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Auerthal-Zeitung : 19.11.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189711192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18971119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18971119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-11
- Tag 1897-11-19
-
Monat
1897-11
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 19.11.1897
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V-Ittlsch-»««dscha». Drutssblimd. »Die ,Karl»«h« Zeitung' schreibt: „Ueba HK Errichtung einer eigenen russischen Ge sandtschaft in Karlsruhe mtt eine« ständigen Geschäftsträger an der Spitze habe« chon vor längerer Zeit -wischen den beider» Ligen auswärtigen Ministerien Besprechungen tattgefunden. Die Errichtung einer eigenen, tändigen Gesandtschaft in Karlsruhe an Stelle >er bisherigen mit dem Sitze in Stuttgart ist ein Beweis für die guten Beziehungen, die »wischen den Höfen von Petersburg und Karls» ruhe bestehen." »Die Sreu-erdtvision in Ost asten hat Befehl erhalten, die Shantunglüste in der Nähe des Ortes, an dem die Ermordung Deutscher fich ereignete, anzulaufen und eine so» sortige Genugthuung durchzusetzen. »In der am 30. November beginnenden v. Session des Reichstags der 9. Legis laturperiode werden die Fraktionen nach stehende Parteistärken aufweisen: Kon- serative 56, Freikonservative 25, Antisemiten 12, Zentrum 101, Polen 20, Nationalliberale 50, freisinnige Vereinigung 13, freisinnige BolkS- Partei 28, süddeutiche Volkspartei 12, Sozial demokraten 47, bei keiner Fraktion find 31; er ledigt find zwei Mandate, nämlich Plön-Olden burg und Fürth-Nürnberg. halten Älden könnten. Wie jetzt verlautet, MG-uWei«' fest längerer Zett-wischen der dWchewM d« ößevceichischeu Regierung über dich- Fragt Berhaudtuugen, um durch gegtvseiitge StaUtSerklärungeu die Gegenseitig- keTlowohl bet der Vvllstreckttng der Urteile wie bet, ver SMndung von der Sicherheits leistung « sichern. Diese Verhandlungen find ihrem Abschluß nahe und lassen keinen Zweifel darüber, daß diese Fragen -u beiderseitiger Be friedigung vor dem 1. Januar nächsten Jahre» geregelt sein werden. Eu-limb. »In der englifchen'Armee darf an Soldaten, welche fich in militärischen Straf anstalten befinden, noch immer das Au»- peitschen al» Strafmittel angewendet wer den. Ein neuerding» erlassener Armeebefehl setzt die Zahl der Verbrechen, bei denen die» in fast allen Armeen der Kulturstaaten abgeschafste Züchtigungsverfahren statthaft ist, von sieben auf folgende drei herab: 1) Meuterei oder Anstif tung zur Meuterei, 2) thätltcher Angriff auf einen Offizier der Sttafanstalt und 3) grobe Insubordination, deren Unterdrückung außer gewöhnliche Mittel erfordert. Diese letztgenannte Bezeichnung ist allerdings so dehnbar, daß der Kommandeur einer Strafanstalt alles mögliche darunter verstehen kann. (Bestände in England die allgemeine Wehrpflicht, so gäbe es sicher keine Züchtigung mehr.) »An Reichs münz en find im Monat Oktober d. geprägt worden: 13 649 840 Mk. in Doppelkronen und 43 997,98 Mk. in Ein pfennigstücken. * Der Ständige Ausschuß de» Deutschen LandwirtschaftSratS wird am 10. De zember in Berlin eine Sitzung abhalten, um über folgende Gegenstände zu beraten: 1) Bis herige Thätigkeit des Deutschen Landwirtschafts rats bei den Vorberettungen für den Abschluß neuer Handelsverträge. 2) In welcher Weise ist die Thätigkett deS Deutschen LandwirtschaftS ratS zu organisieren, um den landwirtschaftlichen Mitgliedern deS wirtschaftlichen Ausschusses daS erforderliche Material an die Hand zu geben, welche Aufgaben find dabei besonders ins Auge zu fassen? 3) Stand der Währungsfrage. 4) Entwurf der Zivilprozeßordnung. 5) Ver besserung der Statistik: ».) Verschuldungsstatistik, d) Bestand an Güte« auf Niederlagen und Konten. 6) Ausdehnung des Fernsprechverkehrs auf daS platte Land. 7) Viehverficherung. 8) Zeitpunkt und Tagesordnung der nächsten Plenarversammlung deS Deutschen Landwirt schaftsrat». *Zu der Nachricht bett. Unterhandlungen zwischen Preußen und Hessen wegen der Main-Neckar-Bahn schreibt die.Karls ruher Zeitung': „Wir find in den Stand gesetzt, zu erklären, daß keinerlei Verhandlungen mit Preußen wegen Uebernahme des baden- schen Anteiles an der Main-Neckar-Bahn stattgesunden haben und nicht einmal eine dahin gehende Anregung der preußischen Regierung erfolgt ist." *Auch die Litauer wollen jetzt eigene Reichstagskandidaten aufstellen. In einer in Ruß abgehaltenen Versammlung des litauisch-konservativen Wahlvereins wurde mit geteilt, daß die Partei für die Reichstags- und Landtagswahlen eigene Kandidaten aufstellen werde, weil keine andere Partei für den litaui schen Unterricht in Kirche und Schule einttete. In einigen Kreisen sei man deS Sieges gewiß, und in den Wahlkreisen, wo die Partei nicht so sicher die Entscheidung in der Hand habe, werde man fich den deutschen Parteien anschließen, die „am meisten die Rechte deS Volkes und die Freiheit" vertreten. Oefterreich-Ungarn. »In letzter Zeit war darauf hingewiesen worden, daß der Vollstreckung deutscher Urteile in Oesterreich vom 1. Januar 1898 ab infolge der neuenGesetzgebung große Schwierigketten drohen, wenn nicht die deutsche Regierung fich mit der österreichischen vorher verständige, und daß ebenso von diesem Augenblick an Deutsche, die in Oesterreich klagen, die Oesterreicher, die in Deutschland klagen, zur Sicherheisleiftung ange- Malte«. »AusAnlaßderErmordung von acht JtalienerninBrasilien beabsichtigt die italienische Regierung, energische Schritte zu thun. Man hofft, wie das ,B. T.' berichtet, daß fich, da auch deutsche Reichsbürger bedroht find, auch Deutschland an diesen Schritten beteiligen werde. In offiziösen Kreisen spricht man bereit» von der Absendung einiger Kriegsschiffe. »Die päpstlichen Nuntien haben zur Zett eine besondere Aufgabe zu erledigen; sie müssen im Auftrage deS Papstes jenen Souveränen und Regierungen, bei welchen fie beglaubigt find, ein — Geschenk überreichen, ein Prachtwerk nämlich, mit Prachtillustrationen und Zeichnungen Über die vatikanischen Bildersamm lungen und andere Kunstsachen. Dem deut schen Kaiser wkd das Werk voraussichtlich im Dienstwege der preuß. Gesandtschaft in Rom übermittelt werde«. Spanien. »lieber ein abermaliges Gefecht auf Cuba berichtet ein Telegramm aus Havana. Danach stieß die Brigade Balderrama mit den Aufständischen zusammen; 23 der letzteren wur den getötet; die RegierungSttuppen batten keine Verluste. — Mit derartigen vereinzelten Schar mützeln wird freilich unter Bianco ebensowenig eine Entscheidung herbeigeführt werden, wie unter Weyler. Stnstland. »Der »Birmingham Post' zufolge thut Rußland verschiedene wichtige Schritt?, um seinen Einfluß inKorea zu verstärken. Söul wird mit Wladiwostok direkt telegraphisch ver bunden. Noch in dieser Woche verlassen fünf neue Sekretäre für die russische Gesandtschaft in Söul Petersburg, um fich nach Korea zu be geben, und daS Personal des Konsulats in Chemulpo wird ebenfalls verstärk. Außerdem werden fünf bis sechs neue russische Konsulate in verschiedenen Tellen Koreas errichtet. Balkanstaaten. »An die verschiedenen Fürstenreisen, die neben der Höflichkeit mehr oder minder auch politischen Zwecken dienen, wird fich ein B e - such de» Königs von Rumänien am russischen Hofe reihen, nachdem König Karl vor einigen Monaten den Kaiser Franz Joseph in Budapest besucht hat. Hinzugefügt wird dieser Meldung, daß dies bei der gegen wärtigen Uebereinstimmung Rußland» mit den Dreibundmächten in der Orierttftage keine poli tische Schiebung bedeute. Aste«. * Die Maßregeln der Japaner in For mosa lassen selbst nach dem Zeugnis der offi ziösen »Japan Mall' noch immer zu wünschen übrig. Bei Tamsui ist fortdauernd ein eng lische» Saaonenboot stationier^ well «um Lebe« und Eigenülm der Europäer ohne diese Maßregel nicht fiw fich« hält. Der deutsche Konsul in Tamsui soll auch um «in Kriegsschiff gebeten haben, da» wahrscheinlich kommen würde, sobald da» englische Kanenboot den Hafen verlassen sollte. Die Japan« können sich offenbar noch immer nicht dazu entschließen, den nördlichen Teil d« Insel mit der nötigen Trupvenmacht zu versehen. Die geringe, zur Zett dort be findliche Macht ist völlig unzureichend, die Inter essen der Japan« und der Europäer zu wahren, von denen d« ftiedltchen Chinesen im Innern der Insel ganz zu schweigen. Noch Ende August geschah e» wieder, daß eine Bande von Auf- rührern nur zwei Stunden von der Stadt Twatutia gesehen wurde. Die japanische Re gierung findet offenbar nicht den Mut, einen energischen Versuch zur Abänderung dies« wenig erfreulichen Zustände zu machen. Ei« Ftttmstierfug gegen Klondyke? Die kanadische Regierung fürchtet, wie au» Ottawa gemeldet wird, emen amerikanischen Flibustierzug nach den Goldfeldern von Klondyke. In New Kork sollen zwei Bewunderer de» Dr. Jameson tranSvaalschen Angedenken», RouÜetge und Jone», mit Unterstützung reicher Bürg« der Ver. Staaten einen Geheimbund gebildet haben, dessen Mitglied« im nächsten Frühjahr einen bewaffneten Einfall in da» britisch kanadische Goldland unternehmen wollen. Die „Unternehmer" gehen von d« Voraus setzung auS, düß schon jetzt neun Zehntel all« männlichen goldsuchenden Bewohner im Aukon- gebiet Angehörige der Ver. Staaten find, und daß auch im nächsten Jahre die Union zu dem voraussichtlichen Maffenzuge nach dem Gold lande wenigsten 90 Prozent der Teilnehmer stellen werde. E» liege daher nicht die geringste Berechtigung dafür vor, daß fich diese Bürger der Ver. Staaten die Herrschaft einiger Dutzend kanadischer Beamter gefallen lassen sollten, denen im besten Falle 100 bis 150 Mann britischer Gebirgspolizei zur Seite stehen könnten. Diese seien ab« gegenüber der Masse der Ein wanderer völlig machtlos. Der bezeichnete Ge heimbund werde die Aufgabe übernehmen, die kanadischen Beamten und Polizisten zu ent waffnen und auS dem Lande zu schaffen. Dann werde der ganze Jukonbezirk zum Freistaat er klärt und dessen Anschluß an die Ver. Staaten ausgesprochen werden. Sollte fich aber die Regierung in Washington auS höflicher Rück sichtnahme auf England und Kanada sträuben, dem Gewaltave ihre Zustimmung zu geben, so werde fich der Uukonfreistaat vorläufig auch ohne die Herren in Washington behelfen. In den Kreisen der kanadischen Regierung sieht man dieses Vorhaben — wie dem ,Hamb. Korr.' mitgetellt wird — keineswegs als leere Drohung an, zumal da fich schon jetzt die Dankees ebenso in Juneau und an der Skag- waybucht, wie am Klondyke als die Herren ge bärden und längst gedroht haben, daß fie jeden Versuch der kanadischen Beamten, von den Goldgräbern einen Teil deS Goldes als Staatsabgabe einzufordern, mit Waffengewalt zurückweisen würden. Auch ist jeder Goldgräber mit Gewehr und Revolver versehen, so daß die wenigen kanadischen Polizisten ihnen gegenüber nicht viel auSrichten können. D« vorjährige Einbruch der Jamesonschen Expedition in Trans vaal soll also den amerikanischen Brüdern als Vorbild dienen, und daS Frühjahr wird im Goldlande, von dem Kanada selbst wenig Nutzen zieht, schwere Wirren bringen. Von Mac Kinley und dem Staatssekretär Sherman ist kaum zu erwarten, daß Maßregeln zur Ver hinderung der geplanten Gewaltthat bettoffen werden. Von Uah und Fern. Berlin. Ein Aufsehen erregender Ein bruchsdiebstahl hat im Kriminalgerichtsgcbäude zu Berlin stattgefunden. Im Erdgeschoß be findet fich das sog. „Asservatorium." ES ist dies d« Aufbewahrungsort für alle möglichen beschlagnahmten Gegenstände, so daß die Räume den Eindruck eines geordneten Warenlagers machen. In mehreren Geldschränkeu befind« sich die Kaution« von Angeklagten, welche auf freien Fuß gesetzt wurden. Zur Zett sollen e» beträchtliche vumwen sein. Auf dies« wird e» der Dieb abgesehen haben. Al» der Kastellan Hildebrandt früh gegen 6 Uhr in Begleitung d« Reinmachefrau den Sell« betrat, fand « zu sein« Verwunderung die Sitterthür, die zu de« Lorraume führt, offen. Auch die zwette zum eigentlichen Lagerraum führende Thür war ge öffnet, und wie man bet näher« Besichtigung feststellte, war da» Schloß mit Gewalt — dem Anscheine nach unt« Anwmdung eine» Stemm eisen» — «brachen worden. Die Durchsuchung d« Lagenäume selbst war ohne Erfolg, al» man ab« die daranstoßenden weitläufigen Kellerräume absuchte, fand man in ein« der vielen dunklen Ecken versteckt einen Menschen, dem vor Furcht die Kniee schlotterten. Die Ueba- raschung war groß, al» man in dem Thät« den Kanzlisten Alex «kannte, einen Beamten, der seit einer Reihe von Jahren im Kriminal- gerichtSgebäude thätig ist und zuletzt al» Proto kollführer beschäftigt wmde. Er gestand die That sofort ein. Düren. Der in den letzten Tagen gestor bene Rentner Erich Schleicher vermachte 600 000 Mark zu wohlihätigen Zwecken, darunter 100 000 Mark der Bodelschwinghschen Anstalt, 100000 Mk. der Düren« Realschule, 25 000 Mk. dem rheini schen Blindenverein. Köslin. Vor hundert Jahren, am 13. November 1797, wurde d« Komponist de» LiedeS „WaS ist deS Deutschen Vaterland?", Gustav Reich ardt, in Schmarsow in Pommem geboren. Viele seiner Lieder find volkstümlich geworden, wenngleich fie nicht die Bedeutung erlangten, wie die Kompositionen seines Namens vetters Johann Friedrich Reichardt, der haupt sächlich Göthesche, Höltysche und andere klassische Lieder in Musik setzte, und mit dem der Komponist Gustav Reichardt häufig verwechselt wird. Letzterer starb als 87 jähriger Greis am 19. Oktober 1884 in Berlin und wurde auf dem Matthäikirchhof an der Großgörschenstraße zur letzten Ruhe bestattet. Dort kündet eine Granittafel an der Wand deS Erbbegräbnisse» den Namen des Tondichters, Geburts- und TodeStag. Darüber steht folgende poetische Widmung: „Du hast gesungen, was Dir Gott gegeben, Viel tausend Zungen sangen's jubelnd nach!" Die Familie und die Verehrer de» Komponisten hatten an seinem 100. Geburtstage die Ruhestätte mit dem wohlverdienten Lorbeer geschmückt. Schleswig. Am 22. d. tritt die älteste Bewohnerin Schleswigs, Frau Sörensen, in ihr hundertstes Lebensjahr ein. Die hochbetagte Dame lebt, geistig und körperlich rüstig, im Kreiie ihrer Familie. Stendal. Wie schon kurz gemeldet, wurde in Borstel bei einem Scheunenbrande die ver kohlte Leiche eines fremden Menschen aufgefun den. Es wird jetzt näheres über den unheim lichen Vorfall bekannt. Am Mittwoch abend kehrten in die hiesige Wirtschaft zwei Fremde ein und verlangten zu essen. Im Gasthof sollte zu derselben Zeit eine Theatervorstellung statt finden, weswegen man mit den Vorbereitungen zu thun hatte und die fremden Wand«« ab wies. Dafür wollten fie fich rächen und eine 'korngefüllte Scheune in Brand stecken. Ein« der Unbekannten schlich fich in dieselbe, schloß die Thür hinter sich und legte Feuer an. Al» er wieder inS Freie wollte, konnte « die mit einem Sicherheitsschloß versehene Thür nicht öffnen. Der Brandstifter, welchem die Flammen auf den Leib rückten, suchte in dem vom Feuer noch nicht erfaßten Teil d« Scheune nach einem AuSgang, fiel dabei aber mit dem Fuße in eine Versenkung, in welch« sonst da» TranSmisfions- rad einer Dreschmaschine läuft, und zwar mit dem Gesicht nach unten. In dies« Lage erstickte und verbrannte «. Sein Komplice ist entkommen. Karlsruhe. Eine Pforzheim« junge Dame wurde auf dem hiesigen Hauptbahnhof von drei angeblichen Geheimpolizisten verhaftet und nach dem nahegelegenen Wäldchen vttschleppt, wo ein AttentatS-Versuch erfolgte. Durch Schreien wurde glücklicherweise HUfe h«beigezogen. Die Attentäter, ein Schreib« undzweiKutschereibefitz«, find inzwischen ermittelt und verhaftet Word«. Am Weich der Höne. 6j Novelle von A. v. d. Osten. «Fortsetzung.) Wanda sah fich im Traum mit ihrer Geige im Arm in einem großen leeren Raum, es war eigentlich kein Raum, sondern eine weite Ebene, und fie spielte, ohne daß jemand fie hörte. Ab« fie spielte fort, von ihren eigenen Klängen hin gerissen. Plötzlich fielen Blumensträuße auf fie herab, Blumen, wie fie nie solche gesehen hatte, Aar, durchsichtig, von leuchtender Farbenpracht. Sie fielen ohne Ende, bis fie ihr bis an die Brust reichten. Da sah fie auf und ließ den Bogen finken, und indem fie da» that, sah fie in einiger Entfernung KlemenS,' der fie stumm mit traurigen Blicken betrachtete. Sie hob die Hand gegen ihn; aber er entfernte fich schwebend, immer das Antlitz ihr zugewandt, mit einem Ausdruck, den fie nicht verstand. Mit einem Mal trieb eS fie, die Hand zum Munde zu er heben, da fiel ihr ein Zahn heraus in die hohle Hand, ein kleiner, runder, glänzend weiß« Zahn, und fie betrachtete ihn verwundert und erwachte dabei. Der Traum stand mit so greif barer Wirklichkeit vor ihr, daß fie meinte, den Zahn »och in der Hand haben zu müssen und die Blum« aufheben zu können vom Boden. Aber es war nichts da — und von fern krackten wieder die Lawinen und donnerten hinab in da» Tremlutemhal. 4. Am nächsten Tage befand Herbert fick in «in« sehr gereizten Stimmung und emärt« mcdrmalS, er werde fich keine Bevormundung mehr gefallen lassen. Gegen Aennchen spielte er dm aufmerksamen Kourmacher, und die Kleine gewöhnte fich in kindlicher Manier an den etwas seltsamm Verehrer. Die Freunde wußten nicht, wa» fie auS dem allen machen sollten, und besonders Annas Eltern war Herberts Annäherung durchaus un erwünscht. Die Gefahr eines schiefen, unbehag lichen Verhältnisses zwischen der klein« Gesell schaft trat bedrohlich nahe. Selbst auf WandaS Vorstellungen, fich zu schonen, hatte Herbert nur noch die schroffe Er widerung, er sei kein Schwächling und wisse selbst, WaS.« zu thun habe. Kopfschüttelnd stand fie von ihrem sorglichen Bemühen ab. Die Wanderung über dm Guggialetscher wurde durch einen unvorhergesehenen Umstand vereitelt. Man war schon auf der Bäregg, und KlemenS, der als taktfester Gletschermann den Führer abgab, hielt daS Seil in Bereitschaft, al» Anna, in ThkäMn auSbrechend, erklärte, nicht mitgehen zu könnm, eS sei zu grausig! Vergeblich waren Bitten, Vorstellungen, Scherze und Neckereien, vergeblich erprobte Herbert seinen scharfen Witz, — da» furchtsame Kind war nicht zu bewegen, auch nur einen Fuß auf da» Eis zu setzen, und da die Eltern fich nicht entschließen konnten, fie an dem fremden Ort allein zurückzulaffm, so gaben endlich alle die Partie auf und traten enttäuscht und nicht ganz Luter Laune den Rückweg an. „Da steht man," bemerke Richthof zu Kle menS, „daß eine gewisse Reife de» Geistes dazu gehört, um die Uebermacht der Natur ertragen zu können. ES thut mir leid, daß Sie durch daS furchtsame Kind um Ihr Vergnügen ge kommen sind, aber ich denke, wir zwei machen zum Ersatz eine andere Gletschertour zu sammen." „Von ganzem Herzen!" erwiderte Klemens. „Aber daS sage ich Ihnen gleich, mit wenigem bin ich da nicht zufrieden. Wie wäre eS mit einer mehrtägigen Tour auf daS EggiShorn? Mönchisch, Jungfraufirn, Adolfgletscher." „Herrlich!" rief Richthof. „Wir beide mit einem Führer — die Damen so lange in Her berts kurzweiliger Gesellschaft — wir wollen es ihn« gleich sagen." „Warten wir damit lieb«, bi» wir ruhig im Hotel find," riet KlemenS, den ein Vorgefühl in bezug auf Herbert warnte, und Richthof stimmte zu. Er gesellte fich zu seiner Frau, an deren Arm Aennchen hing, welcher Herbert durch allerlei Schnurren die Angst vor dem Gletschergraus zu vertteiben suchte. Wanda ging allein, und wie eS schien, in fich versunken, vorauf. Zu ihr gesellte fich KlemenS. „Sie find in Gedanken, gnädige Frau? Nicht? O doch! Ich sah e» längst, Sie gehen immer in tiefem Sinnen. Sind Sie de» Reisen» schon müde?" „O nein," antwortete fie, langsam «rötend, „ich weiß nichts Schönere» al» Reisen." „Nichts?" „DaS heißt," verbesserte fie fich schnell, „etwas freilich doch, aber das ist ja für diese Zett «ul »et» gelegt worden." „Sie sehnen fich also danach?" „Nun, das ist doch natürlich, und je mehr, je näher die Zeit der Rückkehr kommt." Mit leiser Stimme fragte KlemenS: „Dessen find Sie also fich«, daß Sie Ihr Leben allein der Musik widmen werden?" „Ich — weiß eS noch nicht!" DaS klang fast schüchtern, zagend, unruhig. „Wie?" rief KlemenS erregt. „Gibt e» ein Schwanken in solcher Frage? Gibt es " „Halt, mein He«," unterbrach Wanda ihn in verändertem, fast scherzendem Tone, dem man aber doch den Zwang anhörte, „da» gestatte ich Ihnen nicht. Es thut nicht gut, fich voreilig in die Werkstatt der Schicksalsgöttinnen drängen und das Gewebe beschauen zu wollen. Sagen Sie mir lieber, ob Sie Träume auSlegen können?" „Träume?" fragte KlemenS, der trotz de» scherzhaften Klanges den Emst in WandaS Zurückweisung fühlte, reserviert. „Vielleicht kann ich eS, wollen Sie mir Ihre Träume sagen?" Wanda «zählte, waS fie geträumt hatte, umständlich und genau, nur daß er selbst darin eine Rolle gespielt hatte, verschwieg fie ganz und gar. MS fie geendet hatte, sagte er ernst: „Der Traum ist ohne Zweifel prophetisch und sehr leicht zu deut«; der erste Teil bedarf ja gar kein« Auslegung, das wnden Sie selbst wissen. E» wird ein Tag kommen, wo man Sie mit Blumen fast «sticken wird dafür, daß Sie die Well durch Ihre Kunst bi» zum Wahn finn begeistert haben. Sie standen allein im wett« Raum, daS heißt, Sie ständen so hoch, daß Sie nichts und niemand mehr sahen und hörten al» nur fich und Ihre Gckge "
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