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Auerthal-Zeitung : 22.12.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189712226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18971222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18971222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-12
- Tag 1897-12-22
-
Monat
1897-12
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 22.12.1897
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Wk^' '—— eS eine P.ttttfch. K»dsch««. Le«tschla»tz. ' Die beiden KrtegSschisstz „DeutschUmd" »nd .Gefion" unter Führung dG -ringen Heinrich find nun nach China unterwegs. Der Kaiser bat sich in Siel von seinem Bruder, den SchtffSoffiziereck und Mannschaften verabschiedet und hat sodann dem Al t-R eich»- kanzler in FriedrichSruh einen anderthalb- stündigen Besuch abgestattet. Erzbischof von Stadl ewski und Fürstbischof Kopp haben dem Kaiser nach Kiel Glück- und Segenswünsche für die ausfahrenden Schiffe gesandt und haben darauf sehr huldvolle Antworten erhalten. Alle diese Thatsachen geben der Presse Stoff zu den mannigfachsten Erörterungen, die sich auf die allgemeine Lage im Innern, und auf die Marine vorlage beziehen. "Der zweite Bundesstaat, dessen Zustim mung der Militär-Strafprozeßent- wurf nicht gefunden, ist Reuß ä. L. "Die vom Reichstag zm Vorberatung der Militär-Strafproseßordnung ein gesetzte Kommission sollte eigentlich noch vor Eintritt in die WeikmachtSferien gewühlt werden. Diese Abficht konnte aber nicht ver wirklicht werden. Die Wahl wird deshalb erst nach dem 11. Januar erfolgen und alsdann die Kommission sofort ihre Thätigkett aufnehmen. Bezüglich deS Vorsitzenden neigt man sich dahin, dieses Amt dem Führer der Konservativen von Levetzow zu übertragen. Die Verhand lungen zwischen den Parteien über diesen Punkt schweben. * Die geplante Neuorganisation der Feldarttllerie soll nach der.Post' eigent lich zunächst eine Verbesserung deS Avancements der Offiziere bezwecken. Die Neuformation würde die Batteriestäbe vermehren. Die .Post' bemerkt, eS gebe bei der Feldarttllerie sieben Herren, welche LeutnantSpatente von 1866 und 1868 haben und Obersten, aber noch nicht Regi mentskommandeure find. Bei der Kavallerie aber gebe eS 13 MajorS, welche Regimenter komman dieren und LeutnantSpatente bis 1873 hinab besitzen. Auch habe die Feldarttllerie nur eine einzige Generalsstellung zu besetzen. AuS den Be willigung der Neubewaffnung der Feldartillerie will die .Post' folgern auch ein Entgegen kommen des Reichstags auf die wetteren Forde rungen, wenn nur richtig gefordert werde. * Der preutz. Minister deS Innern hat be stimmt, daß den zur Entlassung kommenden mittellosen UntersuchungS gefan genen, ebenso wie den betreffenden Straf gefangenen zum Zwecke ihrer Zurückbeför derung in die Heimat der für die Fahrkarte er forderliche Betrag und eine angemessene Reise unterstützung gewährt wird. * Nach dem letzten Krankenversicherungs gesetze sind die Berufsgenossenschaften befugt, die Fürsorge für Verletzte auch inner halb der eisten dreizehn Wochen nach dem Un fälle zu übernehmen. Von dieser Befugnis machen die Berufsgenossenschaften immer mehr Gebrauch. Während im Jahre 1895 dafür 316 354,83 Mk. auSgegeben waren, belief sich die gleiche Summe für 1896 schon auf 490133,63 Mk. Berufsgenossenschaften und Ausführungsbehörden bestreiten damit über daS Maß der gesetzlichen Verpflichtung hinauSgehende Aufwendungen, erleichtern gleichzeitig aber auch die Folgen der Verletzungen auf die Rentenhöhe möglichst. Auch hier fällt daS Interesse der Arbeiter mit dem der Berufsgenossenschaften und Ausführungsbehörden genau zusammen. "Die DiSziplinarsache gegen den Kri minalkommissar v. Tausch wird am 5. Januar verhandelt werden. Die entscheidende Disziplinarbehörde erster Instanz ist im vor liegenden Falle daS Polizeipräsidium. Herr v. Tausch wird sich selbst verteidigen. Die Ver handlung, welche im Gebäude deS Polizei präsidiums stattfindet, ist nicht öffenüich. Oesterreich-Ungar«. * Der ungarische Graf Zichy, von dem kürzlich Aeußerungen über KaiserWilhelm durch die Presse gingen, hat daS Wölfische Telegraphen-Büreau ersucht, in seinem Namen zu erklären, daß Kaiser Wuhelm mit ihm weder Türkei ... „ mit der Ottomanbank wegen eines Vorschusses find bis her ergebnislos gewesen. Um dem dringenden Geldbedarf abzuhelfen, find 100 000 Pfund auS dem in der Ottomanbank hinterlegten, durch öffentliche Sammlungen für die Armee gebildeten KriegSfondS entnommen worden. * AufKreta herrscht wieder vollstän dige Anarchie, verstärkt durch allge- meineHungerSnot. Nachdem die Auf ständischen wiederholt den Kordon überschritten , und die Muselmanen überfallen, vertrieben, ver- kanzler bebauvtete. vielmehr hat der Herr Reichs- über chinesische Angelegenheiten, noch über die ^Meichi^ oda^ungmsche parlamentarische Schwelg. * Die Schweiß er Bttvdesiversam Ma luüg in Bem wühlte mit 138 von 150 Stim men «uffy-Waadt(rodtkal) zu» Bundes- Präsidenten für 1898 und -um Vizeprüfidenten Müller-Bern (radikal). «naland. "Bon allen Seiten wird, bestätigt, daß die Verhandlungen des au» je drei Vertretern der Maschinenbauer-und Unternehmer- Konferenz bestehenden Ausschusses einen ver hältnismäßig befriedigenden Fortgang genommen haben. Der Ausschuß hat den Bericht über die Vorschläge angenommen, welche nach Ansicht der Arbettervertreter mit einer einzigen Aus nahme den Arbeitern als annehmbar erscheinen dürsten. Diese Ausnahme bezieht sich auf den Grundsatz der Gesamt-Vertragsabschlüsse, welcher den Arbeitern bei dem Stücklohnsystem kaum durchführbar erscheint nnd bezüglich dessen ihre Vertreter den Arbeitgebern bereits mündliche Abänderungsvorschläge gemacht haben. Svamen. "General Weyler, der gegmwärtig in Madrid eine von Zweideutigkeit nicht freie Rolle spielt, sollte auf der Eisenbahnfahrt daS Zielobjekt eines anarchistischen Kom plotts werden. In Saragossa wurde ein Anarchist von seinen Genossen zur Verantwortung gezogen und gezüchtigt, weil er die ihm in Be zug auf den General Weyler erteilten In struktionen nicht anSgeführt hatte. DaS anarchistische Komplott bezweckte, die vom General früher in Barcelona angeordneten Exe kutionen von Anarchisten auf dem Monjuich zu rächen. Die Untersuchung wegen dieses Kom plotts wird in Saragossa geführt. "Anläßlich der Meldung von der Wieder herstellung der Ruhe auf den Philip pinen wurden in Madrid am Donnerstag die Häuser beflaggt; abends fand eine Illu mination statt. Stuhl««». * Die .Russische Telegraphen-Agentur' meldet: „DaS russische Geschwader unter dem Kontre-Admiral Reunow ist soeben in Port Arthur eingelaufen, um dort den Winter zu verbringen, mit voller Zu stimmung der chinesischen Regie rung. Dieser Ast ist ausschließlich begründet durch daS Bedürfnis einer provisorischen Winter station und eS kann nicht die Rede von einer erzwungenen Okkupation und von irgend einer Demonstration oder feindseligen Abficht gegen China, Deutschland, Japan oder irgend eine andere Macht sein. "Die Meldung, daß die russische Regierung Unterhandlungen angeknüpft, um von Frankreich die Abtretung deS tunesi schen Hafens von Bizerta zu erlangen, und daß die französische Regierung nach einigem Zaudern ihre Zustimmung erteilt habe, war wohl geeignet, in Italien, sowie in England Aufsehen zu erregen. Der Brüsseler ,Nord', der sich selbst als französisch-russisches Organ bezeichnet, bemerkt, daß Rußland keines Kriegs- Hafens im Mittelländischen Meere bedürfe, da daS verbündete Frankreich dort über eine mehr als hinreichende Anzahl Kriegshäfen verfüge. DaS Blatt fügt jedoch hinzu: „Rußland be-' darf höchstens eines Punktes, wo Kohlenstation errichten könnte." valkanstaaren. "Die Geldklemme der dauert fort. Die Verhandlungen Deutscher Reichstag. Am 17. d. erledigt da« Hau« zunächst einige RcchnungSsachen und setzt sodann die erste Lesung der Mitttärstrafprozeßreform fort. Abg. Bassermann (nat.-lib.) erblickt in der Vorlage einen Fortschritt, für dessen Erreichung man dem Reichskanzler zu Dank verpflichtet sei. Dennoch drängten sich über manche Bestimmungen schwer wiegende Bedenken auf. Man erkenne deutlich, daß der Entwurf da« Ergebnis zweier sehr verschiedenen Anschauungen sei. Im einzelnen übte der Redner an der Vorlage eine eingehende Kritik, so z. B. an der verschiedenen Behandlung der verabschiedeten und der zm Dirposltion gestellten Offiziere, an der zu weiten Ausdehnung der Zuständigkeit der Militär gerichte und der Gerichtsherrcn sowie auch der Standgerichte. Er äußerte Bedenken gegen die Ständigkeit der Kriegsgerichte, gegen die zu gering fügige Zuziehung von Juristen, gegen die Einschrän kung der Zulassung von Rechtsanwälten, gegen den Kostcnersatz durch die Staatskasse u. s. w. Für die Kommission regte er eine Erörterung der Frage an, ob nicht daS Institut des fliegenden Auditeurs für die Standgerichte einzurichten sei, das sich in Bayern so gut bewährt habe. An den KriegLminister richtete er die Anfrage, ob nicht das Richterpersonal zu ver stärken sein werde. Den Gründen für daS Reservat eines bayrischen Obersten Gerichtshöfe» kann er eine überzeugende Kraft nicht beimessen. Abg. Frohme (soz.) hält den Umfang der Militärstrasprozeß-Ordnung für viel zu weit greifend, was er auf die Neigung des MilüariSmuS zurück führt, seinen Einfluß möglichst auSzudehnen. In welche Konflikte gerate der Soldat, wenn non der einen Seite gefordert werde, er müsse gegebenenfalls auch auf Vater und Mutter schießen, und wenn auf der anderen Seite das christliche Gebot verlange, Vater und Mutter zu ehren. Unhaltbar sei die Bestimmung, daß alle Duelle von Reserve-Offizieren der militärischen Verurteilung unterliegen. Man dürfe doch nicht von einer besonderen OffizierSehrc sprechen. Leider gebe es zur Zeit keinen schärferen Gegensatz als zwischen Arme« und Volk. Dem Mann im Soldatenrock, den man dm Rock des Königs zu nennen beliebe, iverde nicht einmal das Recht der Freiheit seiner eigenen politischen und religiösen Meinung zugebilligt; da« sei unerhört und menschen unwürdig. Präsident v. Buol bemerkt dem Redner, diesen Ausdruck entschieden rügen zu müssen. Generalauditeur Ittenbach lehnt auf Grund der oxasplio plnriam die Vaterschaft de« Gesetzes ab und hält dem Vorredner entgegen, daß er sich über den Begriff der Disziplin mit den Sozial demokraten niemals einigen werde, denn er verstehe unter Disziplin unbedingte Hingabe an dm König, unbedingte Treue zum Kriegsheer, unbedingten Gehorsam gegen Befehle de» Vorgesetzten und die Pflege der echten Kameradschaft. Im Zukunfts staate der Sozialdemokraten würde man eine be waffnete Gesellschaft haben, für die ein summarisches Verfahren nötig sei, und die auf kürzestem Wege zur Raison gebracht werden müsse, wenn sie nicht Ordre pariere. Redner verteidigt dann dm Ent wurf. Darin, daß man zu jedem Kriegsgericht nur einen Juristen zuziebe, liege kein Mißtrauen, son dern im Gegenteil ein Vertrauen zu den Juristen. Eine so humane Militärgerichtsbarkeit wie Deutsch land habe kein gesitteter Staat in der ganzen Welt. Abg. Gras Bernftorff-Lauenburg (frei- kons.) «kennt da» Bedürfnis nach einer! solchen Vorlage an. Sie zeige wesentliche Fortschritte gegen früher, gebe Einheitlichkeit de» Verfahrens für Deutschland, Oesfentlichkeit und Mündlichkeit. Eine ganze Anzahl von Juristen wünsche heute eine Mehrbetciligung deS LaienelemmtS, man möge des halb nicht zu weitgehende AbänderungSwünsche Süßem, sondem eine einstimmige Annahme zu er zielen suchen. Abg. Beckh (fr. Vp.): Die Vorlage entspricht keinesfalls modemm Anschauungen, wie der Reichs- wundet oder getötet hatte«, um fich dl de« Besitz von deren Herden -u setz», trat auf Veran lassung de» englischen Kommandanten da» Son- sularkorpL Ma«««, um die Insurgenten auf- zufochan, den Raub herau»zuaeben, wozu aber wenig Hoffnung vorhanden ist, da fett der Tötung de» JufurgentenhLwtlttm» TrifitziS jede Organisation im Jmmn aufgehört hat. Man befürchtet Repressalien von den Muselman«. A«ertka. "Die peruanische Kammer hat wiederum ein Gesetz über die Einführung der Zivilehe angenommen obwohl der Präsident gegen eine ähnliche Maßnahme kürzlich erst sein Veto eingelegt habe. Der Präsident sei der Ansicht, die Zivilehe soll nur für nichtkatholische Ausländer gelten. kauzler sein Versprechen einer Vorloge mit modernen Rechtsanschauungen in ähnlicher Weise gehalten wie sein andere« bezüglich de» Vereinsgesetze«. Er hat die Vorlage bepackt mit unannehmbaren Beftiimmm- am. ES ist un» eine Sauce, nicht der Bratm serviert. Herr Gröber, dem ich im wesentlichen beipflichte, hat ja auch schon daraelegt, in wie vielen Punkten die Vorlage einer Abänderung »«darf. Redner geht so dann noch auf eine Reihe Einzelheiten ein. Vor allem muß der ÄerichtSherr au» der Vorlage hin aus, diese antiquarische Reminiszenz au« attae Feudalzeiten. ES darf nicht sein, daß ein Gerichts herr statt de» Richter» entscheidet, ob eine Unter suchung eingeleitet werden soll oder nicht. Ebenso darf man keinesfalls di« Jurist«» so aitnzlich a»S- schließen, wie die» bei den Standgerichten geschehen soll. Die Oesfentlichkeit soll ausgeschlossen werde« können au» Gründen der Disziplin. Ja, dies« weitgehende Begriff läßt die Oeffentlichkeit überhaupt nur noch al» eine Ausnahme erscheinen Wenn man so schöne Kasinos baut, wird man doch auch wohl noch sür die Militärgerichte ausreichende Räum lichkeiten schaffen können. Was die Zivilvertridigor anlangt, so wird man doch wohl einen Anwalt, den sogar die AnwaltSkammrr zugelassen hat, nicht noch einmal einer Prüfung unterwerfen wollen. Daß jemand als Verteidiger sozialdemokratische odor anarchistische Propaganda macht, brauchen Sie doch wohl nicht zu befürchten. Dir Bestätigungsordre ist doch offenbar eine Ordre zur Bestätigung, deren e« nicht bedarf. Abg. Werner (Antis.) erklärt, seine Freund ständen dem Entwurf durchaus sympathisch gegen über, und polemisiert ferner lebhaft gegen die Sozial demokratie. Wenn deren Erzeugnisse nicht in» Heer dringen dürften, so könne man dem KriegSminifler dafür nur Dank wissen. Er wiederhole, sein« Freunde ständen der Vorlage durchaus wohlwollend gegenüber; jedenfalls dürfe dir Disziplin nicht «r- tchuttert werden. Abg. Lerno (Zrntr.) bezeichnet als »erbeß'e- rungsbedürftig bezw. vom süddeutschen Standpunkt aus vollständig unannehmbar di« Zuständigkeit der Militärgerichte für Leute, die bereits au» der Armee ausgeschieden, den Gerichtsherrn, die geringe Mitwirkung deS juristischen Elements und die über mäßige Verklausulierung der Oesfentlichkeit. Abg. Munckel (frs. Vp.l: Wir stehen dor Vorlage kühl ohne heiß« Wünsche, aber auch ohne radikale Abneigung gegenüber. Wünsche in bezug auf Einzelheiten behalten wir uns für die Kommission vor. Dabei muß ich doch bemerken, daß die Grundlagen der Vorlage vielfach aner kennenswert sind. Wir haben ja das Evangelium der geheiligten Disziplin hier verkündigen gehört. Ich kann mir nicht denken, daß die DiSzrplin leiden könnte durch strenge Gerechtigkeit. Am liebste» möchten wir unseren Brüdern im Waffcnrock ganz dieselbe Art der Rechtspflege sichern, wie u>ir selber sie besitzen. In jedem Falle werden wir die Zuständigkeit der Militärstrafprozesse möglichst ein- zuengen versuchen und ihre Erweiterung zu ver hindern uns bemühen. Die Stellung der Gerichts herren erinnert lebhaft an unsere verflossenen Patri- monialgcrichte. Soweit der Gerichtsherr formale Befugnisse hat, gönnen wir ihm diese; seine mate riellen Befugnisse werden wir gmau prüfen müssen. In unseren Augen hat die Vorlage den Vorzug der Berufung gegenüber den bürgerlichen Strafgerichten. In die Stand- und Kriegsgerichte möchte ich etwas mehr Jurisprudenz hineinbrmgen. Mit den Schöffen gerichten sind diese Gerichte nicht vergleichbar. Etwas mehr Vertrauen zu unserer Justiz wäre wohl wünschenswert, besonders zu unserem Richterstand«. Das Bestätigungsrecht, wenn es wirklich nur t» gemeint ist, wie die Motive es darstellcn, M fast ohne Bedeutung. Aber den Fall bedenke man, laß der Angeklagte sich in Hast befindet und die Bestätigung des ergangenen Urteils fich verzögert. Damit schließt die Debatte. Die Vorlage geht an eine besondere Einundzwanziger-Kommission. Der Präsident spricht dem Abg. Dieben (Zciur.), der wiederholt das Amt eines Alterspräsidenten ver sehen hat, die Glückwünsche des Hauses zu jeimm heutigen 87. Geburtstage auS. Nächste Sitzung: Dienstag, 11. Januar 18«. Don Nah und Fern. Sigmaringe«. DaS fürstliche Felsenschloß der Hohenzollern wmde in letzter Zett umge baut. DaS Aeußere ist jetzt vollendet, und so bietet der herrliche Bau einen noch großartiger« Anblick als früher. Mit fünf Türmen, eine» Wasser-, Glocken-, AuSfichtS-, Stiegenausgangs- und Paradeturm, jeder in angemessenem Stil, schaut daS Felsenschloß jetzt trotzig in die Welt; acht Giebel, fünf eigentliche und drei Schein giebel, flankieren nach allen Heilen, -udem sechs größere und kleinere zierliche Altane und ein Kapellenvorsprung. Drei Schwestern. 8s Roman von C. v. Berlepsch. tS-rtsktzun«.) „Johann, wartet der Ueberbringer auf Antwort?" fragte Bertha dm Diener. „Nein, gnädiges Fräulein, Baron Otto ist in dieser Nacht abgereift." „Allmächtiger Gott!" Sie fühlte einen Stich im Herzen und hatte kaum noch Zett, die so mühsam errungene Fassung wieder zu gewinnen, ehe die übrigen daS Zimm« betraten. Der Graf nahm sogleich den Brief. „Ach, von Otto! Nun, was hat denn der schon in aller Frühe zu schreiben?" Er entfaltete daS Blatt und la» eS schnell. „Unerklärlich! Otto ist in der Nacht abgereist und sagt uns hierdurch Adieu." Bertha hatte die Mutter beobachtet. Sie sah, wie diese bei der unerwarteten Nachricht erblaßte. WaS bedeutete da»? Sie dachte darüber nach, konnte aber kein« stichhaltigen Grund finden. Mariann« batte nicht nur intrigiert, um Bertha und Otto zu trennen, sie hatte dabei zugleich geplant, Otto für Meta zu gewinnen. ES wäre auch nicht» natürlicher gewesen. Meta versprach eine Schönheit zu werd«. Sich dessen bewußt, verband sie schon jetzt mit einer tüch tigen DofiS Koketterie ein« großen Leichtsinn; außerdem war sie schlau und verschlag«. Sie hatte viele Verehr«, ab« d« Mutter schien »einer würdig, ihr Kleinod, wie sie Meta mit Vorliebe nannte, zrr besitzen. Otto allein schien ihr der geeignetste. Er hatte eine Zukunft, sein Vermögen war bedeutend, seine Persönlichkeit einnehmend, sein Wesen echt ritterlich und dabei hatte er den nötigen Emst, um MetaS kleine liebenswürdigen Htravaganzen in Schranken zu hatten. Sie hatte eS so geschickt angefangen, jene beiden zu trennen, und ihr Mmn hatte ihr so ahnungslos dabei geholfen, daß eS ihr ein kleines deuchte, Otto für Meta zu inter essieren; und nun machte rhrjener ein« so un erwartet« Strich durch die Rechnung, indem er abreiste. Otto hatte, nachdem er daS Warrensche Haus verlass«, den Weg nach seiner Wohnung ein- geschlagen. Tausend Gedanken wirbelten in seinem Hirn durcheinander. Nur ein» war ihm klar, Bertha war für ihn verloren. Dahin war der Traum de» Leben», zerflossen alle Pläne der Zukunft Alle Anstrengungen, die « ge macht, um etwa» zu erreichen, Metten in dem ein« Wunsch, Bertha besitzen, ihr Dasein mit alle« Schäum schmücken ,a können. Und nun belogen und betrogen l In wilder Hast eilte er vorwärts, bi» er durch einm Zuruf aufgehalten wmde. Ein Kollege war'», der im Begriff stand, ihu Wegner befand fich in nicht ge ringerer Aufregung, al» Otto. Er WM seit vierzehn Tagen verlobt, und nun batte er hevte die Anweisung erhalten, sich sofort auf ein halbe» Jahr nach dem chcherst« Sude der Monarchie zu begeben. Er e«ing sich.tu lauten Klagen über di«» Mißgeschick , da» ihn gerade jetzt von der Seite seiner Braut, mitten auS dem seligsten Glücke riß. Seine Lamen tationen unterbrach endlich Otto, der bi» dahin fast kein Wort gesprochen hatte, mit der hastigen Frage: „Würden Sie mit mir tcmschen?" Wegner sah ihn verständnislos an. „Würden Sie mit mir tausch«?" wieder holte Otto. „Wollen Sie damit sag«, daß Sie statt meiner dorthin gehen vollen?" „NiM andere«." H ^Aber^Itzre Beziehungen zum Warreaschen Eine dunkle Blutwelle überflutete Otto» Gesicht. „Die hab« nichts kamst zu thun." „O, Sie find mein Retter, ein Engel in der Not." Er wollte ihn umarmen. Otto wehrte ihm. „Lassen Sie l — Wann müssen Sie reisen?" „Wenn möglich um drei Uhr morgen»." „Ich werde pünktlich sein." „Aber Kollege, ich fasse e» «och immer nicht, daß Sie von hier fort wollen." Otto überhörte die letzte Bemerkung Wegner» und fragte nach den Instruktionen; Wegner schlug vor, mit nach sein« Wohnung zu kom men, um fich mit allem Erforderlichen versehen zu lass«. Er willigte ein und schritt neben dem Redseligen her, der in fest»«, Glück» , der Trennung von seiner Braut enthoben zu sein, die Schweigsamkeit seine» Begleiter» gar nicht gewahrte. Daun gingen beide gemeinsam »n dem Präfideuten de» Landgerichts, welcher — wenn auch sehr überrascht — fich mit de» plötz lich« Lausch einverstand« erklärte und die nötigen Schritte beim Ministerium nachtrilglich machen wollte. > Nach kurzer Zett schritt Otto denselbm Weg allein zurück, doch machte er einen wetten Um- weg- um noch einmal da» Warrensche Haus nnd besonder» die beiden matt erleuchtet« Fenster zu betrachten, hinter denen, wie er wußt^ BerthaS und MagdaS Schlafzimmer lag. Lange blickte er empor. Bitterkeit darüber, dich er so schnöde verrat« Word«, ettüllte schn Herz. Finster wurde sein Blick, und seine Hand hob fich, dm Zorn de» Himmels byrabzubeschwöreu, ein wilder Fluch wollte fich seinem gepeinigten Herz« entring«, Md doch kam eS zuletzt leise wie ein Gebet über seine Lippen: Hott schütze dich! Er Arseb nun noch dem Mmfev, teilte uM kurzen Wort« mV,' daß er mit Assessor Wagner getauscht habe, und sagte allen Lebewohl. In der Gesellschaft erregte e» große» Bo- fremd«, al»^die schnelle Abreise MoS Wd sei« Tausch mit Weantr bekämst wurde«. Er hatte fich so wenig Mühe gegeben, settw Empfindung« für Bertha zu verbergen, daß alle mit Recht ein Zerwürfnis -wischen dm beiden vermuteten. Rur blieb «g bei dies« Bermutuugeu, de« Gräfin Warr« war zu schlau, um fich mit eßame unvorsichtigen Wort -u verrat«, und Bercha M stolz, um auch nur ahnen -st lasse«, »st inn- glücklich sie durch Otto» Abreise und durch die Täuschung sei, der sie durch jahrelange Freund schaft, die sie für "Liche Malten, fich hingegebm hatte. Go rückt« Weihnachten heran. Früher war« unter dm Sleinigketten, wache die Töchter de»
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