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Auerthal-Zeitung : 15.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189708158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-15
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 15.08.1897
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auf daS österreichische Ansinnen ent- Ko« Nah «ad Fern. Dresden. Dieser Tage brach die große Sandsteinwand in dem sogenannten guten Bier bruche zu Postelwitz bei Schandau herein. Sie tp k Madrid die el LasttUo au» — Mitglieder 'mungen Ausschreitungen der Tschechen wiederholen sich in immer größerem Unvermögen» beweist aufs beste, daß der Vor schlag der Sinstchrung einer internationalen Finaazüberwachung durchaus an» Platze w«, und daß e» leist anderes Mittel gibt, um Ord nung in die griechischen Ftnamen ,st bringe« und sowohl die Ansprüche der Türket wie auch die der europäischen Gläubiger zu sichern. — In Athener RegierunaSkrrisen verlautet jetzt ferner, daß verwandtschaftliche Einwirkungen den König bestimmt hätten, die Abdan- kungS-Jdee gänzlich aufzugeben. »wer»«. * Die rückhaltlosen Aeußerungen des Staats sekretärs Sherman über Spanien er regen in New Aork selbst peinliches Aufsehen. Die.Evening Post' sagt darüber, die Regie rung leide ernstlich Schaden dadurch, daß eine- der wichtigsten Aemter von einem Manne aus- geübt werde, der rasch in Altersschwäche ver sinke. DaS Blatt fordert den Präsidenten Mac Kinley auf, diesem unerträglichenSkan- dal ein Ende zu machen. »Esch- »»Asch««. Deutscklaud. *vor der am Mittwoch erfolgt« Abreise deSSaiserpaare» auSPeterhof HÄwn mehrfache Konferenzen zwisch« demFürften Hohenlohe und Herrn v. Bülow einerseits und den leitenden russischen Staats männern anderseits stattgefunden. "Bei den diesjährigen Kaiser- «anövern werden im ganzen 143 Bataillone, 114 ESkadronS, 111 FeldbatWen, LI technische Kompanien und 3 Lustschifferadteilungen in Aktton treten. Ein derartiges Truppenaufgebot für Manöver hat in Deutschland noch niemals pattgefunden. "Durch Ministerialverordnung wurde ver fügt, daß in den Oberstufen der im französi schen Sprachgebiet Elsaß-LothringenS gelegenen Schulen vom Herbst d. ab wöchentlich »Wei Stunden französischen Unter richts zu erteilen find. * Eine Vermögenssteuer, anscheinend nach preußischem Muster, soll auch imKönig - reich Sachsen eingeführt werden. Wie man vernimmt, soll dabei nicht nur die Be steuerung ertragsfähiger VermögenSgegenstände mS Auge gefaßt sein, sondern eS sollen auch die Vermögensgegenstände getroffen werden, welche zur Zeit nicht ertragsfähig find, zum Beispiel Bauland. Oesterreich-Ungarn. "Der bulgarische MinisterpräsidentStoilow hatte in Koburg, wohin er vor kurzem den FürstenFerdinand begleitet hatte, einem Berliner Zeitungsberichterstatter mehrfache Aeuße rungen gethan, durch die man sich in Oester reich-Ungarn schwer verletzt fühlte. Jnfo'gedessen erhielt der österreichisch-ungarische Geschäftsträger in Sofia, Baron Call, den Auf trag, sich seine Pässe zu erbitten und alle Beziehungen zur dortigen Regierung abzu brechen, falls Stoilow nicht vollkommene Genugthuung gäbe. Die Angelegenheit wird dadurch verschärft, daß der Fürst die be leidigenden Bemerkungen StoilowS gutgeheißen hat. Letzterer wartet nun die Rückkehr seines Fürsten auS Konstantinopel ab, ehe er sich zur Antwort schließt. "Die in Brüx Umfange. Unter anderem wurde in der benach barten rein deutschen Ortschaft Hawran der Gasthof mit Steinen bombardiert, so daß die Deutschen flüchten mußten. Sie gaben blinde Schüsse ab, wodurch die deutsche Bewohnerschaft herbeigerufen wurde, welche die Tschechen ver trieb. (Das ist wahrscheinlich der Anfang der AuSgleichSv er Handlungen mit den Deutschen!) * Die .Narodni Listn' melden, daß die Regie rung von der Krone die grundsätzliche Zustim mung zu dem AuSgleichsplan erhalten habe. Graf Badem sei fest entschlossen, die Ausgleichs-Konferenz unter jeder Bedingung ein zuberufen, und hoffe, daß sich die Deutschen nicht fernhalten werden. In einer außerordent lichen Tagung deS böhmischen Landtages sollen die VerhÄtniffe Böhmen» wenigstens teilweise geregelt werden. Kraukreich. * Die französische Presse blickt nicht gerade freundlich auf Petersburg, woselbst das deutsche Kaiserpaar einen über alle Er wartung freundlichen und sympathischen Empfang gefunden hat.. Dazu kommt noch, daß in Petersburg der übermäßigen Begeisterung für den Bef uchdeS Präsidenten Faure durch mehrere kaiserliche Verordnungen ein Dämpfer aufgesetzt wurde. Der Zar verbot tatsächlich der Petersburger Duma überschweng liche Festlichketten, während der Moskauer Duma bekannt gegeben wurde, daß ein Besuch Faures in Moskau nicht ins Programm ausgenommen sei. Desgleichen werde der Zar dem auf der französischen Botschaft dem Präsidenten ange botenen Frühstück nicht beiwohnen. Tele-raphr-rr« oh«r Draht. Mit MarconiS Telegraphie ohne Drähte be schäftigt sich ein längerer Aufsatz von. Dr. E. Herrmann in der,Chemiker-Ztg.', oeru. a. aus führt, daß die neue Erfindung keineswegs auf der Entdeckung neuer Naturerscheinungen beruhe, sondern vielmehr in der praktischen Ausnutzung bekannter Mittel und äußerst zweckmäßiger Aus bildung bereits in den Grundzügen gegebener Apparate bestehe. Marconi verwendet elektrische Wellen von etwa 120 Zentimeter Länge, also einer Schwingungszahl von 250 Millionen tn der Sekunde. Die Entfernung, auf die hin noch Wirkungen erzielt werden, hängt vorzugsweise von der Stärke der JnduktionSentladungen ab. DaS Wetter scheint einen kleinen Einfluß auf diese Vorgänge zu haben, ebenso machen Hügel oder andere scheinbare Hindernisse die Signal gebung nicht unmöglich; nur ist eS bei einer größeren Anzahl Hindernisse erforderlich, daß der Gebe- und Empfangsapparat mit in größerer Höhe an Masten, Ballons oder Drachen be festigten dünnen Metallplatten und der Erde entsprechend leitend verbunden werden. MarconiS System ist natürlich in erster Reihe für Schiff fahrtszwecke eine große und wertvolle Errungen schaft. — Der Erfinder selbst hat soeben einem Berichterstatter in London, wo er augenblicklich weilt, mit großer Ausführlichkeit von seinen zahlreichen mühevollen Versuchen berichtet, um die sich, wie er erzählt, die italienische Regie rung außerordentlich verdient gemacht hat. „Die Versuche," sagt Marconi, „werden bei meiner Rückkehr nach Italien im Oktober fortgesetzt werden. DaS bisherige Ergebnis war ja äußerst günstig. In Spezzia gelang es uns, ohne An wendung eines Drahtes eine telegraphische Ver bindung zwischen dem Arsenal in San Barto lomeo und dem Panzerschiff „San Martino" herzustellen. Ebenso gelangten die wiederholt in Rom im Marineministenum und im Quirinal im Beisein deS Königspaares gemachten Ver suche. Auf die Frage, ob Marconi die Tele graphie ohne Draht an die Stelle der bisheri gen Telegraphie fetzen wolle, antwortete er: „Nein, wenigstens nicht für die Gegenwart. Das war auch gar nicht mein Bestreben. Es handelte sich nur darum, die Telegraphie zur See und überall dort zu ermöglichen, wo in der bisherigen Weise nicht telegraphiert werden kann. Auch nehme ich völlige Originalität für die Er findung keineswegs in Anspruch: nur das einzige darf ich für mich geltend machen, daß ich einen alten Gedanken der Ausführung näher gebracht habe, als eS bisher sonst jemand gelungen war, und daß ich ihm eine praktische Konstruktion gegeben habe. Die Kraft der Uebertragung ist so gewaltig, daß man heute eine Nachricht, an statt 20 oder 30 UardS weit, auch ohne Draht wohl 20 bis 30 englische Meilen wett befördern kann." fiel sehr günstig, so da- daS ««ist gute Stein- «ateriql sogleich verarbeitet werden kann. Einige kleinere Blöcke rollt« die Halde hinunter, dem Elbufer zu. Die herntedergeaanaenen Ge- steinSmassen schätzt man auf 80000 Kubikmeter (3>/> Mill. Zentner). Die Steine finden zumeist in Dresden bei Staats- und Monumentalbauten Verwendung; der Bruch steht in Staatsbetrieb. Koburg. Nachdem eS gelungen, daS HauS zu ermitteln, wo der Komponist Albert Lortzing in seinen jüngeren Jahren mit seinen Eltern gewohnt hat, wird an dem Gebäude- eine Ge- denktafel angebracht werde«. Das HauSGerber- gasse 6 gehörte damals de« Gerbermeister Dietz. Elberfeld. Mit dem Bau der Schwebe- bahn Bohwinkel-Barmen-RitterShausen, die be kanntlich fett langen Jahren projektiert ist, wird jetzt endlich begonnen werden. Die Kontinentale Gesellschaft -für elektrische Untemehmungen, vor mals Schuckcrt u. Komp, in Nürnberg, der die Konzession zum Bau der Bahn übertragen ist, hat dieser Tage für eine Probestrecke vom Zoologischen Garten-Elberfeld bis zur Glas fabrik daselbst die Maurer- und Fundierung»- arbeiten an einen hiesigen Bauunternehmer ver geben. Die Arbeiten müssen bis zum 15. Oktober beendet sein. Dann wird sofort mit der Aus führung der Eisenkonstruktton begonnen werden, so daß spätestens im Frühjahr nächsten JahreS die Probestrecke in Benutzung genommen werden kann. Havelberg. Infolge Kenterns eines Bootes find am Montag in der Nähe von Havelberg vier Personen ertrunken. Der Gutspächter Lüdeke zu Mövenwerder wollte am Abend seine 4 Mägde, welche dieSseUS des DeicheS mit Rübenhacken beschäftigt waren, in einem kleinen Kahn vom Elbdeich nach dem Gute zurückfahren. Infolge deS ziemlich starken Windes und deS starken Stromes kenterte das Fahrzeug und alle 5 Personen lagen im Wasser. Vom Gute aus war das Umschlagen deS Kahnes bemerkt worden. Aber die in einem größeren Kahn ge brachte Hilfe kam zu spät. Nur eine der Mägde wurde noch lebend und eine tot geborgen; die Leiche LüdekeS und die der beiden Mädchen wurden nicht gefunden. Braunschweig. Zu dem Selbstmord der Geschwister Goerigh teilt die Mutter mit, daß die Geschwister scheinbar sehr vergnügt von Hause fortgesahren find, um sich angeblich nach Bad Harzburg zu begeben. Die Mutter ver miet, daß der traurige Vorfall eine Wahn- sinnsthat des SohneS gewesen sei, da dieser schon früher an Geisteskrankheit güttten habe. Die Schwester war erst 15 Jahre alt und wich schwerlich in die That eingewilligt haben: viel mehr läßt der Befund vermuten, daß sie, auf der Bank fitzend, im Schlummer vom Bruder erschossen worden. Eisenberg. Ein etwas gewagter Streich ist am Sonntag auf dem hiesigen Bahnhofe dm Feuerwehrleuten aus Altenburg gespielt worden. Die Feuerwehrleute hatten auf Zureden einiger mutwilliger Kameraden in dem hintersten Wagen Platz genommen, bei der Abfahrt deS Zuges blieb jedoch der letzte Wagen ruhig in dem Bahnhof stehen. Die Spaßvögel, denen eS wahrscheinlich hier gut gefiel, hatten den letzten Wagen abkoppeln lassen, um so den Kameraden einen Schabemack zu spielen. Alles Lamentieren half nichts; man fügte sich schließlich in das Unvermeidliche und rückte unter Trommelklang nach dem Schützenhause zurück. Ratibor. Vom Kaiser völlig begnadigt wurde ein Arbeiter, der als neunzehnjähriger Mensch im Jahre 1870 wegen Mordes zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt worden war. In der hiesigen Strafanstalt, wo er inter niert war, hat er sich während der 27 Jahre so musterhaft geführt, daß beim Kaiser seine Be gnadigung beantragt wurde. Kopenhagen. Ein hiesiges Blatt erhielt aus Quega die Nachricht, daß die dänische Barle „Ausgar" auf ihrer Reise von Dublin nach Quega am 13. Juli morgens östlich vom Nord kap, bei der Einfahrt in das Weiße Meer einen Ballon schwebend in der Lust gesehen habe. Er sei schwarz und daS Gas teilweise ausgeftrömt gewesen. "Um Mittmvch frk Leiche Uanbva»' .. San Sebastian «ingetroffen. Die M. der Regieruug, die Behörden sowie Ahordn ^- sämtlicher Körperschaft« und eine ungeheure Menschenmenge hatten sich auf dem Bahnhof und in deffen Umgegend eingefunden. Der Sara wurde von Tmppen geleitet, vom Bahnhof nach dem Hotel von CanovaS übergeführt, wo eine Kapelle hergerichtet ist; hier wurden Messen gelesen, nach deren Beendigung die Kapelle dem Publikum bis Mittag offen stand. — Der Mörder CanovaS' ist nach Vergara übergeführt worden. "Durch die Ermordung des Ministerpräsi denten CanovaS del Castillo hat die Lage Spaniens sich wesentlich verschlechtert. Ab gesehen davon, daß der Aufstand weder auf Cuba noch auf den Philtpp inen bisher unterdrückt werden konnte, find auch die inneren Verhältnisse sehr mißlich. Die staatsmännische Begabung CanovaS' del Castillo mochte diesen Schwierigketten immerhin gewachsen sein. ES läßt sich aber kaum absehen, wer innerhalb der konservativen Partei die Nachfolgeschast deS Er mordeten erfolgreich übernehmen könnte. Ander seits tragen die Liberalen unter der Führung SagastaS jetzt gerade Bedenken, die verfahrenen RegierungSgeschäste zu übernehmen. Stukland. "Eine etwas auffällige Nachricht, deren Be- stättgung man wohl abwarten muß, bringt der Londoner .Daily Telegraph' aus Petersburg. Danach habe eine Intrige zwischen den Botschaftern Baron Mohrenheim und Graf Montebello, welche den Zweck hatte, die Reise deS Präsidenten Faure nach Ruß landzuverhindern, die Enthebung beider von ihren Posten veranlaßt. Balkanftaaten. * Der Sultan hat einen eigenen Orden gestiftet, welcher jenen Offizieren und Soldaten der türkischen Armee verliehen werden wird, die sich in dem Kriege gegen Griechenland durch Tapferkeit ausgezeichnet haben. DaS Diplom dieses Ordens hat folgenden Wortlaut: „Diplom deS Ehrenzeichens, welches speziell zu dem Zwecke gestiftet wurde, um die Erinnerung an die Tapferkeit meiner Truppen zu verewigen, sowie an die Siege, welche sie in dem Kriege errungen haben, der gegen Griechenland geführt wurde, um die Rechte und die Größe meines Reiches zu verteidigen. Dieses Ehrenzeichen soll ferner eine Anerkennung des persönlichen Mutes des einzelnen Soldaten sein. Es wurde dem verliehen, welcher durch sein Verhalten diese ehrenvolle Auszeichnung verdient hat." "Die zweite Division der in den Dardanellen befindlichen türkischen Flotte hat Befehl erhalten, sich zur Abfahrt nach dem Mittelmeer bereit zu halten. Der Bestimmungs ort ist in versiegelten Ordres enthalten. * Ueber türkischeRü st ungen wird ge meldet, daß die Arbeiten zur Vollendung der Dardanellen-Befestigungen eifrig fortgesetzt werden. Man versichert, die Pforte habe den Ankauf zahlreicher, für die Darda nellen bestimmter Torpedos beschlossen. Von einem andern Plane, vier Panzerschiffe zur Auf besserung nach Deutschland zu schicken, soll zur Zeit Abstand genommen sein. Dagegen soll bei Krupp eine Anzahl Schnellfeuergeschütze bestellt worden sein. "Das Befinden des Königs Milan in Karlsbad hat sich gebessert; König Alexander reiste nach Karlsbad ab. "Bekanntlich hatten die Griechen bisher immer große Rosinen im Sacke; sie wollten mit Hilfe reicher griechischer Geldmänner die Kriegs schuld mit einem Schlage begleichen. Als man ihnen aber eröffnete, daß von feiten der Mächte einem solchen löblichen Unterfangen nicht das geringste im Wege stände, ist das griechische Luftschloß in sich zusammengebrochen, und die Griechen erklären kleinlaut, daß sie, da sie bei den Berliner Finanzmächten auf entschiedene Weigerung gestoßen, jetzt außer stände seien, irgendwelche Zahlung zu leisten. Dieses Eingeständnis des vollen finanziellen Wmitta. ös Nach dem Englischen der Ouida von A. Röhl. (Forlsktzun,.) „Du sollst Gerechtigkeit bekommen, gräme dich nicht," antwortete Signora Rosa. „Und glaube eS mir, ich verstehe »»ein HauS und seine Ehre zu wahren, auch ohne daß mir ein Milch gesicht wie du den Weg dazu zeigt. Ich denke, 's ist alles ein Irrtum und wird sich aufklären. Begreifst du'S, Umilta? Die Perlen in deinem Bett! Hast du sie gestohlen?" Das Gesicht purpurrot übergossen, begriff Umilta endlich ihre Lage. „Ich l" rief sie laut und lachte. „Ich — diese Perlen gestohlen ? Sind Sie toll — samt dem Mädchen, Donna Rosa?" „Die Perlen lagen in deinem Bett, du hast auf ihnen geschlafen." „Ich?" stieß Umilta wieder hervor, und dann schien sie in Schrecken zu versteinern. Wie eine junge marmorne Göttin stand sie da, die Arme über den bloßen Busen gekreutzt, und starrte in dem trüben Lampenlicht auf sie hin. „O, die Diebin, die Lügnerin, die schlechte Person!" rief Netta. „Donna Rosa, Sie müssen die Polizei kommen lasten — ich verlange es, mir fehlen noch zwei Perlen — »rein Vater soll die Polizei rufen." „Wie du willst," sagte die Herrin deS Hauses kalt und zu stolz, um zu bitten, ihrem HauS diese Schande zu ersparen. „Umilta, sei offen zu mir. Du siehst, das Halsband ward in deinem Bette gesunden. Rede ein Wort. Bist du unschuldig? Ich kann nicht glauben, daß du gestohlen und doch —" Umilta hörte mü kalter Verächtlichkeit in ihren funkelnden Augen und auf ihren ver zogenen Lippen zu. Recht klar war ihr alles unmer noch nicht, nnd so gab sie, die Perlen auf dem Boden wegwerfend mit dem Fuß von sich stoßend, hochfahrend zur Antwort: „Glauben Sie von mir, was Ihnen beliebt!" Und dabei schienen ihre großen leuchtenden Augen sich wie zwei blitzende Schwerter in Nettas Brust zu bohren. „Ich weiß nicht, was ich denken soll," ammerte Signora Rosa, die zum ersten Mal n ihrem Leben an allen Fasern ihres kräftigen Körpers bebte, „ich weiß nicht, was ich denken oll. Und doch kann ich und darf ich mich nicht wehren, wie dem auch sei, ein« Gast in meinem Hause sein Recht zu verschaffen. Darum ziehe dich an, Umilta. Und du. Netto Sari, mse meinen Mann und deinen Vater herauf." Stunden vergingen in Aufregung und Ver wunderung. Der unerklärliche Fall ward hin und her erörtert, bis der neue Morgen anbrach. Umflta sagte nur: „Glaubt, waS Ihr wollt!" mit ihrer stolzesten Verächtlichkeit auf ihrem ent schlossenen Antlitz. Netto verlangte entschieden ihr Recht, und ihr Vater, ein schwacher, leiden schaftlicher Mann, redete seiner Tochter zum Munde; bet Tagesanbruch ging er nach der Polizei in Lastro hinunter und holte sie auf die Berge hinauf, um Umilta zu verhaften. Signora Rosa saß in ihrerHauSthür und weinte bitterlich. Einen Mann deS Gesetzes hatte noch keiner ihre Schwelle überschreiten sehen. Die Schande, daß ihre eigene Magd, ein junges Ge schöpf, daS ihr Brot gegessen und fünf Jahre unter ihrem Dach geschlafen, so entehrt von ihr gehen mußte, traf sie wie ein Schlag inS Gesicht. Und Ingrimm erfaßte sie gegen Antanetta. „Sie hätte die Sache nicht öffentlich zu machen brauch«," meinte sie zu ihren Töchtern. „Wir hätten den Vorfall unter unS erledigen können. Sie ist ein grausames, schlechtes Mädchen. Sie hat doch ihr Halsband wiederbekommen. Und für die zwei fehlenden Perlen hätte ich ihr neue ge kauft. Aber sie ist hartherzig und grausam." Mittlerweile ward Umilta von zwei Polizist« mit klirrendem Säbel durch die Men Wein gärten und Olivenhaine hindurch inS Gefängnis abgeführt. MS sie sie inS Verhör genommen hott« (wozu sie eigentlich gar kein Recht besessen hatten), hatte sie nur verächtlich geantwortet: „Ich habe ihre Perlen nie angerührt, mögen sie sagen. waS sie »vollen." Und dabei hatten sich die Polizisten insge heim in ihr Buch notiert, daß die Gefangene starrsinnigen Charakters wäre. Denn Starrsinn konnte ihr Leugnen natürlich nur sein. Hatte man nicht die Perlen in ihrem Bett vorgefunden? Nach den Gesetzen deS Landes ward unver züglich Anklage gegen sie erhoben und der Ver haftungsbefehl ein paar Stunden später gegen sie erlassen. Lustra besitzt daS schmuckste Polizei-Amt in der Welt; ein kleines, weiß getünchtes Gebäude mit rebenumrankten Fenstern mit grünen Laden, fast einem FörsterhauS gleichend, dessen Bewohner gar nicht so grimmig aussahen, wie man sich vorzustellen pflegt. Gleichwohl dünke wohl keinem Märtyrer die Inquisition fittchtbarer, als Umflta die sonnige Pretura auf der hügeligen Straße am Pisathor, in die man sie in dem Hellen Sommermorgen V hinabführte. WaS würde man nur dort mit ihr beginnen? Sie hatte keine Ahnung. Sie hatte die illustrierten historischen Romane von Guerrazzi * in ihren billigen Malländer Ausgaben gelesen und glaubte noch an die Folterkammer im Ge fängnis. Ihr Gesicht war totenbleich, sonst aber konnte keiner ihr die Angst, die ihre Seele quälte, anmerken; ihr stolzer Mund war fest geschlossen und ihre Glieder bebten nicht. ES war neun Uhr früh, und alle die Kupfer schmiede. Strohflechter und Samenhändler, die den keinen Ort bewohnten, kamen aus ihren Thür« heraus und liefen, erregt, von einem Verbrechen zu hören, und neugierig, einen Ver brecher zu seh«, vor dem Gebäude, in dem die v Gerechtigkeit wohnte, zusammen. „Diamine! welch eine schöne Person!" riefen die Männer. „Das steche Weibsbild!" schrieen die Frauen. Umflta reckte ihre hohe Gestalt auf und blickte mit ingrimmigem, stumm« Spott über die neu- gierige, sich drängende Menschheit, vor deren grausamem, gedankenlosen Eifer der Polizist Mühe hatte, sie zu schützen. Die steile, fliesen belegte Straße mit dem braunen Thor hoch oben schien vor ihrem Blick auf und niederzuwogen. Indes sie fand die Kraft, ohne zu wanken, Wetterzugehen. Sie führten sie die Stufen hinan und in die keine Vorhalle deS PoltMamteS hinein, die bereits voller lose gekleideter, schwatzender, neu gieriger Baue« stand, die sich hier versammelt hatten, um den Prozessen drinnen in dem Ge- > bäude zu folgen. In dem Mittelsaal, der als. B
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