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Auerthal-Zeitung : 16.02.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189802163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-02
- Tag 1898-02-16
-
Monat
1898-02
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 16.02.1898
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Politische Uxvsch««. . De»tschl««d. * Der Prinz-Regent vonBraunschweig, Prinz Albrecht, trifft am 18. d. »um Besuch de» Prinz-Regenten von Nahem inMüuche « ein. »Da» Befinden deS Reichskanz lers ist zm Zelt zufriedenstellend. Der Fürst leidet an einer leichten Heiserkeit, die jedoch im Abnehmen begriffen ist. Vorläufig wird der Reichskanzler aus SchonungSrückfichten noch etliche Tage das Zimmer hüten. -Die Einschiffung weiterer Beamten nach Kiaotschau erfolgt Anfangs nächsten MonatS und zwar auf dem Dampfer „Andalusia" der Hamburg-Amerikanischen Pakmahtt-Geiell- schäft, welche diesen Dampfer für den Verkehr mit Ostasien bestimmt hat. Der bisherige Kapitän Berg von der Reederei RickmerS ist von der Paketfahrt-Gesellschaft mst der Fühmng deS Schiffes beauftragt worden. * An Reichsmünzen wurden im Monat Januar geprägt für 18 747180 Mk. Doppel kronen, für 37 OOS,60 Mk. Fünfpfenntgstücke und für 59 270,05 Mk. Einpfennigstücke. -Die Eisenbahnbetriebsunfälle auf deutschen Bahnen (ausschließlich Bayern) be liefen sich im Dezember v. auf 28 Ent gleisungen, 28 Zusammenstöße, 202 sonstige Betriebsunfälle. Dabei wurden 79 Personen getötet, 156 verletzt. Frankreich. -Am Freitag wurde im Zolaprozeß der Oberst Ptcquart vernommen, welcher den Spionageverdacht von DreyfuS ab- und auf Esterhazy gelenkt hatte. Er bekundet, daß er nach der Verhaftung DreyfuS' ein von Ester hazy herrührendeS Schriftstück dem Schreibsach verständigen Bertillon gezeigt habe, der ihm sofort sagte, daS sei dieselbe Handschrift wie die deS „Bordereau". — DaS Auftreten PicquartS hat die Aussichten ZolaS wesentlich verbessert. -DaS wichtigste Ergebnis deS sechsten Ver- handlungStageS im Zolaprozeß ist die Er klärung deS Obersten Henry, das berüchtigte Schriftstück „Diese Kanaille D." rc. habe nie mals in irgendeiner Beziehung zur Drey- fuS-Affäre gestanden. — Der Ver teidiger ZolaS, Labori, hatte sich zum Ministerprä sidenten Meline begeben und denselben für die Sicherheit seines Klienten verantwortlich gemacht. Infolgedessen besetzten vier Kompanien der Munizipalgarde die Eingänge des Justiz palastes. — In Kreisen des Pariser Kassations- hofS wird nach den bisherigen Ergebnissen deS Zola-Prozesses dieRevisiondes Dreyfus- Prozesses als sicher bezeichnet. * Gegenüber der Auslassung des französischen Admirals Besnard, das Mittelländische Meer zu einem französischen Golf zu machen, bemerkt das offiziöse Wiener.Fremden blatt': „Jedenfalls hat eS noch gute Wege damit, das Mittelländische Meer, in dem unseres Wissens auch Italien, Oesterreich-Ungarn, Eng land und andere Mächte mitzusprechen hätten, zum französischen Golf zu machen." Belgie«. * Der unabhängige Congostaat leistet bis zum Jahre 1909 Verzicht auf daS ihm zustehende Recht auf Verstaatlichung der Congo-Eisenbahn nach deren nunmehr erfolgter Fertigstellung. Er erhält dafür zehn Prozent vom jährlichen Reingewinn nach Abzug deS Gewinnanteils der Aktionäre. (Warum sollte der Congostaat auch zahlen?!) Schweden-Norwegen. -DaSnorwegischeStorthing wurde am Freitag vom König OSkar mit einer Thron rede eröffnet, in welcher er hervorhob, er habe in diesem Jahre anläßlich seines 25 jährigen Regierungs-Jubiläums auS weiten Kreisen des norwegischen Volkes LtebeSbeweise erhalten, die er in dankbarer Erinnerung be wahren werde. Die Thronrede erwähnt sodann die günstigen wirtschaftlichen Verhältnisse, die alücklich durchgeführte Zinsherabsetzung der Staatsanleihe vom Jahre 1886 und daS be- einsame Steigen deS Budgets, waS jedoch "»e Steuerforderungen nicht hervorgerufen habe. Schließlich werden verschiedene Regie rungsvorlage« anaekündtgt, darunter eine solche betr. die Reorganisation und Leitung deS öffent lichen Schulwesens. Spanien. * Unmittelbare Folgen von schlimmerer Be deutung dürste der gestohlene und dann veröffentlichte Brief deS Washingtoner spani schen Gesandten Dupuy de Löme, in dem er den Präsidenten Mac Kinley alS einen „niedrigen Politiker" bezeichnet, nicht nach sich ziehen. Die Regierung der Ver. Staaten hat ihren Vertreter in Madrid ange wiesen, dem spanischen Kabinett die sofortige Abberufung Dupuy de LömeS nahe zu legen. Da dieser inzwischen schon seine Ent lassung genommen und erhalten hat, so dürste mit ihm der Stein deS Anstoßes aus dem Wege geräumt sein, zumal Mac Kinley- Erklärung nach Madrid weiter dahin ging, daß der Brief alS bloße Privaturkunde keineswegs einen Zusammenstoß mit Spanien verursachen werde. -Der Minister deS Aeußeren erklärte auf eine Anfrage, daß der Zwischenfall Dupuy de Lome vollständig beendet sei. Stustland. -Die Nachricht, daß zwei neuerussische Armeekorps an der deutschen und österreichischen Grenze zur Aufstellung kommen, bestätigt sich. Die großen Festung»- bauten um Kowno find vorläufig beendet und Kowno erhält gleich wie die der preußischen Grenze (Ostpreußen) zugelegenen Städte Geor- genburg, Augustowo, Suwalki, Maryampol rc. eine verdoppelte Garnison. Bis zum 13. Okto ber d. wird diese militärische Neuaufstellung beendet sein. «nkanNnar * In offiziellen türkischen Kreisen spricht man viel von angeblichen großen Marine- rüstungenRußlandS im Schwarzen Meer. Man behauptet, daß gelegentlich eines Scheinmanövers einiger Kriegsschiffe bei Datum 4000 Soldaten gelandet und nach der türkischen Grenze kommandiert worden wären. -Ein Irade des Sultans verfügt nach einer Meldung der »Times', daß infolge deS Wett bewerbs zwischen Deutschen und Engländern vor läufig keine Konzessionen für die AuShnung der Eisenbahnen in Klein afi e n gewährt werden sollen. -In der kretischen Gouverneur- Fragehat Rußland bisher, wie aus Konstan tinopel gemeldet wird, noch kein Zeichen des ZurückweichcnS gegeben. Der Sultan soll frei willig nicht nachgeben wollen; man hofft jedoch, daß Zar und Sultan sich auf einem anderen Gebiete verständigen und dadurch ein Gegen gewicht für diese Differenz Herstellen werden. Es heißt, der Sultan bereite eine Denkschrift an die Großmächte vor, das die Unmöglichkeit einer Kandidatur des Prinzen Georg beweise und die Folgen darlege, welche entstehen müßten, wenn man der Türkei diese Unmöglichkeit auf bürden würde. * Die Prinzessin Klementine vonKo- bürg, die Mutter deS Fürsten Ferdinand von Bulgarien, ist in Wien an einer Lungenent zündung erkrankt. Die Prinzessin, eine Tochter deS Königs Louis Philipp, steht im 81. Lebensjahr. Amerika. * Schon länger erwartet, ist in Uruguay jetzt ein Staatsstreich erfolgt. Inzwischen ist die Bildung der Junta erfolgt. Vorläufiger Gouverneur ist Cuesta, VizegouverneurMaceachen. Die Bevölkerung ist ruhig, wie die Meldung hinzufügt. Aste«. * Die außerordentlich schnelle wirtschaft- licheEntwickelungJapanS geht natur gemäß nicht ohne Erschütterungen des sozialen Organismus ab. In letzter Zeit ist wiederholt darauf hingewiesen worden, daß daS „England des Ostens" sich gerade jetzt in einer schweren KrifiS befindet. Am letzten Sonntag fanden in Tokio, Aeddo und anderen Städten große Kundgebungen der unbeschäftigten Arbeiter und der kleinen bäuerlichen Be sitzer statt. Infolge der allgemeinen Geschäfts krisis haben seit drei Monaten gegen 120 größere Fabriken die Arbeit völlig eingestellt, sodaß zur Zelt in den Industriestädten die Zahl der Arbeitslosen wohl auf hunderttausend gestiegen ist. Bei den Kundgebungen deS letzten Sonn- t«S verlangten die Arbeit« die Herabsetzung aller Zölle und Steuern auf Lebensmittel, sowie all« Fabrikattonssteuern, während die Bauern unt« Berufung auf die traurige Lage ihre- Gewerbe- die Aufhebung d« Grundsteuer forderten. An den Aufzügen beteiligten sich mehrere hunderttausend Personen: die Opposition gegen die neuen Sten«- und Finanzgesetze ge winnt täglich an Umfang, weshalb die Lage d« Regierung sehr schwierig geworden ist. An» de» Neichstnqe. Der Reichstag setzte am Freitag die Beratung de» Etat» de» Auswärtigen Amt» fort. Beim Ge- sandtschast»titel in Washington entspann sich eine längere Debatte über da» Verbot der Einfuhr von amerikanischem Obst, sowie über unser handelspoli tische» Verhältnis zu den Ver. Staaten von Amerika und die Handelspolitik im allgemeinen. Staats sekretär Graf PosadowSky rechtfertigte da» Einfuhr verbot und bezeichnete im übrigen Amerika gegenüber besonnene Zurückhaltung als angemessen. Die Er örterung, wa» für Verträge wir in Zukunft abzu schließen haben, trügen einen rein akademischen Charakter. Ehe wir eiwaS thun, müßten wir einen neuen autonomen Zolltarif haben. Schließlich wurde der Rest des Etats bis aus das Kapitel „Kolonial verwaltung" bewilligt. Am 12. d. wird die Beratung deS E t at» deS Auswärtigen Amte« beim Kapitel „Kolonial- Verwaltung" fortgesetzt. In Verbindung damit wird beraten der „Etat für Ostafrika." Abg. Hammacher (nat.-lib.) ist damit ein verstanden, daß die Regierung in den Kolonien auch mit Steuermaßnahmen vorgeht. Er billige daher auch die von der Regierung zunächst in Aussicht ge nommene Hüttensteuer. Zunächst müßten brauchbare VrrkehrSstraßen und genügende Verkehrsmittel ge schaffen werden, wenn das Land wirtschaftlich nutz bar gemacht werden solle. Für einen Versuch nut der Einführung der Deportation, die von verschie denen Seiten empfohlen worden, sei jedenfalls zur Zeit nicht der richtige Augenblick. Der Zuschuß für die Usambarabahn wird darauf bewilligt. — Ebenso der Rest deS Etats für Ostasrika. ' Die Etats für Kamerun und Togo gelangen dcbatteloS zur Annahme. Beim Etat für Südwest-Afrika erörtert Abg. Benoit (fr. Vgg.i die Verhältnisse dieses angeblich zu Ansiedclungszwcckcn am besten geeigneten Schutzgebietes und frage an, ob sich noch immer der Wassermangel in so fühlharer Weise geltend mache. Landeshauptmann Major Leutwcin gibt zu, daß das Wasser knapp ist, aber Wassernot herrscht nicht. Es gäbe fließende Gewässer und Teiche, es ließen sich auch Anlagen schaffen, um Wasser anzu sammeln. Holz sei nicht sehr häufig, aber eine Holznot herrsche trotzdem nicht. Man könne sich aber mit Windmotoren behelfen. Namentlich die Viehzüchterei habe in Südwcst-Afrika gute Aussichten, Tausende von Deutschen und Hundertlausende von Eingeborenen könnten durch sie guten Unterhalt finden. Einen Vorteil bringe der Wassermangel für das Schutzgebiet mit sich: es gebe dort kein Fieber, das sonst überall in Südafrika herrsche. Abg. Lieber (Zentr.) bespricht den Bau der Bahn von Swakopmund nach Windhoek, der von der Regierung mit größter Beschleunigung ausge- führt werde mit Rücksicht auf die Rinderpest. Abg. Richter (fr. Vp.) bemängelt den ge forderten Zuschuß zu der Usambara-Bahn. Der Zuschuß solle lediglich zur Aufrechterhaltung deS Betriebes dienen, diese Aufgabe sollte man aber der Deutsch-ostafrikanischcii Gesellschaft überlassen. Diese Gesellschaft habe ja die Bahnlinie zu vier Fünfteln finanziell in der Hand; da habe sie auch die Ver pflichtung, den Betrieb zu unterhalten. Man sollte eher, wenn man überflüssiges Geld habe, Bahnen in Shantung als in Afrika bauen. Unterstaatssckrctär Frhr. v. Richthofen er klärt, im Interesse der Kolonie und da eine Ver pflichtung der Deutsch - ostasrikanischen Gesellschaft nicht vorlag, habe sich die Regierung für die Be willigung des Zuschusses entschieden. Darüber könne aber Abg. Richter beruhigt sein, daß mit der Be willigung dieser 72 000 Mk. dem Bau von Bahnen in Schantung nicht vorgegriffcn wird. Abg. Graf Stolberg ikons.) erklärt, seine Freunde würden den Zuschuß bewilligen, da sonst die Bahnstrecke verfallen würde. Für die späteren Jahre sei da» HauS durch die einmalige Bewilligung nicht verpflichtet. Abg. Hammacher spricht sich für die Be willigung des Zuschusses aus. Steg. v. Bennigsen (nat.-lib.) hält den Plan tagenbau zur Förderung der Kolonien für uner läßlich. Dazu seien aber Arbeitskräfte und Bahn verbindung mit der Küste notwendig. Abg. Lieber (Zentr.) erklärt sich namens seiner Freunde mit der Bewilligung de» Zuschusses ein verstanden. Abg. Paasche (nat.-lib.) weist auf die günstige Entwickelung der Kaffee-Plantagen in den Usambara- thälern hin, die der Bahn schon in wenigen Jahren erhebliche Transporte zusühren würden. Abg. Richter (fr. Vp.) stellt fest, daß hier bereits die zweit« Bahn vorliege, die wir in Afrika bauen. Diese solle nun direkt aus RcichSkostcn ge baut werden. Die Bahn sei im wesentlichen mit Rücksicht auf die Rinderpest und auf die Vermehrung der Schutztruppe gebaut worden, an eine Rentabili tät derselben sei gar nicht zu denken. Tie Rinder pest sei durch die Kochsche Lymphe überwunden und seitdem seien die Ochsenwagen wieder in ihre Rechte getreten. Eine Privatgesellschaft hatte früher den Bau einer Feldbahn geplant, wie die Regierung sich mit dieser Gesellschaft abgcfunden habe, darüber herrsche noch keine Klarheit. UnterstaatSsekretär Frhr. v. Richt Hofen er widert, die Rinderpest habe einen bedrohlichen Charakter angenommen, daß schnelles Handeln ge boten war. Auf die Arbeiten der Privatgesellschaft habe man nicht warten können. Abg. Gras Stolberg erkennt an, daß die Negierung sich im vorigen Jahre in einer Zwangs lage befunden hat. Daß sie energisch eingegriffen habe, dafür verdiene sie nicht Tadel, sondern Lob. Major Leutwein versichert den Abg. Richter, da« Schutzgebiet sei durchaus entwickelungsiäbig, daS möge er ihm ruhig plauben. Den Bau der Bahn habe er schon vor drei Jahren für notwendig gehalten. Ohne die Bahn würde die Verprovian tierung deS Innern schwierig und kostspielig sein. Auf eine auf die Zukunft des Schutzgebiets be zügliche Anfrage des Abg. Hammacher bemerkt Major Leutwein: Er wünsche allerdings, daß Südwestafrika besser wäre, al» eS ist, aber so schlecht sei eS nicht, daß man sagen dürfe, es sei bester, es nicht zu haben. Sich selbst erhalten dürfte sich daS Schutzgebiet, wenn sich die nötige Zahl von Ansiedlern gefunden habe. Fänden sich auch noch Mineralien, so würde eS au^ Uebcrschüstc liefern, Kupfer sei bereits gefunden, Gold noch nicht, aber man suche noch danach. Die Hauptsache bleibe aber immer die Viehzucht, auch diese könne aber nur lohnm durch den Bahnbau. Wann sich daS Gebiet werde selbst erhalten können, darüber könne er leider keine Auskunft geben, er bitte die Herren aber, die Geduld nicht zu früh zu verlieren. Abg. Richter taxiert daS, waS von Deutsch land nach Südwesi-N>rika exportiert werde, gleich Null, mit den europäischen Bedürfnissen der Ein geborenen könne cs also nicht weit her sein. Was Major Lrutwein ausmale, klinge ja ganz schön, aber es enthalte zu wenig Thatsächliche«. Alles hänge noch von einer ganzen Reibe „Wenn" ab. Abg. Kardorff (freikons.) mißt die Schuld daran, daß das deutsche Kapital sich so spärlich nach dem Schutzgebiete ziehe, wesentlich dem Abg. Richter bei, der cs mit seinen Reden zurückschrecke. Mau möge jedoch Vertrauen zu der Entwickelung von Südwcst-Afrika haben, dasselbe habe jedenfalls die besten Aussichten. Redner dankt dem Landeshaupt mann für besten erfolgreiche Thätigkeil im Schutz gebiete. Die Bahnlinie Swakopmund—Windhoek wird darauf gegen die Stimmen der Freisinnigen und Sozialdemokraten bewilligt. — Ebenso der Rest des Kolonial-EtatS und die auf die Kolonial-Vcr- waltung bezüglichen Positionen des Etats des Aus wärtigen Amtes. »rruyischer zandtag. Im Abgeordnetenhaus« war am Freitab bei Fort setzung des Etats der Bauvcrwallnng die Debatte über die Kanalfrage, die Graf Kanitz einleitcte, von besonderer Wichtigkeit. Minister Thielen erklärte, daß dem nächsten Landtage eine umfassende Kanal vorlage zugehen werde, was im Hause eine zienNichc Bewegung hcrvorrief. Zugleich äußerte der Minister, daß die Wertschätzung der Kanäle alle Kreise, auch die landwirtschaftlichen, erfasse. DaS Abgeordnetenhaus erledigte am 12. d. den Rest deS Bauetats ohne wesentliche Debatte. Bei der Beratung des Forstetats, die noch nicht zu Ende kam, erwiderte der Landwirlschastsminister Frhr. v. Hanimerstcin aus Beschwerden des Abg. Rickert über die geringen Einnahmen aus dem Abschuß von Wild, daß bei der Jagd nicht allein finanzielle Ge sichtspunkte maßgebend seien, sondern auch aus die Erhaltung eines angemessenen Wildbestandes Bedach: genommen werden müßte. Kon Uah ««d Fern. Wiesbaden. Im Lahngebiet wurde in dar Nacht zum Freitag ein Erdbeben verspürt, das mehrere Sekunden anhielt. Der treue Dentschik. 8) Erzählung a. d. Kaukasus v. OskarMerreS. (Fortsttzunz.) Erst später erfuhr Iwan, daß eS die Absicht seiner Begleiter gewesen, ihn unterwegs umzu bringen, um sich ein lästiges Mitglied vom Halse zu schaffen, gegen dessen aufrichtige Be kehrung sie starke Zweifel hegten. Aber ein günstiges Schicksal vereitelte diesen unehrlichen Plan, ehe die fanatischen und für ihre eigene Sicherheit besorgten Räub« zu dessen Ausführung kamen. Eben als sie die russische Karawane an- griffen, überfiel sie selbst ein Kosakenregiment, uud sie hatten genug zu thun, wird« sicher üb« den Fluß zurück zu kommen. Die Nähe d« Gefahr ließ sie ihre böse Absicht gegen Iwan, dn natürlich ihren Rück zug mitmachen mußte, nicht ausführen. Dieser hatte vielmehr daS Glück, einem jungen Tschetschenzen, dessen Pferd in einen Strudel geraten war, das Leben zu retten und mtt groß« Mühe an das jenseitige Uf« zu bringen. Diese Thal verschaffte ihm wohl den Ruhm, einem d« Räub« da» Leben gerettet, und sich dem Zuge nützlich «wiesen zu haben, ebenso die treue Freundschaft deS Geretteten, welch« ihn zu seinem Koniak, seinem geheiligten Gast freunde, erklärte, ab« — die Häuptlinge de» Stammes hatten durch diese kühne Thal ge sehen, daß Jwan-Huffein kein bloß« Possen reißer war, und mißtrauisch, wie sie waren, argwöhnten sie, daß n aus irgend eine Weise ihren geplanten Beutezug den so plötzlich er schienenen russischen Kosaken verraten haben müsse. So undenkbar diese Vermutung auch war, blieb sie ihnen Grund genug, den Beargwöhnten um so streng« zu überwachen. Selbst der alte Ibrahim fürchtete jetzt einen geheimen Plan zur Befreiung des Gefangenen, und »«hinderte den treuen Dien« auf die roheste Weise, ferner mtt seinem Henn zu sprechen. Nur wenn der Graf zur Unterhaltung deS Alten ein russisches Lied vortragen durfte und dazu auf seiner Guttane spielte, durfte ihn Iwan dabei begleiten, und dann flochten die beiden Gefangenen Frage und Antwort in daS dem Tschetschenzen unverständliche Lied ge schickt ein. 5. Ein Vierteljahr war nach dem verunglückten Beutezuge verflossen, als Iwan bemerkte, daß in dem Tschetschenzendorfe etwa» Außergewöhn liches vor sich gehe. Mtt Munition beladene Maultiere kamen an, die Männ« schliffen ihre Säbel und machten sich zum AuSrücken fettig, wozu der neue Glaubensgenosse jedoch nicht ringelnden wurde. Erst nachher «fuhren die Gefangenen den Zweck diese- plötzlichen Aufbruchs. Er hing mtt dem berühmt gewordenen Einfall SchamUS in die Kobarda zusammen. Die Russen hatten in d« letzten Zeit so viele entschiedene Niederlagen in den Wäldern des TschetschenzenlandeS «litten, daß Schamil beabsichtigte, einen Hauptfchlag gegen die Landes- feinde auszuführen. Eines Morgens nun entdeckte Iwan, daß die ganze waffenfähige Mannschaft deS Dorfes auSgezogen war. Bei seinem Gang durch das stillgewordene Dorf hatte er Gelegenheit, neue Beweise der Mißstimmung gegen sich zu er fahren. Ein kleiner Junge sagte ihm ganz offen, daß ihn sein Vater töten wolle. Nachdenklich nach seiner Hütte zurückkehrend, sah « auf einem Dache das Weib des jungen Tschetschenzen, dem er beim Uebergange üb« den Terek da» Leben gerettet hatte. Sie machte ihm in sichtlich« Angst deutliche Zeichen, daß er fliehen solle, indem sie nach Rußland hinwieS. . Beim Eintritt in seine Hütte fand er den alten Ibrahim damtt beschäftigt vor, die Fesseln deS Grafen genau zu untersuchen. Außerdem war noch ein zweiter Mann da, den da» Wechselfieber gehindert hatte, dem Zuge zu folgen, und der jetzt dem alten Ibrahim bet gegeben war, um die Aufsicht üb« den Gefan genen zu verschärfen. Iwan sah wohl die günstige Gelegenheit, welch« der Flucht durch die Abwesenheit d« waffenkundigen Männ« geboten wurde, nur die außerordrntliche Wachsamkeit deS alten Ibrahim und die neue Gegenwatt deS Fieberkranken machten den Erfolg fraglich. Dagegen war sein Tod gewiß, wenn die Männ« siegestrunken -urückkamen. Entweder mußte «jetzt seinen Herrn vnlaffen, od« dessen Befreiung versuchen. Doch wie hätte der brave Diener daran denken können, seinen Henn in den Händen dieser Barbaren allein zurückzu lassen. Der Graf hatte alle Hoffnung auf seine Er rettung aufgegeben, und befand sich in einem willenlosen Zustande d« Erstarrung. Iwan machte sich mit heiterem Gesicht an seine gewöhnliche Arbeit, die Zubereitung des Mahles, und sang dabei ein russisches Lied, in welches « Worte der Beruhigung für seinen Herrn verflocht. „Die Zeit ist gekommen," sang er — „wir müssen unserm Elend ein Ende machen, oder finden, — Hai hiuli, Hai hiuli, — morgen müssen wir auf dem Wege sein nach der Stadt, einer sehr niedlichen Stadt, — Hai hiuli, hat hiuli, — fasten Sie Mut, gnädigster Herr, und verzagen Sie nicht, d« Gott der Russen ist groß, - Hai hiuli, Hai hiuli!" 6. ES war am Abend desselben TageS. Der Fieberkranke hatte von den saftig gebratenen Fleischstücken im Uebermaße genossen und dann einen so gewaltigen Fieberanfall bekommen, daß « sich nach sein« Hütte schlich. Iwan war doppelt lustig gewesen, um den alten Ibrahim sich« zu machen. Zeitig legte« sich dann auf eine an d« Wand stehende Bank, um abzuwatten, daß der Alte einschlafen würde Dies« ab« setzte sich auf einen Holzklotz gegen über dem Gefangenen, nachdem « seine Schwiegertochter mtt ihrem Sohn auf ihre Kamm« geschickt und die Thür verschlossen hatte. Iwan beobachtete genau. Matt flammte da» kleine Holzfeu« auf, und bei dem flacker«-
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