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Auerthal-Zeitung : 22.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189708223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-22
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 22.08.1897
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PElfchr Kxdfch««. »entschlmGs *vei» Kaiserpaar auf Wilhelm»- -Ihr fand am Mittwoch au» Anlaß der Ge burtstagsfeier Kaiser Franz Joseph» eine Prunk« täfel ftMt, an der der Prinz Adolf von Schaum« burg«Ltppe nebst Gemahlin, ferner Mttglieder der österreichischen Botschaft und andere hoch- gestellte Persönlichketten teilnahmen. "Zu den unkontrollierbaren Meldungen über Veränderungen in der diplomatischen Vertretung de» Reichs gehört auch die, daß Frhr. v. Marschall zum Botschafter m Kon stantinopel auSersehen sei. "An Renten find im Jahre 1898 auf Grund de» Invalidität»« undAlterS- versicheruvgSgesetze» 48,5 MM. Mk. gezahlt worden, wovon 27 4 MM. auf die Alters« und 21,1 MM. auf die Invalidenrenten entfielen. — An Beiträgen find insgesamt rund 1 973 000 Mk. erstattet worden, 1458 000 in HeiratS- und 515000 Mk. in Todesfällen. -Die Auswanderung aus Deutsch land ist in diesem Jahre eine verhältnismäßig geringe. Einer Meldung auS Bremen zufolge find «m ganzen in diesem Jahre (vom Januar bis Ende Juli) über Bremen auSgewandert 23 827 Personen gegen 48 366 in derselben Zett 1896. Der Hauptstrom der Auswanderung geht immer noch nach Amerika; die Aus wanderung nach Brasilien verzeichnet nur 183 Personen von Januar bis Juli, gegen 4201 in derselben Zett deS vorigen JahreS. "Der Vorstand des Bunde» der Landwirte hat an den Finanzminister Miquel die Bitte gerichtet, den Beschädigten in den über schwemmten Gebieten, soweü sie e» bedürfen, mit zinsfreien Darlehen zu Hilfe zu kommen. "Der Bedarf der preuß. Straf anstalten an landwirtschaftlichen Produkten, insbesondere Kartoffeln, Hülsen früchte, Magerkäse, Milch und Butter, soll nach einer Verfügung des Ministers deS Innern, soweit dies ohne Schädigung fiskalischer Inter essen geschehen kann, direkt von den Produzenten bezogen werden. Den Land- wirtschaftSkammern find jetzt von den Straf anstalten und Gefängnissen die Lieferungsbe dingungen mitgeteilt worden. Oesterreich-Ungarn. * Am Dienstag hat in Men unter BadeniS Vorfitz ein Minifterrat stattgefuuden, der sich hauptsächlich mit der innerpoli tischen Lage und der Beilegung des Nationalitäten-StreiteS beschäftigt. Wie verlautet, sollen die Vertrauensmänner der beiden Parteien in Böhmen die Aufforderung erhalten, ihre Delegierten nach Wien zu schicken, um über die für den böhmischen Landtag von der Regierung ausgearbeiteten Vorlagen ihr Urteil abzugeben. Frankreich. "Bei der Abreise deS Präsidenten Faure aus Dünkirchen platzte daselbst eine Petarde. Dieselbe erwies sich indessen auS ihren vorgefundenen Resten als ebenso un schädlich, wie diejenige war, die vor wenigen Wochen während der Fahrt FaureS zum Wett rennen im Boulogner Hölzchen explodierte. Der unentdeckte Urheber deS damaligen Attentats scheint auch das jetzige veranlaßt und ausgeführt zu haben. Anscheinend handelt eS fich um einen rohen und' frivolen Scherz. * Prinz Henri von Orleans ist seit Dienstag außer Gefahr. Die Aerztc haben be schlossen, keine Krankheitsberichte mehr auSzu- geben. DaS Bauchfell ist durch den Degenstich nicht durchbohrt, dagegen ein Teil der Einge weide verschoben worden. England. * lieber ein gemeinsame» Vor gehen in der englischen HandelS- vertragsfrage findet nach der Meldung mehrerer Blätter auS Brüssel ein lebhafter Notenwechsel mit Berlin statt. (Es ist nicht recht ersichtlich, was bei einem solchen Notenwechsel herauskommen soll, da es sich doch 'm grundsätzliche Fragen der Zollpolitik, nicht v« die Würdigung irgend welcher besonder» Verhältnisse einzelner Staaten handelt.) Malten "Der Graf von Turin ist bei seiner Rückkehr nach Italien in geradezu enthusiastischer Weise empfangen worden. In Turin wurde er am Bahnhof von den Behörden, dem Präfekten und einer Anzahl Deputierten begrüßt. Schon an der Grenze soll eretnTelegrammde» König» erhalten haben folgenden Inhalt»: möchte der erste sein, der Dich willkommen und Dich zu Deinem Mute und Deiner Tapferkeit beglückwünscht. Ich erwarte Dich in Cogne." Schweden-Norwegen. "Die schwedische Eisenbahn-Verwaltung be absichtigt im Herbst eine Zusammenkunft mit den Direktionen der Privatbahnen zu Wege zu bringen, um wegen der Einführung deS Zonentarifs in Schtoeden Verhandlungen einzuleiten. Evanien. "Die Regierung bereitet ein neues An archist e n g e s e tz vor. ES enthält daS Recht zur Ausweisung und Deportierung spanischer Anarchisten auch dann, wenn sie kein direktes Verbrechen begingen. Nuftland. * Anläßlich de» bevorstehenden Zaren- besuchS in Warschau soll ein kaiserlicher UkaS erscheinen, durch welchen die fett der Unter werfung deS Polenaufstandes gegen die Polen in Kraft stehenden Ausnahmeverfügungen auf gehoben wettren und eine Amnestie erteilt wird. "In sonst gut unterrichteten Petersburger Kreisen erhält fich daS Gerücht, Frankreich solle bei dem Besuch deS Präsidenten Faure gleichfalls in militärischer Weise eine dauernde Ehrung erhalten. Da die Staats oberhäupter in Frankreich wechseln, wohl auch in dem Gedanken, daß vielleicht nicht immer an Frankreichs Spitze ein Präsident stehen wird, will man etwa die Form finden, daß man ein Regiment „Frankreich" nennt und daß daS jedesmalige Staatsoberhaupt dessen Chef sei. Wie viel übrigens an diesem Gerüchte wahr ist, läßt fich bei der strengen Geheimhaltung, die in Petersburg in derlei Verhältnissen herrscht, schwer beurteilen. Balkanstaaten. "Die Friedensverhandlungen in Konstantinopel find bis jetzt keinen Schritt in ihrer endgültigen Lösung weitergekommen. Viel leicht darf man hoffen, daß die durch England veranlaßte Verzögerung ball» gehoben wird, da die,TimeS' erfahren, der englische Botschafter Currie habe neue Instruktionen «hatten. * Zur Zahlung der Kriegsentschädi gung hat nach Meldungen auS Athen ein griechisches Kapitalistenkonsortium die erste Rate von 80000 Pfund aufgebracht. — Dagegen melden neuere Nachrichten: Bisher ist noch kein Plan zu stände gekommen über die Auszahlung der ersten Rate der Kriegsentschädigung. Die Banken find nicht in der Lage, viel Gold an zubieten. *DaS griechische Kronprinzen paar wird nach Vollendung seines Sommer- aufenthaltS auf deutscher Erde sich nach Kopen hagen begeben ünd sodann nach England stimmen. Ein Athener Blatt erfährt, daS Paar beabsichtige, Griechenland auf mindestens ein Jahr fernzubleiben, „bis daS Gefühl der Er bitterung, daS dort gegen sie fich entwickelt, ge schwunden sein würde". * Fürst Ferdinand von Bulgarien hat fich in Petersburg einen Korb geholt. Er hatte den Wunsch geäußert, auch dorthin kommen zu dürfen; der Zar hat fich jedoch geweigert, ihn zu empfangen. Amerika. * Der amerikanische Botschafter in Berlin, White, begibt fich nach Paris, um dort mit dem neu ernannten amerikanischen Gesandten in Madrid, Woodford, zusammenzutrcffen und mit ihm eine Beratung über die cu dänische Frage zu halten. Herr Woodford ist von seiner Regierung beauftragt worden, der spa nischen Regierung auSeinanderzusetzen, daß die öffentliche Meinung in den Ver. Staaten durch Aus Indien. Der hohe Flug, den die allmohammedani schen Hoffnungen infolge der türkischen Siege genommen haben, findet seinen bezeichnenden Ausdruck in dem am 21. Juli von der ,Indian Daily News' in Kalkutta veröffentlichten namen losen Eingesandt, worin ein fanatischer MoSlem schreibt: „Die Feinde deS Sultans find zu Boden gestreckt. Noch einmal flattert die Fahne der MoSlemS in ragender Höhe und wirst ihre Falten auf die bestürzten Ungläubigen. Die Türkei wird am Leben bleiben, sagt der Astro nom von Haiderabad, und wir brauchen uns deshalb keinen Befürchtungen hingeben. Die Traumverlorenheit der Mohammedaner ist zu Ende. Sie find aus ihrem langen Schlafe auf gewacht, erfrischt, für den Islam zu wirken mit dem Schwerte in der einen Hand und mit dem Koran in der andern. Ohne Zweifel werden sie ihre frühere Größe und verlorene beneidens werte Stellung zurückerobern. In Kürze wird man den Ruf deS Muezzin auf der Spitze de» Baü-ul-Hama hören, um die Gläubigen zum Gebete zu rufen und daS uneinnehmbare Fort von Jab-ul-baraque (Gibraltar) wird den Moham medanern erliegen. Unsere Glaubensgenossen in Kabul versichern unS, daß Se. Majestät von Kabul bereit ist, wie der glorreiche Mahmud Sabuktagin, uns vom Joche der Christen zu befreien. Täglich erhalten wir diese Versiche rungen. Se. Majestät setzt seine Armee in stand. Sobald daS geschehen ist, wird der Ruhm deS Islam» in Indien von einem Ende zum andern verkündet werden. Der Emir hat jetzt alle Mullah» kommen lassen, um fich dar über zu beraten, ob ein allgemeiner Jehad (heiliger Krieg) proklamiert werden soll. Die Mullahs haben ihre Zustimmung gegeben. DaS veröffentlichte Buch ist jetzt unter den PathanS und SepoyS der Armee verteilt worden. Jetzt kennt jeder mohammedanische Soldat seine Pflichten gegen den Islam. Unsere guten Leute von Kabul führen ihre Leute nach Indien au», wenn die günstige Gelegenheit fich dazu bietet, und der Einfluß Sr. Majestät macht fich geltend von die Vorgänge mf Lava in so Hobe« Grade erregt worden ist, daß die amerikanische Regie rung fich genötigt seh«, ihre« Druck nachzugeoen und für Euba weitgehende Selbständig«« zu fordern, und zwar da» Verhältnis »wischen Euba und Spanien in derselben Weise zu regeln, wie e» zwischen England und Kanada bestehe. Die» könnte nur geschehen, Venn zuvor die spanischen Truppen die Insel geräumt hätten. Präsident Mac Kinley soll fest entschlossen sein, die kubanische Frage in diesem Sinne zur Entscheidung zu bringen. * Da» Marine-Amt von Washington hat den Befehl erlassen, am 1. Oktober in New Bork eine Flottille von sechs Torpedo booten in Dienst zu stellen, die nach de» Golf von Mexiko gehen und dort bi» zum nächsten Frühjahr bleiben solle. Da» Marine-Amt bezeichnet al» Grund zu dieser Maßregel die Vornahme von Manövern, doch glaubt man, daß dieselbe mit der Cuba- frage -usammenhänge. Afrika. * Cecil RhodeS scheint sein alte» Spiel dt Südafrika fortzusetzen. Au» Kapstadt kommt die Nachricht, daß die Portugiesen in den erfolg, reichen Kämpfen mit den Gazaland-Rebellen mehrere Weiße gefangen nahmen, die den Auf stand der Eingeboren hervorgerufen haben sollen. In der portugiesischen Kolonie Louren?o Marquez will man Beweise davon haben, daß diese Leute Agenten RhodeS' waren und in seinem Auftrag handelten. Affen. * Der Aufstand gegen England an der indischen Grenze greift Wetter um fich. Nach einem Telegramm aus Stmla haben fich Teile der Stämme der Afridis und der OrakzaiS empört. Es geht daS Gerücht, daß Hie Orak- zaiS in großer Stärke über den Paß von Kuram nach Thal vorrücken. Falls der Auf stand deS Afridistammes allgemein wird, werden die Engländer gezwungen sein, ihre Stellungen in Lundi und Kotal aufzugeben. eine« Ende de» Laude» bi» zu« andern, welch« Ruhm würde e» sein, wenn wir einen solchen Monarchen hätte» t Wir würden wer den, wa» vir waren. O welch« Hoffnung!..." Nach de« verfass« der Zuschrift war d« Auf stand in Lhitpur nur eine Kraftprobe, die „von de« einsichtigen, hochgebildeten und wirklichen Führer der Mohammedaner" veranftaltet wurde. Da» Schreiben schließt: „Jetzt können die Eng länder ja die töten, welche sie in Gewahrsam haben. Aber ihr Ende wird glücklich sein, wäh rend da» ihrer Feinde ans dies« Erde entsetz lich sein wird. Wir werden unsere Rache an ihnen kühlen und Gott wird sie in d« zukünfti gen Welt im Hüllenfever vachrennen." — Bon englisch« Sette sucht «an dm Eindruck d« Vorgänge au der Nordwestgrenze Indien» abzu schwächen. Immerhin find fich die indischen Behörden d« neuen Lage wohl bewußt. Die» geht schon darau» hervor, daß sie gleich an fangs zur Bekämpfung d« Grenzunruhen eine ungewöhnlich ansehnliche Truppenmacht auf boten. Noch bemerkenswert« aber ist «S, daß sie, nachdem die Aufrührer allenthalben ohne große Schwierigkeit geschlagen worden waren, die Ansammlung von zwei wetteren Reserve- Brigaden in Rawul-Pindi angeordnet haben, die jede auS zwei Bataillonen englischer In fanterie, drei Regimentern Eingeborenen-Jnfan- terie, mtt Reit«« Artillerie und Pionieren, zu sammen etwa 10000 Mann, bestehen sollen, sowie daß laut dem.Daily Telegraph' soeben auch ein in England stehend« Truppenteil,-daS zweite Ostlancasbire - Regiment, Befehl «halten bat, fich gegen die Mitte nächsten Monats nach Indien etnzuschiffen. Ko« Uah und Fern. Berlin. DaS Zentralkomitee für die durch Unwetter Geschädigten Deutschland» hat am Mittwoch unter Borfitz deS Oberbürgermeisters Zeile-Berlin die Verteilung der bewilligten 100 000 Mk. und die Bewilligung von noch 100 000 Mk. genehmigt. Ein Antrag wegen AuShängung von Sammelbüchsen wurde ab gelehnt. Der Antrag auf Abordnung von Delegierten au» dem Zentralkomitee in die be ttoffenen Gegenden zur Einziehung von Infor mationen ist mtt dem Zusatz genehmigt worden, daß nicht nur Mitglieder des Zentralkomitee», sondern auch andere Personen, welche der ge schäftsführende Ausschuß für geeignet erachtet, als Delegierte entsendet werden sollen, um eine einheitliche Organisation und Information zu schaffen. Die HauSkollekte wurde gleichfalls ge nehmigt. Gotha. Während seines Aufenthaltes in Schloß Reinhardsbrunnen hat der Herzog be stimmt, daß daS zur Plage der Landleute ge wordene Hochwild d« gothaischen Forsten deS TbüringerwaldeS durch stärkeren Abschuß ver mindert werden soll. Man freut fich allgemein im Lande, daß durch dieses Entgegenkommen de» Herzogs gegenüber den im Landtag zur Sprache gekommenen Klagen über Wildschäden wiederum eine Gewähr für das gedeihliche Zu sammenwirken von Regierung und LandeSver- ttetung gegeben ist. Celle. Das Eisenbahnunglück bei Celle soll dadurch entstanden sein, daß bei den dort vor genommenen Reparaturen und dem Auswechseln d« Schienen die Verschraubungen und Befesti gungen d« Schienen nicht genügend waren. Ein Personenzug war glücklich herübergekommen. Als ab« der V-Zug mtt seiner schweren Last und mtt großer Fahrgeschwindigkeit kam, haben die Schienen nicht standhalten können. Die Schiene brach, die Lokomotive entgleiste nach rechts seitwärts und sauste in einen Sandhügel, der neben dem Gleis herlief. Graudenz. Ein gewaltig« Wirbelwind hat im hiesigen Kreise, und zwar besonders in den Ortschaften Grutta, Tarpent Orle rc. großen Schaden anaerichtet. Durch eine umstürzende hölzerne Windmühle wurde eine 45 jährige Bauersfrau getötet. Zwei Knaben wurden durch herabstürzende Ziegeln schwer verletzt. Viele Dächer wurden abaedeckt, Bäume entwurzelt und besonders in den Obstgärten große Verheerungen angerichtet. Wals Warnekow. 1j Eine mecklenburgische Erzählung v. A. v. d. Osten.*) 1. D« Vollmond stand üb« dem See. Seine Licht« spielten und zitterten unermüdlich auf d« dunklen regungslosen Fläche, als wöben sie ein silbernes Netz, um Ntzen und Elfen darin zu fangen. Kein Laut war hörbar, als das stille Flüstern der Schwarzpappeln vor dem Giebel deS niedrigen Hause», welches dicht am Mass« stand. Dieselbe tiefe Stille breitete fich auch üb« dem da» buchtenreiche Ufer umziehenden kleinen Ort. Plötzlich begann fich'S am Ufer zu regen. Rauhe Stimmen ertönten, und feste wuchtige Schritte kamen den Weg zum See hinab. Die derben Gestalten einiger Fischerknechte wurden, gigantische Schatten im Mondschein werfend, sichtbar. Sie stiegen in die bereitliegenden Kähne, und als sie die Ruder einlegten, drang der eigenartige Schall de» Holzes weithin üb« da» Wasser. Zur Abfahrt gerüstet, saßen fie ein« Wette wartend da. Nur ein«, ein vier schrötiger Gesell, war am Uf« zurückaeblteben und machte sich da unschlüssig zu schaffen. Zu wetten blickte er verstohlen «ach einem Dach fenster an d« Vorderseite de» einstöckigen Hause», dessen kleine dunkle Scheiben da» Mondlicht neckisch versilberte, und dann seufzte « unmutig, «uf einmal machte « einen Sprung in einen finsteren Winkel, der von ein« Gartenmauer und ein« Scheune gebildet wnrde. ") Unberechtigter Nachdruck wird »«folgt. AuS der schmucklosen Thür eines mit dem genannten niedrigen Hauses verbundenen Häus- chens war ein junger Mann getreten und schritt auf die Kähne zu. Seine elastische ebenmäßige Gestalt hob sich von der weißgetünchten, von stark duftenden Linden beschatteten Wand deS Hauses silhouettenartig ab. Er hatte eiuen Kopf vollkraus« dunkelblonderHaare, einpaarhellblaue, nicht gerade große, weiche Augen und ein starkes Kinn, dar zu ihnen nicht paßte. Seine Beine staken in hohen geleerten Wasserstiefeln, nicht anders, als die dn Knechte, aber — er war doch d« Herr. Mt d« Hand winkend, als er mtt so festem Fuß in einen der Kähne trat, daß « hinüb« und herüber schaukelte, befahl « kurz: „Furt!" Die Ruder hoben fich und schnitten in die metallisch glänzend« Flut, in dn fich die Sterne spiegelten. Da erscholl zum -wetten Male die Stimme des Gebiet«-: „Holt nochmal! Wo'S Marten?" Die rauhen Gesicht« d« Fisch« verzogen fich zu halb verlegenem, halb schadenfrohem Grinsen, und ein« von ihnen, ein alt« Mann, mtt einem Gepcht wie geputztes Leder, hob sein triefendes Ruder empor und zeigte damit »ach d« Ecke, wo Marlen fich zu »«bergen suchte. „Wat fall dat heftend herrschte sein Herr ihn an. „Wat lettst du di infallend Fix vör- wart», wt hewwen kein TL tau verlieren." Widerwillig kam derFahnenflitchtige näh« und schwerfällig stieg « in den Kahn, nicht ohne vorher noch einen letzten Blick nach dem Dach- fenst« zu werfen, hinter dem «, Gott weiß wa». zu suchen haben mochte. Etwas LiebeS mußte eS wohl sein, denn die Micher stießen einander mit dem Ellbogen und flüsterten einer dem andern zu: „Hei müggt leiwer woll hier blieben tau 'n« Rangdewuh. Ja, dat glöw wie wolll" Marten nahm mtt einem verdrossenen Aus druck in seinem breiten, ab« nicht häßlichen Ge sicht seinen Platz ein und ergriff ein Rud«. Schatteugleich schossen die Kähne nun über das Wasser, von keinem andern Laut, als dem Krack krack des Holzes begleitet. Noch tönte der Schall leise und vereinzelt zurück. AuS dem Giebelfenster deS von den hohen Schwarzpappeln fast verdeckten HauseS fällt ein Lichtstreif auf den See durch die flüsternden Blätter hindurch. Auf diesem Licht streif hastete da» Auge Ralfs BarnekowS, de» jungen Fischers, so lange n ihn sehen konnte. Eine wett vorspringende Landzunge verbarg ihn endlich. Immer zauberisch« wird nun die Nacht, imm« weiß«, voller daS Mondlicht, bis Erde und Himmel wie in geisterhaft« Verklärung dahin zu schweben scheinen, ein» in de» anderen liebeselig« Umarmung. Hinter den Pappeln klirrte leise ein Fenst«, und ein Auaenpaar, daS mit dem Licht »nd Glan- d« stummen Nacht wetteiferte, blickte hinaus, vom Himmel zur Erde und Wied« hinauf, ein feine» rosige» Lippenpaar seufzte und flüsterte wie in heiß«, unruhig« Sehnsucht: O Mond, o lösch dein aoldne« Licht, O Nacht, sei nicht so schön! Ihr lieben Stern« funkelt nicht. Ich möchte schlafen geh'«. Rasch eilen die Stunden dn sommerlichen Nacht dahin, schon früh regen fich die . Schläfer auf der Fischer-Insel. Auf dem breiten Steghinter dem Pappel hause stand ein junge» Mädchen in einfachem Morgenkleide. Neben ihr kniete eine ebenfalls jugendliche Magd, welche triefende Wäsche mit einem derben Klopfholz bearbeitete , fie dann tüchtig im Wasser schleuderte und spülte und mtt kräftigen Drehungen auSrang. Ihre junge Herrin achtete nicht viel auf fie, denn sie hielt die Blicke auf den jenseitigen Wald geheftet und sog mtt halb geöffnetem Munde den er frischenden Hauch, v« üb« den See her wehte, ein. „Guten Morgen, Gesa." ertönte eS da von dem Wetter hinauf liegenden, ganz ähnlichen Stea des Fischerhauses, „schon auSgeschlasen?" Die Anaerufene wandte rasch ihr Gesicht um. ES war em liebliche», etwa» bleiches Oval, von nußbraunen Flechten gekrönt, die braunen Rehaugen schienen beut von d« blühenden Frische de» Morgen» so entzückt wie gestern von dem wonnigen Reiz »«Mondnacht, fie spiegelten ihre Empfindungen deutlich Wied«, wie daS klare Wasser ihre Gestatt. „Guten Morgen, Ralf." nickte sie fröhlich. „Ihr habt heute nacht gefischt?" „Ja, wir haben «ch »»m ftn ersten Schlaf gestört?" „O nein. Ich «ar noch auf und sab euch fahren; e» «ar so wundervoll« Mondschein, daß ich nicht schlaft» konnte. War dn Fang gut ?" „Bom besten l Schöne Hechte,und Barsche,, sogar ein groß« Bfti. Willst du fie sehen,?"
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