Suche löschen...
Auerthal-Zeitung : 01.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189709015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-01
-
Monat
1897-09
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 01.09.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
!N >r m !N c- s e- r- tt !N N >e ie n n s k. r l! k. e e r r r e » t e r c i i 4 « Handlullg»«bilfe, du dm « Geldbriesträg« überfall« hat^ Wßt Mauers- bugu, ist md «telzmdorf, iv Jahr alt, und »ar vor kurzem nach Verbüßung ein« Go« fängniSstraf« wegen Betruges entlaff« wotdm. Er hatte in du Nacht vorh« im Hotel Ger mania übernachtet. Da er kein Geld hatte, war u früh morgms m die Lust gesetzt uud ihm Koffer und Regenschirm abgepfändet wor den. Er hgtte dmn ein Zimmer im Gasthause zu« »ft bezogen und sich dorthin selbst einen „Geldbrief" -»geschickt. Der Seldbriesträa« bat ihm diesen mangel» Ausweise» über die , Persönlichkeit de» Empfänger» nicht etngehändigt. , Vielleicht war e» dem Menschen nm darum zu thun, de« Briefträger vor sein Reff« zu bringen. Er folgte dem Beamten mf den Flur, stach ihn von hinten mit einem Dolche nieder, «griff ab« ' die Flucht, al» der Gestochene schrie. In der Nähe de» Nikolai-Bahnhofe» wurde der Raub mörder von dm ihn verfolgenden Leuten ein geholt. Der SÄbriesträg« Sieb« hat eine schwur Verletzung der Lunge erlitten. Gifhorn. Die neuen Goldfeld« Ala»ka» ' dürsten ihre Anziehungskraft für die Bewohn« du Gifhorn« Gegend bald verlieren, dmn auch dort scheint jetzt ein Soldlag« gefunden zu ' t , Hin. D« Kaufmann und Postagmt Bolle in Hillerse bei Gifhorn fand in einem Graben eine gelbliche Sandschicht mf Thon gelagert, die «ine Anzahl gelbglänzend« Blättchen enthält. Die chemische Abteilung d«S Kruppschen Gruben werkes Buckau-Magdeburg hat eine Probe ' , - analytisch untersucht und darin einen Goldgehalt «von 2 Gramm auf 1000 Kilogramm gefunden. Da ein Sand von V, Gramm Goldgehalt schon 4 als abbauwürdig gilt, in dm sibirischen Gold feld«» meist nur ein Sand von 1 Gramm Goldgehalt gesunden und »«waschen wird, so ist die bet Gifhorn gefundene Ader als be sonders goldhaltig zu bezeichnen und eine Ab bauanlage in Erwägung zu ziehen. Um zu er mitteln, ob wirklich ein Lager vorhanden und wie groß dasselbe ist, ob eS die ursprüngliche Lagerftelle ist oder nm Ablagerungen enthält, dürften wohl erst Untersuchungen und Bohrungen zweckmäßig «scheinen. München. Die 11jährige Locht« des - , Gutsbesitzers Koch aus Staudheim wurde nahe " dem Dorf« Rain am Lech mit durchschnittenem Halse und ausgeschnittenem Leibe im Straßen graben tot aufgefundm. Der Lustmörder sollte in der Richtung nach Gempfing entflohen sein. Kurz zuvor hatte sich der Vater von dem Mäd chen entfemt und war zur Bahnstatton gegan gen. DeS grauenhaften Mordes verdächtig ist d« übelbeleumundete Dienstknecht Jakob Wegele, zm Zett in Niederschönenfeld bedienstet. Er wurde »«haftet und in daS AmtsgerichtS-Ge- fängniS eingeliefert. Nach vollbracht« That lief er quer üb« die Felder und begab sich nach Kunding zur Kirchweih, wo « die Nacht in heiterster Stimmung -»brachte. Auffallend waren feine nassen Kleid«, die auch mit Blut bespritzt waren, sowie auch einige Blutspritzer im Gesicht, die ihm von sein« in Niednschönenfeld be diensteten Geliebten, die ebenfalls sich auf der Kirchweih befand, mit einem Taschentuch, das die Buchstaben M. K. trägt und das sie Wegele auS der Tasche entnahm, abgewischt wurden. Dieses Taschentuch, sowie die an den Kleidern noch befindlichen Blutspuren, die er trotz Ab waschens nicht beseitigen konnte, führten zur Er mittelung deS Mörders. Die Geliebte de» Mör der» wurde ebenfalls verhaftet. Budapest. Wegen unglücklich« Liebe er schoß sich hi« am Freitag der praktische Arzt ' Dr. Kurt Sandberg aus BreSlau. Szegedi«. Fünf Kind« in Aft-Szivar «mm mit Rösten von Mais beschäftigt. Plötz lich fing die Hütte, in der sie saßen, Feuer. Sie flüchteten in einen Strohschober; in wenigen Augenblicken ab« stand auch dies« in Flammen, und die Kind«, vier Knaben und ein Mädchen, »«brannten zu Asche. Die Väter arbeiteten aus dem Felde. Als fie den Flammenschein be merkten, eilten fie nach Hause, und d« eine von ihnen, als « sah, daß seine zwei Kinder ver brannt waren, stAzte sich auS Verzweiflung in die Flammen; er konnte jedoch gerettet wesen. Sofia. Boitschew, d« wegen Ermordung der Sängerin Anna Simon zu lebensHckLstr schwer«K«kerstrafe vaurtetoe ehemalige mm« meist« und köstlich bulgarische Sdjutmü, lebt «ach «ms Sofia vorliegend« Bericht« jn seinem „Gefängnisse^ sehr behaglich. Dte ganze Kacker- strafe besteht dann, daß « tagsüber Acht aus gehen darf. Sr empfängt ab« Besuch«, so »ft « will, speist sttr sein eigene» Geld uud ist bist« Laune. Er bewohnt, statt in der Kerker zelle « fitzen, ein freundliches Zimm« ftn Dtrektionsgebäude; de» Nachts öffnen sich ihm die Kerk«thore, und Boitschew geht seinem Ver gnügen nach. Bezeichnend ist es auch, daß Boitschew noch immer nicht aus der Liste der Arm« gestrichen ist und al» Rittmeister der Reserve weitageführt wird. Grrichl-ftals. Dresden. D« sozialdemokratische Reichs- tagsabgeordnete Hom hatte als Redakteur des .Fachgenossen', Organ des Glasarbeiterverbande», in d« genannten Zeitschrift aufgefordert, au- bestimmt« näh« bezeichneten Ort« dm Zuzua fernzuhalten und dem Artikel hinzugefügt, daß man Mitglied« deS Verbandes von diesem aus schließen werde, falls fie trotzdem in den be zeichneten Ort« Arbeit nehmen würden. DaS hiesige Schöffengericht «blickte in diesem Artikel eine Verübung groben Unfug» uud verurteilte Hom zu 500 Mk. (?) Strafe. Düsseldorf. Heiterkeit erregte im Schöffen- aerichtLsaale die Bemerkung eine» Polizei sergeanten, da als Zeuge veruommen wurde, gegen einen Angeklagten, dem Widerstands leistung zm Last gelegt wmde. Der Angeklagte behauptete nämlich, «sei total betrunken gewesen; der Richt« fragte dm Zeug«, ob dem so sei, worauf da Polizeisergant antwortete: „Der An geklagte wm so betrunken, wie ich jetzt, daS heißt, « hatte „einen" weg!" THor». Die hiesige Strafkammer va- urteilte, wie gemeldet wttd, den Redaktmr d« .Gazeta TorunSka', Johanne» LipinSki, wegen Beleidigung der Oberjäg« und des Kompanie- Chef» d«S zwetten schlesischen Jägerbataillons Str. 6 zu Oels zu 50 Mk. Geldstrafe od« zehn Tagen Gefängnis. In einem Artikel genannt« Zeitung war behauptet worden, den Soldaten bei genanntem Bataillon sei eS verboten, polnisch zu sprechen. Wer dem Gebot zuwiderhandle, müsse 50 Pfg. Strafe entrichten, welche event. von der Löhnung abgezogen würden. Die milttärgerichtliche Untersuchung ergab, daß diese Behauptungen völlig unbegründet find, und führte zum Strafantrag gegm dm Redakeur. Gi« Idyll. Ein berüchtigtes Pärchen hat in der letzten Zett wochenlang in der Lüneburg« Heide ge haust. Am 3. August kamen der Zigeunergeia« Rigo und Prinzessin Lhimay nach Winsen bei Lüneburg. In d« Nähe von Winsen liegt nämlich daS liebliche Fleckchen Radbruch; Rad bruch hat dm Vorzug, die GebmtSstadt von Fräulein Anna Meyer zu sein uud Anna Meyer endlich ist die langjährige Kammerzofe d« Prin zessin Chimay. Radbruch besitzt ein Hotel; der Wirt heißt Beckmann und bei diesem Henn Beckmann luden sich Hen und Frau Rigo zu Gaste. Man machte Ausflüge nach Radbrutz, Handorf und Scharmbeck und endlich führte daS Pärchen d« Weg nach dem Forsthause Einemhof. Dieses einsame Häuschen liegt in herrlicher Waldeinsamkeit zwölf Kilometer von Lüneburg entfernt, in der Lüneburger Heide. DaS «infame Gehöft ist teilweise um Stroh, teilweise mit Ziegeln gedeckt und weist wmig Spuren von Komfort auf. Niedrige Zimmer, grüne, ver witterte Tapeten, billige Holzschnitte, einfache Möbel und ein klappriges Pianino. Der Eigen tümer überließ dem Pärchen diese Wohnung für den immerhin annehmbaren Preis von 30 Mk. pro Tag, und mittels zweier Landauer wurde mit Kisten, Koffern und Gepäck die Ueberfiede- lung bewerkstelligt. Sie richteten fich daS Leben so behaglich wie möglich ein. Ohne Hut und Arm in Arm machten die beiden ihre Wald spaziergänge. Rigo trug gewöhnlich einen grauen Anzug mtt Jägerhut, er ist ein passio niert« Jäger uud war «ugWMH, als da» zu- stäudige Landratsamt ihm den Jagdschein ver weigerte. Er ist untersetzt, schwarzhaarig und hat glänzende Zähue; die Prinzessin tft grüß« als er, ihr goldblond« Tituskopf und ihre Augenbrauen verraten, daß fie — um die besten Faro« au» Part» bezieh. Ein schwarz-weißes «choßhündchen folgt stets dm Spur« ihre» winzig klein« Fußes uud die würzige WaLes- lüft hatte viel unter ihrem verschwenderischen Umgeh« mtt den feinst« Laris« Parfüm» »u leiden. Zum Mittagessen erschien die Prinzessin in seiden« Kleidern , nach dem Din« wm Konzert. Rigo, welch« ost in Lüneburg Ein käufe machte, wurde mtt den Mitglied«« der dortigen Stadtkapelle bekannt, und so kam es, daß die Kapelle ein Ständchen brachte, daß in dem einsamen ForsthauS ein richtige» Garten- Konzert stattfand und daß Herr« d« besten Gesellschaft in Einemhof ihre Karte abgaben. (!) Allzu intim wmde fteilich der Verkehr nicht. Denn ersten» sprech« die Herrschaften fast nm englisch und nm sehr gebrochm deutsch, und zwetten» ist Hen Rigo ein eifersüchtiger un-a risch« Othello. Die Prinzessin ist auch entrüstet üb« die Neugier des Publikums. „Was die Leute nm von mtt wollen? Ich bin doch kein Schau-Objekt!" pflegte fie zu sagen. Sie nennt Henn Rigo mtt dem Vornamen „Janet", wäh rend « von ihr nm als sein« „Frau, der Prinzessin" spricht. Auf die Frage, wie « fich fühle, antwortet « stet» mtt glückseligem Lächeln: „Ich hab'» gut, habe gut zu essen, gut zu trinken und die schönste Frau d« Wett." Die Prinzessin spricht gern von ihr« Weltreisen und hat die Absicht, i« Herbst nach Indien zu fahren. Theater erklärt fie niemals spielen zu wollen. Die Photographien von ihr (die wegen ihr« Schamlosigkeit in Berlin konfisziert wur den) seien nur auS Trotz gegm ihre Familie angefertigt worden. ... Am voAetzten Freitag abend fand ein glänzendes Abschiedsfest im ForsthauS Einemhof statt. Die Prinzessin wm in weiße Seide gekleidet und mit Brillanten geschmückt, eS wurde gesungen, gespielt, fie hatte selbst die Champagnerbowle für ihre vierzehn Gäste gebraut und bis drei Uhr morgens wurde Abschied gefeiert. Zum Abschied bekam d« Wirt ein feines Etui mit Zigarren, seine Frau und Locht« wurden mit Schmuckgegenständm bedacht. Bei d« Abreise trug di« Prinzessin eine blonde Perrücke. Sie fuhr« von Radbruch nach Hamburg, von wo sie fich nach Berlin be geben wollen. „Berlin ist zwm so neugierig, ab« wir müssen hin!" führte die Prinzessin als Entschuldigung an. DaS ist die „Idylle" von Chimay und Rigo . . . Schade, daß man die Nam« d« Herren au» d« „besten Gesellschaft" nicht erfährt, di« fich nicht entblödeten, mtt dem verlotterten Pam zu »«kehren! Gemeinnützige«. Zu« Spüle« des Mundes, wo ein übler Geruch infolge erkrankter Zähne «stritt, nehme man 1 Gramm übermangansaures Kali tn 30 Gramm Wasser aufgelöst. ES gibt die» eine rosa Flüssigkeit. Zucker zu verspeisen bringt keinen Schaden, wohl ab« die Reste, die sich festsetzen und Säure- und Pilzbilduugen verlassen. (Segen die Schuppe« der Kopfhaut hat fich die Anwendung ein« fünfprozentigen Ver dünnung von Kreolin in Regmwaff«, womit der Kopf wöchentlich dreimal zu waschen ist, am Vesten bewährt. Nachdem d« Kopf gründ- lich gewaschen ist, lasse man da» Wasser nach und nach verdampfen, damit dasselbe nach haltiger auf die Haut einwttkm kann. Der Kreolingeruch läßt sich alsdann durch Anwen dung wohlriechenden OeleS »«decken. Ein nach teiliger Einfluß auf Kopfhaut und Haare ist auSgeschloff«. -nute» Allerlei. NapoleonowSkiua. AuS Anlaß d« Reise de» Präsidenten Faure nach Rußland erinnerte man fich der Existenz ein« politisch-religiösen! Sette, üb« welche man seit lang« Zett nicht! mehr gesprochen hatte; die Sette heißt „Napo- leonowSkina" und ist eine Vereinigung von Letzt«, Ge Napoleon I. als Sott verehr«. Dtt Sekte, btt km Jahre 1820 gegründet wurde, betrachtet dm großen «orsm als eine Fleisch- werdung Christi, behauptet, daß « nttht ge- ftorben sei, solchem sich in Swirieu befinde, und zwar in der Provinz Irkutsk, von wo « eines Tages mtt eine« unbesiegbar« Heere nach Europa komm« werd«, um die Welt zu erobern uud fie zur wahr« Religion zu be kehren. Die Gläubig« verrichten ihre Andachts übung« vor einem Bilde, da» die Apotheose Napoleons darstellt. Der große Eroberer ist dort von Menschen all« Länder und Raffen umgeben. Jüngst nun geriet die Sette in große Sufreamm weg« des Lärm», mtt welchem der Besuch Faure» angekündigt wmde. Al» die armen Bauern, die da» Gros d« Sette bilden, von der bevorstehenden Alckunst de» „Ober- Haupte» d« Franzosen" sprechen hörtew bildeten fie sich ein, daß es sich um einen Sohn Napo leon» I. handle. Mm konnte fie nm schwer davon überzeugen, daß Felix Faure ein ge wöhnlich« Sterblicher und kein Götterjüng ling sei. Et« französisches Blatt bringt folgende „Berichtigung": Wir müssen noch eine kleine Ungenauigkett berichtigen, die fich in unser« letzt« „Chronik" besticket. Wir haben «zählt, daß ein junges Kindermädchen in Versailles fich au» Liebeskummer totgeschoffen hat. In dies« Form ist der Bericht nicht ganz zutreffend. Wa» wir «zählt haben, trug sich nicht in Versailles, sondern in Melun zu, und es handelte fich nicht um ein junge» Kindermädchen, sondern um einen Dragon« - Unteroffizier, d« fich auch nicht au» Liebeskumm« totschoß, sondern fich in einem Anfall von Wahnsinn aufgehängt hat. I« Jndie« find im letzten Jahre 11S3 Personen an Schlangenbissen gestorben. 2S1 find von wilden Tieren aufgefressen Word«, trotzd«l 323 Tig« «schoflen wurden. In einem einzigen Distrikt soll eine Tigerin 22 Mensch« verspeist haben. Auch Wölfe Hausen so stark in Indien, daß die Regierung einen Preis mf ihre Erlegung gesetzt hat. Die Hyäne ist nicht so furchtbar, wie mm früh« annahm. Sie frißt nm Lerchen. Die Art, wie der Bart getragen wird, hängt in höherem Maße mtt den Anschauungen der Zett zusammen, al» mm gemeinhin denkt. In den Urzeiten, al» da» patriarchalische Ver- hältni» die Menschen noch verband, trug mm »m Bart so, wie die Natur e» wollte. Der Bart w« da» Zeichen de» freien Mmne», kein Schermeff« durste fich an ihn wagen. Im Mittelalter kam da spitze Bart Karl» V. tn Aufnahme uud auch in unser« Zett hab« wir Beispiele dafür, wie d« Bart de» jeweiligen Herrschers die Barttracht beeinflußt. Der Napoleon-Bart in Frankreich, da Bartschnitt nach Wilhelm!, erweisen da». Frappant hierfür st da Anfang des Bartrafieren» in Frankreich. MS Ludwig XIII. und XIV. mf den Thron kamen, waren fie noch bartlose Jünglinge und um nun von ihnen nicht abzustechen, ließen fich die Höflinge ihre Bärte abrafiaen. Von diesen keif« au» verbreitete fich die Mode de» glatt stafieren» wett«, und bald galt eS al» anstän dig, nm mtt einem glatten Gesicht zu erschein«. Such jetzt wieder find Bestrebungen im Gmge, dem rasterten Männergeficht den Vorrang zu geben. Die Bestrebungen gehen von England au», daS ja in demselben Maße, in welchem Frankreich die Damenmoden vorschreibt, mf die Tracht da Männ« Einfluß übt. Den Friseur« und Barbier«, die von da neuen Barttracht Vorteil ziehen werden, kommt e» nun sehr ge- legen, daß mit dem „KoSmin" auch ein Mittel gefunden ist, die Verbreitung da Bartflechte zu verhindern. Die Bartmodeharm können also >« neuen «glichen Barttracht, die dm Kon tinent erobern will, getrost entgegenseheu. Sauuerlogik. Kelln«: „Halt, Sie haben nicht gepchlt!" — Smna: „Wa»? Visitieren Sie mich! Wenn ich nicht gezahlt hätte, müßt' ,ch doch noch Geld bei mir haben!" Aus dem Physik-Examen. Profess«: „Was ist der Unterschied zwischen eine« Thermo meta und einem Barometer?" — Schüler (in tausend Sengst«): „DaS eine hängt draußen, daS mdne drinnen!" -»« - .Wes' kein Narr, Marten," brachte «, so gleichmütig e» ihm möglich war, hervor, „ick heww ehr mol 'n Kuß gew«, ahn dat sei't wull un dorüm begehrt sei immer noch gegen mi up. Nso Ji fid Jug einig? Dat heww ick jo nich wüßt." Marten sah seinen Ham zweifelnd m. Nur ein Kuß? Und dämm solche Wildheit in Wendel» Augen? „Sei heww« dor also nick» nich gegen?" „Wogegen? Dat du ehr frigst? Bewahre Sott," rief Ralf «leichtert. „Ji könt frigen, wenn Ji willt." MartenS Züge «hellten fich. Er nahm die Mütze von seinem dicken blonden Ha« und sagte etwas beschämt: „NickS für ungaud, jung Har, un ick segg man, dat i» nu mal so mtt so'neSaken. Wenn einer 'ne Fru will, dor iS nich mtt tau spaßen, un ick wull kein, de nich ihrlich iS, un wmn ick noch so verseten up ihr wir.- Ick dank ok velmal», jung Herr, un wünsch Sei ok vel Glück!" Mtt einem »«schämten Nachdruck auf dem Worte „auch" und mtt einem listig« Augen zwinkern entfernte fich der Knecht. Er atmete wird« frei. Er wollte d« tollen Dirne nun schon dm Kopf zurecht setzen. Die Hochzett mußte so bald wie möglich sein, und der Schlußrefrain sein« SlückSgedanken war da» kräftige Wort: „Ja, wenn iL» man irst hew!" Wmn er hellsehend« gewesen wäre, ja, wenn « mtt seinen ehrlichen, aber nicht sehr scharfsichtigen Augen nur einen Blick in Gesa- Mart« wm wett« gelaufen, fast gestürzt, Li» jene beiden ihn au» den Äugen verloren halt«. Jetzt stand « still, keuchend und ver wirrt lehnte er fich mx dm hohl« Stamm einer alt« gekröpften Weide. Wa» wollte sein Har dort bei Wendel, bei seinem Mädchen? Wa» hatte « ihr blitzende» Gold zu bieten? Marten» ehrliche» Gehirn konnte e» sich nicht auSdenken, ab« sein großes gewöhnliches Gesicht verzog fich wie im Krampf, süne gewaltig« Glied maß« bebten, seine Fäuste ballten fich. Plötz lich schnellte « mtt einem Ruck empor und ging mtt sein« groß«, breitspurigen Schritten zurück. Ralf wm allein. Marten stellte fich vor ihn hin, ohne auf sein Zusammmschrecken zu achten. „Jung Herr, ick gah ut'n Deinst, ich will frigen." Die Worte kamen knirschend heraus, ab« Ralf klang« fie wie ein SrlösungSruf. „So?" stieß a ahnuugrfreudig heraus. „Wen denn?'' „DM wetten Sie voll, jung Har! Un dorum wull ick man fragen: worum heww« Sei dm Mäken Geld baden?" Sus da breiten Brust de» Knechte» drang die drohende Fnqe wie da» Groll« roh« Elemente. Ralf, obwohl gleichfalls stark und muttz, durchzuckte da» jähe Gefühl einer äußerst gefähAichen Lage. E» wm kein Mensch in der Nähe, und « sah die geballten Fäuste fttue» Rival« und hörte dessen Zähne knirsch«. Zweifellos war Mart« ihm Ml Körperkrast überleben, — ab« auch an Witz und Der- blanke Küche hätte werfen können, in d« sein toller Schatz herumhantierte, sein männlicher Mut würde ihm stark gesunken sein. Wendel» Anblick und Wesen konnte auch einen Mutigeren entwaffnen. DaS barsche, ungestüme Gebühren des Mädchens steigerte sich von Tag zu Tag. Sie riß und wmf die Sachen durcheinander wie wertlosen Plund«, fie sprühte wilde Worte heraus, e» war MS koche die Hölle in ihr. Sie vernachlässigte ihre sonst so saubere Kleidung, da» pechschwarze Haar, das fie früher mtt dörflich« Koketterie gekämmt und geflochten hatte, hing ihr jetzt unordentlich um Stirn und Schläfe. Mehr MS je hatte Gesa an ihrer Untergebenen zu ermahnen und zu tadeln, doch mV all ihr« überlegenen Ruhe und Geduld er reichte fie nur, daß Wendel den eben in ihr« Hand befindlichen Gegenstand heftig niederwarf, oder ihr« Herrin eine trotzige, unehrerbiettge Antwort zuschleuderte. Gesa brauchte ihrem Vater nicht erst die Not mtt dem Mädchen zu klagen. Doktor Ulrich ein wachsamer Hausvater, hatte längst Wendel» ^auffälliges Gebühren in» Äuge gefaßt und empfahl sein« Locht«, nur erst den Besuch de» Landesherrn und dm Ftschzug vorüber gehen zu lassen, dann werde « da» ungebär dige Mädchen entweder bekehren odn ab« fortschicken. Gesa erwachte am nächsten Morgen au» un ruhigem Schlaf und gewohnt, früh aufzustehen, schüttelte fie die Träume, die sie geängstigt hatten, ab und kleidete sich an, um rasch hinaus in den Garten zu treten. Aber sonderbar, auch in d« frischen Luft wollte da» beklemmende Gefühl nicht von ihr weichen, obwohl d« Mora« eine so wunderbm friedliche Stille um fich her verbreitete. Sie ging wird« heim und schellte, damit Wendel in ihrem Dachkämmerchen «wache und aufstehe und fing dann an, die Zimmer zu ordnen. Da» saftige Nereidenkleid hing über dem Stuhl. Fast unbewußt entledigte fie fich ihres einfachen Morgenkleides, streifte da» duftige Gewand über und schlang fich dm schimmernd« Schleier um daS braune Haar. Sie ließ den bescheidenen Spiegel ihr Bild zurückstrahlen. „Wie eine Braut!" D« Gedanke durchzuckte fie wie ein süß« Schreck, und in demselben Augenblick drang Räderrollen an ihr Ohr. Sie lief an da» Fenster, dort fuhr Ralf an der Sette seine» Vaters fort. Ähre Arme streckt« fich wie sehnsuchtsvoll aus, ihm nach, doch riß sie fie gleich wieder zurück und flüchtete, vor Scham erglühend, vom Fenster. Hatte « doch noch immer nicht gesprochen, und sie -^ —! Sie zürnte ernstlich mit sich selbst, und da in diesem Augenblick Wendel in d« Küche auf eine unerlaubte Weise zu rumoren anfing, kleidete Gesa fich schnell wird« um und ging hinaus. D« Aerger über fich selbst ließ fie ihre gewohnte Sanftmut gegen das Mädchen vergessen, und sie sing sogleich an, ihr eine tüchtige Strafpredigt zu halten. (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)