Suche löschen...
Auerthal-Zeitung : 24.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189709242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-24
-
Monat
1897-09
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 24.09.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Eelle. Der Annahme, da» große Eisen bahnunglück bet Esch« v.« in der Näh« von Telle auf ein Verbrechen der Boden entzogen. Wie sich herauSgeftelll hat. war vor dem verunglückten V-Zug« auf derselben Strecke ein hannoverscher «üterzug ge fahren, der einen Langholzwageu mV fich sühne. An diesem Wagen hatte fich die Koppelstange gelöst, so daß sie hin- und hergeschleudert wurde. Dadurch erlitten die Schienen erhebliche Ver biegungen, und diese führten dq» Unglück herbet. Segen die Beamten, die vermutlich die Schuld trifft, ist die Untersuchung etngeleitet worden. Osterode. Freitag früh wurde zwischen Schönsee «nd Jablonowo in einem Abteil erster Klaffe eine» Schnellzuge» gegen eine au» Berlin kommende Dame ein Attentat verübt. Al» der Schaffner in Osterode da» Koupee öffnete, sah er, daß die Dame narkotisiert war und daß sie ihre Hönde überkreuz gebunden hatte. Die Kleider waren zerschnitten bezw. zerrissen, Geld und wertvolle Schmucksachen fehlten. Zwei der That verdächtige Herren waren in Schönsee in» Koupee gestiegen und in Jablonowo ausgeftiegen. München. Zu dem Quaften-Diebstahl im Schloß Herrenchiemsee wird berichtet: Durch Be schluß der Strafkammer Traunstein wurde der Haftbefehl gegen den jüngeren Engländer auf gehoben. Der Aeltere, der Thäter wird gegen Stellung einer Kaution von 10000 Mk. au» der Untersuchungshaft entlasten werden. Schleiz. Der Raubmörder Oehlschlägel, «in 18 jähriger Bursche au» Wurzbach, der bei Lobenstein (Neuß j. L.) einen Viehhändler namens Hahnemann unlängst durch 18 Messer stiche getötet hat, ist jetzt durch einen hiesigen Gendarm verhaftet worden. Hagen. Das Kartoffelkrautfeuer, daS eine Lieblingsbeschäftigung der Kinder auf dem Lande bildet, hat hier einen Unglücksfall verschuldet. Fünf Kinder vergnügten fich an einem solchen Feuer. Plötzlich wurden sie von einer Rauch wolke, die der starke Wind erzeugte, eingehüllt. Während nun die vier anderen Kinder flohen, blieb eines der Kleinen stehen, um fich den beißenden Qualm auS den Augen zu wischen. In diesem Augenblick erfaßten die Flammen die Kleider deS Mädchens, so daß eS in eine Feuer säule verwandelt wurde. Auf das gellende Hilfegeschrei eilten Arbeiter herbei, die daS Feuer erstickten. Das arme Kind hat schwere Brandwunden am Körper erlitten. Unter un säglichen Schmerzen wurde eS nach Hause ge bracht, wo eS schwer verletzt liegt. Könitz. Wie scharf der Instinkt der Tiere ist, beweist ein Vorfall, der fich jetzt seit der Ermordung des Postillons Fritz bei Könitz all abendlich ereignet hat. Die Pferde der Bütower Post, welche immer dieselben find, wie an dem Schreckensabend, beginnen, wie daS .Konitzer B alt' erzählt, auf der Fahrt von Zechlau nach Könitz an dem Punkt der Chaussee, wo der Ueberfall geschah, außerordentlich unruhig zu werden und ihren Lauf so zu beschleunigen, daß sie nur mit Mühe gehalten werden können. Erst an der Stelle, an welcher der Postwagen im Ehausseegraben lag, beruhigen sie fich wieder. ES ist, als ob die Tiere fich beeilen wollten, über die gedachte Strecke so schnell al» möglich hinweg zu kommen. Wien. Me da» .Fremdenblatt' aus Fiume meldet, ist am Sonntag abend auf der Strecke Karlstadt — KapoSvar in der Nähe der letzt genannten Stadt der Schnellzug mV einem -um Truppentransport benutzten Güterzug zusammen gestoßen. Drei Bremser, ein Kondukteur und sechs Soldaten wurden getötet, 30 Soldaten schwer verwundet. Krakau. Durch die hiesige Polizei ver- . hastet wurde die Gräfin Mathilde Schmettau nebst ihrem Geliebten Karl Marlitz aus Berlin, welcker letzterer bis vor kurzem Mitglied der Heilsarmee gewesen ist. Me festgesteltt wurde, hat da» Pärchen in Berlin, BreSlau, Wanken burg, Budapest größere Betrügereien verübt, während beide in Krakau durch den Verkauf von BilletS zu einem angeblich demnächst stattfindenden Klavierkonzert der Gräfin von einer großen Anzahl von Personen Geldbeträge herauSge- 'ockt haben. i Gerichts-Halle. Berlin. Die famose „Bank für Hypotheken- und Grundstücks-Verkehr", welche im Hause Chaussee-Straße 2 ein ungesunde» und kurzes Dasein fristete, spielte wiederum eine Haupttolle in einer Verhandlung, welche am 18. d. die zwette Strafkammer de» Landgerichts I be schäftigte. Als der Zusammenbruch jener Bank im Januar 1896 und gleichzeitig die Verhaftung ihrer beiden Direktoren Harting und Müller er folgte, bot fich dem Konkursverwalter ein trübes Bild, welches später in der Schwurgerichts verhandlung gegen die genannten Direktoren entrollt wurde. Me erinnerlich sein wird, wurden beide zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt. Harting zog e» vor, fich nach Schluß der damaligen Verhandlung in seiner Zelle zu erhängen, Müller verbüßt seine Strafe im Zucht hause zu Moabit. Die Bank hatte während der kurzen Zett ihres Bestehens für über 300 000 Mark Pfandbriefe auSgegeben, deren Gegenwert in von der Bank erworbenen Hypotheken be stehen sollte. ES stellte fich heraus, daß sämt liche Hypotheken wertlos waren. Mit den Pfandbriefen und KouponS der Bank find mehr fach Schwindeleien vorgekommen und zu be trügerischen Zwecken soll auch der Bauunter- neuner Heim. Antebach, welcher dem Gericht auS der Untersuchungshaft vorgeführt wurde, dergleichen Papiere benutzt haben. Im Herbst Stelle lautet: .Die Manöver, welche ich von Anfang bi» zu Ende mitangesehen hab«, zeichneten fich vor allem durch die Menge taktischer Kehler au». In einigen Fällen wurden die Operationen dadurch geradezu absurd. Heute morgen sprengte General Fürst Lobkowitz, der Befehlshaber de» 4. Armeekorps, an seinen Regimentern vorbei. Er wm außer fich über die Art und Weise, wie seine Befehle auSgeführt wurden. Im wetteren Verlauf de» Angriff» ging einer Brigade die Munition au». Sie wm nach einer falschen Stelle geschafft worden. Kritiker, welche sowohl den den deutschen, wie diesen Manvvern bei gewohnt haben, wmen erstaunt über die immense Ueberlegenheit, mit welcher die deutschen Truppen geführt wurden. Allgemein habe ick die Anficht aussprechen hören, daß, wenn diese beiden Korps, da» 4. und 5., als Muster der gesamten österreichischen Armee gelten dürfen, die Krieg»- tüchtigkeit diese» Heere» sehr gering ist, so kräftig gebaut der österreichische Gowat auch sein mag." Neapel. Ein eleganter junger Mann, der etwa dreißig Jahre alt sein mochte, tötete fich am Krater de» Vesuv und beabsichtigte, durch den Sturz in den Krater jede Spur von seiner Person zu verwischen. Merkwürdigerweise wurde der Leichnam von der Lava verschont. Der Unglückliche dürste ein Deutscher ge wesen sein. Stockholm. Die Brieftauben - Depesche Andree», die jetzt bekannt wird, ist bis jetzt Re einzig sichere Nachricht von dem kühnen Lust schiffer, die seit seinem Aufstieg am 11. Juli d. die kultivierte Welt erreicht hat. Wie erinner lich, ist Andree am 11. Juli nachmittags 2'/- Uhr von Virgohafen auf Spitzbergen aufgestiegen. Die Richtung, in der ihn sein Ballon fortttug, wm Nord-Nordost. Jetzt erst wird die Brief taubenpost bekannt, die er nach zwei Tagen am 13. Juli 12 Uhr mittags abgesandt hat. Er be fand sich damals 82,2 Grad nördlicher Brette und 15,5 Grad östlicher Länge. Er hat also in den ersten zwei Tagen etwa 200 Kilometer zurückgclegt. Da die jetzige die dritte Brieftaube ist, die Andree aufgelassen hatte, so müssen die beiden anderen vor dieser aufgelassenen Tauben im Polarkreise umgekommen sein. DaS gleiche Schicksal wird wohl auch die anderen Brieftauben ereilt haben, die Andree später abgelaffen hm. Leider läßt die vorliegende Meldung keinen Schluß auf seine wettere Fahrt zu, denn seit dem Auflasfen der dritten Brieftaube find bereits 10 Wochen verflossen. Loptzo». Der Berichterstatter der Londoner r »n "«'N »Daily Mail' bet den Manövern bei Toü» in i ^urückzuführen, ist jetzt Ungarn hatte dort ein Telegramm ausgegeben, Wie sich herauSgeftellt dessen Annahme verweigert wurde. Daraus ließ runglückten V-Zuge auf er e» von Passau adsenden. Die anstößige 18Sö befand Antebach fich im Besitz einer größeren Anzahl der erwähnten Pfandbriefe. Im Dezember 1895 fuhr er vor eine« Mäntelgeschäft vor in einer feinen Equipage und in Begleitung seiner Ehefrau und einer ver wandten Dame. Die Besucher erklärten, einen Damenmantel kaufen zu wollen, sie erstanden aber schließlich noch mehrere Kleidungsstücke -um Gesamtbettage von über 400 Mk. Ante- bach gab einen Pfandbrief der erwähnten Bank in Höhe von 1000 Mk. in Zahlung, der über schüssige Bettag wurde ihm bar auSgezahlt. Der Berraufer schöpfte aber doch Verdacht, er folgte der Equipage unbemerkt in einer Droschke und stellte fest, daß Antebach eine Kellerwohnung auf dem Hofe eine» Grundstücks in der Schön hauser Straße inne hatte. Nun wurden über den Wert de» in Zahlung gegebenen Pfand brief» Erkundigungen eingezogen und als diese denkbar schlecht auSstelen, begab fich der Be trogene in Begleitung eine» Kriminalbeamten nach der Antebachschen Wohnung. Der Ange klagte weigerte fich entschieden, die Ware wieder herauSzugeben oder da» Geschäft rückgängig zu machen, die Firma hat einen Verlust von 1000 Mk. erlitten. Kurze Zett vorher hatte der Angeklagte dem Restaurateur Fröhlich sein in der Rosenthaler Straße gelegenes Geschäft für 2000 Mk. abgekaust und mit zwei Pfandbriefen L 1000 Mk. bezahlt. AIS Fröhlich Bedenken in Betteff der Papiere hatte, begab der Ange klagte fich in der Begleitung Fröhlichs nach der Bank um, erkundigte fich dort beim Direktor Müller nach dem Stand der Papiere. Natür lich versicherte Müller, daß die Pfandbriefe „goldsicher" seien. Nun ließ Fröhlich fich herbei, mit dem Angeklagten den Kaufvertrag abzu- fchließen. Dies Geschäft ist aber später wieder rückgängig gemacht worden, sodaß Fröhlich mit einem blauen Auge davongekommen ist. — Wegen dieser beiden Fälle ist e» zu einer An klage nicht gekommen, da dem Angeschuldigten nicht nachgewiesen werden konnte, daß er schon damals von der Wertlosigkeit der Pfandbriefe überzeugt war. Anders lag die Sache in zwei Fällen, welche fich kurz nach den vorher er wähnten ereigneten. Antebach hatte auch dem Restaurateur Redlich in Charlottenburg dessen Geschäft abgekaust und mit Pfandbriefen be zahlt, Redlich war aber rechtzeitig gewamt wor den und hatte fich geweigert, daS Geschäft zu übergeben. Sodann hatte der Angeklagte von einem Bekannten ein größeres Darlehn entnom men und al» Sicherheit einen Wechsel, eine Hypothek sowie mehrere der erwähnten Pfand briefe übergeben. Antebach will trotz der bereits gemachten Erfahrungen immer noch des Glaubens gewesen sein, daß die Pfandbriefe gut seien. Sein Verteidiger hatte einen umfangreichen EntlaftungSbeweiS angetteten. Staatsanwalt CaSper hielt die Schuld deS Angeklagten in beiden Fällen für erwiesen und beantragte gegen ihn eine Ge fängnisstrafe von sechs Monat und 3 jährigen Ehrverlust. Der Gerichtshof hiett den vollendeten Betrug deshalb nicht für vorliegend, wett der Dahrlehnsgeber nicht zu behaupten vermochte, daß er fich lediglich durch Hingabe deS Pfand briefes zur Gewährung deS DarlehnS habe be stimmen lassen. Wegen des gegen Redlich ver übten versuchten Betrugs wurde Antebach zu einer Gefängnisstrafe von 3 Monat verurteilt. Sofia. Die Appellverhandlung gegen die Mörder StambulowS ist wegen Nichterscheinens eines Hauptzeugen vertagt worden. A»f Gold suche «ach Klondyke waren in diesem Sommer sogar die beiden — Schwiegersöhne Vanderbilts gegangen. Jetzt find sie nach New Park zurückgekehrt und können nicht genug von ihren Erlebnissen er zählen. „So großartig, wie wir uns amüsiert haben, daS ist noch gar nicht dagewesen l Und erst unsere Damen! Die haben ein wahrhaftes Naturleben in Alaska geführt, haben allen Zwang abgeftteist, find auf die Goldsuche ge gangen und haben mit ihren eigenen zarten Händen nach Goldklumpen gegraben. Gefunden haben sie fteilich keine! Daß wir aber gar Anzüge au» Bärenfellen getragen haben, wie ein erfinderischer Berichterstatter auSposaunt hat,' und daß unsere Ladie» fich gar Blasen an den Fingern geholt hätten, weil sie fich fünf Pfund schwerer VergwerkShackeu bedienten, ist nicht wahr. Ich rate jede«, der de» langwelligen New Parker Gesellschaftsleben» überdrüssig ist: Geht nach Klondyke und lebt wie die Wilden! Da» ist doch noch wa» Neue», wa» noch nie Dagewesene»! DaS ist bester al» alle Fahrten nach Europa und da» Herumkutschieren in den Gebieten der Zivilisation! Wir hatten einen Koch an Bord de» Dampfer», so einen Kerl gibt'» nicht wieder. Der Mensch besaß einen wirklichen, echten Goldklumpen. Aber er hütete ihn wie einen Schatz, der Millionen wert ist. Er verwahrte ihn unter seinem Kopfkissen und schlief darauf. Ja, da» Gold! Da» liegt da in der Luft, e» fliegt einem in die Kleider, e» seht fich in den Haaren fest, e» «acht die Menschen närrisch. Eine» Tages ging ich in Rowson City in einen Bardierladen, um mir die Haare schneiden und mich rasteren zu lassen. MS ich den Laden verließ, sah ich. wie der Barbier sorgfältig alle mir abaeschnittenen Locken zusammenkehrte, aufhob und verschloß. Ich erkundigte mich über die» seltsame Betrage» und erfuhr, der Kerl habe meine Haarreste aus gewaschen, um den in ihnen angesammelten Goldstaub zu gewinnen." So hätte also Klondyke auch schon seinen Münchhausen! GemeinnShlge«. Sodawasser zu bereite«. Will man Sodawasser im kleinen selbst bereiten, so bedarf man zu einem Kruge Wasser 8 Gramm pulveri sierte Weinsteinsäure, 10 Gramm doppelkohlen- saures Natron und 35 Gramm pulverisierten Zucker. Nachdem man den Zucker, die Wein- steinsäure und zuletzt das Natron in da» Wasser aethan hat, wird der Krug recht fest verkorkt. Der Zucker kann auch wegbleiben. Emailzifferblätter »«--«besser»,. Man erwärmt in einer flachen Schale aus Glas oder Porzellan ein wenig hartes, weiße» Spermacet (Walratfett), daß m jeder Apotheke zu haben ist, gibt einen Zusatz von fein pulverisiertem Kremserweiß und trägt die Masse auf den zu vor erwärmten Gegenstand auf. Nach dem Er kalten wird das Ueberflüsfige mittel» eines sehr scharfen Messers entfernt. Gedörrter Rhabarber. Die Blattstiele de» Rhabarber werden sauber gewaschen, nach Abziehen der fadenförmigen Haut in schwache Scheiben geschnitten und langsam in einer Obst darre, im Backofen oder Bratofen getrocknet. Beim Gebrauch läßt man die gedörrten Scheiben n heißem Wasser aus quellen, dämpft ihn mit diesem Master und behandelt ihn ganz'wie die frischen Stiele. Knntes Allerlei. Die Sammlung der Ordensdekorationen deS Fürsten Bismarck ist um ein schätzbares Stück bereichert worden. Wie nämlich die ,Hamb. Nachr/ mitteilen, hat der Reau» von Abessinien, Menelik II-, dem Fürsten BiSmarck daS Grobkreuz deS Orden» des Sternes von Aethiopien verliehen. Ei« riesiger Sonnenfleck war im Monat August aui unserem Muttergeftirn zu beobachten, von dem daS Bulletin der französischen astrono mischen Gesellschaft eine eingehendere Beschrei bung nebst einer Abbildung gibt. Der längste Durchmesser dieses Fleckens maß nicht weniger als 54 000 Kilometer, war also über viermal größer als der Durchmesser der Erde. Er war umgeben von einem großen unregel- mäßigen Halbschatten (Paenumbra), in dessen Ausdehnung dauernd gewaltige Bewegungen zu erkennen waren, die auf eine schließliche Zer störung des ganzen Fleckens hindeuteten, welche selbst jedoch nicht mehr zu beobachten war. Die Erscheinung eines so großen Sonnenflecken» zu dieser Zeit ist etwas Ungewöhnliches, da die Zahl der Flecken jetzt dauernd in der Abnahme begriffen ist und im nächsten Jahr ihr Minimum «reichen soll. ES ist schon verschiedentlich von Astronomen darauf hmgewiesen, daß die Sonne diesmal trotzdem noch immer eine ungewöhnli,' heftige Thätigkeit zeigt. Arbeit, bei d« ich mich müde machen kann, so — so kann ich eS überhaupt nicht mehr auS- halten und wollte lieb«, ihr hättet mich damals nicht au» dem Wasser gezogen!" Vor Schreck erstarrt Hütte Eggert diesen AuSbruch lang verhaltenen Sturme» an. Er war so betreten üb« die Bitterkeit und den zornigen Schmerz in Ralf» Motten, üb« die ungerechten Borwürfe darin, daß « in hilf losem Schweigen fich ohne Widerrede gehen ließ, ab« mit seinem Frieden war e» nun ganz vorbei. In d« Nacht hörte « Ralf aufstehen und da» Hm» verlassen und wußte nun, daß seine Ermahnungen fruchtlos geblieben seien. Ralf war für Vernunstgründe nicht mehr zugänglich, und wenn sein Bat« da» auch längst gefürchtet hatte, so deutlich wie heut war e» ihm noch nie «ntgegengetreten. Eggert Barnekow geriet in immer größere Unruhe und Aufregung, ja, wenn « die zwei letzten Jahre überdachte, so mußte « fich swen, daß er in ihnen eine wirklich ruhige und glückliche Stunde nicht mehr gekannt habe. Seit jenem Tage nicht, an dem Ralf nach sein« Rettung wied« ausgestanden war, den« seitdem hatte fich da» Wesen de» jungen Manne» unheilvoll »«ändert. „Dor sühft du't nu," hatte der Ast« da mal» in seinem Schmelze unbedacht geäußert, „du heft di inbillt, mit de ntaen Tiden wür den vi BarnekowS ok ntge Mtnschen warben! «an, datfülwige, a»'t ümm« west t», ganz datsülwige l" Da» Wart drang Ralf in Mark und »ein. anderen Rat, al» fich dem Davor anzuvertrauen. Dieser hörte ihm bereitwillig zu und antwortete mit sein« freundlichen Gelassenheit: -Wir dürfen nicht zu streng üb« ihn sichten. Ralf muß behutsam angesaßt werden. In ihm toben ja gewaltige Mächte, Schmerz und Zorn — und Scham. Sie müssen auStoben. Er ist jung, stark, vollblütig, « muß fich auSarbetten, fich —' „Denn möt hei dat wo annerS dauhn," unterbrach Eggert ihn. „Hi« kann ick em nich Ruum darför gewen, süß rungeniert hei mi un fick sülben ganz und gor." Der Doktor schwieg eine Mnute sinnend und rief dann, von einem Gedanken erfaßt, leb haft auS: „Darin kannst du recht haben, Eggert — du dringst mich da auf eine Idee! Er muß da» anderswo thun, ja, Ralf muß fort. Auf eine Zeitlang «sine ich, nicht für immer. Laß ihn reisen." „Reffen?" Eggert Barnekow zweifelte an seinem Gehör. -In de Wett rümstripen för gornick» ? Dat ward em dat Aewermat an Kräften ok nich Kämpen." „versteh »sich recht, ksineSweg» für garnicht»," entgegnete d« Doktor eifrig. „Da» Uedamatz muß in andere Bahnen geleitet »«den, « muß Neue» sehen, Neue» lernen." „Sch, nu kömmst du wedder mit dat Nige," brummte Eggert. „Dat hett un» naug Mallür brächt." Der kleine Doktor lächelte. „Laß ihn doch die künstlich wissenschaftliche Fischzucht fich m« Wahr, an demselben Tage, an dem « fich ver- meffen hatte, das «erbte Blut in seinen Adem von seiner Schwachmütigkeit zu Hellen, fiel « ihr anheim wie seine unglücklichen Vorfahren. Scham und Trotz trieben ihn zu jen« Oppo sition, dank welch« d« alte treue Pächter heute mit Recht eine Revision hätte fürchten müssen. Nicht nur da» Keine Kapital, da» « im Lause der Jahre zurückgelegt hatte, stand auf dem Spiele, sondem die Pacht selbst, wenn « die kontraktliche Abgabe nicht zahlen konnte und die Gunst seine» hohen Pachtherrn, die a fich durch strenge Pünktlichkeit bisher «hatten hatte, obenein. Kein Wund« also, wenn « dem kommenden Michaelitnmin mit Sorgen entgegensah und fich Vorwürfe machte, dem Unwesen nicht längst gesteuert zu haben. D« Reichtum semer Ge wässer war sprichwörtlich und jetzt, nachdem der Großherzog ihn mtt eigenen Aug«n gesehen hatte, würde « e» glauben wollen, daß Egaett für die nächsten Jahre nicht mehr die glsich hohe Pacht zahlen könne? Würde « nicht denken, einen Betrüg« vor fich zu Hecken, und sine strenge Untersuchung an- ordn«? Da» war bitter«, al» alle» andere. Eggert Barnekow al» Dieb ob« mindesten» al» unge treu« Verwalt« am Eigentum seine» Harn ae« gebrandmarkt. Und wenn er MH alle seine Ersparnisse hingab, e» reichte nicht für mehrere Jahre und so lange konnte e» dauern, ehe sine genügend« Erneuerung de» Fischbestander zu hoffen war. Der Alte wußte in sein« Bekümmernis keinen ansehen, wie sie in anderen Ländern betrieben wird." „VadrsihteS Tüg!" „Er kann sie ja dann auch hier einführen und den Schaden, den « angesichtet hat, damit wird« gut machen," fuhr d« Doktor unbeirrt fort. „Dat wir de Deuwel!" war Eggert Barne kowS Antwort, und jener blieb in Ungewißheit, ob sie eine grimmige Ablehnung, halbe Zustim mung, od« bloße Verwunderung ausdrücke. Er hiett e» auch für bester» fürerst nicht danach zu fragen, sondern regte in den nächsten Tagen die Frage bei Ralf selbst an. Sb« auch hi« stieß er auf unerwarteten Widerstand. Ralf lächelte ungläubig. Er reffen? Er die künstlich« Fischzucht studieren? Me wäre da» möglich. Welchen Nutzen ver möchte « wohl damit zu schaffen! Er sprach mit seinem Vater nicht emmal darüber, denn « wußte, wa» derselbe antworten würde. „Fisimatenten! Dumme» Lüg! Künstliche Fischzucht? Dat hadd mi grcck noch fehlt, mt up sowat intulaten." Doch d« Davor, der auch hartnäckig sein konnte, wenn « fich etwa» in den Kopf gesetzt hatte, ließ nicht nach. Er fing an mtt einem alten Etudiengenoffen, einem Ichthiologen, eifrig zu korrespondieren und bewies infolge vou dessen gelehrten Auseinandersetzungen seinen beiden skeptischen Zuhörern, daß e» sehr wohl möglich fei, mtt Hilfe der Wissenschaft die Seen wird« zu bevülkan und die Fischzucht zu heben und zu veredeln. »>» (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)