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Auerthal-Zeitung : 08.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189708087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970808
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970808
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-08
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 08.08.1897
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f ' ! -- Rtz v-IMsch» U»,»sch«. Deutschland. , DaL Kaiserpaar ist erst DMfttwoch d von Kiel nach Kronstadt abgefahren. Panzergeschwader war voraus gedampft. 4 Hohenlohe begab sich auf dem adwege nach Petersburg. »Neber die RetsedtSposition der iserpaareS verlautet, daß dasselbe mach Rückkehr von Rußland am 14. August in e l eintreffen und sich von dort wieder nach lin begeben wird. — Heute mittag stattete Kaiserpaar der Prinzessin Heinrich einen uch ab. Nachmittags machten die Majestäten : Fahrt auf der Außenföhrde. "Der Aufenthalt des GroßherzogS n Baden in St. Blasien ist andauernd i günstiger Wirkung auf dessen Befinden, her wirb die Ueberfiedelung nach der Insel ainau voraussichtlich nicht vor Mitte August olgen. *Die sofortige Einberufung deS eich StagS zu einer außerordentlichen igung wird von verschiedenen Seiten verlangt, n eine wirksame Hilfe für die durch Hoch ass e r Geschädigten von Reichswegen i ermöglichen. "Der ,ReichSan-,' publiziert nunmehr amt» ch die Ernennung deS StaatSministerS Köller zu Kammin zum Oberpräsi- entcn der Provinz Schleswig-Hol- e i n. Damit tritt Herr v. Köller nach fast weijähriger Ruhezeit wieder in den aktiven Staatsdienst, aus dem er im Dezember 18S5 nter so seltsamen Umständen schied. "Wie verlautet, will das weimarische tultusministerium den Volksschullehrern en Universitätsbesuch erleichtern, in «er Weise, daß ihnen ein einjähriger Urlaub lewährt, daS Gehalt aber voll Wetter ge zahlt wird. * Daß Samoa deutsch werde, wird mit allem Nachdruck auch von den .Berliner Mit teilungen der deutschen Kolonialgesellschaft' ge- fordert: .Die Gelegenheit scheint günstig, wenn die Ver- Staaten Hawai besetzen und England die Tonga-Inseln beansprucht, so dürfen wir, da drei Fünftel deS Landes der Samoa-Inseln bereits in deutschem Privatbefitz sich befinden und die deutschen Handels- und Plantagen- Jnteressen die der beiden anderen Nationen bei weitem übertreffen, doch ganz sicher verlangen, daß die Inselgruppe endlich in den alleinigen Besitz des Deutschen Reiches übergehe." Frankreich. "Präsident Faure ist am Dienstag in Grenoble eingetroffen und von der Be völkerung mit lebhaften Kundgebungen begrüßt worden. Bei dem Bankett, welches dem Präsi denten am Mittwoch von der Stadt gegeben wurde, hielt derselbe eine Ansprache, in welcher er unter lebhaftem Beifall betonte, eS gereiche ihm zur größten Freude, konstatieren zu können, daß sich überall in Frankreich eine fortwährend wachsende Anhänglichkeit an die republikanische Regierungsform bemerkbar mache. Belgien. * König Leopold ist nach London abge reist, um persönlich mit Lord Salisbury und Chamberlain die Frage des belgisch-eng lischen Handelsvertrages zu be sprechen. Spanien. * AuS Anlaß der städtischen Lebens mittelzölle ist es in mehreren spanischen Orten jüngst wieder zu ernsten Tumulten gekommen. Jetzt hat die Beunruhigung unter den Geschäftsleuten der Bannmeile von Madrid aufgehört, nachdem der Bürgermeister ihnen ein Zugeständnis in bezug auf die städtischen Zölle gemacht hatte, gegen die sie sich beschwerten. Daraufhin find die Läden wieder geöffnet wor den. - Bei den Aufläufen thaten sich die Frauen am meisten hervor; sie warfen sich vor die Pferde der Gendarmen. Diese waren geschickt genug, Unglück zu verhüten. 32 Personen find verhaftet worden. Balkanftaate». "Der Friedensschluß in Kon stantinopel wird als nahe bevor- Afrika. 24. Pe Die Sch Scharen Imltgsvttsteigtrntlgkll land- und fsrßwirt- schastlicher «rondßncke m Jahr» 1895/96. Die Anzahl der versteigerten Grundstücke, deren Besitzer im Hauptberuf Landwirt waren, betrug in Preußen nach dem neuesten Viertel- jahreShest der preußischen Statistik im Rechnungs jahr 1895/96 1834 mit 67259 Hektar Fläche gegen 1566 mit 60 287 Hektar im Vorjahre. Darunter befanden sich an Grundstücken von wenigsten» 2 Hektar Größe 1458 mit 66 802 Hektar Fläche gegen 1290 mit 59 941 Hektar. Die Statistik der Zwangsversteigerungen erstreckt sich nunmehr auf einen Zeitraum von zehn Jahren; daS letzte Jahr unterscheidet sich von den meisten früheren nicht bedeutend, mtt Ausnahme deS ersten Jahres 1886/87, in welchem sowohl die Anzahl der versteigerten Grundstücke wie deren Fläche am größten war. Abgesehen von der Größen klasse bis zu 2 Hektar, bei welcher eS schon nach dem Umfange deS Grundstücks häufig zweifel haft erscheinen kann, ob eS sich in Wirklichkeit um einen „Landwirt im Hauptberufe" handelt, ergibt fich, daß in den fünf Jahren von 1886/87 bis 1890/91 der Anteil der Grundstücke von 2 bis 50 Hektar an dem Umfange der ver steigerten Fläche stets mehr als ein Fünftel, aber weniger als ein Viertel auSmackt, während auf die größeren Grundstücke rund drei Viertel oder etwas mehr entfallen. Fast genau die gleichen Anteile ergeben sich auch in den späteren fünf Jahren. Verhältnismäßig am stärksten find stets die größten Grundstücke von 200 Hektar und darüber, die im ganzen Staat nur 29,89 Prozent der Gesamtfläche der landwirt schaftlichen Hauptbetriebe umfassen, an den Zwangsversteigerungen beteiligt, nämlich mtt 57 bis 61 Prozent. Von Interesse erscheint die Feststellung der wiederholten Zwangsversteigerungen desselben Grundstücks während des abgelaufenen zehn jährigen Zeitraumes: ES find im ganzen zwangs weise versteigert worden Grundstücke von 50 bis 100 Hektar zweimal 35, dreimal 1; Grund stücke von 100 bis 200 Hektar zweimal 28, dreimal 2 und solche von 200 Hektar und darüber zweimal 60, dreimal 5. Da die landwirtschaftlichen Hauptbetriebe Preußens im Jahre 1882 eine Fläche von mehr als 24 Millionen Hektar aufwiesen, umfaßt die versteigerte Fläche alljährlich etwa 0,25 Pro zent der Gesamtfläche; in dem zehnjährigen Be obachtungszettraum von 1886/87 bis 1895/96 verfielen (ohne Abrechnung der wiederholten Ver steigerungen) etwas über 3 Prozent der Gesamt fläche der Zwangsversteigerung. "Inzwischen hat die Pforte den Unglück- lichen Gedanken, ihrer sogenannten Flotte eine Rolle beider Entwickelung der kretischen Verhältnisse anzuweisen, auSgeführt. DaS -weite Geschwader ist aus den Dardanellen nach dem Mittelmeer abgtgangen. Man darf gespannt sei«, wie tv«t et kommen wird. "Wenn auch Griechenland fich noch sträubt, die FrledenSbedingungen an- zunehmen, und auch der König mit der Ab dankung gedroht haben soll, so zweifelt mm doch nicht daran, daß er bei reiflichem Erwägen zu einer anderen Auffassung kommen wkd. In anbetracht der einer Kontrolle feindlichen Strö mung in Griechenland ist eS sehr begreiflich, daß der König seine schon arg geschädigte Volks tümlichkeit nicht dadurch aufs Spiel setzen will, daß er fich der unbeliebten Kontrolle ohne weiteres unterwirft. "DaS Athener Blatt.Akropolis' rät dem Könige, einen Ausruf m daS gmze Hellenentum, die Aufbringung der Kriegsanleihe betreffend, und selbst durch daS Opfer mehrerer Millionen ein Beispiel zu geben. Ein solcher „Kampf" gegen die drohende internationale Kontrolle sei entschieden vorzuziehen. * Die Beziehungen zwischen der Türkei und Serbien gestalten sich immer gespannter. Der türkische Gesmdte in Belgrad verlangte Aufklärung wegen der von den offiziösen Blättern verbreiteten Nachrichten über Kriegsvorbereitungen. Auch behauptet die türkische Gesandtschaft, in den letzten Tagen seien auS Konstantinopel ver trauenswürdige Berichte eingegangen, wonach die Serben nnter dem Vorwande der Ver folgung von Arnautenbanden an unbewachten Punkten der Grenze auf türkisches Gebiet einzufallen planten. Amerika. "Präsident Mac Kinley hat angeblich den amerikanischen Gesandten in Honolulu instruiert, sofort das Protektorat über Hawai zu erklären. "Der amerikanische Staatssekretär deS Auswärtigen, Sherman, beab sichtigt zurückzutreten. Es ist wohl anzunehmen, daß dieser Entschluß mit dem Vorgehen deS Präsidenten in der Hawai-Frage zu- sammenhängt. Sherman hat kein Hehl daraus gemacht, daß er die Durchbrechung der traditio nellen Feftlandspolitik Amerikas nicht billigt und speziell mit der Einverleibung Hawais nicht ein verstanden ist. In der kurzen Zeit seiner Amts führung hat der Staatssekretär keine besondere Gelegenheit gehabt hervorzutreten; in der Cuba-Frage hat er eine große Zurückhaltung beobachtet. "Die Meldung von der Ernennung des Deutsch-Amerikaners Schurz zum nordamerikanischen Gesandten in Petersburg stellt fich als unrichtig heraus. "Im Kampf gegen die brasilianische Fanatikersekte finddieRegierungs- truppen völlig geschlagen worden. AuS Rio de Janeiro wird gemeldet, daß der Kriegsminister fich in die Provinz Bahia be geben hat, um die Leitung der militärischen Operationen gegen die Aufständischen in Canudos zu übernehmen. Telegraphischen Nachrichten zufolge beträgt die Zahl der Kranken und Ver wundeten bei der Expeditionstruppe mehr als 2000 Mann. »iehainDkößer« i wtcher in d« wobei Leutnant Manley getütet wurdet DMr griffen sie die Sappeure und Mineme und daS Lager an, hieben die Wache nieder ünd raubten die Reservemunition. Am anderen Ende deS Lagers wurden die Offiziere niedergeschossen. AlS Oberst Meiklejohn hörte, daß die Linien der Sappeure und Mineure besetzt wären, machte er einen Gegenangriff mit wenigen Leuten. Die Hälfte davon wurde getötet. MS einige Mann Verstärkung angelangt waren, bahnte fich die kleine Schar mit dem Bajonett ihren Weg. Schließlich wurde der Feind auS dem Lager vertrieben. Er ließ die erbeutete Munition zurück. Darauf langten schnell Verstärkungen an. ES kam zu heftigem Nahkampfe. "Der Anwatt der Chartered Company er klärt die Meldung, Rhodes und Beit hätten eine Entschädigungssumme von 250000 Pfund (5 Mill. Mark) an Transvaal ge zahlt, für unbegründet. Affen. "Ueber die Kämpfe der Indier gegen die Engländer liegen folgende Schreckensdepeschen aus Malakand vor: Schon seit einigen Tagen war es bekannt, daß der „verrückte" Mullah das Lager angreifen würde. Oberst Meiklejohn war ihm entgegengerückt. Um 10 Uhr abends stürzte fich eine Menge Schwert träger in den Bazar und tötete jeden. DaS Kon Nah ««d Fern. Berlin. Das General-Hilfskomitee für die durch das Unwetter Beschädigten in Deutschland hat einen Aufruf erlassen. Beim Oberbürger meister Zelle fanden wiederholt zwischen hervor ragenden Persönlichkeiten der Stadtverwaltung und anderen hervorragenden Personen Beratungen statt. Es wurde beschlossen, daß daS Berliner Zentral-Komitee eine Hillfsaktion für alle von der WasserSnot betroffenen Teile Deutschlands einleiten und sodann wetterführen soll. Sitz des Zenttal-KomiteeS wird Berlin sein und hierher sollen alle die in anderen Städten gesammelten . I ,, - ' * Mittel fließe« und an die BMtrstigen verteilt werden. Da- für Württemberg bereit» bestehende Komitee wirb dementsweechend aufgefordert wer den, fich demZertral.-omitee anzuschließen. «penrade. Der Kaiser hat den Landrat deS hiesigen Kreises, v. USlar, aufgefordert, eine Reise nach Kamerun zur Untersuchung der Boden- und Anbauverhältnlsfe in den west- afrikanischen Schutzgebieten zu unternehmen. Landrat y. Uslar ist Besitzer de» Gutes Busch- moo» bei Gravenstein und somit GutSnachbar des Schwagers deS Kaisers, Herzogs Ernst L- Günther von Schleswig-Holstein. Herr v. USlar tritt am 9. August mtt dem Schiffsjungenschul schiff „Nixe" über Amsterdam-England-Spanien die Reise nach Afrika an, verbleibt dort bis zum nächsten Frühjahr und kehrt Ende März in die Heimat zurück. Landsberg a. W. Schon seit einigen Wochen herrscht hier eine TyphuSepidemie, der neuerding» einige Personen erlegen find. 51 Er- krankungSfälle find polizeilich angemeldet. Die Polizeiverwaltung hat daher wiederholt vor dem Genüsse verdächtigen Wassers und unabgekochter Mich gewarnt und Desinfektion der Grund stücke, wo verdächtige Fälle vorkamen, ange ordnet. Sonderbar ist, daß die Krankheit nicht in bestimmten Straßen oder Stadttetten austritt, vielmehr sich über alle Stadtteile auSgebreitet hat. DreSde«. Der zweite Bürgermeister von Schandau, Stadttat Müller, kam beim Hoch» waster um. Tilsit. Infolge des Hochwassers wurde di« über die Memel führende, auf Pontons ruhende Schiffbrücke sowie drei Badehäuser von den auS Rußland heruntertteibenden Holzflössen fortge» rissen. Menschen find nicht verunglückt; mehrere in den Badeanstalten befindliche Personen konnten fich durch Schwimmen retten. Mele Holzstösse find zerstört. Der Schaden ist sehr bedeutend. Eisenach. Die schöne Sitte, die fich seit einigen Jahren bei der Turnerschaft in einigen Gauen des Deutschen Reiches eingebürgert hat, auf dem Gipfel eines die umliegende Gegend weithin beherrschenden Berge» fich zu einem „Bergfest" zu versammeln, hat nun auch im Thüringer Land ihren Einzug gehalten. Wie auf dem Feldberge und dem Harkortberg in den Vorjahren die umwohnenden Turngemeinschaften, so fanden fich am Sonntag trotz deS nicht» weniger als schönen Wetters ungefähr 400 Turner auf dem JnselSberg ein, um ihre Kräfte ttn Hoch- und Weitsprung, Steinstoßen und Ge wichtheben miteinander zu messen. Außer Mit gliedern von thüringischen Turngemeinden waren Turner aus Leipzig, Magdeburg und Nürnberg zugegen. Eisleben. In den Nachmittagsstunden deS Dienstag bot fich hier ein absonderliches Natur ereignis dar, indem die ganze Stadt von Scharen eines kleinen Insektes heimgesucht wurde, das fich vielfach durch lästiges Jucken auf der Haut bemerkbar machte, ehe eS gesehen wurde. Es war ein kleines, fliegenartiges Ge schöpf mtt dünnem, schwarzen Leibe und viel- leicht anderthalb Millimeter Länge. (Vermutlich handelt es fich um den Blasenfuß. Red.) Harburg. Beim Gefechtsschießen in der hiesigen Heide wurde durch einen unglücklichen Zufall ein Soldat vom 31. Regiment in Mona von einem Kameraden erschossen. Genthin. Am Montag abend verunglückte beim Dreschen auf dem Felde der 37jährige Arbeiter W., indem er mtt beiden Beinen in die Maschine geriet. Bis zur Hälfte des Unter schenkels wurden ihm beide Beine abgeschnitten. Noch in der Nacht brachte man den Schwer verletzten in das hiesige Johanniter-Kranken haus, in dem er gegen Morgen seinen Leiden t erlag. Seine Frau und zwei Kinder betrauern * den Verlust. Posen. Dem katholischen Pfarrer Hechmann in Mieltschen, der bei einem Waldfefte bei dem vom Bürgermeister ausgebrachten Kaiserhoch, fitzen geblieben war und auch nicht in das Hoch eingestimmt hatte, ist die Erlaubnis zur Erteilung des Religionsunterrichts in den Schulen von der Bromberger Regierung entzogen worden. Außerdem hat die Staatsanwaltschaft gegen ihn und den katholischen Hauptlehrer Sell da» Strafverfahren eingeleitet. Mmitta. 2) Nach dem Englischen der Ouida von A. Röhl. (S-rlsttzun,.) Umilta saß und träumte. Eine Stunde und mehr verging so; dann rief sie plötzlich Donna Rosas schrille Stimme: „Umilta! Umilta! Komm herunter! Sitzest du wieder auf dem Boden?" Umilta hob ihre Schüssel mtt den Schoten hoch und ging schweigend die Holzstiege hinunter. Die Thür am Fuße der Stiege ging direkt in die Küche hinein, die von ein paar Oellampen nur schwach erhellt wurde, wo sie aber zu ihrem Erstaunen die ganze Nachbarschaft, gestikulierend und die Hälse reckend, versammelt fand. Und inmitten der lauten Versammlung stand, die Ur sache des ganzen Tumults, ein hochgewachsener Mensch von etwa flebenundzwanzig Jahren mit einem dunklen, bleichen, schönen Gesicht, das von den grünen Federn seines SuteS halb beschattet wurde. Er trug die fesche Uniform der Bersaglieri. „Umilta," rief Donna Rosa hochrot vor Freud« und Stolz. „Komm' b?rl Komm' her! Freue dich mtt un»! Steh, mein Sohn Mrginio m nach Hause gekommen. Und als Korporal! Denke dir nur — als Korporal." Umilta blickte verdrossen unter ihren langen, seidenen Wimpern auf den ältesten Sohn deS Hause» und wünschte iHv ein kaltes, gleich- gültige» „Willkommen", während der Bersockkiere den Boden mit seinem Federhute fegte und sie artigst und freundlichst begrüßte. v--wunschene Prinzessin haft du denn in deinem Haus?" meinte er später leise zu seiner Mutter. Umilta fing diese Frage auf, und der ver drossene Blick schwand auS ihren schönen, braunen Sternenaugen. Der Soldat schien Verstand zu besitzen. Mrginio Donaldi war ein schöner, schlanker, dabei kräftiger Mann; mutig, klug und bei seinen Offizieren beliebt. Er diente jetzt schon seit sieben Jahren in dem Heer, hatte fast schon in ganz Italien in Garnison gestanden und unten in Sizilieu manch einen harten, blutigen Kampf mit Räubern auSgefochten. Auch in Rom war er schon aewesen. Jetzt hatte er die Seinigen seit vier Jahren nicht mehr gesehen und war unverhofft mtt Urlaub für einen ganzen Monat heimgekehrt. Natürlich, daß er jetzt der Held der Berge war, in denen er geboren worden, und seiner Mutter größter Stolz. Ein Bersagliere hier oben auf den Tannen höhm, ein Mann, der die Stadt deS Heiligen, vielleicht den Heiligen selber gesehen, der über daS Meer nach Sizilien und Sardinien ge fahren war und hundertfach in Lebensgefahr geschwebt — einen solchen Mam hatte MoS- ciano noch niemals gesehen. Wie ein Lauf feuer hatte fich die Kunde von seiner Ankunft durch daS ganz« Dorf verbreitet und dreiviertel der Einwohnerschaft war -usammengelaufen aus Neugier, und weil mm wußte, daß Signora Rosa bet festlichen Gelegenheiten freigebig ihre Küche und ihren Keller austhat. Ein großes Festmahl für den Wend zu be» retten, war eS freilich schon zu spät, aber da für setzte Signora Rosa ihren besten Wein und Brot und Ziegenkäse, soviel wie jeder haben wollte, auf den Tisch. Und Freude und Froh sinn sprach auS allen Gesichtern. Der einzige, der unter ihnen allen still und in fich gekehrt war, war der Bersagliere selber. Umilta aber hatte fich sobald als möglich, wie sie glmbte unbemerkt, ms der Küche fort zustehlen versucht und war die Stiege hinmf wieder in ihre Bodenkammer gegangen. Der Anblick deS über die tiefen, füllen Thäler segelnden Mondes war ihr lieber, als die aus gelassene Heiterkeit unter in der Küche. „Eine verwunschene Prinzessin," wiederholte sie fich mit leichtem Lächeln. Kein Wort in der Welt hätte ihr schmeichelhafter klingen können. Sie wußte zwar nicht gmz genau, was eine Prinzessin war, jedenfalls aber war eS etwas, waS in einem Palast wohnte. Sie hatte lesen gelernt, und der Hausierer, der die Berge mit seinem Maulesel-Gesvann durchfuhr und je nach der Jahreszeit wollene und leinene Waren, Nadeln, Knöpfe, Tücher und Heiligenbilder ver- kaufte, hatte auch manchmal billige Romanbücher bei fich, die sie ihm abnahm und die sie dmn verstohlen in ihrer Bodenkammer las. Der Soldat sah fich von ihnen allen allein nach ihr um und vermißte sie; er hatte unten ick Süden gar viele schöne Frauen gesehen, aber eine so schöne wie diese Magd seiner Mutter noch nie. „Wo ist daS goldhaarige Mädchen ge blieben ?" fragte er Donna Rosa, Wie sie beim Abendessen saßen. Signora Rosa blickte fich um. „Meinst du Umilta? Ist sie denn nicht hier? O, daS sieht ihr ähnlich. Lauft davon, wenn fich alles fröhlich versammelt. Wahr scheinlich sitzt sie wieder oben in ihrer Kammer." „Schläft sie in der Kammer oben?" wollte Mrginio wissen. „Natürlich — ist die Kammer nicht für sie gut?" ' ! „Aber wer ist sie denn eigentlich? Stammt N sie auS unserem Land? Ich habe sie auf meinem - letzten Besuch doch gar nicht gesehen." „Nein, lieber Sohn, sie kam auch später erst hierher. Sie diente bei dem Pfarrer, zu dem fie von den Jnnocenti gebracht ward, und als der Herr Pfarrer starb, nahm ich fie ctuS Er- barmen in meinen Dienst." „Sie ist also ein Findelkind, waS?" „Ja — ein Findelkind, das man auf den Stufen deS kleinen Bigallo in Firenzo ausgesetzt fand. Dabei ist fie stolz wie Luzifer — seien alle Heiligen gepriesen! — und ein sprödes, träges Geschöpf, daS ich nur auS Barmherzigkeit bei mir behatte." Mrginio schwieg und leerte langsam sein GlaS, sich dabei sagend, daß da» Mädchen in dem HauS seiner Mutter die schönsten Tage F wohl auch nicht verlebte. So sehr er seine Mutter lieb hatte, wußte er doch und hatte eS auf seinen Wanderungen nicht vergessen, daß fie eine scharfe Zunge besaß und daß e» kein Leichte» war, unter ihr zu dienen. „Und käme fie wohl jetzt auf Ersuchen wieder herunter?" fragte er endlich, von dem Verlangen ergriffen, da» stolze, schöne Haupt wiederzusehen.
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