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Auerthal-Zeitung : 11.02.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189802113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-02
- Tag 1898-02-11
-
Monat
1898-02
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 11.02.1898
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s Tag ab. Daher hab« Januar und März 31 Tage, wahrend der Februar nur 28 Tage hat. Der Febrrrar zeigt zwei Eigentümlichkeiten, welche auf die Einbildungskraft des Volkes Eindruck gemacht haben. Die erstere ist die, daß am Ende dieses Monats ost von neuem Kälte eintritt, die wäh rend der ersten Tage des März anhält, die andere, daß der Februar von allen Monaten der einzige ist, der nur 28 Tage hat. Die erste dieser Erscheinungen hat das Volk in fast ganz Europa durch eine Legende zu erklären versucht, nach welcher die letzten Tage des Februar auch die Namen „Tage der Alten" erhalten haben. Ohne auf die Einzelheiten einzugehen, läßt sich die Legende folgendermaßen zusammenfassen: „Einer alten Frau war es gelungen, den Winter zu verbringen, ohne Not zu leiden, und sie machte sich über den Februar lustig, weil er ihr und ihrer Herde nichts hätte anhaben können. Um sich zu rächen, lieh der Februar dem März zwei Tage, während welcher er die Alte durch Reif und Schlagregen leiden ließ, um ihr Ver nunft beizubringen." Die in Macedonien und Rumänien bekannte Form der Legende berichtet, daß die Monate früher in folgender Ordnung aufeinander folgten: Januar, März, Februar rc. Die alte Frau machte sich über den März lustig, und dieser bat unt sie zu strafen, seinen Bruder Februar, ihm zwei Tage zu leihen. Der Februar willigte ein, und kam seit her vor März zu stehen, hatte aber fortan nur 28 Tage. Die neugriechische Form der Legende zeigt denselben Zug. Zweimal leiht der März je einen Tag vom Februar, in dem Wunsch, sich zu rächen, und der Februar ist seither um dieselben verkürzt. Eine normannische Legende sucht das Faktum auf eine andere Weise zu erklären. Der Februar war ein toller Spieler. Obwohl er unaufhörlich verlor, mischte er immer wieder die Dominosteine zu neuem Spiele. Eines Tages, als er bereits alles verloren hatte, begann er mit seinen Kameraden Januar und März eine neue letzte Partie. Dieselben gewannen die Partie, und der Februar trat dafür jedem von ihnen einen Knnles Allerlei. Eine auffallende Aehnlichkeit hat das Jahr 1898 mit dem Jahre 1887. Nicht bloß sämtliche Sonntage, sondern auch das Osterfest mit allen von ihm abhängigen Feiertagen fallen in diesem Jahre auf das nämliche Datum wie 1887, sodaß ein Kalender von 1887 auch für dieses Jahr gebraucht werden kann. Selbst das Datum der Mondphasen weicht nur um ein oder zwei Tage ab. Der bekannte Kafsettenprozetz, der vor mehr als fünfzig Jahren in Deutschland so großes Aufsehen erregte, zumal da Ferdinand Lassalle in der Affäre die Hauptrolle spielte, kommt nun durch den Tod des letzten daran Beteiligten wieder und voraussichtlich zum letzten Mal in Erinnerung. Auf Veranlassung von Ferdinand Lassalle begingen im Sommer 1846 seine beiden Freunde Dr. med. Arnold Mendels sohn und Gerichtsassessor Oppenheim den „Kassettendiebstahl", der die Veranlassung zum „Kassettenprozeß" bildete. Sie entwendeten in einem Kölner Hotel der Baronin Meyenburg eine Kassette, in der sie wichtige Papiere ver muteten, die der Gräfin Hatzfeld, die Lassalle nahestand, in ihrem Rechtsstreit gegen ihren Gatten nützlich sein sollten. Oppenheim wurde freigesprochen, Mendelssohn zu fünfjähriger Freiheitsstrafe verurteilt, aber nach Jahresfrist begnadigt. Für beide war es jedoch mit ihrer beruflichen Thätigkeit zu Ende. Mendelssohn, »em die Berechtigung zur Ausübung der ärzt lichen Praxis entzogen wurde, starb bald danach auf einer Reise im Orient, und vor wenigen Tagen ist in Berlin im Alter von 78 Jahren nun anch der Gerichtsassessor a. D. Felix Alexander Oppenheim gestorben. Üebör den Spinat sagte ein Arzt auf dem deutschen Kongreß für innere Medizin: Das reichste eisenhaltige Nahrungsmittel ist der Spinat: dann kommt das Eigelb, hernach das Ochsenfleisch, die Aepfel, Linsen, Stachelbeeren, weiße Bohnen, Erbsen, Kartoffeln u. s. w., Kuhmilch kommt erst an letzter Stelle. Der Spinat ist darum ein außerordentlich gesundes Gemüse für die Heranwachsende Jugend, für »lutarme, bleichsüchtige Mädchen u. s. w. Was dem Spinat an sonstigen Nährstoffen fehlt, kann man durch Eier ergänzen. Mit Rücksicht auf >ie hervorragende Rolle, die dies Gemüse unter den Nahrungsmitteln einnimmt, sollte man nicht versäumen, dasselbe zeitig und in genügender Menge zu säen. Der kleine Max ist vom Baum gefallen. Fremder: „Kleiner, haft du dir beim Fallen weh gethan?" — Max: „Nein, beim Fallen nicht, aber wie ich unten angekommen bin!" GrrichtshaUe. Glbrvfelb. Der Brunnenmeister Fischer aus Wüstenhof erschien am 5. d. vor der hiesigen Straf kammer wegen Vergehens gegen das Dynamitgesetz. Derselbe hatte versäumt, ein in seinem Besitz befind liches Dynamitlager anzumelden, und war deshalb von „guten Freunden" angezeigt worden. DaS Urteil lautete auf drei Monat Gefängnis. Dtrrnzla«. Die Strafkammer des Landgerichts hat die Berufung des Rittergutsbesitzers Paul Lefevre aus Sternhagen, der vom Schöffengericht zu 800 Mk. Geldstrafe verurteilt worden war, weil er die bei ihm beschäftigte Hofgängerin ThönS mit einem Elchenstock geschlagen hatte, verworfen. Zu seiner Rechtfertigung machte der Angeklagte geltend, er sei der Bieinung, daß Frau Thöns zum Gesinde gehöre, in welchem Falle er das Recht, sie zu züch tigen, gehabt haben würde; außerdem habe er sich in der Notwehr befunden. Auf Grund der Beweis aufnahme bestätigte jedoch der Gerichtshof das erste Urteil. hat. Aus allen Teilen deS Landes find Säfte in großen Scharen nach San Francisco ge strömt. Durch eine Proklamation deS Gouver neurs Budd war der 24. Januar zum gesetz lichen Feiertag erhoben. Den Höhepunn der Jubiläumsfeier bildet die Eröffnung einer Berg bau-Ausstellung, auf welcher die Bergbau- Produkte aller CountteS deS Staats zu sehen sein werden. Sydney. Unwest der in Viktoria liegenden Ortschaft Maldon ist kürzlich die Leiche eines gewissen Thomas Trudgeon aufgefunden worden. Da der alte Mann in dem Rufe gestanden hatte, ein Geizhals zu sein, wurde von der Polizei eine Durchsuchung der armseligen Rinden! Lite, die dem 70 jährigen als Behausung gedient hatte, vorgenommen. Und flehe da, das Gerücht hatte nicht gelogen, denn neben einer Summe voy 1200 Mk. in barem Gelbe fanden sich Quittungen von Bankinstituten über von Trudgeon gemachte Einlagen vor, aus denen hervorgeht, daß der das denkbar elendeste Dasein fristende Mann über ein Vermögen von 73 760 Mk. ver fügen konnte. Po« Pah ««d Fern. Siek. Im Anschluß an die Regatten der Kieler Woche soll in diesem Sommer eine ge meinschaftliche Hochseeregatta deS deutschen und der dänischen und schwedischen Jachtklubs von der Lübecker Bucht auS nach Schweden statt finden. An dieser internationalen Regatta werden sich die beiden kaiserlichen Jachten „Meteor" und „Uamya" beteiligen. — Das Schtffsunglück im Kieler Hafen, bet de« 12 Personen das Leben verloren haben, ist durch eine Hintersee herbeigeführt, die den kleinen offenen Raum d«S Fahrzeuges füllte, das Feuer unter dem Kessel auSlöschte und das Boot kaum 50 Meter von der Brücke entfernt zum Sinken brachte. Um 10 Uhr begann das Landen der Leichen. Traurige Szenen spielten sich ab; so nahm ein Marinesoldat die Leiche seines Bruders entgegen, andere Angehörige standen klagend an den Brücken. Bis Nach mittag waren elf Leichen geborgen; am Montag auch die letzte. Die Verunglückten gehören hauptsächlich zur vierten Kompanie der ersten Motrosen-Divifion, eS find Leute des vorjährigen Ersatzes. Die Lage der gesunkenen Dampf pinaffe ist durch eine Boje gekennzeichnet. Kassel. Wahrscheinlich infolge Schienen bruchs ist am Sonntag morgen 6 Uhr die Maschine eines Personenzuges Waldkappel- Kassel bald hinter Station Waldkappel vor der Wohrabrücke entgleist. Die Maschine und drei Personenwagen stürzten den Damm hinunter. Der Lokomotivführer, der Heizer, ein Schaffner und sieben Reisende wurden leicht verletzt. Stettin. Ein 12 Jahre altes Mädchen, das seinen Eltern in Stettin einen kleinen Geld betrag entwandt und deshalb Furcht vor Strafe hatte, ging in Begleitung eines anderen gleich alterigen Mädchens nach dem Westendsee, um sich zu ertränken. Es forderte seine Begleiterin auf, mit ihm von der Brücke in den See zu springen. Die Anstifterin fand den gesuchten Tod. Das andere Mädchen wurde von zwei des Wegs kommenden Männern gerettet. Alse«. Die beiden Linien der Kreisbahn auf der Insel Alfen find feierlich eröffnet wo-den, zu welcher Festlichkeit sich auch der Oberpräsident v. Köller eingefunden hatte. Die Bahn ist schmalsprig und schlängelt sich durch die ganze Insel, Kiefer fast beispiellos fruchtbaren und verhältnismäßig sehr dicht bevölkertenKornkammer Schleswig-Holsteins. Straßburg. Der Fesselballon der hiesigen militärischen Luftschifferabteilung, dessen Seil am 5. d. riß, flog in östlicher Mchtung über den Rhein dem Schwarzwald zu. Es gelang der Mannschaft, glücklich in Ringelbach bei Oberkirch zu landen. > München. Ueber einen befremdlichen Fall berichtet die .Münchner Post'. Danach hatte beim letzten Oktoberfest ein in Begleitung einer Baumeistcrfamilie befindlicher Buchbinder einen Konflikt mit zwei Radfahrern. Die Frau des Baumeisters, die vermitteln wollte, erhielt einen Schlag von einem der Radfahrer, der dann davonlicf. Der Buchbinder eilte ihm nach und stellte ihn zur Rede. Ein dazu kommender Gendarm führte beide zur Polizeiwache. Dort wurde der Radfahrer entlassen, der Buchbinder behalten, und als er dagegen protestierte, wur den ihm Fesseln angelegt. Andern Tags oder noch am gleichen Tage scheint er freigclassen worden zu sein. Er ließ sich sofort von einem Arzt untersuchen, der Nägeleindrücke, hervor gerufen durch Würgen, mehrfache starke Haut abschürfungen am linken Arm, am Steißbein und im rechten Kniegelenk, konstatierte. Diese Verletzungen hatte der Buchbinder erhalten, während er in den Händen der Polizei war. Als er sich mit dem Zeugnis des Arztes be- chwerdeführend zur Polizeiwache begab, wurde hm gesagt, daß man das Vorkommnis bedauere, »och habe sein Name Aehnlichkeit mit dem eines teckbrieflich Verfolgten, und solche Menschen önne man nicht mit Glacehandschuhen anfaffen. Der Buchbinder kam jedoch wider Erwarten infolge einer Gendarmerie - Anzeige vor das Amtsgericht wegen Körperverletzung, hatte sich für die Verhandlung die Verteidigung nicht vorbereitet, wurde zu zwei Monat fünf- Grmelmriitztges. Eine der schädlichsten ReinigungSarten vo« Thür«, Neuster«, Fensterbretter«, Möbel« rc. ist diejenige, die Scheuerbürste in eine Echmierseifenlösung zu drücken und dann die Gegenstände damit zu reinigen. Von dieser stark ätzend« Seife, welche sich in kaltem Wasser nm schwer löst, bleiben in den Ecken Reste zurück, die in verhältnismäßig kurzer Zeit sowohl Lack- als Oelfarben angreifen und so mit den Anstrich zerstören. Wer Thüren und Fenster und ähnliches reinigen will, der löse 250 Gramm geschabte Kernseife in 3 Liter kaltem Wasser auf und reinige mit dieser Lösung. Behandlung vo« Samt. Rauh und hart gewordener Samt wird durch Befeuchten auf der Rückseite und Ziehen über ein heiße» Eisen wieder brauchbar und ansehnlich gemacht. Die Hitze verwandelt das Wasser in Dampf, dieser zieht durch die Oberfläche des Samts heraus und eS lockern sich die zusammenge klebten Fase« wieder auf. Den Samt zu bügeln, wäre falsch, es ist bekannt, daß er nicht gebügelt werden darf. Man hält daS heiße Eisen in der Hand und zieht den Samt dar über hin. — Schwarzen Samt, der grau ge worden ist, reibt man mit zerschnittenen Zwie beln so lange, bis er seine schwarze Farbe wiedererlangt hat. yhn Tagen Gefängnis verurteilt und- da er Ausländer ist, wegen Fluchtverdachts sofort verhaftet. Trotz eingelegter Hastbeschwerde und Berufung gegen daS Urteil wurde er erst nach 16 Tagen gegen 400 ML Kaution auf steten Fuß gesetzt. Vom Landgericht, bor de« er erst seinen Entlastungsbeweis deibrachte, wurde er dann freigesprochen. Jüngst erhielt er nun eine Rechnung über 27 Mk. GerichtSkoften und unter dies« befand sich auch ein Posten mit 16 ML für 16 Tage Untersuchungshaft. ES find diese die oben erwähnt« 16 Tage Haft. Die Angelegenheit bedarf natürlich der Aus klärung. Nürnberg. DaS Germanische Museum er läßt einen Aufruf mit der Bitte, chm alte Spiel sachen, mit denen einst Elte« und Großeltern gespielt haben und die vielleicht hier und da noch läge«, zu überlassen, womöglich alS Ge schenk. Bekanntlich hat fich daS Germanische Museum von jeher auf das Sammeln von Spielwaren verlegt, da diese einen hohen kultur geschichtlichen Wert besitzen. Für die nicht un bedeutende Sammlung, die eS schon zusammen gebracht hat und die fich infolge deS Aufrufs noch vergrößern wird, ist ein eigener neuerbauter kleiner Saal bestimmt. Speyer. Im Saarkohlengebiet, unwett der preußisch-pfälzischen Grenze, befindet fich der sog. „brennende Berg", ein Hügel, in dessen Innerem ein Steinkohlenflötz vor vielen Jahren, vielleicht durch einen Blitzstrahl oder ein Hirten feuer, in Brand geraten ist. Die unter der Erde weitcrfressende Glut, die bis jetzt allen ange strengten energischen Löschversuch« gespottet hat, gibt fich auch durch aus dem Boden dringende Rauchsäulen und die hohe Bodentemperatur äußerlich zu erkennen. Wie der .Pfälz. Volksztg.' berichtet wird, hat fich der Feuerherd plötzlich einen wetteren Ausgang geschaffen, und zwar zwischen Dudweiler und Neuweiler am Berg mannspfad. Die neue Ausbruchstelle, die dicht unter einem Baume ist, stößt eine starke Rauch säule aus. An einer alten Ausbruchstelle am Weiher ist eine starke Buche eingestürzt. Bei näherer Besichtigung zeigte fich, daß die Wurzeln verbrannt waren. Heidelberg. In der Nacht zum Sonntag wurde hier eine Dime aus Schlierbach er mordet und verstümmelt. Als Thäter ist ein angeblicher Bäcker aus Ansbach verdächtig. Die Staatsanwaltschaft setzt eine Belohnung von 500 Mk. auf die Ergreifung des Thäters aus. Paris. Den preußischen Roten Adlerorden vierter Klasse haben zwei Pariser erhalten: Polizeikommissar Aristide Brougnard und Haupt mann der Feuerwehr Emile Morio — vermut lich wegen ihrer Beteiligung bei den Lösch- arbeiten auS Anlaß eines Brandes in der deut schen Botschaft in Paris. Petersburg. Am 30. Dezember waren aus einem aus dem Auslande über Reval nach Petersburg fahrenden Zuge von zwei Personen vermittelst Durchsägens einer Wagenwand zwei Kasten mit Silbergcld im Betrage von 6000 Rubel gestohlen worden. Die Kasten waren zum Wagen hinausgeworfen und von den Mitschul digen an dem Diebstahl «Empfang genommen worden. Vier Hehler sind nunmehr entdeckt, 2000 Rubel find wieder aufgefunden worden. New Dork. Der bisherige amerikanische Militärattache bei der Botschaft in London, Kapitän Carter, steht augenblicklich wegen Be truges und Unterschlagung im Gesamtbeträge von drei Millionen Dollar vor dem Kriegsgericht n Savannah (Ga.). Gegen eine Anzahl von Klagepunkten hat er einfach Verjährung geltend gemacht. Die Spitzbübereien hat er übrigens nicht als Attachö begangen, sondern vorher, als er mit der Oberleitung und Verbesserung des Hafens von Savannah betraut war. Nach Be endigung dieser Arbeiten wurde er zur Belohnung Attachö in London. San Francisco. In San Francisco be gann am 24. Januar die Gedenkfeier der vor 50 Jahren gemachten ersten Entdeckung von Gold in Kalifornien. Die Stadt war festlich geschmückt und wohin man schaute, erblickte man große Porträts von James Marshall, der im Jabre 1848 den ersten Goldklumpen gefunden ' Kcnnuüs, und befand fich bald in ihrer Nähe. Während deS Tagesmarsches ließ er sie un behelligt, aber im Nachtquartier machte er von verschiedenen Seiten Scheinangriffe, vom Dunkel und der Bodenbcschaffenheit begünstigt. Erfahrene Soldaten rieten dem jungen Oberst zur rechtzeitigen Umkehr, aber dieser wieS eine solche Zumutung mit Entrüstung zurück. Am vierten Tage dieses ermüdenden Vor marsches überfiel Schamil mit seiner ganzen Macht plötzlich den russischen Heereszug. Die Kaukasier stürzten unter todesverachtendem Vor dringen mitten in das Lager. Die vom Hunger und Durst gequälten Russen wehrten fich mit Verzweiflung, aber durch die fortwährenden wttden Angriffe wurde das Zentrum gesprengt und die acht Kanonen genommen. Die vordere Hälfte der Russen war gefallen oder verwundet und der schwache Rest sammelte fich um den Anführer, um vielleicht dem nächsten Angriff auch 'zu unterliegen. In dieser Situation sandte Schamil einen Unterhändler an die zusammengeschmolzene russische Kolonne, durch welche er den Mann schaft« und unteren Führern freien ungehin derten Rückzug auS den verderbenbringenden Wälde« anbot, wenn fich ihr Anführer ihm überliefern wolle. Schamil rechnete hierbei auf ein sehr hohes Lösegeld, daS ihm schließlich wohl lieber war, als einige Hundert noch weiter getöteter Leute. Die russische Truppe war trotz ihrer numeri schen und körperlichen Schwäche über dies An gebot tief entrüstet. Doch Graf ArgutinSky sah das sichere Verderben seiner Leute voraus, und entschloß sich im edlen Mut der Selbstopfcrung, das Anerbieten des Herrn der Berge zu accep- tieren und zur Rettung des Restes seiner Mannschaft und Erreichung eines wenigstens bewaffneten Rückzuges derselben selbst in die voraussichtlich keineswegs angenehme Gefangen schaft zu gehen. Er übergab daher dem Parlamentär Schamils seinen Degen, und wurde so der Ge fangene desselben. Zu derselben Zett, als sich Schamil mit seinem Gefangenen langsam in die Berge zurück zog, trafen die ersten Vorläufer einer russischen Hilfskolonne ein. Leider zu spät. Schamil hatte in den un durchdringlichen, nur ihm bekannten Wälde« schon einen zu wetten Vorsprung, so daß es un möglich blieb, ihnen zur Befreiung deS gefan genen Obersten zu folgen. DaS anscheinend entgegenkommende Aner bieten Schamils war eigentlich nur ein schlauer Koup gewesen, da er durch seine Kundschafter von dem Nahen der Hilfskolonne genau unter richtet war. Oberst ArguttnSky dageg« war nur ein Opfer seines schnellen Entschlusses geworden. ' ' ' 2. MS die wilde Horde der Kaukasier am Abend desselben Tages einen Lagerplatz erreicht hatte, und Oberst ArguttnSky ermattet auf den hart« Erdboden sank, ward letzterem plötzlich eine große unerwartete Freude- Sein treuer Deutsch» Iwan, der leibeigene Hauskosak, war ihm Mit einem Maultier, das er mit den notwendigsten Dingen bepackt hatte, von fern gefolgt, und erschien nun auf dem Lagerplatz. Die Tschetschenzen nahmen sofort von dem Tier und dessen Gepäck Beschlag und ließen dem Obersten wie zum Spott nur eine dabei befindliche Guitarre. Iwan warf sie nicht fort, wie sein Herr es wollte, sondem nahm sie wieder in seine-Ver wahrung. „Der Gott der Russen ist groß, Herr," flüsterte der Diener, — „und diese Räuber find habgierig wie die Geier." Nach einer kurzen Rast brach die Horde wieder auf; zwölf Männer erhielten den Auf trag, die Gefangenen weiter zu führen. Iwan war für seine Aufopferung gleichzeitig mtt seinem Erscheinen auch als ein Gefangener behandelt worden. Sein Maultier, womit er dem Obersten ein Transportmittel zui bieten gedachte, war von dem großen Häuf« mitgenommen worden, und nun mußten beide, Htzrr wie Diener, inmitten ihrer Begleitung die , ost kaum pasfierbaren Wald- und Felsenpfade zu Fuß zurücklegen. Graf ArgutinSky mußte seine mit Eisen be schlagenen Stiefel ausziehen und barfuß mar schieren, um keine erkennbaren Spur« auf seinem Wege zurückzulassen. Von der unge wohnten Anstrengung waren seine Füße bald mtt Blut bedeckt. Als die kleine Kolonne in dem ersten er reichten Dorfe ein« kleinen HaÜ machte, war der Graf von der Aufregung über die zu er leidende Schmach angegriffener, al» von der un menschliche Behandlung. Man dachie daran daß der Gefangene des erhofften Lösegeldes wegen zu schonen sei und gestattete ihm zur Fortsetzung der Reise den Gebrauch eines Pferdes. So ging eS Wetter von Dorf zu Dorf. Der Oberst in gedrückter, trüber Stimmung auf dem kleinen, aber sicheren Gebirgspferd, sein Dentschik anscheinend lustig hinter ihm marschierend, die Guitarre auf dem Rücken, und in Pausen den zu beiden Seiten gehenden Begleite« ein lustiges Liedchen vorfingend. Endlich erreichte man ein tief im Gebirge und im dichtesten Walde verstecktes- Dorf, in welchem der Gefangene bis zu seiner erwarteten Auslösung verbleiben sollte. Hier machte die bisherige Behandlung einer grausamen Vorsicht Platz. Der wertvolle Ge fangene wurde mtt Ketten an Händen und Füßen gefesselt und an einen schwer« Eisen block geschlossen. Der Diener ward weniger hart behandelt; man legte ihm leichtere Ketten an und gestattete ihm, seinen Herrn zu be dienen. Dann forderte man den Gefangenen auf, an seine Freunde wegen deS LvsegeldeS zu schreiben, daS auf den unerhörten Betrag von einer halb« Million Silberrubel festgesetzt wurde. Der Graf schauderte vor der Habgier dieser wilden Räuber zurück; er hielt seine Person diesem hohen Bettage nicht gleich, und eine so hohe Auslösung beschämender und unmöglicher, als den sicheren Tod. rr» (Fortsetzung folgt.)
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