eines Gesetzes betr. Aenderungen der Zivilprozeßordnung, eines Ein- führungSgesetzeS zum Gesetz bett. Aenderungen der Zivilprozeßordnung, ausgegeben. Dieselbe beantragt, den vorgelegten Gesetzentwürfen in der aus der Zusammenstellung ersichtlichen Fassung die verfassungsmäßige Genehmigung zu erteilen. Oesterreich-Ungarn. Die gesamte Presse bespricht die Er klärung deS Ministerpräsidenten Grafen Thun und konstatiert fast einmütig, daß derselbe zwar guten Willen zur Herbeiführung einer Verständigung bekunde, daß er aber vollständig verschweige, wie er sich die Schaffung eines Friedensinstruments bei dem aufS höchste gestiegenen nationalen Gegensatz und bei dem Fehlen einer Parlamcntsmehrheit denke. Jedenfalls sei an eine Lösung der Sprachenfrage noch lange nicht zu denken. Frankreich. »Frankreich beabsichtigt, drei Kreuzer nach den Antillen zu schicken. Italien. »Wie italienische Blätter melden, hat die Königin-Regentin von Spanien den Papst um seinen Segen für sich und ihre Armee gebeten. Der päpstliche Segen wurde ihr auch gespendet, jedoch mußte der Nuntius, der ihn überbrachte, der hohen Frau ausdrücklich erklären, daß der Segen nur ihrer Person, nicht aber auch ihrer Armee gelte. Wie die zum Vatikan in Verbindung stehende .Italia' hinzufügt, hat der Kardinal-Staats- Sekretär Rampolla die Geistlichkeit anweisen lassen, weder für den Sieg der Spanier, noch für den der Amerikaner, sondem nur für die baldige Beendigung des Krieges zu beten. * In Bari wurden am Donnerstag Kund gebungen für eine Herabsetzung des BrotpreiseS veranstaltet, in deren Gefolge es zu ernsten Ausschreitungen kam. An den Kundgebungen beteiligten sich 2000 Per sonen, unter denen sich auch Frauen und Kinder befanden. Die Manifestanten setzten die Zoll häuser inBrand, drangen in das städtische Steuerbüreau ein und verbrannten die Papiere. Sie verwüsteten die öffentlichen Gärten und zertrümmerten die Laternen. Versuche, in die Wohnung deS Bürgermeisters und in die Ge fängnisse einzudringen, wurden von den Truppen vereitelt. Etwa 50 Personen wurden verhaftet. — Auch in Faenza haben Unruhen wegen der Brotpreise stattgefunden. Rußland. »Für den Bau der sibirischenEisen- bahn find nach den ,Nowosti' 377 Millionen angewiesen, 326 Millionen find bereits aus gezahlt. Ferner wurden 12 Millionen für Arbeiten zur Aufschließung und Kultivierung des Landes verausgabt. Balkanstaaten. »Nach einer der .Polit. Korr.' aus Athen zugehenden Meldung haben die Admirale der Geschwader in den kretischen Gewässern beschlossen, demnächst mit der W ied erein - setzung der in die Städte geflüchteten Niohammedaner in den Besitz ihrer Häuser und Güter in den Dörsern zu beginnen. Vor läufige Verhandlungen, die hierüber mit den Führern der christlichen Kreter gepflogen wurden, bieten Anhalspunkte dafür, daß diese Maßnahmen auf keinen Widerstand bei den Christen stoßen dürften. — Das scheint doch eine allzugünstige Auffassung, würde jedoch, falls sie sich bestätigt, die Möglichkeit einer Lösung der kretischen Krifis erheblich näher rücken. Denn gerade der Haß zwischen Christen und Moham medanern und der sich daraus ergebende Ver- nichtungskampf, der die Besitztümer der Christen in den Städten und der Mohammedaner auf dem Lande der Vernichtung preisgegeben, bildete bisher im Grunde das Haupthindernis für eine Beruhigung der Insel. Ist dieses Hindernis! beseitigt, dann bietet die Einführung der Selbst-! Verwaltung der Insel wohl nur noch verhältnismäßig geringe Schwierigkeiten. »Die Lage in Serbien gestaltet sich immer verworrener. Zwischen der Regierung und der liberalen Parteileitung kam es Zum Bruche, well die letztere unter dem Einflüsse d«S ^Ministers Rtbaraz durchweg Milan feindlich gesinnte Kandidaten aufstellt. Milan dringt nunmehr auf die Verhaftung von Ribaraz unter irgend einem Vorwande. Alles dies geschieht hinter dem Rücken des Königs Alexander, der, wie die »Köln. Ztg.' meldet, förmlich gefangen gehalten wird. Aegypten. * Aus dem Sud an kommt die Nachricht, daß der Mahdi Omdurman geräumt hat und die Stadt sich in Hellem Aufstande be findet. Es ging auch das Gerücht, daß der Mahdi ermordet worden sei. Die Wahrheit dieser Meldungen festzustellen, ist einstweilen noch nicht möglich. Akte«. »Während Spanien und Nordamerika nur zögernd an die Abwickelung ihrer Geschäfte gehen, verfolgen die in China und Korea interessierten Mächte ihre Ziele still, aber mit größter Emsigkeit. Frankreich hat, ohne alles Aufsehen, in den letzten Tagen eine ihm von China „freiwillig" gemachte Entschädigung einkasfiert. Im französischen Minifterrat teilte der Äarineminister Besnard ein Telegramm deS ostafiatischen Admirals mit, in welchem dieser die am 22. d. vollzogene Besitzergreifung der Meeresbucht vonQuanchouwan (der Name ist sicher unrichtig) anzeigt. Mit den chinesischen Behörden wurden Besuche aus getauscht. Die einheimische Bevölkerung zeigte — heißt es — eine freundliche Haltung. »Ueber Korea ist zwischen Rußland und Japan ein Abkommen getroffen, nach welcher Rußland einwilligt, den Handel und die Industrie Japans im Innern von Korea nicht zu behindern. Jeder Staat verpflichtet sich, das Einverständnis des anderen einzuholen, bevor er Angehörige seines Staates nach Korea ent sendet. »Im Vilajet Hedschas (Arabien) herrscht Hungersnot. Der Sultan ordnete Samm lungen zur Beschaffung von Getreide an und und zeichnete dazu selbst 1500 Pfund. Ans dem Reichstage. Der Reichstag erledigte am Donnerstag den neuen Weltpostvertrag in erster und zweiter Be ratung, desgl. die Vorlage, die den Bundesrat zum Abschluß eines Handelsprovisoriums mit England bis zum 30. Juli 1899 ermächtigt. Sodann wurde die zweite Beratung des Antrags v. Salisch betr. Abänderung einiger Bestimmungen der Zivil- und Strafprozeßordnung fortgesetzt. Ein Antrag Rintelen betr. fakultative Zulassung des konfessionellen Eides wurde angenommen. Am 29. d. steht zunächst auf der Tagesordnung die Novelle zu dem Gesetze über die Natural leistungen für die bewaffnete Macht im Frieden. Abg. Rickert (frs. Vgg.) erklärt sich mit der Vorlage im wesentlichen einverstanden; es werde sich gegen dieselbe auch sonst wohl schwerlich Wider spruch erheben. Damit schließt die Diskussion. Präsident Frhr. v. Buol teilt mit, er werde die zweite Beratung morgen auf die Tagesordnung setzen. Es folgt die zweite Beratung deS Gesetzes über die elektrischen Maßeinheiten. Abg. Krämer snat.-lib.) beantragt in den Text des Gesetzes die Schreibart für das Wort „Anipee" zu ersetzen durch „Ampere" und an die Stelle des Wortes „Energie" das Wort „Arbeit" zu setzen. Geheimrat Kohlrausch erklärt sich mit diesen Aenderungen einverstanden. Der Antrag Krämer wird angenommen. Ebenso mit der dadurch herbeigeführten Aenderung das Gesetz. Es folgen Kommissionsbcrichte über Peti tionen. lieber eine Petition auf Aufhebung des Im Pfgesetzes und Beseitigung des Impfzwan ges geht das Haus, dem Anlrage der Kommission entsprechend, zur Tagesordnung über. Eine Peti.ion betr. Einführung des Befähi gungsnachweises für das Baugewerbe beantragt die Kommission den verbündeten Regie rungen als Material zu überweisen. Abg. Metzne, (Zentr.) beantragt mit Rücksicht aus di« wiederholten Beschlüsse de» Reichstages auf Einführung des Befähigungsnachweise» die Ueber- Weisung zur Berücksichtigung. Abg. Benoit (fr. Vag.) bittet dagegen, e« bei dem Beschluß der Kommission zu belassen. Abg. Lotze (keikons.) schließt sich dem Anträge Metzner an. Ein Antrag der Abgeordneten Benoit und Rickert, die Abstimmung auSzusetzen, wird abgelehnt. Daraus bezweifelt Abg. Benoit die Beschlußfähigkeit de» Hauses. Der Namensaufruf ergibt die Auwesenhrit von nur 149 Mitgliedern. Das Haus ist somit nicht beschlußfähig, die Sitzung muß abgebrochen werden. Schluß 2 Uhr 55 Minuten. Die nächste Sitzung wird um 8 Uhr 5 Minuten eröffnet. Alff der Tagesordnung stehen zunächst Kom missionsberichte über Petitionen. Eine Petition bett. Erhöhung der KontingentS- Fußziffern von Zuckerfabriken, wird auf Antrag de» Abg. Paasche zur Berücksichtigung überwiesen. Ueber eine Petition betr. Regelung der gewerb lichen Verhältnisse der Zahnkünstler, geht das Hau» zur Tagesordnung über; ebenso über eine Petition betr. die internationale Bekämpfung de» Mädchen handels. Es folgt die zweite Beratung des Anträge» Paasche über die Besteuerung von Sac charin und verwandten Süßstoffen. Nach 8 1 des Antrages gelten als künstliche Süßstoffe alle aus künstlichem Wege gewonnenen Stoffe, die als Süßmittel dienen können und eine höhere Süßkraft als raffinierter Rohr- oder Rüben zucker, aber nicht entsprechenden Nährwert besitzen. Abg. Wurm (soz.) erklärt, seine Freunde würden für den Antrag stimmen. Abg. Lotze tritt für den Antrag ein. Abg. Graf Stolberg (kons.) bittet um Annahme des Antrages. Abg. Rösicke (wild-lib.) erklärt sich im Interesse der Bierbrauerei für den Antrag, da in der Brauerei gerade die Verwendung des Saccharins groken Umfang angenommen habe. Man stelle mit Hilfe deS Surrogats ein billiges Gebräu her und schädige damit meist gerade die kleinen Brauereien empfindlich. Abg. Schwarze (Zentr.) bittet ebenfalls um Annahme des Antrages. Damit schließt die Diskussion. — Vor der Ab stimmung erklärt Abg. Hermes, er halte den Antrag für so Wichtig, daß er denselben nicht von einem beschluß unfähigen Hause zur Annahme bringen lassen könne. Er bezweifle deshalb die Beschlußfähigkeit. Präs. Frhr. v. Buol erwidert, er könne diesem Zweifel nicht entgegentteten, halte es aber auch nicht für erforderlich, einen Namensruf vornehmen zu lasten, sondern schlage vor, die Sitzung abzubrechcn. Da kein Widerspruch erfolgt, schließt der Präsi dent die Sitzung. zandtag. Am Donnerstag setzte das Herrenhaus die Etats- beratuug fort. Zum Etat deS Staatsministcriums beantragte Graf Mirbach eine Resolution: die Re gierung zu ersuchen, beim Bundesrat nachdrücklich dafür einzutreten, daß bei künftigen Gesetzen im Reichstage jeder Versuch, auf dem Gebiete der dir.kten Steuern in die Rechte der Einzelstaaten cinzugreifen, seitens der verbündetem Negierungen mit Entschieden heit zurückgewiesen werde. Der Reichskanzler erklärte, der Antrag habe nur akademische Bedeutung. DaS Herrenhaus beendete am Freitag die Etats beratung. Hierauf wurde die Interpellation des Grasen Klinkowström beraten betr. Aufhebung der gemischten Transitläger, Zollkredite und Mühlen konten. Finanzminister v. Miquel verteidigte da» Regulativ, das den kleinen Mühlen zum Vorteil ge reiche. Der Bundesrat wird über die Aufhebung der Transitläger in allernächster Zeit Beschluß fassen. Schließlich wurde das Komptabilitätsgesetz en dloo angenommen. Nächste Sitzung unbestimmt. Im Abgcordnctenhause wurde am Freitag der Antrag v. Mendel-Ring bett. Maßregeln gegen die Viehseuchen, Einführung der obligatorischen Fleisch schau u. s. w. mit großer Mehrheit angenommen. Kon Uah nab Fern. Köln. Die Handelskammer wird an eine Reihe hiesiger größerer Geschäftshäuser, welche einen bedeutenden Paketversendungsverkchr haben, die Aufforderung richten, sich dem neuen Ein- liefcrungSverfahrcn von Postpaketen anzuschließen, demzufolge die Firmen auf Grund einer mit der Post getroffenen Vereinbarung ihre Pakete selbst wiegen, mit Post-Aufgabezetteln bekleben und in Annahmcbücher eintragen können. Der verstoßene Kohn. 6j Aus dem Englischen von Julie Düngern. ^Fortsetzung.) Ungefähr einige Dutzend Schritte von Georgs Standpunkt nahm die Dame ihren Hut ab, und schob ihr lockiges, gldeneS Haar mit einer an mutigen Bewegung von ihrer Stirne. In diesem Augenblick stolperte das Pferd über eine Baum wurzel und der Hut entfiel ihrer Hand; sie zankte lachend mit „Sir Lancelot," daß er so ungeschickt gewesen und wollte denselben schalk haft zwingen, den Hut wieder aufzunehmen. Als das Tier sich nicht dazu verstand und die junge Schöne Anstalt machte, von dessen Rücken zu steigen, sprang Georg vor und hob den Hut auf, welchen er der schönen Amazone mit einer tiefen Verbeugung darreichte. Einen Augenblick war sie erstaunt und erschrocken, dann aber hatte sie ihre ganze Geistesgegen wart wieder gewonnen und fragte, „wo der Fremde gewesen sei, da sie niemand gesehen habe?" Georg deutete auf den Platz, den er einge nommen und bat um Entschuldigung, daß er auf die Einladung eines alten freundlichen Herrn hier eingetreten sei und gezeichnet habe. Die Dame errötete nun und fragte end lich zögernd: „Sind Sie ein Künstler, mein Herr?" „Nur ein schwacher Stümper," war seine Entgegnung, „allein der Platz ist begeisternd schön, doch vielleicht ist er Fremden ver boten ?" licht im geringsten," war ihre rasche Ant wort, „alle Fremden, es gibt deren aber nicht viele in der Gegend, sind willkommen. Ist Ihre Skizze vollendet?" fragte sic schüchtern, „und würden Sie mir dieselbe zeigen wollen?" Stainbcrg wollte eben eine Gelegenheits phrase stammeln, aber unter dem offenen klaren Blicke dieser schönen Augen war es ihm nicht möglich. Er holte das Blatt herbei und zeigte es ihr. „Ich habe zwar kein Urteil," sagte sie, nachdem sie eS aufmerksam betrachtet, „aber ich halte dafür, daß es sehr hübsch ist. Wollen Sie eS nicht beenden oder doch noch einen anderen Punkt ausnehmend Sir Thomas Boldero wird es sehr freuen, er ist stolz auf die Schönheit seines ParkeS und Sic scheinen mir ein großes Talent zu besitzen." Sie sagte dies in ihrer einfachen, lieblichen Weise, und man fühlte instinktiv, daß sie kein Kompliment machen wollte. Und jetzt entstand die übliche kleine Pause und Georg fürchtete schon, entlassen- zu werden, als sie zögernd sagte, daß im Schlosse eine hübsche Bildergalerie sei, und falls eS den Herrn interessiere — „Ja, gewiß, eS interessiert mich unge mein." „Mr. Page, der Gastwirt, hat Ihnen gewiß schon davon gesprochen, er schickt alle Fremden in den Park." Georg gestand, daß er Mr. Page noch wenig gesprochen habe, er sei auS eigenem Antriebe hieryergckommen. „Nun dann," sagte daS junge Mädchen, in dem sie sich im Sattel zurecht setzte, als wollte sie wciterreiten, „wenn Sie diese Richtung nehmen," sie deut-te mit ihrer Reitpeitsche gegen das Schloß zu, „so gelangen Sie leicht zu den Sykomoren. Ich werde unterdessen voraus- reiten und sagen, daß man Sie in die Galerie führt und meinen Onkel benachrichtigen." Georg stammelte, daß er fürchte, den Herrn des Schlosses zu belästigen. „Und aus noch lausend anderen Gründen, wie man sie nur in England haben kann, um eine so rein natürliche Höflichkeit nicht anzu nehmen," spottete die junge Dame. „Ich kann Ihnen aber die Versicherung geben, daß mein Onkel selig ist, einen Kenner zu finden, dem er seine Schätze zeigen kann, und meine Tante ist ebenso selig, wenn ihre Bäume und Blumen bewundert werden." „Und ihre Nichte, Miß Carter," dachte Georg, „fie verdient die größte Bewunderung." „Also bitte, kommen Sie nach, Sie vergessen Ihren Rock, ach, er ist ganz braun von dem moosigen Stein geworden!" „Es macht nichts, eS ist nur ein Rock, der in Amherst gefertigt, durchaus kein kostbares Kleidungsstück." „Schellen Sie mir mein liebes Amherst und meinen guten alten EvanS nicht, denn dieser hat ihn Ihnen zweifelsohne verkauft. Ich habe den Mann so gern, er macht auch meine Reit anzüge." Nach diesen Worten nickte fie freundlich mit dem Kopf, gab dem Pferde einen leichten Schlag mit ocr Reitgerte und flog davon. „Und das ist meines Stiefvaters Nichte und seine Erbin," dachte Georg und sah ihr nach, bis der auf dem Hut flatternde Schleier aus seinem Gesichtskreise verschwunden war. „Soll ich der Lockung folgen? Ich fürchte ein Un recht zu begehen, wenn ich es tbue." Ein trauriger Gedanke, welcher ein Selbstvorwurf war, durchzog seine Seele, dann aber kam der alte Haß gegen Mr. Carter in sein Herz zurück und er sagte höhnisch: „Zum Glück ist mein teurer Stiefvater nicht allmächtig, ich wäre be gierig, seine Gedanken zu wissen, wenn er er fährt, daß seine geliebte und liebenswerte Nichte, seine Erbin und der Sonnenschein seines HauseS, zu mir, als einem ihresgleichen, ge sprochen hat. Und meine Mutter? Wenn daS Mädchen nach meinem Namen fragt und ich ihr sage, daß ich Paul Mard heiße und fie von der Begegnung mit mir erzählt, so wird meine gewissenhafte Mutter sich auch entsetzen." Bet diesen Gedanken lüftete Georg seinen Hut und wischte seine heiße Stirn, und wer ihn so ge sehen hätte mit seinen strahlenden Augen, die schönen Züge von einem unbekannten Etwa« erhellt und durchgeistigt, so würden auch kältere und weisere Herzen als das eines mit dem Leben unbekannten jungen Mädchens, gefunden haben, daß er der Traum einer jungen Seele sein konnte. „Wie schön, wie lieblich sie ist," dachte er weiter, „welche edle Natürlichkeit begleiten ihre Worte und ihre Bewegungen. Wie lange mag fie wohl schon hier weilen? Wenn sie gewußt hätte, daß daS Skizzenbuch, welches fie in der Hand gehabt, einen ihr entfallenen Zweig ent hielt, wie würde fie daS gewundert haben. Ich bin glücklich, Klara Carter gesehen und gesprochen zu haben, und zu wissen, daß solche edle Weib-
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