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Auerthal-Zeitung : 13.02.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189802139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-02
- Tag 1898-02-13
-
Monat
1898-02
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 13.02.1898
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* Ks« Ua!» ««d Fer». Berlin. Die Aufstellung einer 2000pferdigen Akkumulatoren-Batterie für die Zentralstation der Berliner Elektrizitätswerke ist fettens der Direk tion soeben beschlossen worden. ES ist die» wohl die grüßte Batterie, die bisher zur Auf stellung gelangt ist. Der Entschluß, eine zwei- tausendpserdige Dampfmaschine durch einen Akkumulator von gleicher Stärke zu ersetzen, zyigt am besten die ernsthafte Konkurrenz, in welche der Akkumulator jetzt mit der Dampf maschine tritt. Die Akkumulatorenfabrik-Aktien- Gesellschaft ist mit der Ausführung der Anlage veauftragt worden. * Kiel. Sm Mittwoch nachmittag fand vom Garinsonlazarett aus unter reger Teilnahme der tiefergriffenen Bevölkerung die feierliche lieber- führung der Leichen der bei dem jüngsten Un fälle im Kieler Hafen verunglückten Matrosen nach dem Garnison-Friedhofe statt. Militär pfarrer Rogge hielt in der Leichenhalle eine er greifende Trauerrede. Den neun Leichenwagen folgten viele Offiziere, unter denen sich a'S Ver treter des Kaisers Admiral Köster, als Vertreter des Vrinzen Heinrich Kontre-Adnnral v. Secken dorf befanden. Admiral Köster hatte im Aller höchsten Auftrage an den Särgen einen Kranz niedergelegt. Dortmund. Eine Anzahl Grubensteiger des Ruhrkohlenbezirks ist davon verständigt worden, daß das Kolonialamt geneigt sei, sie -- im Kolonialdienfte zu verwenden; sie möchten, falls sie beabsichtigen, in den Kolonialdienst überzutreten, ihre Zusage mit den erforderlichen Papieren einsenden. Mehrere Steiger haben sich auch schon bereit erklärt, das Angebot anzunehmen. Wie die .Westdeutsche Volksztg.' erfahren haben will, sollen die Steiger in Kohlengruben bei Kiaotschau Verwendung finden. Kassel. Der Gemeindeausschnß Wehlheiden p genehmigte den mit der Stadt Kassel vereinbarten Vertrag bezüglich der Eingemeindung dieses Vor ortes in den Verband der Stadt Kassel. Kassel tritt dann in die Reihe der Städte von über 100 060 Einwohnern. « Geestemünde. Wegen Gehorsamsver weigerung wurden am S. d. auf Veranlassung deS englischen Konsuls 13 Mann vom englischen Dampfer „Booth" verhaftet. Münster. Interessante Funde wurden bei der Planierung der hiesigen Kreuzschanze ge macht. Es find mehrere Torsos und zwei Köpfe von Steinfiguren, sowie ein buntfarbiges Tauf- * decken. Die Bildwerke find, wie man annimmt, von den Wiedertäufern aus den Kirchen ge schleppt und zur Befestigung der Stadt gegen die bischöflichen Truppen verwandt worden. Dresden. Ein Entsetzen erregender Vor fall hat sich in dem benachbarten Pfarrdorfe » Weinböhla abgespielt. Nach einem ehelichen Zwist begoß sich die junge Frau eines dortigen Kaufmanns, wahrscheinlich in einem Anfalle von plötzlich eingetretener geistiger Umnachtung, mit Petroleum. Dann stellte sie sich auf dem , Hofe unter daS Fenster des Arbeitszimmers ihres Mannes und steckte ihre Kleidung in Brand. Die unglückliche Frau brannte im Nu lichterloh. Als der Ehemann ihr zu Hilfe eilen wollte, fand er die Thür seines Zimmers von außen verriegelt. Er sprang aus dem Fenster und riß dann in Gemeinschaft mit anderen herbeigeeilten Personen der sich sträubenden Frau die brennenden Kleider vom Leibe. Die / Hilfe kam jedoch schon zu spät. Die Unglück liche hatte so entsetzliche Brandwunden am » ganzen Körper davongetragen, daß sie kurze Zeit nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus ihren Geist aüfgab. Friesack. Von einem vorsintflutlichen Pferde sind dieser Tage in der Nähe der Stadt etwa 11 Meter tief im blauen Thon der Beyerschen Erdgruben Knochen gefunden worden. Schon vor etwa zwölf Jahren wurden in diesen Gruben zwei gut erhaltene Backzähne sowie sonstige Knochen in dem blauen Thon ge- - funden und durch Sachverständige des Märki schen Provinzial - Niuseums, dem sie über wiesen worden waren, als Ueberreste eines vorsintflutlichen Pferdes festgestellt, dem auch zweifellos, wie die Sachverständigen bekunden, f die jetzt gefundenen fossilen Beinknochen zuge hören. Diese in der Borzeit hier versunkenen Tiere müssen mehr als doppelt so groß ge wesen sein, wie die heutigen Pferde, da die Kaufläche der gefundenen Zähne nahezu den dreifachen Umfang der heutigen Pferdezähne hat und auch die übrigen Knochen in demselben Verhältnis stehen. Köln. Gegenüber der Meldung, daß gegen den Schutzmann Kiefer ein weiteres Strafver fahren eingeleitet worden, wird jetzt berichtet, daß diese Nachricht irrtümlich sei. DaS im Prozeß Kiefer als Zeugin vernommene, eben falls als Dime irrtümlich verhaftete Fräulein Hartmann auS Jülich hatte allerdings vor län gerer Zett einen Brief an die Staatsanwalt schaft gerichtet, in dem gravierende Angaben über die ihr auf der Polizeiwache zu tell ge wordene Behandlung enthalten waren. Die Staatsanwaltschaft hat eS jedoch nicht für an gängig erachtet, auf diesen Brief hin ein Straf verfahren einzuleiten; wenn in der Angelegen heit des Fräulein Hartmann den Schutzmann Kiefer eine Schuld treffen sollte, so würde der Fall disziplinarisch zu behandeln sein. — Mehrere im priesterlichen Gewände fett längerer Zeit in größeren Städten vagabun dierende Personen, die sich als MisfionSbrüder auSgaben und erklärten, für indische Heide, kind« zu sammeln, wurden in Köln verhaftet. Die zahlreich eingehenden Gelder flössen in die Kaffe des früher aus dem Priesterstande ausgestoßenen Kaplans Ludewig, der gegenwärtig in Belgien lebt. Mindelheim. Das settsame Ereignis, daß ein Bürgermeister von Zigeunern entführt wird, erlebte eine Gemeinde bei Mindelheim, wo die Steppensöhne einige Gänse gestohlen und in ihrem Wagen untergebracht hatten. Der Bürger meister wollte „Haussuchung" abhalten, aber ein Peitschenknall trieb die Pferde an, und Wagen, Gans und Bürgermeister fuhren eiligst einem Walde entgegen. Der Gestrenge schrie aus Leibeskräften nm Hilfe, er ahnte nichts Gutes für sein körperliches Befinden in des Waldes dunklen Gründen; Bauern liefen vom Felde herbei, befreiten ihren Bürgermeister, ihn unter karnevalistischen Scherzen seiner Heimatgemeinde zurückgebend. Breslau. In Löwenberg wurde vor vier Wochen eine Fabrikantenfrau von ihrem Schoß hündchen in die Nase gebissen. Jetzt ist diese Frau infolge Tollwut gestorben. Prag. Eine Liebestragödie, die sich vor einigen Tagen in dem nahegelegenen Schlosse WeleSlawin abspielte, hat ihre Vorgeschichte in München. Dort lernten der Student Werner v. Oesteren und die Schauspielerin Miß Rens einander kennen. Am 29. Januar waren die beiden noch gemeinsam auf einem Münchener Maskenball und vergnügten sich auch di« fol genden Tage in der bayrischen Hauptstadt. Am 2. Februar reisten sie nach dem der Mutter des v. Oesteren gehörenden Schlosse WeleSlawin, und dort tötete v. Oesteren seine Geliebte mit deren Einverständnis und darauf sich selbst. Dieser Thatbestand war aus den zurückgelaffenen Briefen deS Liebespaares ersichtlich, v. Oesteren war sehr reich; er hatte von seinem Baier einen großen Grundbesitz und ein sehr erhebliches Baroermögen geerbt. Kronstadt (Ungarn). Am Montag duellierte sich der Husarenoberleutnant Fürst Friedrich zu Hohenlohe-Waldenburg mit dem Oberleutnant August Scheitz. Der Fürst erlitt eine schwere Nasenwunde. Scheitz erhielt einen Brusthieb. Beide Offiziere dienen beim Husarenregiment Nr. 1. Der Grund zu de« Duell wird geheim gehalten. Loudon. Ein Restaurant in Whitechapel (Ost-London) war am Sonntag der Schauplatz einer Blutthat. Ein junger Pole erschoß seine Braut und deren heimlichen Liebhaber, die er bei einem Stelldichein ertappte, und verwundete ein Dienstmädchen, das, alS eS die Schüsse hörte, herbeieilte. Der Mörder wurde von dem hnbeigerufenen Schutzleuten nach heftigem Widerstande entwaffnet und verhaftet. Die Er mordeten wie die Verletzte find ebenfalls pol nischer Nationalität. — Sir Tatton SykeS, der seine Frau wegen Wechselfälschung verfolgt, beschuldigt seine Lady auch noch, ihm Juwelen gestohlen zu haben, die sie bei einem Pfandleiher versetzt hat. Der Beweis ist bereits erbrach^ und diese Anschuldigung, sowie die Klage des geprellte« Wucherers, der durch die gefälschten Wechsel Tausende verlor, dürsten di« Lady SykeS dem- nächst vor daS Schwurgericht und in» Gefängnis führen. New Uork. DaS Petroleumschiff „William Law" geriet im Hafen von New Uork in Brand. 71000 Fässer Erdöl find verbrannt. Gerichtshalle. Erfurt. Der Versicherung- - Agent Leonhard Lohmann, welcher achtbare Eheleute bei der Staats anwaltschaft des Verbrechen« der Kuppelei ohne jeglichen Grund bezichtigt hatte, wurde am Dienstag von der Strafkammer wegen wissentlich falscher An schuldigung zu einem Jahr Gefängnis verurteilt und sofort verhaftet. Part*. Vor dem Zuchtpolizeigericht fand Mittwoch die Verhandlung in der Anklagcsache Retnach gegen Rochefort statt. Rochefort wurde zu 5 Tagen Gefängnis und 1000 Frank Geldstrafe sowie ferner dazu verurteilt, Reinach 2000 Frank Entschädigung wegen Verleumdung zu zahlen. i -a, > „Kiautfchon" ist nach einem längeren Artikel Prof. v. Richt- hofenS die richtige Schreibweise für Deutsch- China. Der Ton liegt auf dem au. taekou wird in China nicht überall gleich gesprochen. Im nördlichen zentralen und westlichen China spricht man zweisilbig i»oko-n mit dem Ton auf isodo. Was die Bedeutung deS Namens Liau- tseiion betrifft, so bezeichnet die erste Silbe Liau ein in allen Schriften oft . erwähntes Volk, welches, anfangs zu den Barbaren gerechnet, sich lange erhalten hat. Als es im 6. Jahr hundert vor Christo unterworfen wurde, errichtete man eine Stadt, von der aus wahrscheinlich der angegliederte Bezirk verwaltet wurde. In China hängt man dem Namen jeder Stadt die Bezeichnung ihrer Rangstufe im Verwaltungs- organismuS an. Die wichtigsten Stufen find die folgenden vier: 1) k», Regierungsbezirk ersten Ranges, welcher mehrere Kreise ersten und zweiten Grades unter sich hat. Die Hauptstadt hat daS Rangzeichen kn, insoweit sie dem ganzen Regierungsbezirk vorgesetzt ist. 2) isedon I, Regierungsbezirk zweiten Ranges. Er ist ebenso organisiert, enthält aber nur Kreise vom zweiten Grad, und der Stadtbezirk ist nicht gleichzeitig ein besonderer Kreis. 3) tsekou II, Kreis ersten GradeS und 4) llsisn, Kreis zweiten GradeS. Im ganzen gibt es neun Rangklassen von Ver waltungseinheiten und ihnen vorgesetzten Ort schaften, und ebenso neun Rangklaflen von Ver- walttmgSbeautten, Mandarinen. Den vier ge nannten Rangklaflen find Mandarine vom 4., 5., 6. und 7. Rang vorgesetzt. Xiuntsellou ist ein tsellon II und bildet eine» Kreis ersten GradeS in dem Regierungsbezirk IH-tsellou-kn, welcher nach den ehemaligen Lai-Barbaren be nannt ist. Früher gab eS noch zwei nach den Kan-Barbaren benannte Kreisstädte: Xiau-dsi und Xiau-tnnx Vemeinnllhige». Reinigen von Petrolenmflaschen. Nach dem man die Flaschen vollständig hat aus laufen lassen, gießt man soviel Benzin in die Flasche, daß die Wanderungen vollständig damit bespült werden können. Hierauf verschließt man die Flaschen, schüttelt während 4—5 Tagen häufig um, gießt daß Benzin mit dem darin gelösten Petroleum aus und wiederholt das Verfahren noch einmal. Danach läßt man die Flaschen geöffnet an einem warmen Orte stehen^ damit daS nicht abgelaufene Benzin verdunste, und spült einigemal mit kleinen Mengen fusel freien Spiritus nach. Gegen Ameisenplage. Die besten Dienste leisten bei der Ameisenplage im Zimmer und in der Speisekammer ein hohler Bratenknochen; am geeignetsten ist der Röhrenknochen auS einer Kalbskeule oder ein in Zuckerwafser getauchter Schwamm. Man legt beides an die Haupt stellen, welche die Ameisen aus ihrem Zuge be-! nutzen, and findet nach einigen Stunden Hunderte von Ameisen In der Röhre deS Knochens oder in den Löchern deS Schwammes. Hierauf legt man beides In ein Gefäß und gießt dann kochendes Wasser darüber. Sobald der Knochen oder der Schwamm von den Insekten befreit find, legt man sie wieder auf und ist so im stände, täglich Tausende von Ameisen zu ver nichten. In ein bis zwei Tagen ist man dann von den lästigen Tieren bestell. -nktte« Allerlek. Die erste Waldschnepfe ist bereits in Mecklenburg erlegt worden, weit vor der ge wöhnlichen Zeit. Sie wurde als Saison delikatesse in die grobherzogliche Küche abge liefert. Zur Mechanik de» Radfahrens. In der Zeitung des deutschen Radfahrerbundes lesen wir: „Kein Radler kann in ganz gerader Linie Vorwärtsfahren, wenn er nur stets ein paar Fuß vor seine Maschine blickt. Diese seit- same und hochinteressante Thatsache wurde kürz lich auf einer großen Ebene in der Nähe Lon dons bewiesen, um eine deshalb gemachte sehr hohe Geldwette auSrutragen. Schon nach fehr kurzer Zeit fingen die Radler an, nach rechts oder links einen Kreis zu beschreiben und sie würden nach fortgesetztem Fahren unfehlbar wieder an ihren Start zurückgekommen sein. Die Gelehrten suchen dies durch zwei verschie dene Theorien zu erklären; die einen sagen, daß die rechte Seite des Gehirns die Bewegun gen regiere, die anderen, daß die linke mehr Blutzufluß erhalle, als die rechte. Danach lehne jeder Radler unbewußt nach der einen oder der anderen Seite." Eine bösartige Epidemie tritt in Süd ungarn unter den Kindern auf. Die Krankheit dauert ungefähr acht Stunden. Die Symptome find heftige Kopfschmerzen, Bewußtlosigkeit, große Unruhe und Erstarrung des Hinterkopfes; sodann verfinkt der Kranke in Apathie und tiefen Schlaf, auS dem nur sehr wenige wieder erwachen. Automatische Briefkontrolle. Die ameri kanischen Zeitungen berichten von einer neuen Erfindung, weiche mit Erfolg von der Post verwaltung in New Jork angewendet worden ist. ES handelt sich um Briefkästen, welche automatisch den Briefeinwurf registrieren. Jeder Brief, welcher in den Kasten geworfen wird, wird sofort gestempelt, und der Absender empfängt eine Bescheinigung mit einer Ordnungsnummer, Datum und Unterschrift des PostdirektorS. Diese Kästen find zu jeder Zeit in Thätigkeit, auch wenn die Postämter geschlossen find. Bet den bisherigen Versuchen haben sich noch keine Mängel gezeigt. Berufswahl. Ein Pariser Blatt verrät folgendes Zwiegespräch zwischen Vater und Sohn: „Unglücklicher, du willst meinen ehrlichen Namen auf den Brettern deS Theaters schänden?" — „Ich werde einen falschen Namen annehmen." — „So? Wenn du nun aber Erfolg hast! Wie soll man dann wissen, daß du mein Sohn bist?" — Im zweiten Fall erteilt ein Vater seinem Sohne die folgende weise Lehre: „Ueber- lege eS dir reiflich, wein teurer Sohn. Nie mals wird dir die Litteratur, werden dir selbst die guten Romane so viel Geld einbringen, wie die Baumwolle, selbst die schlechte Baumwolle — namentlich die schlechte Baumwolle!" Eine ueue Gemüseart, die zugleich eine hübsche Zierpflanze ist, beginnt sich, aus Amerika kommend, hier einzuführen. ES ist die virginische Erdnuß; dieselbe gehört zu den Hülsenfrüchten, die an der Wurzel Knollen bilden. Die Knollen hängen ähnlich wie Straßburger Würstchen oder wie dicke Perlen immer eine hinter der anderen. Die stattliche Pflanze hat gefiederte Blätter, ist ein Schlinggewächs und überkleidet, wie die be kannte Glycine auS China, mit reizendem Laube Gartenhäuser und Wände. Die braunroten Blüten, die in dicken Trauben herniederhängen, duften stark nach Veilchen. Die Wurzelknollen kann man, ohne dem Wachstum der „ApioS" genannten, seit 1640 bekannten Pflanze Abbruch zu thun, obtrennen. Sie find nahrhafter alS Kartoffeln und besitzen einen leichten Beigeschmack nach Kastanien. Die Schotenfrucht kann man wie Erbsen benutzen, ,-<»< Die Dorfhütten deS Kaukasus befinden sich zum größten Teil in der Erde und ragen nur etwa vi« Fuß über den Boden empor. Die Dächer find halb flach und mit einer Lage fest gestampften Lehms bedeckt. Nach Sonnenunter gang fitzen die Weiber auf diesen Terrassen und bleiben im Sommer ost die halbe Nacht da. > Als der Graf vor den lärmenden Einwohnern auf dem Dach erschien, trat sogleich ein tiefes Stillschweigen ein. Es bot ein sonderbar eigentümliches Bild, die wütenden, mit Pistolen und Dolchen be waffneten Partei«« ihre Sache einem Richter vortragen zu sehen,, der in Ketten und geschwächt von Hunger und Elend war, und der dennoch in erster und letzter Instanz Recht sprechen, ja, dessen Entscheidung mm ohne jede Weigerung annehmen sollte. Der Graf bedachte, daß wirkliche Recht»« gründe oder vernünftige Vorstellungen den An geklagten wenig belehren würden. Er ließ ihn allo näher treten, und richtete, um wenigstens ELacher aus seiner Sette zu haben, folgende Fragen an ihm - ' ' „Wenn dich nun dein Nachbar, anstatt dir die Fünfrubel-Kaffenanweisung M Aushändigung an seinen Gläubiger zu übergeben, nur gebeten hätte, demselben bloß „guten Tag" zu sagen, w°,d- «w- dmm m«. „Vielleicht," gab jener zu, „dar will ich »icht in Abrede stellen." „Nun, va» hättest du in diesem Falle mit de« „guten Tag' gemacht - — wärst du nicht gezwungen gewesen, ihn als Ersatz anzuschen, und damit zufrieden zu sein? — Deshalb be stimme ich, daß du deinem Nachbar die Fünf- rubel-Kaffenanweisung heraus gibst, und er zu. dir „guten Tag" sagt." Der AuSbruch eines allgemeinen Gelächters auf Kosten des verblüfften Angeklagten bewies die Weisheit des neuen Salomo. Der Verurteilte wollte sich wohl noch sträuben, mußte sich ab« der allgemeinen Deistimmung zu diesem klaren Urteil fügen, Md sagte, indem er zögernd die Kassenanweisung herauSaab: .„Ich wußte «S vorher. daß ich-verlirrcn würde, wenn fiL dies« Christenhund in die Sach« mischt." Graf ArgutinSky hatte in sein« Gefangen schaft bereits drei Briefe geschrieben, ohne eine Antwort zu erhalten, und fast war ein ganzes Jahr entschwunden. Dem unglücklichen Gefangenen fehlten Wäsche, Meldung und alle gewohnten Bequemlichkeiten deS LekenS; « sah seine Gesundheit dahin schwinden, und überließ sich ganz d« Ver zweiflung. Auch Iwan war eine Zettlang krank ge wesen. Der sonst so strenge Jbtahim hatte ibm zur größten Verwunderung de» Grafen die Fesseln abgenommen, und ließ ihn Mch nach sein« Genesung frei umhergehen. ' Eine» T<EeS befragte d« Graf seinen Dien« um den Grund dies« Bevorzugung. „Gnädigster Har," sagte Iwan, „ich glaube, «» wäre gut, wenn ich Mohammedaner würde." „Du bist toll," rief der Graf au». „Sagen Sie da» nicht," verteidigte sich Iwan, — „eS ist daS einzige Mittel, wodurch > ich Ihnen nützlich Waden kann. D« türkische Priest« sagt, wenn ich Mohammedaner würde, dürfen sie mich nicht läng« in Fesseln Haven, und — da Gott der Ruffen ist groß, — wir waden ja sehen." „Wenn du Gott verlassen willst," meinte da kirchlich gesinnte Graf, „so wird er dich auch verlassen." Im Grunde genommen kam ihm der Einfall seines Dienns lächerlich vor, und a untersagte ihm die Ausführung desselben in strengem Ton. - Doch Iwan machte eine traurige Grimasse. „ES ist zu spät, gnädigster Herr, ich will eS nicht länger verhehlen, eS ist bereit» geschehe«.. Seit dem Tage bin ich schon Mohammedaner, wo Sie mich für krank hieven, und man mir die Ketten abnahm. Ich heiße jetzt Hussein, und waS ist Böse» dabet? Wenn wir frei find, kann ich ja wird« Christ Waden. Schon trage ich keine Ketten mehr, und bei da ersten günstigen Gelegenheit kann ich auch die Ihrigen zerbrechen. 1 Da» war nun richtig. Dn türkische Priester hatte ibm die Abnahme d« Fesseln verschafst, aber die Tschetschen-en-Günsttinge trauten de« neuen Muselmanen doch nicht. DK längere Zett, welche « unter ihnen ver- >-'t hatte, und die Kenntnis ihr« Sprach« setzten ihn in deu Stand, alle ihre Namen zu kennen und den Russen, ihr Signalement geben zu können, wenn er zu ihnen zurück käme. Sie mißbilligten daher den BekebrungSeif« ihre» Priester» und beobachteten den neuen Glaubensgenossen sehr mißtrauisch. Damm bemerkte auch Iwan, oder vielmehr jetzt Hussein, einige Zett nach seinem heuchlerischen Religionswechsel eine auffallende Veränderung, beinahe von Widerwillen gegen sich bei der Be völkerung deS Ortes. Die jungen Männer machte ihm den Vor schlag, sie auf einem Beutezug zu begleiten, den' fie gegen eine russische Karawane ausführen wollten. Sie beabsichtigten üb« den Terek zu gehen und den nach Mosduk ziehenden russischen Kaufleuten den Weg abzuschneiden. Iwan-Hussein nahm den Vorschlag bereit willigst an, da « sich schon längst Wied« nach Waffen sehnte. Außerdem dachte « dadurch daS Zutrauen d« so mißtrauischen Tschetschenzen von neuem zu befestigen. MS « dem Grafen seinen Plan mittetve, mißbilligte ihn dieser entschieden, uud Iwan sprach nicht wett« davon, bi» eine» Tage» seine Matte, auf welcher er fchlief, aufgaollt an d« Wand hing; er war mit ausgezogen. Ar der Nacht war «an über den Terek ge gangen, und hatte die russischen Kaufleute an- t gegriffen. D« ehrliche Iwan hatte sich von dem schein baren Vertrauen der verschlagenen Bergbewohner täuschen lassen/<.«S^war nicht aut denkbar, daß diese durch die täglichen Gefahren mißtrauisch und hinterlistig gemachten Menschen einen Russen, ihren Gefangenen, an einem Beutezug gegen s«ne bisherigen Land»leute würden teuuehmen lassen, wenn fi« nicht einen Htntergedanken da bei gehabt hätten. DD » (Fortsetzung folgt.)
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