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Auerthal-Zeitung : 01.10.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189710017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18971001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18971001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-10
- Tag 1897-10-01
-
Monat
1897-10
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 01.10.1897
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türkischen Truppen von Kreta als unmöglich, da v-lttisch- Krmdsch«». Deutsch»««». «Der Kaiser hat an den Fürsten Bismarck folgender Telegramm gerichtet: „Sr. Durchlaucht dem Fürsten v. Bismarck, Friedrichkruh. Von Herzen wünsche ich Eurer Durchlaucht Glück zum Stapellauf meine» Panzerk» eurer» „Fürst Bismarck" und freue mich, dadurch für alle Zellen Eurer Durch» laucht Namen mit meiner Flotte in engster Be ziehung zu wissen. Sie wird um so stolzer sein, al» e» der erste große Panzerkreuzer »st, welcher bei un» gebaut ist. An Modell des selben wird Admiral Ttrpttz Eurer Durchlaucht in meinem Auftrage übeneichen. Wilhelm I. L." — Fürst Bismarck antwortete darauf telegra phisch nach Nominten: .Eure Majestät bitte ich allerunterthäntgst, für die Auszeichnung, die mir durch die heutige Taufe de» Kreuzer» Smm Majestät zu teil geworden ist, meinen ehrfurchtsvollen Dank in Gnaden entgegen zunehmen. Gleichzeitig danke ich in Ehrfurcht für da» soeben eingehende Allerhöchste Tele gramm, durch Hessen Inhalt die Ehre, die Euer Majestät meinem Namen in Allerhöchstderen Flotte gewährt haben, wesentlich erhöht wird, v. Bismarck." «Zu der projektierten Reise de» Kaiser» nach Jerusalem verlautet, daß der Kaiser dieselbe mll der Kaiserin und den ältesten Prinzen in Begleitung de» Hofprediger» Dryander gegen Ende April k. I. antreten wird, um der Einweihung der auf dem ehemaligen Johanniterplatz gebauten Kirche beizuwohnen. Ob da» Kaiserpaar dem Sultan einen Besuch abstatten wird, ist noch unbestimmt. «Der amerikanische Botschafter in Berlin, White, erhielt au» New Dort den Auf trag, Verhandlungen, die auf den Abschluß eine» Gegenseitigkeits-Verträge» mit Deutschland abzielen, einzuletten. «Die .Köln. Ztg.' kommt nochmal» auf die Marinevorlage zurück und versichert, die jetzige Leitung der Marineverwaltung würde sich nicht über die Hollmannsche Denkschrift hinauS- begeben. auch dürsten die verbündeten Regierun gen keine Marinevorlage an den Reichstag bringen, die nicht eine stattliche Mehr heit im Reichstag finden würde. Wa» auch heute verlangt werden müsse, sei, den vor handenen Bestand der deutschen Kriegsflotte zu erhalten und die durch Alter und Invalidität jährlich ausscheidenden Kriegsschiffe sofort durch brauchbare Schiffe derselben Güte zu ersetzen. Man werde zwar jetzt eine Anzahl Schiffe er setzen müssen, die schon früher ausschieden, deren Ersatz aber bisher unterblieben war. Auch würde jeder Ersatzbau erheblich mehr kosten, als da» zu ersetzende Schiff gekostet habe. «Auf Anordnung de» Staatssekretärs des ReichSpostamtS v. PodbielSki ist die Annahme von Posteleven bis auf weiteres ein gestellt worden. ES sollen erst die Ergeb nisse der im nächsten Monat stattfindenden Kon ferenz abgewartet werden, die sich auch mll den Dienstverhältnissen beschäftigen wird. ES ist in Aussicht genommen, daß die jungen Kandidaten bei ihrem Eintritt in die postalische Laufbahn sich zu entscheiden haben werden, ob sie dem Verwaltungsfach oder dem praktischen Dienst betrieb sich widmen wollen. In letzterem Falle wäre dann weiter die Frage zu erledigen, ob sie zur Post oder zur Telegraphie übergehen wollen, und je nachdem würde dann die Aus bildung erfolgen. ! «Der Bedarf der Artillerie an neuem _ HilfSmaterial ist zur Zeit sehr bedeutend. Anläßlich der jüngsten Empfänge der Botschafter so daß die staatlichen Werkstätten bei weitem bezeichnete der Sultan die Zurückziehung der nicht auSreichen, um die Bestellungen deS türkischen Truppen von Kreta als unmöglich, da KriegSminiftermmS auszuführen. ES find daher die Mohammedaner alsdann schutzlos sein wür- zahlreiche Privatbetriebe in verschiedenen Gegen- den, und wies auf die Unhaltbarkett der jetzigen den des Reiches mit Lieferungen von Artillerie- Lage auf Kreta, sowie auf die täglichen Gewalt material beauftragt. In Eisenach wird eine thaten hin und sprach den Wunsch auf baldige große Fabrik zur Herstellung von Artilleriefahr- Regelung der kretischen Frage auS. Die Bot- zeugen errichtet. schafter erhielten Depeschen kretischer Mohamme- «Die Bromberger HandelSkam- dauer, die sich über die Lage beschweren und mer beschloß, wie von dort gemeldet wird, mll gegen die Auswanderung, wozu sie die Auf- Unterstützung anderer Handelskammern bei dem ständischen zwingen wollen, protestieren. Reichskanzler die Aufhebung de» Börsen»! Aste». Gesetzes zu beantragen. I «Wie da» »Reutersche Büre«? au» dem «Um die Einnahme« in den deutschen Schutzgebieten, namentlich ft» Ostafrika, zu erhöhen, soll von der Solonialverwaltung die Einführung einer Hüttensteuer auf dem BerordnungSweae geplant werden. Man hält fie für leichter durchführbar al» eine Kopfsteuer. «Der RetchSkommissar a. D. Dr. Karl Peter» ist in der DiSziplinaruntersuchungS- sache wider ihn zu« 15. November vor den DiSziplinarhof für die Schutzgebiete im Kammer- gertchtSgebäude geladen worden. Oesterreich-Ungar». «Der in Oesterreich noch nicht dagewesene Fall, daß der Ministerpräsident einen Abgeordneten -um Duell fordert, hat doch große Verblüffung hervorgerufen. Graf Badem, dessen Verwundung am Arm nur gering fügig ist, hatte vom Kaiser die Erlaubnis zum Duell telegraphisch nachgesucht. Der Kaiser hat die Untersuchung wegen der Duellgeschichte niedergeschlagen. «In acht Bezirken Kroatien» wurde unter Trommelwirbeln und Hornfignalen da» Standrecht publiziert. Fra»kr eilst. «Präsident Faure und Minister Hano- taux haben durch die deutsche Botschaft in Pari» dem Regenten Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg ihr Beileid über den Tod des Herzogs Friedrich Wilhelm aussprechen i lassen. «Die französisch-englischenLer- handlungen über die Abgrenzung des Nigerwinkel-GebieteS werden voraus sichtlich in einigen Tagen wieder ausgenommen werden. «»«land. «DaS englische LandwirtschaftSminifterium hat ein Verbot der Einfuhr von Hunden erlassen. In besonderen Fällen kann das Ministerium Ausnahmen von dem Verbot gestatten und den Erlaubnisschein zur Einfuhr eines HundeS ausstellen. Gviuieu. * Spanien denkt den Forderungen Amerikas gegenüber an kein Nachgeben. In einer Unter redung, welche ein Berichterstatter mll einer hochgestellten Persönlichkeit in Madrid hatte, er klärte letztere, Spanien werde eher alles auf bieten, als den Anforderungen der Der. Staaten bezüglich Cubas nachgeben. AIS Antwort auf die Meldung, daß die Ver. Staaten am 1. k. eine größere Flotte von Florida abgehend nach Cuba senden, werde Spanien gleichfalls eine Flotte dorthin abgehen lassen. Daß Spanien den guten Willen dazu hat, daran ist wohl nicht zu -weisem, ob eS aber in der Lage dazu ist, dürfte eine andere Frage sein. Ntustlaud. «Die .Gazeta WarSzawSka' berichtet über ein neues Zugeständnis der russischen Regierung an die Polen. Bisher bildet« auf den Warschauer Gymnasien der Unterricht in der polnischen Sprache keinen obligatorischen Lehrgegenstand und er wurde etweder sehr früh am Morgen oder nach dem Schluß des Unter richts erteilt. Gegenwärtig ist nun Unterricht in der polnischen Sprache in das Programm der obligatorischen Unterrichtsfächer eingeschloffen worden und muß während der Unterrichtszeit, das heißt während der Stunden von neun Uhr morgens bis drei Uhr nachmittags erteilt werden. B«lkanftaaten. «Immer mehr beginnt die kretische Frage wieder in den Vordergrund zu treten. nordtndtschen Sufstanhrgebiete meldet, ist ein Waffenstillstand von zwei Tagen mll den Stämmen im Thale von Pandschkora vereinbart worden, um über die FriedenSbedtnaungen zu verhandeln. DaS Thal von Jarobt sei umzingelt und das Dorf Jarobi, der Geburtsort de» Mullah von Hadda, zerstört. Die englische Avantgarde habe ein schwere» Ge fecht im Engpaß jenseits von Jarobi gehabt und sich nach einer Rekognoszierung unter ermüden dem Feuer zurückgezogen. Der Feind verlor 16 Tote und Verwundete. Gi« «eres Heilmittel gegen Krrl»«. Für die meisten Krebskranken ist ein neuer Hoffnungsstern aufgegangen; scheint doch endlich ein Mittel gefunden zu sein, dem Krebs ohne Messer beizukommen. Zahllos find allerdings die bisher zum gleichen Zweck empfohlenen Mittel, die sich jedoch nicht bewährt haben: dem gleichzeitigen Zusammenwirken zweier derselben aber scheint eS beschieden zu sein, eine bessere Wirkung hervorbringen. Diese beiden find, wie wir in der .Köln. VolkSztg.' lesen, Alkohol und Arsenik. Sie werden, mit Wasser verdünnt, auf die Oberfläche deS Geschwürs aufgetragen. Wie die Entdecker deS neuen Heilverfahrens, die Prager Aerzte Trunecek und Cerny, ver sichern, ist die Wirkung der täglichen Auf pinselung dieser Lösung auf die Fläche de» Geschwüres die, daß da» nur sehr schwer lös liche Arsenik ausfällt und die ganze Oberfläche deS Geschwüres bedeckt, wo e» einen Aetzschorf hervorrust, welcher bei der täglich neuen Auf tragung deS Arseniks immer weiter in die Tiefe greift und schließlich eine große, schwarze Kruste darstellt. Diese löst sich allmählich an den Rändern und läßt sich bald leicht entfernen. Liegt noch kranke» Gewebe darunter, so wird da» Mittel von neuem angewendet, wodurch ein neuer Aetzschorf sich bildet. Diese Wiederholung de» Verfahren» kann jedoch unterbleiben, wenn ein weißliches zarte» Häutchen und das Fehlen jeder Verhärtung erkennen lasse»», daß alle» kranke Gewebe abgestoßen ist. Die Entdecker diese» Verfahrens find der Ansicht, daß die Zellen der Krebsgeschwulst, welche besondere chemische Eigenschaften haben müßten, von der Lösung durch Austrocknung vernichtet würden, wogegen diese Lösung auf die Zellen de» ge sunden Gewebe» lediglich reizend oder ent zündend eivwirke; so komme eS, daß durch den Aetzschorf nur kranke» Gewebe losgetrennt werde. Daß eS bei den von den Prager Aerzten geschilderten, von ihnen behandelte»» Fällen in der That um krebsigc NeubUdungcn sich handelte, haben fie durch die mikroskopische Untersuchung eine» Stücke» der Geschwulst nach gewiesen; die Erfolge der geschilderten Behand lung ab« erläutern sie durch Photographien der behandelten Stellen. Natürlich kann e» bei diesem Verfahren zunächst nur um KrebSgeschwüre d« Haut sich handeln; dasselbe ist Wochen-, ja monatelang täglich anzuwenden. Dafür ab« find bei den Gehellten seit S—12 Monaten Rückfälle nicht zu beobachten gewesen. Der Vorzug dieser Verfahren» vor dem chirurgischen Eingriff, d« bisher allein Heilung bringen konnte, liegt auf d« Hand. Diese Hellung war ab« dauernd nur möglich, wenn die bösartige Geschwulst frühzeitig und völlig entfernt wurde; je später aber das Mess« deS Chirurgen an setzte, desto größer war auch die Verstumme- lung, welche notwendig wurde, wenn die Ge schwulst ihrem ganzen Umfange nach entfernt werden sollte, waS hinwiederum eine unerläßliche Vorbedingung nachhaltigen Erfolges war. V«n Ualz ««d Fer«. Baden-Bade«. Am Sonntag wurden hi« wegen Verstoßes gegen die Bestimmungen üb« die Sonntagsruhe zwei Kurgäste, die in einem Blumenladen Blumen kauften, von einem Schutzmann festgestellt. Einer der Kaufenden legitimierte sich, nach der,Volkszeitung', als der Oberbürgermeister von Stuttgart, Rümelin, der andere als der Reichskanzler Fürst Hohenlohe. Elberfeld. Die Eisenbahnverwaltung hat d« Mutter deS am IS. Juni bei dem Eisen bahnunglück bei Gerolstein umS Leben gekommenen Reservisten Krause eine jährliche Pension von 2000 Mk. ausgesetzt. Kodar-. Da» Defizit d« hiesigen Se-« Werbebank ist auf SO 000 Mk. angewachsen. < Gegen den flüchtigen Poppe und Frau ist wegen betrügerischen Bankrott» ein Steckbrief «lassen worden. Leipzig. Die erste Pleite auf dem AuS- stellungsplatze hat das „Nürnberger Bratwurst. , / glöckle" betroffen — ein Etablissement, da» sich durch die Eigenart seiner „Würstchen" bekannt machte, welche darin bestand, daß dieselben mikroskopisch kaum zu erkennen waren. Sonst hört man die AuSftelluugSwtrte nicht klagen. Halle. Wie bekannt, wurde vor kurzem in^ Halle d« Poftasfistent Richter »«haftet, dem eine größere Anzahl von Bahnpostdiebstählcn zur Last gelegt worden. Da R. vor einiger Zett auf dem Postamte Delitzsch dienstlich be» schäftigt gewesen ist, stellte die Polizei auch dort Recherchen üb« R. an. Hierbei stellte sich her aus, daß d« Verhaftete ein« dortigen Dame, bei welcher er früh« gewohnt, vor einig« Zeit eine verschlossene Lednmappe zur Aufbewahrung übergeben hatte. Nachdem man dieselbe geöffnet,> «gab sich, daß die Mappe 8000 MarL die jeden falls von den Spitzbübereien de» R. herstammen, enthielt. Nach Aussage der Dame batte fie von dem Inhalte d« Mappe keine Kenntnis. Die Untersuchung ist eingeleitet. , . Cleve. D« Hotelier Heinrich Hauk in der ' Schloßbergstraße steckte am Montag früh sein Hotel in Brand und «hängte sich alsdann. D« Feuerwehr gelang eS, den Brand zu löschen. AS Hauk aufgeninden wurde, war er bereits tot. D« Brandstifter, der durch seine ver» , § brecherische That eine Anzahl Menschenleben in Gefahr brachte, war berett» mehrmals vor bestraft, darunter zuletzt wegen Sittlichkeit«- verbrechens. Gieße«. D« im Duell schwer verwundete Einjährig-Freiwillige Schmitz befindet sich nach ärztlichem Gutachten außer Lebensgefahr und wird voraussichtlich wieder hergestellt. Bei d« Operation fanden sich 14 Löcher im Darm, und eS mußten fünf teils größere und kleinere Stücke deS DarmS herauSgeschnitten werden. Kassel. Ein erschütternder Todesfall hat sich am 25. d. ereignet. Der erste Staats- anwalt Schumann ms Hanau, d« zum 50 jährigen Dienstjubiläum deS Oberstaats anwalts BartelS hierher gekommen war, stockte inmitten seiner vor ein« großen Festversamm lung gehaltenen Ansprache an den Jubilar plötz lich, sank in die Kniee und verstarb. Ein Herz schlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht. Essen. ES hat sich herauSgestellt, daß das „erzherzogliche Ehepärchen" üb« Vlisstngen nach - London gefahren ist, dort die beabsichtigte Trauung ab« lieb« aufgegeben hat, als e» erfuhr, daß d« Trauakt 30 Pfund, auf Helgo land 10 Pfund koste. Freilich waren auch , Behrends Papiere nicht in Ordnung. Er war deshalb — Maria blieb unterdes allein in M London — nach Essen zurückgekehrt und hat am 18. September seine Papiere in Ordnung gebracht, waS ihm gelang, weil die Behörden damals auf einen gewissen Ahrends, nicht aber Behrend fahndete. Maria steht noch immer unter dem Einfluß Behrends und ist sehr be leidigt über die Einmischung der Polizei und ihrer Verwandten. Behrend soll, wie fie zugab, ost hypnotische Experimente mit ihr sorge- nourmen haben. Sie befindet sich auf der Reise in ein auswärtiges Kloster. Sie entschloß sich nur sehr schwer, ihren Bruder zu begleiten und «klärte weinend dem Polizeichef, daß Behrend nie beabsichtigt habe, sich deS Erzherzogtitels zu bedienen. Er habe sich ihr nur zum Scherz als solch« vorgestellt. » . Odenkirche«. Schon ost ist am Nieder- rhein üb« die Zunahme d« Spatzen geklagt worden. Einen bezeichnenden diesbezüglichen Beschluß faßte die hiesige Stadtoerordneten- Versammlung: Sie erhöhte auf Antrag eine» landwirtschaftlichen Vereins vorläufig für ein Jahr die Prämie für einen Spatzenkopf von ' ' zwei auf fünf Pfennig. Einen kleinen Nickel für einen Sperling ist wirklich eine ganz an nehmbare Bezahlung, die manchen zur Spatzen- jagd verleiten wird. Watf Warnekow. ISj Eine mecklenburgische Erzählung v. A. v. d. Osten. (Forts«,un,.) „Gottlob, « hat noch Licht!" Mit diesen Worten zog der Offizier den Säbel aus d« Scheide und klopfte damit an daS Parterre-Fenster. „Doktor I Pst! Doktor!" DaS Fenster wurde klirrend geöffnet. „WaS ist los?" fragte eine tiefe, murrende Sttmme. „Sind Sie eS, Düring? WaS, zum Henk«, wollen Sie? Liegt jemand im Sterben?" „Noch nicht — aber vielleicht, ehe die Sonne aufgeht. Bredow und Fineck schießen sich." „Alle Wetter!" rief der Arzt. „Kommen Sie rein, Düring, und schreien Sie nicht so." „Schreie ich etwa? Ich flüstere —" „Da soll ja doch l Ist Bredow nicht klug? Aber so kommen Sie doch l" „Nein," antwortete Düring, „kommen Sie 'raus, daS ist besser. Mr wollen zu Lossow gehen, da «zähle ich Ihnen alles. Sie müßten ja doch mtt — morgen früh, meine ich." „Himmelsakrament," brummte d« Doktor. „Einen Augenblick, Düring, will nur meine Frau benachrichtigen. Sie thut natürlich kein Auge zu, bis ich wird« da bin." Er schlug daS Fenster zu uud Düring wartete einige Minuten. Dann trat der Doktor au» der Thür und beide gingen rasch p» Lossow, dem einzigen besseren Gasthof dn Stadt. Dort ließen fie sich in einem kleinen Seiten zimmer, dessen Thür nach de« allgemeinen Gast zimmer offen stand, nieda und bestellten eine Flasche Wein, Während diese ihnen gebracht wurde, be trat ein ander« Gast den größeren Raum und forderte etwas zu essen. ES war Ralf, der den Tag in planlosem Umherirren hier verbracht hatte und nun bei Lossow übernachten wollte, um am anderen Morgen mtt der Post weiter zu reisen. Er fühlte sich erschöpft und unbe haglich, in gewissem Sinne sogar verzweifelt, weil innerlich beschämt. WaS wollte er hier, wa» hatte er hier zu thun? Sonst war « in Geschäften hierher gekommen, und da wußte « sich an seinem Platz, aber heut — ? Welche lächerliche Hoffnung, welche unaus führbare Abficht hatte ihn bewogen, hi« zu verweilen? Gesa — o nein, die junge Frau v. Bredow — zwischen diesen beiden war doch wohl ein ganz gewaltiger Unterschied — zu sehen? Bon ihr zu hören? Und waS? Tolle, wirbelnde Gedanken waren e» ge wesen, die ihn umh« getrieben hatten, und fie behaupteten auch jetzt noch ihre Macht üb« ihn. Vergebens hatte « sich bemüht, unauffälliger weise etwa» üb« Gesa, Ku«, Baron Fineck zu «fahren; da « nicht wagte, direkt zu fragen, so sagte ihm auch niemand etwa». Er stand wie vor ein« verschlossenen Thür mit dem leiden schaftlichen Wunsche, fie zu öffnen, doch ohne den Mut dazu. ES war Wied« seine alle Un entschlossenheit und Zaghaftigkeit. Und morgen mußte « wrtter l Sr durfte nicht noch einen Tag verlieren, denn die Pflicht tri« ihn ja nach einem bestimmten Ziele hin. Ohne zu essen, saß « in tiefer Lersttmmung vor d« bestellten Speise. Da trafen auS dem Nebenzimmer laute Worte fest» Ohr, dann ein Name, der ihn wie ein elektrisch« Schlag be rührte und ihn in fieberhaft« Spannung auf horchen ließ. „ES ist, wie ich Ihnen erzählte," beteuerte eine jugendliche, erregte Stimme. „Kaum glaublich," knurrte eine andere, ältere, „daß jemand wagen sollte, gegen Frau v. Bredow unehrerbietig, und nun gar unver schämt zu sein." „Fineck hat eS fertig gebracht — Kurt kommt dazu, d« Baron entwischt. Die junge Frau hat anfangs in sehr verständig« Weise ihren Gatten zu beruhigen gewußt; heut abend ab« im Kasino, als Fineck die Ruchlosigkeit bt- ging, fie zu verleumden, sich sogar ihrer schon halb errungenen Gunst zu rühmen, ereilte ihn die Rache. Ich war selbst Zeuge, wie Bredow dazu kam, und waS dann geschah, daS, Doktor, können Sie sich ja wohl denken. Morgen früh findet daS Duell im Fahrenbach« Gehölz statt." „Der Teuft! ist unter euch jungen Leuten," schatt die brummende Sttmme laut. „Und wenn der vermaledeite Fineck noch jung wäre! Eine Frau, die jedermann verehrt — wer and«» würde solche Frechheit haben, außer ihm!" Ralf hörte nichts mehr, « sprang auf. Bei dem Geräusch bog sich im Nebenzimmer ein Kopf vor, eine Hand zog die Thür zu. Der Kopf kam Ralf bekannt vor, wo hatte « ihn doch schon gesehen? Richtig, bei dem großen Fisch,ug war der junge Offizin im Gefolge de» Sroßhnzog» gewesen! Ralf starrte di« Thür an und hörte wie der Schlüssel im Schloß um gedreht wurde. Unvermögend, e» läng« tu» Zimm« aukzuhalten, stürme « auf die Straße. Jetzt hatten ja seine eigenen Ohren den Be- > weis gehört, daß Wendel» Erzählung richtig sei. Freilich nur für den einen Punkt, allein da dieser sich bewahrheitete, war Ralf geneigt, auch den andern für wahr zu halten. Und wenn Gesa nicht glücklich war, dann liebte fie Kurt nicht, und wenn Kurt morgen fiel, dann war Gesa frei! Ralf stand still und wischte fich die Schweiß tropfen von der Stim. Wenn Kurt fiel! Er empfand sonderbarerweise keine Freude bet diesem Gedanken, sondern tiefes Mitleid. Der brave, prächtige Kurt! Und die arme Gesa, die vielleicht so bald schon Witwe werden sollte! Und au» welch« Vnanlassnng?" Ralf fühlte, wie eine grenzenlose, rachgierige , Wut gegen den schurkischen Verleumd«, der e» ' aewagt hatte ihre Ehre anzugreifen, heiß in ihm aufstieg, zugleich mtt einem grimmen Schmerz, daß nicht er, sondern ein anderer be rufen sei, die traute Gefährtin seiner Kindheit zu rächen und zu schützen. Er eilte wieder vorwärt». Ein frischer kalter Luftzug, der Hm üb« die heiße Stirn fuhr, sagte Hm, daß er schon außerhalb d« Stadt sein müsse. Er hört« den See plätschern, der fie hin begrenzte, und da» lockte Hn vorwärts. . Mötzlich stieß « in d« Dunkelheit mtt einem * ihm entgegen kommenden Manne hart zu sammen. „Entschuldigen Siel' „Keine Ursache." Beide blieben stehen und versuchten, sich p» «kennen; denn jede« kam die Sttmme de» H andern bekannt vor.
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