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Auerthal-Zeitung : 02.02.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189802022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-02
- Tag 1898-02-02
-
Monat
1898-02
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 02.02.1898
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Sie sagte das her wie etwas auswendig Gelerntes und zwang sich dabei, zufrieden auS- sehen, aber auS dem eintönigen Stimmfall klang Verzweiflung. Erwin war erbleichend einige Schritte zurück» gewichen, alS habe sich ein Abgrund vor seinen Füßen aufgethan. Und eine Kluft sah er wirk lich, eine weite trennende Kluft zwischen ihm und ihr, aber er ballte die Faust. „DaS wird nicht geschehen, daS soll nicht geschehen, so wahr ich Erwin Hartmann heiße!" rief er wild hinein in den schweigenden Wald. und stieß mit versagender Stimme spöttisch und > das Sie so — „WaS wollen Sie dagegen thun, wenn ich eS will," fragte Erika mit müder Stimme. „Sie wollen eS? Sie?" „Nun natürlich. ES kann doch keine Rede davon sein, daß ich nicht will! Denken Sie doch, welches Glück für uns alle l" „Nicht für Sie, nicht für Ihre Mutter. Erika, hören Sie mich, eS ist Ihr Ernst nicht! Erika, schenken Sie mir doch einen Blick, ich liebe Sie ja, unsäglich liebe ich Sie -" Erika umschlang einen jungen Stamm, als wolle sie sich stützen, und hob den Blick zu ihm, wie er gebeten hatte. Sie bot ihm so ein Bild, daS er nie vergaß. Ihre schwanke Gestalt er zitterte, auf ihrem Antlitz zuckte eS wie von leuchtenden Blitzen mit dunklen Schatteu ver mischt, ihre Wangen glühten, ihre Wimpern glänzten feucht; sie öffnete die bebenden Lippen i ' ' _ ' doch gequält die Worte hervor: „Ei, mein Herr Vetter, woher sollte ich wissen? Sie kommen zu spät. Ich, darf nicht anhören, denn ich bin Braut, als. schweigen Sie jetzt! Folgen Sie mir lieber, ich führe Sic an eine Stelle, wo Sie Ihre gelehr same Wißbegierde befriedigen können. Ich ent deckte sie vor einigen Tagen, wahrscheinlich blüht dort auch Ihre Rose." Betäubt, schweigend folgte Erwin der vor ihm hereilenden Gestalt kreuz und quer über verschiedene Wege bis in eine wahre Wildnis von Dorngebüsch und Ranken zwischen steinigen, mit langem Grase bewachsenen Hügeln. Laut lose geheimnisvolle Stille umgab sie hier, ein süßer, würziger Dust drang ihnen entgegen. „Sweet driar," warf Erika gleichgültig hin. Erwin antwortete nichts, er sah ihr zu, wie sie sich auf einen der grünen Hügel niedersetzte, müde und wie gebrochen. „Nun, suchen Sie doch!" sagte sie, daS Auge vor seinen« forschenden Blick, vor der flehenden Trauer darin unsicher abwendend. Erwin trat zu ihr. „Ich mag nicht," sagte er leise. „WaS liegt mir an der Rose! An Ihnen, . Erika, an Ihnen allein liegt mir etwas. Mein Herz ist todkrank — können Sie nicht wieder ein wenig freundlich gegen mich sein, so lieb und freundlich wie m den schönen ver gangenen Tagen? — Erika, wenn Eie denn doch Onkel Bernhard heiraten werden, wenn eS fest beschlossene, unabändervche Bestimmung ist, — ich gehe ja bald fort — ein einziges gutes Wort könnten Sie mir vorher doch wohl geben!" Erika war bei seinen letzten Worten heftig zusammengezuckt. „Fort?" fragte sie flüsternd, mit leerem Blick an ihm vorbeistarread, „für „Mr immer. Ich muß ja." Herne. Die Ursachen deS Eisenbahn- Unfalles auf der Station Herne konnten trotz sorgfältiger Untersuchung noch nicht mtt voller Bestimmtheit festgestellt werden, doch neigt man in amtlichen Kreisen der Anficht zu, daß ein Fehler an der Weichenzunge den Unfall herbei geführt habe. Die Zunge mit den an der Unfallstelle lagernden Schienen find bei der Katastrophe derartig verbogen und zerstört wor den, daß eS sich jetzt kaum noch wird feststellen lasten, in welchem Zustande sie sich vorher be funden haben. Bon den schwer verwundeten Passagieren sind fünf derart verstümmelt, daß sie kaum mit dem Leben davonkommen werden. Wanne. Hier ist nachts daS Verkaufslokal eines Goldwaren- und Uhrengeschäfts mit Ge walt erbrochen und die wertvollsten Sachen ge raubt worden. Der Wert der gestohlenen Gegen stände beträgt ungefähr 10 000 Mk. Die Ein brecher find noch nicht ermittelt worden. Leipzig. Die Leipziger Neuesten Nachr/ führen an, daß während und nach dem letzten Maurerausstande 80 Personen wegen ungesetz licher Ausschreitungen gegen arbeitswillige Maurer zusammen zu rund 6 Jahr Gefängnis und rund 350 Mk. Geldstrafe verurteilt worden find. Da ein Teil der Strafanzeigen noch der Erledigung harrt, wird die Zahl der wegen Streikvergehens bestraften Personen voraussicht lich hundert oder noch mehr betragen. Altona. AuS begründeter Furcht vor einem Papagei stellte sich der Polizei freiwillig ein Arbeiter, der sich des Diebstahls berichtete und um seine Verhaftung bat. Als Grund zu diesem sonderbaren Vorgehen gab er an, daß er in einer Straße, die er nicht kenne, einen Korb lehnstuhl, eine Hängelampe und einen grauen Papagei gestohlen habe. Dieser riefe nun un ausgesetzt: „Papa, Mama, Hilfe, Mörder, Diebe", und da er — der Dieb — nun fürchte, durch den Vogel verraten zu werden, so habe er es vorgezogen, sich selbst der Polizei zu stellen. Der Mann wurde natürlich in Hast genommen. Münster. In der Ortschaft Greven wurde ein Zigarrenarbeiter bei Gelegenheit eines Streites von dem Fabrikarbeiter Blanke mit einer Bierflasche erschlagen. Der Thäter wurde verhaftet. Altena (Westfalen). Auf der Schmalspur bahn Werdohl-Augustenthal geriet ein Knecht, der noch auf den bereits in Fahrt befindlichen Zug springen wollte, infolge eines Fehltrittes unter die Näder des Zuges und wurde über fahren. Er wurde auf der Stelle getötet. Pr. Stargard. Der Chausseevorarbeiter D. in Lubichow hat dieser Tage sein fiebenund- zwanzigstes Kind, ein Tochter, verheiratet. Vier undzwanzig Kinder sind am Leben geblieben und jetzt alle verheiratet. D. hatte 3 Frauen. Nürnberg. Bei einem Gefechtsschießen des in Fürth garnisonierenden 21. Infanterie-Regi ments find zwei Soldaten verunglückt. Da die Patronen-Auswerfer ihrer Gewehre versagten, so schoben sie eine Patrone nach. Die Schüsse entluden sich nun nach rückwärts und brachten den beiden Soldaten schwere Verletzungen bei; sie wurden in das hiesige Lazarett gebracht. Wien. Nach einer dem Ministerium des Aeußeren zugekommenen Mitteilung find Mitte Juni v. acht Auswanderer-Familien, 47 Personen zählend, aus dem Bezirk Skalat in Galizien, aller Mittel entblößt , in einer Einwanderer- Herberge in Argentinien untergebracht worden. Sie hatten die Absicht, zu Familienangehörigen in Brasilien auszuwandern. Schon in Bremen mußten sie, angeblich weil eine Fahrgelegenheit nach Brasilien nicht vorhanden war, 28 Tage in einem Unterkunftshause Aufenthalt nehmen und ihr ganzes Bargeld abliefern, worauf sie dann mit dem Dampfer „Wittekind" anstatt nach Brasilien nach Buenos - Ayres in Argentinien befördert wurden. Rur mit großer Blühe ist es dort ge lungen, die Emigranten zum Teile in Arbeits orten unterzubringen. Bei diesem Anlasse wurde ausgedcckt, daß die Auswanderungs-Agenten die Auswanderungslustigen irreführen und ihnen versprechen, daß sie Grund und Boden, sowie landwirtschaftliche Werkzeuge erhalten werden. Budapest. Großes Aufsehen erregt das verschwinden deS, Richters am hiesigen Straf gericht Dr. Viktors Galowitsch, der wentge Tage nach seiner Trauung «ist «ine« hübschen wohl habenden Mädchen dasselbe im Stiche ließ, zu vor jedoch mtt dem Gelde seiner Frau seine Schulden auS den Junggeselleutagen bezahlte. Pari». Der ehemalige Polizei-Inspektor Rodeau ist unter dem Verdacht verhaftet, zwei Frauenspersonen ermordet und beraubt zu haben. — Beim Postamt St. DeniS ist em ganzer Geldbriefsack mit 200 000 Frank Bargeld gestohlen worden. Lyon. Der Massenmörder Bacher, der im Gefängnisse Saint-Paul auf seinen Geisteszustand hin untersucht wird, hat einen Mordversuch gegen den ihn überwachenden Wärter unter nommen. AlS derselbe nämlich in die Zelle deS Verbrechers trat, erhielt er von diesem mit einem Stuhle einen furchtbaren Schlag über den Kops. Der Beamte, obgleich betäub^ vermochte um HUfe zu rufen, sodaß andere Wärter noch rechtzeitig herbeieile« und Bacher überwältigen und fesseln konnten. Dünkirchen. Ein französischer Wachtposten schoß infolge eines Mißverständnisses auf einen norwegischen Matrosen vom Schiffe „Skandia" und verletzte denselben tödlich. London. Am Freitag hat hier noch eine Zusammenkunft von Vertretern der vereinigten Arbeitgeber und der Arbeiter im Maschinenbau gewerbe stattgefunden; in derselben wurde das Abkommen über die Bedingungen der Bei legung deS Ausstandes unterzeichnet und ver einbart, daß in allen zu der Arbeitgeber - Ver einigung gehörenden Werkstätten die Arbeit gleichzeitig am Montag wieder ausgenommen werde. New Aork. Klara Ward, spätere Fürstin Chimay, hat in Gemeinschaft mit ihren fünf Geschwistern eine Klage vor dem höchsten Gerichts höfe des Staates Michigan gegen die Testaments vollstrecker ihres Vaters geführt und verloren. In der Verhandlung, die auS mancherlei Gründen, nicht nur um der Person der „Zigeuner braut" willen, das grüßte Aufsehen in Amerika gemacht hat, beklagten sich die Erben deS ver storbenen Herrn Ward, seine sechs Kinder, daß die Vermögensverwalter die ihnen anvertrauten Gelder in ungesetzmäßiger Weise verwaltet hätten. Sie hätten mit der Witwe deS Erblassers und deren zwei Brüder ein betrüge risches Abkommen getroffen, um durch künst liche Herabsetzung der Werte der Papiere, in denen daS Vermögen angelegt war, die Erben und Besitzer der Aktien zum Verkaufe derselben zu niedrigem Preise zu verlocken. ES gelang den Klageführern aber nicht, ihre Anschuldigungen gegen die Testamentsvollstrecker zu beweisen. Bei dem Für und Wider in der Verhandlung stellte sich übrigens auch zufällig die interessante Thatsache heraus, daß die einstmalige Fürstin Chimay auS ihrem amerikanischen Besitze ein Jahreseinkommen von 60 000 Dollar (240000 Mark) bezieht. Gericht« »asle. Die Leidensgeschichte einer Hinter gangenen Braut erregte daS Mitgefühl der Zuhörer in einer Verhandlung, welche am Mittwoch vor der Strafkammer stattfand. AuS der Untersuchungshaft wurde der beim Amtsgericht angestellt gewesene Kanzlcigchilfe Paul Wolff vorgeführt, welcher der schweren Urkundenfälschung, des wiederholten Be truges und des Diebstahls beschuldigt war. Die Hauptbelastungszcugin, Frl. B., gab unter augen scheinlich großen Seelengualen folgende Aussage ab: Der Angeklagte habe sich ihrer Familie im verstosse nen Frühjahre genähert und sich nach dem gegen seitigen Bekanntwerden in einer Weise benommen, daß man ihn für einen anständigen Menschen halten mußte. Nach längerem Verkehr sei er mit Heiratsvorschlägen an sie herangetreten. Er habe erzählt, daß er bis jetzt als Kanzleigehilfe 170 bis 180 Mark monatlich verdiene, bet seiner demnächst zu erwartenden Anstellung aber noch Mietsentschädigung bekomme. Sie selbst und ihre Eltern hätten auch die Zustimmung zu der Verlobung gegeben. Der plötzliche Tod ihres Vaters habe aber veranlaßt, daß die offizielle Verlobung hinausgeschoben wurde. Der Angeklagte habe vor geschlagen, daß das von den Eltern seiner Braut geführte Manufakturwarengeschäft in den Händen der Mutter verbleiben, für keine Braut und deren Schwester dagegen ein« Filiale in Alt-Moabit ein gerichtet werden sollte. Der Plan war so »er- uünftig, daß er «»«geführt wurde. Von nun ad ging der Angeklagte in dem Geschäfte seiner Braut ein und au«. Eines Tage» offenbarte der Ange klagte derselben, daß er von einer bösen Sorg« ge quält werde. Er schulde seinem früheren Hau-unrt 400 Mk. und dieser habe mit der Klage gedroht, wmn er nicht sofort ein« Abzahlung von 100 Mk. erhalte. Schweren Herzens habe sie ihm ihr Sparkaffenbuch übergeben mit der Anweisung, 100 Mk. abzuhebcn. Am folgenden Tage hab« der Angeklagte ihr eine Quittung seine» früheren Wirt» voraelegt. Seit einiger Zeit wiederbolte sich die Geschichte, der Gläubiger verlangte in einem Briese, den Wolf der Zeugin vorlegte, 200 Mk. Die Braut gab au» ihren geringen Ersparnissen auch die« her. Wiederum zeigte der Angeklagte ihr die Quittung. Inzwischen hatten sich im Geschäfte der beiden Schwestern sonder bare Umstände ereignet. Mit peinlichster Genauig keit pflegten sie jeden geschehenen Verkauf und den Erlös dafür einzutragcn, aber selten stimmte die Kasse. Die Schwestern fingen an sich gegenseitig zu mißtrauen. Auf den Angeklagten fiel kein Verdacht. Im September vorigen Jahre« verschwand Wolff plötzlich. ES zeigte sich, daß er in arger Weise geschwindelt hatte. Er verdiente als Hilfsschreiber höchstens 100 Mk. monatlich, im letzten Monat hatte er überhaupt nicht gearbeitet und an seine Anstellung war aarnicht zu denken. Daß er bei seinem früheren Wirt Schulden hatte, war richtig, aber dieser dachte gar nicht daran, ihn zu drücken, da Wolff ihm gesagt hatte, daß er sich mit einem reichen Mädchen verlobt habe und nach der Hochzeit seinen Verpflichtungen Nachkommen werde. Die Quittungen waren gefälscht. Wolff hatte von dem Gelde seiner Braut seine dringendsten Kneipschulden bezahlt. Bei dem letzten Besuche, dm er seiner Braut abstattete, bevor er die Flucht ergriff, nahm er heimlich die Brache wieder an sich, die er ihr zur Verlobung geschenkt. Nach seiner Entfernung kamen die Schwestern zu der Ueberzeugung, daß nur der Angeklagte ihre Kasse bestohlen haben könne. Dieser, welcher am 8. Dezember in Köln er griffen worden ist, bestritt die Diebstähle im Termine entschieden, dagegen gab er die übrigen Strafthaten zu. Er sei von den redlichsten Absichten beseelt gewesen, als er sich um die Zeugin bewarb, die erste Lüge habe aber die andern nach sich ge zogen und so sei er nach und nach auf die schiefe Ebene geraten, die ihn unaufhaltsam dem Abgrund zufübren mußte. — Der Staatsanwalt hob hervor, daß der Angeklagte durch sein ganzes Verhalten eine große Gefühlsroheit an den Tag gelegt habe. Die Diebstähle seien nicht erwiesen und er beantrage diescrhalb die Freisprechung, wegm der beiden Ur kundenfälschungen und des Betruges dagegen eine Gefängnisstrafe von neun Monat. — Der Gerichts hof erkannte auf ein Jahr Gefängnis und bei der Niedrigkeit der Gesinnung, die dem Angeklagten zur Last falle, auch auf zweijährigen Ehrverlust. Nürnberg. Wegen unlauteren Wettbewerbes tand der Vertreter der Leipziger Lebensversicherungs- Gesellschaft vor dem hiesigen Schöffengericht, weil er einer Person gegenüber, die mit der Nürnberger Lebensversicherungsbank eine Versicherung abschließcn wollte, Aeußerungen gethan hatte, welche die Gcsell- chaft diskreditieren mußten. Der Angeklagte wurde zu 50 Mk. Geldstrafe verurteilt. Der Nürnberger Gesellschaft wurde außerdem die Publikationsbefugnis zuerkannt. Kchn«etz. Die hiesige Strafkammer verurteilt« den Polizeidiener Laskowski, der im Juli einm Schiffsgehilfen widerrechtlich arretiert, gestoßen und geschlagen hatte, zu zwei Monat Gefängnis. Der Gerichtshof nahm an, daß Laskowski die Freiheits beraubung im Zustande der Bewußtlosigkeit — er war angetrunken — verübt habe; deshalb fiel di« Strafe so milde auS. Algier. Am Freitag wurdm 50 Personen, die ich an den letzten antisemitischen Unruhen beteiligt satten, wegm Diebstahls und Unfugs zu Gefängnis- trafen von drei Monat bi» zu drei Jahr verurteilt. Der englischeMafchr«e«ba«erstr<rk st thatsächlich zu Ende. Das zeigt auch daS etzte Rundschreiben des Ausschusses der ver bündeten Gewerkvereine, in dem es heißt: „Wir fordern euch auf, den letzten Vergleich anzunehmen. Dieser ist um so notwendiger, da der Streik jetzt 29 Wochen gedauert hat. Die Fortdauer des Kampfes schließt eine sich teigernde Last für die Kaffen der Gewerkvereine ein. Wir haben viele gute Freunde gehabt, die uns freigebig unterstützt haben. Aber die Ein nahme von außen nimmt ab und wird wahr- cheinlich noch mehr abnehmen. Der Kampf önnte deshalb nur mittels vermehrter Beiträge fortgesetzt werden. Zugleich müßten die Zahlun ¬ gen an Alte und Kranke herabgesetzt wer»- Dazu -laubleu vir nicht berechtigt zu sein, «u- mal da die Fabrikanten ihre Bedingung«« ver bessert habe«? Englische Blätter beschäftigen sich jetzt mit der Frage, was denn eigentlich der sieben- monatige industrielle Krieg gekostet hat. I» dieser Beziehung wird ausgeführt: Die zehn kämpfenden Gewerkveretne habe« eine Gesamtmitgltederzahl von 109 82S. Gegen fast 31000 Maschinenbauer und 7000 Mitglieder der anderen Gewerkvereine wurde die Arbeits sperre verhängt. 5000 ausgebildete Handwerker legten freiwillig die Arbeit nieder und schloffen sich de» Kampfe an. Ihr Streikgeld hat ihnen der Gewerkverein der Maschinenbauer auSbe- zahlt. Dieser versorgte auch die übrigen ver bündeten Gewerkveretne, deren Fonds auf die Neige gegangen waren, mit Geldmitteln. Alt der Gewerkverein der Maschinenbauer de« Kampf begann, hatte er 360000 Pfund in der Kaffe. 60000 Pfund davon mußten für die Altersversicherung reserviert bleiben und konnten nicht zu Streikzwecken verwandt werden. Von den 60 000 Mitgliedern, welche durch den Streik nicht berührt worden find, find 300 000 Pfund und an auswärtigen Beiträgen 140 000 Pfund eingegangen. Im ganzen waren also für Kampf zwecke 740000 Pfund verfügbar. Durchschnitt lich find wöchentlich 24 000 Pfund an 30000 Unbeschäftigte auSgezahlt worden, im ganze« 720 000 Pfund. Der Verlust an Löhnen be ziffert sich auf etwa 2 000 000 Pfund. Darin ist jedoch der Verlust derjenigen Arbeiter, die von der Maschinen- und Schiffsbauindustrie ab hängen, nicht einbegriffen. Der Generalsekretär des Gewerkvereins der Kesselschmiede, Knight, schätzt den Verlust, welchen sein Verein durch den Streik erlitten hat, auf 150 000 Pfund. Knntes Allerlei. Die Geschwindigkeit der Sonne im Weltenraum ist von dem Astronomen Monck in Dublin neu berechnet worden. Der berühmte Astronom Struve ermittelte diese Geschwindigkeit in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts auf 0,6 Kilometer in der Sekunde; diese an sich bereits außerordentliche Geschwindigkeit ist nach den neuesten Berechnungen noch viel zu gering veranschlagt. Monck fand durch Vergleich der Sonnenbewegung mtt dem Standorte von 2000 verschiedenen Fixsternen, daß die Bewegung der Sonne nicht weniger als zwischen 16 und 24 Kilometer in der Sekunde betragen kann. Auf diesem rasenden Laufe zieht unser Mutter gestirn die Erde und alle anderen Planeten mit ihren Trabanten und auch die periodisch wiederkehrenden Kometen mit sich. Gegenwärtig führt uns diese Reise durch den Weltraum in der Richtung auf das Sternbild des Herkules hin; über die Bahn, in der sich die Sonne mtt ihrem System in späteren Jahrtausenden be wegen wird, wissen wir noch nichts. Als Kuriosum wird aus Eutin mitgeteilt, daß dort in den letzten Tagen zwei Bettler rhrem „ErwerbSzweig" auf dem Zweirad ob lagen. Sie radelten in der Umgebung der Stadt von Haus zu Haus, bis fie schließlich durch den Gendarmen in die Flucht geschlagen wurden. Die russische Raffe entartet. Das ist der Klagemf, den die.Nowoje Wremja' aus- tößt. „Die physischen Eigenschaften unserer Rasse," so sagt fie, „gehen in ganz bedeutendem Maße zurück und besonders in den unteren Klassen, den kräftigsten des Volkes. Schon >eute ist es nicht mehr möglich, in sehr vielen Teilen Rußlands so gewaltige Gestalten, so riesige Körperkräfte aufzufinden, wie solche zu Zeiten der Leibeigenschaft sehr häufig angetroffen wurden. Das liegt an dem Umstande, daß vielfach die Ernährung nicht mehr eine so gleichmäßige und reichliche ist wie ehemals. Der Bauer, der Ackerknecht sind ungenügend ernährt, mager, von blassem Aussehen und wenig widerstandsfähig. Man kann sagen, daß Ijeute diese Teile der russischen Bevölkerung wohl an 30 Prozent weniger Nahrungsmittel 1 u sich nehmen als ihre Großeltern. Daher die Cischeinung einer starken Entartung der russischen Rasse." Ein Schauer durchzitterte die schlanke Ge stalt, eine übermenschliche Anstrengung — und ein gequältes Lachen tönte von ihren Lippen. Und Rosa Spinofisfima?" Wie ein Schrei klang es. „Sie wächst hier nicht für mich, ich gebe fie auf." Ein voller Blick, Erika stand auf. „Wenn Sie doch fortgehen, Erwin," sagte fie mit erzwungener Fassung, blaß und mit bebendem Munde, „so pflücken Sie mir eine Rose zum Andenken, bitte! Von dem schönen Strauch dort mit den vielen noch nicht erblühten Knospen!" Erwin folgte ihrem Fingerzeige. Der Strauch, den Erika bezeichnete, stand mitten in dichtem, auS einer Bodensenkung aufragendem Dorngebüsch. Er mußte den Arm weit auS- recken, und indem er daS that, gab der Stein hügel unter seinen Füßen nach und er versank zwischen den Dornen. Erika stieß einen leisen Schrei aus und flog herbei. — „Erwin, lassen Sie, ich will keine Rose!" Aber er hatte sich schon wieder heraus- gearbeitet und hielt triumphierend in der energi schen, blutenden Hand die abgerissene Rose, deren Stacheln ihm tief ins Fleisch gedrungen waren. Ob eS gleich ein unsanfter Schmerz war, so flüsterte er doch lächelnd: „Für Sie, Erika trage ich diese Wunden gern! Nehmen Sie die schwer errungene —" Plötzlich, indem sein Blick noch ans der lieb lichen Blüte ruhte, stieß er «inen Jnbelruf auS und warf die Hand hoch in die Lust. „DaS ist fie ja, Hurra, Hurra! St« ist eS, Rosa Spinofisfima l Solange vergebens gesucht und nun mit Blut erkauft!" Er neigte sich tief herab auf Erika, die seine verwundete Hand mit ihren beiden weichen Händen hielt und sich bemühte, die spitzen Stacheln herauSzuziehen. „Frauenrose, flüsterte er mit heiß erregte» Ton, „vielstachlichte, süße, holde Rose, ach, du kannst ja mehr, als verwunden, du kannst auch heilen. So heile doch auch mein wundes Herz, Erika, Erika!" Zuviel für deS Mädchens zerrissenes, ge quältes Empfinden! Ihrer selbst nicht mehr mächtig, laut cufschluchzend lag sie an seiner Brust, schlang die Arme um seinen Hals und ließ den Sturm über sich ergehen, den Sturm der süßesten, erhabensten Leidenschaft, der seine künstlich geschmiedeten Fesseln gebrochen hatte. Aneinander geschmiegt, saßen fie auf dem Hügel im Schatten der freundlich gesinnten Dornen, die fie durch Blut und Lhränen zu- sammengeführt, und flüsterten. An Erikas Brust prangte jetzt die Rose, sweet driar duftete stärker im Mittagsglühen der über ihrem Scheitel hin eilenden Sonne, daS Läuten einer Betglocke drang in verlorenen Klängen in ihren Schlupf winkel. Da fuhr Erika empor, fie hatte er schreckend den Cherub mit dem flammenden Schwerte geschaut. „Was haben wir vergessen, Erwin! Ach, »« Gottes willen, alles, alles vergessen!" „Bleib, mess: Lieb, störe nicht unsere Aße Ruhe! WaS wllten wir vergessen haben? Nur an uns haben/wir jetzt zu denken." «s» / (Schlui falzt.»
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