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Auerthal-Zeitung : 25.03.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189803256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980325
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-03
- Tag 1898-03-25
-
Monat
1898-03
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 25.03.1898
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voMifchr Muvvscha«. Deutschland. »Der Kaiser wird bereit? a« 28. d. in Homburg v. d. H. abends eintreffen, wilhrend die Kaiserin erst am 29. vormittag? erwartet wird. Der Kronprinz und Prinz Eitel Friedrich werden am 4. April dort anlangen und die Osterferien bei der Kaiserin verleben. * Die von einigen Blättern gebrachte Nach richt, daß der Kaiser im laufenden Jahre eine Seereise nach Schottland unternehmen werde, ist, wie offiziös festgestellt wird, nicht begründet. »Der Antrag deS Senioren-Konvents des Reichstags betr. die Errichtung eines Denk« mal« für Kaiser Friedrich, hat fol genden Wortlaut: Der Reichstag wolle be schließen, die verbündeten Regierungen zu er suchen: 1) wegen Errichtung eines Standbildes für den hochseligen Kaiser Friedrich auf Reichs kosten dem Reichstag baldigst eine Borlage zu wachen, in welcher auch die Kosten der Bor arbeiten in angemessener Höbe erfordert werden; 2) die Entscheidung über die Gestaltung deS Standbildes und über den für dasselbe zu wählenden Platz der Entschließung deS Kaisers anheimzugeben. * Der Kreuzer „Deutschland", an Bord Prinz Heinrich, befindet sich be kanntlich in Hongkong im Dock; er muß daselbst noch mindestens drei Wochen bleiben, da sich eine größere Maschinenrepacatur als notwendig erwiesen hat. »In Kiaotschau wird wohl in naher Zeit ein deutsches Gericht eingesetzt werden, da sich ein Bedürfnis geltend macht; ein erfahrener Richter wird dorthin entsendet werden. Auf dem deutschen Geschwader befindet sich zwar ein Auditeur, dieser hat aber mit den Geschwader-Angelegenheiten so viel zu thun, daß er die übrigen richterlichen Geschäfte nicht übernehmen kann. *Jn mehreren Bundesstaaten findet in nächster Zeit die auf Anregung des Reichsamts des Innern in die Wege geleitete Zählung der gewerblich thätigen schulpflichtigen Kinder statt. Die Zählung erstreckt sich nur auf die in der Hausindustrie thätigen Kinder, auf solche, welche ihren Angehörigen oder anderen Personen in dem Haupt- oder Neben beruf im Erwerb behilflich find und auf schul pflichtige Müder, welche durch andere Beschäfti gung, wie Austragen von Zeitungen, Back ware rc. Erwerb suchen. Schulpflichtige Kinder, welche in Fabriken, in der Landwirtschaft, im Garten-, Wein- oder Obstbau beschäftigt sind, kommen nicht in Betracht. *Der Entwurf eines Preß-Gesetzes für Elsaß-Lothringen liegt augenblick lich dem Bundesräte vor. Wie die »Neuen Polit. Nachr.' hören, bildet der Entwurf eine Wiedergabe des Neichs-Preßgesetzes in der Form eines Landesgesetzes. Dian darf annehmen, daß in dem Gesetze alle die Kautelcn vorge sehen sind, die zur Aufrechterhaltung der öffent lichen Ruhe und Sicherheit in den Reichslanden notwendig erscheinen. Oesterreich-Ungarn. »Am Montag ist der österreichische Reich 8 rat nach viermonatlicher Pause wieder zusammengetreten. Daß die deutschen Parteien ihre Obstruktion fortseben würden, bis die Sprachenverordnungen förmlich zurück genommen find, war schon zuvor bekannt. Als Probe davon kann ein durch den Abg. Schönerer hervorgerufener „Zwischenfall" gelten. Nach der Erwählung Fuchs' zum Kammerpräsidenten ries Schönerer: „Unerhört! Er ist ein Staats verbrecher und gehört ins Zuchthaus!" Auch während Fuchs seine Antrittsrede hielt, wurde er von Schönerer vielfach unterbrochen. Graf Thun entwickelte kurz sein Programm und dann wurde die erste Sitzung schnell geschlossen. Italien. »lieber die Affäre Crispi ist nunmehr der Bericht der Untersuchungs-Kom mission der Deputiertenkammcr vorgelegt worden. Die Kommission hat nicht die Ueber- zeugung gewinnen können, daß Crispi, wenn er auch gewußt habe, daß di« ihm von Favtlla, dem Direktor der Bapk von Neapel, übergebenen Gelder aus diesem Institut herrührten, davon Kenntnis gehabt hab«, durch welche verbrecheri schen Mistel Favilla die genannten Summen erhoben habe. Sei dieses aber ausgeschlossen oder nicht bewiesen, st» folge daraus, daß ebenso wie CriSpt nicht schuldig erachtet werden könnte, an der Unterschlagung Favillas beteiligt zu sein, es auch nicht am Platze sei, gegen Crispi vor dem als höchsten Gerichtshof eingesetzten Senat Anklage zu erheben. Wenn man daher auch nicht eine strafrechtliche Verantwortlichkeit CrispiS behaupten könne, so könne man doch seine poli tische Verantwortlichkeit nicht zurückweisen, well er unrechtmäßigerweise von dem Direktor eines EmissionS-JnstituteS Summen empfangen habe, von denen er einen Teil wahrscheinlich zu Wahlzwecken verwendet habe und well er sich ungerechtfertigt, besonders in die Aufsicht dieses Institutes eingemi cht habe. Infolgedessen be antrage die Kommission einstimmig, auszusprechen, daß kein Grund vorliege, Crispi vor den höchsten Gerichtshof oder vor ein anderes Gericht zu stellen, sie würde sich jedoch dafür aussprechen, daß sein Verhalten einen Polstischen Verweis verdiene. ««gland. »Englische Blätter melden, daß trotz der Ablehnung des Schiedsgerichtsvertrages zwischen Nordamerika und England durch den amerikanischen Kongreß neue Ver handlungen darüber schweben und sogar bald zum Abschuß gelangen würden. Allerdings habe der spanisch-amerikanische Konflikt die Beendigung in der letzten Zeit verlangsamt. Belgien. »In der internationalen Zucker konferenz, deren Zusammentritt für Ende künftigen Monats festgesetzt bleibt, werden Deutschland, Oesterreich und Belgien nicht bloß die Aufhebung der direkten Ausfuhrprämien, sondern die Beseitigung aller Maßregeln bean tragen, die die Zucker Ausfuhr begünstigen, somit versteckte Prämien enthalten. Es finden in dieser Frage soeben Verhandlungen statt. Spanien. * Angesichts der spanisch-ameri kanischen Verwickelung entfalten die militärischen und administrativen Behörden Spaniens auf Cuba eine immer eifrigere Tätigkeit. Drei neue Armeekorps sind in den Zentral-Provinzen der Insel organisiert worden. — Die Polizeipräfcktur von Havana erstattete an die kubanische Regierung einen Bericht über die Umtriebe der amerikanischen Zeitungs-Bericht erstatter, welche sie für Agenten der Aus ständigen und die Urheber der Agitation in den Ber. Staaten hält. Rußland. »Ein Ukas des Zaren verfügt die Bildung eines sibirischen Militärbezirkes aus dem Gouvernement TobolSk, Tomsk, Jenisseisk und Jrtusk, sowie aus den Gebieten Akmolinsk, Semipalatinsk und Jakutsk mit dem Amtssitze in Omsk. Balkanstaate«. »Der Sultan soll angeblich seiner Um gebung gegenüber erklärt haben, er werde die Kandidatur deS Prinzen Georg nicht genehmigen, trotz der Anstrengungen Ruß lands, Frankreichs und Englands. »Wie aus Athen gemeldet wird, wies der Appcllhof die Berufung der Urheber des Attentats gegen den König zurück und verwies dieselbe an das Schwurgericht. »Auf Kreta haben zwischen den Musel manen und den christlichen Kretern neue Kämpfe stattgefunden. Bei den Kämpfen bei Elia wurden drei Muselmanen getötet und mehrere verwundet in die Stadt gebracht. Amerika. »Zwischen Chile und Argentinien besteht schon seit einiger Zeit eine ernste Spannung, die sich neuerlich verschärft haben soll. Aßen. »In Japan haben die Wahlen zum Parlament stattgcfunden. Sie haben eine kleine Mehrheit für die Negierung er geben. An« dem Reichstage. Der Reichstag beendete am 19. d. die zweite Lesung der Mtlttärsttafprozcßordnuna. Der Rest der Vorlage wurde mit einer geringfügigen Acnde- rung nach den KommtjsionSbeschlüssen angenommen, ebenso daS EinführangSgesetz. In 8 33 des letzte»«» ist bestimmt worden, daß die Einrichtung der obersten militärischen Instanz mit Rücksicht auf die Verhält nisse Bayerns anderweit gesetzlich geregelt werden soll. Die nunmehr folgende zweite Beratung der Vorlage betr. Entschädigung der im Wiederauf nahmeverfahren freigespl scheu en Personen konnte wiederum wegen Beschlußunfähigkeit des Hauses nicht zu Ende geführt werden. Es sollte über den Antrag Auer (soz.) betr. die Entschädigung aller Freigesprochenen ohne Unterschied abgcstimmt werden. Am 21. d. stehen auf der Tagesordnung in der zweiten Lesung noch zu erledigende Etats- Reste. Beim RerchSamt deS Innern ist noch rückständig der Titel für den Bau eines Präsidial gebäudes für den Reichstag. Dem Anträge der Kommission gemäß wird der Titel bewilligt. Zum Etat des Allgemeinen Pen sionsfonds beantragt die Kommission durch den Referenten Müller-Fulda eine Resolution: „den Reichskanzler zu ersuchen, über die Gründe der auf fallenden Zunahme und Ungleichheit der in den einzelnen Kontingenten gewährten Jnvalidenpen- sionen dem Reichstag eine nähere Darlegung zu gehen zu lasten." General-Leutnant v. Viel» ahn sagt die ge wünschten Auskünfte zu, zugleich bemerkend, daß in der Erteilung der Pensionen streng gesetzmäßig ver fahren werde. Eine Hauptursache der Zunahme der Pensionen liege in der stetig wachsenden Anspannung der Unteroffiziere. Die Resolution wird sodann angenommen. Zum Etat des Jnvalidenfonds beantragt die Kommission eine Resolution betr. einen Nach tragsetat, um allen nach dem Gesetz von 1895 als Anwärter anerkannten Veteranen die Beihilfe von 120 Mk. zu gewähren. Abg. Graf Ortola (nat.-lib.) beantragt eine weitere Resolution betr. Vorlegung eines Gesetzes behufs Entschädigung für Nichtbenutzung des Zivil- vcrsorgungSschcines und Belassung der vollen Mili tärpension neben dem Zivildiensteinkommen bezw. der Zivilpension. Auch solle für die Relikten besser gesorgt werden. , Abg. Graf Oriola verweist, seinen Antrag be fürwortend, namentlich auf die berechtigten Wünsche der alten Kriegsteilnehmer, sowie auf die Witwen pensionen in Frankreich, die für die Witwen ein facher Soldaten dreimal so hoch seien als bei uns. Was notwendig sei auf diesem Gebiete, müsse ge schehen. Abg. Baumbach (freikons.) schließt sich im wesentlichen dem Vorredner an und bittet um An nahme beider Resolutionen. Abg. W e r n e r (Antis.) erklärt sich ebenfalls für beide Resolutionen; ev. solle man die Mittel durch eine progressive Wchrsteuer aufbringen. Abg. Graf v. Roon (kons.» warnt davor, aus Anlaß mancher gewiß berechtigter Klagen von Militär-Invaliden die allgemeine Unzufriedenheit in den Kreisen derselben für berechtigt zu halten. Auch am diesem Gebiet werde viel übertrieben. Der Resolution Lriola könne er aber zustimmcn. Auch die von der Kommission vorgeschlagcne Resolution bitte er anzunchmen. Abg. Fritzen (Zentr.) erklärt, seine Freunde würden für beide Resolutionen stimmen. Abg. Prinz zu Schöneich-Carolatb (nat.- lib.) fordert eine Zusammenstellung aller adis dem Jnvalidenfonds geleisteten Unterstützungen nutz schließt sich der Anregung auf Vereinfachung der Jnpaliden- gesetzgebung an. Abg. Förster-Neustettin (Antis.) schließt sich im wesentlichen den Ausführungen des Grafen Oriola an und bittet um Anna Hine beider Reso lutionen, deren Forderungen ihm so mäßig scheinen, daß man sich über die Bescheidenheit der Antragsteller wundern müsse. Abg. Rickert (ft. Vp.) gibt seinem Erstaunen darüber Ausdruck, daß kein Mitglied des Bundes rats sich über dessen Stellung zu den Resolutionen äußert und wünscht Erhöhung der sogenannten Verstümmelungszulagcn, wenn durch einen Unfall — wie bei dem Hauptmann Lutmcr — völlige Invalidität herbeigeführt werde. Eine progressive Wehrsteuer halte er nicht für angebracht, viel leichter durchführbar würde eine Neichseinkommenstcuer sein. Hierauf wird dieser Etat nebst beiden Resolutionen einstimmig genehmigt. Bei dem Etat der reichsländischcnEisen- bahn en beantragt die Kommission, durch Resolu tion den Reichskanzler darum zu ersuchen, daß die Beseitigung der Betriebssekretärstcllcn nicht durch Ernennung neuer Betriebssekrctärc verzögert werde. Abg. Bebel (soz.) bringt außer den Gehalts verhältnissen namentlich noch zur Sprache, daß Be- tricbssekretärc wegen einer Petition bestraft worden seien. ES sei da» eine Aufhebung de» Petitions rechts. Da» dürfe der Reichstag unter keinen Um ständen duldest. Und wer habe denn eigentlich nngeordnet, daß die Namen sämtlicher Petenten aus den Akten de» Reichstages der Verwaltung mit geteilt seien! Geh. Nat Wackerzapp erwidert, die Bitt schriften würden regelmäßig von der Petitions- Kommission zur Kenntnis der Verwaltung gebracht. Das müsse geschehen. Die Bestrafung sei erfolgt wegen DiSziplinarwidrigkeit in dem Ton der Bitt schriften. Abg. Huminacher gibt zu, in den Besitz der Petitionen und der Namen sei die Verwaltung in völlig loyaler Weise gelangt. Aber angesichts dieses Vorkommnisses sei zu bedauern, daß seitens der RrichStagSleitung die Gepflogenheit bestehe, den Regierungs-Kommissaren die Lriginalpelitionen zur Kenntnis zu bringen. Die Petitionen müßten fortan in Abschrift, ohne die Unterschriften mitgeteilt werden. Abg. Werner tritt für das Petition-recht der Beamten ein. Abg. Gröber (Zentr.) ist der Meinung, daß der Regierung ein uneingeschränktes Einsichtnahme recht für alle Akten deS Reichstage» zustehc. ES frage sich nur, ob nicht Vorkehrungen zu treffen seien, damit nicht Unterschriften zur KevnlniS der Regierung kommen, die ihr besser, im Interesse vor allem der Unterzeichner selbst, verheimlicht werden. Die Geschästsordnungskommission könnte mit der Formulierung einer entsprechenden Bestimmung be auftragt, werden. Er könnte sich aber den Anträgen Bebel und Hammachcr nicht anschließen, sondern bitte, cs bei den Kommisfionsbeschlüssen zu lassen. Abg. Graf Roon (kons.) schließt sich dem Vor redner im wesentlichen an. Damit schließt die Debatte. Die Resolution der Kommission und der Etat werden angenommen und die vorliegenden Petitionen nach den Vor schlägen der Kommission erledigt. DebatteloS werden dir Etats Reichsschuld und ReichSschatzamt erledigt. Bei dem Etat Bankwesen (Neichsbank) er wähnt Abg. v. Arnim den neuerlich ermittelten Diebstahl vonReichSbankscheincn in derNeichsdruckcrei. Staatssekretär v. Podbielski erwidert, e» handele sich um einen vereinzelten Fall. Durch eine Verkettung von Umständen sei es einem Obcr- saktor gelungen, aus dem Ausschuß Noten von echtem Papier und Druck zu entwenden. Die Nummern seien aber erst mit einer Handpresse aufgedruckt wor den. Die Summe von Zufälligkeiten, die dabei mit gespielt, lasse eS unwahrscheinlich erscheinen, daß mehr als ein solcher Fall vorlicgc. Abg. Hammacher betont, die Kontrolle müsse doch eine sehr mangelhafte gewesen sein. Der Etat wird genehmigt. Die zweite Beratung des Eisenbahnetats wurde am 19. d. im Abgeordnetenhause fortgesetzt. Die Generaldebatte über Unglücksfälle, Wagenmangcl und Organisationsfragcn brachte nichts Neues. Minister v. Miguel suchte nachzuweisen, daß die Verzinsung des Eisenbahnkapitals nur eine mäßige sei. Die Vermehrung des Personals steige im Verhältnis zu der Entwickelung der Einnahmen. Am Montag konnte das Abgeordnetenhaus die Generaldebatte über den Eiscnbahnctat noch nicht zu Ende führen und fand daher noch eine Abend sitzung statt. Die Klagm über Wagenmangel, über triebene Sparsamkeit, Eisenbahnunfälle, Uebcrlastung der Beamten u. s- w. wurden nicht alle, wobei her vorzuheben ist, daß der Eisenbahnministcr die Unzu friedenheit der Eisenbahnbeamten zumeist auf sozial demokratische Hetzerei zurückführte und gegen die Zweckmäßigkeit einer parlamentarischen Eisenbahn untersuchungskommission Bedenken äußerte. Kon Uah und Fern. Berkin. Der 70. Geburtstag Henrik Ibsens, der am 20. März 1828 in dem nor wegischen Städtchen Skien das Licht der Welt erblickte, wurde auch in Berlin von seinen Zahl zeichen Freunden, Verehrern und Schülern fest lich begangen. Von den hiesigen Bühnen hatten das Deutsche Theater durch Aufführung von „Hedda Gabler", das Neue Theater durch die 100. Aufführung der „Wildente", das Belle- Alliance-Theater, das gegenwärtig auf seinem Repertoire „Kaiser und Galliläer" hat, und daS Schiller-Theater deS großen Dichters ehrend gedacht. — Eine Ballonkatastrophe ereignete sich am 19. d. vormittags auf dem Tempelhofer Felde. An der Kaserne der Lustschifferlehrabteilung wurden zwei Ballons, nämlich der sog. Drachen fesselballon und der zu Freifahrten benutzte „Albatroß" zum Ausstieg vorbereitet, und ihre Füllung war fast ganz beendet. Der Drachen- Iwischen zwei Wetten. 14s Roman von Louise Cammerer. l^onseynttgZ „Nicht die Furcht vor dem Aufsehen hatte Karoly bis jetzt zögern lassen, diesen äußersten Schritt zu thun, nur der Rücksicht auf Etelkas Ansehen hatte er dies schwere Opfer einer äußerlichen Aufrcchthaltung der Verhältnisse ge bracht, während ihrem persönlichen Verkehr schon längst jedes wärmere Gefühl fehlte. — Auch die Mnder kamen ihm feindselig entgegen. An fangs hatte er geglaubt, Irmas milder Einfluß würde das wilde Blut sänftigen, veredelnd auf deren Gcmütsleben einwirken; ja, er vermeinte, die jungen Seelen seien noch für Schönes, Gutes empfänglich — auch dies war Selbstbettug. Die Mnder waren allzusehr nach der Mutter geartet, waren Geist von ihrem Geist, Blut von ihrem Blut, die Stimme der Natur verleugnete sich auch hier nicht. Karoly überlegte alles, als er hinüberritt. Der Spätherbst war ins Land gezogen, die sommerliche Pracht auf Feld und Flur dahin geschwunden. Durch die licht gewordenen Bäume schimmerte es in allen Farbenschattierun gen. Zwischen dem dünn gewordenen Laubwerk leuchtete eS lichtgelb und rötlich golden. Manche Blätter erstellten sich noch des frischen Grüns, während andere schon matt und welk zur Erde sanken. Auch Karolys Gefühle waren frisch und grün, wie das gut erhaltene Blatt am Baum. Selbst gegen Etelka war er sich keiner Schuld bewußt — nm seinen Pflichten und Unter ¬ gebenen lebend, hatte er sich nie in ihre Nähe gedrängt. Sie selbst hatte ihn gesucht und er, gerührt von ihrer Reue und Anhänglichkeit, das einstige Verhältnis neu aufleben lassen; wenn es zu keinem glücklichen Abschluß kam, trug Etelka selbst die Schuld. Karoly nahm das Dasein und die Pflichten, die es auferlegt, fast allzuernst. Bei Etelka war alles Laune, plötz liche Eingebung. Wild, wie die Stürme, die über die Putzten der Heimat brausten, waren ihre ungezügelten Empfindungen. Bitt Irmas Erscheinen war der letzte Rest der künstlich an gefachten Leidenschaft für Etelka erloschen, der Zauber gebrochen, der ihn an daS schöne unruh- volle Weib gefesselt. Irmas sanftes Walten glich dem hell leuchtenden, in mhigen Bahnen wandelnden Stern, der unS mit seinem Licht beglückt und die Gedanken zu dem Höchsten lenkt — EtelkaS ungestüme, heitzwallende Natur dem feurigen Meteor, das blitzartig aufgetaucht, verschwindet und bange Gefühle vor einem kommenden Unheil erweckt. Etelka empfing ihn kalt. „Karoly Gervay ist ein seltener, unfreundlicher Gast auf Török geworden," sagte sie mit zuckenden Lippen und finster brütendem Blick. „Der Herbst hat nicht gehalten, was der Frühling so schön verheitzen; fremd bist du dem Hause, fremd dem Herzen geworden, welches dich als Herrn zu begrüßen hoffte." GervayS Auge begegnete offen dem düster glühenden Blick. „Wahrheit sei zwischen unS, Etelka; laß uns Genügen finden an der einstigen Jugendfreundschaft und nicht mehr fordern, als wir uns beide bieten können." „Du gibst mich auf und wagst mir dies ins Antlitz zu sagen?" fragte sie in wilder Heftig keit. Ihr ganzer Körper bebte vor Leidenschaft „Warum, um einer hergelaufenen Dirne halber, die dich mit einer Hexenmelodie bezaubert? Du wagst eS, Etelka Török aufzuopfern, Etelka Török, die deine Liebe, deine Freundschaft als höchstes Glück begehrt und den glänzendsten Bewerbungen vorgczcgen? Karoly blieb kalt, er setzte den maßlosen Vorwürfen des gereizten Weibes würdige, eisige Verachtung entgegen. „Ich danke für die Ehre, die Gunst meines künftigen WeibeS vielleicht mit einem Aprany teilen zu müssen," erwiderte er finster, „mit den Bewerbungen dieses dunklen Ehrenmannes braucht eine Frau von edlem Herkommen und Anstand sich wahrlich nicht zu rühmen, die Stalldirnen des Temeswarer Komi- tats schlugen drei Kreuze bei seinem Anblick. Etelka Török erniedrigt sich selbst, wenn sie sich in solcher Gesellschaft zeigt! Laß uns in Ruhe auseinander gehen, denn niemals würdest du mir das Glück gewähren, welches ich für mein Leben ersehne!" „Glück," wiederholte sie mit höhnischem Auf lachen, „wie empfindsam Karoly Gervay seit kurzer Zett geworden! Glück durch die Liebe einer Dienerin, die unter meinen Augen Liebeshändel mit einem Aprany unterhielt, die ich wegen schlechter Aufführung aus meinem Hause jagte. Der leichtgläubige Karolyi Gervay ließ sich von einer Tugcndmaske täuschen, die ich längst durchschaut. Um meine Gunst warb ein Aprany nicht, Etelka Török hatte keine zu vergeben — als Vorwand wurde ich benutzt für einen kecken Liebe-Handel l — Suche dein Liebchen in den Armen des dunklen Ehrenmannes, vor dem die Stall dirnen des Temeswarer KomitatS drei Kreuze schlagen." Wäre ein Blitz vor ihm niedergegangen und hätte den ganzen Herrschaftsfitz in Flammen gesetzt, schreckensvoller wäre Karoly Gervai nicht zurückgefahren, als unter der Wirkung dieser Worte. Sollten diese reinen, unschuldsvollen' Züge Irmas wirklich nur eine Maske, ihr Cha rakter Lug und Trug und er wiederum der Narr eines Weibes gewesen sein? — Siedend heiß drang sein Blut nach Kopf und Herzen und drohte ihm jede Besinnung zu rauben. Hell und strahlend war die Herbstsonne durch die Fenster geglitten und hatte mit ihrem rosigen Schein das ganze Zimmer erfüllt; doch in KarolyS Seele war eS auf einmal dunkel ge worden, tiefdunkel. Hatte er in einem Wahn gelebt, daß er die ihm gespielte Komödie nicht durchschaut? — Bange Zweifel erfüllten seine Seele. „Es ist nicht möglich," sagte er dumpf. „Irma, die reine unschuldsvolle, wäre Aprany gefolgt, freiwillig gefolgt?" fragte er nochmals mit erloschener Stimme. „Gewiß, wer würde fix dazu zwingen?" erwiderte Etelka ernst, „ich stellte ihr frei, bis zum Ersten in meinem Hause zu bleiben, allein sie wußte besseren Rat. Marinka sah fie öfter mit Aprany in vertraulichstem Gespräch, nun ist mir sein häufiges Erscheinen auf Török aller dings klar geworden." „Und ich Thor hoffte und vertraute dieser Engelsmiene," stieß er in jähem Grimm, sich
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