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1 Einführung Anlaß zu der vorliegenden Darstellung war ein Vergleich der Behandlung der Stratigraphie der sächsischen Elbtalkreide, die diese in verschiedenen neueren Lehrbüchern und ähnlichen Zusammenfassungen gefunden hat, wie z. B. in: K. BEURLEN, Erd- und Lebensgeschichte (Leipzig 1939), S. 365 und 369, E. HEN NIG, Geologie Großdeutschlands (Stuttgart 1942), S. 161, R. BRINCKMANN, E. KAYSERs Abriß der Geologie, 2. Bd. (Stuttgart 1948), S. 216, und S. v. BUBNOFF, Einführung in die Geologie, 2. Teil (Halle 1950), S. 505. Sie ist entweder ganz all gemein gehalten wie bei BEURLEN oder sie enthält offensichtliche Unrichtigkei ten, wie z. B. bei HENNIG, wo die schon lange als unangebracht nachgewiesene Bezeichnung „Überquader“ weiterlebt und damit im Zusammenhang der Hohe Schneeberg genannt wird, oder sie zeigt wie bei v. BUBNOFF durch die Gegen überstellung von stratigraphischen Schemata die Verschiedenartigkeit der Auf fassungen. In einem Lehrbuch soll gewiß nur das Wesentliche dargestellt wer den, aber es ist wohl zu erwarten, daß dabei die neugewonnenen Erkenntnisse berücksichtigt werden. Betrachtet man aber die Unterlagen, die der Verfasser des Lehrbuches verwenden kann, so erkennt man, daß dort erhebliche Schwierig keiten liegen. Das sächsische Kreidegebiet ist gewiß nur ein kleiner Ausschnitt aus der Oberkreide; aber es existiert darüber schon eine solche Fülle von Lite ratur, daß nur mit eingehender Geländekenntnis und Beschäftigung mit allen damit zusammenhängenden Fragen ein vollständiger Überblick möglich ist. Wer von außen an diesen Komplex herantritt, wird zunächst zu allgemeinen Dar stellungen (wie z. B. „Geologie von Sachsen“ von F. KOSSMAT), zur Zusammen fassung in größeren Veröffentlichungen (wie z. B. ÄNDERT 1928, 1934 a) oder zu den überalterten geologischen Spezialkarten -greifen; das Heer der Spezialarbei ten ist aber nur mit einem besonderen Studium zu überblicken. Ziel der vorliegenden Darstellung ist, eine kritische Zusammenfassung un serer derzeitigen Kenntnisse der Stratigraphie des sächsischen Cenomans und Turons unter Heranziehung bisher unveröffentlichten Materials zu geben. Seit den größeren Arbeiten von GEINITZ (1839/43, 1850, 1871/75) existiert, abgesehen von derjenigen C. Z AH ALK As (1924), keine ausführliche, Cenoman und Turon gleichmäßig umfassende Darstellung, so daß eine solche unter Verwertung der seit GEINITZ’ Zeiten gemachten Erfahrungen berechtigt erscheint. Der Zeitpunkt ist auch insofern günstig, als Krieg und Nachkriegszeit den notwendigen Abstand von der Zeit der ersten intensiven Kreideforschung in Sachsen von 1928—1934 gegeben haben und für künftige geologische Arbeiten eine brauchbare Unterlage geschaffen werden soll. Eine Anzahl Forscher, die sich näher mit den Fragen der sächsischen Kreidestratigraphie beschäftigt haben, sind in den letzten Jahren verstorben: Prof. Dr. H. SCUPIN (1937), Dr. F. LAMPRECHT (1942), Dr. W. SCHEIDHAUER (1945), H. ÄNDERT (1945). Sammlungsmaterial, das meist un ersetzbar ist, wurde durch die Zeitereignisse vielfach vernichtet, teilweise gingen wertvolle Originale verloren. Auch in dieser Hinsicht will die vorliegende Ar-