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Auerthal-Zeitung : 28.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189801288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-01
- Tag 1898-01-28
-
Monat
1898-01
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 28.01.1898
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qeli: die llgemewe 'lnhäugir i »und dir n zuräck- grhand- »tag da» er Feen- Vielleicht ciusschutz gelangen nter da» >etz all»« raten dm hat »der natiaaate egen die daß bei Berliner gangen len sein bemerkt, seugesetz zarnicht,, irwortet , lige Bc» ührung gungen. 'widert, nzelnen » . , it, die > < >end zu nssion" lallend lipelten !en zur Unler- utio« : ir da» ' 1898 teichs- h den neuer Siolo- chung . anzen iktärt, chax» nstak i, sic ! aff» ' 1900. Leben - mit uchs- Jn ibietc öt'g idert, At^g. eregt und- »n- t«K- »a in etr. tten tzcs ktz). md or- mi- em ow in en, bc- >en >r- fte ch. ich c- er nt m c- »r II it -t t c Aon Unh und Fern. Herne. Am Montag früh ist der Berlin- Kölner Schnellzug bet der hiesigen Station entgleist. Mehrere Wagen wmden auS dem Geleise geworfen, vier Personen wurden getötet und sehr viele verwundet. Unter den Schwer verletzten befinden sich mehrere Grobkaufleute aus Rheinland-Westfalen, die innere und schwere Kopfverletzungen davontrugen, andere, darunter mehrere Frauen. Arm- und Beinbrüche. Zwei Toten wurden die Köpfe vollständig vom Rumpfe getrennt, darunter eine Frau, weiche den Kopf aus dem Fenster gesteckt hatte. An der Unglücks- stätte herrscht ein gewaltiges ChaoS; Glied maßen, einzelne Arme und Finger lagen zer streut umher. 25 Personen wurden ins Hospital, zahlreiche andere zu ihren in Herne oder in der Umgegend wohnenden Verwandten geschafft. Greiz. Der Fürst Neuß ä. L. empfing dieser Tage den Hofprediger a. D. Stöcker, der zu einem öffentlichen Vortrag eintraf, in längerer Audienz. RüdeSheim. Nach amtlicher Zusammen stellung betrug die Weinernte im verflossenen Herbst im ganzen Rheingaukreise 35 770,50 Hektoliter; davon find nur 531,10 Hektoliter Rotwein, der -um größten Teil in der Gemar kung Aßmannshausen wächst. Der Quantität nach bedeutet das ein „Drittel" bis „Halb herbst", der Güte nach war der Herbst gut und mittelgut. Memel. Mit dem Bau deS Leprosenheims (für Aussätzige) wird so schleunig begonnen werden, daß dasselbe womöglich schon im Früh jahr 1899 in Benutzung genommen werden kann. Nachdem die Absteckung des für die Er bauung eines solchen Heims bestimmten Terrains (12 «00 Quadratmeter) in der städtischen Plan tage bereits stattgefunden hat, schweben zur Zeit die Uebergabeverhandlungen zwischen Stadt und FiskuS. Das Heim wird übrigens in etwas größerem Umfange, als ursprünglich geplant, angelegt und soll mit 16 Betten ausgerüstet werden. Bau und Einrichtungskosten find auf 72 000 Mk. veranschlagt, von denen bekanntlich 36 000 Mk. im Vorjahre bewilligt und 36 000 Mark in den jetzigen Etat eingestellt find. Lübeck. Der Vertrag über eine sechs!!affige, im nächsten Sommer beginnende Lübecker Staats lotterie ist mit dem Konsortium der Hamburger Stadtlotterie, L. Beßrens u. Söhne, Hardy und Hinrichsen, unter Bürgschaft der Norddeutschen Bank, abgeschlossen worden. Parchim. Dem vor einiger Zeit in Afrika gefallenen Leutnant v. Bödiker widmete das OsfizierkorpS des 2. mecklenburgischen Dragoner- Regiments Nr. 18, dem der Dahingeschiedene früher als Offizier angehört hatte, einen Denk stein, aus einem schwarzen, 9 Zentner schweren Marmorblock mit Inschrift bestehend. Bei dem Ausladen an der afrikanischen Küste fiel der Stein in das Meer und an ein Wiedcrauffinden desselben ist natürlich nicht zu denken. — Auf die Nachricht von dem Verlust des Steines ist sofort vom Offizierkorps in der Schrciberschcn Steinhaucrei ein neuer bestellt worden, der hoffentlich ohne Fährlichkeiten im fernen Afrika Aufstellung finden wird. München. Mit dem Verschwinden des Rechtsanwalts Lützel in München hängt auch das eines Optikers, der bereits vor sechs Wochen den Münchener Staub von den Füßen ge schälte t hat, zusammen. Beide hatten sich gegen seitig Wechsel giriert, die natürlich weiter ge geben, aber nicht cingelöst wurden. Weder der Optiker, noch Lützel hatten Geld, dagegen hul digten beide sehr eifrig dem Hazardspiel. Das Geschäft des Optikers gehörte dessen Frau, die bald nach dem Verschwinden den Konkurs an meldete. Stuttgart. Ein eigenartiger Fall von Starrkrampf ist in Neudingen, einem Dörfchen deS Schwarzwaldoberamts Tuttlingen, aufge treten, der geeignet ist, die Aufmerksamkeit der medizinischen Welt auf sich zu lenken. Ein Schulmädchen namens Johanna Mattes befindet sich nämlich schon 170 Tage in starrsüchtigem Zustande und hat während dieser Zeit nicht die geringste Nahrung erhalten können. Außer fort- ! schreitender Abmagerung und auftretenden krampf- ! artigen Zuckungen sind besondere Erscheinungen nicht wahrnehmbar geworden. Pr»f«sf»r Lieber meister von Tübingen hat nunmehr den Fall in Augenschein genommen. Sein« Aufforderung, zur Beobachtung der interessanten Kranken die selbe der Klinik anzuvertrauen, scheiterte wie vorhergeaangene deranige Ratschläge an der Querköpfigkeit der Eltern. Thorn. Im rusfifchen Grenzkreise Sieradz machte seit einiger Zett ein Dienstmädchen von sich reden, das zwar arbeitsam und bescheiden war. aber jede Stelle nach 2 bis 3 Wochen verlieb und dabei mitnah«, waS sie erlangen konnte. Die Polizei wurde endlich der Person habhaft: bei der Untersuchung stellte sich heraus, daß daS angebliche Dienstmädchen ein zwanzig jähriger Bursche war. Als Maschinist in einem Theater einmal aushilfsweise in weibliche Tracht gesteckt, gefiel er sich darin so gut, daß er fest jener Zeit als Mädchen auftrat. Sein Aus sehen machte in der That ein Erkennen dieses Betruges unmöglich. Pofen. Am 22. d. fand in der Pfarrkirche eine feierliche Trauermesse für die Gefallenen deS letzten Polenaufftandes statt. Wien. Bei Krumpendorf ist Dr. Karl E isschau aus Straßburg durch Einbrechen deS EiseS im Wörthersee ertrunken. Der Verunglückte wollte auS der Stadt für sein erkranktes Kind Medizin holen und ging deS kürzeren Weges halber über den See. Budapest. Feldzeugmcister Graf Török erstattete die Anzeige, daß seine Schwägerin Ilona Vegh spurlos verschwunden sei. Es liegt Grund zur Annahme vor, daß an der 58jährigen Dame ein Verbrechen begangen wurde. Paris. Beim Oeffnen der Pforten der Sankt Peterskirche in dem Pariser Vororte Neuilly fand der Küster einen deutschen Deserteur, Joseph Bräunlcin auS Saarbrücken, auf einer Bant eingeschlafen. Der Fahnen flüchtige hatte die Opferstöcke der Kirche er brochen und sich deren Inhalt angeeignet. Er wurde natürlich sofort festgenommen und auf das Büreau der Polizeipräfektur gebracht. — Die rohen Scherze, die sich Soldaten nicht selten mit den unerfahrenen, im Regimcnte cintreffenden Rekruten machen, fordert trotz strenger Verbote stets neue Opfer. So wurde in der 1. Schwadron deS 7. Dragoner-Regi ments in Fontainebleau ein einberufener Rekrut namens Picard von drei älteren Kameraden auss Korn genommen und unbarmherzig ge peinigt. Vor einigen Tagen zwangen diese Burschen den Unglücklichen, der schon krank war, sich zu entkleiden, im Zimmer herumzutanzen und sich nackt auf den Fußboden niederzulegen. Dieser „geistreiche Scherz" wurde mehrere Tage hintereinander wiederholt, und am vergangenen Sonntag hauchte der Gepeinigte seinen letzten Seufzer aus. Als er zu Grabe getragen wurde, mußten seine drei Peiniger zwischen vier Mann, die blank gezogen hatten, folgen. Nach der Trauerzeremonie, bei der der Oberst die drei Schuldigen als verworfene und der Uniform unwürdige Gesellen bezeichnet hatte, wurden sie in Zellen geführt, um dort bis zu ihrem Er scheinen vor dem Kriegsgericht zu verweilen. Kairo. Ein Vetter des Chedive, Said Ben Jussuff Pascha, hat sich em Dienstag in Kairo mit einer jungen Amerikanerin nach moham medanischem Ritus vermählt. Am Mittwoch morgen erkrankte Said und bald nachher ver schied er auch. Alexandrien. Die beträchtliche Verspätung, welche die „Deutschland" bei der Fahrt durch den Suez-Kanal erlitt, hatte nach dem,Egypt. Courier' als Ursache, daß die Ankerkette deS Schiffes beim Ankern im Bittersee riß, wodurch der Anker verloren ging und erst nach langem Suchen wieder aufgefischt wurde. Einige Offiziere der „Deutschland" benutzten diesen Aufenthalt, um eine Jagd auf Wasservögel zu veranstalten. Prinz Heinrich selbst beteiligte sich hieran nicht. Bei den Besuchen, die der Prinz in Port Said den beiden dort vor Anker liegenden Kriegs schiffen abstattete, fiel es demselben Blatte zu folge auf, daß der Prinz auf dem französischen Kriegsschiffe über eine halbe Stunde verweilte und sich in leutseligster Weise mit Kommandant und Offizieren unterhielt, während sein Aufent ¬ halt auf de« englischen Schiffe «rr wenige Minuten dauerte. Bombay. Angesichts d« erheblichen Aus dehnung der Pest-Epidemie in Indien hat daS russische Komitee zur Bekämpfung der Pest das Verbot der mohammedanischen Pilgerfahrten für dar laufende Jahr aufrechterhalten. Fünf russi sche Aerzte find zur Beobachtung der Bewegung der Epidemie nach Indien gesandt. Gerichtsftalle. Berlin. Eine Privatklage, die sich um die Schicksale deS entmündigten Prinzen Neuß XXVI. dreht, beschäftigte am Freitag daS hiesige Schöffengericht. Privatkläger ist der Schrift steller Ernst v. Maack, Privatbeklagter der Chef redakteur deS .Lokal-Anzeiger' H. v. Kupffer und der verantwortliche Redakteur I. Keller. Der Kläger fühlt sich durch zwei Artikel be- leidiat, in welchen seine auf Antrag des Prinzen Reuß XXVI. erfolgte Verhaftung wegen Dieb stahls und versuchter Erpressung und die ganzen unglückseligen Verhältnisse, die schließlich zur Entmündigung deS Prinzen geführt haben, be sprochen wurden. ES wurde mitgeteilt, wie der in finanzielle Schwierigkeiten geratene Prinz in die bedenklichsten Machenschaften, wie Titel- und Ordensschacher, den bekannten ungarischen Gutskauf rc., durch Leute, die sich an seine Person herangedrängt, geraten sei, bis ihm die Wellen über den Kopf schlugen. Ein ganz be sonderes Vertrauen habe der „Schriftsteller" v. Maack bei dem Prinzen genossen, der nicht gewußt habe, daß v. M. gar kein Schriftsteller, sondern in Wahrheit ein Agent des bekannten Ordens- und Titelvermittlers Dr. Reiter sei. v. M. lei schließlich derartig der Vertraute des Prinzen geworden, daß er verschiedene Privat briefe des Prinzen mit kompromittierenden Aeußerungen über hochgestellte Personen hinter sich habe. Auf Veranlassung des Prinzen sei durch Vermittelung des Privatdetektivbüreaus „Greif" die Verhaftung des v. M. erfolgt, die Freilassung desselben aber nölig gewesen, weil eigentlich strafbare Handlungen ihm nicht be wiesen werden konnten. Die Briefe habe man nicht bei ihm gefunden, weil er sie im AuSlande untergebracht habe. Die Persönlichkeit, die dem Prinzen reinen Wein über die Machenschaften des Herrn v. Maack eingeschenkt, sei ein Herr Schwengels gewesen, der auf Grund eines Maack-Reiterschen Angebots auf den Titel eines prinzlichen Güterdirektors reflektierte und dann auf Grund der ihm ausgestellten Generalvoll macht des Prinzen das Gut Petris bei Arad von dem österreichischen Kämmerer Bernhard von Uermenyi erworben habe. — R.-A. Galand a!S Vertreter des Klägers beantragte, wegen der in diesen Artikeln enthaltenen Beleidigungen die Beklagten zu Gefängnisstrafen zu verurteilen. Der Kläger sei wie ein gemeiner Verbrecher ge schildert worden, während die ausgestellten be leidigenden Behauptungen unwahr seien. Der Kläger habe sich nicht „in das Vertrauen hoher Persönlichkeiten hineingeschmuggelt", er sei nicht „eigentlich Antiquitätenhändler", sondern in Wirklichkeit Schriftsteller und bekleide nicht die Rolle eines Agenten des Dr. Reiter. Er sei bei den Ordens- und Titelvermittelungen direkter Mandatar deS Prinzen gewesen, und dieser habe aus den Verleihungen Vorteile in Höhe von etwa 2000 Mk. gezogen. Der Zweck der Verhaftung des Prioatktägers, die im Auf trage des Prinzen durch den Kriminalkommissa- rius a. D. Grützmacher inszeniert worden sei, sei nur der gewesen, die kompromittierenden Briefe heraus zu bekommen. Die Freilassung des Privatklägers sei auf Antrag des Staats anwalts selbst erfolgt. — R.-A. Pinner be tonte, daß die Presse das Recht zur objektiven Sachdarstellung haben müsse, wenn es darauf ankomme, einvi Ordens- und Titelschwindel bloßzulegen, bei welchem jemand zum fürst lich reußschen Kameral - Direktor ernannt werden konnte, ohne daß man in Reuß etwas davon wußte. Alles, was in den Artikeln stehe, sei Punkt für Punkt wahr, und zum Beweise hierfür, sowie für die Thatsache, daß sich der Kläger an den unreellen Machen schaften beteiligthabc, beantrage erdie Vernehmung der folgenden Personen: 1) deS Prinzen Hein-' reich XXVI. Reuß, 2) deS Grafen Karl Fürsten stein, der der Pfleger de« Prinzen ist, 3) des sogen. Generaldirektors SchwengerS, 4) de« Prinzen Heinrich XXX. Reuß, d« ein Bruder de» Entmündigten und Bräutigam der Prin zessin Fedora, Nichte de« Kaiser», ist, 5) de» Kriminalkommissars a. D. Grützmacher, 6) d«S Kriminalkommissars v. TreSkow, 7) deS Por trätmalers Beling in Friedenau. — Der kläge- rische Anwalt hob hervor, daß letzterer ein Agent de» „Greif" gewesen, der unter der MaSke eines reichen Holländers den Privatklägerangeblich zu einer größeren Reise al» Reisebegleiter ge wonnen, ihn auSgehorcht und dann unterwegs plötzlich im Stich gelassen habe. R.-A. Galand beantragte seinerseits noch die Vorladung deS Dr. Retter und deS Dr. A. Neuburger, der be kunden könne, daß v. Maack tatsächlich Schrift- Keller sei. — Der Gerichtshof beschloß, die sämtlichen angebotenen Beweise zu erheben und die genannten Personen als Zeugen teils kom missarisch, teils hier an Gerichtsstelle zu ver nehmen. — Wegen MajestätSbeleidigung vernrteitte am Montag die hiesige Strafkammer den Schneidergesellen Hermann Heise zu zwei Monat Gefängnis. Wie sich auS der Urteilsvcrkündi- gung ergab, war der Angeklagte mit mehreren Mitgesellen in ein Gespräch über die vermeint lichen JahieSeinkünfte des deutschen Kaisers ge raten und hatte dabei einige häßliche Bemer kungen gemacht. Meiningen. Eine gefährliche Einbrecher bande, die im vorigen Jahre durch viele Ein brüche die Stadt Suhl in Aufregung hielt, ist auf eine Reihe von Jahren unschädlich gemacht worden. Sieben Eisenbahnarbeiter im Alter von 20—30 Jahren hatten sich zur Ausübung des unsauberen Diebeshandwerks verbunden. Neun schwere Einbruchsdiebstähle konnten ihnen nach gewiesen werden. Die Strafkammer verurteilte die Anführer zu 6 und 5 Jahr Zuchthaus und 10 Jahr Ehrverlust; die übrigen Mitglieder der Bande erhielten 1 Jahr 3 Monat bis 2 Jahr 6 Monat Zuchthaus. Die Angeklagten nahmen das Urteil unter Lachen auf. Stettin. Das Schwurgericht verurteilte de« 47 Jahre alten Kornträger Maaß, der seine frühere Geliebte, die Waschfrau Lörke, die nicht wieder mit ihm zusammenleben wollte, durch 17 Messerstiche förmlich abgeschlachtet hatte, zum Tode, seinen Genossen Duchow wegen Begünsti gung zu neun Monat Gefängnis. Krrntes Allerlei. Die auffallend warme Witterung m jetziger Jahreszeit führt der Beobachter der Witterungsstation in Plauen i. V., Herr Neal- schul-Oberlehrer Glaß, auf die Passatströmungen der heißen Zone zurück, die sich u. a. auch im Winter bei uns geltend machen, während die Türkei, Griechenland, Italien und Südfrankrcich zur selben Zeit unter dem kalten Nordostpassat zu leiden haben. Kulis als landwirtschaftliche Arbeiter zu importieren, wird seit einiger Zeit immer wieder vorgeschlagen. Um so erfreulicher ist es, daß die .Deutsche Tageszeitung' sich als „grund sätzlichen Gegner" dieses unglücklichen Gedankens bekennt. Die weit überwiegende Mehrzahl der deutschen Landwirte wird jedenfalls diesen Standpunkt teilen und diejenigen Kreise, die für eine mutwillige Einschleppung der „gelben Gefahr" nach Deutschland eintreten, auf den Jsolierschemel setzen. Folgende Geburts - Anzeige findet sich im Magdeburger General-Anzeiger': „Eben! Eben! Eben l Die Geburt unseres 23. Kindes zeigen hocherfreut an Sudenburg, den 16. Jan. 1898 Wilhelm Bockelberg und Frau, Schneider meister." Keine Lüge. Mutter: „Willy, du hast eben eine Lüge gesagt; weißt du, was den kleinen Jungen geschieht, die lügen?" — Willy: „Nein, Mamal" — Mutter: „Die hott ein großer schwarzer Mann, mit einem Auge auf der Stirn, fliegt mit ihnen nach dem Mond, und da müssen sie ihr ganzes Leben lang bleiben. Darum darfst du nie lügen, cs ist sehr häßlich, und du weißt, ich lüge nie!" - Er stand auf, die Hände in den Hosentaschen, Haar und Bart gesträubt, einem zornentbrannten Eber nicht unähnlich, trank daS GlaS leer und ging steif ins Saus. Die zurückbleibende Frau wagte einen Seufzer, der heimlich in die jetzt in zartem Nebel wallende Lust hineinzitterte. Diese Schrulle von dem Men! Ihr graute, wenn sie der Müh und Not gedachte, mit der ihre beiden älter« Töchter unter die Haube ge kommen wären. Sollte eS mit Erika auch so gehen? „Natürlich," polterte er, „daß du nicht nein kagcn würdest, konnte ich mir denken. Euch Weibern braucht man nur etwas von milden Singen und so Wetter vorzuschwatzen. dann schmelzt ihr wie Butter an der Sonne. Meinetwegen — aber," er richtete plötzlich einen drohenden Blick auf seine erschrockene Frau, „kommt nicht gerade jetzt auch die Erika heim? Ich wollt' eS euch roten! — Wissenschaft, bah! Ich brauche aber keinen, Schwiegersohn mehr, verstanden?" Sie trat an die faulende tzolzbrüstung, die einen strengen Geruch auSftrömte, uud schaute über die mit Schatten gefüllte Ebene hin, über die der Mond, der beim Sonnenuntergang als ein armer bleicher Schemen aufgegangen war, jetzt ein rötliches Licht warf. Lichter und Schatten wogten auch in der Seele der alten Frau; Erinnerungen huschten, nebelhafte Ge stalten, vor ihrem Auge vorüber, Hoffnungen, Wünsche, die unerfüllt geblieben in der rauhen Wirklichkeit. Würde eS Erika auch so gehen? Plötzlich schrak die filmende Frau zusammen. Wie ein Leidegespenst, in weißer Nachtjacke und Zipfelmütze, ein Bild, um Grausen einzuflößen, war Christoph am Fenster erschienen. „Komm zu Bett!" herrschte er. „Willst du dir vielleicht das Fieber holen, daß ich noch Krankenwärter spielen kann?" Nun mußte sie doch lächeln. Ihr Christoph Krankenwärter! Der Gedanke verscheuchte alle thörichte Träumerei auS ihren guten gefurchten Zügen, und willig folgte sie dem barschen Mann, wie ihre sanfte, verzeihende Liebe ihm stets ge folgt war. Kaum eine Woche später schritt ein junger Mann in der Morgenfrühe auf sandigem Wege durch die Heide dahin. AuS dem Föhrenwalde, dessen wundersame alte veftnorrte Baumriesen er mit der ganzen liebenden Bewunderung deS echten Naturfreundes angestaunt hatte» heraus- tretend, sah er, noch fern, „Schloß Haidegg" vor sich liegen. Er lehnte sich an einen Stamm und klickte um sich her. In diesem wachsenden Morgenlichte machte die Heide in ihrer unabsehbaren Weite den Ein druck unendlicher, glückseliger Freiheit, den Erwin Hartmann, der Stubenmensch, fast mit einem Uebermaß von Wonne empfand. Er nahm den Hut vom Kopfe und ließ sich die leisen Luft wellen um die hohe Stirn fluten, er trank den berauschenden Wem dieser Freiheit in sich hinein mit tiefen Zügen. Plötzlich überlief ihn dabei ein Schauern, wie die Ahnung eine» nahen Geschicks. Er schüttelte sie ab, Md um fich auf andere Gedanken zu bringen, fragte er fich, wie wohl die Verwandten ihn empfangen würden?. Sie ging ja durch» siebente Kellerloch, diese Ver ¬ wandtschaft. Die Tante zwar hatte sehr freund lich geschrieben, ihn zu längerem Bleiben ein geladen, aber der bärbeißige Alte stand ihm auch noch gar wohl vor der Seele, und etwas befangen ist man überhaupt, wenn man fich so selbst zu Gaste geladen hat! Er strich fich über da» dichte rotblonde Haar und lächelte verlegen vor fich hin. .Aber, wer A gesagt hat, muß auch B sagen," sprach er ent schlossen. Nun schritt er rasch Wester. Im Gehen bohrte er zuweilen mit seinem Wanderstock, der unten in eine kleine eiserne Schaufel auSlief, in den Boden und prüfte den Sand. Dann bückte er fich, hob da? lockere Heidekraut mit beiden Händen fort und fing an zu graben. Nach einer Weile erhob er fich wieder mit gerötetem Gesicht und glänzenden Augen, als habe er eine Ent deckung gemacht. „Unbegreiflich!" murmelte er und schüttelte fich den Sand auS den Kleidern. „Diese Hinterwäldler!" Er wollte weiter gehen, ganz mit seinem neuen Gedanken beschäftigt, da stockte sein Fuß wieder, und er sah fich horchend nach allen Seiten um. Was war daS für ein Gesang? Hier in der Einöde? Oder hatte er fich ge irrt? Am Ende Gehörhallucinationen? Nein, da war eS wieder! Da brach eS her vor mit mächtiger, weicher Sopranstimme: „Ich hört' ein Bächlein rauschen —" Den Lauscher durchrieselte e» von Kopf bis zu Füßen. Die« ahnungsvolle Lied — gerade hier! Die Empfindung von vorhin erneuerte sich, er lauschte atemlos, bi» e» zu Ende war, dann — lief er dem Klange nach. Er wollte die Sängerin entdecken. Leuchtete da nicht ein Helles Gewand am Waldrande? Er wollte darauf zuftürzen, da war eS verschwunden. Finster und totenstill gähnte das Gehölz ihn an. Er kehrte um, schritt weiter. Da fing es wieder an, bald rechts, bald links, er wußte nicht wo, kein Lied mehr mit ahnungsschweren Worten, sondern Perlen, Läufe, Triller — daS rollte, klang und jubelte, der Büchermensch hatte so etwa» in seinem Leben noch nicht gehört. Er lief wieder zurück, entschlossen, die Ur heberin zu entdecken, und suchte hinter dm kleinen Fichten- und Föhrengruppen, die hier und da zerstreut standen — vergebens. Diese Heide mußte verhext sein. Endlich nahm er seinen Weg wieder auf. WaS nun wieder? Lachte eS da nicht hinter ihm her? Er lief nun gerade auf Schloß Haidegg zu, um seine Sinne zu behalten. Ganz verwirrt und erhitzt langte er an. Der Empfang war besser, als er gedacht hatte. Zwar preßte der Haidcgger mit keiner harten Hand die schlanken weißen Gelehrten finger, daß Erwin fast aufschrie, aber der Alte machte doch ein vergnügtes Gesicht dabei, und seine Gattin bewillkommnete den Gast mit herz gewinnender Freundlichkeit. Er küßte ihre Hand und sah ihr in die Augen. „Noch ganz die allen!" sagte er beglückt. „Wollen also Unkraut hier suchen, Herr — Donor — nicht wahr, Doktor? Na, viel Glück dazu! Ist genug da von dem Zeuge," sagte Christoph spöttisch, und als Erwin nicht gleich die richtige Antwort fand, herrschte er die Frau an: „Siebt'« wa« zu essen, »der nicht?" «« » (Fortsetzung folgt.)
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