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Auerthal-Zeitung : 05.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189709056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970905
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-05
-
Monat
1897-09
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 05.09.1897
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Politisch- Kimvfch««. Dmitschl«»». »Da» Kaiserpaar, der Prine-Regent von vayeru, die Könige.von Sachsen und Württemberg sowie viele andere deutsche Fürstlichkeiten find seit Mittwoch in Würg» bürg versammelt, in dessen Umgebung die Kaisermanöver stattfinden. * AuS dem Trinkspruche de» Kaiser» in Koblenz findet folgende Stelle die all gemeinste Beachtung: „UnS allen, und vor alle» Dingen un» Fürsten, hat er (der alte Kaiser Wilhelm) ein Kleinod wieder emporge hoben und zu Hellem Strahlen verhalfen, welche» wir hoch und heilig hallen mögen; daS ist da» Königtum von Gotte» Gnaden, da» Königtum mit seinen schweren Pflichten, seinen niemals endenden, stets andauernden Mühen und Arbeiten, mit seiner furchtbaren Verantwortung vor dem Schöpfer allein, von der kein Mensch, kein Minister, kein Abgeordnetenhaus, kein Volk den Fürsten entbinden kann." -Unter dem Verdacht, einen Anschlag auf das Leben deSdeutschenKaiserSzu planen, wurde am Dienstag in Brüssel ein Deutscher, bis vor kurzem in London ansässiger und erst in der vorigen Woche von einer Reise nach Deutschland nach Brüssel zurückgekehrter Anarchist namen» Gustav Daubenspeck verhaftet. Die Verhaftung erfolgte auf Grund einer An zeige eines Deutschen, der durch Andeutungen eines Freundes deS Anarchisten von dem An schläge und der beabsichtigten Abreise des letzteren nach Deutschland Kenntnis erhallen Halle. -Wie aus Petersburg gemeldet wird, be absichtigt daS russische Kaiserpaar, in der Zeit vom 15. bis 17. September dem Darmstädter Hofe einen auf etwa zehn Tage berechneten Besuch abzustatten. Prinz Heinrich wird mit seiner Gemahlin in dieser Zeit gleichfalls in Darmstadt anwesend sein. Man nimmt an, daß bei dieser Gelegenhell ein nochmaliges Zusammentreffen mit dem deut schen Kaiser stattfinden wird. -Die ,Köln. Volksztg/ hatte vor kurzem gemeldet, daß derRücktritt deS Reichs kanzlers Fürsten Hohenlohe nahe bevorstehe. Eine Bestätigung hat diese Meldung von keiner andern Selle gefunden; daS Kölnische Blatt ergänzt jetzt seine Nachrichten dahin, daß der Kanzler gehen werde, well er das dem Reichstage gegebene Versprechen wegen der Militär-Strafprozeß-Reform nicht einlösen könne. -Der Vorstand der Zentralstelle zur Vorbereitung der Handelsverträge hielt am Dienstag eine konstituierende Sitzung ab. Es wurde beschlossen, den Reichsbehörden, sowie den Ministerien der Einzelstaaten von der Begründung Anzeige zu machen und die Handels kammern und noch nicht angeschlossenen wirt schaftlichen Verbände zur Mitarbeit und Unter stützung aufzufordem. Oesterreich-Ungar«. -BadeniS Pläne liegen nunmehr klar zu Tage: Der parlamentarische Ausschuß der Rechten deS österreichischen Parlaments hielt am Mittwoch in Wien eine Sitzung ab, die der Vorsitzende v. JaworSky mit der Erklärung er öffnete, daß er nicht nur auf den Wunsch der Mehrheit der Mitglieder deS AuSführungS- ausschusseS, sondern auch auf ausdrücklichen Wunsch BadeniS die Versammlung der Obmänner einberufen habe. Weiter führte er aus, daß er vom Ministerpräsidenten zu der Erklärung er mächtigt worden sei, die Regiemng fei ent schlossen, fortan ihre Stütze in derMehrheit der Rechten zu suchen. — Damit find alle Brücken abgebrochen, welche zu einer Aus söhnung mit den deutschen Elementen führen tonnten. -Die Marinefrage scheint auch in Oesterreich auf die Tagesordnung gesetzt werde» zu sollen. DaS .Neue Wien. Journ/ veröffentlicht neuerdings auS Marinekreisen auf sehenerregende Mitteilungen über den trost losen Zustand der österreichischen Flotte. Der Bau von zwanzig neuen Kreuzern im Gesamtbetrag von 25 Millionen Gulden sei un- - weisbar. kfrankretth, -Nach der Ankunft Faure» tu Dünkirchen fand -wischen diesem und de« Zaren ein Telegrammwechsel statt, der zwar aller lei Höflichkeiten, aber keine neuen Andeutungen auf die Allianz enthält. -Die kurz vor dem Einzug Faure» in Part» erfolgte Explosion vor der Madelaine - Kirche wird nach Meldung der Polizei - Präfektur nicht für einen anarchistischen Anschlag, sondem für die That eine» mit der Bomben - Monomanie behafteten Individuum» gehalten, welche» auch der Urheber der früheren Explosionen im Boi» de Boulogne, auf dem Konkordienplatze und dem Boulevard Magenta gewesen sei. Im Zusammenhänge mit der Ex plosion sind zwei Personen verhaftet, alsbald aber wieder freigelassen worden. -Die französisch-russische Allianz wirkt l Der der Regierung nahestehende.TempS' veröffentlicht einen Telegramm-AuStausch -wischen mehreren Einwohnern Elsaß-Lothrin gens, die nach Pont-ü-Mousson gekommen waren, und dem Ministerpräsidenten Meline. Erstere beglückwünschten Meline zu dem Abschluß der Allianz und bezeichneten sich bescheidener weise als „Vertreter des annektierten, aber allezeit französischen Loth ringens", worauf ihnen Meline die „Glück wünsche und die Dankbarkeit der Regierung für ihren glühenden Patriotismus" aussprach. Herr Meline wird wahrscheinlich der deutschen Reichsregierung gegenüber Erklärungen abgeben müssen, ob er mit seinen Ausdrücken gegen den Frank furter Frieden hat demonstrieren wollen. Italien. -DerFriedenSschluß mit Abessinien hat in den letzten Tagen den Ministerrat ein gehend beschäftigt. Es wurde, wie verlautet, beschlossen, die vom NeguS vorgeschlagene Grenze anzunchmen, da ja Italien angesichts seines festen Entschlusses, seinen künftigen Besitzstand auf Massauah zu beschränken, keinen Wert darauf legen kann, seine Grenzen weiter auszudehnen. Svaniea. -Nach Privatmeldungen auS Madrid ruft dort die Abreise deS KarlistenführerS Marquis Ceralbo nach Luzern, woDonKarloS weilt, Besorgnisse hervor. Die Regierung trifft um fassende Maßregeln zur Unterdrückung etwaiger karltsti scher Putschversuche, da man den friedlichen Versicherungen deS Thronpräten- deuten mißtraut. Rußland. -Meldungen auS Petersburg zufolge wird auch dort dem Besuche deS Kaisers Nikolaus in Warschau allgemein beson dere Bedeutung beigelegt. Man betont, daß dieser Besuch direkt den Zweck verfolge, die Politik der Aussöhnung zwischen Russen und Polen zu fördern. Die immer zahlreicher wer denden Anhänger dieser Tendenz, die vom Zaren entschieden begünstigt wird, versprechen sich von dem mehrtägigen Verweilen deS Herrschers in Warschau sehr nachhaltige Wirkungen in dieser Richtung. -Wie verlautet, ist Präsident Faure in Peterhof vermutlich von einem anarchisti schen Anschlag bedroht gewesen. Unmittel bar vor der beabsichtigten Spazierfahrt deS Präsidenten mll dem Kmserpaar im Park wäh rend der Illumination wurden zwei von der Pariser Polizei angemeldete Anarchisten von französischen Agenten «kannt und mit HUfe russischer Beamten ergriffen. In geschlossenem Wagen unter starker GendarmerieÜedeckung wurden sie inS Gefängnis gebracht. Balranstaate«. -Die griechische Regiemng hat be schlossen, die Mannschaft deS Jahrganges 1885, ungefähr 7000—8000 Mann, von den Fahnen zu entlassen. Man erblickt in dieser Maß regel ein Anzeichen der an den maßgebenden Stellen herrschenden Ueberzeugung, daß der Abschluß de» Friedens demnächst zu erwarten sei. -Gerüchtweise verlautet in Konstantinopel, Murad Bei, der Führer der Jungtürken, Walf Warnekow. 7) Eine mecklenburgische Erzählung v. A. v. d. Osten. IForlfttzung.) Herr MagnuS war in rosiger Laune, denn er hatte das Bewußtsein, daß alles aufs beste vorbe reitet sei, und obenein war er dabei mü seiner Verbündeten, mit Gesa, um ein gutes Teil ver trauter geworden. DaS liebe Mädchen hatte daS meiste von dem, waS Herr MagnuS sich erträumt, durchzusetzen gewußt, nur die weißgekleideten Jungfrauen nicht, aber darüber wollte er sich nun nicht weiter grämen. Halten ihn doch GcsaS braune Rehaugen mehr als ein mal so freundlich angelacht, daß Herr MagnuS seiner Seelen Seligkeit dafür hingegeben haben würde, um wie viel mehr eine wenn auch noch so schöne Idee. Er machte an diesem Morgen eine beson ders sorgfältig« Toilette. Sein Haar duftete von köstlicher Salbe, und sein Taschentuch wurde in Eau de Cologne getränkt. DaS kühlte, an an die heiße Stirn gepreßt. „Ach, wer doch auch ein glühende» Her- so kühlen könnte!" Bevor er da» Zimmer verließ, öffnete er daS Klavier und versuchte eine Fuge über den Namen Gesa, mll deren Komposition er sich seit einiger Zell abmühte. Herr MagnuS war näm lich ein großer Künstler, nm leider — ein Rafael ohne Hände. Er behauptete, oft den Kopf voll der schönsten Melodien gu haben, aber wenn er sich an da» Klavier setzte, dann versagten ihm die Finger! So gina e» auch heut. Er mußte Ansehen, daß die Töne g—e—s—a durchaus keine melodischen Inter valle bildeten. Also schloß er daS Instrument wieder und ging seiner Pflicht nach, hinab an den See. Hier lagen in einer Reihe die Festkähne bereit. Der größte und schönste, zur Aufnahme des Landesherrn bestimmt, war mll Decken be legt, statt der Bänke standen Stühle darin, Bord und Schnabel waren mit Guirlanden bekränzt. Diesem zunächst langen drei schmale schwanke Fahrzeuge, Seelenverkäufer genannt; sie waren reich mit Blumen und bunten lustigen Stoffen geschmückt, boten aber nur für je zwei Personen gefahrlose Aufnahme. Diese Kähnchen fesselten vornehmlich Herrn Magnus liebevolles Interesse, denn sie sollten drei der hübschesten Mädchen, je eine Nereide mll ihrem Triton aufzunehmen, und ein» der Paare sollten Gesa und Herr MagnuS bilden. Diese Fahrt mit dem angebeteten Mädchen, die ihm Gelegenheit gab, seine ganze Liebens würdigkeit in» Feld zu führen, hätte er der Hölle abgetrotzt, wenn e» nötig gewesen wäre. Aber zum Glück war eS nicht mehr nötig, Herr MagnuS hatte die Anordnung ja selbst in Händen. Er zog einige Zettel hervor, die mll den Namen der einzelnen Teilnehmer beschrieben waren und befestigte sie mit Nadeln, welche er sorgfältig hinter den Aufschlag seine» Rockes ge steckt hatte, an die Draperie der Kähne. Er hiest auch einen Zettel mll der Aufschrift: Junker von Bredow in der Hand. Kurt sollte mll dem Großherzog fahren, dem außerdem die ersten Würdenträger de» Orte», der Pastor und der Richter, beigegeben waren. Aber mitunter steckt der Teufel einen Finger in da» Spiel. müsse entflohen öder beseitigt worden sein, da er seit dem 2S. August nicht mehr gesehen worden sei. «krtkn. -König Mwanga von Ugand a hatte an fang» Juli Uganda heimlich verlassen, um eine Erhebung iur Budda-Beztrke gegen die encllifche Regierung zu organisieren. Der englische Major Ternan schlug jedoch die Streitkräfte Mwanga». Der König floh danach auf deutsche» Gebiet uud ergab sich den deutschen Behörden, von welchen er jetzt festgehallen wird. Später wurde die Ordnung in ganz Uganda wieder- hergestellt. ES besteht die Absicht, den un mündigen Sohn Mwanga» zum König zu er klären und eine Regentschaft einzusetzen. Das SifeAdahAUAglück st ei Dohwirrkel. Ueber das Eisenbahnunglück, daS sich in der Nacht zum Montag auf dem Bahnhof Voh winkel ereignete, berichten rheinisch-westfälische Blätter folgende Einzelhellen: Auf dem Bahnhof Vohwinkel besteht für die nach Dornap-Steele und von dort fahrenden Personenzüge nur ein Geleise, in welches vor dem „Steel« Einschnitt" mittels einer Weiche daS -welle Streckengelcise elnmündet. An letzterem befindet sich link» pon Vohwinkel auS die Signalstange für die einfahrenden Züge. So lange daS Geleise im Bahnhof nicht frei ist, müssen die von Dornap kommenden Züge vor der Weiche im Streckengeleise liegen bleiben. Ein Äil der Schuld liegt zweifelhaft an der Einrichtung deS Bahnhofes, auf welchem eS an einem dritten Bahnsteig fehlt. Wäre dieser da, so brauchten die einfahrenden Züge nicht in das erste Geleise eingeführt zu werden. Auf die Notwendigkeit einer diesen Uebelstand abstellenden Aenderung soll an maßgebender Stelle wieder holt schon hingewiesen worden sein, leider ohne Erfolg, obwohl im Jahre 1892 und später sich ein ähnliches Unglück unter ähnlichen Umständen an derselben Stelle zugetragen hat, wobei drei Beamte zu Schaden kamen. In der Unglücks nacht war nun daS Einfahrtssignal für den Zug 819 gegeben. Da aber der Zug 822 noch keine Ausfahrt hatte, so liegt hier der folgen schwere Fehler. Uebrigens wird der dienst habende Stationsasfistent Zimek als sehr pflicht treu und zuverlässig von seinen Vorgesetzten ge schildert. Derselbe weiß sich aber nicht zu er klären, wie daS Einfahrtssignal gegeben werden konnte. Kaum war der einfahrende Zug im ersten Geleise mll gemäßigter aber immerhin erheblicher Fahrgeschwindigkeit angelangt, als er mit dem ausfahrenden zusammenstieß. Die Wirkung war fürchterlich. Die drei Loko motiven wurden zum Teil dermaßen ineinander geschoben, daß man sie bis jetzt noch nicht zu trennen vermag und nebst den nächsten Wagen auS dem Geleise gehoben. Der Packwagen und fünf Personenwagen find erheblich beschädigt. Der Packwagen wurde auf den folgenden Wagen dritter Klaffe aufgeschoben. Dadurch hatte er von letzterem den ganzen oberen Teil weggeriflen. An mehreren Wagen 4. Klasse waren die Vorderwände eingedrückt. An einem waren noch viele Mutspuren wahrzunehmen. DaS fürchterliche Krachen, hervorgcrufen durch den Zusammenstoß, das Knacken deS HolzeS, daS Geschrei und Wimmern der Ver wundeten und das Hilferufen und Fluchen der Eingeschloffenen belehrte die aus dem Bahnhof befindlichen Beamten schnell, daß eine entsetz liche Katastrophe erfolgt war. Außer den Beamten und Bewohnern deS Bahnhofs eilten viele Bürger der Stadt zur Hilfe herbei, unter letzteren auch die Aerzte Dr. Helmke und Dr. Schirp, sowie eine Krankenschwester. Von den Paffagieren waren zwei tot und elf schwer ver wundet. Auch -wer Zugbeamte, der Zugführer Hausel-Hattingen unk der HUfSbremser Schneider- Kalk, welcher Schaffnerdienste that, hatten schwere Verletzungen davongetragen, daß sie mll den Passagieren in die Elberfelder Kranken häuser transportiert werden mußten. Die Ver letzungen find mannigfacher Art: Arm-, Bein- und Rippenbrüche, sowie Hautverletzungen rc. Die Verkäuferin Julie Levy auS Bochum hat beispielsweise beide Beine gebrochen. Mehrere D»n Malz ««d Fern. - Koblenz. Während des Feuerwerks am Dienstag geriet durch herabfallende Feuerwerks körper der prachtvolle Kaiser-Pavillon in Brgnd und wurde zum größten Teil zerstört. ES gela n der Feuerwehr, das Feuer bald zu löschen. verwundete waren derartig von den Trümmer einaeschloffen, daß ste herau»gehau«n werdest mußten. Herr Sander-Lsse«, dessen Gattin uud Schwägerin zu des am Ichwerften Verletzten gehöre«, wurde au» dem Wagenabteil etwa zehn Meter well fottgefchleudert. Man fand chn noch lebend, doch starb er schon nach zehn Minuten. Der etwa 19jährige Anton Schmitz auS Wülfrat blieb auf der Stelle tot. Sein Leichnam mußte aus den Trümmern hervorgezogen werden. Etwa zwölf Personen waren leichter verletzt. Angesicht» de» großen Unglücks, dar sich ihren Augen bot, ver gaßen sie aber die eigenen Schmerzen und fuhren, sobald sie konnten, nachHause, um ihre Angehörigen zu beruhigen. Ein Mann wurde ebenfeA» weithin au» dem Koupee geschleudert, kam wunderbarer weise mll dem Schrecken pnd ^effktzdn Haut abschürfungen davon. Der Zugfüdrer Hause au» Hattingen, dem mehrere Rippen gebrochen wurden, war m seinem kleinen Dienftraum ein geschlossen. Der Hilfsbremser Schneider ward gleichfalls unter den Trümmern hervorgeholt. Er hatte auf der Plattform eine» Wagen» 4. Klaffe gestanden, als daS Unglück eintrat. Von Elberfeld fanden sich schon nach etwa einer Stunde drei höhere Beamte der Eisenbahn- Direktton ein, welche teil» die Unterbringung der Verwundeten leiteten, teil» die Untersuchung sofort aufnahmen. Die Schwerverletzten wurden von der Vohwinkel« Feuerwehr, in Wagen erster und zweiter Klasse nach Elberfeld gebracht, wo sie gegen 3'/, Uhr ankamen und am Bahnhof DöpperSberg von einigen Aerzten ill-Empfang genommen wurden. Die Kunde von dem Un glück verbreitete sich am Morgen mll Blitzes schnelle durch daS ganze Wupperthal. Hunderte umstanden die Unglücksstelle, auf welcher die AufräumungSarbeiten sofort oorgenommen wur den. Mittags gegen 11 Uhr kam ein Vertret« de» Ersten Staatsanwalts auS Elberfeld zwecks Aufnahme des Thalbestandes. Neber die Mög- lichkell, wie eS gekommen ist, daß ein falsche» zu frühzeitiges Einfahrtszeichen gegeben wurde, gehen die Meinungen auseinander. Am meisten findet bei den Eisenbahnbeamten die Annahme Glauben, daß die elektrische Leitung zum Weichen-Stellwerk infolge von Stromstörung mangelhaft oder unrichtig funktionierte. Von manchen Seiten wird auch behauptet, daß am Sonntag ein zu starker Personenverkehr geherrscht habe, durch den die Stationsbeamten den Kopf verloren hätten. Dies ist aber durchaus nicht der Fall. Als die Katastrophe sich «eignete, war eS schon nach Mitternacht und die Züge ohnehin nicht übermäßig besetzt. Letzterer Um stand ist als ein großes Glück anzuschey, weil andernfalls daS Unglück von noch well ent setzlicheren Folgen begleitet gewesen wäre. Ein Augenzeuge schildert die entsetzlichen Folgen der Katastrophe wie folgt: ES haben viele Personen recht schwere Verletzungen davon getragen. Einzelnen sind die Füße abgefahren, anderen find die Schullern und der Oberschenkel zerquetscht. Einer Frau wurde die Brust ein gedrückt. Mehrere Schwerverwuvdete ringen mit dem Tode. DaS Gewimmer und Geschrei der in den Wartesaal geschafften Verunglückten war herzzerreißend. DaS Blut strömte üb« den Perron und den Wattesaal, so daß die hundertfältige, den Perron besetzt hallende Menge von Entsetzen ergriffen wurde. Unter der Menge befand sich ein Köln« Arzt, der alsbald en«- gisch eingriff und den Unglücklichen den ersten Beistand leistete. Auf der Stätte deS Zu sammenstoßes herrschte ein entsetzliches Chaos. Unter den zertrümmetten Wagen befanden sich teilweise fest eingeklemmt die verwundeten Per sonen, deren Rettung erst nach langer Arbeit durch die Feuerwehr gelang. Der Matenal schaden ist bedeutend. Zur Untersuchung d«S Eisenbahnunfalls hat sich d« vortragende Rat im Reichseisenbahn» amt. Geh. RegierungSrat Semler, an Ott und Stelle begeben. - Noch ein mll auffallenden Emblemen auS- staffierter Kahn war da. Ganz in Weinranken und grünes Laub gehüllt, hatte « außer den Ruderbänken nur noch einen Sitz, ein aufrecht- stehendes, bekränztes Faß. Gott Bacchus sollte darauf thronen, um im rechten Augenblicke dem LandeSvater den Willkommentrunk zu kredenzen. So war alles aufs schönste geordnet, und befriedigt durste Herr MagnuS sich abwenden. Nur der Himmel machte ihm einige Sorgen. Zarte Wolkenschlei« hüllten die Sonne in hin- und wiederfliehende Schatten, welche -war die schon merkbare Hitze zu mildern versprachen, ab« ein ahnungsvolles Gemüt ängstigen konnten. Ein Gewitt« wäre am heutigen Tage daS Grab aller stolzen Hoffnungen geworden. Langsam schlenderte Herr MagnuS nach seinem Hause zurück, nicht ohne einen sehnsuchts vollen Blick auf Gesas Fenster zu werfen. Sie waren noch imm« verhängt. Gesa saß drinnen, ohne ihren gewohnten Be schäftigungen nachzugehen. SS war still im Hause, der Doktor schon ausgegangen, und anstatt Wendel, die gestern zu ihr« alten Pflegerin -urückgekehrt war, verrichtete eine Frau aus dem Dorfe geräuschlos die häuslichen Arbeiten. Dem jungen Mädchen dünkte fett gestern morgen eme Ewigkeit vergangen zu sein; ein Lhao», ein unentwirrbares Schrecknis, daS zu vasteben fie vergeben» den schmerzenden Kopf und daS krankhaft pochende Herz anstrengte, lag zwischen beiden Tagen. Gestern ein un nennbares, jubelnd ersehnte», berauschende» Glück, heute eine kalte, grauenhafte Oede, in der sie, auS ihrem Traum «wacht, keinen Licht strahl sah und keine jen« süßen Blüten Mehr fand, die noch eben um fie h« ihren Duft va streut hatten und ihre frohen Farben im Sonnen schein erglühen ließen. . Wo war fie hinaerate« ? In welche Wildnis hatte man fie gestoßen, daß fie jeden Augenblick erschreckt zusammenzuckte und tiefer in da» Zimm« zurückwich, so ost nur ein Schatten von außen an daS Fenster fiel? Sie fürchtdte sich vor dem Auge dn Menschen, welche shr ansehen mußten, daß fie eine Betrogene Ws«. Tief verwundet in ihrem Stolz, unheilbar ge troffen in d« keuschen Unverletzlichkeit ihm» reinen MädchenherzenS, fürchtete fie, dttß auch nur ein einzig« Blick gewahren könne, wie fie list, daß fie mll sich ringen müßte, um der Demütigung Herr -n werden, welche fie in den Staub niederdrückte, fie, die stolze Gesa, die sich an einen Unwürdigen hatte wegschenken wollen. Wendel, ihre eigene Magd und ihre Neben- buhlerin! Leidenschaftliche Thränen umflorten ihr Auge. Sie -«drückte fie, fie wollte nicht weinen. Thränen «weichen — und Sefa wollte, konnte , nie »«geben, nie! - Draußen hört« fie lebhafte» Bewegen und freudige» Leben. Es wmde Mit, fich aufzu raffen. Sie würde vermißt Waden, «an würde kommen, nach ihr fragen, sie zu Holm und ihre« Rat in Anspruch zu nehmen. Da» ganze Dorf war ja in frobesttt Aufregung. Alle die kleinen freundlichen Haus« prangten in frischem Blumen- schmuch vor den Thüren hatte« nimmermüde Biss« auch da» letzte Stäubchen veggefegt, sind am Eingang de» Dorfe» reckte sogar «ine Ehren-
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