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Auerthal-Zeitung : 16.03.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189803162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-03
- Tag 1898-03-16
-
Monat
1898-03
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 16.03.1898
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V-Iitisch- Knnvsch««. Deutfehl«nd. »Kaiser Wilhelm beabsichtigt, seinem kürzlichen Besuch Bremerhaven- noch im Laufe dieses Monat» einen -weiten folgen zu lassen, um den mächtigen Schnelldampf« Kaiser All- Helm der Große" -u besichtigen und mit ihm eine Fahrt in See zu machen. »Der Zar hatte kürzlich, wie von wissend« Seite gemeldet wird, andenGroßhergog von Baden ein überaus herzliches Schreiben ge richtet, dessen Inhalt sich auf den bekannten Etiketten-Konflikt bezieht, der^ gelegentlich d« Anwesenheit deS ZarenpaareS in Darmstadt durch die etwas formlose Ablehnung, welche der Besuchsabsicht deS GroßherzogS entgegengesetzt wurdL hervorgerufeu worden war. Durch dieses Schreiben ist nun die unliebsame Affttre, welche so viel Aufsehen und Unwillen in den weitesten Kreisen der Bevölkerung verursacht hafte, end gültig beigelegt, nachdem al» sichtbares Zeichen der Aussöhnung der Höfe von Karlsruhe und Darmstadt, der Besuch deS GroßherzogS und der Großherzogin von Hessen am «wähnten Hofe vorangegangen war. * Die nunmehr unterzeichneten Vereinbarungen zwischen Deutschland und China- beziehen sich dem Vernehmen deS ,Hamb. Korr/ nach auf vier Punkte, nämlich den formulierten Pacht vertrag über dar Gebiet an d« Kiaotschau-Bucht, die Konzession für Eisenbahnen, die Konzession für Bergwerke und endlich die Gewährung von Vorrechten für Handel und Industrie in der Provinz Schantung. »Bezüglich d« Neuwahlen zum Reichstage kann die .Kreuzztg.' nach an maßgebender Stelle eingeholter Information feststellen, daß bis jetzt bestimmte Termine für die Wahlen noch keineswegs in Aussicht ge nommen find. »Nachdem der Reichstag bei der -weilen Lesung deS Militäretats die Mittel zu einer Verbesserung der Soldatenkost bewilligt Has, ist von der Militärverwaltung ein Entwurf zu einer neuen Vorschrift über die Friedensverpflegung fertig gestellt worden, der bereits zuni Druck vorliegt. ES tritt danach zu der biShevnverabreichten Morgen- und Mittag kost eine Abendkost hinzu, die allerdings nicht, wie mau sie kurzweg gewöhnlich bezeichnet hat, immer eine warme sein soll. »Die Weiterberatung deS Flottenge setz e S ist auf die Tagesordnung der DonnerS- tagfitzung gesetzt Wörden. Wie man in gut unterrichteten parlamentarischen Kreisen annimmt, wird der Reichskanzler namens der verbündeten Regierungen beim Beginn d« Sitzung die Er klärung abgeben, daß die etwa «forderlich werdenden neuen Steuern..zur Deckung der Mehrbetrages der Flotteü-Vorlage auf die leistungsfähigsten Schultern gelegt werden sollen. Hiermit wird die Mehrheit der Kommission sich zufrieden geben, die vorliegenden Deckungsan träge für «ledigt ansehen und in die -weite Lesung der Vorlage eintreten. Man hofft die zweite Lesung im Plenum beginnen zu können. * Gegen die LieberschenDeckungS- antrLge zum Flottengesetz bringt die »Augsb. Abendztg.' einen offiziösen Artikel, worin die Anträge auch in ihrer abge schwächten Form für unannehmbar erklärt werden. Wie daS Blatt bestimmt wissen will, hat auch die bayrische Staatsregierung sich in ganz entschiedener Form gegen die genannten Anträge erklärt, weil jeder direkte Eingriff in da» Besteuerungsrecht der Einzel staaten ebenso bestimmt wie energisch abge ehnt werden müsse. Man sei seitens der maßgebenden Kreise in Bayern absolut gegen jeden Eingriff in die durch die Verfassung gewährleistete Finanz hoheit der Bundesstaaten. »Nach der im ReichSeisenbahnamt aufge stellten Nachweisung der auf deutschen Eisen bahnen — ausschließlich Bayerns — im Monat Januar d. I. vorgekommenen Betriebs unfälle waren zu verzeichnen: Entgleisungen auf freier Bahn 2, in Stationen 19, Zusammen stöße auf frei« Bahn 4, in Stationen 24, sonstige Betriebsunfälle 161, zusammen 210. Die Betriebslange betrug 40074 Kilometer, an Zugkilometern wurden geleistet 29 361497, sodaß je ein Unfall auf 191 Kilometer Betriebs länge oder auf 139 817 Zugkilometer entfällt. Bei den Unfällen wurden getütet 8 (88 verletzt) Reisende, 36 (10h) Bahnbeamte und Bahn- «Leit« im Dienst, — (12) Post-, Steuer-, Telegraphen-, Poltzeibeamte rc. im Dienst und 19 (ib) fremde Pasonem einschließlich der nicht im Dienst befindlichen Beamten und Arbeit«, ab« ausschließlich der Selbstmörder, zusammen getötet 63, »Hetzt 170 Personen. - »In Meiningen hat d« Landtag den An trag auf strengeren S ch u tz derStngvögel gegen Vogelfang im Thüringer Walde ange nommen. »Am 13. Januar d. starb in Kamerun d« bekannte „K » nig Bell» im Mer von 70 Jahren, wobei er etwa ein Mertelhundert Witwen hinterließ. Bekanntlich löste daS Deutsche Reich im Jahre 1885 bei Uebernahme der Schutzherrschast über Kamerun die Herrscher rechte diese» Häuptlings ab, wofür derselbe unt« Belassung deS KönigStuelS eine Jahres- rente erhielt. Die Frage, ob nun sein ältester Sohn Augustin Manga Bell berechtigt sein wird, den KöniaStitel wetterzuführen, dürfte bald die deutsche Kolonialverwaltung be schäftigen. Etwa» „brennend«" ab« ist im Augenblick die Frage, ob das Reich die Ver sorgung der Witwen deS Königs übernehmen wird. Oesterreüh-Ungarn. »Die .Wiener Abendpost' bemerkt unt« Hinweis auf den ähnlichen Vorgang bei d« Feier deS 40 jährigen RegierungSjubi- läumS des Kaisers Franz Joseph, es ent spreche am meisten den hochfinnigen Abfichten deS Kaisers, auch den Gedenktag dec Vollendung der fünfzigjährigen Regierung nicht durch fest liches Gepränge, und feierliche Veranstaltungen, sondern durch Werke der Nächstenliebe gefeiert zu sehen. »Der frühere österreichisch - ungarische Bot schaft« am Berliner Hof, Graf Emmerich Szechenyi, ist am Freitag in Budapest gestorben. Er hatte kürzlich sein 73. Lebens jahr vollendet. 8r««krei». »Die meisten gemäßigten Blätter Frank reich» bekämpfen den Beschlußantrag von zwei hundert Abgeordneten betr. die zweijährige Dienstzeit. Diese sei lediglich eine Wahl reklame und habe wenig Ausficht auf Ver wirklichung. > »Bei der Beratung über die Reform der Gewerbesteuer versprach der Finanzminister Eochery, die Frage ein« den in Frankreich an sässigen Ausländern aufzuerlegenden Taxe in Erwägung zu ziehen. Schweden-Norwegen. » In Norwegen herrschen bisher noch mannig fache Einschränkungen des Wahlrechts, nament lich ist letzteres an einen Zensus geknüpft, d« große Schichten der Bevölkerung auSschließt. Darin soll jetzt Wandel geschaffen werden. Nach einer Meldung aus Ehristiania hat sich d« Konstitutionsausschuß mit 5 gegen 2 Stimmen dafür ausgesprochen, daß allen über 25 Jahre asten Männern mit Einschluß deS Gesindes, das allgemeineStimmrecht verliehen werde. Spanien. »Auf den Philippinen -eigen sich wieder Aufstandsregungen. Eine Abteilung von 8 Mann der Garnison Bolinao ist durch auf rührerische Eingeborene abgeschnitten worden; zum Ersatz find Truppen nach Manila abge gangen. Balkanstaate«. * Die türkische Regierung hat angeblich be schlossen, mit Serbien und Rumänien Beziehungen freundlichster Art zu suchen, um ein Gegen gewicht zu der bulgarischen Spannung zu gewinnen. Nach Belgrad sei bereits ein Adjutant des Sultans mit einer vertraulichen Aufgabe in diesem Sinne abgereist. »DaS Gesetz über die Finanzauf sicht in Griechenland ist amtlich veröffentlicht worden. Die Räumung Thessaliens von den türkischen Truppen soll nun Anfang April be ginnen und Mttte Mai durchgeführt sein. Deutscher Reichstag. Am 11. d. wird die zweite Beratung der Novelle zum Postdampfer - Subventionsgesctz bei 8 1 fortgesetzt, durch welchen die Erhöhung der Subvention um 1'/, Mill. Mark für die Ein richtung vierzehntSgiger Fahrten nach China fest gesetzt wird. Abg. Ham macher (nat.-lib.): Abg. Molken- buhr hat es gestern so dargestellt, als komme die Subvention nur einer großen Gesellschaft zu gute. Diese Annahme ist aber durchaus irrig. Der Lloyd hat bei dem bisherigen Betriebe etwa 5 Mill. Mark Verlust gehabt. Um die Linien für westliche Landes teile noch nutzbringender zu gestalten, möchte ich die Fortsetzung der Verhandlungen mit der holländi schen Regierung über das Anlaufen in Rotterdam empfehlen. Slbg. Richter (frs. Vp.): Wir unterschätzen nicht den Wert der Verbindung mit überseeischen Ländern, aber solche Verbindungen zu schaffen, muß Sache der Privatunternehmer bleiben. Die Sub- vcntionS-Linien haben bis jetzt wenig zur Entwicke lung unseres Handels beigctragcn. Die Beispiele Frankreichs und Englands, die allerdings höhere Subventionen bezahlen, können für uns nicht maß gebend sein, denn bei ihnen waren zur Zeit der Schaffung der Subventionslinien ganz andere Ver kehrsverhältnisse. Meine Freunde stimmen jeden falls gegen die Vorlage. Graf PosodowSky: Ich habe bereits in der ersten Lesung erklärt, daß eine billigere Beförderung von Ausländern im allgemeinen nicht zuzulasscn ist. Der Lloyd darf nur einen Rabatt auf die Passage preise bewilligen ; es darf aber auch dadurch keine Bevorzugung von Ausländern vor Inländern ein treten. 8 1 wird darauf angenommen gegen die Stimineu der freisinnigen Volkspartei und der Sozialdemokraten. Ebenso debattelos die 88 2 und 3. Als 8 4 hat die Kommission die Bestimmung in das Gesetz eingefügt, daß die Dampfer für die ost asiatische Linie abwechselnd von Bremen und Ham burg ausgehen müssen. - Abg. Molkcnbuhr (so-.) beantragt dazu einen Zusatz, durch welchen der Unternehmer verpflichtet werden soll, für die Ausreise der Dampfer so viel Iveiße Schiffsleute anzumustern, als die Dampfer nach dem vom Reichsamt des Innern herausgc- gebmen Handbuch für die deutsche Handelsmarine an Besatzung haben sollen. — Redner begründet diesen Antrag mit den Rücksichten auf die Sicherheit der Fahrt, aber auch aus die Gesundheit der Mann schaft, da wiederholt die Lepra durch chinesische Schiffsleute verbreitet worden sei. Aus Antrag deS Abg. Frhrn. ».Stumm (frci- kons.) werden in Verbindung damit die von der Kommission beantragten Resolutionen, nach denen ») dem Reichskanzler die Ermächtigung erteilt werden soll, landwirtschaftliche Produkte (nut Ausnahme von Tabak, Häuten, Fellen und Wolle) von der Einfuhr durch die subventionierten Dampfer nach deutschen, belgischen und holländischen Häsen aus- zuschließe», tz) in den abzuschließendcn Verwögen festgesetzt werden soll, daß farbige Schiffsmannschanen auf der australischen Hauptlinie in der Regel nicht, auf der ostasiatischcn Hauptlinie aber nur für den ! Dienst in den Maschinen- und Kesselräumen insoweit > verwendet werden dürfen, als die Verwendung euro- , päischer Mannschaften auS gesundheitlichen Rück- ' sichten unthunlich ist. » In d« Verhandlung deS Appellations gerichts gegen die wegen Ermordung StambulowS Angeklagten ließ der Staats anwalt die Anklage gegen Tüfektschiew fallen, nachdem eS diesem gelungen war, ein völliges Alibi beizubrinaen. Der Gerichtshof sprach darauf Tüfektschiew frei. Die Verurteilung de» mttangellagten Droschkenkutschers Azow wurde aufrecht «hatten. Die Angeklaäten Bone Georgien» und Haliu wurden att die Mörder tu eoutll«»oi»m verurteilt. Amerika, »Ueb« den Abschluß einer Bündnisses -wischen England, den Ber. Staaten und Japan sollen nach ein« Meldung de» .Daily Telegraph' au» New York Verhandlungen schweben. «sie». »In Japan ist ein oberster Kriegs- rat unter dem Vorsitz des Kaisers gebildet worden, dem sämtliche Marschälle und Admirale angehören. Zum Chef deS Gennalstabe» wurde General Kawakani, der im Vorjahre eine Studiemeise im russischen Zentralasien gemacht hat, ernannt. Fern« heißt eS, daß sieben Divisionen mit einem Effektiobcftande von 150000 Mann in den Stand der Kriegsbereitschaft ge setzt werden söllen. Zwischen zwei Wetten. 10) Roman von Ltzuise Cammerer. lS^siwung.» Eine Ahnung dämmerte in Burg« auf. „Errate ich recht? Miß DaviS' Dienerin nimmt dein Interesse in Anspruch?" „Mein Interesse?" — Hany lächelte glück-, lich vor sich hin. „Jeden Gedanken meiner Seele, jeden Schlag meiner Herzens. Ich liebe sie mit d« ganzen Glut ein« ersten, heißen, innigen Liebe und ich wußte, daß meine tiefen, reinen Empfindungen «widert wurden." „Wie aber soll sich d« gordische Knoten lösen?" fragte Burger ernst. „Du bist verlobt mit der Dame deS HauseS, unterhältst daneben eine Liebschaft mit deren Dienain und mir scheinst du die Rolle deS Intriganten in deiner Liebeskomödie anzuweisen. Es bedurfte mein« ganzen Selbstbeherrschung, dich nicht bloßzu stellen, Harry. Was beabsichtigst du mit der ersonnenen Erbschastsgeschichte?" „Durch deinen Beistand dem lieben Mädchen Wied« näher zu kommen. Hätte ich dich vorher in mein Vertrauen gezogen, würdest du mir denselben versagt haben. Mn du Miß DaviS persönlich kennen gelttnt, wirst du eS nicht ver- dammungSwert finden, wenn ich mich um jeden Preis von diesen Fesseln loSzumachen suche." „Gewiß nicht, Harry," entgegnete Ernst herz lich, „doch warum gehst du nicht offen vor, warum erniedrigst du dich zu solch komödien haften Mitteln, und wie soll ich die Erbschafts angelegenheit wetterführen?" „Du sollst kl« sehen, völlig Hat," beruhigte ihn dieser. „Eine feindliche Lösung meiner Ver lobung würde meinen Vater und mich in der ganzen Geschäftswelt New Jorks mißkreditieren und mich für immer mit ihm entzweien. Dies Schlimmste will ich noch immer zu vermeiden suchen. Deshalb soll sich die Lösung auf andere Weise vollziehen. Außer diesen geschäftlichen hindern mich persönliche Rücksichten an einem schroffen, voreiligen Vorgehen. Ich bin ge schäftlich stark an Mister DaviS' neueren Unter nehmungen beteiligt. Die großen Summen, die ich ihm zur Verfügung gestellt, plötzlich zurück ziehen, hieße ihm ein offenes Mißtrauensvotum erklären und würde einen ziemlichen Skandal in d« New Dorker Handelswelt heraufbeschwören. Deshalb wäre eS mir lieb, du gingst nach Cincinnati und stelltest dort Nachforschungen über den Stand d« Angelegenheiten an. Doch vorher will ich mich mit Susanne »«ständigem damit wir nach deiner Rückkehr die Reise nach Deutschland antreten können." „Meine Partnerin in der deutschen Millionen- schwindelerbschast heißt also Susanne; ich fange an zu verstehen," sagte Ernst lachend, „aber wie soll ich mich mit den Familienverhältnissen meiner unbekannten Verwandten vertraut machen?" „Durch wen anders, als durch mich, Ernst. ^Susanne ist mir nicht fremd; schon bei ihr« An kunft in New Jork habe ich das jünge Mädchen v« Geftchren zu behüten gesucht. Ich hatte mich an den Hufen begeben, um nach einem unser« Schiffe tzmSzuspähtn, welche» nach uns«« Be rechnung schon zwei Tage früher eintreffen mußte unv npch immer Huf sich warten ließ. Statt diese« lo« ein Personendampfer eingelaufen. Eine augenblickliche Laune fesselte mich an den Platz. Du kennst unsere Verhältnisse nicht, und hast kein Urteil, wie rasch so ein leicht gläubiger, vertrauensseliger Auswanderer in die Hände irgend eines durchtriebenen Gauners fallen und um den letzten Rest seiner Habe kommen kann. Berüchtigte, gewissenlose Agenten treiben sich am Hafen umher, um ihre hinter listigen, geschäftlichen Vermittelungen anzubieten. Weibliche Harpyen lauern gleichfalls auf Opfer, — wie die Katze auf einen ahnungslosen Vogel. Unt« den Reisenden, welche daS Schiff zuletzt verließen, befand sich Susanne. In der rechten Hand einen kleinen Koffer haltend, stand sie mit einem Ausdruck von Angst und bang« Unruhe in dem schönen Antlitz am Hafen. Ich fühlte mich wie am Boden festgewurzelt, nie hatte ich ein lieblicheres, anmutigeres Wesen gesehen. Unschlüssig, ob ich eS wagen solle, ihr meine Dienste anzubieten, sah ich, wie eine der weib lichen Hafenhyänen d« Fremden sich näherte und mit ihr im Gewühl dn Menschen ver schwand. Einen mir bekannten Polizisten heranwinkend, gab ich ihm den Auf trag, daS Pa« zu beobachten und im Falle meine Wahrnehmung sich bestätigen sollte, daß daS junge Mädchen in einen Hinterhalt gelockt würde, mir unverzüglich Mitteilung zu machen. Auch versprach ich ihn für seine Mühe reichlich zu belohnen. Schon «ach einigen Stunden kam « in Begleitung' de» jungen Mädchen» an den von mir bezeichneten Ort. Susanne sah bleich und niedergeschlagen Staatssekretär Graf Posadowsky bittet, dem Antrag Molkenbuhr keine Folge zu geben. Ganz vermeiden lasse sich die Verwendung farbiger Mannschaften schon aus klimatischen Rücksichten nicht. Die Besorgnis deS Antragstellers sei über trieben. Abg. Heim (Zentr.) beantragt zu 8 4 fol genden Zusatz: „Der Unternehmer ist zu verpflichten, al» Rückfracht nach europäischen Häfen Getreide, Fleisch oder Molkereiprodukte nicht zu befördern." — Er halte es für richtiger, diese wichtigen Forde rungen direkt in da» Gesetz aufzunehmen. Abg. v. tzevetzow (kons.» beantragt, in den Antrag Heim auch die Wolle aufzunehmen, nnd zwar hinter dem Worte „Fleisch". — Die Land wirtschaft habe von der Vorlage keinen Vorteil, da soll« man aber doch wenigstens verhindern, daß sie ihr Schaden zusügt. Abg. Frhr. v. Stumm (freikons.) erklärt, der Antrag Heim sei für ihn völlig unannehmbar. Ein für die Industrie so unentbehrliches Rohprodukt wie di« Wolle sollte man auf keinen Fall von der Be förderung aut diesen Linien auSschließen. Abg. Graf zu Inn- und Knyphausen (kons.) beantragt für die Resolution a der Kom mission folgende Fassung: „Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, mit dem Norddeutschen Lloyd eine Ver einbarung dahin zu treffen, daß der Reichskanzler die Befugnis erhält, landwirtschaftliche Produkte, di« mit denen der deutschen Landwirtschaft kon kurrieren, von der Einfuhr durch die subventionierten Dampfer nach deutschen, belgischen und holländischen Häfen auSzuschlicßen." Abg. Hermes (ft. Vp.) erklärt sich gegen alle Anträge, von denen für die Landwirtschaft in keinem Fall em Erfolg zu erwarten sei. Abg. v. Ploetz (kons.) kann sich von der An nahme bloßer Resolutionen nichts für die Land wirtschaft versprechen. Seine Freunde würden für die Anträge Heim nnd Levetzow stimmen. Staatsiekretär Graf Posadowsky bittet daS Haus, sich ans die Resolution der Kommission ödere die Resolution Inn- nnd Knyphausen zu beschränken. Abg. Barth beantragt namentliche Abstimmung über den Antrag Levetzow. In namentlicher Abstimmung wird zunächst der Antrag Molkenbnhr mit 172 gegen 39 Stimmen abgclehnt. Der Antrag Levetzow (betr. Verbot der Be förderung von Wolle als Rückfracht > wird ebenfalls in namentlicher Abstimmung, mit 157 gegen 47 Stimmen abgelehnt. Der Antrag Heim wird ebenfalls abgelehnt und darauf 8 4 unverändert angenommen. Die Resolution Inn- nnd Knyphanftn nnd die Resolution der Kommission betr. die Verwendung farbiger Schiffsleute werden ebenfalls ange nommen. Die Kommission beantragt schließlich noch eine dritte Resolution, der Reichskanzler wolle dahin wirken, daß die Erhebung von Schiffahrtsgebühren auf dem Main unterbleibt. Abg. Hammacher (nat.-lib.) verweist demgegen über auf die Zuschriften auS Jnteresicntenkrci en, nach denen großer Wert auf die Abgabenfreibeit für die Wasserstraße gelegt werde, die Süddeutschland den Weg zum Meere öffne. Die dritte Resolution wird nach kurzer Debatte ebenfalls angenommen. Nächste Sitzung: Dienstag. UIrrxsti'M r Landtag. In der am Freitag im Abgeordnetenhause fort gesetzten Beratung des.Kultusetats wurde zunächst das Kapitel „Universitäten" erledigt. Gegenüber einer Anregung des Abg. Frhr. v. Zedlitz erklärte Ministerialdirektor Althoff, die Negierung balle eS nach wie vor für das zweckmäßigste, die national ökonomischen Lehrstühle bei der philosophischen Fakultät zu belassen. Abg. Virchow wünschte Ein führung volkstümlicher Hochschmkurse. Auf Anfrage deS Abg. Friedberg (nat.-lib.) über die vom .Vor wärts' gebrachte Schcrzunchricht in betreff der Ent fernung akademischer Lehrer, die „staatsgcfährliche" Bestrebungen unterstützen, aus dem Amte, erwiderte Minister Bosse, der .Vorwärts' hätte sich mit dieser Notiz gründlich hineinlcgen lassen. Die Beratung wurde bcimKapitcl „HöhereLehranstalten" abgebrochen. Don Uah «nd Fern. Kassel. Der Stadt Kassel ist von eine« ehemaligen Bürger, dem Badbefitzer Lenoir in Meran, zum zweiten Mal eine Stiftung für woh thätige Zwecke vermacht worden. Die eine halbe Million Gulden betragende Stiftung be zieht sich hauptsächlich auf Gründung und Unterhaltuug von Waisenhäusern. Müntter. Hi« wurde ein Sträfling des Zuchthauses, der die Flucht ergriffen hatte und auf den Haltruf des Militärpostens nicht stehen blieb, von letzterem erschossen. aus, Thräne um Thräne rollte üb« ihr feine» Antlitz. „Diesem Mister haben Sie es zu danken, daß Sie nicht das Opfer einer ganz gemeine« Betrügerin geworden find, sagte der Hafen polizist ernst. „Mister Brown, wollen Sie sich vielleicht noch so lange der dentschen Miß an- nehmen, bis es mir gelungen, der geriebene« Gaunerin einen Teil der Habseligkeiten zu ent reißen, welche sie entwendet?" „Wie soll ich Ihnen für so viel Güte und Teilnahme danken," unterbrach ihn die Fremde, mit den schönen, thänenvollen Augen zu mir aufschauend, „ohne Ihre gütige Fürsorge wäre ich vielleicht zu Grunde gegangen." „Sie find mir gar keinen Dank schuldig, Fräulein", gab ich ihr freundlich zur Antwort, „als Mitglied eines Vereins» der sich die Auf gabe gestellt, unerfahrene, harmlose Auswanderer vor Schwindlern zu schützen, war es meine Pflicht, Sie zu warnen. Zufällig wurde ich Zeuge, wie man Sie umgarnte und traf meine Anordnungen. Sind sie der englischen Sprache mächtig und haben Sie Verwandte in New Dork?" „Ein Bruder meines Großvaters ist schon vor fünfzig Jahren auSgewandert," erzählte sie treuherzig, „allein mein Vater sprach nichi ger« davon. ES mögen wohl dunkle Familienge schichten damit »«knüpft gewesen sein. Wir haben nie eine Botschaft von ihm gehört und ich durste nie nach ihm fragen. Der Großonkel wird in d« neuen Heimat wohl so arm ge blieben sein, wie wir in der alten," fügte sie mit trübem Lächeln hin-v, „und hat deshalb nicht» von sich hören lassen.'
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