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Auerthal-Zeitung : 16.03.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189803162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-03
- Tag 1898-03-16
-
Monat
1898-03
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 16.03.1898
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zu bringen." Wickelungen abgeht, biete ich dir meine Hand, i "" " „ ' ' mein Versprechen zurück." übersandte sie auf meinen Rat zur Unterstützung ihrer Mutter in die Heimat. Beiläufig bemerkt, habe ich dieser ersten Sendung schon einige wettere folgen lassen. Anfangs fühlte sich Susanne in ihrer Stellung sehr wohl, doch als sch mich nach längerer Zeit wieder nach ihrem Ergehen erkundigte, fand ich sie in Thränen aufgelöst. Die alte Geschichte von gewissen- losen Nachstellungen erwachsener Söhne hatte eine neue Auflage erlebt. Ich sprach ihr Trost und Mut zu und ermunterte sie, sich nach einer anderen besseren Stellung in der Stadt umzu sehen. „Amerika hat mir von Anfang an kein Glück gebracht," gab sie mir entschieden zur Antwort, „ich will von weiteren Versuchen abstehen. Meine Ersparnisse werden soweit reichen, daß ich in die Heimat zurücktommen kann, wohin mich die innigste Sehnsucht zieht." „Wird Ihnen der Abschied von mir so leicht?" fragte ich kalt. Weinend reichte sie mir die Hand. „WaS kann ich Jt nen sein, Mister Harry, meine Armut würde Sie am VorwärtSkommen hindern. Sie haben selbst um den LebenSerwerb zu kämpfen; eS wär« gewissenlos von mir. Ihnen noch weiter zur Last zu fallen." Am Anfang unserer Bekanntschaft hatte ich ihr gesagt, daß ich Clerk in einem hiesigen Handlungshause sei und st« später dabet gelassen, damit sie sich nicht trügerischen Hoffnungen hin gebe. Lhatsächlich verfügte ich auch über keinen Dollar, oen ich mir nicht selbst verdient; denn die Unterstützungen meines Vaters habe ich grundsätzlich zurückgewieseu. Ich zog sie an — O, meine arme Mutter, meine armen Ge schwister!" „Schämen Sie sich, so mutlos zu sein, mein Fräulein," sagte ich scharf tadelnd, „haben Sie so wenig Vertrauen auf Gott, der Sie so sicht lich in seinen Schutz genommen? Sqllte es der Polizei nicht gelingen, Ihre Habe zurück zuerhalten, so leihe ich Ihnen eine kleine Summe, welche Sie in der ettien Zett vor Not schützt. Sie gehen tu ein ÄermittelungS- büreau, welche- ich Ihnen näher bezeichnen werde und suchen um eine Stellung nach. Ist Ihnen eine solche geworden, zahlen Sie mir später das Geld zurück. Sie können doch arbeiten?" „Gewiß, ach und wie gern will ich «betten," sagte sie mit erwachendem Mut. „Ich kann einem großen Haushalt selbständig vorstehen und würde unermüdlich thätig sein, um meine Schuld abzutragen. Wie soll ich Ihnen danken, mein Herr — o, eS gibt doch noch edle, gute Menschen!" „Ich begleitete sie," fuhr Harry fort, „in ein mir bekanntes, sehr zuverlässiges Stellender- mittelungSbüreau und hatte auch bald die Freude, sie in einem angesehenen Bürgerhause eingestellt zu finden." „In dem Hause Miß DaviS'," schattete Ernst lächelnd ein. „Nein, vorerst in einem bescheidenen frommen Bürgerhause," «widerte Hany, „doch höre weit«: Dank den Bemühungen deS..Palisten erhielt Susann« einen Test ihr« Habe zurück. Da» Geld, da» ich ihr vorschußweise geliehen, und welche» sie mir sofort -urückgeben wollte, mein Herz, bat sie, mir zu vertrauen und vor läufig eine andere Stellung zu suchen, bis ich sie zu meiner Gattin machen könne. Die An- nähme der jetzigen Stellung in Mister Davis' Hause war der Erfolg meiner eindringlichen Vorstellungen. In diese Zeit fiel das Ableben meiner Mutter und machte mich zum unabhän gigen Herrn und Besitzer von drei Millionen Doll«. Kurze Zeit darauf setzte mein Vater wider mein Wissen und Wollen die Verlobung mit Miß Davis ins Werk — und nun weißt du alles, lieber Freund!" „Fast glaubte ich einen Roman zu ver nehmen," sagte Ernst scherzweise. „Der Roman meines Lebens ist eS ja auch," «widerte Harry ernst, „nun bedarf eS dein« Hilfe, ihn zu einem friedlichen Abschluß zu bringen/ „Wenn die Sache ohne abenteuerliche Ver wickelungen abgeht, biete ich dir meine Hand," «klärte Burg« bestimmt, „wenn nicht, ziehe ich mein Versprechen zurück? „Vor allem mußt du mir eine Zusammen kunft mit Susanne zu verschaffen suchen, damit ich sie um Nachsicht bttten kann, daß ich sie betreff» mein« Persönlichkeit hinter das Licht geführt. Weiter muß ich Ke dann über meine erzwungene Verlobung mit Miß Davi» aufklaren und um Verzeihung bitten." .Laß durch deine Worte die Millionen«-- chaft htndurchschimmern und sei überzeugt, sie ällt dir gerührt um den Hal»", sagte Ernst cherzspöttisch. LS l« (Fortsetzung folgt.) wirtschaft, so von dem bekannten Prof.Dr. Märcker (Halle), auf ihre Brauchbarkeit im Haushalte erprobt worden; auch in den Büreau» ver schiedener Retchsämter in Berlin hat sie schon gebrannt und soll, wie d« Erfinder versichert, überall sich bewährt haben. Die Hempel-Lampe, die in Deutschland und im Auslands patentiert ist, wird seit dem 1. d. durch die LeuchtspirttuS- Kommaudit-Gesellschaft Hempel und Komp, in Berlin fabrikmäßig hergestellt. —— Gr«riirlliihiges. Um Käse aufzubewahren, taucht man ihn in Essig und schlägt ihn in ein Tuch, welches in mit Salz und reichlich Pfeffer aus gekochtem und abgekühttem Wasser ausgedrückt worden ist. Fettflecke aus Bücher« zu entfernen. Fettflecke in Büchern entfernt man am besten, indem man gebrannte Magnesia mit Benzin mischt (selbstverständlich nicht bei Licht, der Feuergefährlichkeit halber), bis eine kvümliche Masse entsteht. D« Fleck wird mit dieser Masse behutsam eingerieben, einige Zeit beschwert stehen gelassen und die Magnefiakrümelchen werden dann weggeklopft. Frische Flecken verschwinden sofort, ave nach zwei- bis dreimalig« Behand lung. Zum Kaltlöten von Eisen für Gegen stände, welche nicht erhitzt werden dürfen, wird folgendes Verfahren empfohlen: 6 Teile Blei weiß, 1 Teil Borax werden gemischt, mit kon- entrierter Schwefelsäure zum Brei angerührt und damit die zu kittenden Stellen bestrichen und gegeneinander gepreßt. Nach fünf bis sieben Tagen hasten die Bruchstücke vollkommen fest aneinander. y bittet, u geben. farbiger iücksichten sei über- ! 4 fol- pflichten, Getreide, fördern." u Forde ¬ rn den ien, nnd ie Land- rteil, da daß sie lärt, der ar. Ein bukt wie der Be» lausen :r Kom» sskanzler ine Ver- iSkanzler Produkte, ist kon- ioniertcn indische» !gen alle n keinem der An- e Land- cdcu für ittct daS on oder hränken. imiuuug ichst der stimmen ,er Be benfalls gegen lehnt en. und die nndung. ange- sch eine - dahin ebühren mgegen- en, nach für die nd den Debatte * > t 's 1 - * se fort- zunächst gcnnber erklärte inltc es itional- »hischcil le Eii - llnfrage i ,Vor- >r Cnt- hrliche" widerte t dieser iratung wachen.. - * feine- . t! 1 e und emde, u mir wäre eine« sir in ug für e eine ig be- und g des e und stehen anken, qeinen Hafen- ie sich ß an- bene« t ent- uldig, lwort. Auf- »derer meine e ich meine »rache ork?" schon te sie gern enge- Wir und onkel ' ge- le sie »halb Elberfeld. Zur dauernden Erinnerung an den 22. März stiftete im vorigen Jahre aus Anlaß ihrer goldenen Hochzeit die Familie Baum Hierselbst ein Kapital von SO 000 Mk., dessen Zinsen alljährlich am Geburtstage Kais« Wilhelms I. zu ein« Fei« für die oberen Klassen d« hiesigen Volksschulen verwandt werden sollten, die geeignet wäre, die Liebe zum Vaterlande und zum Herrscherhause in den Herzen der Kind« zu festigen. Die Feier wird nunmehr -um ersten Mal am 22. März statt finden. Auf Beschluß der Schulverwaltung findet vormittags eine Festfeier im BereinShaus statt, nachmittags soll ein gemeinschaftlicher Ausflug mit nachfolgender Bewirtung der Schul kind« unternommen werden. Posen. Bald nach der großen Ueb«- schwemmung im Sommer v., al» von allen Seiten Hilfsaktionen eingeleitet wurden, erregte die Meldung ein gewisses Aufsehen, daß der Lehrer Pet« BoberSki in Rackwitz zur Ver antwortung gezogen wurde, weil er ohne Er laubnis des OberprLfidenten eine Kollekte für die Ueberschwemmtrn veranstaltet hatte. Er wurde mit einer polizeilichen Strafe belegt, und auch die angerufene richterliche Entscheidung fiel zu seinen Ungunsten auS. DaS Gericht ver urteilte ihn zu 10 Mk. Geldstrafe. Der ver urteilte Lehrer reichte nun unter Darstellung des Sachverhalts ein Gnadengesuch ein, und er hat jetzt den Bescheid erhalten, daß Strafe und Kosten des Anfahrens erlassen worden find. Weimar. Dem blinden Flötenspieler ThieS war während seines kürzlichen Aufenthaltes in Erfurt in einem Gasthause eine Flöte im Werte von 400 Mk., welche der Grobherzog von Weimar dem blinden Virtuosen zum Geschenk gemacht hatte, gefloh en worden. Kürzlich ist dem Bestoh enen, der ein Engagement nach Rußland bekommen hat, wieder eine solche Flöte vom Großherzog zugegangen. Quedlinburg. Ein entsetzlich« Vorfall hat sich am Donnerstag im nahen Ditfurth zuge tragen. Der Landwirt Buchholz halte sein ge ladenes Gewehr in der Wohnstube stehen lassen. Der achtjährige Sohn ergriff es, um damit zu spielen. Als sein fechsjährigeS Schwesterchen die Stube betrat, legte er die Waffe in dem Glauben, daß sie nicht geladen sei, auf das Kind an und drückte los. Der Schuß krachte und im selben Augenblick sank die kleine Schwester zu Boden. Die Ladung wm ihr in den Kopf gedrungen und der Tod trat binnen wenigen Minuten ein. Filehne. Hier herrscht der Typhus. Zwar ist die Zahl der Erkrankten noch gering, doch wenden die Behörden umfassende Vorsichts maßregeln an. Unter anderem soll vor der Stadt eine besondere Typhusbaracke errichtet werden, in we'cher alle Kranken Aufnahme finden. Die Seuche ist durch Flöß« eingefchleppt -worden. Baireuth. Am Donnerstag wurde hier der wohlhabende Gütler Mathias Hoffmann von Lohndorf hingerichlct. Er hatte gemeinschaftlich mit sein« Frau und Tochter seinen Schwieger sohn aus Habsucht ermordet, weil d« Schwieger sohn nicht 6000, sondern nur 5000 Mk. Bar- geld mit in die Ehe gebracht hatte. Die beiden Frauen wurden zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Plauen i. V. In der Nacht zum Freitag ist der Urheber des vierfachen Raubmordes von Schönau bei Graslitz (Böhmen) in der Person des 37 jährigen Ziegeleiardciters Louis Leon hardt in Voigtsberg bei Oelsnitz i. V. verhaftet worden. Er hat die Thal bereits eingestanden. An Fastnacht hatte er die Familie Sander in Schönau bei Graslitz überfallen, vier weibliche Personen niedergeschlagen, die Wohnung aus geraubt und das Haus in Brand gesteckt. Villach (Kärnten). Freitag früh stieß auf Station Judcnburg ein mit italienischen Arbeitern besetzter Zug mit einigen leeren Wagen zu sammen. Der Kondukteur und drei italienische Arbeiter wurden schwer verletzt. Als Ursache deS Zusammenstoßes wird ein irrtümlich ge gebenes Rangierfignal angenommen. Korneuburg (Niederösterreich). Ein seltener Unfall hat sich in Hörer-dor* ereignet. Die 16 Jahre alte Tochter deS Bauers Boom« wollte mit abgewendetem Gesichte die Wanduhr aufziehen. Sie ergriff anstatt d« GetvichtS- ketten den Hahn eines geladenen Jagdgewehre-, das neben d« Uhr hing. Da- Gewehr entlud sich, und das Mädchen stürzte, zu Tode ge troffen, auf die Erde und starb nach wenigen Minuten. Budapest. Zwei fiebenbürgische Magnaten, die Grafen KlebelSberg und Bethlen, Haden wegen eines allen Ehreuftreites am Freitag nachmittag ein Säbelduell auSgefochten, bei welchem Graf KlebelSberg einen schweren Hieb in die Brust bekam. Budapest. In Slawonien herrscht Hungers not, die immer mehr um sich greift. Er gibt kein Saatkorn mehr, viele Bauern reißen die Häuser ein und verkaufen das Bauholz, um sich vom Hungertode zu retten. Ein Fall von Hungertod ist bereits festgestellt. Pari». Bet der Wettfahrt der Motorwagen auf der Strecke Marseille-Nizza hat der Sieg« Charron eine Heldenthat fettig gebracht, die ihm nicht sobald ein« nachahmen dürfte. Als er noch ungefähr vier Kilometer von dem Ziele entfernt war, bemerkte «, daß « nicht mehr genügend Petroleum in seinem Brennerreservoire hatte. Er zermarterte sich das Hirn, wie er den Sieg, d« ihm sich« schien und nur durch einen teuflischen Zufall ihm entgehen sollte, doch er ringen könnte, und kam endlich auf eine geniale Idee. Er saugte mit ein« kleinen Röhre daS Petroleum aus dem Reservoir aus und spie es in die Brenner zurück. Es gelang ihm so, in Nizza al» erster anzukommen. Bei der Ankunft im Hotel war ihm sehr übel und es bedurfte energischer Mittel, um den Petroleumdunst aus den Atmungsw«kz:ugen herauszubefördern und die Lungen wieder zu reinigen. Paris. Die Weltausstellung von 1900 hat ihr erstes Opfer gefordert. Ein Klempner namens Alfred Redon, der in dem großen Eisenkasten für die Fundamentierung des linken Pfeilers d« Alexander Hl.-Brücke an einem Rohre «beitete, stürzte durch Unvorsichtigkeit aus einer Höhe von 6 Meter herab und brach das Genick. Bern. Eine gewaltige Lawine riß auf dem Gebiete der Gemeinde Toerbol (Oberwallis) 4 Häuf« und 8 Scheunen fort. 37 Stück Vieh kamen um. Ein Verlust von Menschenleben ist nicht zu beklagen. London. Giulio Salviati, der Chef der venezianischen Firma Salviati, deren Kunstglas waren überall bekannt find, hat sich hier in seinem Geschäfte in Negentstreet erschossen. Der Verstorbene wm der Sohn des Kommendatore Salviati, der die Rezepte d« altvenezianischcn Kunstglasfärberei wieder auffand und danach eine alte Kunstindustrie neu ins Leben rief. D« Selbstmord erfolgte merkwürdigerweise vier Tage, nachdem seine Firma zusammen mit der Firma Jesurum in Venedig in eine Aktien gesellschaft mit 330 000 Pfd. Sterling Kapital umgewandelt worden w«. Die Untersuchung ergab, daß keinerlei geschäftliche Mißerfolge den Selbstmord veranlaßt haben können. Da gegen hat der Verstorbene, nachdem er vor einigen Monaten einen kleinen Schlaganfall gehabt hat, dauemd an Schlaflosigkeit und Melancholie gelitten. Neapel. Am Freitag begab sich der Rektor der hiesigen Universität nach dem „Hotel Cavour", um die deutschen Studenten zu begrüßen. Letztere besuchten in Begleitung hiesiger Studenten das Museum, das Reservoir der Wasserleitung, das Schloß von Capo di Monte und andere Sehens würdigketten. Vor dem Zuge der Studenten marschierten das Mufikkorps der Feuerwehr und die Fahnenträger mtt den Fahnen d« Universi tät. Es werden Ausflüge nach Pompeji, auf den Vesuv und nach dem Golfe vorbereitet; außerdem sollen eine Galavorstellung im Theater San Carlo, ein Bankett und andere Festlichkeiten veranstaltet werden. Warschau. Vor dem zweiten Straf departement des Warschauer Bezirksgerichts schwebt gegenwärtig ein sensationeller Prozeß wegen Mißbrauchs im Dienst, Bestechung, Unlcrschlagung, Dokumenten- und Quittungs fälschungen, deren sich während der Cholera epidemie im Jahre 1894 der damalige Nat- schelnik (KretSchef) von Opoczno im Gouvernement Radom und acht andere Amtspersonen schuldig gemacht haben sollen. Der Prozeß ist außer ordentlich verwickelt, waS schon daraus «sichtlich ist, daß bei der Voruntersuchung mehr als 3000 Zeugen vernommen wurden, deren Aus sagen in 30 umfangreichen Bänden niedergelegt find; die ausschließlich auS schriftlichen Doku menten bestehenden Beweisstücke bilden neun große Ballen. D« Anklageakt umfaßt üb« 50 Bogen. Zu d« Verhandlung find 405 Zeugen geladen. Philippopel. Der Mörder der Anna Simon, Rittmeister Bottschew, hat gegen daS über ihn in zweiter Instanz verbängte Todes urteil die Appellation an den Kassationshof in Sofia angemeldet. Gleichzeitig wird mitgeteilt, daß der Vater d« Ermordeten, Peter Simon, in Budapest ein Gesuch an den Fürsten von Bulgarien gerichtet hat, worin er um die Zu wendung eines Betrages von 50 000 Gulden auS der Privatschatulle des Fürsten für die Er ziehung deS hinterlassenen KindeS sein« er mordeten Tochter bittet. - , - Gerichtshalle. Berlin. Eine bisher noch nicht dagewesene Anklage wegen Vergehens gegen das Nahrungs- miitelgesetz beschäftigte die 134. Abteilung des Schöffengerichts. Die Gesundheitspolizei hat in letzterer Zeit auch den sogenannten „Trinkeiern" ihre Auimerksamkeit geschenkt, da vielfache Klagen darüber cinliesen, daß die Käufer von den Händlern „Kalkeier" anstatt frischer Ei« erhielten. Bei den MilchhändlcrJ.schen Eheleuten wurden von der Polizei zwei Eier gekauft, welche von der Ehefrau deS I-, die sich das Stück mit sieben Pfennig bezahlen ließ, ausdrücklich als „frisch" bezeichnet wurden. Gerichts chemiker Dr. Bischoff stellte fest, daß es Kalkeier waren. Dies habe nicht allein die Lichtprobe er geben, sondern auch der Versuch, der mit einer Kprozentigen Kochsalzlösung^ gemacht wurde. Ein frisches Ei sinke in dieser Flüssigkeit unter, ein in Kalk aufbewahrtes schwimme oben. Im Termin begutachtete Dr. Bischoff, daß eS als eine Ver fälschung von Nahrahi-UngSmitteln angesehen werden müsse, wenn man einer Ware den Anschein der Frische gebe, obgleich sie alt sei. Der Staatsanwalt beantragte darauf gegen die Angeklagten eine em pfindliche Geldstrafe, der Gerichtshof kam aber zu einem freisprcchenden Urteil. Das Gesetz bedrohe denjenigen mit Strafe, welche verdorbene, nach gemachte oder verfälschte Nahrungsmittel in Verkehr bringe oder feilhalte. Keine dieser drei Bezeichnun gen sei auf Kalkeier anzuwenden. «irßv». Das Schwurgericht hat den Tage löhner Conrad aus Romrod bei Schotten wegen Mordes zum Tode verurteilt. Er hatte seinen Arbeit geber, der beim Bäcker für Brot gutgesagt, dann aber die Bürgschaft zurückgezogen hatte, im Walde erschlagen. Spirttrrs z« Arlenchtungsrrveckrii. Bekanntlich find die in neuester Zeit sehr in Schwung gekommenen Bemühungen, dem Spiritus dadurch ein größeres Absatzfeld zu eröffnen, daß man ihn zu Beleuchtungszwecken nutzbar macht. Es kommt dabei natürlich darauf an, ihn fähig zu machen, mit Petroleum, Gas, Acetylengas rc. erfolgreich in Wettbewerb treten zu können, und dies kann, da die Erzeugungskosten nicht weiter sich herabdrücken lassen, nur dadurch geschehen, daß entsprechend gebaute Lampen hergestellt werden. Als eine solche Lampe wurde am 7. d. im preuß. Abgeordnetenhause die Hempelsche Lampe vorgefühtt. Ingenieur Hempel bringt den Spiritus unmittelbar, ohne Verwendung eine» Glühstrumpfes, zum Leuchten, indem er einen besonders hergcstellten Extrakt 85pro- zentigem Rohspiritus zusetzt. Diese Beimischung «folgt auf kaltem Wege im Verhältnis von 1 zu 3; mithin kommt auf drei Liter Spiritus ein Liter Extrakt. Trotzdem soll, bei Massen herstellung, der Preis des so präparierten Leucht spiritus nur auf etwa 26 Pfg. das öfter sich stellen. Der Extrakt wurde beim kaiserlichen Gesundheitsamt auf seine Brauchbarkeit als Denaturierungsmittel geprüft; die Prüfung soll, wie es heißt, gut ausgefallen sein. Die Hempelsche Lampe ist von verschiedenen Freunden der Land Annies Allerlei. Der Verkauf von Zolas neuestem Roman „Paris", d« jetzt, nach seiner Ver öffentlichung im .Journal*, in Buchform er schien, ist, wie natürlich, von den Vorgängen deS Prozesses nicht unbeeinflußt geblieben. Bevor Zola den Vries in d« .Aurore* ver öffentlichte, der sein Erscheinen vor dem Gerichts hof zur Folge hatte, waren bei dem Verleger Fa? quelle bereits 63 000 Exemplare bestellt worden; aber schon während der Untersuchung wurden, insbesondere von den Provinzbuch handlungen, etwa 10000 Exemplare äbbestellt. Dafür ist indes der Verfasser durch die Zahl der Käufer außerhalb Frankreichs so reichlich entschädigt worden, daß die Höhe der bestellten Ausgaben von „Pans" sich jetzt auf 68 000 beläuft. Durch das Erdbebe« in Balikcsser in Klein-Asien südwestlich von Brussa find vor einigen Wochen nach amtlichen Berichten völlig zerstört worden 1940 Häuser, 14 Magazine, 2 öffentliche Bäder, 13 Medvessehs (theologische Unterrichtsanstalten) und 4 Schulen in der Stadt selbst, sowie 925 Häuser in 25 Dörf-rn in der Umgegend. Halb zerstört find 1769 Häuser, 4 Moscheen und 14 Haus (Wirts häuser). Geringere Beschädigungen erlitten 46 Häuser, 2 Moscheen, 2 Medvessehs, drei Bäder, 4 Schulen. Getötet wurden 46 Personen, verwundet 52, außerdem find 240 Stück Vieh getötet. Der Gesamtschaden des Bezirks, in dem die Erdstöße übrigens noch nicht aufgehött haben, wird auf 15 bis 16 Millionen Mar? geschätzt. Wie der Kaiser von China für seine Soldaten sorgt, beweist daS folgende, vom Sohne deS Himmels jüngst erlassene Dekret. In demselben heißt eS: „Unser Hnz wird mft Mitleid erfüllt, wenn wir an unsere chinesischen und Mandschu - Truppen denken, die in d« Hauptstadt Peking, wenn d« kalte Wind über die Stadt streicht, verweilen. Um ihre Lage während des. kalten Winters etwas zu erleich tern, verordnen wir hiermit, daß Offiziere so wohl wie Mannschaften außer ihrem gewöhn lichen Sold und der gebräuchlichen Nation noch Lebensmittel und Geld für einen halben Atonal als Extragratifikation erhalten sollen, zum Zeichen unserer Fürsorge für das Wohlergehen un'crcr Soldaten." „Und was bewog Sie bei Ihrer Jugend zur Auswanderung?^ fragte ich streng. „Unsere Armut," kam eS mit unterdrücktem Weinen von ihren Lippen. „Mein Vat« wm Lehr« in Sachsen und ist vor kurzem gestorben. Wir find vi« Geschwister, die drei jüngern noch in dem Alt«, wo man Hilfe braucht, dazu ist meine Mutt« kränklich. Eine Freundin schrieb mir, daß man in Amerika ganz andere Löhne zahle, als bei unS in Deutschland und forderte mich auf, zu kommen. Und so entschloß ich mich zur Auswanderung, um spät« mit meinem Er werb meine Mutt« zu unterstützen." „Haben Sie die Adresse dies« Freundiu?" fragte ich, teilweise au» Neugierde, teil» auS Teilnahme, damit sie nicht Wied« in schlechte Hände fiel. Sie nannte mir einen der gefürchtet- sten Winkel New Yorks. „Der Mann meiner Freundin betreibt dort eine Schenke und macht gute Geschäfte," er zählte sie harmlos weit«, „sie werden mich gewiß aufnehmen und für ein paffender Unter kommen sorgen." „Armes Mädchen, da kommen Sie ebenso schlecht womöglich noch schlechter an, als vor hin," sagte ich von aufrichtigem Mitgefühl er- faK. „Sie können nicht wissen, welches Lo« Ihr« dort wartet. Die Branntweinschenken in jener Gegend find Lasterhöhlen, in denen d« Abschaum d« Millionenstadt «inen Schlupfwinkel findet." „Mein Himmel, waS soll ich beginnen — ohne Geld, ohne meine Sachen?" rief sie v«- -wetflungSvoll die Hände ringend, „nichts bleibt mir übrig al» mein Leben zu enden.
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