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Auerthal-Zeitung : 10.10.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189710103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18971010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18971010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-10
- Tag 1897-10-10
-
Monat
1897-10
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 10.10.1897
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Politisch« Uxdfch«. * Der Aufenthalt de» »alser» in Hubert »»stock wird noch etwa zehn Tage dauern. * Der vu«de»rat trat nach «ehr» monatigen Ferien am Donnerstag wieder zu sammen und wird zunächst seine bestehenden Ausschüsse neu bilden. * Die Verleihung de» Schwarzen Adler-Orden» an den österreichischen Bot schafter in Berlin v. Szügyeny wird t« .Reichsanzeiger' veröffentlicht. «Nach dem vorliegenden Material zur Beurteilung der künftigen Reichsfinanzen werden unter gleichbleibenden Verhältnissen die beiden nächsten Jahre einen Ueber- schuß von ungefähr je 74 Millionen Mark ergeben, die dem außerordentlichen Etat -»geführt werden könnten, so daß voraus sichtlich Anleihen nur in sehr verminderter Höhe aufzunehmen sein dürften. Ob mit diesen Ueberschüssen die Forderungen der außerordent lichen Etats gedeckt sein würden, hängt davon ab, was die Marineverwaltung bean sprucht und waS ihr bewilligt wird. In An knüpfung an diese Mitteilung wird noch be merk, daß nach Versicherung an autoritativer Stelle die Schuldentilgung durch die Marineforderung kaum berührt würde. "Dem Bericht des Generalberichterstatters für die Marine ist zu entnehmen, daß für Neubauten 102 Millionen, gegen fünfund achtzig Millionen im Vorjahre, für Ausbesse rungen 30'/. Millionen gegen 2S Millionen vorgesehen seien. Der Privatindustrie sollen für Neubauten 34 Millionen und für Ausbesserun gen 16 Millionen übertragen werden. DaS Marine-Budget stellt sich ganz bedeutend höher, «IS eS die Regierung vorgesehen hatte. * Daß dem Reichstag ein Gesetzentwurf über die Entschädigung unschuldig Ver urteilter vorgelegt werden soll, wird von der »Post' bestätigt. Der Gesetzentwurf soll bereits in der nächsten Zett an den BundeSrat gelangen. * Dem Vernehmen nach wird die vor län gerer Zett angekündigte neue Konferenz zur Revision der vom Reichsversicherungsamt ent worfenen Normal-UnfallverhütungS- Vorschriften für landwirtschaftliche Betriebe demnächst einberufen werden. * Im Reichsamt deS Innern war bekanntlich ein Entwurf gesetzlicher Bestimmungen zur Regelung der Stellenvermittelung für SchtffSleute als Ergänzung der See mannsordnung auSgearbettet worden. Die mtt der Beratung der SeemannSordnung betraute Kommission deS Nautischen Vereins hat auch zu diesem Entwurf Stellung genommen. Nach ihrer Ansicht würde der Weg, den SeemannS- ämtern bei der Stellenvermittelung eine her vorragende Rolle zuzuweisen, nicht zum er wünschten Ziele führen. Vielmehr sollte dahin gewirkt werden, daß in den einzelnen Hafen plätzen von den Reedern gemeinschaftliche Heuer- büreauS errichtet würden, um auf diese Weise die Auswüchse, die sich bei der gewerblichen Stellenvermittelung gezeigt haben, zu beseitigen. Die im Entwurf vorgeschlagenen Bestimmungen über die Kontrolle rc. der gewerbsmäßigen Stellenvermittelung begegnet keinem grundsätz lichen Bedenken. "In betteff der Hilfsaktion für die Ueberschwemmten wkd aus Bayern mit geteilt, daß dort große Mißstimmung herrsche, weil bei der Verteilung von Liebes gaben daS Berliner Zentral-Komitee Nieder- Bayern ganz übersehen habe. DaS sei nicht geeignet, den „Reichsverdrub" heben zu helfen. Oesterreich-Ungarn. *Die politische KrisiS in Oester reich hat sich durch den fast sicher bevorstehen den Austritt der katholischen Volkspartei aus der Parlamentsmajorität sehr verschärft. Der Austritt erfolgt infolge deS am Dienstag gestellten Antrages auf Neuregelung der Sprachenfrage. Frankreich. *,Daily Mail' meldet au» New Dark, daß Frankreich derbrastlianischenRegie- rung betreff» d« Greuzstreitigkeiten edl Ulti matum zugesandt habe. Die» hat in Brasilien große Unruhe hervorgerufen, und die dortig« Regierung ersuchte deshalb die Schiffsbau« um s^euni^e, Fertigstellung der ihnen übertragenen Engi«». «Beim englischen Au»wärtigen Amte in London ist ein Telegramm eingelaufen, welche» besagt, daß dn König von Benin nach Old Calabar gebracht worden ist. Bon den sieben Führern, die für die Ntedermetzelung d« britischen Abteilung im Beginn diese» Jahre» verantwortlich waren, sei ein« vor d« Unter suchung gestorben, zwei hätten Selbstmord be gangen, zwei seien hingerichtet und einer nicht gefangen genommen worden. Der König habe offenbar an d« Ntedermetzelung keinen Anteil gehabt. Italien. * Kapitän di Cola ist zum Vertreter Ita lien» beim König Menelik ernannt worden und ist am Donnerstag nach Afrika abgereist. "Auf Grund ein« Regierungsverordnung, die politische Ansammlungen inKirchenver- bietet, wurden die Bischöfe durch die päpst liche Curie angewiesen, bei dem ersten Verbot die Gerichte anzurufen, um feststellen zu lassen, daß die Kirchen keine öffentlichen Räumlich ketten seien. Schweden-Norwegen. * Schon vor einigen Tagen wmde auf die wachsende Bedeutung dn norwegischen StorthingSwahlen hingewiesen, bei denen die Linke auf dem besten Wege sei, nicht nur eine stark vergrößerte Mehrheit, son dern eine solche von zwei Dritteln zu erlangen. Die neuesten Drahtmeldungen bestätigen diese Auffassung. Jetzt hat die Linke auch die Stadt Stavanger und daS Amt BuSkerud erobert. Dadurch hat sie einen erneuten Zuwachs von fünf Sitzen (im ganzen bisher 14), so daß zur Zweidrittelmehrheit nur noch weitere vi« bis fünf zu «obande Mandate gehören. In Christian!« verlautet, daS Ministerium werde schon in den nächsten Tagen zurücktreteu. Sdanien. "Der neue Ministerpräsident Sagasta hat die Häupt« der liberalen Partei, sowie die Vertreter der liberalen Presse empfangen, die ihn zum Abschluß der Kabinettsbildung beglück wünschten, und ihnen erklärt, die erste Sorge der neuen Regiemng werde neben der Be endigung des kubanischen Aufstandes die Regelung d« Finanzfrage bilden. Die Regierung werde den CorteS eine offene Dar stellung der Finanzlage, die die Konservativen stets verschleierten, zukommen lassen. Bezüglich CubaS, von wo Äeyler freiwillig oder auf Befehl fortgehen müsse, werde die Regierung bis zur Bewilligung der Selbstverwaltung gehen, jedoch eine Einmischung Nordamerikas ablehnen. Fern« soll eine Untersuchung über die angeb. liche barbarische Behandlung der An archisten im Gefängnisse von Montjuich ein geleitet werden. Balkanstaate,. "Wie aus Athen gemeldet wird, find zu Mitglied«» d« Kommission für die Absteckung d« neuen türkisch-griechischen Grenze die Obersten LykondiS und Palli er nannt worden. * Die Wiederherstellung geordneter Zustände inKreta scheint auch nach er folgtem FriedenSschluffe noch längere Zeit in Anspruch zu nehmen, da die Pforte nicht mit Unrecht um die Gestaltung d« Geschicke der mohammedanischen Bevölkerung besorgt ist. Die Ausschreitungen der christlichen Kreter, zumal d« Zwischenfall im Piräus, werden zur An wendung energischer Maßregeln Veranlassung geben. "Im bulgarischen Ministerium kriselt es schon Wied«. Zunächst ist e» zu Reibungen zwischen dem Finanzminister und dem Kriegsminist« gekommen, weil letzt«« mit den von jenem geplanten Ersparungen nicht ein verstanden ist. Außerdem scheint die Berufung des Dichters Wasow auf den Posten des Kultus ¬ minister» «in Mißgriff «west, zu sei«. Der selbe hat den langjährigen und routinierten Generalsekretär de» UnterrichtSreffort« verab schiedet, angeblich weil derselbe früh« einmal eine Untttftützung zur' Drucklegung eine» d« Werke Wasow» verweigert hat. Eine edle Rache, würdig eine» Dichter-Minister«. Amerika. * Au» Brasilien wkd gemeldet, daß die Stadt Canudo» von den RegierungStrupven ge nommen und Tonseilhero, der Führ« der Fanatiker, gefangen genommen worden ist. «sie». "Der Feldzug gegen die Mohmand» in Nordwest-Jndien ist, so heißt e» au» englischer Quelle, zu Ende. D« Angriff auf Schabkadr im letzten Monat ist gerächt und da» britische Ansehen im Lande Wied« hergestellt. Jnnerhalb drei« Wochen find 72 Türme und 40 FortS in Trümmer gelegt worden. Acht hundert Säbel und 1100 Gewehre, darunter manche Hinterlad«, find ausgeliefert und eine große Bubesumme ist einkasfiert worden. Der neueste Vn«a«aprO-est. Durch Pslichtwidrigkett eine» Beamten, wie sie im französischen Gerichtswesen Vst« vor kommt, ist d« Paris« Matin' im stände, die ganzen Anklageakten in dem neuen Panama prozeß zu »«öffentlichen. DaS Dokument, welches acht große Spalten de» Blattes füllt, beginnt mit d« Geschichte deS Kanalbaus und sein« finanziellen Schwierigkeiten von 1881 bis zum 28. April 1888, wo die Kamm« die LoS- anleihe bewilligte. Srton war im Jahre 1885 durch eine Frau Renez mtt dem damaligen Senator und jetzigen Abgeordneten Naquet be kannt geworden. Durch Naquet» Vermittelung wurde d« gänzlich ruinierte Arton Gennal agent d« Dynamttgesellschast auf dem JsthmuS von Panama, den er zweimal besuchte. Auf einer sein« Reisen machte er die Bekanntschaft von Charles de LeflepS und versprach diesem seine Unterstützung, nm beim französischen Par lament die Erlaubnis zu ein« Losanleihe aus zuwirken. Im August 1887 empfing Charles de LessePS in Gegenwart deS BaronS von Reinach Arton in Parts und nach den hier ge troffenen Vereinbarungen «hielt Arton nach seinem eigenen Geständnis teils von Reinach, teils von der Panamagesellschast im ganzen 2121625 Frank zur Beförderung d« Los anleihe und unter der Bedingung, daß er über ihre Anwendung nicht schriftlich Rechenschaft zu geben habe. Dem Gericht liegen denn auch nur drei Aufzeichnungen ArtonS vor, die er zum eigenen Gebrauch gemacht hatte, und deren Wert als Beweismittel sehr gering ist. Die Anklage stützt sich auch auf diese drei Listen, die Namen von Parlamentariern und verschiedene Zahlen enthalten, nur da, wo ihre Angaben eine ander weitige Bestätigung gefunden haben. Für Naquet gründet sich der Verdacht d« Bestechlichkeit auf folgendes: Arton versichert, daß er Naquet am 17. oder 18. Juli 1888 1ÜO OOO Frank über- geben habe. Nun ist nachgewiesen, daß Arton kurz vorher bei d« Panamagesellschaft einen Check von 1130000 Frank eingelöst habe, und daß Naquet am IS. Juli bei d« Bank Roth schild in seinem eigenen und im Namen deS mit ihm »«wandten Fräulein Rosty 50000 Frank deponierte. Durch daS Zeugnis der Panama verwalter Cottu und Fontane ist fern« festge stellt, daß Naquet am 21. März 1888 100 000 Frank für die Kaffe d« Boulangisten erhielt und dafür mtt dem falschen Namen Merciü quittierte. Am gleichen Tage deponierten Naquet und Fräulein Rosty bei Rothschild 50 000 Frank, deren Herkunft unerklärt geblieben ist, und für welche bald darauf brasilianische Staatspapiere «»gekauft wurden. Die Rechtfertigungsschrift, die Naquet von London aus eingescbickt, be hauptet, daß jene Summen vollständig für die boulangistische Propaganda verwendet wurden, daß aber Naquet aus Diskretion keine näheren Angaben machen dürfe. Naquet behauptet darin auch, daß « im Frühjahr 1888 als Boulangist keinen Einfluß auf das Votum der Kammern gehabt habe, ab« aus seinen Briefen an Arton aus dies« Zeit geht deutlich hervor, daß Naquet beständig t» Parlament für den Panmmr arbeitete. D«» U«h «Ad Faru. Heydekr»-. Sine Kulturarbeit von hervor ragend« Bedeutung ist in diesen Tage» hi« i» Angriff genommen worden. Da» bei Heydekrug gelegene, 130000 Morgen große Hochmoor soll trocken gelegt und zu urbarem Boden uurge- wandelt werden. Dazu ist mm am 20. Sep tember der erste Spatenstich gemacht und zwar zuerst zur Herstellung eine» Kanal» von zwölf Met« Breite und drei Meter Tiefe, in de« sich da» Moorwaff« sammeln soll. Zur AuSfühnmg diese» ProjetteS find Strafgefangene de» Inster burg« Gefängnisses hageschickt worden. Wittenberg. Da» Wappen d« Stadt Wittenberg hat durch den Kais« eine keine Veränderung «fahren. Die in dem Wappen bisher flach gehaltenen Türme find jetzt rund lich und plastisch gestaltet, und üb« dem Wappen ist eine ebenfalls plastisch gestattete Mauerkrone angebracht worden. Hamburg. Auf dem ostafrikanischen Dampfer „Kanzler," d« am Donnerstag hier etnttaf, hat d« SchiffSschlächer unterwegs im Streit den Schiffskoch «stochen. D« Mörder wmde sofort in Eisen gelegt. LandSberg a. W. In einer stark be suchten Versammlung des hiesigen Gewerbe- und Handwerk« - VneinS erklärten die anwesenden zahlreichen Damen, gegen die Mode deS Vogel- balgttagen» auf dem Hute mtt aller Entschieden heit Front zu machen. Durch Unterschrift ver pflichteten sie sich, keinen solchen Hutschmuck zu tragen und auch in weit««» Bekanntenkreisen in diesem Sinne d«S Vogelschutzes zu wirken. (Bravo!) Blankenburg a. H. Ein frecher Raub wurde in der Nacht zum Sonntag im Nachbar dorfe Heimburg verübt. D« Gemeinde Ein- nehm« Brendel kam abends gegen 11 Uhr von d« Besorgung seiner Geschäfte als Barbi« aus dem Dorfe zurück und öffnete den Geldschrank, um noch einige dienstliche Arbeiten zu besorgen. Plötzlich wurde « von zwei ««mummten Männern überfallen, die dann aus dem Schrank eine Kassette mit 10000 Mk. raubten und ver schwanden. Essen. „Erzherzog" Emil Behrend ist einst weilen stellen- und mittellos bei seinen Elter» in Kronenberg, doch soll « beabsichtigen, sich im Ausland eine Existenz zu verschaffen nnd als dann seine von ihm gewaltsam getrennte Ge liebte Maria HuSmann zu ehelichen. Es soll dies auch d« Wunsch der beiderseitigen schwer bloßgestellten Verwandten sein. Behrend be suchte die Realschule in Esten und bildete sich spät« durch Selbststudium in den neuen Sprachen wett« auS; er soll geläufig französisch, englisch und spanisch sprechen. Er ist von den sechs Kindern deS Behrendschen Ehepaares daS einzige, das eine bessere Schulbildung genossen hat. Ein Bruder ist Schloff« bei Krupp, eine Schwester ist Ladenmädchen in Essen und die drei übrigen Kinder besuchen die katholische Volksschule in Altendorf. Die Sucht, gern eine große Rolle zu spielen, ist nach Aussagen voir Leuten, die ihn genau kennen, stets bei ihm hervorgetreten. Maria HuSmann soll ihm die Mittel zu seinen abenteuerlichen Plänen heimlich verschafft haben. Schweidnitz. Ein unterirdischer Gang wurde bei den Schachtarbeiten für den Bau des Per- bindungsgleiseS zwischen den beiden Bahnhöfen aus dem Neumühlwerke aufgefunden. Er dürfte auS der Zeit der Religionskämpfe in der Stadt Schweidnitz während deS 30jährigen Krieges stammen. Wahrscheinlich ist d« aufgefundevs Gang ein Teil deS unterirdischen Ganges, der zur Zett deS 30jährigen Krieges und auch noch nachher vom Grundhof in Schweidnitz nach dem Schloßpark im benachbarten Croischwitz geführt haben und von den evangelischen Be wohn«» der Stadt Schweidnitz, die heimlich ihre Andachten zur Zeit deS 30jährigen Krieges im Schlöffe zu Croischwitz abhielten, benutzt worden sein soll. Bei Anlage der Festungs werke um Schweidnitz durch Friedrich den Großen in den Jahren 1747—1753 wird dieser Gang teilweise -«stört worden sein. „Ja," antwortete Kurt, „eS paßt auf ihn. ES hat alles so kommen müssen. Sonst wärest du ja auch nicht mein." Jetzt fiel auch Gesa daS richtige Wort für ihren allen Freund ein. Sie ging zu ihm, schlang den Arm um seinen HalS und sagte innig: „Onkel Barnekow, siehst du es denn nun nicht ein, daß die Kugel aus seiner Pistole nicht nur den Baron, sondern auch den alten Ralf getötet hat, damit d« neue aus diesem Blut- und Feuerdade auferstehen könne? Nun gibst du doch gewiß von Herzen deine Einwilligung zu seinen Reisen, denn im Grunde bist du eS ja selbst, der durch seinen Sohn die Neuerungen im Lande einführt. Also Onkel Barnekow, gibt eS jetzt kein Widerstreben mehr, und was wirst du nun zu dem allen sagen?" Da lachte d« Alte, streichelte ihr die Wangen und antwortete mtt dem vor Jahren so ost von ihm gehörten Scherzwort : „Na, denn man rin in't Bergnäugen!" 12. Sm nächsten Tage traten d« Dottor, Eggert und Ralf die Heimreise an. ES war hohe Zeit. Vier Tage hatte ihre Abwesenheit gedauert und daS war noch nie vorgekommen. Ralf hatte jetzt wett umfassendere Reisevorberettungen zu treffen, al» vorher, er fühlte, jetzt «st habe er bei seinen Plänen wirklichen Grund und Boden unter den Füßen, seit die Sache d« künstlichen Fischzucht gewissermaßen eine offizielle und « ihr Vertreter geworden war. Aber noch etwas anderes beschäftigte seine Walf Warnekorv. 22j Eine mecklenburgische Erzählung v. A. v. d. Osten. <S»rtsr»ung.) „Nun also," ergänzte Sell kaltblütig, „dann war'S eine höhere Schickung, um einen Schuft zu strasen. Sie dürfen sich also zufrieden geben, alt« Herr." Er sprach noch, da wurde die Thür auf gerissen und Ralf stand im Zimm«, kein« wußte wie. Er schleuderte seinen Hut in die Ecke, streckte seine Hände aus und jauchzte: j^tater — Gesa — Onkel Dottor Wie sie ihn umringten, wie sie üb« ihn herfielen mtt Fragen und Rufen. Eggert und der Doktor hielten seine Hände, daS konnten sie ja sehen, daß « nicht» Schlimme» zu berichten hatte, und er «zählte ja auch schon. Frei, frei, und nicht das allein! Nicht nur begnadigt, sondern sogar auch begünstigt, unterstützt, auf die erste Sprosse der Letter gehoben, die ihm so mühselig zu «klimme« gebäucht hatte. „Fat dt man irp!" sagte sein Bat«; ab« « zitterte selbst wie ein Bäumchen im April- »""ner, so freudeahnend. a, da» war ein anderer Ralf, so wie « and, hochgehoben und leuchtenden Antlitze», der von diesen letzten Jahren. „Steh' ihn doch an," flüsterte Gesa Kurt zu, „fällt dir nicht d« »er» von Goethe ein, den wir neulich lasen: „Und so lang' du da» nicht haL Liese,: Stirb und Werde, Bist du nur ein trüber Gast Auf der dunklen Erde." Gedanken. Hinter ihm lag ein Irrtum, dessen Erinnerung ihm die Röte der Scham in die Wangen meb. Gott sei Dank, daß kein« darum wußte, als « allein. Bor sich aber glaubte er eine Aufgabe zu sehen, deren Erfüllung alle seine Beschämung auslöschen konnte. Unablässig, fett « sich selbst wiedergefunden hatte, schwebte ihm WendelS Bild vor, wie « sie im Walde ge sehen, so »«ändert, so traurig und sanft. Immer hörte a ihre bittende Stimme: „Hast du kein anderes Wort für mich? — Habe mich nm ein wenig lieb, — ein wenig nur!" Er hatte ihr versvrvchcn, sich ihr« anzu nehmen, a mußte sein Wort Haven. Aber ander», als er eS damals gedacht hatte. Er meinte, ihr zu einem guten Fortkommen behülf- lich sein zu wollen, ihr vielleicht gar einen braven Mann zu verschaffen. Ab« jetzt wußte « plötzlich, daß daS für Wendel keine Wohllhat sein würde. Die Augen waren ihm eben aufgetkan worden. Sie batte ihn wahrhaft lieb, und waS war «, daß sie zu schlecht für seine Frau sein sollte? Auch die beiden Alten auf dem rasch heim wärts rollenden Wagen sprachen nicht viel, nur gelegentlich fragten sie einand« mtt bedeutungs vollem Lächeln: „Wat sei wull tau Hu» seggen warden?" Sie wußten am besten, ob da» eine wichtige Frage sei — denn sie kannten ihre Landsleute. TS wm viel Reden» üb« all« die seltsamen Ereignisse auf d« Fischeriusel gewesen fest dem Besuch de» LandeSH«rn. Im allgemeinen neigten sich die Ansichten noch sehr denen Eggert BarnekowS zu, was die Mißachtung deS Neuen betraf. Ueber Ralf hatte man stark den Kopf geschüttelt; al» « aber gm auf Reisen ging, da entfesselte sich die stille Mißbilligung in einem Sturm der Entrüstung über eine solch' unerhörte Idee. Zudem wußte man ja gar nicht, wozu dieses Vornehmen dienen sollte? — WaS in aller Welt wollte Ralf Barnekow auf Reisen? Man erschöste sich in neugierigen Vermutungen, man riet hin und her, und wcny nicht d« od« jener Kopf dabei wirklich zn- brach, so wm e» sicherlich nicht seine Schuld. Zuletzt wurde man ärgerlich und schalt auf die Keheimthuerei, denn über den eigentlichen Zweck d« Reise bewahrten die Beteiligten noch strenge, Verschwiegenheit, so viele Falle» man ihnen auch stellte. Die Neugierde steigerte sich zum Fieber. Man kam abends bei Kannegießer zusammen, nicht um wie sonst zu politisieren und Whist oder Billard zu spielen, sondern um darüb« Rat zu halten, wie Ralf darauf käme, auf Reisen zu gehen. Er, so meinte mancher, wäre selbst wohl nie darauf gekommen, ab« d« Dottor und seine Tochter, die hätten von jeher etwas Besondere» sein wollen und sie würden auch dies angezettelt haben. Die Weis« erging« sich in rätselhaften Andeutungen, die ungefähr so lauteten wie: „Schuster bleib bei deinem Leisten!" und die ehrbaren und tugendhaften Bürg« meinten: „Bleibe im Lande und näh« dich redlich!' sei eiu schötwr Spruch. Die jungen Mägdelein ab«, die lange auf den stattlich« jungen Fisch« gesehen hatten, kannten da» schöne Lied
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