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Auerthal-Zeitung : 06.03.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189803063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-03
- Tag 1898-03-06
-
Monat
1898-03
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 06.03.1898
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Politische Kriird scharr. Deutschland. "Der Kaiser trifft, wie verschiedene Blätter melden, Anfang Mai zu kurzem Auf enthalt in Danzig ein. Der kaiserlichen Werft daselbst ist bekannt gegeben worden, daß der Kaiser den Fortgang der Arbeiten au de« Panzerkreuzer „Freya", welcher i« August zur Ablieferung fertig sein soll, und an dessen Schwesterschiff „Vineta" besichtigen Will. «Die PetitionSkommisfion deH Reichstages beschloß, diesem eine Resolution vorzuschlagen, wonach dem Kaiser die Kosten eine- Kaiser Friedrich-Denkmals aus Reichs» Mitteln zur Verfügung gestellt werden. «Der erkrankt gewesene preuß. Eisen bahnminister Thielen hat am Mittwoch früh bereits daS Bett verlassen können und be findet sich völlig wieder wohl. Nm auS Schonungsrückfichten wird der Minister noch einige Tage das Zimmer hüten. * Infolge der außergewöhnlich milden Witterung dieses Winters ist die EiS- gewinnung vielfach hinter dem Bedarf er heblich zurückgeblieben, und eS wird daher EiS dl gröberen Mengen aus weiterer Ferne auch auf der Eisenbahn bezogen werden müssen. Bei der großen wirtschaftlichen Bedeutung einer aus giebigen Versorgung mit EiS hat der preußische Eisenbahnen-Minister zm Erleichterung dieses Bezuges genehmigt, daß für EiS in vollen Wagenladungen bis zum 1. Juni d. ein allge meiner AuSnahmetartf für den ganzen Staatsbahnbereich zu den gleichen Sätzen ein geführt wird, wie sie nach dem Ausnahmetarif für Wcgebaumaterialien berechnet werden. Diese Maßnahme ist auch im Verkehr mit anderen Bahnen durchzuführen. Den Bundesregierungen mit Staatsbahnbefitz ist hiervon Mitteilung ge macht, die Eisenbahn-Kommissare find ermächtigt worden, den ihrer Aufsicht unterstellten Privat bahnen die Genehmigung zur Einführung gleicher Tarifcrmäßigungen zu erteilen. Für den Bereich der preußischen Staatseisenbahnen wird die Ein führung des Ausnahmetarifs alSbald allgemein veranlaßt werden. * Ueber die sog. Branntweinschärfen hat der Reichskanzler Erhebungen angeordnet. Die Branntweinschärfen bezwecken, einem alkohol armen Branntwein den Geschmack eines alkohol reichen zu geben. Von dem Ergebnis dieser Erhebungen wird es abhängen, ob wettere ge setzgeberische Maßnahmen gegen die Verwendung von Branntweinschärfen getroffen werden. * Sechzig Besitzer von Privatstadt posten haben an den Reichstag eine Eingabe gerichtet, um die Annahme des Gesetzentwurfs betr. die Erweiterung des Postregals zu ver hindern, wodurch ihnen das bisherige Recht der Beförderung geschlossener Briefe entzogen würde. * Die Aussichten der Flottenvor lage berechnet die ,Köln. Volksztg.' wie folgt: „Wird die „Verständigung", die man bereits als feststehend behandelt, trotz der noch vorhandenen Schwierigkeiten erzielt, so gestalten sich die Aus sichten folgendermaßen: gegen das Gesetz stim men 48 Sozialdemokraten, 20 Polen, 28 Mit glieder der Freisinnigen Volkspartci, 12 der Süddeutschen Volkspartei, 9 Elsaß-Lothringer, etwa 8 Wilde, wahrscheinlich auch einige Mit glieder der Freisinnigen Vereinigung, vielleicht 4, und einige Antisemiten, vielleicht 3, zusammen 132. Dafür stimmen 57 Konservative (voraus gesetzt, daß nicht einige Landwirtsbündler da gegen stimmen oder fernbleiben), 25 Freikon servative, 49 Nationalliberale, 9 Antisemiten, 9 Mitglieder der Freisinnigen Vereinigung, 14 Wilde, zusammen 163. An der Mehrheit würden dann noch 36 Stimmen fehlen; es müßte also von dem 101 Mann starken Zentrum ein gutes Drittel für den Kompromiß eintreten, wenn er durchgehen soll. *Bi8 Ende 1897 haben die deutschen Veriicherungs-Anstalten ausgegebcn für den Bau von Arbeiterwohnungen rund 21'/, Mill. Mk., zur Befriedigung deS landwirtschaftlichen Kredit-Be dürfnisses rund 17'/, Mill. Mk., für den Bau von Kranken- undGenesungS- Heimen, Herbergen zur Heimat, Kleinkinder schulen, für Krankenpfleger-, Spar- und Konsum vereine und ähnliche WohlsahrtScinrichtunaen rund 10'/. Mill. Mk. Die Beteiligung der einzelnen Versicherungsanstalten an der Förde rung solcher gemeinnütziger Zwecke war ver schieden, am stärksten in der Provinz Lachsen, Hannover und in Württemberg, am schwächsten in der Provinz Posen und Schlesien. Oefttzrreich-Ungarn. * Die Meldungen über den Zustand der er krankten Kronprinzessin Stephanie lauten äußerst ungünstig. «Zwischen der österreichischen und der ungarischen Regierung ist ein Widerstreit der Anschauungen zu Tage getreten. Der ungarische Ministerpräsident Baaffy richtete eine Note an Gautsch, er könne die Einbringung einer Ausgleichsvorlage nicht länger hinausschieben. Gautsch erstattete hierüber dem Monarchen Vortrag, und dieser wies ihn an, den Reichsrat so bald wie möglich einzu berufen. Gautsch trug dem Kaiser vor, die Ein berufung deS ReichSratS werde nicht viel helfen, wett dieser infolge der Parteiverhältnisse aktions unfähig sei. Trotzdem bestand der Kaiser auf der Einberufung. Hieran knüpften sich Gerückte von einem Rücktritt des Kabinetts Gautsch. Auf die Note Banffys antwortete Gautsch mit dem Verlangen, er möge ein drittes Ausgleichs provisorium herbeiführen, was Banffy ablehnte. DieS ist augenblicklich der Stand der Sache. «Das Prager Verbot des Farben- tragen? ist am Mittwoch aufgehoben worden. * Die amtlichen Nachrichten aus dem Sza bo l c se r Komitat lauten beruhigend. Die Bauernrevolte ist anscheinend durch daS Einschreiten deS Militärs unterdrückt und eS herrscht äußerlich vollkommene Ruhe. Aber man traut dem Frieden nicht. Für daS Frühjahr besorgt man eine verschärfte Wiederholung der Unruhen. Man befürchtet besonders, daß die Rebellen die angeworbenen fremden Arbeiter zur Arbeit nicht zulassen werden. Die eingesessenen Arbeiter wollen keine Verträge abschließen und die Gutsbesitzer find daraus angewiesen, für die Frühjahrsarbeiten fremde Arbeiter anzuwerben. Schon jetzt wird offen verkündet, daß slowakische Liroeiter nicht inS Szaboleser Komitat kommen werden. „Wir werden uns bewaffnen," so drobt man, „und bereit sein, die Fremden zu empfangen; es wird auf Leben und Tod gehen, aber herein kommen sie nicht!" Die Lage ist demnach durchaus nicht friedlich; daS Volk ist momentan ruhig, aber die Anzahl derer, die sich im geheimen um die rote Fahne scharen, wächst von Tag zu Tag in allen Gemeinden des Sza bolcs« Komitats. Italien. * Am Mittwoch nahm Papst Leo die Glück wünsche des Kardinals-Kollegiums anläßlich des 20. Jahrestages sein« Krönung und seines 88. Geburtstages entgegen. Balkanstaaten. «Die am Mordanschlage Nächst beteiligten dürste die Polizei schon bald alle ge faßt haben. Zwei Genossen Karditzis hatten sich gleich nach der Thal nach dem Piräus geflüchtet, in d« Hoffnung, dort ein anSlaufen- des Schiff besteigen zu können. Da sie ein solches nicht vorfanden, kehrten sie wieder nach Athen zurück und hielten sich nun bei ihren Freunden verborgen. Auf die Anzeige eines Werkführers aus Makedonien hin gelang der Polizei Dienstag abend die Festnahme deS zweiten, ebenfalls aus Macedonicn stammenden ThäterS, des Arbeiters Giorgis, in dem nahen Dorfe Patissia. Dieser leugnete zuerst; als er aber Karditzi gegenübergestellt wurde, räumte er seine Beteiligung ein und fügte hinzu, er sei durch Karditzi gleichsam hypnotisiert worden. Derselbe habe ihm vorgestellt, daß sie ein Werk, welches großen Mut erheische, auszuführen im Begriff seien, das sie beide berühmt machen werde; im letzten Augenblick sei er jedoch schwach geworden und habe die Pferde nicht treffen können, wodurch der Anschlag vereitelt worden sei. — Die Polizei hat inzwischen auch die Spur von dem Reste der Bande gefunden. * Die serbische Regierung hat in einer besonderen Note die griechische Regierung davon in Kenntnis gesetzt, daß sie weder gegen die Berufung deS Prinzen Georg nach Kreta irgend welchen Einspruch «heben, noch auch dieselbe -um Anlaß nehmen würde, für daS Serbentum auf d« Balkanhalbinsel Ersatz ansprüche geltend zu machen. Fürst Nikolaus von Montenegro hatte kurz vorher in einem Handschreiben an den König Georg er klärt, daß er aus Rücksichten auf seine Familie d« Einsetzung deS Prinzen Bozo Petrowitsch als Gouverneur von Kreta nicht -»stimmen könne, daß er ab« die Berufung des grie chischen Prinzen Georg von ganzem Herzen begrüßen würde. Fast gleichzeitig veröffentlicht daS bulgarische Regierungsblatt .Mir' einen Artikel, worin erklärt wurde, daß die Einsetzung deS Prinzen Georg auf Kreta den bulgarischen Jntaessen in keiner Weise zuwider laufe. Amerika. «Die Rüstungen d« Ver. Staaten dauern fort. Verhandlungen mit verschiedenen auswärtigen Schiffswerften behufs Ankauf» neu« Kriegsschiffe sind im Gange. Der Marine- sektretär Long erklärte, Spanien sei nicht verantwortlich für die „Maines- Katastrophe. «Kea. «Der Vertrag über die Aufnahme einer chinesischen Anleihe, welche die Hong kong- und Schanghaibank im Verein mit der Deutsch-Asiatischen Bank der chinesischen Regie rung angeboten haben, ist nunmehr im Tsung-li-Iamen unterzeichnet worden. Die Anleihe beträgt 16 Millionen Pfund zu 4'/, Prozent und ist rückzahlbar nach 45 Jahren mittels Tilgungsfonds. Die Sicherheit bilden der unbelastete Ueberschuß d« Seezölle und näher angeführte Likln-Zölle. Die Einkünfte von Tschekiang und der Jang-tse-Thal-Provinzen werden der unmittelbaren Aufsicht d« kaiser lichen Zolldirektion unterstellt. Deutscher Reichstag. Ani 3. d. wird die zweite Beratung des Etats beim Reichs-Eifenbahn-Amt fortgesetzt. — Die Diskussion über den Titel „Präsident" dauert fort. Zu demselben liegen vor der Antrag Pachnicke betr. Maßnahmen gegen die Häufung von Unfällen, wie sie in letzter Zeit voriiekoninien, und betr. die Steigerung der Leistungsfähigkeit der Bahnen, sowie der Antrag Stumm auf Streichung der Worte „wie sie in letzter Zeit vorgekommen" in dem ersteren. Abg. Graf Bernstorff- Lauenburg (freikons.) will bei der in Aussicht genommenen Reform des Personentarifwesens die Nundreisebillets und die Retourbillcts beibehalten wissen. Bon der Erhebung von Zuschlägen bei der Beförderung mit Schnell zügen solle abgesehen werden. Abg. Stolle (soz.): Die Thatsache, daß mit dem steigenden Verkehr auch die Unfälle zugcnommen hätten, sei aus der Uebcrlastung des Personals zu erklären. In Sachsen komme es nach Zeitungs- Berichten vor, daß Eisenbahnbeamte 22 Stunden Dienst thun müssen. Statt Hunderte von Millionen für die Verstärkung der Flotte auszugeben, sollte man lieber die Verkchrsverhältnisse im Jnlande ver bessern. Abg. Graf Kanitz (kons.) kommt auf seine neuliche Anregung bezüglich der englischen Aus nahmetarife zurück und befürwortet nochmals Be rücksichtigung der deutschen Handelsinteressen bei den schwebenden Handelsvcrtragsverhandlungen mit England. Abg. Schönlank (soz.f beklagt sich darüber, daß überall an den Besoldungen der Arbeiter ge spart werde. Der preuß. Minister der öffentlichen Arbeiten habe sich ja ausdrücklich seiner Sparsam keit im Landtage gerühmt. Man verwende Hilfs heizer als Lokomotivführer, Putzer als Heizer, Rottenarbeiter, die kein Ahnung von der Strecke haben, als Bremser. Die Arbeiter der preuß. Eisen- bahuverwaltung sollten noch nicht einmal für Besse rung ihrer Lage agitieren. Abg. Gamp (freikons.): ES könne gar keine Rede von einer besonderen Häufung von Unfällen in der letzten Zeit sein. Nur einige schwere Unglücksfälle hätten die Ziffern der Statistik etwas verschoben. Die Vorwürfe über übertriebene Fiskalitär bei den preußischen StaatSbahuen müsse er als unberechtigt bezeichnen. Die preußischen Staatsbahnen ergäben nur eine Verzinsung von rund 7 Prozent, die meisten industriellen Etablissements dagegen eine solche von mehr als 10 Prozent. Die preußischen gesetzgebenden Faktoren seien jedenfalls mit der Politik der Minister Thielen und v. Miquel durch aus zufrieden. Abg. Werner (Antis.) ist der Meinung, daß da» Element der Juristen in der preußischen Staats bahn-Verwaltung doch zu sehr überwuchere. Spar samkeit sei doch manchmal übel angebracht; Beamte würden an Stellen verwendet, für die sie gar nicht geeignet seien. Redner spricht sich sodann gegen die gefordert« Gehaltszulage für dm Präsidenten de» Reichs-EisenbahnamtS au». Abg. Prinz Schoenaich - Carolath (nat.«lw.) schließt sich dm Klagen de» Abg. Rösicke Über den Wagenmimgel an. Dir Ursache der Un fälle sehe er ebenfalls in dem »um Teil unzureichen den Material, zum Teil in zu' tvettgehenden An sprüchen an da» Personal. In beiden Beziehungen müsse Wandel geschaffen werden. Abg. Auch» (Zentr.) erklärt sich gegen di« all gemeine Einführung von Staffeltarifen. Abg. Gras Kanitz hält c» für dringend not wendig, daß noch im Laufe dieser Session eine Neu regelung de» handelspolitischen Verhältnisses zwischen Deutschland und England eintrcte. Der Titel „Präsident" wird nach einer Reihe persönlicher Bemerkungen bewilligt, der Antrag Pachnicke angenommen. — Der Rest des Etats des ReichSeisenbahnamtS gelangt debattelos zur Annahme. Pragisch»» U««d»ag. Das Abgeordnetenhaus nahm am Mittwoch die Vorlage betr. Erhöhung des Kapitals der Zentral- aenossenschaftskasse auf 50 Mill. Mk. in dritter Lesung an. Die Notstandsvorlage wurde in zweiter Lesung nach den Beschlüssen der Kommission ein stimmig angenommen. Die Kommission hatte be schlossen, daß die von der Regierung zu Beihilfen an die durch daS Hochwasser Geschädigten zur Ver fügung gestellten 5 Mill. Mk. nach Bedarf bi» auf 10 Mill, erhöht werden können und auch Beihilfen an die Kreise gewährt werden sollen. Gegen beides erhob Finanzminister v. Miquel lebhaften Wider spruch, weil eS konstitutionell bedenklich sei, der Re gierung eine derartige Ermächtigung zu geben; außerdem sei die Regierung auch der Ueberzeugung, daß 5 Millionen ausreichen würden. Im Hause fanden diese Ausführungen jedoch keine Zustimmung. Im Abgeordnetenhause wurde am Donnerstag das Ansiedelungsgesetz in zweiter Lesung gegen die Stimmen der beiden freisinnigen Parteien und des Zentrums angenommen. Die Polen hatten, nach dem ste vorher durch den Abg. Motty eine kurze Protesterklärung hatten abgeben lassen, sich aus dem Saale entfernt. Der Etat der Ansiedelungskommission wurde nach unerheblicher Debatte genehmigt und die dazu gehörige Denkschrift durch Kenntnisnahme für erledigt erklärt. Kon Nah «ad Feen. Mtenbnrg. Herzog Ernst fragte gelegent lich d« Audienz ein« Bauernabordnung an, ob man sich getraue, nochmal» einen Bauern zug, wie er in vergangener Woche anläßlich der Vermählungsfeierlichkeiten geboten wurde, zu stände zu bringen und erhielt die Zusiche rung. Die Veranlassung hierzu ist darin zu suchen, daß die Kaiserin sich für ein Alten burger Bauernreiten lebhaft interessiert. Da aber ein Besuch am hiesigen Hofe nicht unwahr scheinlich ist, hat die Bauernschaft beschlossen, in diesem Fall der Kaiserin ihre Huldigung ebenfalls durch Veranstaltung eines Bauern- reitenS darzubringen. Insterburg. Zahlreiche Besitzer der hiesigen Umgegend haben sich zusammengethan, um Eier in größeren Mengen gemeinschaftlich abzusetzen. Berlin ist als Hauptabsatzquelle in Aussicht ge nommen. Bekanntlich hat die russische Eier- und Geflügeleinfuhr in den letzten Jahren stmck zugenommen. Bei planmäßiger Geflügelzucht kann die deutsche Landwirtschaft jährlich auf mehrere Millionen Mark Ertrag aus Geflügel- und Eierverkauf rechnen. Köthen. Zwischen Köthen und Groß Weissandt rollte ein von Streckenarbeitern ge schobener Transportwagen, der die Bahnwärt«- buden mit Kohlen versorgt, dem Vorarbeiter Schmidt über die Brust und quetschte ihn zn Tode. Schmidt war Familienvater. Breslau. D« flüchtige Rechtsanwalt Hinckel hat sich in Monte Carlo erschossen. Aachen. Die hiesige Polizei verhaftete eine auS einem Deutschen, einem Italiener und einem Schweizer bestehende Einbrecherbande, welche bei Einbrüchen scharfgeladene Revolver mitführte und gerade von einem Beutezug aus München-Gladbach zurückkam. „Mit dem größten Vergnügen," entgegnete derselbe und bot Irma unter einer tiefen Ver beugung den Arm. Obwohl ihr Ernö ApranyS Persönlichkeit äußerst unsympathisch war, wagte Irma keine Ablehnung der freundlich gebotenen Galanterie. AuS den Unterhaltungen der Dienerschaft war es ihr bekannt geworden, daß d« junge, wegen berüchtigter Liebeshändel aus Budapest in eine kleine Garnison versetzte Husarenoffizier sich eifrig um Frau von Töröks Gunst bewarb, außerdem jedoch noch den hübschen Dienst mädchen der ganzen Umgegend nachstellte, was ibm den Ruf eines gefürchteten Mädchenjägers eintrug. Nur mit Widerwillen ging Irma an seiner Sette zu dem für sie bereit stehenden Instrument. War eS ihr doch, als müßten ihr unt« den heiß lodernden Blicken ApranyS die Töne ver sagen. Tiefer Abscheu erfüllte ihre Seele. Ohne sich lange zu besinnen, griff sie nach einem der auflieaenden Notenblätter und begann ihr Spiel, D« Zufall hatte ihr eine Schumannsche Kompo sition in die Hände geführt. Dem Gedanken strom ihre» LieblingLkomponisten folgend, vergab ste die ganze glänzende Außenwelt und lebte nur den Tönen deS großen Meisters. Stürmisches Beifallklatschen lohnte ihren Vortrag und ries sie in die Wirklichkeit zurück. Die begeisterten Gäste umringten sie mit Bei fallsbezeugungen. Auch Karolyi Gnvay, der «st spät gekommen war und an einem Pfeil« lehnend dem Vortrag gelauscht, dankte ihr mit glückstrahlendem Lächeln. Frau von Török sah, wie «, alle Rücksicht, alle Bedenken vergessend, Irmas Hand an die Lippen zog. EtelkaS Haß kannte keine Grenzen mehr. „Lust, Lust, ich ersticke," murmelte sie. „Aprany, wollen Sie mich für einen Augen blick in ein Nebenzimmer geleiten?" fragte sie mit vor Erregung heiserer Stimme den neben ihr stehenden Magnaten. „Und wie gern!" Mit leisem Spottlächeln bot « ihr den Arm; „Karolyi Gervay scheint seine Pflichten zu vergessen, der Anblick Ihrer schönen, talentvollen HauSgenossin hat ihn ganz bezaubert." Ein finster« Blick streifte ihn. „Ersparen Sie sich dm Spott, Aprany, auch ich habe Augen zu sehen; Karolyi Gervay ist nicht d« einzige, d« jenen Fallstricken erliegt. Etelka Török ist zu stolz, um mit einer Gouvernante in die Schranken zu treten." „So schaffen Sie sich die lästige Rivalin vom Halse, ich biete Ihnen meine Hand dazu, Etelka. Lasten Sie mir freie Bahn und der Erfolg wird sicher sein." „Und der Preis, Aprany, — wa» fordern Sie für Ihren Beistand?" „Davon spät«! Vorerst will ich da» Mädchen an mich zu fesseln suchen. Mein Empfinden ver langt Unterhaltung, Abwechslung. — Später mag sie in ihre Heimat zurückkehren." „Gut, ich schaffe Ihnen freien Spielraum, Aprany, nur bitte ich den Gegenstand Ihrer Wünsche bald aus meiner Umgebung zu ent fernen, sonst" — ihr Auge flammte unheimlich auf — „stehe ich für nichts!" „Von morgen ab werdc ich ein häufiger Gast Zwischen zwei Wetten. 6) Roman von Louise Cammerer. <For,se,ung.) Die festlich geschmückten, mit verschwenderischer Pracht ausgestatteten Räume boten einen farben satten Hintergrund für EtelkaS strahlende Er scheinung. Mit ungesuchter, natürlicher Freundlich kett begrüßte sie die ankommenden Gäste, so daß diese sich bald in angeregter, lebhafter Stimmung befanden. Auch Irma ließ sich von dem Gesellschaft»- ton forttragen und unterhielt sich heiter und angelegentlich mit einigen Gästen, die ihr Frau von Török vorgestellt. DaS schöne Mädchen hatte Aufsehen erregt und Frau von Török sah sich gezwungen, verschiedene Fragen über deren Persönlichkeit zu beantworten. Doch während sie mit lächelndem Munde und liebenswürdigen Worten ihren Haus- frauenpflichten gerecht wurde, nagte der Neid an ihrem Herzen. Mit verzehrender Unge duld suchte ihr Auge imm« wieder die schweren, golddurchwirkten AtlaSvorhänge zu durchdringen, doch Karolyi Gervay, den sie mü Sehnsucht er wartete, «schien noch immer nicht, trotz der vor gerückten Zeit. Mit mühsam erzwungener Ruhe näherte sie sich Irma. „Wollen Sie mit dem musikalischen Teil be ginnen, mein Fräulein," sagte sie mit ver bindlicher Artigkeit, „meine Gäste brennen vor Begierde, Sie zu hören. Aprany Ernö wird die Güte haben, Sie zu dem Instrument zu begleiten." auf Török sein," ein häßliches Lächeln teilte seine Lippen, „gewähren Sie mir Gelegenheit, mit dem Mädchen ungestört zu plaudern und ich will Sie von Ihrer Sorge zu befreien suchen, schöne Frau; Ernö Aprany ist nicht der Mann, vor dem Tugendstolz ein« Erzieherin zurückzuschrecken." Im vollsten Einverständnis kehrten die Ver bündeten zur Gesellschaft zurück. Auf Frau von Töröks Wunsch spielte Irma noch eine wettere Komposition und diesmal war Etelka die erste, welche sich mit liebens würdigen Worten für den seltenen Kuüstgenuß bedankte. Auch Karolyi Gervay wurde ohne ein Wort deS Vorwurfs für sein langes Ausbleiben mit den zärtlichsten Blicken begrüßt, allein ihre Wünsche scheiterten an seiner kühlen Gleichgültig keit. Irma wurde von Aprany sehr in Anspruch genommen, — er sagte ihr tausend Schmeiche leien, btS sie sich in nicht mißzuverstehender Weise seinen aufdringlichen Belästigungen entzog. Karolyi verabschiedete sich, nachdem er mit Irma noch einige freundlich ermunternde Worte gewechselt, sehr früh, und auch Irma bat um die Erlaubnis, sich bald zurückziehen zu dürfen, was ihr mit gütigem Lächeln gewährt wurde. Kaum in ihrem Zimmer angekommen, begab sie sich zur Ruhe und verfiel bald in einen tiefen, gesunden Schlaf. Anmutige, liebliche Traumbilder zogen an ihrer Seele vorüber — sie ahnte nicht, daß am heutigen Abend zwei ränkevolle Menschen ihr Lerderben beschlossen.
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