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Auerthal-Zeitung : 26.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189709264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970926
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970926
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-26
-
Monat
1897-09
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 26.09.1897
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Politische Zl»«dschi»«. Kentschlan». *D« Kaiser traf, au» Ungarn konnnmd, »« Mittwoch in vre»lau em. Dort ließ sich der Monarch vom Oberpräfidenteu Vortrag wer die Lage im Ueberschwemmung»- gebiet halten, sagte schnelle Bereitstellung von Mitteln und eine entsprechende Vorlage an den Landtag zu, und reiste nachmittags nach Rominten weiter. »Ein schwerer Unglücksfall hat am Mittwoch unsere Marine betroffen. Gelegentlich einer vebung bei Kuxhaven kenterte das Torpedo« boot 8 26 und sank. Der Kommandant, Leut nant zur See Herzog Friedrich Wil helm von Meckleubur g-Sch Werin, ein Bruder des Regenten, und 7 Mann der Be satzung ertranken; S Mann der Besatzung konnten gereitet werden. Der ertrunkene Herzog ist am 5. April 1871 geboren. Aus Anlaß de» Todesfalls ist der Regent Herzog Albrecht, der zu den JubilitumSseierlichkeiten nach Stockholm gereift war, sofort zurückgekthrt. * In dem am 21. Dezember v. zwischen dem Deutschen Reiche und den Niederlanden unterzeichneten AuSlieferungS - Ver trage war Vorbehalten, den Gegenstand für die deutschen Schutzgebiete besonders zu regeln. Demgemäß ist jetzt im Auswärtigen Amte mit dem niederländischen Gesandten ein »ertrag zur Regelung der Auslieferung zwischen den deutschen Schutzgebieten und den Nieder landen sowie deren Kolonien unterzeichnet worden. «Die Marinepoltt. Korr.' glaubt trotz der bisherigen Dementierungen guten Grund zu der Annahme zu haben, daß die Nachrichten über den Erwerb einer Flottenstation in den ost asiatischen Gewässern an und für sich zutreffend sind, wenngleich in Einzelheiten noch ungenau, da ganz verschiedene Punkte genannt werden. * Nachdem im Interesse eine« umfassenden telegraphischen Unfall - Melde- diensteS die Kosten für die einzelnen Ge meinden fettens deS Staatssekretärs deS Reichs- Postamt» von SO auf 25 Mk. herabgesetzt find, ist die Zahl der Unfall-Meldestellen in der letzten Zeit wieder erheblich gestiegen, so daß in absehbarer Zett mit fast allen Tele- gravhen«Anstalten deS Reichs Unfall-Melde- ttationen verbunden sein werden. * Zu der Anfang Oktober im Reichspostamt stattfindenden Konferenz höhererPost- beamten find sämtliche Oberpostdirektoren geladen. Unter anderem wird, wie zur Ver vollständigung früherer Meldungen mttgeteilt wird, erwogen, den gesamten Schalter dienst, also den Geschäftsverkehr mit dem Publikum, möglichst durch Postunterbeamte wahrnehmen zu lassen, wodurch Ersparnisse herbcigeführt und in größerem Umfange als bisher Militäranwärter Verwendung finden können. Oesterreich-Ungarn. «Der Ausschuß der Rechtenmehrheit deS österreichischen Abgeordneten hauses hat einen Beschluß gefaßt, nach dem dieselbe, „treu den im Adressenentwurfe aus gesprochenen Grundsätzen, es für ihre Pflicht hält, die feierliche Erklärung abzugeben, daß sie fest entschlossen ist, mtt aller Hingebung und Entschiedenheit, welche daS Ansehen deS Staates, die Würde deS Parlaments und deS Parla mentarismus überhaupt gebieterisch erheischen, für eine ernste und ersprießliche Erfüllung der unaufschiebbaren Bedürfnisse des Staates und der Bevölkerung einzutreten." Aber alle Mel dungen stimmen in der Hervorhebung der un behaglichen Stimmung der Rechten überein, die 24 Stunden vor Eröffnung deS Parlaments nicht einmal noch über die Besetzung deS Prä sidiums schlüssig geworden ist. Jene Kund gebung ist nur ein Ausfluß der Verlegenheit, da die Rechte sich über keinerlei Beschlüsse zu einigen vermochte. Urankreich. * Ein vertrauliches Rundschreiben deS Kriegs- Ministers Billot an die Korpsbefehlshaber schärst diesen ein, zu Urlauben nach Deutsch land nur solche Offiziere zu empfehlen. deren Feingefühl und Vorsicht ihnen bekannt find; sie müssen sich ausdrücklich ver pflichten, keine militärischen Beob achtungen anzuftellen, ihre Eigenschaft nirgendwo zu verheimlichen, in festen Plätzen, SriegShäfen und Grenzstädten nicht länger al» vier Tage «l verweilen, und e» wird ihnen empfohlen, sich bei der deutschen Botschaft in Pari» einen Paß zu verschaffen, wenn sie behuf» Erlernung der deutschen Sprache einen längeren Aufenthalt in Deutschland planen. -Ein englisch-französische» Ab kommen bezüglich Tunt» ist in Pari» unterzeichnet worden. Nach demselben verzichtet England auf seinen Vertrag mtt Tunis vom Jahre 1875. Die Verhandlungen waren seit vierzehn Monaten im Gange. Frankreich und Tum» find heute Herren ihrer kommerziellen Lage. Al» Ersatz für den Verzicht Englands auf den Vertrag von 1875 übernimmt Tunt» die Verpflichtung, 15 Jahre hindurch englische Baumwollenstoffr nicht mtt einem höheren Zoll al» 5 Prozent ihre» Werte» zu belegen; der gegenwärtige Zoll betrug 8 Prozent. «Bourbaki, deffen Erkrankung dieser Tage gemeldet wurde, ist in Bayonne ge- storb en. Er hat ein Alter von 81 Jahren erreicht. Bourbaki leitete in der letzten Phase de» deutsch französischen Kriege» die Operationen der fran zösischen Ostarmee, die zettweilig der vor Pari» stehenden deutschen Hauptarmee gefährlich zu werden drohte. Jnde» General Werder hielt Bombast energisch in Schach und nötigte schließ lich die Trümmer seiner mg gelichteten, Physisch heruntergekommenen und demoralisierten Armee auf Schweizer Gebiet überzutreten. Bombast selbst unternahm einen Selbstmordversuch, bei dem er sich aber nm schwer verwundete. Die Franzosen haben ihrem General in Belfort ein Denkmal errichtet. Svauie». * Gegenüber den sensationellen Mitteilungen de» .Temps' über die angeblich geharnischte Erklärung de» neuen Gesandten der Der. Staaten am spanischenHof, General» Woodford, in der kubanischen Ange legenheit, läßt sich nun dasselbe Blatt au» Madrid telegraphieren: „Die Depeschen au» New York und Washington versichern, daß die Mission Woodford» eine der friedfertigsten ist, da Mac Kinley nicht die Absicht hat, die kubanische Angelegenheit vor der Eröffnung de» Kongresses, die erst im Dezember stattfinden wird, zu behandeln." «Der oberste Kriegsgerichtshof hat daS Urteil deS Kriegsgerichts gegen Sempan, den Verüber deS jüngsten Mordanschlags in Barcelona, wegen eines Fehler» im Prozeßverfahren auf geh ob en und die Ver handlung soll wieder ausgenommen werden, weil nicht erwiesen ist, daß Sempan ein Anarchist ist. «Da die Geldnot der Regierung aufs höchste gestiegen ist, so greift dieselbe zu geradezu verzweifelten Mitteln. Am Donnerstag wurde nach vorausgegangener öffentlicher Ausbietung das Petroleummonopol gegen eine Jahrespacht von 18'/- MM. Pesetas an zwei Unternehmer vergeben. In diesen Tagen kommen sämtliche fiskalischen Salzbergwerke zum Verkauf, und schon ist em neuer schleuniger Verkaufsplan de» Finanzministers veröffentlicht. Nach demselben sollen 1O OOO Gemeindc- ländereien verkauft werden, wenn die Ge meinden nicht 20 Prozent der BerkanfSsumme zahlen können. Rußland. "In der russischen Presse wird jetzt mehr fach ein Eingreifen Rußlands in die indischen Angelegenheiten befür wortet. So schreiben die .PeterSb. Wjedomosti', da» Organ deS Auswärtigen Amtes: „Gleich- viel wie sich der Emir von Afghanistan zu der Sache verhält, wir unserseits dürfen eine An sammlung englischer Truppen in unserer nächsten Nachbarschaft nicht zulasten, ohne Vorsichts maßregeln zu ergreifen; der Uebergang der eng lischen Truppen auf afghanische» Gebiet muß einen entsprechenden Vorstoß unserseits gegen Herat und das Pamir-Plateau zur Folge haben." Balkanftaaten. «Der Präliminar.Fried«n»ver- trag ist am 21. d. ratifiziert worden. Doch erklärte der griechische Ministerpräsident Rallt» in der Deputlerten-KannneL daß die Finanz kontrolle einen Eingriff in die Staat-rechte be deute, und daß er der Kammer nie Vorschlägen vrkde, einen solchen »ertrag auzunehmen. Amerika. «Sie an» Honolulu gemüdet wird, hat der Senat von Hawai den Einver- letbung»vertrag mtt den »er. Staaten von Amerika einstimmig genehmigt. Aste«. «Den englischen SiegeSuachrtchtm von der indischen Grenze pflegen alsbald Hiobs- posten zu folgen. Nachdem soeben ein Sieg de» General» Jeffreys über die MohmandS gemeldet war, berichtet man der ,Voft. Ztg.' au» London vom 22. d.: In der Nacht zum Dienstag griff der Mullah von Hadda an der Spitze einer großen Streftmacht — an geblich über 10000 Mann — da» Lager des Generals Blood bei Lakarai an. Der Kampf währte 5 Stunden, der Angriff war vorzüglich geplant. Brigade-General Woodhouse ist schwer verwundet. Die britischen Verluste be tragen einen Toten, vierzehn Verwundete. (Wie viel die indischen Truppen verloren, meldet der Draht wohlweislich nicht.) »«d der K«d««. Der „Sraf" Leontiew, der als Abgeordneter MenelikS in Konstantinopel weilte, machte dem dortigen Korrespondenten deS .Figaro' u. a. nach stehende Mitteilungen: „Der Zweck meiner Reife nach hier ist der, eine freundschaftliche Ver ständigung zwischen Abessinien und der Türkei Herbeizuführen; ich darf Ihnen erklären, daß ich daS Erwünschte erlangt habe. Die Abessinier find gleich den Derwischen entschlossen, für die Erhaltung der Unabhängigkeit der von ihnen bewohnten Länder zu kämpfen. Ich glaube, daß man augenblicklich die englische Sudan-Expedition al» suspendiert ansehen kann. Die Engländer begnügen sich damit, einige Vorstöße zur Re kognoszierung deS Landes und zur Vorbereitung eines eventuellen Vormarsches zu unternehmen. Dagegen betreiben sie eifrig den Bau der Eisen bahn, die sie allein in die Lage versetzen wird, eine ernsthafte Expedition zu veranstalten. Seien Sie versichert, daß da» .Jntelliaence-Office' völlig im klaren darüber ist, daß die Derwische 40000 gut bewaffnete Infanteristen inS Feld schicken können, ganz abgesehen von der Kavallerie, die nur Hiebwaffen notwendig hat. Wenn der Feldzug noch in diesem Jahre begonnen würde, so bin ich überzeugt, daß die Engländer eine furchtbare SÄappe erlitten. Nach Fertig stellung der Eisenbahn werden sie bedeutendere Massen vorschicken können; und auch dann werden die Schwierigkeiten, auf die sie stoßen werden, ungeheuere, wenn nicht unüberwindliche sein. Die Taktik der Derwische besteht darin, zurückzuweichen, um die Engländer immer tiefer nach dem Süden zu ziehen, da somit ihre Ver proviantierung von Tag zu Tafle schwieriger wird. Im gegebenen Augenblick werden sie sich bedeutenden und gut bewaffneten Massen gegenüber befinden, die fest entschlossen find, ihnen den Durchzug mtt der größten Energie Zeitig zu machen. . . Dieser Feldzug ist in Wirklichkeit nicht au» dem von den Engländern angegebenen Vorwande, die Interessen Aegypten» zu verteidigen, sondern aus dem Grunde unter nommen worden, die Fortsetzung der englischen Okkupation zu rechtfertigen. Die Derwische, wett davon entfernt, Aegypten zu bedrohen, j haben zu verschiedenen Malm dem Chedive ihre ' Unterwerfung angebotm. Aber sie wollen mtt dem Chedive verhandeln und nicht mit den ! Engländern. Welches auch die Lösung der ägyptischen Frage sein möge, jedenfalls hat die Ankunft Ihrer Landsleute an der Bahr-el-Gazal und das Einvernehmen, das soeben zwischen Abessinien und dem Padischah abgeschlossen worden ist, England begreiflich gemacht, daß sein Traum, eine fortlaufende Linie von Be sitzungen zwischen dem Kap und dem Mitte - meere zu schaffen nunmehr undurchführbar ge worden ist. Wenn e» etwa diese Warnungen unberücksichtigt lassen und Gewalt anwenden wollt«, so würde e» auf widerstand stoßen, den e» nimmermehr bewältigen könnte. Aber ich glaube, daß England sich die Sache über legen wird." P<« «Atz Fer«. Apolda. Ja der Hofglockengteßerei von Ulrich wurden für die neue evangelische Kirche in Jerusalem, zu deren Einweihung im nächsten Frühjahr bekanntlich der Kaiser al» Schirmherr der deutschen evangelischen Kirche erwartet wird, drei Glocken gegossen und an ihren Bestimmungs ort abgesandt. Aachen. Da» .Aachener Poltt. Tagebl.', dem die Welt die ersten Nachrichten über die heimliche Vermählung de» präsumtiven österreichischen Erz herzog» verdankt, veröffentlicht nun ein Schreiben der Maria HuSmann (da» übrigen» von dem Bruder der jungen Dame al» echt anerkannt wurde), in welchem sie erklärt, daß ihr Mann weder Erzherzog, noch Mädchenagent, noch Heiratsschwindler, vielmehr ein gewöhnlicher Sterblicher sei und daß sie sich mit Rücksicht auf ihre materiellen Verhältnisse im AuSlande in aller Stille haben trauen lassen. Die Schreiberin gibt ihrer Verwunderung Ausdruck über da» ungewöhnliche und unverdiente Interesse, welche» die Welt an ihrer Person nehme. Nach allem ist anzunehmen, daß der Fall, der so viel be sprochen wurde, in den nächsten Tagen eine end gültige Aufklärung finden werde. Hamburg. Da» Panzerschiff „Württem berg" ist am Mittwoch vor der Elbe mit dem Dampfer „Angeln" (Eigentum der Nordostsee reederei) zusammengeftoßen und hat demselben schweren Schaden zugefügt, der sich bis unter die Wasserlinie erstreckt. Der Dampfer ist bei Kuxhaven vor Anker gegangen. Mehrere Schlepper find nach dem „Angeln" hinauSae- , gangen und mtt der Bergung desselben be schäftigt. Köln. Ein Polizetwachtmeister fand in der Nacht zum 20. d. einen Schutzmann an einem Laternenpfahle angebunden. Nach den Mit teilungen de» Wachtmeisters ist der Schutzmann von einer Anzahl Personen überwältigt und ohne weitere» an den Pfahl gebunden worden. Die bisherigen Nachforschungen nach Thätern batten keinen Erfolg. Bonn. Eine Steuer auf Lust haben die hiesigen Stadtverordneten festgesetzt. In den neuen Vorschriften über die Anlage von Erkern und Balkonen in de« Straßen unserer Stadt wird bestimmt: „Für die Benutzung der Luftsäule über der städtischen Straße find vor Erteilung der Bauerlaubnis folgende Ver gütungen für da» Quadratmeter der Ausladung zu bezahlen: Für einfachen Balkon 50 Mk., für jeden Balkon darüber 25 Mk., für einen nur an einem Stockwerk angebrachten Erker 100 Mk., für jede» weitere Stockwerk eine» Erkers 50 Mk., für einen Balkon auf oder über einem Erker 25 Mk. Ausnahmen von den vorstehenden Be stimmungen zu flenehmigen, bleibt der Stadt verordneten - Versammlung Vorbehalten, die bei größeren und bei Balkon- und Erkeranlagen zu gewerblichen Zwecken statt der einmaligen Vergütung eine jährlich zu zahlende Anerkennungs gebühr festsetzen kann. Hage«. DaS flüchtige Mitglied der Iser lohner Meineidsbande, die auf Bestellung eine Menge Eide geschworen hat, der frühere Poft- Assistent Schnadt, wurde in Eckesey nach scharfer Befolgung beim Ueberklettern eine» Zaune» festgenommen. Schnadt war seiner Zett nach Rotterdam entkommen; die Not hatte ihn nach Deutschland zurückgetrieben, wo er Geld für die Ueberfahrt nach Amerika aufzutreiben hoffte. Unterdessen haben die Prozesse gegen das Haupt der Bande, den früheren Heimann, ihren An fang genommen; im ersten wurde hier vorige Woche Heimann zu 1 Jahr 6 Monat Zuchthaus verurteilt. Kreuznach. Ein seltener Versteigerungs gegenstand wird in der ,Hunsrücker Ztg.' vom Gerichtsvollzieher zu Simmern zur zwangs weisen Versteigerung ausgeschrieben: eine Rechts- anwaltSrobe mit Barett. Walf Warnekow. 16) Eine mecklenburgische Erzählung v. N. v. d. Osten. <ForU«tzun„.) „ES ist überhaupt Ihre Pflicht, da Sie so schlecht gewirtschaftet haben," schloß der Doktor mtt vor Eifer rotglühendem Gesicht. „Und Pflicht ist e», nicht allein für sich selbst, sondern für die nachkommenden Geschlechter zu sorgen — für Ihre Söhne und Enkel." „Ich werde keine Söhne und Enkel haben," antwortete Ralf kurz. „Larifari," brummte der Doktor. „Erst gehen Sie nur in die Welt hinaus und lernen Sie etwas. Dann kommen Sie wieder, benutzen Ihre Erfahrungen zum Segen Ihrer Heimat, de» ganzen Lande» —" „Ich," unterbrach Ralf spöttisch, „der nicht die geringsten Vorkenntnisse hat!" „Ich sage Ihnen," antwortete der Doktor fast heftig, „es kommt hierbei nicht auf Gelehr samkeit, sondern auf praktischen Sinn an, und den haben Sie. — Nun?" Ralf schwieg verstockt. „ES ist eine Schande," schatt der Doktor aufgeregt. „Eggert und du auch, du solltest endlich Vernunft annehmen, dein Widerstand gegen da» Neue und gegen seinen Nutzen ist ftevclhaft. Du klagst und stöhnst über deine schlimme Lage und willst doch kein Mittel er greifen, um sie zu verbessern, nur weil da» Mittel neu ist. Auf, aller Freund, wirf endlich diesen Zopf von dir, und wenn nicht um deinet willen, so thue e» um deine» Sohne» und seiner Zukunft willen!" Er sah fest und prüfend in das Gesicht deS Alten, in welchem er einen Schimmer von Nachgiebigkeit, oder wenigstens von Unschlüssig kett zu bemerken fllaubte, die sehr von seiner früheren Halsstarrigkeit abstach. „Um Ralf» willen," fuhr er noch nach drücklicher fort. „Er kann nicht immer so in dem alten Schlendrian weiterleben, da» hast du ja selbst eingesehen. Was besinnst du dich denn noch? Ich sage dir, ferne Zeiten werden dich und ihn segnen, wenn ihr da» Eure dazu gethan habt, um eure Zett zu begreifen und ihre Erfahrungen nutzbar zu machen. — Du bist noch rüstig genug, um Ralf für eine Zett lang zu entbehren. — Nun, wie ist'»? Soll er reisen?" „Wenn't fin möt — kör em — von minent- wegen," kam c» zögernd von Eggert» Lippen. Triumph!" schrie der Doktor, faßte Ralf bei beiden Schultern und schüttelte ihn vor Freuden. „Nun machen Sie, daß Sie fort kommen. Für Empfehlungen sorge ich und mache Ihnen die Reiseroute. Unterdessen packen Sie ei«. — Da» war ein großer Sieg!" Ralf war ei wunderlich zu Mute. Ueber- stimmt durch seinen eigenen Vater, so uuglaub- lich es schien! Konnte er nun noch sagen: „Ich will nicht!?" Daß er seinem Later Ersatzleistung schuldig sei, gab er sich zu. Aber sich selbst? Oder gar den fernen Geschlechtern, die nach ihm kamen? Gingen ihn denn diese etwa» an? Schön und überzeugend, da» war gewiß, hatte der Doktor darüber gesprochen, daß de» Menschen Leben und Streben vornehmlich den Enkeln gehören soll und nicht dem eigenen Ich, und daß er deshalb jeden Fortschritt nützen muß, — so überzeugend, daß eS selbst seinen Vater gepackt hatte, und hinzugefüat hatte er, daß in solchem selbstlosen Streben sogar ein Heilmittel ttege für jedes noch so schwere Weh, ja selbst für die Verzweiflung über eigene Schuld, — für diese am gewissesten. Da» stimmte ihn tief nachdenklich. Noch immer hatte er nicht vergessen, nicht verschmerzt — sollte e» wirklich ein Mittel geben, um dahin zu gelangen? Freilich bisher hatte er e» noch kaum ernstlich gewollt, denn er liebte seinen Groll gegen da» Schicksal, gegen die ganze Welt, vor allem geflen Gesa, aber die letzten Erörterungen hatten ihn doch wankend gemacht. Der Kummer und die Sorge seine» Vater» gingen ihm tief zu Herzen; sollte er denn fort und fort der Dorn im Fleische de» alten Manne» sein, der auf ihn allein alle seine irdischen Hoffnungen setzte? Sollte er am Ende gar al» ungeratener Sohn dastehen, wenn er sich jetzt weigerte, seinen Willen zu thun? .Nun dann fort," sagte er endlich mtt raschem Entschlüsse zu sich. „Kommt nicht» dabet her- au», so ist e» wenigsten» nicht meine Schuld." Die Folge diese» Entschlüsse» war, daß er Marten die genauesten und schärfsten Instruk tionen erteilt«, wie er in feiner Abwesenheit seinem Vater pw Hand zu gehen hab«. Marten hörte mtt schweigender Unterwerfung zu und be kräftigte dann füllen Gehorsam durch den Aus spruch: „Dat weder fall «t up'n Kopp schlagen, wenn ick «ich allen» dauhn dauh, wat Se mi seggt hewwen, jung Herr, ja un noch vel mihr." Ralf nickte ihm zu, er wußte, er konnte sich auf Marten verlassen. Seit der Katastrophe vor zwei Jahren war der Knecht ihm so treu anhänglich gewesen, wie ein Hund. Al» damals Ralf nach seiner Krankheit zum ersten Male wieder in den Pferdestall eiutrat, kauerte Marten wie ein Verdammter im finstersten Winkel. Kaum erblickte er seinen jungen Herrn, so stürzte er vor ihm nieder und bekannte ihm unter buch stäblichem Heulen und Zähneklappern seine ver brecherische Absicht in jener Nacht. Ralf hörte ihm M zu und fragte dann: „wl wer hett di dat dauhn heilen?" „Der infame Diem —" stammelte Marten. „Wendel?" „Ja, ja — d« DüwelSbraden l" „Wes' still un hür mi tau," befahl Ralf. - „Slöwen dett di dat kein', «ich mal vör Gericht, dat du mi haddst üulbrmgen vulln, obschonst ick — Di dat «oll glöw. Sew«r vor dat nu ganz anders kämm i», un du stat» deffen mi mtt Gefohr Dine» eignen Lewen» ut'n Water treckt hest — so schwiggst dn Lwer de ganze Sack; du bliwwst bi un und — krtggst teihn Daler Lohn mihr. Lersteihst du «i?* Marten küßte unter gewaltigem Stöhnen und Schluchzen die Hand, welch« Ralf ihm reicht«, und verschwor seiner Seelen Seligkeit, wenn er jemals seine« Henn nicht den Willen thue. Und da» hatte er gehalten. Ohne Be sinnen würde er jeden Augenblick sein Leben für Ralf geopfert haben. ' Einen desto schwerer« Stand ab« hatte er
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