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Auerthal-Zeitung : 26.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189709264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970926
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-26
-
Monat
1897-09
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 26.09.1897
- Autor
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werden. Die Mädchen, der«« Mehrzahl durch Hunger zu SittlichkatSvergehen verlettet wurde, werden s« nach ihren Fähigkeiten zu Dienstboten und FabrikLarbeiterinne« erzogen, die Burschen cheinich« auSschlteßttch für die Landwirtschaft und den Ackerbau herangezogen. MrS. Gordon widmet sich seit dem vor fünf Jahren erfolgten Tode ihre» Gemahl» «ft seltener Aufopferung ihrer selbstgewählten Aufgabe und verbringt jeden Tag mehrere Stunden im New Aorker Unterstützungs-Gefängnis, den „Tombs, um neue, .würdige Fälle* für ihre Besserungs anstalt, die sie aus eigenen Mittel« erhält, zu entdecken und von den Behörden loSzubftten. Bon 400 ms diese Art „loSgebetenen* jugend lichen Sündern, welche während der letzten vier Jahre in diesem Hei« Aufnahme gefunden haben, sind nur acht rückfällig geworden, und zwar befinden sich, nach eigener Angabe der Dame, unter diesen auch noch vier gewohnheits mäßige Opiumtrinker, welche bekanntlich in New Bork ebenfalls mit Gefängnis bi« zu sechs Monaten bestraft werden können. Dieser gering fügige Prozentsatz der Rückfälle beweist wieder einmal zur Genüge, war reine Menschenliebe zu leisten vermag, und wie selbst verkommene, schon unwiderruflich verloren geglaubte Elemente unter gänzlich veränderten, günstigeren LebenS- bedingungen noch zu besserer Entwickelung ge bracht werden können. MrS. Gordon, welche sich in New York großer Beliebtheit erfreut, ist daselbst allgemein unter dem Namen der „Tombsengel" bekannt und erhält alljährlich am Christtage von ihren sämtlichen Pflegebefohlenen eine, wenn auch noch so kleine, Liebesgabe, die sie ihren Besuchern mit besonderem Stolz vor weist und sorgfältig als Andenken bewahrt. genommen; über ihre Identität konnte «Sher nichts festgestellt werden. Der Kapitän der .Jia", welcher sich rettete, ist in Hast genommen worden. Er erklärt, über die Ursache dieser Katastrophe keine Aufklärung geben zu können. Pari«. Aus verschiedenen Gegenden Frank reichs werden schwere Gewitter gemeldet. -B« Nizza schlug der Blitz tu den Heuchtturm bei dem Kap Ferrat ein und lüste eine der Panzer platten. Auf der Straße von Lillestauche er eignete sich ein Erdrutsch, der beinah« einen Pferdebahnwagen verschüttet hätte. Der Geistes gegenwart des Kutschers war e» zu danken, daß die Insassen «ft dem Schrecken davon kamen. Ueber Havre ging ein heftige» Gewitter nieder. Der Regen fiel in Strömen und war mit Hagel und Schnee vermischt. Auch in der Gegend von Le Pah ist Schnee gefallen, der die umliegenden Berge mehrere Zentimeter hoch bedeckt. Im Bezirk von Eraponne liegt der Schnee 20 Zentimeter hoch. Die bedeutende Kartoffelernte in der dortigen Gegend ist voll ständig vernichtet. Neapel. Bon einem schweren Wirbelsturm wurden Dienstag abend die Gemeinde« Sava, Oria und Latiano heimgesucht. 40 Personen wurden getötet, 70 verwundet, etwa 20 Häuser find zerstört, der Telegraphenverkehr ist unter brochen. Birmingham. Die SeschästSgeheimMe einer hiesigen Fabrik werden sehr wider die Sb- ficht der Eigentümer an die Oeffentlichkeft ge bracht. In derselben werden die verschiedensten Götzenbilder und Idole, die Gottheiten aller heidnischen Böller von Tokyo bis Timbuktu angefertigt. Die Ausfuhr nach heidnischen Ländern ist bedeutend, und vieles, was man in exotischen Ländern als Landesprodukt bewundert, ist englisches Fabrikat. DaS meiste aber wird an fremde Kuriofitätenhändler, an die Bazare von Kairo, Damaskus rc. verkauft. Diese ver kaufen fie dann wieder an daS nichts arg wöhnende, reisende Publikum, daS die Götzen bilder zur Erinnerung an morgenländische und erotische Fahrten in gutem Glauben an ihre Echtheit und Originalität mit nach Hause nimmt — zumeist nach dem Ursprungslande, nach England. Brüssel. Der Pariser Schnellzug geriet am Mittwoch während der Fahrt bei Aulnoye in Brand. Die Reisenden wurden gerettet; ein Warenwagen ist vollständig verbrannt, der Schaden beträgt 200000 Frank. Mechel«. Beim Einschlagen eines HakenS auf dem Speicher seines HauseS stieß der Bäcker Brock auf ein unter der Wanddecke verborgenes verschlossenS Behältnis, daS für 23 000 Frank spanische Goldstücke mit dem Bilde Philipps deS Zweiten und andere Münzen auS dem 16. Jahrhundert enthielt. Bei weiteren Nach forschungen in dem Hause ergab sich, daß ein Zimmer gänzlich mit überklebtem Korduan tapeziert war. Die Ledertapete hat angeblich einen Wett von 5000 Frank. vor einem anderen Forum gehabt. Er getraute sich nicht vor Wendel hinzutreten, da die Kunde von Ralfs Unfall und seiner Rettung mit allerlei heimlichen und unheimlichen Gerüchten, die der Wahrheit sehr nahe waren, verbrämt, schnell durch daS Dorf ging. Als der Abend dunkelte, hätte er sich am liebsten verkochen, denn er witterte Unheü, und seine Furcht troa nicht. Äatzengleich kam Wendel geschlichen, mit sprühen den Augen stand fie vor ihm. Ihr Anblick hätte den Tapfersten erschrecken können, ein so wilder Zorn sprach daran». „Wo heft du em?* stieß fie atemlos hervor. „De Knaken wullst du em intweischlahn, dod- maken wullst du em. Wo iS hei? Ick will seihn, wo du din Wmd Hollen hest* „Wendel - Mäken - ick bidd di —* „Ne!* schrie fie auf, „bidd mt nich, ick weit allen», Du heft mi ok dedragen, du büst ebenso schlicht al» hei. Alltausam dägen ji nick» — äwer ick will di för din Leigerei betahlenl* Mit einem wilden Satz sprang sie auf ihn los und schlug, ehe er eS verhindern konnte, ihre Fingernägel in sein Gesicht. Entsetzt fuhr Marten zurück und wehrte sie von sich ab. „Satt! Diem! Lat lo». Min Ogenl Tau« Dünner, wist du loilatenl* Vergebens, Wendel hielt fest. Da packte der unglückliche Marten ihre Arme mit seinen Riesen fäusten und preßte fie, daß fie vor Schmerz schrie, und hittte fie jetzt nicht loSgelassen, würde er fie zerbrochen Haven. „Du Hüllenbrand!* keuchte er in toller Wut. „Meinst du, ick fall mi von di de Ogen utkatztn GemeinnStzige». Si«e gute Lippeapomade für aufge sprungene Lippen erhält man durch Zusammen mischen von '/« Kilogramm Mandelöl 60 Gramm Walrat, 60 Gramm Wachs, 60 Gramm Manna wurzel, 7'/- Gramm Rosenöl. Wasche« d««kelfarbiger Strümpfe macht allerdings ost großen Verdruß, da die Farben, außer in den allerteuersten Qualitäten, meist unecht find- Um daS AuSgehen wenigstens etwas zu vermeiden, versuche man einmal eine Hand voll frischer Epheublätter, koche dieselben in Wasser, wasche die Strümpfe in demselben auS und spüle fie in Salzwasser nach! Helle wollene Kleider «nd Bluse« z« reinige«. Auf ein Plettbrett gelegt und stark vermittelst eines weißen Tuches mü pulvert- fiertem GipS (in Drogenhandlungen zu haben) abgerieben, dann tüchtig auSgeschüttelt, ist daS beste und einfachste Mittel. Auch Stöße und Kanten an Kleidern und Regenmänteln kann man auf diese Art tadellos reinigen. Kobleuz. -ine sonderbar« Kolonie ist t« ««mittelbarer Nähe von Dermbach (in der Rhön) zu sehen. Auf einer wiese befindet sich «ine etwa 70 Schritt lange und halb so brüt« niedrige Einfriedigung au» geteerten Brettern, in der sich mindesten» eine Biertelmtllton Wein bergsschnecken (llsUr vomatt») auf einige Wochen aufhalten, bi» fi« sich eingedeckelt und sonrft selbst sür den Transport fähig gemacht haben. Mau steht dort Knaben in ihren Muße stunden die Schnierschnecken sammeln und in kleinen Wägelchen, von denen einer 1200 Stück enthält, der großen Schneckenversammlung zu- Ohren. Dem vernehmen nach werden die Tiere nach Frankreich verkauft. Soli«ge«. Sine drollige Szene spielte sich dieser Tage am Fahrkartenschalter des Nord- bahnhofS ab. Kommt da eine einfache, allere Frau und fordert eine Rückfahrtkarte nach OhligS. Auf die Frage de» Beamten: „Welche Klasse?* ist die Frau zunächst ganz erstaunt, und dann meint fie, da» müsse doch der Beamte wissen! Run ist natürlich an letzterem die Reihe, erstaunt zu sein, denn schließlich kann er den Reisenden doch nicht an der Nase ausehen, in welcher Klasse fie fahren wollen. Er machte aber gute Miene zum bösen Spiel und verlangte nochmals die Angabe der Masse von der Frau, worüber diese wild wurde, sich lebhaft über die Bahn beschwerte und hervorhob, fie sei niemals mit der Bahn gefahren, könne also auch Nichtwissen, in welcher Klasse fie fahren müsse . . . Stoch ganz empört, fuhr fie schließlich mit der vom Beamten gewählten Fahrkarte gen Ohlig» davon. Kobura. MS der Revisor Kuckuck von Meiningen m Neustadt eintraf, um nameuS deS BerbandeS Thüringischer Borschubvereine die ordentliche Revision der dortigen Gewerbebank vorzunehmen, hat sich der Kassierer derselben erschossen. Die Kaffe stimmt, doch scheinen im Wechselverkehr Unregelmäßigkeiten vorzuliegen. Erlange«. AuS „Nahrungssorgen" hat sich in dem Städtchen Gräfenberg ein 7b Jahre aller Privatier erhängt. Er war ein als Sonder ling und Geizhals bekannter Junggeselle, der trotz seiner 150 000 Mk. Vermögen schließlich deS Glaubens lebte, es reiche nicht mehr. Er aß die Kartoffeln, die als Schweinesutter gekocht waren, und kam, um Kapitalrentensteuer zu sparen, auf den Anfall, 37 000 Mk. im Holz- stoß aufzubewahren. Die lachenden Erben find entfernte Verwandte. Rosenberg (Obpf.) Ein Oekonom in Wirnsricht schlug seinen Sohn, der einem Ar beiter Uhr und Kette gestohlen hatte, derart, daß der Bursche kurz nach der Züchtigung starb. Wien. Das Ausbleiben der Schwalben, daS sich hier fett einigen Jahren bemerklich ge macht hat, ist besonders in diesem Jahre in ganz erschreckender Weise hervorgetreten. In Orten, wo vordem fast jede» HauS sein fröhlich zwitscherndes Schwalbenpaar besaß, haben sich dieses Jahr kaum einige Dutzend dieser an mutigen Wetterpropheten eingestellt. Dem öster reichischen Bunde der Vogelfreunde, der einen Austuf zum Schutze der Schwalben erlassen hat, find säst 200 Zuschriften zugegangen, die er kennen lassen, daß die Verminderung der Schwalben in Steiermark, Niederösterreich, Mähren und Galizien eine gleich betrübende ist. Auch auS Thüringen und preuß. Schlesien find Klagen eingelaufen. Die Italiener und Pariser Modespekulanten räumen eben ge waltig auf! Fiume. Bei einem SchiffSzusammenstoß im Hafen von Fiume find Dienstag abend mehr ulS 30 Menschen ertrunken. Bei starker Bora kehrte gegen 7 Uhr der Dampfer „Jka" ms dem nahen kroatischen Seebade Erkwenica nach Fiume zurück. Der Dampfer hatte m Bord außer dem Schiffspersonal gegen 30 Passagiere, zumeist Fiumaner; ferner Personen mS Agram, Budapest und Wien. Bei der Einfahrt in den > Finmaner Hafen wurde die „Jka* von dem englischen Dampfer „Tiria", der voll beladen; auSfuhr, mit solcher Gewalt angerannt, daß er den Vorderteil der „Jka* entzwetschnftt. Die „Jka* versank binnen zwei Minuten unter dem Jammergeschrei der Passagiere, ohne daß sich, eine Passagier retten konnte. Die Zahl der, nmgüommenen Personen wird auf etwa 35 an- weiter und weder, mf nichts achtend, waS um ihn her in der Stille heimlich lebte und webte. Sein ganzes Innere war erfüllt und beschäftigt mit dem, waS neu eingetreten war nnd fremde eigenartige Anforderungen an ihn stellte. Reisen sollte er, ein unbekanntes Wissen suchen und in sich aufnehmen, und dann zurückkehren, um ein Wohtthäter seiner Heimat zu werden. So hatte Dollar Ulrici gesagt. Er lächelte vor sich hin, eS kam ihm daS so abenteuerlich vor. Würde er wirklich den Mut dazu finden, er, der nie über seine engen Heimat grenzen hinauSgekommen war? Sicherlich, e» war ein große» Wagestück für einen, der nichts m» dem Grunde verstand als die Praxi» seine» Handwerks. Aber, so lautete deS Dollars Aus spruch, das sei gerade da« Richtige und voll kommen genug. „Nun denn in Gotte» Namen, wenn auch mft Bangen und Zagen!* Er hob den Kopf und versuchte alle Be denken energisch abzuschütteln und zuversichtlich auf sein Ziel zu blicken. Da gewahrte er einen roten Schimmer durch die Büsche und stutzte. Der Schimmer rührte von einem Tuche her und die» Tuch rief peinliche Erinnerungen in ihm wach, denn e» war mit nachlässiger Anmut um einen schwarzhaarigen Kopf geschlungen, der an einem Baumstamm ruhte. Zwischen den hoch ausstehenden Wurzeln aber lag die Gestalt, zu welcher der Kopf aehötte, eine Mädchengestalt in einfacher, aber mcht unschöner Kleidung. Ralf zauderte, weiterzugehen, denn so sehr sie sich auch verändert hatte, er konnte keine« Augenblick zweifeln, daß eS Wendel, die al» «iverwallrr vorführen. Diese«, der gleichfalls Hauptmann gewesen, gestand der Junge et«, daß er dm Brief seiner Mutter gegeben und daß jene ihn geöffnet und den Inhalt sich angeetgnet habe. Auf Grund diese» Geständnisse» wmde vom Schöffengericht und von der Strafkammer Elberfeld al» de« Berufungsgericht der Lehrling »egen Unterschlagung zu vier, und seine Mutter wegen Hehlerei zu sechs Wochen Gefängnis ver urteilt. Zwar batte der erster« da» Geständnis widerrufen, well e» unrichtig und ihm unter Drohungen, sowie mft Schlägen abgepreßt wor den sei, und die Mutter hatte die Angaben ihre» Sohne» für unwahr erklärt; da» Gericht hatte aber diesem Widerruf den Glauben versaat, ob wohl sich in der Verhandlung ergeben, daß teuer GeschästSangestellte de« Jungen mit Schlägen gedroht und daß der Polizeiverwalter ihm einen leichten Schlag gegeben hatte. Mutter und Sohn verbüßten darauf die erkannten Strafen. Nach sechs Jahren stellte sich die Unschuld beider her- auS. Ein Fuhrmann brüstete sich im Gespräch damit, daß er vor vier Jahren einmal einen guten Fund gemacht habe. DaS kam zufällig zur Kenntnis der Verurteilten. Sie veranlaßten die Wiederaufnahme deS Verfahren*. Die Unter suchung ergab, daß in der Thal jener Brief an dem Tage, an dem der Junge ihn besorgen sollte, und auf dem Wege, den er damals ge gangen sein wollte, von Fuhrleuten gefunden worden war, und daß diese den Geldinhalt sich angeeignet hatten. Im Wiederaufnahmeverfahren wmden Mutter und Sohn freigesprochen, well ihre Unschuld nachgewiesen war, Die Mutter wandte sich darauf an den Justizminister, um eine Entschädigung zu erlangen. Diese ist ihr vor kurzem auch in einem größeren Betrage auSgezahlt worden. Filehne. Der Vikar LaSkowSki erteilte in seiner Wohnung Schulkindern unentgeltlich vol- nischen Sprachunterricht. Bon dem Landrat wurde er deshalb in eine Strafe von 60 Mk. genommen. Hiergegen beschwerte sich LaSkowSki beim Bezirksausschuß in Bromberg und verklagte den Landrat. Der Bezirksausschuß hat aber die Klage abgewiesen. Leipzig. Die Bezahlung von Geldstrafen für andere stellt sich als strafbare Begünstigung dar und ein Vertrag, durch den sich jemand im voraus zu einer solchen Bezahlung verpflichtet, verstößt gegen die guten Sitten uud ist ungültig. Also hat da» Reichsgericht in dem Prozeß gegen den Zeitungsverleger Schütz in BreSlau ent schieden, der für seinen Redalleur eine Geld strafe bezahlt hatte, wozu er kontraktlich ver pflichtet war. DaS Landgericht batte auf Frei sprechung erkannt, daS Reichsgericht hob aber daS Urteil auf und verwies die Sache in die Borinstanz zurück. Kuntes Allerlei. Die allgemeine Kriminalität ist, wie die neuesten Zahlen der deutschen Justizstatistik über 1895 darthun, keineswegs, wie eS in pessimisti schen Betrachtungen sonst mehrfach darznstellen versucht wird, in der Zunahme begriffe«. Auf 10000 strafmündige Personen der Zivilbevölke rung kamen im Jahre 1895 67 Uebertretungen gegen 71 im Jahre 1894, 67 im Jahre 1893 und 69 im Jahre 1892, ferner 102 Vergehen gegen 102 im Jahre 1894, 101 im Jahre 1893 und 101 im Jahre 1892. Die Verhältniszahl der Verbrechen blieb in allen vier Jahren mit 12 dieselbe. Anklagesachen insgesamt kamen auf 10000 strafmündige Personen 1895 181, 1894 185, 1893 180 und 1892 182. Von den Vor jahren hatte die niedrigste Zahl 1888 mft 161, die höchste 1881 mft 214. Geistesgegenwart. Erster Reisender (von einem Eisenbahnunglück erzählend): „Unfehlbar wäre ich auch mit zerdrückt worden, wenn mich meine Geistesgegenwart im Stich gelassen hätte.* — Zweiter: „WaS tbaten Sie denn, als die Karambolage erfolgte? — Erster: „Mft eine« Sprung war ich zwischen zwei furchtbar dicken Herren, die am Fenster saßen, und bin auf diese Weise mft einem ganz leichten Puff davonge- verschollen oder tot Bettachtete sei. Sie war gewachsen, schlank und voll und trug ein schwarzes Wollkleid, städtisch gemacht. DaS magere, blaffe Gesicht von ehemals hatte sich zu blühender Schönheit mft weichen, sanft gerundeten Linien entwickelt. Die Wangen be deckte ein Schimmer von zartem Rot, welche» der Schatten der langen, schwarzen Wimpern vertiefte und erwärmte. Ueber der ganzen Er scheinung lag der Hauch einer vorgeschrittenen Gesittung, der für den, welcher fie früher ge- kam«, etwa» Ergreifendes hatte. Auch Ralf empfing unbewußt diesen Ein druck, aber er bewirke nur, daß ihm die Be gegnung peinlicher wurde. Von der ersten Ueberrafchung zurückgekommen, wollte er leise und unbemerkt umkehren, aber eS glückte ihm nicht. Ungeschickt trat er auf einen trockenen Ast, welcher laut krachend zerbrach, und da» Mädchen zwischen den Daumwurzeln blickte er schrocken auf. Bei Ralfs Anblick sprang sie empor und sah den betteten Stehenbleibenden mit ihren schwanen Augen durchdringend an. SS wollte ihn bedünken, die Glut derselben sei milder ge worden, und al» er nun ihren »lick ruhig aurhielt und sich etwa» wie Bewunderung in seinen Ausdruck mischte, stieg langsam ein dunkle» Rot in ihre Wangen, und fie schlug die Augen nieder. Dar machte ihn noch verlegener. „Ich hätte dich beinah nicht wieder gekannt, Wendel* — stotterte er. „Du haft dich sehr verändert. Wo kommst du her?* „S«S —* fie nannte die Residenz. » u (Fortsetzung folgt.) Der «ef8»s«r«-G«s»1. Ueber da» Wirken einer amerikanischen Menschenfreundin wird der ,N. Fr. Pr.' von einer Dame folgende» geschrieben: MrS. Gordon, die Frau deS ehemaligen New Aorker General- ProkuraiorS, war eS einmal gelungen, einen im jugendlichen Mer von 17 Jahren stehenden Verbrecher, von dessen Vergehen fie zufällig Kenntnis erhalten hatte, durch ihre Fürbitte der strafgerichtlichen Verfolgung zu entziehen. Der Junge, den thatsächlich nur die Not zu einem Diebstahl veranlaßt hatte, erwies sich deS ihm gewährten Interesses würdig und beredete seiner Retterin, welche ihren Schützling auf einer ihrer Farmen untergebracht und ihm die Möglichkeit geboten hatte, ohne gerichtlichen Makel ein neue» Dasein beginnen zu können, die Freude, zu einem tüchtigen und ehrlichen Menschen emporzug:deihen. Dieses so glänzend gelungene Wagnis ermutigte die edeldenkende, kinderlose Dame, das Experiment in größerem Maßstabs zu wiederholen und ihre Mußestunden dahin zu verwenden, gescheiterten Existenzen noch einmal eine hilfreiche Hand entgegenzustrecken. Sie errichtete zu diesem Zweck in der Nähe von New York auf einem ihrer Güter eine Kolonie, n welcher nur ein einziges Mal polizeilich Be- angte, die daS zwanzigste Lebensjahr noch nicht tberschritten haben, Unterkunft finden und durch Unterricht in allen möglichen Fächern einem anderen Beruf als ihrem bisherigen zugeführt > kommen.* laten? JS't nich naug, det du mi taum Murd anschürt heft, dat ick hadd köppt Warden kunnt? Kumm mi nich mihr tau nah, süß —* An allen Gliedern bebend stand Wendel da. Ihr schwarzes Haar war heruntergefallen, ihr rotes Kopftuch hing über der Schuller. Wie versteinert erschienen ihre Züge in der zurück gepreßten Erregung, aber dämonisch schön. Sie wagte e» nicht, ihren Feind noch einmal anzu greifen, langsam, rückwärts, Schritt sür Schritt, zog fie sich zurück, nur die keinen braunen Fäuste ballte fie noch einmal inarimmig gegen ihn. MS fie aber auS seiner Seh- und Hör wette war, sank fie da, wo fie stand, auf die Erde nieder und brach in ein jammervolles, heißes und endloses Weine» auS. Nur der Himmel über ihr und daS murmelnde Wasser an ihrer Sette vernahmen eS und schützten fie mitleidig, daS eine durch seine Nähe, der andere durch seine Dunkelheit, daß niemand fie antraf und verjagte. Denn auch die Elendesten und Verlassensten unter den Menschenkindern finden noch in ihrem Jammer da« Mitleid der Natur und da» Erbarmen des Schöpfer». Al» aber der Morgen anbrach, war da» Mädchen von der Stelle, wo der Saum ihre» Kleides fast in daS Wasser gehangen hatte, ver schwunden, und kein Auge hatte sie seitdem auf der Fischerinsel gesehen. Ralf verließ nach der Unterredung mft Marten da» Dorf und schlenderte dem Walde zu. Durch schattige und lichte Wege, über Waldviesen und gerodete Flächen schritt er Serichtsstalie. Berlin. Die Firma F. und Sohn hatte in Kevelaer daS Rundgemälde „die Kreuzigung Christi" ausgestellt und war zu mehr denn 1000 Mark LustbarkeitSsteuer veranlagt worden. Die Firma bestritt, daß hier von einer Lustbar keit die Rede sein könne. DaS OberverwattungS- gericht wies aber die Klage der Firma in der letzten Instanz als unbegründet ab und erachtete eine Lustbarkeit für vorliegend. Elberfeld. Im Jahre 1890 war ein Hand lungslehrling von seinem Geschäfte in Elberfeld beauftragt worden, «inen versiegelten Brief, der Geld enthielt, zu einem Geschäftsfreunde zu bringen. Sein Weg hatte ihn an der Wohnung seiner Ettern vorbeigeführt; er war hineinge- i gangen und hatte bei seiner Mutter Kaffee ge- trunken. MS er dann auf seinem wetteren Wege - zu der Wohnung d«S Empfängers deS Briefes gekommen, war der Brief verschwunden. Der Junge lief darauf zum SeschäftSlokal zurück und machte von dem Geschehenen Mitteilung. , Man glaubte ihm nicht recht. Ein Geschäfts- , angestellter, ein ehemaliger Hauptmann, stellte > ihn energisch zur Rede und ließ ihn dem Pott-
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