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Auerthal-Zeitung : 22.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189709220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-22
-
Monat
1897-09
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 22.09.1897
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tische Liebesaffäre folgenden Verlauf genommen Truck und Verlag der Backhruckerei d« „Aurrthll-Zritung" (Amn HkgrmmMk/ «W-. Dir «rurste Hrirat „Unkrr Ha«d". Dem ,Berl. Lok.-Anz.' ging am Freitag auS Aachen folgendes Telegramm zu: Hier wird K-rr Uah ««st Fern. Berlin. Der große Tag der Radfahrer war der Sonntag. Handelte eS sich doch um den Großen Preis von Berlin (10000 Mark). Der Franzose Bourillon gewann denselben, während August Lehr und Willy Arend den zweiten und dritten Platz behaupteten. München. Am Freitag früh explodierte in der Papierfabrik in Pasing aus bisher noch un bekannten Ursachen der Dampfkessel. Nach den vorliegenden Meldungen wurden drei Personen getötet und drei schwer verletzt. Ein schwer Ver wundeter wurde aus den Trümmern gezogen. Eine Person wird noch vermißt. DaS ganze Kesselhaus wurde zerstört und gleicht einem Trümmerhaufen. Ein schwerer Kessel von 200 Zentner wurde ungefähr 100 Meter west auf die Landstraße geschleudert. Von den drei Verletzten ist einer im Laufe deS Vormittags seinen Verwundungen erlegen. Ferner wurde im zweiten Stockwerk eines der Fabrik gegen überliegenden Gebäudes durch einen vom Luft druck herausgeschleuderten Stein ein im Bette liegendes Kind so schwer am Hinterkopfe ge troffen, daß eS bald darauf verstarb. Somit find bisher tm ganzen bei dem Unglück fünf Menschen umS Leben gekommen. Danzig. Ein seltenes Jubiläum, vielleicht den höchsten JubiläumS-Rekord, hat eine Dame in Zoppot erreicht. ES ist Frau Klementine v. Selchow, welche seit siebzig Jahren regel mäßig die Saison in Zoppot verlebt. In An erkennung dieser großen Treue gedenkt man der Walf WarneKow. 14s Eine mecklenburgische Erzählung v. A. v. d. Ostm. (ForUktzung.) Kurt brauste nach seinem Weggang heftig auf. „Der Unverschämte l WaS hatte er hier zu suchen? Wagt er noch einmal, so werfe ich ihn hinaus." „Er log," sagte Gesa. „Log?" fragte Kurt verwundert. „Ja. Hast du das nicht bemerkt? Er wußte, daß er sein Lorgnon in der Westentasche hatte. ES war nur ein Vorwand, um hier einzu dringen." „Wirklich? O ihr Weiber! Selbst bis in eine Westentasche drmgt eure Deflation. Ich wäre darauf nicht gekommen. Aber waS wollte er denn damit?" - Eine Pause entstand«. „Kurt," sägte Gesa dann, ein peinliches Erröten vor ihrem Gatten verbergend, „wir laden ihn nicht wieder ein." „Nicht? Aber wird daS gehen?" „Seine taktlose Zudringlichkeit ist Grund genug für uns, ihn fortan zu ignorieren." „Nun, wie du willst, Gesa. Mir liegt nichts an ihm," erwiderte Kurt sorglos und überzeugt, daß GesaS Entschließungen stets daS Richtige träfen. Und sie hatte eS auch jetzt wieder ge troffen. Baron Fineck war eine allgemein, aber nicht im guten Sinne bekannte Persönlichkeit. Man wußte, daß seine lockern Sitten und Gewohn heiten über daS Maß dessen, waS selbst in wenig skrupulösen Kreisen für erlaubt galt, hinausgingen, daß er der größte Held Ms dem Wirklich erreichte er nach Jahr und Tag seinen Zweck, Kurts und GesaS Voreingenommen heit gegen ihn zu beseitigen mit einer Klugheit und Ausdauer, die einer besseren Sache würdig gewesen wäre. ES herrschte zu dieser Zeit in der Residenz nur noch eine Stimme über Gesa: die eines fast überschwänglichen Lobes ihrer Schönheit und Güte, ihrer Klugheit und ihres feinen Taftes, ihrer Reinheit und Tugend. Die Männer priesen Kurt glücklich, die Frauen suchten im stillen ihr zu gleichen. Hoffähig wurde sie auch dadurch zwar nicht, aber Kurt erlebte doch die Genugtyuung, seine Gattin in einer be sonderen Audienz den königlichen Hoheiten vor stellen zu dürfen, welche sich sehr gütig gegen Gesa erwiesen. Der Großberzog geruhte sich seiner dermaligen Anwesenheit auf der Fischer insel zu erinnern und dabei der reizenden Nereide zu gedenken. Dies alles stachelte Finecks Verlangen, eine Gunst von der in die Mode kommenden schönen Frau von Bredow zu erlangen, nur um so heftiger und er sann unablässig auf die geeigneten Mittel, die ihn zu diesem Ziele führen könnten. Er kam jetzt wieder zu Bredows und ergriff eines TageS die Gelegenheit eines Besuches, um zu Gesa zu sagen: „Aber auf Ehre, meine Gnädigste, ich be greife nicht, daß Sie die Beziehungen zu unseren Herrschaften so ganz und gar vernach lässigen konnten." Es lag ein Ton freundschaft lichen Vorwurfs in seinen Worten und Gesa er widerte daher -war ablehnend, aber artig: „Sie irren, Herr Baron. Wie könnte ich in Beziehungen zu den Herrschaften stehen." ASS. «V»" '"SSV hat der König vor seiner Abreise mit dem erzählt, daß Erzherzog Ferdinand und Erz- Minister des Auswärtigen Hanotaux über eine Herzogin Stephanie thatsächlich zu bestimmten sorgfältige Durchführung der Bestimmungen des Zeiten in Aachen bezw. Essen gewesen find. Vertrages von 1893 betreffend die Mittel und Nach der Darstellung von einer der Marie Wege zur Verhütung von Grenz- Husmann nahestehenden Seite soll die roman- zwischenfällen konferiert. tische Liebesaffäre folgenden Verlauf genommen haben: vor zwei Jahren lernte Marie HuS- mann, die zu jener Zett ihr«« verwitweten Bruder die Wirtschaft. führte, den Erzherzoa, der damals mit zwei vornehm« Ruffen die Kruppschen Werke besuchte, kennen. Der Erz- herzoaredete einen seiner Begleiter mit „Sascha" an. Er kam dann öfter allein, immer wieder Vie zuerst in Zivil, und plauderte mit Marie und ihrer vchwest« Bertha. Er fragte, wofür man ihn halte; Marie erklärte zum Vergnügen de» Erzherzog»: „Nun, für so einen Bahn meister mtt «00 Thalern." TagS darauf er schien der Erzherzog in großer militärischer Uniform mit Raupen al» Achselstücken und sagte, daß er ein Militärarzt Dr. E. B. sei. Später erklärte er. er sei ein General, und schenke dem Mädchen sein Bild. Einem Bekannten fiel nun auf, daß der auf der Photographie Dargestellte ein goldener Vließ trage, somit kein General, sondern ein Prinz sei. Der Liebhaber «Märte nunmehr, er sei der Erzherzog Ferdinand, ver zichte aber auf den Thron und reise deshalb seit Jahren in der Welt herum. Er habe ein Lungenleiden vorgeschützt, um von seinen Pflichten loszukommen. Er habe studiert und sei Arzt und Philosoph. Dann wurde er trauüg und erzählte, er leide unter den Intrigen einer hoch gestellten Dame, die durch seine Hand auf den Thron wolle, auf den sie von früher ein Anrecht habe. Erzherzog Otto, zu dessen Gunsten er abtreten wolle, sei bereits verheiratet; deshalb sei sie gegen seine Abdankung und habe auch sein Verhältnis zu Marie HuSmann ausspioniert. Marie Husmann war inzwischen nach Altendorf bei Essen verzogen, wo ein anderer Bruder von ihr als Pfarrer thätig ist. Dort besuchte sie den Erzherzog, der auf einem Rittergut bei Düsseldorf zu wohnen vorgab. Ein Bruder von ihm sei Chef der dortigen Husaren, von denen ost Estafetten mit Briefen in Altendorf einträfen. Den Anstoß zur Verheiratung deS Liebespaares habe folgender Vorgang gegeben: Während der Prinz in Biarritz war, traf Kron prinzessin-Witwe Stephanie in Essen ein, wo e» zu äner heftigen Szene zwischen ihr und Marie Husmann kam. Der Erzherzog reiste sofort nach London, um dort die Vorbereitungen zur Verheiratung zu treffen, kehrte dann zurück, blieb vier Tage in Essen-Altcndorf bei Hus mann und reiste darauf mit Fräulein HuSmann am Donnerstag voriger Woche ab, um sich durch einen befreundeten Erzbischof mit ihr stauen zu lassen. Der Erzherzog hat erklärt, er kenne den Aufenthaft Johann Orths und werde dorthin flüchten. Man werde jahrelang nichts von ihm hören, bis der Friede für ihn ge sichert sei. Ein zweites Privat - Telegramm desselben Blattes auS Braunschweig lautet: Von einer Persönlichkeit, welche Beziehungen zu einer mit der Familie HuSmann in Aachen verwandten Familie unterhält, gehen der.Braunschweigischeu LandeSztg.' folgende Mitteilungen zu: Die An gehörigen der Marie HuSmann find durchaus nicht beunruhigt über daS Schicksal deS Mäd chens, da sie Beweise dafür in Händen haben, daß ihr Bräutigam kein anderer als der Erz herzog Franz Ferdinand von Oesterreich-Este ist. Dieser legitimierte sich in völlig glaubwürdiger Weise und versicherte wiederholt, daß er auf alle Thronrechte verzichte. Bei dem entschiedenen Widerspruch, den die Nachricht von der stattgehabten Vermählung deS österreichischen Thronfolgers von Wien auS er fahren hat, und dem Umstande, daß die offi ziöse Darstellung genau angibt, wo sich der Erz herzog in den letzten Wochen aufgehalten hat, ist eS wahrscheinlich, daß irgend ein Betrüger hinter der Affäre stecke, der sich unter falschem Namen zu der Familie HuSmann Zutritt ver schafft und daS junge Mädchen, das jetzt in so senscüioneller Weise die allgemeine Aufmerksam keit auf sich gelenft hat, getäuscht habe. Diese Annahme wird durch eine Meldung der Freuz- Ztg.' bestätigt. Wie das genannte Blatt mit teilt, hat sich der angebliche „Erzherzog" unter dem Namen eines „Assistenzarztes Dr. Arend" der jungen Dame genähert, sich mtt ihr verlobt und sie zu überred« gewußt, nach London zur „Trauung" zu kommen. Die Dame hatte noch - am 8. September abends in großem Familien- Dame vor ihrer diesjährigen Abreise eine bc steife bei ihrem Bruder, einem katholischen Geist- sondere Ehrung darzubringen. «EtnKolontalzwlst ist,wisch«Eng- land und Frankreich entstanden. Gegm- über den in englisch« Blättern erhoben« An sprüchen auf «me Verbindung der englisch« Goldküste mit de« Ntaergebtet er klärt der,TempS', daß eine derartige Verbin dung um unter Zustimmung Frankreichs erfolg« könne, welche» dann auf die vor kurzem erreichte Verbindung deS Sudans mtt Ober - Dahomey über Mosst und Gurma verzichten würde. Diese zwei Gebiete seien aber von soliden französischen Garnisonen besetzt, die englisch« Rekiminattonen ließ Frenankeich deShcttb kalt. Italien. "Der Stand der italienischen Kriegs marine soll demnächst durch dm Bau von vier größeren Kriegsschiffen und mehreren Tor pedobooten vermehrt werden. Belgien. *DaS Befinden der Kaiserin Charlotte von Mexiko hat sich verschlimmert. Die Tobsuchtsanfälle vermehr« sich, so daß die Aerzte das Schlimmste befürchten. «Die „blutige" Louise Michel war dieser Tage nach Brüssel gereift und beabsich tigte dort ihre bekannten Vorträge zu hatten. Sie wurde aber nebst zwei anderen, als sie ihre Vorträge beginnen wollten, von der Polizei verhaftet und auf dem Polizeibüreau ihnen ihre Ausweisungsbefehle erteilt. Die Polizist«, welche die Verhaftung Vornahmen, wurden von dem zahlreich anwesenden Publikum insultiert, worauf noch wettere 10 Personen verhaftet wurden. Die Polizei mußte die Demonstranten mtt blanker Waffe auSeinandertreiben. Schweden-Norwegen. «König OSkar II. vonS chweden und Norwegen feierte am 18. d. sein 25jährigeS Regierungsjubiläum unter Teilnahme vieler, vor allem deutscher Fürstlichkeiten. Spanien. «Der Bischof von Majorka veröffentlicht einen Erlaß, wonach er die Exkommuni kation über den spanischen Finanz min i st e r verhängt, well er «inen TeU der Güter deS KleruS beschlagnahmt habe. Die Regierung beschloß, dagegen in Rom zu pro testieren. Balkanstaaten. * Der letzte Tag der vergangen« Woche hat endlich die langerwartete Unterzeichnung der türkisch-griechischen Friedens»Präli minarien gebracht. Hoffentlich bewährt sich auch hier daS Sprichwort: „WaS lange währt, wird gut." Amerika. «Der Gegenstand eine» brutalen Angriffes war am Donnerstag vormittag Porfirio Diaz, der Präsident der mexikanischen Republik. Als er, umgeben von seinem Stabe, sich zu Fuß nach dem maurischen Pavillon an der Alameda begab, um an der Jahresfeier der UnabhängigkeitSerklärung Mexikos Teil zu nehmen, wurde er hinterrücks von einem Strolch angefallen. Derselbe ist Mexikaner, 32 Jahre alt und heißt Joaquin Arroyo. Er durchbrach den von Soldaten und der Umgebung des Präsidenten gebildeten Kordon und versetzte dem Präsidenten einen Faustschlag in den Nacken. Der Präsident wich einige Schritte zurück und blieb unverletzt, da der tief fitzende Hut die Wucht deS Schlages minderte. Die Umgebung deS Präsidenten warf den Angreifer nieder, welcher in der Menge zu entkommen suchte. Arroyo trug keine Waffe bei sich und war nicht betrunken. Man glaubt eS mit einem Verrückten oder großsprecherischen Menschen zu thun zu haben. Die Menge bereitete dem Präsidenten überall lebhafte Kundgebungen. Felde unrühmlicher Eroberungen sei, daß er ein großes Vermögen standesgemäß vergeude und noch nie einen Gedanken oder ein Wort, welches seiner höheren MenschlichkcitSbestimmung entspräche, habe laut werden lassen. Wenn er trotzdem eines gewissen Ansehens genoß, so verdankte er dies dem Namen des alten feudalen Adelsgeschlecht», dem er entstammte, und seinem Reichtum. Die kleine Bourgeoise, wie er Gesa zu nennen beliebte, hatte er für eine leichte Beute gehalten. Mein Gott, ein Wesen, dessen Abstammung so niedrig war, daß man in der Residenz nicht einmal den Ort ihrer Geburt kannte, aus gewachsen unter Fischern und Bauern! Die Mesalliance deS guten überspannten Kurt war "wirklich kaum zu begreifen. Nur daß Gesa ein Weib, und zwar ein reizendes sei, gestand er ihr zu, eine wilde Blume von verdammt ver führerischem Duft. Leider kalt dem Anschein nach, wie ein Schneeglöckchen, daS noch von seiner froststarren Hülle umgeben ist. Aber er — hm — Baron Fineck, sein Adel, seine Stellung, sein Geld — eS müßte doch närrisch zugehen! ES war so recht eigentlich einmal eine Aufgabe für ihn, etwas ganz AparteS. Vorläufig hatte er allerdings einen Fehler gemacht. Aber da er klug gmug war, ihn ein- -usehen, so war dieser kleine Lapsus nicht un verbesserlich. Er wurde in der nächsten Zeit nicht wieder einaeladen, — „gut, lassen wir un» nicht» merken, seien wir zurückhaltend liebens würdig, da» ist einmal eine interessante Nüancel Der Zorn wird sich ja wieder legen, nur nicht bange!" „Die Audienz —" „War eine Freundlichkeit gegen Kurt, Wetter nichts." „Gleichviel!" Der Baron ereiferte sich. „Beziehungen find da, warum suchen Sie nicht dieselben zu erweitern?" „Weil ich diese „Beziehungen" nicht nötig hafte für mein Glück, Herr Baron." „Verzeihen Sie, Verehrteste Frau, in Ihren hiesigen Verhältnissen ist eS doch immer ein Vor zug, dem Hofe nahe zu stehen." „Ich wiederhole, ich geize nicht nach diesem Vorzug, Baron Fineck. Ich bin zufrieden ohne ihn." „Unerträglicher Bürgerstolz!" grollte Fineck inner ich- Laut sagte er geschmeidig: „Sie sollten nicht lo stolz sein, Gnädigste, Te. Hoheit, der Erbgroßherzog, der mich zuweilen mit einem vertraulichen Wort beehrt, ließ kürzlich fallen, e» würde Sie nur den Wunsch kosten, geadelt zu werd« — ich erbiete mich —" „Ich werde diesen Wunsch nie äußern," unterbrach Gesa ihn mtt kalter Zurückweisung. „Mtt ist mcine bürgerliche Herkunft gut genug." Fineck» Blut fing an zu sieden. Er hatte geglaubt, ihr durch Anbietung seiner Vermittelung einen Dienst zu leisten, den sie nicht unbelohnt lasten würde, und nun wieder diese schnöde Ab weisung l War denn diesem Weibe nicht bei- zukommen? Und wie schön sie dabet war! Tausendmal schöner noch, al» früher, wie sie so in ihrer stolzen Unnahbarkit und mtt den fast verächtlich leuchtend« Augen vor ihm stand. Er verlor seine Selbstbeherrschung und starrte sie leidenschaftlich erregt an. »AlMfche KAAdfchA«. Dentschlan». «Kaiser Wilhelm ist am Montag in Budapest eingetroffen. «Der Bundesrat wdL voraussichtlich am ersten Donnerstag de» Oktober seine Sitzungen wieder aufnehmen. «Fürst Hohenlohe wartet in Baden- Baden die Entwickelung der Dingh wie e» scheint, mtt größerer Ruhe ab als andere Leute, die der Erledigung der wichtigsten Personen- frag« im Reiche nicht ganz so nahe stehen wie er. ES wurde jüngst berichtet, Herr v. Miquel habe in Homburg den Reichskanzler dazu be stimmt, seine Rücktritt S-Ab sicht vor läufig aufzugeben. Von authentischster Sette wird nunmehr der ,Tgl. Rundsch.' diese Mitteilung al» jeder Begründung entbehrend bezeichnet. Bei seiner Anwesenheit in Homburg habe v. Miquel den Reichskanzler nur ganz flüchtig gesprochen, eine Rücktritts-Absicht des letzteren sei mtt keiner Silbe erwähnt worden. « Die Ernennung des neu« Präsidenten deS ReichS-VersicherungSamteS dürste noch bi» zu dem Zusammentritt deS Reichstage» währen, da der BundeSrat jetzt nicht versammelt ist. In eingeweihten Kreisen glaubt man, daß Direktor Gäbel, der frühere Oberregierungsrat auS Posen, Chef diese» ge waltigen ReichSamte» werden wird. «Die Entwürfe zur Abänderung der Zivilprozeß- und Konkursordnung sollen im Hinblick auf daS Bürgerliche Gesetz buch dem Reichstag alsbald nach seinem Zu sammentritt vorgelegt werden. In den letzten Tagen haben im Reichsjustizamt eingehende Beratungen über die definitive Feststellung der aus dem genannten Amte an die gesetzgebenden Körper gelangenden Entwürfe stattgefunden. «Die Neuwahl deS preußischen Landtags wird möglicherweise früher als die des Reichstags vorgmommen werden. Wenigstens schreibt die »Post': Soweit uns be kannt ist, wurde in Kreisen, die wir für gut unterrichtet halten, damit gerechnet, daß die Neuwahlen zum preuß. Landtag bald nach Ostern, dagegen die zum Reichstag erst einige Monate später stattfinden würden. Eine Ent scheidung in dem einen oder anderen Sinne ist selbstverständlich bisher noch nicht getroffen. «Die Erhebung« über die Lage deS Kleinhandels schreiten vorwärts, nachdem in letzter Zeit noch mehrere HandelSkammem dem Untemehmen beigetreten find. In den ver schieden« Bezirken Deutschlands find die Er hebung«, wie der Handelskammer Hannover als der geschäftSführenden Stelle mttgeteilt worden ist, im Gange. Durch Vermittelung des Reichsamtes deS Inne« ist dem ,Sonn. Cour.' zufolge den Professoren der Nationalökonomie an den deutschen Hochschulen die Betettigung an dem Untemehmen nahegelegt worden. « Der konservative Parteitag soll am Ende Januar in Dresden stattfinden. Oesterreich-Ungarn. «Graf Badeni setzt die Verhandlungen mtt den Parteien der Rechten eifrig fort. Angeblich soll eine Einigung bereits erzielt sein. Diese Behauptung ist, wie der,Voff. Ztg.' auS Wien geschrieben wird, unrichtig; richtig ist nur, daß Graf Badeni der Abänderung der Geschäfts ordnung des Abgeordnetenhauses zuflimmte. Ob aber die Abänderung erfolgen wird, ist noch zweifelhaft. Die Frage der Präsidentenwahl bleibt in der Schwebe. Kathrein will die Wieder wahl nm annehmen, wenn die Geschäftsordnung keine allzu scharfen Aenderungen erfährt; sollt« aber solche beschlossen werden, so würde Ebenhoch Präsident werden. tztzrankreich. «Der König von Siam hat seinen Besuch in Frankreich beendet und sich nach England begeben. Wie der ,Temps' erfährt, lichen, ihr« Namenstag gefeiert, wobei ihr .Bräutigam" «gegm war, und ist dann seit dem 10. d. spurlos verschwunden: „In die wette Welt" — wie sie hinterlassen hat. Man befürchtet, daß der „Bräutigam" ein Mädchen agent sei. Er hat nämlich versucht, auch die jüngere Schwester mttzunehmen, wa» jedoch nicht gelungen ist. Der „Erzherzog", der seine Briefe mtt „O. Nello" unterzeichnete, wußte sich bet dem geistlichen Bruder seines Opfer» dadurch vorteilhaft einzuführen, daß er ihm eine» TageS eine Summe Seide» überwies, für da» er Messen lesen sollte. Dem bethörten jungen Mädchen redete er ein, Lre größte Nebenbuhlerin sei die Erzherzogin-Witwe Stephanie; die .Braut" möge daher etwaigen Annäherungen ftemder, unbekannter Damm kein Gehör schenken und nicht» über ihn (den „Bräutigam") verraten. Die Familie ist natürlich in großer Sorge, da sie die „Braut" für verloren hält. Die Dame hatte etwa 40 000 Mk. bares Vermög«, da» sie wahrscheinlich mitgenommen hat. Merkwürdigerweise hüll da» Aachener Blatt, daS die Meldung von der angeblichen Ver mählung «erst veröffentlichte, trotz aller Dementi» seine Mitteilungen noch immer auf recht. ES erklärt, wie ein Privat-Telegramm meldet, nur auf dringenden Wunsch der Familie HuSmann von wetteren Veröffentlichungen Ab stand zu nehmen. Die Redaftion befindet sich im Besitz zahlreichen wetteren BeweiSmaterialS. von dessen Veröffentlichung sie sich jedoch nicht abhalten lassen werde, wenn die Angelegenheit durch Dementi» noch wettere Kreise ziehen sollte. Allem Anschein nach ist die Familie HuSmann von einer merkwürdigen Verblendung befallen. Die Angelegenheit wird wohl ihre volle K.ärung finden, nachdem der Erzherzog Franz Ferdinand in Budapest eingetroffen ist. Die Affäre erinnert übrigen» an die famose Geschichte von der „Erzherzogin Katharina von Este", die vor einigen Jahren in Berlin ihr Unwesen trieb und es verstand, in einer wohl habenden Familie Zutritt zu erlangen, die sie, nachdem sie sich mtt dem Sohne, einem Referendar, verlobt hatte, um bedeutende Summen betrog. Die falsche Erzherzogin ent puppte sich schließlich al» die Tochter eine» Stettiner Schiffers. Es gelang ihr, sich den Verfolgungen der Polizei zu entziehen; zuletzt tauchte sie in Rußland als Zirkusretterin auf. Nur ihre hiesigen Verwandten, die an dem Schwindel beteiligt waren, konnten zur Verant wortung und Bestrafung gezogen werden.
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