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Aimthal -Zeitung. Allgemeiner Anzeiger für -ie Stadt Aue u. Umgednng «erantworilicher Redakteur: «mit Hegemeister, Aue ^Erzgebirge. Redaktion u. Expedition: Au«, Marktstraße. 11. Jahrgang. Freitiig den 29. April 1898 No. SV. tm Unfällen rin. Gegen 11 Uhr war der Zapfenstreich, sde« Adjutanten Fürsten von Schwarzburg-Rubolstadt j Amtsgerichts in unserer Stadt «ntgiUtg beschlossen. Bekanntmachung. Gemäß der in § 46 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 enthal- l tenen Bestimmungen werden alle Personen, welche am hiesigen Orte ihre Beitrags- I pflicht zu erfüllen haben, denen aber die erlassene Zuferttgung nicht hat behändigt werden können, hiermit aufgefordert, wegen Mitthcilung des Einschätzungsergebnisses i sich bei der hiesigen Steuereinnahme zu melden. ' der von dem ältesten Musikdirigenten SachkenS, Walther- Leipzig, geleitet wurde, beendet. Der König und die Königin sprachen wiederholt ihre Freude und Genugthu-' ung über die Darbietungen aus. Der König empfing vergangenen Donnerstag auch eine 22gliedrige Deputation des sächsischen Gemeindeta ges, zumeist aus Bürgermeistern und Stadtverordneten« Vorstehern bestehend uu«er «. er Führung des Oberbürger meister Beutler-Dresden. Die Abordnung überreichte eine Urkunde über eine Stiftung von 516 Einzelstiftun- gen in Höhe von 4790 000 Mk. Die Summe in ganz Sachsen gesammelt, dient nur wohlthätigen Schöpfungen der verschiedensten Art. Den tiefsten Eindruck auf König Albert hat sicherlich die Huldigung gemacht, die Freitag Abend die Dresdener Bürgerschaft darbrachte. Während der Hof und seine Gä ste im rosengeschmüüten Theater der Vorführung eines Festspiels und eines Aktes der M istersinger beiwohnten, zogen draußen aus dem Theaterplatze in schierenolosen Zügen die Dresdener Einwohner mit Fackeln und Lam pions heran. Aus einem riesigen Podium standen gegen L000 Sänger. Stürmische nichtendenwollende Hochrufe begrüßten den König, als er die tagshell beleuchtete Exedra betrat, und dann klang eine Hymne machtvoll und kraft voll zu dem Helden im Silberhaar, der tief ergriffen dem Gesang anhörte. Mit kurzen kerniger Worten fei erte dann der Oberbürgermeister den König, und dann brach die Begeisterung los. Immer ».immer wieder erschol len Hochrufe der Fackel- und Lampionträger und immer wieder mußte sich oer König ander Brüstung der Exedra zeigen. In demselben Augenblick donnerten die am Elb- user ausgefahrenen Batterien herüber, hunderte von Ra keten stiegen zum dunklen Nachthimmel empor, und zahl reiche Pechseuer beleuchteten mit magischem Schimmerden dahinfltcßenden Elbstrom. Von der Höhe der Carola- brücke sprühte ein Feuerregen herab, und die herrliche Architektur der katholischen Hoskirche, des Schlosses und der Gemäldgallerien zeigte fsich in der taghellen Beleuch tung der elektrischen Flammen und der bengalischen Rot- seuer. Nun kam Bewegung in die Reihen der Fackelträ ger. Jeder Zug maschrerte an der exedra vorbei und ununterbrochen jubelten die Teilneher hinaus. Dreiviertel Stunden dauerte der Vorveimarfch und auch der leichte Regen konnte die Begeisterung der Massen nicht eindäm men. Das Hauptinteresse am Sonnabend galt nach dem Eintreffen der beiden Kaiser der Parade aus dem Alaun platze, die leidlichem Wetter einen glanzvollen Verlauf nahm. Eine ungeheure Menschenmenge hatte die an grenzenden Straßen besetzt. Die großen Tribünen aus dem Paradeplatze waren dicht gefüllt. Die Truppen standen in zwei Treffen, im ersten die Infanterie im zweiten die Kavallerie, Artillerie und Train. Gegen i/,2 Uhr trafen die Königin und die Prinzesstnen des könig- lichen Hauses, sowie die etwa 4o fremden fürstlichen Gä ste ein, eine farbenreiche und glänzende Gruppe Um i/z2 Uhr langten derKöng, der deutsche und der österrei chische Kaiser an. Die Truppen präsentirten, und 101 Kanonenschüsse wurden gelöst. Die drei Monarchen, wel- che die Uniform ihrer Regimenter trugen, ritten nunmehr unter den Klängen der Königshymne, gefolgt von den Fürstlichkeiten, darunter der Prinzregent Luitpold von Bayern, Prinz Georg von Sachsen mir dem Marschall stabe in der Hand, die Fronten der Truppen ab. Be» dem zweimaligen Vorbeimärsche traten die sächsischen Prinzrn bet ihren Truppenteilen ein. Der Kaiser führte beide Male sein 2. Grenadierregiment Nr. 101, der öster reichische Kaiser sein Ulanenregiment Nr. 17 vor. Die Kavallerie die den zweiten Vorbeimarsch im Trabe aus führte, verlieh in ihren glänzenden Uniformen mit ihren grün-weißen Fähnchen der Parade einen wirkungsvollen Abschluß. Nachdem der König Kritik gehalren hatte, be gaben sich die Herrschaften in die Stadt zurück. Au dem Paradeselde hatten sich befunden 8591 Soldaten und zwar 358 Offiziere, 1011 Unteroffiziere, 557 Spiel leute, 6665 Mannschaften, sowie 2440 Pferde und 48 Ge schütze. — Leider ereignete sich ein Unfall. Da» Pferd wurde durch den dumpfen Knall der Kanonen scheu und brach aus der Reihe. Der Reiter stürzte kopfüber vom Pferde und wurde dann von den Samaritern weggetra gen. Die Verletzungen sind schwerer Natur. Abends war die Stadt prachtvoll illuminirt, besonders zeichneten ich die staatlichen und öffentlichen Gebäude, sowie die Brücken und Elbufer aus. Ungeheure Menschenmengen durchzogen die Straßen. Das KönigSpaar besichtigte die Illumination und die Fahrt zum Feste beim Minister Metzsch. Abends 8 Uhr 30 reiste der Kaiser wieder ab. Am Sonntag Bormittag begaben sich die Majestäten in die katho- ljiche Hoskirche. Hier wurde nach dem Gottesdienst eiu Tedeum gesungen währenddessen au der Augustusbrücke die Artillerie Salutschüsse und aus dem Lheaterplatz die Infanterie Sakv-n abseuerten. An dem Gottesdienst nähme«« auch die übrigen in Dresden anwesenden Fest lichkeiten Teil. Unterdessen hatten auf dem großen Schloßhosc die Deputationen der sächsischen Milltärvereine mit etwa 80 Fayncn Aus stellung genommen. Al» der König im Hose erschien, brachte der Bun despräsident Tanner ein drei jaches Hoch aus, woraus die Sachjenhymne gesungen wurde. Der König redete beim Abschrecken der Front viele der alten Krieger an und hiett darauf mit weithin schallender Stimme eine kurze Ansprache, in welcher er den Kriegern dafür dankte, daß sie treue Anhänglichkeit und Gehorsam auch in ihr Privatleben über tragen hätten, Dies hätte auch dazu mitgewirkt, daß feine Regierung eine ruhige und friedliche gewejcn sei. Mit dem Wunsche, daß dieser Geist auch fernerhin foitvauern möge, schloß der Köi ig mit einem „Adieu Kameraden", das jubelnd erwidert wurde. Der König tcga- sich daraus in den kleinen Schloßhof, wo eine Abordnung von Bauern und Bäuerinnen aus der Gegend von Ober-Grünberg in ihren alten malerischen Altenburgischen BolkStrachten, zu Pferde und zu Fuß, sich zu einer lebenden Gruppe vereinigt hatte. Die Bauern fangen ein Lied, worauf ein junges Mädchen dem Könige einen Strauß überreichte nach dem Familien-Frühstück empfing der König eine Abmdnung der auf sächsischen Hochschulen Studierenden und betrat mit derselben den Altan im großen Schloßhosc Der große Jcstzug der Studierenden hatte sich inzwischen van der Neustadt her über die Augujmslnückc bis zum Schloß bewegt. Die Chargierten mit etwa 100 Fahnen, viele Stu. irrende und alte Herren zu Pjerde, und t»n berittenes Lrompciec- korpS zu Pferde in alldeutschen Costümen hatten sich im großen Halb kreis im Schloßhose aüsgestellt. Ein Mitglied des AusjasußeS brachte ein Hoch auf den Köuig aus, in welches die Anwesenden begeistert rinstunmten, während die Musilkorps die Sachsenhymne spielten. Dec König dankte sichtlich erfreut. Nachmittags 5 Uhr sand beiui Prinzen Johann Georg Familien tafel statt. Der König und die Königin begaben sich in ossenem Bier- spänner mit Snipenreilern nach dem Palais des Prinzrn Joha n Gearg und nahmen aus dem Wege die Huldigung von 16000 Schulkindern Dresdens entgegen, welche Spalier gebildet hatten, die Knaben mit weißgrünen Bändern und die Mädchen in Hellen Kleidern mit Kränzen geschmückt. Am Sonntag Abend endete mit großen Hosball die Ju biläumsfeier. Der Prinzregent vyn Bayern reiste Sonntag um 10 Uhr 15 Min der Kaiser von Oestreich 12 Uhr 30 Min. ab. Die Fürstlichkeiten, die noch in Dresden weilten, vereinten sich am Montag Abend zur Tafel beim Prinzen Friedrich August. — In Ge genwart der Königin und der Prinzessinnen de« kgl. Hauses wurden Montag Mittag aus Anlaß des Königsjubiläums 2000 Dresdner Schutkiuder in der städtischen Ausstellungshalle festlich gespeckt. Zur Erinnerung an diese Spei>ung erhielt jedes Kind ein mn dem Bild-, nisse des Königs geschmücktes GlaS. Hiermit endeten die Festlichkeiten in Dresden. Dabei machen wir hiermit bekannt, daß der 1. Termin der Einkommen* steuer am SV. diese» Monat» fsillig und die Beitreibung desselben nach Ablauf von 14 Tagen erfolgen wird. «»- «--u E Der Nach der Stadt. vr. ttreysch->ar. Egl. M» oem Aucuyai mw Umgebung, »»».-«ituugeu v»» »oralem Jutereff« stu» »er lstedaetio» stet» mtlttommru- Nach übereinstimmend«» Beua-len vaterländischer Ze lungen lst litöiug Albens G.bunsiag un ganzen Lande se.- erlichst begangen worden. Wurde unser geliebter Herrja.r- doch schot» 70 Jahre all, ein Ereignis, an dem der größte Teil de» sächsischen Volkes gern Anten Nlmmt. Gerade rn diesen Tagen und Jahren der Ungewißheit unv der wechseln den Strömungen nn Reiche wisjen nur »n Sachseil, was wir an unserem. Könige haben, oer vom 1. Tage jriueS Re« glerungSantrnls an «sachsen in der ruhigen znloewußten Weise, die seinem Eharalter enl>prt.hl, geleit.» ha'. Der ve» jonncnkn Feslligteit senter Regierung, ihren» sicheren und wohlbedachten Vorgehen hat es nrren den» allgemeinen Zeil« umständen Sachen in erster Linie zu verdanken, daß es sich jU einer Vlu». entwicket» Hat, wie sie kaum eni.n» z oenen Lande Europas veschleven gewesen ist. Darum: w»r wis'ea, waswiran unserem König« haben, und wer rSehrnch »liemt Mit Sachsen, der muß mit n» ten Wunsch rinsltnnuen, daß dieser erfahrene, besonnene Regent dem Land« noch lange «rhaltrn b e.be. Auch w,r wünschen dies vom gmzen» Herzen. ^Gestern ist die Nachricht nach hier getaugt, daß in geflrtger Sitzung auch die Hohe 1. Kammer des Sächs. Landtages die.Errichtung eines Amtsgerichts in Aue einstimmig genehmigt hab«. Damit ist die Errichtung eine» Mittwochs, ArtttÄss u. Sonntags, Ackmikienötäkterk : AroHstiM, Auke Aeisttt, die einspaltige Petitzeile 10 Psß. «dounemeutsprets amtliche Inserate die Torpus-ßeil«, 25 Pf. inst, der» werthvollen Beilagen vierteljährlich Verantwortlicher Redakteur: «mit Hegemeister, A u e ^Erzgebirge. P» ZeM W m.t Bnngerlohn I Mk. Redaktion u. Expedition: «ne, Marktstraße. «kl. und durch tue Post 1 Mk. nehmen Bestellungen an. Königs-Jubiläum in Dresden. Schon am Mittwoch Abend 10 Uhr fand in Dres den großer Zapfenstreich statt, ausgefiihrt von 1028 sächfi- scheu Militär-Musikern und geleitet von Musikdirektor Wal ther vom 107. Regiment. Der Abend schloß mitdem Beamtenfestr im Gewerbehause ab. Es veranstalteten dasselbe die Büro und sonstigen Verwaltungsbeamten der sächsischen Staatsbe hörden. Deputationen aus allen Teilen Sachsens waren zu diesem Feste erschienen. Von der Beamtenschaft Sachsen würde eine „Kömg-Albert-Jubiläums-Stlslung" ins Leben gerufen, welche eS sich zur Ausgabe gestellt Hal, durch „Ueber- raschungSgaben" vorhandene Notstände in diesen Kreise» zu lindern. Die Zeichnungen ergaben einen bedeutenden Grundstock. Donnerstag Abend sand in» Ausstellungspalaste das große Fest der Stadl Dresden stack. Auf Entladung der städtischen Behörden hatten sich im großen Saale der Aus stellung etwa 1600 Personen eingefuuven, darunter da- di- piomatlsche Korps, die SiaatSmmister, die Umg düngen de- kvnigltchen Hauses, die Generalität, die Spitzen der Behörde», Vertreter der Ständrkammern, der Kunst-, Finanz- uns Han- deiswrlt und die anwesenden RegimentSdeputationen. Um 8i/, Uhr erschien das Königspaar mit den Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses, mit stürnujchen Hoch rufen begrüßt durch den Oberbürgermeister Beutler und du Mitglieder der städtischen Behörden. Nach der Festonver- jute gelangte da» Festsplei „vlbrecht d«r Beherzte' zur Aus führung, dessen Schlußapotheose das Haus Wettin und dessen Treue zum Reiche se.ert. Nach dem Festspiele sand Souper und Ball statt. — Nach d.m Souper hielten die Majestäten Eercle u. behrten eine größere Anzahl von Stadtverlreteru mit längeren Ansprachen. Der König, welcher sehr frisch au-sah, äußerte sich lebhaft befriedigt über das Fest. Die Majestäten verließen lange nach 11 Uhr dasselbe. Bei dem Freitags Empfang: der Ständekamwern hielt der Oberbürgermeister von Le pzig Dr. Georgi, enie Anspra che an den König, in der er dem Lande-Henn den Beschluß der Ständekammern, Sr. Majestät als Huldigung und Dank de« Landes eine Summe von drei Millionen Mark zu bau licher Verwend ung für die Kgl. Schlösser und Hvfgebäude und deren Ausstattung zur Verfügung zu stellen, kund gab. Beider darauf folgenden Tafel hielt dec König folgende Ansprache: „Meine Herren! Vor allen» drängt es Mich, Meinen Dank auszusprechen für das schöne Geschenk, weiches d»e Kammer Mir zur Verfügung für den mit Ihrer Unter stützung begonnenen Schloßumbau bewilligt haben. Mein Dank geht aber weiter und »ieser. Wenn ich in diesen Ta gen aus eine 2vjährige glückliche, friedfertige und ruhige Re gierung zurückvlicken darf, so ist es i.n Ganzen und Wesenl- lichen auch Ihr Verdienst, Meine Herren, und das Ihrer Vorgänger. Zu allen Maßregeln, di« Mein« Regierung zum Beste» des Landes vorgeschlagen hat, haben du: Kam- . mern, ohne kleinliche Privaiinteressen zu verfolgen, ihre Unterstützung gegeben, und hat Meinem Vaterland« und unserem Valerianve einmal Gefahr gedroht, so bin Ich sicher gewesen, Sie ohne Un'.crschieo der Parteien an Meiner Seile zu finden. Infolgedessen kann Ich in Wahrheit den alten Spruch sagen, der seit Jahrhunderten vor den Stünden an dieser Stelle ausgesprochen worden ist: Auf des Lande- Wohl und aller getreuen Stände. I" Die aus allerhöchsten Befehl im Theater veranstaltete Gala-Vorstellung, der die Prinzen und Prinzessinnen, die GtaatSmintster und Deputationen von nah und fern bei wohnten, nahm einen glänzenden Verlauf. Nach dem zweiten Akt des „Tannhäuser", betraten der König und die Königin die Loge und wohnten der Vorstellung, so« «ie dem Tanzmürchen „Vergißmeinnicht bis zum Schluß bei. Ihre Majestäten wohnten darauf der von 1100 Musikern und Spielleuten aller in Sachsen garnisonie- renden Militärkapellen veranstalteten Musikaufführung und dem großen Zapfenstreich bei. Der Theaterplatz, den Aue vieltausendköpfige Menge umstand, gewährte tn sebner großartigen Beleuchtung einen feenhaften Anvlick. Schloß, Zwinger und kath. Kirche waren mit Bengalseuer prächtig beleuchtet. Das Publikum wahrte eine muster« »an« Ordnung ; die Samariterwache griff in acht leich«