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Auerthal-Zeitung : 11.02.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189802113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-02
- Tag 1898-02-11
-
Monat
1898-02
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 11.02.1898
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1 r. r Hafen erklärt werden würde. Rußland würde nach der einen Angabe England bei der Er» langung der übrigen Bedingungen für die An leihe in Peking unterstützen, nach einer anderen Lesart fich bet der Anleihe beteiligen. Meilen und einer Breite von ungefähr zwanzig Meilen das wilde Kaukasusgebirge als natür liche Grenze zwischen zwei Erdteilen aus. Die wildromantischen, mit ewigem Schnee bedeckten Höhenspitzen sind durch ungeheure Eis felder und riesige Gletscher in schauriger Ab wechselung verbunden. Tiefer hinab ziehen fich lachende, grüne Rasenflächen dahin; zwischen ihnen schlängeln fich klare und ruhige Bäche entlang, welche da oben aus Klüften und Fels trümmern brausend herabstürzten. Nach dem Norden zu find die Abhänge mit riesigen Laubwäldern bedeckt, während an den südlichen Senkungen Weintrauben und Oliven reifen, und Lorbeerhaine mit herrlichen Obst plantagen abwechseln. Die russische Mtlitärstraße, welche mit einer Reihe von Befestigungen über das Gebirge läuft, teilt den Kaukasus in zwei Hälften. West lich bis zum Schwarzen Meer wohnen die Tscherkessen; östlich nach dem Kaspischen Meer hin vorherrschend Lesghier und Tschetschenzen. Während die Tscherkessen schon kultivierter find, birgt die östliche Hälfte halbwilde, um die Freiheit ihrer rauhen Heimat bis in den Tod streitenden Bergvölker. In viele kleine Stämme verteilt, waren und sind sie nur stets Räuber; das unfruchtbare Gebirge gewährt ihnen weder genügendes Weideland noch Ackerflächen. Der unaufhörliche Kampf mit der Natur und für ihre eigene Existenz hat diesen Berg bewohnern eine nüchterne Lebenskraft erhalten, die ihre durch islamitischen ReligionSfanaliSmus gesteigerte Liebe zur Freiheit schwer übcrwiudlich macht. Schon fest der Milte des 18. Jahrhunderts wütete ihr Kampf gegen das große Rußland, das seine Grenzen immer mehr in den Kaukasus vorrückte. Es war im Jahre 1817, als Rußland nach einiger Ruhe einen neuen Vorstoß gegen den östlichen Kaukasus begann. Die Russen standen mit ungefähr 150000 Mann unter dem Fürsten Woronzow einer Zahl von höchstens 25 000 Kaukasiern unter ihrem Murschid Schamil gegenüber. Die Kaukasier hatten fich bis hinter den ersten Gebirgsrücken zurückgezogen, und bet dem Dorfe Arguani kam es zu einem unerhört mörderischen Treffen. DaS Morden und Schlachten wütete zwei Tage; nur Schritt vor Schritt wichen die Kaukasier, das Feld mit russischem Blute düngend. Die russischen Kanonen gaben endlich den Ausschlag. Siegreich vordringend, erreichten die Russen das Felsennest Achulko, die Residenz Schamils. An 10 Tage währte die Beschießung dieser Bergfeste. Der bedrängte Schamil bot die Uebergabe gegen ehrenvolle Bedingungen an, doch der russische General verlangte gerade seine Aus lieferung. Als der stolze Sohn der Berge dies ent rüstet zurückwieS, begann der letzte Sturm unter furchtbarem Metzeln. Die kaukasischen Weiber kämpften wie Furten mit. Nachdem die Burg erobert war, entdeckte man noch in die Felsenabhänge gehauene Woh nungen, zu denen man nur auf Strickleitern ge langen konnte. fübrungen über den Polizei - Agenten Normann- Schumann zurück und stellt fest, daß er bezüglich dessen Beziehungen zur Berliner Polizei und Machinationen gegen das Auswärtige Amt, im vorigen Jahre nicht mehr gesagt, als er vor Gericht wiederholt habe. WaS daS Vorgehen in Oslasicn betreffe, so scheine cs ihm zwetsclhaft, ob gerade China ein geeignetes Absatzgebiet für deutsche Waren werden könne. Man habe die Ermordung zweier Missionare zum Anlaß genommen, um sich in Kiaotschau festzusetzen. Dieses Vorgehen müsse an den Einfall JamesonS in Transvaal erinnern. Redner kritisiert die Kieler Reden des Kaisers und des Prinzen Heinrich. Dem Nbg. Richter stimme er allerdings darin zu, daß Kiaotschau wertvoller sei, als unser sonstiger Kolonialbesitz. Der wirt schaftliche Nutzen des Besitzes werde un» aber nur geringen Nutzen bringe». Wir trügen dazu bei, in China eine grobe Industrie zu entwickeln, die der unsrigen dann Konkurrenz machen werde. Abg. v. Kardorff (freikons.) führt die Aus wanderung der deutschen Industrie nicht zum wenigsten aus den niedrigen SilberprciS zurück. Die Besitzergreifung von Kiaotschau sei ein Stück allen Bismarckischen Geistes, eS geschehe wieder einmal etwas. Abg. Richter werde noch erleben, daß nach künftigen Wahlen sich der Schutz der nationalen Arbeit noch mehr befestigen werde. Abg. Lieber (Zcntr.) mißbilligt den Vergleich, den Prinz Heinrich in seiner Kieler Rede gebraucht hat. Dieser Vergleich habe in religiös gesinnten jkreisen nicht den besten Eindruck herorgeruseu. Die Besetzung Kiaotschaus sei in wirtschaftlicher wie politischer Hinsicht eine dankmswertc That. Dankens wert sei auch die Verheißung des Schutzes für die Missionen. Abg. Barth (fr. Vgg.) erkennt an, daß China in absehbarer Zeit ausgeschlossen werden müsse, »voran auch Deutschland ein lebhaftes Interesse habe. China gegenüber sei nur äußere Machtentfaltung am Platze gewesen. Kiaotschau müsse ein Freihafen werden. Redner fragt an, über den Stand der kretischen Frage- Staatssekretär T i r p i tz führt aus, man müsse die Rede deS Prinzen mit anderem Maßstabe messen, da es sich um eine Abschiedsrede vor einer langen Seereise gehandelt habe. Es habe selbstverständlich ihm fern gelegen, irgendwelche Gefühle verletzen zu wollen. Staatssekretär v. Bülow: Ich glaube, daß Kiaoschau auch weiterhin als Freihafen bestehen bleiben wird. Wir halten eS aber für richtiger, uns nicht festzulcgen, sondern für die Zukunft freie Hand zu lassen. In bezug auf Kreta hat sich seit den Kommissions-Verhandlungen nichts geändert. Unsere Stellung zu der Frage ist nach wie vor dieselbe: Wir sind dafür besorgt, daß die Insel nicht zur Brandfackel werde für den europäischen Frieden. Wir werden aber auch in der Gouverncur- V-lMfch- K»«dscha«. «Die lipptsche Thronfolge-An gelegenheit hat weitere Rechtsstreitigkeiten veranlaßt. Wie Vie »Köln. VolkSztg/ meldet, erhebt Graf Erich Lippe-Weißenfeld demnächst Zivilklage wegen Auszahlung der von 1884 ab von der Bietterfelder Linie bezogenen Apanage. Auch von der Schaumburger Sette werden Maßnahmen zur Dhronfrage angekündigt. — DaS Ministerium lehnte den Antrag Bückeburg auf Zurückziehung der Thronfolge-Vorlage ab. Bückeburg rief deshalb die Entscheidung deS BundeSrateS nach Artikel 76, Ws. 1 der Reichs- Verfassung an. (.Streitigkeiten zwischen ver schiedenen Bundesstaaten, sofern dieselben nicht privatrechtlicher Natur und daher von den zu ständigen Gerichtsbehörden zu entscheiden find, werden auf Anrufen deS einen Teils von dem Bundesrat erledigt.") «Der im preuß. Abgeordnetenhause einge gangene Gesetzentwurf wegen Erhöhung deS Grundkapitals der preuß ischenZentral- Genossenschaftskasse lautet: 8 1- Die der preußischen Zentral-Genossenschaftskasse für die Dauer ihres Bestehens vom Staat als Grundkapital gewährte Einlage wird auf 50 Mill. Mk. erhöht. DaS ErhöhungSkapital von 30 Mill- Mk. ist bar oder in Schuldverschreibungen zum Kurswert zu überweisen. Die Ueberweisung er folgt in Höhe von 20 Mill, alsbald: für den Restbetrag von 10 Mill. Mk. bestimmt der Finanzminister den Zeitpunkt der Ueberweisung. 8 2. Der Finanzminister wird ermächtigt, zur Bereitstellung deS Erhöhungskapitals Schuld verschreibungen auszugeben. Er bestimmt, wann, durch welche Stelle und in welchen Beträgen, su welchem Zinsfuß, zu welchen Bedingungen der Kündigung und zu welchen Kursen die Schuldverschreibungen verausgabt werden sollen. Im übrigen kommen wegen Verwaltung und Tilgung der Anleihen und Verjährung der Zinsen die Vorschriften des Zusatzes vom 19. Dezember 1869 und deS Gesetzes vom 8. März 1897 zur Anwendung. 8 3. Mit der Ausführung dieses Gesetzes wird der Finanz minister beauftragt. «Die Gerüchte über größere Unruhen in Deutsch-Südwestafrika, die in der letzten Zeit mehrfach in verschiedenen Blättern erwähnt sind, haben fich bisher in keiner Weise bestätigt. Es ist anzunehmen, das es fich um Uebcrtreibungen, wenn nicht gar um völlig aus der Luft gegriffene Erzählungen handelt. «Der bereits enthauptete Mörder deS Matrosen Schulze in Tsimo war, wie in Ergänzung der bisherigen Mitteilungen be richtet wird, von deutschen Mannschaften verfolgt und von diesen auch ergriffen worden. Infolgedessen ist auch kein Zweifel daran, daß der wirkliche Thäter dingfest gemacht und bestraft wurde, und daß keine Unterschiebung einer anderen Persönlichkeit, wie in China sehr üblich, eingctrcten ist. Der chinesische Bezirks beamte hatte fich bekanntlich selbst erboten, den Verbrecher nach chinesischem Rechte abzuurteilen und ihn hinächten zu lassen. Oesterreich-Ungarn. * Die Negierung hat jetzt den Streik der deutschen Studenten damit pariert, daß sie für die deutschen Hochschulen Schluß de 8 Winterhalbjahrs angeordnet und somit die selbstgewählten und sehr tumultuarischen Ferien der Studenten in offizielle und ruhige Ferien umgewandelt hat. Die Verfügung des Unterrichtsministeriums, welche die Vorlesungen und Hebungen dieses Semesters mit dem Mon tag für beendet erklärt, betrifft die Universitäten Wien, Prag, Graz und Innsbruck, aber nur die juristischen, medizinischen und philosophischen Fakultäten — die theologischen Studenten, die artig gewesen find, dürfen noch einige Tage studieren — und außerdem die technischen Hoch schulen in Wien, Prag, Brünn und Graz sowie die Hochschule für Bodenkultur in Wien. Die beiden tschechischen Hochschulen in Prag werden Mich diese Verfügung nicht berührt. * Wie verlautet, sollen alle d euts ch n atio- nalen Studenten-Verbindungen ienS demnächst behördlich aufgelöst werden. * Im ungarischen Komitate Szabolcs fanden Prrutzischrr Kandtag. Am Montag begann im Abgeordnetenhaus die erste Beratung des Gesetzentwurfs betr. die Diszipli- narvcrhältnisse der Privatdozcntcn au den Landes- i Universitäten, der Akademie zu Münster und dem ' I Kultusminister i Bosse betonte die Notwendigkeit, das DiSziplinarrccht für die Privatdozcntcn möglichst ähnlich dem für die Professoren geltenden zu gestalten, mit der selbstver ständlichen Äendcrung, die sich aus der eigenartigen Stellung der Privatdozcntcn ergibt. Es biete sich in vielen Fällen kein gesetzlicher Anhaltepunki zum disziplinarischen Einschreiten, was doch ein unbestreit bares Recht des Staates sei. Für die Vorlage er klärten sich die Konservativen und Nationalliberalen, gegen dieselbe die Freisinnigen. Abg. Virchow führte aus, daß die Stellung der Privntdozcnteu eine ganz gesicherte wäre; gerade das Gesetz würde sic er schüttern. Der Privatdozent habe keine beamten ähnliche Stellung. Die Vorlage wurde einer Kom mission überwiesen. Im Abgeordnetenhause erklärte am Dienstag der Schamil war weder erschlagen noch g,' fangen. Ueberläufer verrieten dem russischen General, daß fich der Bcrgfürst zu einer be stimmten Nachtstunde aus einer der Felsen wohnungen an Stricken herablassen wolle. Es wurde ein Hinterhalt gelegt, und zur angegebenen Zeit sah man aus der schwindelnden Höhe drei Männer herablassen, von denen der letztere", in weißer Kleidung, ganz daS Aussehen Schamils hatte. Die drei Männer ergriff man und führte sie frohlockend in daS Lager, wo fich bald ergab, daß eine Täuschung vorlag.. Der wirkliche Schamil entkam, nachdem alles ruhig geworden war, ungefährdet an der verratenen Stelle. Bald sollten die Russen die Schwere des gemachten Fehlers fühlen. Neue begeisterte Streiter strömten dem kühnen Murschid zu, und in dem tiefer im Gebirge und zwischen dichten Wäldem liegenden Dorfe Dargo schlug er seine neue Residenz auf. Oberst Graf ArgutinSky hatte den Auftrag erhallen, diese Dorfrefidenz aufzuheben und Schamil zu fangen. Dieser erhielt durch seine Spione nur zu bald Kenntnis von don russischen Manen. Die Truppe des russischen Obersten bestand aus zwei Bataillonen Infanterie, dreitausend Kosaken und acht Kanonen. Von der kleinen Festung Gerselau aus marschierte er au dem Flüßchen Jalsai entlang. Dichte Wälder und unebenes Terrain erschwerten den Marsch. Schamil, dessen Stärke nach seiner letzten Niederlage von den Gegnem sehr unterschätzt wurde, war über ihren Vormarsch in genauester Der treue Dentschik. 1j Erzählunga.d.Kaukasus v. OskarMerreS.«) 1. Auf seiner großen Besitzung in der Ukraine feierte der Graf OfschinSka die Verlobung seiner Tochter Paulowna mit dem Grafen ArgutinSky, einem noch jungen Obersten aus einer der mächtigsten und reichsten russischen Adelsfamilien und Liebling Kaiser Nikolaus'. DaS glückliche Paar war gleich stattlich und schön, und man weissagte der Verlobten eine glänzende Zukunft an der Seite ihres AuS- erwählten. Mitten in die allgemeine Freude hinein über brachte man dem von seinem Glück strahlenden Verlobten eine Ordre deS Zaren, fich sofort auf dem Kriegsschauplatz im Kaukasus zur Ueber- nahme eines höheren und verantwortungsvollen Kommandos zu gestellen. Diese Ordre war eine Auszeichnung für den tapfcrn, feurigen Krieger, und eine WehmutS- perle in den Freudenbecher der von ihrem Glück berauschten jungen Gräfin. Noch ein langer inniger Blick in PaulownaS dunkle, von Thräncn gefeuchtete Augen, und Graf ArgutinSky schwang fich in sein mit zwei schnellfüßigen Rossen bespanntes Gefährt, um sich über seine Garnison an der Grenze auf den befohlenen Posten zu begeben. Zwischen Europa und Asten nordsüdwärtS und dem Schwarzen und Kaspischen Meere westöstlich dehnt fich in einer Länge von 150 *) Unberechtigter Nachdruck wird verfolgt. mehrere Bauernrevolten statt. Am Mon- tag empfing der Ministerpräsident Banffy eine fünfzehngliedrige Abordnung, die schriftlich die Bitte um Schlick überreichte. ES wird auSge- führt, daß die Bauern aufgeretzt find. Die Zu stände seien schrecklich. In der Stadt Nyregy- ha^a stehen die aufgestachelten Bauern banden- Frankreich. «Montag, der erste BerhandlungLtaa im Zola-Prozesse wurde fast gänzlich mit einleitenden Formalitäten auSgefüllt. Während der Staatsanwalt fich gegen daS AuSschwetfen auf den DrenfuS-Prozeß aussprach, wahrte fich ZolaS Verteidiger das Recht, alles zu erörtern, was er im Jmeresse seiner Klienten für nötig erachte. « Obwohl der GertchtSvorfitzende den An- geklagten Zola in dessen Beweis führung außerordentlich beschränkt, nimmt der Prozeß doch großen Umfang an. Großes Be fremden erregt, daß die als Zeugen geladenen Offiziere ihre AuSsagen verweigern. Der Gerichtshof beschloß entsprechend den An trägen der Verteidigung, die Vorladung BoiS- deffreS, Merciers, PatyS und Esterhazys. Auch die Frau von DreyfuS wmde vernommen. Zola sollte die Fragen, die er an dieselbe richten wolle, erst schriftlich formulieren. « Der frühere Präsident CasimirPerier verweigerte anfangs den Eid mit der Begrün dung, er könne die Wahrheit nicht sagen! Valran1»a«te«. «Die Erledigung der kretischen Gou verneurfrage scheint zu Gunsten deS Prinzen Georg in der Weise betrieben zu werden, daß daS europäische Konzert fich auflöst, indem die Mächte, die fich bei der Einsetzung des Prinzen nicht beteiligen wollen, ihre Truppen von Kreta zurückziehen, worauf die Entfernung der türkischen Truppen durch die mit der Einsetzung des Prinzen ein verstandenen Mächte zu veranlassen ist. Darauf würde die Einsetzung deS Prinzen erfolgen, auch ohne Zustimmung deS Sultans, ähnlich wie beim flkinzen Ferdinand von Koburg in Bulgarien. Amerika. «In Brasilien ist — obwohl die Ange legenheit des verstümmelten Lehrers Roth und verschiedene weniger belangreiche Fälle in den Südprovinzen noch nicht erledigt find — neuerdings ein Deutscher von einem Brasilianer, noch dazu von einem Offizier, in brutaler Weise ermordet worden. Der Vorfall, für den die Reichsrcgierung gleichfalls Genugthuung verlangen dürfte, ereignete fich in Curitiba, dem Hauptorte des Staates Parana. Afrika. * Im Niger-Gebiet soll, wie verlautet, eine Truppenabteilung aus dem Niger-Küsten- Protektorat, welche am Assay-Creek einige Ort schaften zerstörte, niedergemetzelt worden sein. Die Truppen sollen von zwei europäischen Offizieren kommandiert gewesen sein. Der Agent der Royal-Niger-Company hat Truppen abge sandt, um die Angelegenheit aufzuklären und etwaige Gefangene zu befreien. Asien. «Petersburger Drahtmeldungen zufolge ist in Berlin der Vertrag unterzeichnet worden, nach dem Rußland und Deutschland gemeinschaftlich die Ausgabe einer chinesischen 4 prozentigen Anleihe im Betrage von hundert Millionen übernehmen. Anderseits versichert ein Londoner Blatt, daß die Anleihe schon am 28. Januar abgeschlossen worden sei und England der chinesischen Regie rung 12 Mill. Pfund zur Verfügung stelle. Beide Nachrichten find in dieser bestimmten Form kaum glaubwürdig und miteinander absolut un vereinbar. Die Wahrscheinlichkeit spricht aber vorläufig dafür, daß Deutschland und Rußland das Geschäft machen werden. «Aus Londoner gutunterrichteteu Kreisen verlautet, durch Vermittelung des französischen Botschafters Courcel sei eine Verständigung Au« düeur Keichstage. Der Reichstag nahm am Montag das Gesetz betr. Aufhebung der Kaution-Pflicht der Reichs beamten in dritter Lesung an und setzte dann di« Beratung des PostetatS fort. Ein Antrag des Abg. Kopsch (fr. Vp.), die Militärpostämter aufzuheben, wurde abgclehnt. Beim Titel „Poftkassirrer, Ober- postsekretür" befürwortete Abg. Müller-Sagan (fr. Vp.) eine Erhöhung de» MaximalgehaltS der Post sekretäre auf 2800 Mk. Sodann wurden dir Ge- haltsverhältnisse der Postunterbeamten eingehend be sprochen. Hierzu wurden die von der Budgetkom- misston gestellten Resolutionen angenommen: den Reichskanzler zu ersuchen, das AnfangSgchalt der Postunterbeamten von 800 auf 900 Mk., und daS Endgehalt der Landbriefträger von 900 auf 1000 Mark zu erhöhen und die im Rechnungsjahr 1898 hierfür nötigen Mittel durch einen ErgänzungSctat zu fordern. Am 8. d. wird die zweite Beratung deS Post - «tat- fortgesetzt. Der. noch ausstehende Rest des ExtraordinariumS wird ohne wesentliche Debatte genehmigt; deSgl. der Etat der Reichsdruckerei. In dritter Beratung wird der Frcund- schaftS - und Handelsvertrag zwischen dem Reich und dem Oranje-Freistaat ohne Debatte a n - genommen. ES folgt die zweite Beratung deS Etats deS Auswärtigen Amtes in Verbindung mit dem Kolonraletat. — Beim Titel „Staats sekretär" erhält zunächst das Wort Abg. Richter (fr. VpJ: Namens meiner Freunde habe ich nach den Erklärungen deS Staats sekretärs in der Kommission heut« zu erklären, daß wir zu der Erwerbung in China anders und freundlicher stehen, als zu allen früheren Erwer bungen und Flaggenhissungen. Wir erkennen an, daß wir dort einen Stützpunkt haben müssen. Wir erwarten aber, daß sich das Reich darauf beschränkt und nicht an weitere Ausdehnung des Landbesitzes denkt. Wir haben dort kein anderes Evangelium zu predigm, als daS der Gleichberechtigung. Speziell müssen wir die Interessen - Gemcin- schait mit England aufrecht zu erhalten suchen. Für eine Ansiedelung von deutschen Auswan derern dürfte in Kiaotschau zunächst jedenfalls kein Boden sein. Auch auf den Absatz großer Men gen deutscher Waren an das geld- und krcditarme China dürfen wir einstweilen nicht rechnen. Japan wäre für uns jedenfalls ein viel wichtigeres Absatz gebiet. Im Anschluß an diese Ausführungen richte ich an den Staatssekretär die Frage, ob er geneigt ist, nns weitere Mitteilungen über die Vorgänge in Ostasien zu machen, vor allem über den Vertrag mit China. Staatssekretär v. Bülow: Die Regierung hat nie das Bestreben gehabt, über die Dinge in Ost asien einen Schleier zu breiten. Wir waren lange überzeugt, daß wir einen Stützpunkt in Ostasien haben müßten. Dies ist uns gelungen. Außerdem mußten wir im Interesse der Missionen in China einen Stützpunkt haben, und der Bischof Anzer hat uns selbst auf Kiaotschau hingewicsen. Wir befinden uns dabei im Einklang mit Rußland, Frankreich und England. Den eigentlichen Vertrag mit China kann ich noch nicht vorlegen. Er ist noch nicht einge troffen. Dagegen kann ich nach telegraphischen Uebermittelungcn Ihnen nnttcilen, daß die chinesische Regierung uns das in Frage kommende Gebiet für die Dauer von vorläufig 99 Jahren ver- ! pachtet und uns bezüglich desselben die weitest- > L"M Hosi^ gehenden Rechte emgcraumt hat. Hinter dem ge pachteten Gebiet ist noch eine neutrale Zone abge- grenzt worden, bezüglich deren uns ebenfalls weit gehende Rechte zustehen sollen. Der Pachtzins wird nicht erheblich sein. An Konzessionen sind uns erteilt solche für eine Bahn von Kiaotschau nordwärts und dann westwärts bis zum Anschluß an das ge plante große chinesische Eisenbahnnetz, ferner zur Ausbeutung von Kohlenlagern. Ueber weitere Kon zessionen schweben noch günstigen Verlauf nehmende Verhandlungen. . Unterstaatssekrctär Frhr. v. Richthofen er klärt, es schweben bezüglich der chinesischen Anleihe mit Deutschland keine Verhandlungen, Deutschland würde also auch nicht in die Lage kommen können, eine Garantie für eine solche zu übernehmen. j x>»i u>« Direktor im Auswärtigen Amt Reichardt: Kultusminister auf eine Interpellation betr. Neu- Der vom Abg. Richter erwähnte russisch - chinesische regelung und Verbesserung des Diensteinkommens der - Bahnvcrtrag ist uns längst bekannt. Die darin Geistlichen beider Konfessionen, daß, nachdem die ... stipulierten niedrigeren Zölle werden nicht nur Ruß- kirchlichen Behörden sich über die Grundzüge geeinigt, zwischen England und Rußland zu j^nd zu gute kommen, sondern auch anderen dem Landtage ein bezügliches Gesetz vorgclegt werden stände gekommen, wonach unter Zurücknahme Staaten, die auf dem Landwege Waren nach China soll. Darauf wurde der Rest des Justizetats ohne der englischen Forderung bezüglich der Oeffnung einführen. erhebliche Debatte angenommen, ebenso ein Teil des TalienwanS PortArthur zum Frei - 1 Abg. Bebel kommt auf feine vorjährigen Aus- Etats der Bauverwaltung. frage unsere Stellung im europäischen Konzert be wahren, aber wir werden keine Pression auf die Pforte mitmachen. Das entspricht unserer ganzen Stellung zu den orientalischen Wirren. Diese ist von Anfang an eine unparteiische gewesen, sic wird cs auch ferner sein. Wir werden es aber auch für unsere Pflicht halten, für die Interessen der deutschen Gläubiger Griechenlands cinzutreteu. Abg. Hasse (nat.-lib.) billigt das Vorgehen in Ostasien und verlangt ein Einwanderungsgesetz gegen die Gefahren, die aus dem Zuzug aus Polen, Böhmen und aus China entstehen könnten. Darauf wird die Wciterberatung vertagt.
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