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Auerthal-Zeitung : 13.03.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189803135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980313
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-03
- Tag 1898-03-13
-
Monat
1898-03
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 13.03.1898
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Aus Kendo«. Im allgemeinen ist man geneigt, das Leben der „Höchsten" der Erde für sorgenlos und materiell glänzend fundiert zu Haven. Dem Nachdenkenden aber drängt sich die Frage auf: Ist das Los eines Prinzen wirklich so schön und verlockend, wie eS den Anschein hat? Und die Beantwortung einer solchen Frage führt zu einer weiteren: Wieviel kostet es, als Prinz zu leben? Als im vorigen Jahr beantragt worden war, das Einkommen des Prinzen von Wales, das bis dahin schon die Summe von 2 800 000 Mark überstieg, beträchtlich zu erhöhen, und Gericht-Halle. Alts««. Mittwoch nachmittag fiel der Urteils pruch des SecamtS wegen des Unterganges der Bark „Poncho" mit der gesamten Mannschaft durch Zusammenstoß mit dem KoSmoSdampfer „Karnak". Kapitän Kopp vom „Karnak" wurde das Patent für das Schiffergewerbe entzogen: der Steuermann Thiessen erhielt eine Rüge. Ha-en. Vor der Strafkammer hatten sich sieben junge Burschen au» Iserlohn wegen sechsund zwanzig Diebstählen zu verantworten. Da» Haupt der Bande war der achtzehnjährige Arbeiter Wilhelm Schmidt, fünf seiner Genossen sind noch schulpflichtig. Da» Gericht erkannte gegen Schmidt auf 18, gegen die anderen auf 4—9 Monat Gefängnis. Hamburg. Da» Landgericht verurteilte den Führer Marwitz de» Dampfers „Abendrot" wegen Verschulduug des Zusammenstoßes mit einem Arbeiterfährschiff, wobei sechs Arbeiter ertranken, zu 1»/r jährigem Gefängnis. München. Das Landgericht München ver urteilte nach dreitägiger Verhandlung wegen des GcwölbccinsturzeS im Maximiliank-ller am 17. Novem ber 1897 den Baumeister Klinger und den Polier Henke zu je drei Jahr Gefängnis. Erbschaften gehören sogar in unserm mit Besitz so reich bedachten Amerika zu den Seltenheiten. Waren Ihre Nachforschungen nach der Glücks partnerin von Erfolg belohnt, Mister Burger?" „Ms jetzt habe ich sie noch sehr lau be trieben," erwiderte Ernst mit leichtem Hohn. — Noch immer vermochte er nicht, der Erdichtung Harrys eine Deutung zu geben. „Wenn die Misters nicht bereit» anders be stimmt, bitte ich Sie, unsre Tischgäste zu sein," sagte Ellinor artiger. „Die Badesaison bringt unerträgliche Langewelle mit sich, die fashionable Welt New Yorks befindet sich lange auswärts. Papa kann leider noch immer nicht fort. Das neue Unternehmen in Cincinnati macht ihm zu viel Arbeit, außerdem erwarten wir in diesen Tagen deutsche Geschäftsfreunde meines Vaters, die gleichfalls bet dem Unternehmen beteiligt find. Wir wollen zusammen die Niagarafälle besuchen. Werden Sie mit bei der Partie sein, Hany?" >! „Wenn es in Ihren Wünschen liegt, gewiß, Ellinor," gab dieser verbindlich zur Antwort. „Und nun bitte ich die Herren, mir in den Sprtsesaal folgen zu wollen." Sie drückte an den ihr zunächst liegenden Mechanismus, dessen Ruf sofort Folge geleistet wurde. Ernst war erstaunt von dem Liebreiz der Gestalt, welche unter dem goldgestickten Thür- vorhang erschien. „Sie befehlen. Miß Davis?" ES war eine weiche, wohlklingende Mädchen stimme, welche das Englische mV deutschem An klang aussprach. „Sind meine Anordnungen betreffs derAbend- täfel genau befolgt?" „Gewiß I" „Gut, bringen Sie mir Shawl und Fächer!" Das junge Mädchen brachte die gewünschten Gegenstände und überreichte sie mit respektvoller Verbeugung der Gebieterin. Mit einer nachlässigen Bewegung nahm Ellinor Shawl und Fächer, ihr Blick glitt mV vornehmer Gleichgültigkeit über die Dienerin hinweg. „Ueberwacheu Sie das Dienstpersonal und wagen Sie Sorge, daß keine Nachlässigkeit vor kommt." Mit einer hochmütigen Gebärde nahm Ellinor die Schleppe ihres Kleides an sich und rauschte hinaus. Burger blickte noch einmal zurück. DaS junge Mädchen stand noch immer unter dem goldgestickten Vorhang, von dem ihre Erscheinung sich abhob, wie ein Gemälde auf einem Goldgrund. Ihre Figur, obwohl nur mittelgroß, zeigte da» harmonischste Ebenmaß. Der kleine, zier liche Kopf vermochte die Fiille blauschwarzer Zöpfe, welche ihn deckten, kaum zu wagen. Einzelne Löckchen entzogen fich eigenwillig der geschmackvollen Frisur und kräuselten fich um Stirn und Ohren. Auch Harry» Blick suchte sie noch beim Hinaus- gehen in heißer, flehender Bitte und trieb eine Blutwelle in das bleiche, schöne Mädchen angesicht. Miß Ellinor schritt voran. „Haben Sie sich meine häusliche Stütze an gesehen, Mister Burger?" wendete sie fich fragend diese Erhöhung auch bewilligt wurde, war man im Publikum nicht wenig entrüstet darüber. Man war nur allzu geneigt, den englischen Thronfolger einen Verschwender zu sckelten. Von da aus ist kein großer Schritt zu der Frage: Was alle» hat jener Prinz von seinem Einkommen zu bestreiten? Da ist zuerst das Schloß des Prinzen, Marlborough House, im stände zu halten. Das will nicht wenig sagen, denn es ist ein Palast, so großartig angelegt und luxuriös auSgestattet, daß er wohl einem Millionär zum Aufenthalt dienen könnte. Er erfordert einen Troß von mehr als hundert Dienern, deren Gehalt allein wöchentlich mehr als tausend Mark beträgt. Der Prinz hat jähr lich eine ungeheure Summe für elektrische Be leuchtung und die gewöhnlichen Ausgaben im Haushalt zu bezahlen, und waS seine Ställe kosten, die nie weniger al» dreißig oder vierzig Pferde aufweisen, so macht das dar Einkommen eines hohen Beamten aus. Für den Aufent halt des Prinzen in den schottischen Hochlanden ist eine Summe von jährlich achtzig- bis hunderttausend Mark ausgesetzt. Und dann ist da noch eine andere Besitzung, Sandringham, mit hundert Dienem nebst dem Jagdschloß mV Zubehör zu erhallen. In London muß der Prinz auf das großartigste repräsentieren. Hat er doch die Pflicht, die Kaiserin und Königin in fast allem zu vertreten. Im Herbst gibt er vier oder fünf Gesellschaften in seinem Palast und vier oder fünf Bälle im Laufe des Jahres, und alles muß dabei natürlich seiner Lebensstellung entsprechend sein. Er ist verpflichtet, hohe Summen für wohlthätige Zwecke zu zeichnen, ist Protektor von über zwanzig Wohlthätigketts« Anstalten und empfängt jährlich mehr Bettel briefe, als irgend eine Person sonst im König reiche. Er gibt im Jahr für solche Anforde rungen mehr als vierzigtausend bis sechzig tausend Mark aus. Was nun die persönlichen Ausgaben deS Prinzen in seiner Kleidung an langt, so ist er darin bekanntlich etwas extra vagant. In ganz England geht die Sage, daß der Prinz von Wales alle vierzehn Tage einm neuen Anzug und neuen seidenen Cylinderhut hat, und wer den Prinzen öfter sieht, ist nur allzu geneigt, dieser Mitteilung Glauben zu schenken. Er hatte im Laufe seiner Karriere beinahe hundert Uniformen anzuschaffen, von denen einzelne 3400—3600 Mk. daS Stück kosteten. Ein neues Paar Handschuh trägt er einmal, und sein Vorrat an Hemden soll ein ansehnliches Warenlager bilden. Kurzum, man würde sehr fehlgreifen, wenn man für deS Prinzen Kleidung eine geringere Summe als 20000 Mk. jährlich ansetzen würde. Die Prin zessin von Wales braucht beträchtlich mehr. Groß sind auch die Geschenke, die ein könig licher Prinz zu machen hat. ES ist ein Faktum, daß bei der Krönung de» vorigen russischen Kaisers der Herzog von Edinburg die Summe von 30 000 Mk. als Geschenk für die Diener zurückließ. Wenn man nun noch in Anrechnung bringt, waS der Prinz an Gehältern für seine Angestellten, abgesehen von der eigentlichen Dienerschaft, herzugeben hat, so wird man all gemach dazu kommen, den Versicherungen der Freunde des Prinzen Glauben zu schenken, die da sagen, daß er oft nicht weiß, wie Einnahme und Verbrauch in Einklang zu bringen find. Knntes Allerlei. Wetteranzeiger. Ein wohlfeiler Wetter anzeiger, der wegen seiner Zuverlässigkeit be sonders empfohlen wird, ist folgender: Man setzt in einen Blumentopf den sogenannten Hühnerdarm (Pimpernel), ein besonders in Gärten häufig vorkommendes Unkraut. Die kleinen weißen Blüten zeigen die Witterung an. Sind sie halb geschlossen, so regnet eS sehr bald; während der Dauer des Regen» find sie ganz geschlossen; find sie aber ganz offen, so kann man darauf rechnen, daß eS innerhalb 6—10 Stunden nicht regnet. Auch ein Trost. Erster Schriftsteller: „Was meinen Sie, lieber Freund, unser Kollege Müller hat mich den größten Dummkopf unseres Jahrhunderts genannt, soll ich ihn fordern?" Zweiter Schriftsteller: „Ach laß; das Jahr hundert ist ja bald zu Endel" Mühlhausen, Thür. Ein Stuttgarter Monteur, der hier eine Dampfmaschine aufge stellt hatte, kam bei der ersten Probe dem Kamm rad zu nahe und wurde in da» Getriebe hinein gezogen. Dem Beklagenswerten ist die Brust gräßlich zerfleischt; andere schwere Verletzungen hat er an Kopf und Arm erlitten; sein Zustand ist lebensgefährlich. Strastburg. Ein Luftschiffer-Kongreß wird hier auf Einladung deS Vorfitzenden der inter nationalen Kommission für die Erforschung der oberen Luftschichten am 28. d. abgehalten wer den, um die Ergebnisse festzustellen, welche bis her durch den Aufstieg von Freiballons zu großen Höhen erzielt wurden, um Maßnahmen zu verabreden, um die gewonnenen Beobachtun gen in geeigneter Weise zu sammeln. Auch über den Wert der deutschen DrachenballonS, sowie der amerikanischen meteorologischen Flugdrachen soll verhandelt werden. Zu dieser Besprechung ist auch eine Anzahl von Männern anderer Wissenschasten geladen, die auf ähnlichen Ge bieten der Forschung thätig gewesen find. Die Unterhandlungen werden in drei Sprachen, deutsch, französisch und englisch, geführt werden. Karlsruhe. Die Verhandlungen der zweiten badischen Kammer und ihr mit einer Stimme Mehrheit gefaßter Beschluß, daS chauvinistische Beiwerk aus unseren Volkslesebüchern auSzu- tilgen, haben wenigstens eine annehmbare Frucht gezeitigt, nämlich einen guten sogen. Karlsruher Witz. Seit längerer Zeit nämlich wohnt ein Mitglied der badischen obersten Schul behörde in der „KriegSstraßc" und eS läßt fich nicht verkennen, daß durch die Fortdauer dieses Zustandes unter den Schülern weithin im Lande unerfreuliche chauvinistische Vorstellungen erweckt werden können. In der That soll in folge deS erwähnten Kammerbeschlusses an jenen Beamten die Aufforderung gerichtet worden sein, seine dermalige Wohnung in der Kriegsstraße zu kündigen und in die mehr südlich gelegene neue „FriedenSstraße" zu ziehen. Die Wirkung dieses Umzugs könnte für die Friedensfreunde nur hocherfreulich sein. Posen. Der 26 jährige Sohn deS Besitzers Pielsch in Lipinhauland putzte im Stalle daS Gewehr. Plötzlich entlud sich die Waffe, und die Ladung Schrot ging dem jungen Manne in den Unterleib, so daß die Eingeweide heraus traten. Der sofort gerufene Arzt konnte nur noch den bereits eingetretenen Tod feststellen. Bozen. Infolge anhaltenden RegenwetterS fand im Eisack-Thale ein kolossaler Bergsturz statt, so daß die Eisenbahnzüge mehrstündige Verspätungen erlitten. Die ganze Gegend vom Brennerthal bis nach Mailand ist von einer UeberschwemmungSkatastrophe bedroht. Paris. Man hat sich jetzt dahin ent- schlossen, den Pavillon de Flore deS Louvre- Palastes für die auswärtigen Fürstlichkeiten, die im Jahre 1900 zur Weltausstellung nach Paris zu kommen gedenken, Herrichten zu lassen. Die erforderlichen Arbeüen an diesem Flügel deS allen Palastes, der für den kaiserlichen Prinzen zu Ende der 60er Jahre erbaut worden war, sollen noch in diesem Jahre in Angriff ge nommen werden. Belgrad. Zwischen der serbischen und rumänischen Regierung wurde ein Vertrag ab geschlossen, eine Donaubrücke zwischen Kladowo und Tum-Severin auszuführen. Der Brücken bau wird von der rumänischen Regierung aus- geführt. Die Donau-Brücke will man an der selben Stelle erbauen, wo einst zur Römerzeit die TrajanS-Brücke über die Donau führte. Die für den Brückenbau in Aussicht genommenen rumänischen Ingenieure hegen die Absicht, falls fich die bestehenden römischen Pfeiler der Tra- anS-Brücke als baufest ergeben, auf denselben ren Brückenbau fortzusetzen und die vollendete Brücke dann mit den Statuen des römischen Kaisers Trajan in der Mitte, des Königs Karoly am rumänischen und deS Königs Alexander am «bischen Donau-Ufer zu schmücken. Da» M«glÜck dri Memel. Ueber daS bereits gemeldete schwere Unglück, daS sich auf der Ostsee bei Memel am letzten Freitag ereignet hat, bringt das Memeler Dampfboot' jetzt folgenden ausführlichen Bericht: Am Freitag nachmittag? begaben fich die Bommelsvitter und Mellneragger Kutter — im ganzen etwa dreißig — wie gewöhnlich auf den Lachsfang. Noch vor Mitternacht erhob fich unvermutet ein heftiger Sturm aus Westsüd west, und die See wurde plötzlich so unruhig, daß die Fischer von großer Besorgnis erfaßt wurden. Einem Teil der Fahrzeuge gelang eS noch, mit Mühe den hiesigen Fischereihafen zu erreichen, ein anderer Teil dagegen war nicht so glücklich. Gegen 2 Uhr kam der Kutter des Fischerwirtes TydeckS l durch daS Fahrwasser gelaufen und befand fich bereit» dem Moolen- köpfe gegenüber, als eine schwere Sturzsee den Mast wegbrach. Dabei wurde TydeckS schwer verletzt. Eine zweite See brachte den Kutter zum Kentern. TydeckS, der fich am Klüver baum festhielt, wurde von der See bei Mellne- raggen noch lebend ans Land geworfen, während die beiden an Bord befindlichen Knechte er tranken. Gegen 2'/, Uhr kamen die beiden Kutter der Fischer Lade und KairieS in» Fahr wasser. Der erstere, der auf zwei Bootslängen zurück war, sah, wie eine Sturzsee über dem Kairiesschen Kutter zusammenbrach und den selben samt der laut um Hilfe rufenden Mann schaft in die Tiefe zog. Der Ladesche Kutter kam glücklich in den Hafen, der KairieSsche wurde vormittags 9 Uhr bei Mellneraggen an den Strand getrieben. An dem Kutter festge bunden fand man die Leiche deS einen Mit besitzers, des Fischers Heinrich GootS. Zwei weitere Kutter wurden noch in der Nacht ohne Besatzung bei Mellneraggen, ein fünfter bei Süderspitze an Land geworfen, von dem letzteren jedoch die Besatzung, drei Mann, gerettet. Am Samstag wurden noch verschiedene Kutter ver mißt, doch find dieselben inzwischen alle glück- lich in den Hafen gelangt. DaS Unglück, daS unsere Fifcherbevölkerung betroffen hat, ist daS schwerste seit Jahrzehnten. In BommelSvitte und Mellneraggen herrscht unbeschreiblicher Jammer und Aufregung. Erfreulicherweise trifft diesmal wenigstens der Materialschaden die Be teiligten nicht so furchtbar wie in früheren Fällen, da die im Vorjahre neugegründete Fischereiverficherungskasse jetzt zum ersten Male für die Verluste eintreten wird. Von den fünf betroffenen Kuttern sind vier bei dieser Kasse versichert gewesen. Die Verunglückten hinterlassen vier Witwen und zehn Waisen. Eryst wollte ihr eben in seiner feinen Weise eine kleine Lehre geben, als Hany, dieses ver mutend, ihm zuvorkam und freundlich sagte: „Der Aufenthalt meine» Freundes in unserm gesegneten Eldorado dürste kaum einen derartigen Zweck verfolgen, teuerste Ellinor, im Gegenteil, nur die Verpflichtung, eine arme Verwandte aufzusuchen, welche in New Jork in dienenden Verhältnissen leben soll und eine ganz bedeutende Erbschaft mit dieser zu teilen, führte ihn hierher. ES gibt auch drüben sehr reiche und sehr zu verlässige Leute, die nicht allein im Besitze, sondern auch in der Ehre ihr höchstes Gut suchen." Miß Ellinor war in Bettachtung ihres Fächer» verloren. Die Worte Harrys erinnerten sie an eine dunkle Familiengeschichte, in der Mster Davis eine wenig ehrenvolle Rolle gespielt und in einen langwierigen ErbschastSprozeß verwickelt worden war, der seiner Zeit viel Staub in der New Yorker HandelSwelt aufgewirbclt, aber dennoch zu Gunsten der ärmeren Verwandten de» über reichen Amerikaners ausgefallen war. Ernst mußte indes seine ganze Willenskraft aufbieten, um nicht in Berlegenheit zu geraten. W<Ä beabsichtigte sein Freund, und warum hatte er ihm nicht vorher von der ihm zuge dachten Rolle genauere Kenntnis gegeben? „Wie interessant," sagte Ellinor^und wieder zuckte daS stolze Lächeln um ihren Mund, „und doch auch wie unangenehm für Mster Burger, «in große» Kapital mit kgend einem simplen Dienstmädchen teilen zu müssen, da» ja ver möge einer niedrig« Bildungsstufe gar nickt» mit dem Geld« anzufangen weiß. Derartige an diesen, „sie ist gleichfalls eine deutsche Er rungenschaft, ein wahres Muster an Tugend, Pflichttreue und Umsicht. Mich könnte fast ein Grauen anwandeln über so viel Sparsamkeit und häuslichen Sinn." Ernst fand auf diesen Spott keine Erwide rung. DaS leuchtende, glückstrahlende Antlitz seines Freundes gab ihm zu viel zu denken. Sie speisten ausgezeichnet, unterhielten fich noch eine Weile, so wett Miß EllinorS frösteln der Hochmut eine Unterhaltung zu stände kommen lieb, und verabschiedeten sich dann unter frohem Aufatmen. „Ich glaube, du befindest dich in einem Irr tum, wenn du annimmst, Miß David zu einem dauernden Aufenthalt in Deutschland bestimmen zu können," meinte Ernst später. „Wie ich den stolzen Charakter der Amerikanerin auffasse, wird sie fich nie einem männlichen Willen beugen, sei eS auch der ihre» künftigen Gatten." Harry lachte. „Miß DaviS? waS ist mir Miß DaviS? — Die geldstolze Dame der ameri kanischen HandelSwelt, die nicht» kennt als den eigenen Willen, paßt nicht in den Rahmen der Häuslichkeit, die ich mir drüben schaffen will. Nein, eine finnige, kluge, deutsche Hausfrau will ich um mich schalten und wallen sehen — eine Hausfrau, mit der ich jeden Gedanken meiner Seele, jede Regung meine» Herzen» teilen kann und will und die Freud und Leid de» Leben» getreulich mit mir trägt. Du hast jene, die meinem Herren teuer ist, heute gesehen, wenn auch nur für einen kurzen, flüchtigen Augenblick." Z»» (Fortsetzung folgt.) Charlottendurg. Im Hörsaal wahnfinig geworden ist ein Schüler der Maschinenbau- Abteilung der Technischen Hochschule, der au» Warschau gebürtige Techniker G. Während einer Vorlesung Prof. Kammerer» erhob fich der Unglückliche von seinem Platze und rief in polnischer Sprache: „Starrt mich nicht so an. seht ihr nicht, daß ich verrückt geworden bin! Der Hunger hat mir den Verstand geraubt!" Entsetzt blickten die Zeugen de» peinlichen Vor ganges auf den Irren. Kollegen führten G. aus dem Hörsaal, bemühten fich aber vergeb lich, ihn zu beruhigen. Einige Stunden später erschien er im Modelliersaal, wo er mehrere Landsleute antraf. Er erging sich in ver worrenen beleidigenden Redensarten und er klärte, die polnischen Kollegen seien an seinem Unglück schuld, sie hätten ihn verhungern lassen, ohne ihm zu helfen. Man brachte G. in ein Krankenhaus, wo die Acrzte eine akute Geistes störung infolge dauernder physischer Entbehrun gen konstatierten, jedoch die Hoffnung auf eine Wiedergenesung nicht ausschlossen. Stettin. Ein schwerer Unfall ist dem kommandierenden General deS zweiten Armee korps Generalleutnant v. Langenbeck in Stettin in der Artilleriereitbahn zugcstoßen. Er stürzte mit seinem Pferde so unglücklich, daß er gegen die Wand geschleudert wurde und hierbei eine starke Quetschung der linken Seite erlitt. Der General mußte mittels einer Droschke in seine Wohnung gebracht werden. — Der nach Unterschlagung von 5600 Mk. geflüchtete Handlungsgehilfe Otto Brüsewitz ist in der Ortschaft Kleinen ergriffen worden. Von dem unterschlagenen Gelbe fehlt nur ein geringer Betrag. Lübeck. Das Seebad Travemünde ist in seinen wesentlichen Terrains vom Staat an gekauft. Nun werden dort eine feste Strand promenade und verschiedene andere Verbesse rungen ins Leben gerufen, auch die bisher eine halbe Stunde vom Strande endigende Bahn wird bis an die Küste geführt, und zwar soll LaS schon bis zum 1. Juli geschehen. Neuß. In Neuß ist daS große Manufak- turwarenhauS von Rudolf van Endert ein Raub der Flammen geworden. Soweit fich bis jetzt übersehen läßt, wird der Schaden etwa eine Million betragen. DaS Feuer entstand, als abend» ein Ladenmädchen das Gasglühlicht in den Schaufenstern anzünden wollte. Ein kleines Fünkchen fiel dabei in chinesische ShawlS und bald standen alle aufgestapelten Stoffe in Flammen. Nach kurzer Zett mußten die Be wohner daS obere Stockwerk räumen. Durch den Wind wurden die umliegenden Häuser sehr bedroht, sodaß auch diese gegen 10 Uhr geräumt wurden. Der größten Gefahr war auch das Rathaus ausgesetzt, die erst beseitigt wurde, als die Düsseldorfer Berufsfeuerwehr mit 2 Dampf spritzen herbeikam. DaS Warenlager, daS völlig ausbrannte, ist wie folgt versichert: Vaterländische Gesellschaft 262 000 Mk., Phönix 68 000 Mk., Hamburg-Bremer 786500 Mk. Außerdem waren die Gebäulichkeiten bei „Rheinland" mit 122 000 Mk. versichert. Die Ladenmädchen und Bewohner des HauseS haben nichts gerettet. Hamm. Die in der Nähe von Velmede (Sauerland) belegene historisch berühmte sog. „Velleda Höhle", die in den letzten Jahren fast der Vergessenheit anheimgefallen war, wird nunmehr dank der Thätigkeit der Abteilung Bestwig deS „Sauerländischen Gebirgsvereins" dem Fremdenverkehr zugänglich gemacht werden. Bisher war eS nur Lokalkundigen mit Hilfe von Stricken und Lettern möglich, die Höhle zu besuchen. Krimmitschau. In Röblitz ließ fich ein 16 jähriger Bergarbeiter aus Aerger darüber, daß er wegen ungebührlichen Verhaltens in der Fortbildungsschule eine Strafverfügung erhalten hatte, von einem Eisenbahnzuge überfahren. Er wurde vollständig zermalmt. Zwickau. Infolge unvorsichtigen Hantierens mit einem geladenen Revolver erschoß in dem benachbarten Orte Schedewitz ein Fortbildungs schüler seinen Schwager, der ihm die Waffe wegnehmen wollte. Aus Verzweiflung hierüber ertränkte fich der junge Mann im Mühlenbach.
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