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Auerthal-Zeitung : 13.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189708130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970813
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970813
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-13
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 13.08.1897
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V-IMsch- Kuuksch««. Deutschlaud. »Die Ehrungen, deren fich da» deutsche Kaiserpaar fetten» de» Zaren und de» msfischen Hofe» pl erfreuen bat, find so außerordentlich und herzlich, daß selbst die Franzosen vergebliche Mühe aufweuden werden, dieselben al» Akt bloßer Höflichkeit darzustellen. Die Ernennung Kaiser Wilhelm» zum Admiral der russischen Flotte, der warme Ton in den Trtnksprüchen de» Zaren und de» deutschen Kaiser» und der familiäreVerkehrder beiden kaiserlichen Paare find sichere Anzeichen eine» freundschaft lichen Verhältnisse», da» seine Rückwirkungen auf die diplomatischen Beziehungen um so weniger verfehlen kann, al» zwischen der aus wärtigen Politik Rußland» und Deutschland» keinerlei Gegensätze existieren. „Friede!* lautet ihre gemeinsame Parole. * Daß der Kaiser nach der Rückkehr au» Rußland mit Herrn v. Bülow den König Leopold von Belgien in Ostende be suchen werde zu dem Zweck, die Grundzüge eine» deutsch-belgischen Vorgehen» gegen die englische Handelspolitik festzusetzen, wird mehr fach, u. a. in einem Berliner Telegramm der Münchener.Allg. Ztg.', für erfunden erklärt. * Die Zeitung .Deutschland' in Weimar ist von zuständiger Seite zu der Mitteilung er mächtigt, daß bei dem kürzlichen Besuch de» GroßherzogS in FricdrichSruh Fürst BiSmarck wörtlich folgenden Ausspruch that: .Eure königl. Hoheit dürfen überzeugt sein, daß ich bis zum letzten Tage de» Leben» mit meinem Rate zur Verfügung stehe, wenn er verlangt oder durch die Verhältnisse bedingt wird, al» gehorsamer Diener de» Kaiser» und der mit ihm verbündeten Fürsten, als treuer Sohn des deutschen Vaterlandes, als steter Freund unseres Volkes!" "Wie der .Reichsanz.' amtlich bekannt gibt, hat der Kaiser den Botschafter in Rom, v. Bülow, mit der vertretungsweisen Wahr nehmung der Geschäfte des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts betraut. Ferner ist der Staatssekretär deS Reichs-Postamts, General leutnant z. D. v. Podbielski, zum Be vollmächtigten zum Bundesrat ernannt worden. *Der neue Staatssekretär des Reichspost amtes v. Podbielski hat eine im .Amtsblatt deS Reichspostamts' veröffentlichte Verfügung zur Vereinfachung des Geschäftsverkehrs und Per- Minderung de» Schreibwerks er lassen. *Die Verbreitung der Rinderpest in Deutsch-Südwestafrika konnte durch alle Vorsicht?- und Absperrungsmaßregeln nicht verhindert werden. Die Seuche ist durch das Wild zu den Osthereros verschleppt worden, ferner haben sie die Raubvögel weithin über tragen. Die großen Antilopen haben auch die Drahtzäune übersprungen. ES find nun Impf stationen in Windhoek und Rehoboth einge richtet worden, an ersterem Orte find schon 5000 Rinder geimpft worden. Am Baiwege wurden alle Ochsengespanne an Ort und Stelle angehalten und die Zugtiere geimpft. Man hofft, so einen Stillstand der Pest zu erreichen. Oesterreich-Ungarn. * In den nächsten Tagen sollen die Versuche einer Ausgleichsverhandlung zwischen Deutschen und Tschechen wieder aus genommen werden. Von der Regierung ist da für schon ein vollständiges Programm auSge- arbeitet. Eine in deutschen Äbgeordnetenkreisen sehr angesehene Persönlichkeit, die ehemals eine hohe parlamentarische Würde bekleidete, bemüht fich nun in Prag, die Deutschen versöhnlicher zu stimmen. Die Regierung soll auch zu teil weisen Zugeständnissen für die Deutschen bereit sein, aber auch die Tschechen, die armen miß handelten Märtyrer, sollen vom Grafen Badem ein „Zuckerl" erhalten. In Wiener Polstischen Kreisen glaubt man übrigens nicht an den Er folg einer neuen Ausgleichsverhandlung, zumal die Slawen immer aufs neue fich in dreisten Herausforderungen ergehen. Arnukretch. * Obwohl schon soviel Tinte über das Pro gramm der Reise Faure» nach Rußland verschrieben worden ist, scheint diese» selbst immer noch nicht festmstehen. Wenigsten» meldet man an» Pari»: Am Sonntag trifft hier ein Kourier au» Petersburg mit dem vom Kaiser paar ausgearbeiteten Programm für den Aufent halt de» Präsidenten Faure in Rußland ein. Schweiz. *Für den Stmplondurchstich ge nehmigte da» Volk des KantonS Waadt einen Zuschuß von 4 Mill. Frank. England. -Englisch-französisch «Streitig- leiten um Neu-Fundland geben der ,Morning-Post' Anlaß, fich darüber zu ärgern, daß die Franzosen wieder übertriebene Ansprüche auf die westliche Küste von Neu-Fundland durch zusetzen suchten, wo ihnen dem alten Vertrag zufolge die Fischereigerechtsame zusteht. Ein französisches Kriegsschiff habe kürzlich eine britische Bergwerks-Gesellschaft gezwungen, den Bau einer Werft einzustellen. Da» Blatt hofft, daß Lord Salisbury di« französische Regierung telegraphisch um Aufklärung ersucht habe. Dänemark. -Die Hochzeit deS Prinzen Karl von Schweden mü der Prinzessin Jngeborg von Dänemark findet am 27. d. m Kopen hagen statt. Die Neuvermählten treten darauf eine Reise nach Deutschland an, von wo sie am 7. September zurückkehren. Svanie». * Der ruchlose Mord, der am Sonntag an dem spanischen Ministerpräsidenten CanovaS del Castillo verübt wurde, setzt die ganze gesittete Welt in Bewegung. Der Mörder, ein italienischer Schriftsetzer Michael Golli, gab in der Entfernung von drei Meter drei Schüsse auf CanovaS ab, von denen der erste dem Minister in die Niere ging und tödlich gewesen sein soll. Der Ministerrat hält täglich Sitzungen ab. Der Kammerpräsident Fi dal dürste CanovaS' Nachfolger werden. (Nach andern Be richten heißt der Attentäter Santo oder Rinaldini). Portugal. -In Portugal herrschen höchst unerquickliche Zustände. Nach aus Lissabon eingetroffenen Privatnachrichten sind in den letzten Tagen in Lissabon und mehreren anderen Provinzstädten Meutereien ausgebrochen. Die Polizei mußte mit blankerWaffe einschreiten. Die Zahl der Toten und VerwSndeten soll mehr alS 50 betragen. Mehrere hundert Verhaftun gen wurden bereits vorgenommen. Balkanftaarrn "Den einzigen noch schwebenden Punkt in den Konstantinopeler Friedensverhand lungen bildet die Räumung Thessa liens. Indessen soll auch schon der Artikel darüber festgestellt und dem Sultan unterbreitet worden sein, der sich wohl nach einigem Sperren zur Annahme bequemen wird. Der neue Artikel setzt eine prompte Bezahlung der ersten Rate der Krieasentschädigung nach der Unterzeichnung der Präliminarien und die Offcnhaltung von Volo zum Zweck der Verschiffung der heim kehrenden türkischen Truppen fest. -Die Pforte erhielt aus Wan die Nach richt, daß bewaffnete Armenier die persi sche Grenze überschritten und zwischen diesen und den Kurden fortgesetzt gekämpft werde. Eine bezügliche Konsulatsmeldung liegt noch nicht vor. * Der Fürst von Bulgarien ist in Konstantinopel eingetroffen, „um dem Sultan seine Ehrerbietung zu bezeugen und die Bande der Ergebenheit fester zu knüpfen". Der Fürst wollte zwei Tage dort verweilen. *Jn der Pulverfabrik in Rustschuk, die bei der Ankunft des Fürsten Ferdi nand daselbst in die Luft flog, sollten mehrere Millionen nicht mehr verwendbarer Patronen aus dem letzten russisch-türkischen Kriege entleert werden. Die Zahl der Umgekommenen ist noch nicht genau festgestellt worden. Ein entlassener Arbeiter soll die Explosion aus Rache herbeigeführt haben. Das Gerücht, daß es fich um ein Attentat gegen den Fürsten handelt, hat keinerlei Anhaltspunkt. * König Milan, der zur Kur in Karlsbad weilt, soll dort schwer erkrankt sein. »ft««. -Die Gärung unter den Moham medanern im Grenzbereiche vonBrttisch - Indien hat einen neuen Angriff gezeitigt. Mehrere Tausend Mohammedaner sammelten fich an der afghanischen Grenze unter einem Fanatiker, der gegen die Engländer predigte und griffen ein «eine» Fort an. Der Angriff wurde abgeschlagen, worauf die Eindringlinge ein be nachbarte» Dorf einäscherte«. Sine starke Truppenabteilung verließ Peschawur, e» wird jedoch berichtet, daß die Mohammedaner über die Grenze flohen. Der Empfang i« Ketersdurg wird von dem Berichterstatter der .Berl. Börs. Ztg.' in folgender Weise beschrieben: Nach regnerischer Nacht begrüßte am 7. d. ein sonnen klarer, hellerer Morgm die Festgäste, welche in früher Stunde an den Newa-Kai» tn Petersburg der Abfahrt ihrer Schiffe harrten. Me Schiffe trugen Flaggengala. Die deutsche Kolonie hcüte den Dampfer „Zarewna" gechartert, der mit etwa 500 Mitgliedern der Kolonie und deren Damen um 7^ Uhr unter den Klängen vater ländischer Weisen nach der Kronstädter Außen reede abging. Den Vertretern der Presse war der Dampfer de» russischen Admiralitätsstabes „Onega" eingeräumt, der gegenüber dem deutschen Schulschiffe „Charlotte" an der Nikolaibrücke lag. Die Mannschaften der „Charlotte", welche infolge veränderter Disposition nicht nach der Außenreede abgegangen war, standen in den Raaen, als um 8 Uhr die „Onega" die deutsche Kriegsflagge salutierte. „Hell dir im Sieger kranz" ertönte von der „Charlotte" herüber, bei Erwiderung des GrußeS der „Onega," gefolgt von der russischen Nationalhpme, und entblößten Hauptes hörte die an beiden Ufern des prächtigen Stromes angesammelte Menge die National hymnen an. Bald nach 8 Uhr ging die „Onega" ab, passierte mit Salut den im Bau befindlichen, auf der Newa liegenden neuen Panzer, sowie den bereits fettigen Panzer „Petro Pawlowsk" und lief kurz vor 9 Uhr durch die Newamündung. Alsbald folgte ein zweiter großer Dampfer deS deutschen Vereins „Palme," der ebenfalls etwa 500 Deutsche ihrem verehrten Kaiserpaare entgegenfühtte. Zahlreiche russische Gesellschasts- und Privat dampfer folgten, alle dicht besetzt. Ueberall herrschte herzliche, warme Stimmung, und von den Dampfern klangen die fröhlichen Melodien deutscher und russischer Musik herüber. Die prachtvolle Kronstädter Jnnenreede öffnete sich und zeigte die ansehnliche Flotte, deren Schiffe, alle in gleicher Richtung nach außen, der Ein fahrt der deutschen Kaiserflotte zugewendet, lagen. Admiral Avellane passierte mit Kurs nach Peterhof zu. Schon vor der Festung Kronstadt wurden i.n der Ferne ein gewaltiger russischer Panzer und ein Kreuzer sichtbar. Torpedoboote durcheilten die Fahrstraße des „Onega," die an dem Kronstädter Kriegs-, Mittel- und Handels hafen vorbei, links die von der Sonne ver goldeten Kuppeln deS Sergijewo-Klosters und PeterhofS und daS aus dem Walde heraus blickende Oranienbaum direkt auf den russischen Panzer zuführte. Alsbald hinter Kronstadt wurde die russische Kaiserjacht „Standort" passiert und genau am Ausgange der Kronstädter Bucht Halt gemacht. Das Wetter hatte fich inzwischen voll aufgeklärt, nur eine leichte Kühle ging von den mehr und mehr hinter den Horizont verschwindenden Wolken aus. Punkt 11 Uhr wurden die fernen Rauchwolken deS deutschen Geschwaders sichtbar. Eine Mettel stunde später grüßten Kanonensalven aller russischen Schiffe und des Kronstädter Forts die an der Spitze des prächtigen Geschwaders in die Bucht einfahrende Kaiserjacht „Hohen- zollern." Immer mehr hob fich der blendende Schiffskörper der „Hohenzollern" aus den Wogen heraus. Bald Hütte man die Klänge des „Heil dir im Siegerkranz" von der „Hohen zollern" her. Durch die besondere Liebens würdigkeit der Behörden war es der „Zarewna" mit der deutschen Kolonie gestattet, dem Kaiser schiff am weitesten entgegenzufahren. Die „Zarewna" umkreiste die langsam einfahrende „Hohenzollern", stürmische begeisterte Jubelrufe der Deutschen Petersburg» und der deutschen Deputationen au» ganz Rußland begrüßten zu erst da» deutsche Kaiserpaar. Al» dann die Gestalt de» Kaiser» auf der oberen Kommando brücke sichtbar wurde, ertönte von den nächst liegenden russischen Schiffen die deutsche Hymne; die Sanonen-Salven wurden übertönt von den brausenden Zurufen der Tausende, die hier auf ungezählten Schiffen Zeugen de» herrlichen Schauspiel» sein wollten. Die „Hohenzollern", die Kaiserstandarte am Grobtopp, die russische Flagge am Vordersteven und die deutsche Kriegsflagge am Htntersteven, fuhr langsam an der Linie der russischen Kriegsschiffe vorbei, als bald von Torpedobooten und kleinen Dampfern umschwärmt. Der deutsche Kaiser, in der Uni form de» Wiborgschen Regiment», immer auf der Kommandobrücke stehend, grüßte huldvollst nach allen Sellen. Immer mehr kamen die Schiffe de» deutschen Geschwader» in Sicht. Die „Gefion" folgte unmittelbar der „Hohen zollern" sodaun kam „Kurfürst Friedrich Ml- helm" und kurz dahinter der Aviso „Jagd", welche an Stelle der „Charlotte" zunächst Kron stadt vor Anker ging. ES war Punkt 12 Uhr, al» die Ankerketten der „Hohenzollern", zunächst der „Gefion" und dem „Standort nieder rasselten. Kanonenschüsse kündigten die von Peterhof her erfolgende Anfahrt der msfischen Kaiserjacht „Alexandria" mit den russischen Majestäten an Bord an. Die „Alexandria" ging in der Nähe der „Hohenzollern" vor Anker. AlSbald schifften fich Kaiser Molaus und Kaiserin Alexandra, sowie Großfürst AlexiS — der Kaiser und der Großfürst AlexiS trugen die deutsche Admiralsuniform — und der deutsche Botschafter Fürst Radolin nach der „Hohen zollern" ein; dort erschienen an der Falltreppe Kaiser Wilhelm und Kaiserin Auguste Viktoria — Kaiser Wilhelm mit dem Bande de» AndreaS-OrdenS. Als das russische Kaiserpaar den Fuß der Falltreppe betrat, eilte Kaiser Ml- helm demselben entgegen. Beide Kaiser um armten und küßten sich auf der Falltreppe wiederholt auf das herzlichst«. Kaiser Wilhelm schritt sodann der Kaiserin Alexandra entgegen, küßte derselben die Hand und geleitete sie zur Kaiserin Auguste Viktoria hinauf, welche bereits die letzten Stufen entgegenschritt; die beiden Kaiserinnen umarmten sich ebenfalls wiederholt auf daS herzlichste; beide Kaiser küßten den Kaiserinnen die Hand und wurden von diesen auf die Stirne geküßt; sodann wurde Großfürst Sergius von den deutschen Majestäten herzlich begrüßt. Kaiser Nikolaus hatte daS Band de» Schwarzen AdlerordenS angelegt. Nach einem viertelstündigen Aufenthalt an Bord der „Hohen zollern" begab fich das russische Kaiserpaar, be gleitet von dem Kaiser Wilhelm und der Kaiserin Auguste Viktoria, dem Großfürsten Großadmiral und dem Botschafter Fürst Radolin nach der russischen Kaiserjacht „Alexandra" zurück, welche sich sofort nach Peterhof in Fahrt setzte, wo sie gegen 1 Uhr unter dem Donner der Salut schüsse eintraf. Unterdessen hatte Prinz Heinrich, auf einem Torpedoboot von dem am entfernte sten liegenden „König Wilhelm" kommend, an der „Hohenzollern" angelegt, von wo er fich später gleichfalls nach Peterhof begab. Auf der Fahrt nach Peterhof verweilten die Herrschaften lange auf Deck der russischen Kaiserjacht; die beiden Kaiserinnen hatten bequeme Sitze einge nommen und unterhielten fich, während die bei den Kaiser in lebhaftem Gespräch in der Nähe standen. Von den dicht besetzten Dampfem wurden die Majestäten überall mit lautem Jubel begrüßt. DaS stramme Aussehen der deutschen Marine-Mannschaften erregte allgemeine Be wunderung. Dieselben wurden bei der Einfahrt von den russischen Kameraden herzlich begrüßt. — DaS Wetter am Nachmittag war fortwährend prachtvoll bei leichtem Nord-Nord-Ost-Wind und scheint dauernd günstig bleiben zu wollen. Bei der Begrüßung des deutschen Kaisers und der deutschen Kaiserin beglückwünschte der Zar Kaiser Wilhelm zu seiner Ernennung zum Admiral ü la suite der msfischen Flotte. — Bon den Salutschüssen der Peterhofer Marine station empfangen, legte die russische Kaiserjacht „Alexandria" mit dem deutschen und dem russi schen Kaiserpaar an Bord um 1 Uhr 1b Min. in Peterhof an, wo ein Familien-Frühstück ftattfand. Hlmitta. 4s Nach dem Englischen der Ouida v. A. Röhl. kFortsetzung.) Mitleid mit Virginia fühlte Umilta nicht, nicht im geringsten. Am Morgen erfuhr sie, daß Virginia mitten in der Nacht auf und davongegangen war und sich beeilt hatte, -um Frühzug nach Turin zurecht zu kommen. Seine Mutter war ärgerlich und weinte, er hatte ihr erzählt, sein Oberst hätte ihn plötzlich zurkckberufen. „Und das auch gerade, wo ich für dich ein Lamm geschlachtet habe," sagte Donna Rosa und sandte in ihrer Wut da» Lamm zur Stadt hinab auf den Markt und weifte ihren Haushalt nm mit Oel und Bohnen ab. Umilta lächelte; die Mutter sah ihr Lächeln und erriet alle». .Wie kannst du'» wagen, du hochnäsige Person," dachte Donna Rosa ingrimmig, der e» jetzt ein ebenso großer Uebermut von Umilta schien, ihren Sohn abgewiesen zn haben, wie sie eS für eine Keckheit erklärt haben würde, hätte sie auf seine Worte gehört. Aber fie sprach sich nicht au», und Umilta verlor gleichfalls keine Worte. „Ich bin froh — so froh, daß er fort ist," sagte sie sich ein Dutzend Mal den Tag über. Am Abend jedoch vermißte st« oben in ihrer Kammer die Klänge seiner Mandoline, und die Sterne glänzten kalt. „Und doch bleib' ich dabei, ich bin froh, daß er fort ist," sagte fie zu fich, und fie fing auf ihre Stirn gedrückt werden, und dabei ward fie zu ihrem Meh ordentlich rauh. Es wm ihr, al» fehlte ihr etwa» in ihrem Leben, als wäre ihr da» Thal, das die Berge um sie einschlossen, zu eng, sie kam fich wie eine Gefangene vor. Sie fing an, fich vorzunehmen, fottzuziehen. Sie wm kein SNave. Donna Rosa konnte fie, wenn fie nicht bleiben wollte, nicht halten. ES mußte da, wo die Hausierer herkamen und wohin daS arme verkaufte Vieh hinzog, auch noch andere Ortschaften geben. Darum wollte sie fort und ihr Hell anderswo versuchen — nur hing fie so an den Bergen. Sie waren stets ihre Freunde gewesen, die einzigen Freunde, die fie außer den Kühen und Don Georgio besaß. Aber vielleicht, daß e» anderswo keine Berge gab l Darüber wm fie fich eben nicht klar. Außer Signora Rosa wurden auch die anderen zu ihr unerträglich garstig. Man fühlte e» un- bestiumtt heran», daß sie Virginia abgewiesen batte, und seine Schwestern wie alle Mädchen m dem ganzen Dorf haßten fie dafür, wem fie fie freilich wohl auch noch bitterer gehaßt haben würden, hätte fie auf ihn gehört. Ein andere» Mädchen wäre in seiner Verlassenheit zu dem Priester gegangen, um fich Trost und Rat zu holen; Umllta that dies aber nicht. Sie wm zwar fromm und gottesfürchtig in ihrer eigenen kalten, Men Weife, allein sie wm eine ver schlossene Natur, die keinem Menschen, auch nicht einem Priester, einen Anblick m ihr ver- Wie fie eine» Tage» wieder so mit" ihrem Meh draußen war, kam Netta Smi zwischen der Sivor daher — Netta hatte eine Poclenkotta in der Hand. Sie blieb stehen und zeigte fie Umilta, mtt der fie zu jeder andern Zett kaum gesprochen hätte. „Schm l Sie find neul Und herrlich — nicht wahr? Mein Großoheim au» Pontasfieva brachte fie mir gestern Abend mit. Schönere Perlen gibt e» in der ganzen Gemeinde Umllta sah sie sich an. „Sie find hübsch," sagte fie und kein Wort «ehr'. „Hübsch — waS! Einfach hübsch findest du fie?^ rief Netta erbost. „Sie find kostbar, für , r>u«. «>>>«»» ihr unser Land viel zu kostbar. Er hat fie auf der Innere» gestattete. Und so verschloß fie ihren! Juwelier»-Vrücke selber gekauft!" an, fieberhaft zu wünschen, die goldene Karosse Mund und ward, wie die Leute sagten, mtt möchte kommen und die goldene Krone endlich jedem Tag kälter, stiller und schöner. Entgegen dem toskanischen Gebrauch ver schaffte Umilta ihren armen Stallgefangencn Licht Luft und Bewegnng, sobald und so ost e» an ging; da» heißt, sowie da» Korn geerntet wm und die Tiere hier und da, ohne Schaden an zurichten, weiden gehen konnten. Nach der Ernte führte sie fie dann den ganzen Tag auf da» Feld hinaus und ließ fie ihre vom Stehen steif gewordenen Glieder recken. Donna Rosa schatt darüber und hieß e» Zeitverschwendung, hatte aber ernstlich nicht» dagegen. Nach der Wein lese endlich konnte da» Meh überall hin, e» konnte keinerlei Schaden mehr thun. Und diese frischen, Hellen Herbstmorgen, an denen die Wollen vor dem Winde flohen und die jagten, dünsten Umllta, die dann mtt . allein in der freien Lust wm, eine köstliche Zeit. Wie fie eine» Tage» wieder so mit ihrem „Was habe ich davon?" versetzte Umilta verdrossen. „O, du hast freilich nichts davon," höhnte Netto. „Würdest fie aber — was? — doch gerne haben? Hei, würdest du Virginia Doualdi damit zu blenden versuchen!" Das Blut schoß Umilta ins Gesicht und da» Feuer in die Augen. Zornig blickte fie auf die steine Gestalt de» andern Mädchens hinab. „Ich? ich?" rief fie aus. „Bist du toll, Antonietta Sari? Ich? So höre denn du, die du dich um Virginia Donaldi grämest und härmest, daß er — er mich geliebt hat, daß ich chn aber so von mir gewiesen." Dabei stieß sie einen Tannenzapfen vom Boden mü der Spitze ihre» Fuße» die grüne Berglehne hinab. Netta erbleichte. Sie konnte an der Wahr- heit der verächtlichen Worte ihrer Nebenbuhlerin nicht zweifele „Ihr wicht mich so schlecht wie Ihr selbst seid," sagte Umila, ebenso ergrimmt über fich Vie über die andere, und fie schlug ihre Kühe mtt der Rute, die sie in der Hand hielt und trieb fie weiter hinauf auf die Höhen, wo die Tannen wachsen. Sie wußte, sie hatte nicht edel gebandelt, da» Geheimnis des fernen Sol- daten so «yszugeben, aber dann tröstete fie fich wiedü^ damit, daß eine Hellige an ihrer Stelle gesprochen haben würde und eine Hellige wm fie noch nicht, dachte fie. Netta Sari ging heim mtt ihren Perlen, über die fie so glücklich gewesen wm und die ihr jetzt nicht wertvoller al» die Eier eine» Buchfinken dünste«.
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