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Auerthal-Zeitung : 20.10.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189710208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18971020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18971020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-10
- Tag 1897-10-20
-
Monat
1897-10
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 20.10.1897
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Werte von über 47 Mill. Mark! Diese enorme Summe haben wir ohne jeden finanziellen und wirtschaftlichen Vorteil an England in barem Gelbe allein für Kohlen bezahlen müssen. Die 'M an die Städte: t 17003S7 Tonnen 846 534 , 293 014 , 245 325 , 175124 . Grrichtsssalle. Dortmund. Vor einiger Zeit hatte daS hiesige Schwurgericht die Ehefrau Hammer- schmidt aus Hörde wegen Ermordung der Ehe frau Hesse, auf die sie wegen eine» Liebhabers eifersüchtig war, zum Tode verurteilt. Die von der Verurteilten eingelegte Berufung hatte nun den Erfolg, daß daS Reichsgericht daS Urteil aufhob und die Sache an das hiesige Schwur gericht zurückverwies. Diese erneute Verhand lung, die zwei Tage dauerte, endet« mit der Verurteilung der Ehefrau Hammerschmidt wegen Totschlags zu 15 Jahr Zuchthaus und 10 Jahr Ehrverlust. Die Frage nach Mord wurde von den Geschworenen verneint. Schweidnitz. DaS hiesige Schwurgericht hat den Bäckergesellen Beblo zum Tode ver urteilt. Beblo hatte in Waldenburg eine Dime erwürgt. Englische Kohle «ach Deutschland. AuS den Kreisen der westfälischen Groß industrie wird die Aufmerksamkeit ms die ge waltige Einfuhr von Kohlen und Roheisen aus England nach Deutschland gelenkt und daran der Wunsch geknüpft, bei den bevorstehenden Verhandlungen des Reiches mit Großbritannien über die Neugestaltung unserer handelspolitischen Beziehungen dieser Angelegenheft eingehendste Beachtung zu test werden zu lassen. „Was Englands Ausfuhr an Steinkohlen nach Deutsch land betrifft, so ist diese leider beständig im Steigen r fie betrug im verflossenen Jahre nach der amtlichm Stittistik 4 307 463 Tonnen im Summe haben wir ohr wirtschaftlichen Vortest .. - .... meisten Kohlen ging« Hamburg mit Stettin , Danzig „ Kiel Bremen „ Außerdem ginge» an englische« Koks ein: im Hamburger Freihafen 26 630 To. und im übrigen Deutschland 52 312 To. zusammen 78 942 To. Diese ganz gewaltige Einfuhr von englischen Brennmaterialien an unserer deutschen Nordküste gleich ihren 51. Hochzeitstag. Sie lebt be- kauntlich nicht mit ihrem Gemahl zusammen, aber fie leben doch beide in Paris, — so waren fie denn an diesem Tage zum Frühstück vereint, wie eL heißt auf Wunsch ihrer jüngsten Tochter, Prinzeß Eulalt« von Bourbon-OrleanS, die mit ihren beiden Söhnen, den Prinzen ÄlfouS und Ludwig Ferdinand, bei der Mutter zum Besuch weist und an dem Frühstück teilnahm. London. Im Kristall-Palast findet gegen wärtig eine Katzen-AuSstellung statt. 500 Stück achtzig verschiedenen Arten angehörige Tiere'find ausgestellt. Edinbnrg. Den Bemühungen der Ber liner, Bremer und Hamburger Polizeibehörden ist eS gelungen, die Poftdiebe zu verhaften, welche in einer stürmischen Nacht den Post schrank auf einem Dampfer in Hamburg er brochen und etwa 100 000 Mk. daraus ent wendet hatten. Die Einbrecher hatten fich nach Ausführung der That in einem abgelegenen Städtchen in Schottland ein UetneS Landhaus gekauft und lebten dort still und zurückgezogen. Auch der größte Teil des gestohlenen Geldes wurde noch in ihrem Besitz gefunden und konnte mit Beschlag belegt werden. Seitens der preuß. Regierung find bereits diplomatische Schritte unternommen worden, um die Auslieferung der Diebe zu erwirken. Bayonne. Ein furchtbares Unglück ereignete fich in einer in der Nähe der Stadt belesenen Gießerei und Schmelzerei. Der Chef-Ingenieur der Fabrik, Estrada, geriet dieser Tag« bei der Prüfung einer elektrischen Pumpe mit dem Arm zwischen die Treibriemen einer Maschine und wurde von dem Schwungrade zermalmt; die Gehirnmasse wurde von den Rädern bis zum Dache deS Gebäudes emporgeschleudert. Ra««b«ra a. G. Sin Milttärsonderzug «st Rekruten für da» Garde-Korp» lief am Donnerstag abend im Bahnhof Naumburg auf einen dort haltenden Güterzug auf. Personen wurden nicht verletzt. Der Militärzug blieb unbeschädigt; die fieben letzten leeren Wagen deS GüterzugeS wurden beschädigt, drei davon entgleisten. Die Schuld trifft den Lokomotiv führer deS Militärzuges, welcher da» Bahnhof»- abschlußfignal nicht beachtet hat. Hamburg. Der wegen Beleidigung deS Königs der Belgier zu acht Monat Gefängnis verurteilte Redakteur deS »Hamburger Echo', Reinhold Stenzel, ist gegen Stellung einer Kaution von 5000 Mk. au» der Haft entlassen worden. Trebbin. Bon einem wütenden Hengste getötet wurde in Nunsdorf der Bauernguts- besitz« Lehmann. Er hatte vor 14 Tagen einen Hengst gekauft, welcher gleich nach dem Ankauf schlug und biß. Mittwoch abend wollte Lehmann den Pferden daS letzte Futter geben, dabei sprang der Hengst auf ihn zu, zerriß die Kette und zerbiß ihm den linken Arm derart, daß er drei- bi» viermal gebrochen und ganz zerfleischt war. Auf daS Hiifcgeschrci des Unglücklichen eilten die Angehörigen herbei, konnten aber nur einen Schwerverletzten dem wütenden Pferde entreißen. Schon bei der Transportierung nach der Bahn, auf welcher er nach Berlin zur Charitce gebracht werden sollte, verstarb er. Beeskow. AuS dem Dorfe Sawall fuhr abends ein Fischer auf dem Schwielochsee. An einer grundlosen Stelle schlug der Kahn um, und der ins Wasser gefallene Fischer gelangte durch Schwimmen auf eine sonst seichte Stelle, die jetzt aber infolge deS hohen Wasserstandes überschwemmt ist. Bis an den Knieen im Wasser stehend, mußte der Arme bis früh sieben Uhr, also zwölf Stunden aushalten, bis er gesehen und in vollständig erstarrtem Zustand in Sicherhell gebracht wurde. Stettin. Der Tagelöhner Bernauer, der tm Laufe der Jahre nicht weniger als fieben Menschen vom Tode de» Ertrinkens rettete, starb jetzt an einem Leiden, daS er fich bet feinem letzten Rettungswerke durch den Sturz auf einen Pfahl geholt hat. Torgau. Der inhaftierte Bürgermeister Girth hatte fich bisher hartnäckig geweigert, sein Amt niederzulegen und auf jedweden PenfionS- anspruch zu verzichten. Nun hat er, daS Ver gebliche seines Widerstandes einsehend, freiwillig seinem Amte entsagt. Für die städtischen Ver hältnisse TorgauS ist das insofem von Wichtig keit, als nun mit der Neubesetzung der Bürger meisterstelle vorgegangen werden kann. Konstanz. In Konstanz kam man einer Spielhölle auf die Spur. Der frühere Inhaber des Cäfö Maximilian, L. Bauer, wurde ver haftet, well er mit seiner Frau hinter ver schlossenen Thüren Hazardspiele um hohe Be träge veranstaltet hatte. Bromberg. In Gollantsch lebte da» Ehe- paar MoSzynSki seit langen Jahren in glück- lichster Ehe. Die Ehefrau war 1817, der Ehe mann 1821 geboren. Dieser Tage erkranke der Mann, bald darauf legte fich auch die Frau nieder. Als am nächsten Morgen die Dienst magd ins Zimmer trat, fand fie die beiden Alten sanft entschlafen. Hand in Hand, wie fie gelebt, waren fie gestorben. Wie«. Ein lange gesuchter internattonaler Gauner ist hier verhaftet worden. Er nennt fich Ludwig Redegut und ist aus Bayern ge- bürtig. Der Verhaftete ist ein Professions- wohlthätigkeüSschwindler allerärgster Sötte und hat unter allen möglichen Namen mll allen möglichen falschen Pässen und Dokumenten sowie in allen erdenllichen Stellungen in allen Haupt städten geschwindelt. Auch in Berlin entwickelte er eine umfassende Thätigkeit. — Sm Freitag früh wurde in einem abgelegenen Hofe deS Landesgerichte» der zwei fache Frauenmörder Doleschall hingerichtet. Er Lenahm fich ruhig und gefaßt: die ganze Prozedur dauerte drei Minuten. Dem traurigen Ave wohnten nur wenige Personen bei. Pari». Die Königin Isabella von Spanien beging am 10. d. ihren 67. Geburtstag, zu Etn sonderbarer Prozeß. An einem Augusttage 1895 wußte ein Herr Jakob Berger in Budapest, der bis zum voran gegangenen Tage wohlbestallter Kommis in einem GroßhandlungShause war und entlassen wurde, den ersten Tag seiner Vakanz nicht besser anzuwenden, als daß er nach Ofen inS Dampfbad ging. Auf dem Wege dahin fielen ihm auf der Kettenbrücke drei Männer durch ihre Tracht auf, welche zeigte, daß fie Fremde auS einer oberungarischen Gegend seien, sowie namentlich durch ihre von heftigen Gestikulationen begleitete Konversation, die fie miteinander führten. Er ging den Leuten ohne jede Abficht nach und dadurch erregte er auch ihre Aufmerk samkeit. Zu seiner großen Ueberraschung löste fich plötzlich einer der Männer von seinen beiden Gefährten ab und sprach ihn mit den Motten an: „Sind Sie Herr Kernheim?" — Der also Angesprochene, dem weder der Mann noch die Art gefiel, wie er ihn anredete, entgegnete unwirsch: „Was geht daS Sie an? Lassen Sie mich in Ruhe!" und ging seine» WegeS Weller, worauf auch der andere fich wieder seiner Gruppe ««schloß. Wer beschreibt aber die Ueber raschung Bergers, al» bald darauf ein zweiter auS der Gruppe auf ihn zutrat und ihm zu flüsterte: „Nehmen Sie tausend Gulden?" Berger, der glaubte, der Mann wolle fich mll ihm einen Scherz machen, wies ihn barsch ab. Am Ende der Brücke angekommen, blieb daS Trifolium plötzlich stehen, und einer au» dem selben sagte: „Wir müssen ein Ende machen. Wollen Sie zehntausend Gulden, die Sie sofort auf die Hand bekommen gegen die Verpflich tung, allsogleich nach Pest zurückzukehren?" DaS Schweigen BergerS für dessen Zustimmung haltend, zog der Mann eine Brieftasche heraus und zählte Berger bare zehntausend Gulden in die Hand, der fich vor freudiger Ueberraschung nicht zu fassen wußte und sein Dampfbad im Stiche lassend, nach Pest zurückkehtte. Berger errichtete fich mit dem Gelds, das er so unver hofft erhalten hatte, ein Geschäft und eS ging ihm recht gut; allein daß er sein Abenteuer aller Well erzählte, gereichte ihm zum Unheil. Vor kurzem «hiev er nämlich ein Schreien von einem Ungvär« Advokaten, in welchem ihn derselbe auffordette, die zehntausend Gulden, die er von seinen Klienten in der Meinung er halten habe, er sei Herr Kernheim, sofort bei Vermeidung der Klage zurückzustellen. Dieselben hatten fich an jenem Tage zu einer Offertver- handlung um eine Gut-Pachtung begeben, bei welcher fie die Mitbewerbung jener Herrn Kem- Heim fürchteten, welchen fie durch den erwähnten Bettag zum Abstande vom Mitbieten bewegen wollten, und nun, da fie erfuhren, daß fie da» Geld einem Unrechten gegeben haben, fühlten fie fich berechtigt, dasselbe zurück zu verlangen. Da Herr Berger die Rückgabe deS Geldes ver weigerte , wurde der Prozeß tatsächlich gegen ihn eingeleitet und man ist in Juristenkreisen gespannt darauf, ob Berger zur Rückstellung deS Geldes verhallen werden wird. bietet nun unsere» Erachten» eia höchst dank bare» Objekt für den kommenden autonomen deutschen Zolltarif, um so mehr, al» wir da» düngende Bedürfnis haben, solche Geldsummen, wie fie die englische Kohleneinfuhr verschlingt, im Lande zu belassen und dafür unsere eigene Kohlen-Fvrderung zu steigern. Die »Rheinisch- Westfäl. Ztg.' gibt threr Ueberzeugung Ausdruck, daß selbst eine beträchtliche Erhöhung der deutschen Zollsätze auf Eisen und Kohlen nicht dem deutschen Konsumenten zur Last fallen würde, sondern auf die Produzenten deS Aus landes, die den deutschen Mark nicht werden ver lieren wollen, fich würde abwälzen lassen. ft für gewöhn ten Eisen, aS t daS tüchtige GemeiunShise« Gegen W«deukrampf genüg lich ein Schlüssel oder ein Stückt man an die Wade bindet. Auch , . Sterben der Waden oder daS feste Snstemmen die Füße an die Bettlade hebt ost den Krampf- Zuweflen aber und besonders bei älteren Per sonen ist daS Leiden hartnäckiger und in diesem Falle sollte man die Waden früh und abends (unmittelbar vor de« Zubettgehen) tüchtig «st kaltem Wasser abreiben. Werden dadurch alle die Anfäll« nach mrhttägigem Gebrauch nicht gehoben, so empfiehtt fich, um die Waden un mittelbar vor dem Niederlegen ein in kalte» Wasser getauchte» und wieder etwas auigewun- dene» Handtuch zu wickeln und darauf ein ttockes Handtuch oder einen Flanellsttelfen zu befestigen. ES stellt fich sehr bald an der ein gehüllten Stelle eine feuchte Wärme ein, die sehr wohlthättg wirkt. DaS Abreiben der Waden mtt kaltem Wasser sollte dabei nicht versäumt werden. Nach der Anwendung desselben muß man fich warm Haven. Wte man aus alte« Rah« schmackhafte Butter gewinnt. In kleinen Wirtschaften mll wenigen Kühen dauert eS oft längere Zell, ehe man soviel Rahm zusammen hat, um buttern zu können. Dadurch nimmt der Rahm leicht einen bitteren, unangenehm strengen Geschmack an. Setzt man derartigem Rahm auf 1 Liter 30 Gramm Kochsalz zu, so gewinnt die Butter durch diese Beimischung nicht nur an Geschmack, sondern wird auch fester, und überdies erleichtert der Salzzusatz auch daS Buttern. In der Butter bleibt etwas Salzgehalt zurück, waS man beim Salzen nach dem Waschen berücksichtigen möge. Ktmtes Allerlei. Die Liefe der Schweizer See«. Im Anschluß an eine Zusammenstellung der.Schweizer Bauzeitung' macht das .Luzerner Tagblatt' nach stehende Angaben über die Tiefe der Schweizer Seen: Langensee 365 Meter, Genfer See 310, Luganer See 288 Brienzer See 261, Bodensee (inkl. Untersee) 252, Thuner See 217, Vier- waldstädter See 214, Zuger See 198, Neuen burger See 153, Wallensee 151, Zürichsee 143, Sempacher See 87, Puschlaver See 84, Aegeri- See 83, Bieler See 78, Silvaplaner See 77, Silser See 71, Baldegger See 66, Samer See 52, Muttensee 49, Hallwiler See 48» St. Moritz« See 44, Pfäffiker See 36, Greifensee 34, Joursee 34, Lowerzer See 13. Die größte Tiefe deS Vierwaldstätter SeeS beträgt im Urner See 200 Meter, bei GerSau 214, bei WeggiS 151, im Trichter 112, im Küßnachter See 76, im Mpnacher See 35. Der neueste Gigerlgruft. Wer hätte eS geglaubt, daß fich die Mode auch noch der uralten, biederen, deutschen Sitte des Hand schlages bemächtigen werde. Und doch ist eS so. In der letzten Zett konnte man ost genug geckenhaft gekleidete, junge Leute sehen, welche ein merkwürdiges Exerzitium auffühtteu. Wenn fich zwei trafen, reckten fie gleichzeitig ihre rechten Hände hoch empor, ließen fie dann aus der Lust niederfallen und vereinigten fie schließlich zu einem Händedruck. Die Mode, welche nun aber einmal von dem Handschlage Befitz er griffen, blieb dabei nicht stehen. In England, wo der Snob, der Urahn unseres Gigerl», zu Hause ist, zerbrachen fich seitdem viele junge Leute ihre wetten Köpfe darüber, ob denn der Händedruck nicht noch „eleganter" zu gestalten sei. Und eS ist der Denkmchett dieser Wackeren auch gelungen, eine neue Grußart au erfinden, die fich auch bei der Verehrung, die jetzt in Modesachen allem Englischen zu teil wird, bald den Weg zu un» bahnen dürste. Viel Er findungsgabe ist den Entdeckern derselben aller dings nicht nachzurühmen. Sie haben die frühere nur einfach in ihr Gegenteil verwandelt. Statt von oben herab, wird jetzt von unten hinauf Handschlag gemacht. Die beiden Grüßen den fahren mtt der Rechten empor und vereinigen dann ihre Hände. Also aufgepaßt, daß fich ja niemand bet einem veralteten Handschlag be treffen läßt. Besonders die altdeutsche Art desselben, wobei fich zwei Leute die Hände wagrecht entgegenstreckten, fie dann vereinigten und derart schüttelten, daß die Arme in den Achselgelenken knackten, ist durchaus anstößig. Arbeit. Bettler (zu einem ältlichen Herrn, der fich auf einer Veranda mtt einem Zweirad zu schaffen macht): „Ach, verzeihen Se nur, lieber Herr, können Se mir vielleicht sagen, wie ich Arbeit kriegen kann?" — Mr. Grumbler: Jawohl — kaufen Sie fich ein Zweirad und suchen Sie'S rein zu Haven." gesessen, gesprochen habe; dann wäre der Vikomte zurückgekehtt und hätte fich auf sein Zimm« begeben. Sm Montag mittag sei der Vikomte abgereist, und er hätte nicht brmerkt, so sehr er auch aufgepaßt habe, ob derselbe noch inzwischen mtt dem Henn van Habermeister in Verbindung getreten sei; wohl sei ihm aber durch Zufall eine Mitteilung über den Vikomte geworden, die eben so Vitt Auffälliges habe, wie der nächt liche Besuch desselben bei dem Henn van Habermeister. „Der Kellner erzählte mir nun, er habe, als der Vikomte abgereist sei, denselben zum Wagen beglettet; als er dann inS Hotel -urückgegangen sei, hätte der Fremdenführer Winkelmann in der Halle gestanden und fich nach dem Namen deS Sbreisenden erkundigt; als der Kellner ihm gesagt hab«, eS sei der Vikomte de Rochat, Ritter der Ehrenlegion, hätte Winkelmann in feiner trockenen Wesse bemerkt: „Ritter der Spitzbubenlegion." Und als ihm dann der Kellner indigniert erwiderte, wie er fich solche Aeußerung über einen Gast der Hotels erlauben könne, hätte Winkelmann mtt den Achseln gezuckt und enwegnet: „Ich werde Ihnen sagen, was ich gesehen habe, vielleicht find Sie dann auch meiner Meinung." Winkelmann hab« nun er- zählt, daß er mtt zwei Engländern, die von Potsdam herüber gekommen waren und ihn -um Führer angenommen hatten, am Sonntag abend den Srollscheu Garten besucht habe. Die Herren, also auch er, hätten ziemlich nahe dem SuSgauge de» Garten» Platz genommen und ganz in seiner Nähe an einem Tische hätte der Vikomte und ein Herr gesessen, der Kleidung nach ein Geistlicher, der ein äußerst frommes Seficht geschnitten habe. Beide Herren hätten nicht zusammen gesprochen, sodaß er, Winkel mann, angenommen habe, dieselben wären fich vollständig fremd. Nach etwa einer halben Stunde sei ein Herr, der viel Aehnlichkeit mit dem Vikomte habe, nur jünger sei, in Beglei tung einer großen blonden Dame in den Gatten gekommen und beide hätten etwa dreißig Schritte von dem Tische «entfernt, an welchem der Vikomte gesessen, ihren Platz genommen; dieser sei dann ausgestanden und hätte fich in die Nähe deS Orchesters gestellt. Bald darauf wäre der Herr, der mtt der Dame gekommen» auch nach dem Orchester hingegauaen, habe fich neben den Vikomte gestellt und diesem etwas in die Hand gedrückt. Nach kurzer Zett sei er wieder zu seiner Begleiterin zurückgekehtt, hätte plötzlich nach seiner Uhr gesehen und mtt der Dame einige Worte, augenscheinlich sehr dring lich, gesprochen. Dieselbe hätte fich sofort ent fernt, sei erst nach geraumer Zett Wieder aekommen und hätte dem Herrn einen Gegen stand zugesteckt; dieser sei wieder zu dem Vikomte gegangen, habe einige Augenblicke sich nahe an diesen herangemacht, worauf der Vikomte vom Orchester fort und, ohne den Prediger zu be achten, au» dem Satten gegangen sei. In diesem Augenblick hätte er, Winkelmann, nach dem Tische htngesebev, an welchem der Prediger allerdings noch gesessen, ab« mtt einem so ver änderten Gesicht, daß derselbe kau« wieder zu erkennen gewesen; jeder Ausdruck von Frömmig keit wäre verschwunden gewesen und er hätte eine wahre Galgenphyfiognomte erblickt, Üstig grinsend. Im nächsten Moment habe sich aber auch schon dieser Ausdruck wieder verändert und der fromme Herr hätte mtt salbungsvoller Miene dann sehr bald den Satten verlassen. Auch seine, WinkelmannS, Herren, die Engländer, wären aufgebrochen; er habe dieselben nach dem Potsdamer Bahnhof begleitet und dort hätte er den Herrn Vikomte bemerk, der zweiter Klasse gefahren, während der Prediger bescheiden in einem Koupee dritter Klaffe seinen Platz ge nommen habe. „Der Kellner bestätigte mir noch," schloß Herr M., „daß der Vikomte wirklich in der Nacht zum Montag nicht im Hotel geschlafen habe: etwa um 10 Uhr 45 Minuten am Montag vormittag sei er angekommen, habe schleunigst seine Sachen gepackt und sei dann, wte ich Ihnen schon mttgeteut, mtt dem Mittagszuge nach Leipzig abgereist." „Wohnt der Herr van Habermetster noch in Ihrem Hotel?" fragte ich. „Nein, er ist Dienstag abend mtt dem Kourierzuge nach Hamburg gefahren," ent gegnete Herr M., „aber ich habe Ihnen über denselben noch zu berichten. Ich stand am Dienstag nachmittag um vier Uhr mit einem Freunde in der Behrenstraße im Gespräch, da bemerke ich vier bis fünf Häuser von mir einen Herrn mtt dem Rücken zu mir gewandt, der jemand zu erwarten schien. Mir kam der Herr bekannt vor, die ganze Hattium, die Bewegungen; ich war überzeugt, daß ich mtt demselben in letzter Zett noch in Berührung gewesen sei, ohne daß ich mk sagen konnte, wo. Meine Aufmerk samkeit wurde jedoch im Laufe des Gespräches von dort abgelenkt, und als ich zufällig nach zehn Minuten wieder hinsah, bemerke ich gleich gültig, daß auS dem Bankgeschäft von M. u.Komp. ein Herr kam, anscheinend ein Geistlicher, und langsam bei jenem dort Stehenden vorüberging, demselben fast unmerllich sehr freundlich zu nickend. Gleich darauf wandte fich der Herr um, alS wolle er dem Geistlichen folgen und ich erkannte in diesem Augenblick, daß e» Herr van Habermeister sei; derselbe muß auch mich bemerkt haben, denn eilig hiev er fich daS Taschentuch an sein Gesicht, ging schnell über die Straße und dann erst dem Prediger nach. Hatte ich vorher den Herrn van Habermeister nicht erkannt, so ist dies mir dadurch erklärlich, daß der Herr von Natur hellblonde» Haar hat, welche» er sehr kur-geschnitten wägt, während der dort Stehende üppige», hellbraunes, in» Rötliche schimmerndes Haar hatte. Ich habe nun gesagt, wa» ich gesehen habe, möchte aber meine Aussage nicht beschwören, e» ist immerhin möglich, ich habe mich betreffs deS Henn geint." „Sie haben fich nicht geint," entgegnete ich, „und haben mk ein sehr schätzbare» Material geliefert ich bleibe für immer Ihr Schuldner. Ab« ich habe noch eine Bitte in dies« An» geleaenheit: eS liegt mir daran, die Handschrift der beiden Herren kennen zu lernen, und ich möchte die Namen, welche jene in da» Fremden buch «ingetragen haben, durchzeichnen lassen; ich würde Ihnen zu diesem Zweck einen jung« Mann heute abend um 6 Uhr, wenn e» dann Ihre Zeit erlaubt, -»schicken." Har M. nickte zustimmend. S« , (Fortsetzung folgt.)
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