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Auerthal-Zeitung : 23.04.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189804237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980423
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980423
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-04
- Tag 1898-04-23
-
Monat
1898-04
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 23.04.1898
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. Politische Kodfch-ik. Dentschland. * Der Kaiser traf bereit« a« Dienrtag von seiner Reise nach Karlsruhe wieder in Homburg ein, wo für Dtittwoch da» groß» herzoglich hessische Paar »um Besuch erwartet wurde. Am Donnerstag reift da» Katserpaar zusammen nach Rumpenhei«, wo bet Prinz Friedrich Karl von Heften die Kaiserin Friedrich weilt. Am Freitag abend reift der Kaiser von Homburg ab. «Die „Gefion", an deren Bord sich bekanntlich jetzt Prinz Heinrich befindet, ist am Sonntag in Schanghai etugettoffen. Die Kauffahrteischiffe und die Jachten i« Hafen trugen Flaggenschmuck. Der Vertreter der Stadt traf im Konsulat unmittelbar nach der Ankunft de» Prinzen zur Begrüßung ein. Am Nach mittag begab sich der Prinz nach der Pagode von Lungwha, ttwa 5 Meilen von Schanghai, und begrüßte dort die deutsche Kolonie, die ein großes Picknick veranstaltet hatte. «Ueber das Befinden de» König» Otto von Bayern wird au» Dtünchen ge schrieben: Das Nierenleiden tritt, wie aus der Umgebung de» Kranken mit Bestimmtheit ver sichert wkd, immer heftiger hervor, zumal irgend ei« medizinisch« Eingriff durch den Widerstand des König» gänzlich unmöglich ge macht ist. Die Nahrungsaufnahme ist schwieg« denn je und sehr unregelmäßig. «lieber einen deutschen Erfolg in China, den die Engländer bisher sich ver geblich bemüht hätten zu erreichen, berichtet die .Köln. Ztg.'. Sie bringt einen Artikel d« .Peking and Tientsin Time»', wonach Deutsch land in Peking eS endlich durchgesetzt hat, daß die in» Innere de» Reiche» gehenden au» ändi- schen Waren nicht mehr von sogen. Transit pässen begleitet zu sein brauchen. « Da» Gesetz betr. die deutsche Flotte wurde am 16. d. im ,Reichsanzeiger' amtlich publiziert. Das Gesetz trägt das Datum des 10. April 1898. . «Im vreuß. Abgeordnetenhaus ist der Geschäft?plan derart festgesetzt worden, daß nach Erledigung der Interpellationen über den Mangel an Dienstboten und landwirtschaftlichen Arbeitern in den östlichen Provinzen und bezüg lich der Stellung der Staatsregierung zu den Warenhäusern u. s. w. der vor vielen Wochen eingebracht gewesene Antrag betr. Maßregeln gegen Viehseuchen, sowie Einführung der obliga torischen Fleisch chau u. s. w. auf die Tages ordnung gesetzt werden. Sodann soll die erste Beratung deS Gesetzentwurfs betr. die Erweite rung und Vervollständigung deS StaatSeiscn- bahnnetzeS und die Beteiligung deS Staates am Bau von Kleinbahnen (sogenannte Sekundär- bahngcsetz) stattfinden. «Die Versuche mit SpirituS-Be- leuchtung sollen, wie der Eisenbahn-Minister Thielen angeordnet hat, fortgeführt und über die weiteren Erfahrungen bis zum Jahresschluß be richtet werden. Der Minister wünscht, daß die Versuche auch auf die Außcnbeleuchtung ein schließlich der Beleuchtung von Weichen ausge dehnt werden. «Die Bergleute desSaarrevierS haben, wie aus St. Johann gemeldet wird, dem Minister Bitfeld einen Grubenlampcnzug mit Ständchen gebracht. Ueber 4000 Bergleute zogen mit den 11 Grubenkapellen und der Jnspektionsfahne an dem BergwerkSdirektionS- gebäude, wo der Minister weifte, vorbei. Frankreich. «Zola hat für seinen neuen Prozeß den Gefangenen der Teufelsinsel, Exhauptmann Alfred Drenfus als Zeugen laden lassen, was die Regierung in erhebliche Verlegenheiten bringt! «Zum neuen Zolaprozeß verlangt die ,Libre Parole' neuerdings in nachdrücklichster Weise die Ausweisung der fremden ZeitungS- Korrespondenten, die eine für Zola freundliche Haltung einnehmen. Von and«« Sette wird gemeldet, die Regierung habe auf die ihr er- gebenen Blätter dahin eingewirkt, daß sie in der AngelegenheU DreyfuS-Zola eine maßvolle Sprache führen. Atalte». «Cri»pi ist in seinem Wahlkreise Palermo mit groß« Mehrheit (1170 von 1500 Stimmen) wievergeväylt worden. Holland. 'DieVerlobung derKöuiginWtl- Hel «ine mit dem Prinzen Bernhard von Sachsen-Weimar soll, d« .Amkerdam-Harlem« Ztg.' zufolge, am Tage der Volljährigkeit der jugendlichen Königin amtlich bekannt gegeben werden. Prinz Bernhard Friedrich von Sachsen» Weimar-Eisenach ist in Weimar am 18. April 1878 al» zweit« Sohn de» i« Jahre 1894 ver storbenen Erbgroßherzog» Karl August geboren. Durch seine im Jahre 1897 verftorbene Groß mutt«, Großherzogin Sophie von Sachsen- Weimar, welche eine niederländische Prinzessin war, ist Prinz Bernhard mit de» Königshaus« d« Orant« verwandt. »vaat«. «In Madrid erwartet man die Bestätigung de» Washington« KongreßbeschluffeS üb« die Anerkennung Cuba» al» Republik durch Präsident Mac Kinley für Mittwoch, doch ist e» möglich, daß d« Präsident damit noch zögert, um wettere Zett für die Vollendung der amerikanischen Rüstungen zu gewinnen. Jeden falls dürfte der spanische Gesandte in Washington noch im Laufe dies« Woche abreisen. Sofort nach Bestäligung de» KongreßbeschluffeS durch Mac Kinley w«d d« spanische Minister de» Aeußern dem amerikanischen Gesandten seine Pässe zuschicken, ohne die offizielle Kriegser klärung abzuwarten. «Zur Haltung der Mächte wird der Ireuz-Ztg.' au» Wien berichtet, die Meldungen üb« angebliche neue BermittelungSversuche der Mächte od« einer einzelnen Macht seien unzu treffend. Die russische Regierung läßt in ihrem Organ, dem »Journal de St. Mersbourg' er klären, die Chancen, daß der Krieg vermieden werde, seien zur Stunde recht gering. Man könne gleichwohl nicht sagen, daß die Chancen ganz geschwunden seien. Ab« es sei so gut wie sicher, daß, wenn die beiden Kammern die Resoluttonen, so wie sie formuliert find, an nehmen, dieses ein« Kriegserklärung gleich kommen würde. « DieSubskription für die Vermehrung der Flotte hat bereits den Betrag von drei Millionen Pesetas erreicht. — Von der spanischen Flotte find in den kubanischen Gewässern zur Zeit nur einige Kreuz« zweiter Klaffe und einige Kanonenboote vorhanden. Der stärkste dieser Kreuzer ist die „Alfonso XII." Die Hauptmacht der spanischen Marine liegt noch in dem fast 3500 Seemeilen entfernten Cadiz. Das zweite spanische Geschwader versammelt sich wahrscheinlich bei den Kap Vcrdeschen Inseln, fast 3000 Seemellen von Portorico entfernt. «DerOberstkommandierende General Blanco meldet aus Havana nach Madrid, daß in Cuba alle Maßregeln zur Abwehr eines amerikanischen Angriffs getroffen wurden. Hunderttausend Mann werden Havana verteidigen. Stnstlaad. «Zu dem Glückwunschtelegramm Kaiser Wilhelm» an die Königin Viktoria wegen deS Siege» am Atbara schreibt die Petersburg« ,Nowoje Wremja': „In den Liebenswürdigketten des Kaisers Wilhelm Eng land gegenüber und in der Beglückwünschung zu dem Siege am Atbara erblickt man in hiesigen politischen Kreisen und in der russischen Bevölke rung nichts Alarmierendes. Die Vorgänge im fernen Osten bieten nicht» Unerwartetes dar." «Der ,Bresl. Ztg.' wird aus Petersburg geschrieben: ES ist in der politischen Well be kannt, daß d« Besuch de» österreichischen Herrscher» an dem Zarenhofe ein inniges Ein vernehmen zwischen den beiden Herrschern her- beigefkhrt hatte, wenig« bekannt aber, daß einige Wochen spät« in den russischen Hofkreisen eine merkwürdige Abkühlung eintrat, und der Zar selbst sich tief verstimmt zeigte. Die Ursache lag darin, daß d« russische Militär-Attachö in Wien dem Verrat der wichtigsten mili tärischen Geheimnisse an die öfter- reichischeRegierung auf die Spur ge kommen wm. In den letzten Tagen nun spielte sich t« Senat bet verschlossenen Lhüren d« letzte Akt dies« Affäre ab. Uni« den sieben de» Hochverrats angellagten Personen spielte eine russisch« Exzellenz, ein wirklich« vtaatirat, der früh« Offizier gewesen, die erste Rolle. Die Beweisstücke waren so «drückend, daß die sämt lichen Angeklagten nicht den geringsten versuch machten, ihre Schuld «» leugnen. Dieselben gaben offen zu. de« MobilifierungSplan für 200000 Mk. und Grenzkotten für 50000 Mk. verkauft zu haben. Natürlich wurden die Herren sämtlich zu schwer« Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt. De« russischen Blättern ist Schweigen auferlegt worden. Balkaaftaatea. «Der Kronprinz von Griechenland und seine Gemahlin sowie Prinz Georg reisen am 21. d. nach Kopenhagen. De» Vernehmen nach werden d« Kronprinz und die Kronprin zessin spät« in Berlin und London Be suche abstatten. «Zur Lage auf Kreta bestätigt eine Meldung d« »Sgence Hava»' au» Kanea, daß die Admirale zum Zwecke d« Beruhigung d« Insel, dieselbe tu vier Bezirke geteilt haben. D« Westen wird den Italienern anvertraut, SUta und Hierapetra den Franzosen, Sandia den Engländern und Rettmo den Ruffen. Kanea und die Sudabai «haften gemischte Be satzung. Die Admirale ersuchten darum, daß die türkischen Garnisonen in den neuen besetzten Plätzen um die Hälfte verringert würden. Amerika. «Zwischen Senat und Repäsen- tantenhau» in Washington hat sich ein klein« Zwiespalt gebildet, der die endgültige Entscheidung hinauszögert. D« Senat ist nämlich in seiner Resolution üb« die Be schlüsse de» VolkShauseS hinauSgegangen und hat Cuba als Republik anerkaunt. Da zwischen den Beschlüssen beid« Häuser Ueberein- stimmung herrschen muß, so wird jetzt zwischen beiden verhandelt. ES wird erwartet, daß man sich darüber einigt, dem Präsidenten Heer und Flotte zu bewilligen, ohne zugleich die cubanische Republik anzuerkennen. * In den Ver. Staaten ist ein Armee befehl erlassen worden, durch welchen acht Regimenter Infanterie nach New Orleans, sieben nach Mobile und sieben nach Tampa, fern« sechs Regimenter Kavallerie sowie alle leichten Batterien und alle Artillerie-Regimenter bis auf > zwei nach Chikamanga beordert werden. Durch den Befehl werden etwa 20 000 Mann nach dem Süden in Marsch gesetzt. «Bezüglich d« amerikanischen Rüstun gen verlautet noch, daß Nordamerika in den letzten Tagen zwölf große Dampf« «warb, darunter vier von der Antwerpen-New Jork« Dampferlinie. Dieselben werden auf den ameri- kanischen Wersten eilig in Kriegsschiffe umge- wandelt. Asien. «China hat an Frankreich nach dem ,Temp»' die Bai von Kuangtschouaufd« Hainan gegenüberliegenden Halbinsel Leüschou abge treten. Damit tritt diese Halbinsel nebst d« Insel Hainan, die laut dem Abkommen vom 12. Juni 1897 China an keine andere Macht abtreten darf, in den französischen Interessen bereich ein. Kuangtschou liegt an d« Ostküste d« Halbinsel, nördlich der Stadt Leitschou, ihr Hafen heißt Tschichkan. Die Krirgsfistte« Spanier»» und Nordamerika«. Bei den sich imm« kriegerisch« gestaltenden Verhältnissen zwischen Spanten und den V«. Staaten von Nordamerika dürsten die nach stehenden Angaben üb« die Stärke d« beider seitigen Marinen, welche, falls eS zum Kriege kommt, in d« Hauptsache nur ein Seekrieg sein kann, den Ausschlag geben werden, nicht ohne Interesse sein. Die spanische Flotte zählt an fettigen, voll- wertigen, kriegsbereiten Schiffen 2 Panzerschiffe 1. Klasse von 9900 bezw. 9200 Tonnen Deplace ment, 6 Panzerkreuzer von je 7000 To.. 2 ge schützte Kreuz« 2. Klaffe von je 4800 To., 5 geschützte Kreuz« 4. «affe von je 1050 To., 14 Torpedokanonenboote von 880-750 T»., 4 Torpedoboot« 1. KÜffe von 120—190 To. und 8 Torpckoboote L Klaffe von 60—90 To. Deplacement. Sußadiesea bei einem Seegefecht mit modernen feindlichen Schiffen nm in Betracht kommenden Fahrzeugen besitzt.Spankn noch eine große Anzahl von ungeschützten Kreuz««, Kanonen booten und Aviso», welche qbak ebenso wie die 13 Hilfskreuzer von 3000—7000 To. voraus sichtlich nm zur Störung de» feindlichen Han del» und pr Transportzwecken verwendet «»«den würden. Da« Personal der spanischen Markte besteht au» 1 Admiral, 21 Vize- und Sontre-Admiralen, 148 Kapitänen und Kapttänleutncmt», 357 Leut nant», 247 Unterleutnant», 857 Offizieren d« Marine-Artillerie und Marine-Infanterie, 13 950 Seeleuten, 7010 Marine-Infanterist« und 1498 Marine-Artilleristen. Die Flotte der ver. Staaten von Nord amerika zählt an dienstbereiten, vollwertigen Schiffen 4 Panzerschiffe 1. Klaffe von 10200 bis 11400 To., 1 Panzerschiff 2. Klaffe von 6300 To., 2 Panzerkreuzer von 8200—9300 To, 13 geschützte Kreuz« von 3000—10000 To., 6 moderne, erst in den 90« Jahren gebaute Monitors von 4000—6000 To., 13 alle Moni tors aus den 60er Jahren von 1875—2100 To., 1 Torpedorammschiff von 2155 To., 1 Dyna mitkreuzer von 930 To. und 8 Torpedoboote von 105—270 To. Deplacement. Außerdem besitzt die amerikanische Marine ebenso wie die spanische eine große Anzahl von ungepanzetten Kreuzern, AvisoS und Kanonen booten, welche aber modernen Schiffen gegen üb« keinen GefechtSwett besitzen und deshalb wohl nur zu Truppentransportschiffen und fern« dazu benutzt werden dürsten, den spanischen über seeischen Handel zu unterbinden, zu welchem Zweck auch die 32 Hilfskreuzer verwendet werden sollen. DaS Personal der nordamerikanischen Marine setzt sich aus 6 Kontre-Admiralen, 10 Kommo dore», 45 Kapiiänen, 85 KommanderS, 74 Kapi- tänleutnantS, 325 Leutnants und Unterleutnant» und 10000 Mannschaften zusammen, ist ab« in der letzten Zett durch Neneinstellungen erheb lich vermebrt worden. AuS dies« Aufzählung ist ersichtlich, daß an Panzerschiffen einschließlich d« Panzerkreuzer beide Staaten ungefähr gleich stark find, daß dagegen die amerikanische Marine d« spanischen in bezug auf geschützte Kreuz« und umgekehrt die spanische Marine der erstgenannten in bezug auf Torpedofahrzeuge wett überlegen ist. Kon Matz ««d Fern. Berlin. In Sachen Grünenthal wird jetzt bekannt, daß die im GerichtSgewahrsam sich befin denden beschlagnahmten Sell>« 220 000 Mk. be tragen. HicrbeifinddiederElly Golz abgenommenen Gelder nicht miteingerechnet; dieses Geld wird auch gerichtssettig getrennt von dem deS Grünen thal verwahrt. Die Untersuchung wird sobald nicht abgeschlossen werden können, denn fortge fetzt machen sich neue Vernehmungen notwendig. Kiel. Zur Erweiterung deS großen Truppen- UebungSplatzeS de» neunten Armeekorps, deS Lockstedt« Lagers, find große Landflächen im Werte von ein« Viertelmillion Mark von d« Militärbehörde angekaust worden. Dresden. Der hiesige neue Pnsonenhaupt- bahuhof, dessen Bau vor sechs Jahren begonnen wurde und der hinsichtlich der Größenverkäftniffe und der Ausnutzung technisch« Neuerungen in Europa ohnegleichen sein dürste, ist in der Nacht zum 16. d. in vollem Umfang in Betrieb genommen worden. Metz. Am Sonntag mittag wurde die au» Anlaß deS 70 jährigen Geburtstages des Königs Albert von Sachsen gestiftete Gedenk- afel in Roncourt am Hause Nr. 18, wo der damalige Kronprinz nach der Schlacht von St. Privat übernachtete, in feierlich« Weise an gebracht. — D« wegen Verrats militärischer Ge heimnisse in Metz in Untersuchungshaft fitzende Der verstoßene Kohn. 1s AuS dem Englischen von Julie Düngern.«) 1. Der verstoßene Sohn kehrt zurück. ES war eine kalte und unfreundliche Nacht, in welch« ein Reisend«, d« eben mit d« Eisenbahn gekommen, jede Fahrgelegenheit »«schmähend, ohne Gepäck, ja selbst ohne jeden wärmenden Schutz gegen die Unbill der Witterung, die Landstraße dahin schritt, welche ihn zu dem benachbarten Schlosse, dem Wohn- schc sein« Mutter, führen sollte. D« eisige Nordost, welcher seine Halberstanten Glied« imm« steifer und unbeweglicher werden ließ, hatte sich auf einige Augenblicke gelegt, und diese benutzend, ging d« junge, elend au»- sehende Mann etwas rasch« und kam gerade mit einer ihn überholenden Equipage an da» ParkhäuSchen, so daß der Mann, welch« das Gitter geöffnet, sein Eintreten gar nicht bemerkt hatte, denn er unterhielt sich eine Sekunde mit den Insassen deS Wagen», welche ihm ein freundliche» Wort zuriefen, und diesen Augen blick benutzte d« Reisende, um auf d« anderen Seite vorbei zu schlüpfen. „Gleich einem Diebe," murrte «ingrimmig für sich hin, „muß ich, ein Fremder und Verstoßen«, mein« Mutt« Hou» betteten, und doch muß ich fie sehen, sie allein kann mich retten, mir helfen! — wenn fie e» im stände ist!" fügte « seuf^nd hinzu. Während diese« Selbstgesprächs hatte er, *) Unberechtigter Nachdruck wird verfolgt. sich im Schatten d« Bäume haftend, daS Schloß erreicht, dessen hellerleuchtete Fenster weithin strahlten. Während zahlreiche Diener schaft beschäftigt war, die Fremden zu empfangen und hinauf zu geleiten, hielt sich d« Wand«« stets dem Lichte fern und trotz der Kälte brannte die Röte deS Zornes auf seinen Wangen, als « dachte, welches Geld hier an einem einzigen Abend verschwendet wurde, währenh «, der Sohn deS HauseS, stierend und hungernd am Wege stand und sich nicht über die Schwelle traute. „Ob fie wohl glücklich ist, meine Mutt« ?" — dachte der Sohn mit wehmütiger Zärtlichkeit — »ach nein, fie ist eS nicht, und daß fie eS nicht ist, bleibt meine Schuld und seine l" und dabei ballte der junge Mann die Faust gegen da» glänzende Schloß und setzte in seinen Gedanken hinzu: „Er gab ihr Hoff nungen, die « nie zu erfüllen dachte, er haßte mich, bevor « mich noch gesehen, ehe « noch wußte, daß ich kein Muster eines ordentlichen jungen Manne» sei, uud wenn ich ein Must« von Tugend gewesen wäre, so würde « diesen Haß auch gegen mich empfunden haben, denn ich war mein« Mutter Sohn: ich bin sicher, daß mein Tod ihn glücklich machen würde! Aber nun bin ich da," fuhr « in seinem Selbstgespräche fort, „habe mich eingeschlichen wie ein Dieb od« ein Spion und muß alle» versuchen, um «eine Mutt« sprechen zu können." Mittlerweile waren die Pferde und Wagen in den Ställen und Remisen untergebracht, die Dienerschaft war in da» Schloß gegangen und d« Hof war le« geworden. Diesen Moment benutzte Georg Stainberg, um in ein ihm be kannte» Gemach zu schlüpfen, die Thür diese» Zimmers stand wett offen, und gerade, als er sie zudrücken wollte, warf n sich mit ein« hastigen Gebärde zurück, denn er hatte eben seinen Stiefvater im Gespräche mit dem Keller meister am Fuße der Treppe erblickt; als er sich vergewissert, daß « nicht gesehen worden sei, lugte er durch die Spalte, während Haß und Zorn seine sonst hübschen Züge entstellten. „Da ist « ja," sagte « für sich, „dieser hartherzige, ehrenwerte Gentleman, der mit seinen kalten blauen Augen und weißen Zähnen, mit seinen schönen kühlen Händen und seinem harten Herzen, da ist er, daS Must« von weltlicher Ehrenhaftigkeit, von Tyrannei und Stolz, und du gewannst daS Herz mein« Mutt«, denn fie war arm und du machtest fie reich und mächtig, und gabst ihr alles, daS eine ausgenommen, warum fie eben dich geheiratet hat, denn sie nahm dich doch nur, um ihrem Sohn eine Heimat und Reichtum zu geben. Nun hast du ab« deine Nichte zur Erbin erwählt, welche vermutlich von mein« Existenz gar nicht» weiß, und d« Sohn dein« Gattin wurde verbannt! — Jetzt ist er fortgegangen. Eine reizende junge Dame, vermutlich seine Nichte, bat ihn gerufen; wie hat dies« verhaßte Anblick mein Blut aufgeregt! Doch wo ist wohl unsere ave Wärterin Ellen?" D« junge Mann, welchem die Glut deS Zorne» beim Anblick seine» Stiefvater« da» Gesicht aerötet hatte, öffnete ein Fenster, um seine glühende Stirn an d« eisigen Nachtlust zu kühlen. Ueb« demselben war im ersten Stock ein Balkon angebracht; er hörte da» Rascheln eines Frauenkleide» und rasche Männer schritte, welche den Balkon betraten. „Sie werden sich furchtbar «kälten und krank werden. Miß Carl«," sagte eine Stimme in warnendem Tone. „Ich bin gegen jede Erkältung gefeit, Kapitän Marston, haben Sic keine Sorge um mich," rief eine heitere Mädchenstimme, „die Temperatur im Saal ist geradezu unerträglich. Die Dienstboten haben wieder ganz unfinnig eingeheizt." „Ich glaubte, Sie wären vor dem roten Gesicht d« entsetzlichen allen Dame geflohen, die eben mit Ihnen sprach; ich meine die, welche die magere Tochter besitzt." „Die alle Dame ist meine Tante, Lady Boldero, die junge meine Koufine Blanche." „Bitte tausendmal um Verzeihung, Miß, ich werde e» mir den ganzen Abend nicht ver zeihen, Ihre verwandtschaftlichen Gefühle verletzt zu haben," entgegnete der junge Mann heiter r .ich hätte e» eigentlich wissen können, denn ich sehe Sie so ost in -der Dame Begleitung, nur wenn Sie retten, stehl man Sie allein, Miß Carter." „ES ist eigentlich auch nicht paffend," war die Erwiderung, „und ich weiß wohl, daß die alten Heren in d« Gesellschaft darüber die Köpfe zusammenstecken, allein ich liebe e» nun einmal nicht, auf Schritt und Tritt einen Groom hin»« mir zu haben, doch jetzt fröstelt e» mich wirklich, wir «ollen Wicker in den Vaal, Kapitän." In demselben Augenblick fiel etwa» vym
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