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Auerthal-Zeitung : 14.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189801142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: Titelseite enth. falsches Ausgabedatum.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-01
- Tag 1898-01-14
-
Monat
1898-01
-
Jahr
1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 14.01.1898
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PEische Kuudscha«. Deutschland. »Da» Befinden der Kaiserin hat sich bereit» wesentlich gebessert. »Die Thronrede, mit der Fürst v. Hohenlohe am Dienstag den preußischen Landtag eröffnete, befaßt sich fast nur mit BerwaltunaSfragen. Die Finanzlage gestattet, für fast alle Zweige der Verwaltung Mehrauf wendungen in Aussicht zu Nehmen. »Dem vernehmen nach dürsten demnächst seitens Deutschlands vorbereitende Schritte geschehen, um in Verhandlungen mit der chinesischen Regierung eineutreten wegen Abschlusses eines neuen Handels vertrages. »Der daß der P und China über Kiaotschau nach in zwischen eingetroffenen weiteren Nachrichten auf einen Zeitraum von SS Jahren abgeschlossen ist. — Nach dem »Ostafiatiichen Lloyd' find neun Chinesen, die sich an der Ermor- dvng der beiden deutschen Missionare in Tschantjatschuang beteiligten, ergriffen worden; in ihrem Besitz fand man eine Menge Eigentums der Missionare. Ein kaiserlicher Erlaß befiehlt dem inzwischen zum Vizekönig von Szetschuan ernannten Exgouverneur Liping- Heng, Schantung nicht eher zu verlassen, alS bis die Ermordung der beiden deutschen Missio nare in Tschantjatschuang gesühnt ist. »Am Sonntag find die Vertrags-Urkunden über das deutsch-französische Togo-Ab kommen in Berlin und Paris auSgetauscht worden. Damit hat diese Frage ihren vollen Abschluß erreicht. * DaS Reich 8 marineamt hat als Er gänzung des mit dem Flottengesetz ver öffentlichten statistischen Materials betr. die See-Interessen des Deutschen Reiches, die Zusammenstellung und die Her ausgabe eines weiteren Materials in Aussicht genommen, die sich vor allem auf Vergleichungen der See-Interessen der übrigen Länder be ziehen soll. »Der Reichstag trat am Dienstag zu seiner ersten Plenarsitzung nach den Weihnachts ferien zusammen. Auf der Tagesordnung stand die erste Lesung der Gesetzentwürfe betr. die Abänderung deS Gerichtsverfassungsgesetzes und der Zivilprozeßordnung. »Bei der vor kurzem in Aachen vorge nommenen Verhaftung eines Bezirksfeldwebels handelt es sich um LandeSoerrat. Die Sache ist bereits beim Reichsgericht anhängig gemacht. * Mit dem 1. Januar ist in Südwest- afrika eine sehr wichtige Verordnung in Kraft getreten, welche in den tropischen Kolonien bereits existierte, für Südweftafrika, wo aller dings eigentümliche Verhältnisse vorliegen, aber noch nicht. Die Verordnung betrifft die Ein führung von Feuerwaffen und Muni tion und den Handel damit, der nur noch der kaiserl. Landeshauptmannschaft gestattet sein soll. Wer von den Einwanderern Feuerwaffen und Munition zum eigenen Gebrauch müführen will, bedarf dazu der Erlaubnis der Landeshaupt mann fchaft, deren Erteilung davon abhängig ge macht werden wird, daß der Betteffende hin reichende Sicherheit dafür gewährt, daß er nicht an dritte Feuerwaffen oder Munition verkauft oder sonstwie vergibt. Oefterreich-Uugar«. * Der österreichische Reich 8 rat soll, tschechischen Quellen zufolge, unbekümmert darum, ob früher eine friedliche Beilegung der Spra chenfrage erfolgt oder nicht, anfangs März einberufen werden, um den Versuch zu machen, verfassungsmäßige und parlamentarische Zustände durch das Parlament selbst wiederherzustellen und dadurch ein Weiterregieren auf Grund des 8 14 zu vermeiden. Auch soll es zutreffend sein, daß, falls vorher eine friedliche Beilegung der Sprachenfrage nicht erfolgt, die Regierung noch vor dem Zusammentritt deS Reichsrats eine beide Nationalitäten befriedigende Sprachen- Verordnung erlassen wird. .Nordd. Allg. Ztg.' ist zu entnehmen, achtvertrag zwischen dem Reich »In Prag ist fest Montag früh da» Stand recht wieder ausgehoben. »Ja einer vom Tschechenklub be schlossenen Proklamation wird unter Hinweis auf den Zusammentritt de» bö - mi - schenLandtageS betont, daß das Tschechen volk der Hüter der Ruhe und de» Frieden» sein werde. Sodann wird in der Proklamation er klärt, daß durch die Ausschreitungen nur jenen der größte Dienst erwiesen sei, welche da» Tschechenvolk durch Hetzereien zu unüberlegten Handlungen bringen wollen. — Solche Aeuße- rungen find auch nicht zur Versöhnung angethan. Frankreich. »Esterhazy ist vom Kriegsgericht frei- gesprochen worden, worüber in Pari» «in unbeschreiblicher Jubel herrscht. Die Boulevard blätter erblicken in dem Freispruch eine -weite Verurteilung DreyfuS'. — Die Ge heimhaltung der wichtigsten Zeugenaussagen im Prozesse Esterhazy verstimmt die DreyfuS-Partei, deren Orga e da» Kriegsgericht al» eine Komödie bezeichnen. »Am Panama-Kanal dauern, wie die ,Times' meldet, die Arbeiten stetig fort, jetzt find 3500 Arbeiter beschäftigt. Man bewachtet eine Vollendung de» «anal» für wahrscheinlich. Italien. » Eine große Anzahl regierender Häupter wird au» Anlaß deS Ver- fassungSjubtläum» Italiens in Turin zusammenkommen. ES soll nach der .Fanfulla' der Besuch deS deutschen und des russischen Kaiserpaares sowie der Könige von Sachsen, Württemberg, Belgien und Rumänien in Turin zu erwarten sein. »Die offiziöse italienische .Opinione' bemerkt zu der ostasiatischen Frage: ist nicht notwendig, daß auch Italien e und Leute nach China schickt. China braucht nicht unsere Landesprodukte, und unsere Industrien können dort nicht mit den riesigen Industrien Deutschlands und Englands wett eifern. Es ist besser, daß wir Fremde nach Italien zu locken suchen, damit sie unser mlldeS Klima, unsere Kunstschätze, unsere große Ver gangenheit genießen. Mit dem Gelde, daS sie unS bringen, könnten wir unsere Schulden im Auslande bezahlen." Svauten. »General Weyler scheint doch nicht so leichten Kaufes bavonkommen zu sollen. Die in Madrid aufgetauchten und im Auslande ver breiteten Nachrichten über eine Entscheidung deS obersten Kriegsrates bett, den General Weyler werden in einem Telegramm auS der spanischen Hauptstadt für unzutreffend erklärt. Die am Samstag gefällte Entscheidung deS hohen Rates erblickt ein Vergehen in dem Verhalten Weylers und trägt dem General kapitän des Distriktes als richterliche Behörde auf, den Prozeß einzuleiten; der hohe Rat behält sich jedoch vqr, den Prozeß hinterher zu prüfen. Auf Grund dieser Entscheidung wurde ein Militärprokurator ernannt, der die Unter suchung vornehmen soll, damit Weyler vor dem Kriegsrat erscheine. Die Entschei dung, welche einstimmig und den Berichten der Generalprokuratoren gemäß gefaßt worden war, soll überall einen guten Eindruck hervorgerufen haben. » AuS Cuba liegen eine Reihe von Mel dungen vor, wonach durch Einführung der Autonomie die Lage für Spanien in der That eine wesentlich bessere geworden sein soll. AnderseUS dauern die Kämpfe mit den unver söhnlichen Aufständischen fort. Eine Depesche aus Havana meldet, General Ochoa, welcher einen Transport befehligte, hätte bet Bayamo mehrere Gefechte mit den Aufständi schen gehabt; die Spanier nahmen drei Lager plätze der Aufständischen; diese hinterließen acht Tote und zahlreiche Waffen. Nkustlaud. »DerMinistcr für Volks aufklärung, Graf Deljanow, ist gestorben. Asten. »Einer Petersburger Drahtmeldung deS Londoner ,Sunday Special' zufolge schwebt ein Notenaustausch zwischen Rußland. „ES Schiff Deutschland, Frankreich, Italien und Oesterreich über die Rätlichkeit, die Einflußsphären der verschiedenen Mächte in Ostasten, namentlich in China festzustellen; wenn eine Verständigung erzielt sei, werde England ein geladen werden, seine Ansichten und Wünsche über den Gegenstand auszudrücken. »Ziemlich ungenaue und einander wider sprechende Nachrichten gehen um betreffs Ver handlungen, die zwischen Rußland, England und Japan wegen der Zukunft KoreaS gepflogen werden. Ebenso unsicher lauten die Nachrichten über eine große chinesische An leihe, von der man noch nicht weiß, ob sie von den Engländern od«r von den Russen be sorgt werden wird. Deutscher Reichstag. Am 11. d. wurden bet Anwesenheit von etwa 4V Mitgliedern die Verhandlungen mit der ersten Lesung der Iustiznovelle wieder ausgenommen. Staatssekretär Niebcrding bemerkt, die Be setzung des Hauses sei nicht derart, daß sich ein Verketer der verbündeten Regierungen angeregt fühlen sollte, mit ausführlichen Erörterungen her- vorzulreten. Redner bezeichnet die Vorlage als ein Mojaübild, dessen Linien in der Generaldebatte schwer klarzulegen seien. Da» darin enthaltene Gerichtsverfassungsgesetz solle die Aenderungen ein führen, die durch die materiellen Rechtsverändcrungen im Bürgerlichen Gesetzbuch bedingt würden. Die Novellen zum Straf- und zum Zivilprozetz ent hielten auch Aenderungen in anderen Punkten zum Teil im Anschluß an die Resolution, die der Reichs tag zum Bürgerlichen Gesetzbuch seiner Zeit an genommen hatte. Im allgemeinen müsse das gegen wärtige Prozeßverfahren vereinfacht werden, z. B. im Punkte deS Anwaltszwanges. Man wolle versuchen, den Stand der Rechtskonsulenten zu heben und weiterhin das Reichsgericht zu entlasten im Interesse der einheitlichen Rechtsprechung. Ebenso seien das Entmündigungsverfahren und die Zwangs vollstreckung Reformen unterzogen worden. Um dem neuen bürgerlichen Rechte die Wege zu ebnen, habe man die Reformen in maßvollen Grenzen gehalten. Der Reichstag möge daher Selbstentsagung in seinen Anschauungen üben und hoffentlich der Reform des bürgerlichen Rechtes das letzte Siegel aufdrücken. Abg. Rintelcn (Zentr.) hält die Zustimmung des Reichstags zu den Punkten für angezeigt, die zur Durchführung deS Bürgerlichen Gesesbuches nötig sind. Bezüglich der anderen Punkte, die zum Teil früher geäußerten Wünschen entsprächen, müßten auch noch andere hervorgetretene Forderungen berück sichtigt werden. Zu hoch seien die Prozeßkosten. Man solle daher das Zustcllungswesen vereinfachen. Die Erhöhung der Revision bedürfe einer sehr ein gehenden Erörterung. Er beantrage Kommissions beratung. Abg. Gamp (frcikons.) bemerkt einleitend, die Zivilprozcß-Ordnung sei kein glücklicher Griff unserer Gesetzgebung gewesen. Die Rechtsprechung entfernte sich trotz der Vorzüglichkeit unseres Richterstandes immer mehr vom Rechtsbewußtsein des Volkes, be- sdnders auf dem sozialpolitischen Gebiete. Die Ein richtung eines KorterminS im Zivilprozeß werde zur Vereinfachung des Verfahrens und zu Ver gleichen beitragen. Redner wünscht Kautelen für die Ausübung des Rechtskonsulenten-Gewerbes, das in vielen Landcstcilen gar nicht entbehrt werden könne. Dagegen könne er der Erhöhung der Revisions summe nicht zustimmen. In den letzten Jahren habe die Vernichtung obcrlandesgcrichtlicher Erkenntnisse zugenommen. Auch sei 1500 Mk. schon eine ge hörige Grenze. In Belgien , und Frankreich und in Preußen bei Verwaltnngssachen kenne man über haupt keine RevisionSsumme. Infolge des Bürger lichen Gesetzbuches habe das Reichsgericht eine ganz andere Aufgabe bekommen; eS werde Jahrzehnte dauern, dis ein einheitliches Recht geschaffen sein Werde. Abg. v. Cuny (nat.-lib.f führt aus, der Vor termin sei sehr vorteilhaft. Die Zivilprozetz-Ord nung sei zu formalistisch, aber die Novelle sei nicht der Ort für grundlegende Reformen. Verfehlt sei die Erhöhung der Rcvistonssnmmc in dem Augen blick, wo man ein einheitliches Recht schaffen wollte. Redner beantragt die Verweisung an die 16cr Kom mission. Abg. Träger (frs. Vp.) weist darauf hin, daß der Entwurf in zwei Teile zerfällt, in notwendige und nicht notwendige Bestimmungen. Erstere bewegten sich im Rahmen des Bürgerlichen G sctzbuchs. Die Er leichterung des Schuldners bei Zwangsvollstreckungen lasse sich nicht mehr auf die lange Bank schieben. Der wichtigste Punkt sei die Erhöhung der Revisionssumme, gegen die sich erfreulicherweise bisher alle zum Wort gekommenen Redner ausgesprochen hätten. Auch die freisinnige Volkspartei werde mit aller Entschieden beit dagegen stimmen. Die Entlastung des ReichS- lerichtS sei doch nicht die Hauptsache; Hauptsache ei vielmehr die Herstellung einer einheitlichen Rccht- prechung. Durch die Beschränkung der Revision werde dieser Zweck gewiß nicht erreicht. Mit der Größe de» Objekts wachse durchaus nicht die Wichtigkeit der Rechtsfrage. Da» Gegenteil sei ost der Fall, z. B. im Wechselrecht. Bei der Beratung der Zivil prozeß»Ordnung habe sich die Regierung selber gegen eine Erhöhung der Revisio»»summe erklärt. Hoffentlich werde die Kommission eine brauchbare Vorlage zur Kräftigung und Förderung de» RechtS- bewußtseinS zu stände bringen. Abg. v. DziembowSki-Pomtan (Pole) plädiert gleichfalls für Verbesserung der Vorlage. Die Höhe der Gerichtskosten sei ein wesentlicher Grund der Abneigung de» Publikum» gegen da» Rechtswesen. Hierauf wird die Weiterberatung vertagt. Wr-uSirch»- In seiner ersten Sitzung am Dienstag wählte da» Herrenhaus sein bisheriges Präsidium, den Fürsten zu Wied, den Frhrn. v. Manteuffel und den Oberbürgermeister Becker (Köln), wieder. Im Abgeordneteiihausc eröffnete am Dien-tag Abg. v. Köller als Präsident der vorigen Session die Sitzung mit einem Hoch aus den König und berief zu provisorischen Schriftführern die Abgg. Bohtz, Jmwalle, Weyerbusch und Worzrwski. D-« Mast ««d Fern. Berlinchen. Die von den Stadtverordneten beschlossene Biersteuer von 1 Mk. pro Hektoliter ist von der Regierung nicht genehmigt worden; eS dürfen nur 65 Pf. pro Hektoliter erhoben werden. Leipzig. Seit Einführung deS elektrischen Sttaßenbahnbettiebes und deS Zehnpfennig tarifs nebst Umsteigeberechtigung hat sich der Verkehr weit über das Doppelte gehoben. Während 1895 21242 891 Personen befördert wurden, hat im vergangenen Jahre die Große Leipziger Straßenbahn 37 036 135, die Leipziger Elektrische Straßenbahn 11023138 Personen befördert. Insgesamt find dies 48059 273 Personen, also eine Zunahme um über 125 Prozent! Stendal. Der Eisenbahnvorsteher Gericke ist auf Station Vinzelberg, Strecke Berlin- Hannover, von einem in Fahrt befindlichen Güterzüge abgesprungen, unglücklich gefallen und gegen einen Prellstein geschlagen, so daß der Tod infolge eines GenickbruchcS eintrat. Köln. Schon wieder wurde im Zentrum der Stadt, in allernächster Nähe der Schiffbrücke ein Raubanfall verübt an einem Manne, der auf dem Wege nach Hause die Hafengasse passieren wollte. Mehrere Strolche kamen aus einem Versteck, überfielen den Mann und brachten ihm derartige Verletzungen bei, daß er durch die Feuerwehr dem Hospital überliefert wurde. Als Schritte hörbar wurden, entflohen die Rauf bolde und entkamen unerkannt. Von der städtischerseitS geforderten, dringend notwendigen Polizeiverstärkung verlautet bisher nichts. M.-Gladbach. Die Polizeibehörde hat diejenigen Gewerbetreibenden, die Dampfpfcifen und Nebelhörner in ihrem Betriebe benutzen, auf Grund einer Regierungspolizeiverordnung von 1873 aufgefordert, sie bis zum 1. Februar außer Thätigkeit zu setzen. AuS der Bürger schaft waren über den Lärm, der durch diese Zeichengeber verursacht wird, mehrfach Be schwerden eingegangen. Bon«. Anfangs vorigen Monats hatten mehrere Studenten auf dem Markte ein Laden schild auSgehängt und waren dadurch mit dem Nachtwächter Zingeler aneinander geraten. ES kam schließlich zu einer Prügelei, bei der der Wächter von einem der Studenten mit einem schweren Stocke einen Hieb auf den Kopf be kam, der einen langen Hautriß zur Folge hatte. Zingeler war zunächst acht Tage dienstunfähig, that dann wieder drei Nächte Dienst, mußte danach aber wieder zu Hause bleiben. Nach und nach stellten sich immer heftiger werdende Fieber ein, die zum Tode führten. Kleve. Der Wirt Pollmann zu Dom- brüggen schoß drei Soldaten von der hiesigen Garnison nieder, die gewaltsam in sein Lokal eindringen wollten. Alle find schwer ver wundet. Drei Schwestern. 17) Roman von C. v. Berlepsch. IForlsrtzungy „DaS weiß ich. Aber ich fürchte, der Groß fürst glaubt an ein Einverständnis zwischen Ihnen beiden und fühlt sich zurückgesetzt. Also vorsichtig, Alice! Rußland ist ein in gewissen Beziehungen barbarisches Land, und ich zittere, wenn ich an alle möglichen Folgen denke, die für Sie au» einem Zusammenstoß zwischen den beiden Vettern entstehen könnten." Alice war nachdenklich geworden. Sie mußte Frau von Hoch recht geben. Großfürst Georg kam ebenso häufig wie sein Vetter und die anderen Kavaliere. Er war bisher stets rücksichtsvoll gegen Alice gewesen. Er und alle, die hier erschienen, wußten ganz genau, daß sie hier nicht den Ton in der Unter haltung anschlagen durften, wie bei anderen Theaterdamen. Schon daß die traditionelle Theatermutter fehlte, war ein Beweis dafür. Statt dieser fungierte eine deutsche adelige Dame, die mit dem Kodex der feinen Welt so genau verstaut war, daß die Herren sich auch nicht den kleinsten Verstoß erlaubten. Alice empfing zur Vifitenstunde, aber immer in Gegenwart Frau von Horst». An Tagen jedoch, an welchen sie abend» tanzte, blieb ihre Thür allen Be suchern ohne Ausnahme verschlossen, selbst der Großfürst war dann nur von Frau von Horst empfangen worden. Noch immer und überall hatte er, dank seiner Stellung, Vorrechte ge nossen, und hier bei dieser kleinen deutschen Tänzerin sollte er nun plötzlich auf diese» Bor- Lachen und Sprechen, Gläserklirren und rauschende Tanzmusik erklang. Alice war bei nahe betäubt, und Frau von Horst nicht minder. Selbst der Intendant, der doch gewiß kein Neuling in dergleichen war, schien frappiert und schüttelte einige Male mißbilligend den Kopf. Die Primadonna sang eine Arie, die Sou brette ein Konplet voller Zweideutigkeiten, ja einzelne Paare fingen schon an zu tanzen, ehe man beim Dessert angelangt war. Dabei wurde fort und fort getrunken; Alice und Frau von Horst hatten dergleichen nie erlebt. Die Damen trank« mit den Herren um die Wette, und die Wirkung blieb nicht aus. Als endlich da» Dessert kam, begann von allen Setten eine wahre Kanonade; Schalmandeln, Konfett und sogar Orangen flogen durch den Saal, wurden ausgefangen uud wieder geworfen, bi» sie ge borsten zur Erde fielen. DaS Gelage schien immer mehr zur Orgie auSzuarten; denn jetzt tanzten zwei Damen miteinander, und als sie auf eine Orange gerieten, auSglttten uud fielen, erschallte allgemeines Gelächter. Zwischen den Augenbrauen der Frau von Horst lag längst eine tiefe Falle, und auf Alice» Wange brannten rost Flecken. Jetzt flüsterte letztere dem Jntendanlen ein paar Worte zu. Er nickte, erhob sich und führte beide Damen unbemerü hinaus. Prinz Paul war der erste, der ihr Fort gehen bemerkt hatte, und erleichtert atmete er auf. Wie kam eS nur, daß heute ein solch' ausgelassener Ton und schon von Anfang an herrschte? Freilich wollte e» ihn bedürften, al» würden / erleben: Alice lehnte ab. Sie motivierte ihre Ablehnung durch ihre Gewohnheit, nach einem Auftreten niemals mehr auszugehen, und glaubte nun aller Weiterungen überhobcn zu sein. Doch stehe, die Vorstellung wurde verschoben, und so blieb ihr nichts übrig, alS zuzusagen. ES waren einige ihr sehr unsympathische Personen unter den Eingeladenen, und schon auS diesem Grunde wollte Alice fernbleiben. Prinz Paul indessen riet entschiede» davon ab. Nicht allein, daß der Großfürst dadurch geärgert sein würde, auch die übrigen Damen möchten eine lleberhebung ihrerseits darin er blicken, und eS sei unvorsichtig von Alice, die Kolleginnen gegen sich aufzubringen. Alice erschien in Begleitung der Frau vou Horst. Beide in eleganter aber einfacher Toilette. Erstere in dunkelfliederfarbener Seide mit einer gelben Rose im Haar, letztere in schwarzer Seide. Der Großfürst schien eS heute darauf abgesehen zu haben, Slice zurückzusetzen; er erwies ihr nur die notwendigste Aufmerksamkeit; die er ihr al» Gastgeber schuldig war. Auch Prinz Paul schien anderweitig beschäftigt zu sein und kine Zett zu haben, sich ihr mehr, al» die äußerste Höflichkeit verlangte, zu widmen. Als man zu Tisch ging, führte der Groß fürst die Primadonna, der Prinz aber die Heroine, für Alice und Frau von Horst fanden sich fast zuletzt der Intendant und der Kapell meister de» deutschen Theater». Doch waren beide «» zufrieden. Sie saßen wett entfernt vom Mittelpunkt, den selbstverständlich der Großfürst bildete. Dort ging e» sehr lebhaft zu. Der Champagner floß in Strömen, laute» recht verzichten? ES verstimmte ihn, und selbst die Wahrnehmung, daß auch sein Vetter Paul sich keiner Bevorzugung rühmen konnte, söhnte ihn nicht mit der Thatsache auS. Seine Ge schenke. bestehend in Schmuck aller Art, wurden nur widerwillig angenommen, und noch niemals hatte er bemerk, daß Alice auch nur ein ein ziger Stück davon getragen hätte. Anders war eS mit seines Vetters Geschenken. Selbstver ständlich waren dtzffen Mittel verhältnismäßig beschränk, und wohl infolgedessen bestanden seine Aufmerksamkeiten nur in Blumenspenden, freilich in Petersburg ebenfalls ein kostspieliger Artikel. Nun aber war eS hin und wieder vor gekommen, daß sie beim Tanzen ein Blume im Haar, in der Oper oder im Schauspiel einen Strauß in der Hand getragen hatte, der von Prinz Paul gespendet war. Der Großfürst war nicht verliebt in Alice, aber er wollte, daß sie sich seine Huldigungen gefallen lassen sollte, Gleich allen anderen. Ihm machte eS unendliches Vergnügen, bald die «ine, bald die andere zu bevorzugen und sie neidisch und eifersüchtig aufeinander zu machen. Such bei Alice wollte et die» wiederholen, indes ohne Erfolg. ES machte sie nicht eitel, wenn er ihr Aufmerksamkeiten zollte, und sie blieb gleich gültig, wenn er andere bevorzugte. Er konnte sich die» nur dadurch erklären, daß sie ander weitig gefesselt sei, und sein Vetter schien der Glückliche zu sein. Nun hatte er beschlossen, wie alljährlich so auch jetzt den Damen und Herren vom Theater ein Souper zu geben, und erließ die nötigen Einladungen. D» mußte er etwa» Unerhörte»
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