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Auerthal-Zeitung : 19.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189709199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-19
-
Monat
1897-09
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 19.09.1897
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U-IMschr KxdfchkM. »DieManbver tu Ungar» hab« am Mittwoch ihr Ende erreicht, Kass« Wilhelm K mit »Äser Fran, Joseph Mr Jagd nach RohacS abgereist. * Kaiser Wilhelm beabfichtigt nach eng- lisch« BlättermeÜmngen i« Herbst d. der Königin von England ein« Besuch iu Balmoral abzustatten. Der Besuch soll einen streng vertraulichen Tharakter haben. * Di« schon kürzlich aufgetauchte Meldung, daß Köuig Humbert iu Hourburg sein« Einfluß aufgeboten hab«, um auf eine Besserung der Beziehungen zwtschenDeutsch- land undEnaland hinzuwirken, wird nun auch in Kreisen, die in Beziehung zur italienischen Regierung stehen, bestätigt. Man bringt damit die Anwesenheit de« italienischen Bot schafters in London, Generals Ferrero, während der Homburger Entrevue in Zusammenhang. Dieser scheint mit der Aufgabe betraut zu sein, die in London angestrebte Annäherung zwischen England und Deutschland besonders rückfichtlich der maritimen Interessen zu fördern. * Prinz Friedrich Leopold von Preußen hat sich als Vertreter deS Kaisers zu dm JubiläumSfeierlichkeiten nach Stock holm begeben. "Die Nichtdekorierung des Ge nerals Grafen Haeseler von Teste Bayerns MS Anlaß der großen Manöver hat zu allerlei unrichtigen Vermutungen Anlaß ge geben. Die Angelegenheit liegt aber sehr ein fach. Schon am 18. November 18SV wurde der General vom Prinz-Regenten Luitpold mü Verleihung deS GroßkreuzeS des bayrischen Militärverdienstordens ausgezeichnet. Diese Auszeichnung ist der höchste Grad eines bayrischen militärischen Ordens, da der Max Joseph-Orden nur im Kriege vor dem Feind erworben werden kann. * In bezug auf die Ausweisungrus sischer Unterthanen mS Deutschland ist fest kurzem ein Umschwung eingetreten. Nicht nur, daß in einzelnen Fällen die Auf enthaltserlaubnis, auch wo deren Entziehung bereits angedroht war, ohne erheblichere Schwierigkeiten mf ein halbes bezw. ganzes Jahr verlängert wurde, find auch die an ver schiedenen Orten, z. B. in Memel, iu größerer Zahl verfügten Ausweisungen auf Anordnung von höherer Stelle meistenteils wieder zurück genommen worden. "In der Presse wurde in letzter Zeit mehr fach erwähnt, daß von den Eisenbahn direktionen Erhebungen darüber angeftellt würden, ob es sich nicht im Interesse der Sicherheit deS Betriebes empfehle, für den Schluß deS Zuges, der bei der Dunkel heit bekanntlich durch Laternen gekennzeichnet ist, auch ein von vom sichtbares TageSfignal einzuführen; dadurch würde ermöglicht werden, daß der Lokomotivführer sich unterwegs jeder zeit von der Vollständigkeit des ZugeS über zeugen könnte und die Stationsbeamten schon beim Einfahren eines Zuges ohne westeres zu erkennen vermöchten, ob dieser auch vollständig ankommt. Jene Erhebungen sind durch eine Umfrage veranlaßt worden, die das Reichs eisenbahnamt im Juni d. m die beteiligten Bundesregierungen gerichtet hat. "Die Einführung von Karten briefen am 1. November steht nunmehr fest. Zu diesem Zwecke find 15 Millionen Stück Kartenbriefe sofort erforderlich, um alle Post anstalten mst dem notwendigen Vorrat zu ver sehen, und arbeiten in der Reichsdruckerei fünf Maschinen an der« Herstellung. Man hat die iu anderen Ländern gemachten Erfahrungen sorgfältig studiert, und je Wetter man in der Ausführung voranschritt, desto mehr zeigte sich, auf wie viele Einzelheiten dabei Rücksicht ge nommen werden müsse, um nicht dem inneren Betrieb der Post unüberwindliche Schwierig kett« zu schaffen. Die Kartenbriefe werden eine Einlage erhalten, welche verhindert, daß, wie eS z. B. bei den in Oesterreich verwendeten möglich ist, der Inhalt durchgelesen werden kann. Allerdings wird sich der Wunsch nicht «füllen lassen, die Kartenbriefe zu dem fünf Pfennig-Portosatz M befördern. «Zur Ermorduna deS stellvertretend« Landeshauptmann» Kurt v. Hagen wird MS Sydney telegraphiert: Nach weiteren hi« eingegangenen Nachrichten MS Neuguinea war der Mörder de» stellvertretend« Landeshaupt manns v. Hagen ein flüchtig« eingeboren« Sträfling, d« bei sein« Bersolgung durch v. Hagen dies« erschoß. Eualaud. «Das Blaubuch über den Handel in den englischen Kolonien, mit Einschluß Indiens, sowie üb« den ausländischen Wett bewerb daselbst ist soeben erschienen. ES ist 600 Foliofeiten stark, enthält viele Tabellen, wertvolle Nachweise, sowie allgemeine Erörterun gen und bietet im ganzen ein großartige» Bild von Deutschlands Welthandel. Schweden-Norwegen. « König OSkarvonSchweden-Nor- wegen feiert am 18. d. sein 25 jährige« Regierungsjubiläum. OSkar H. nimmt nicht nur als Regent, sondern auch als Ge lehrter, Schriftsteller und Redn« unter den europäischen Monarchen einen hervorrageuden Platz ein. Svanie«. * Die Wiederhoven Niederlagen Mf Cuba haben die revolutionäreAgitation in dm nördlichen Provinzen Spaniens derart ge steigert, daß mm für die nächsten Tage be denkliche Ruhestörungen befürchtet. Die Regie rung trat am Mittwoch zusammen, um Maß regeln sowohl gegen die karlistische als auch gegen die revolutionäre Bewegung zu treffen. «Nach Mitteilung de« London« Vertreters von Don Karlos find die Karlisten auf alles vorbereitet. Sie seien sämt ich mit Waffen versehen und warten nur auf das Signal ihres Führers Don KarloL; sie seien über ganz Spanien verbreitet, insbesondere in den nörd lichen Provinzen. UebrigcnS heißt eS, daß d« Papst die Katholiken Spaniens aufgefordert hat, sich in keiner Weise an dies« Bewegung zu beteiligen. «Die Regierung beschloß die Anwendung eines außerordentlichen Kredits zur Einrichtung einer Spezialpolizei gegen den An archismus. « Von Cuba wird spanischerseitS gemeldet: In Victoria de laS TunaS ließ der Banden führer Calixto Garcia 40 Freiwillige, die sich ergeben hatten, tötm. Von Gefangenen «fuhr mm, daß die Aufständischen 200 Mann, unter ihnen General Menocal, verloren haben. Rust land. «Die abessinische Gesandtschaft unter Leontiew ist Mf ihrer Reise nach Peters burg in Odessa eingetroffen; dieselbe überbringt von Menelik Geschenke und ein Schreiben an den Kaiser von Rußland sowie ein Schreiben an die Kaiserin-Witwe von Rußland, in welchem Menelik derselben für die Entsen dung der Abteilung deS russischen Roten Kreuzes nach Abessinien seinen Dmk ausspricht. Balkanftaate«. «Der Athen« Berichterstaü« der .Daily News' meldet, daß König Georg beabsichtige, nach Unterzeichnung des Friedens eine Kund gebung an das griechische Volk zu «lassen, durch welche eine Nationalversamm lung gefordert wird, welche über Mittel zur Abhilfe der unb efriedigenden Lage deS Landes beraten soll. «Die schon halb d« Vergessenheit anheim gefallene Gerichtskomödie, die in Bulgarien mit den Mördern StambulowS aufgeführt wmde, wird nun noch eine Mederholung er leben. D« Prozeß gelangt am 18. d. vor dem Appellationshof zur Verhandlung. Amerika « Außer denSandwich-Jnseln wollen die Ver. Staaten auch Samoa ihre besondere Aufmerksamkeit schenken. Der neuernannte nord amerikanische Generalkonsul für Apia, OSborn, hat besondere Anweisungen, die für tue Wieder herstellung deS von den Ver. Staaten bean spruchten Einflusses in Samoa die Grundlage bilden sollen. OSborn soll baldmöglichst dem Präsidenten Mc. Kinley selbst ein« Plan für «Verbesserung* de» Vertrages mit Deutschland und England unterbreiten. Aste». «Die Engländer haben mehrer« »« den aufständischen Bergstämmen an der tudischen Nordweftgreuze eroberte Poften wieder- ALUVMMtU. «Japan arbeitet mst gewaltigem Eifer an d« Verstärkung sein« Kriegsflotte. Die japanische Regierung hat soeben wird« bei ma lischen und amerikanischen Schiffswerften große Aufträge «teilt: Einen Panzer von 15 000 Tonnen mst ein« Geschwindigkeit von 18 Knoten, zwei Kreuzer von etwa 4750 Tonnen und vi« kleinere Lorpedojäger von 250 Tonnen mit 80 Knoten Geschwindigkeit. Der Grenzkrleg in UordWrstlndiei». Die Berichterstattung d« Eng'änd« über die Vorgänge an der Nordwestgrenze von Indien nehmen allmählich eine verzweifelte Aehnlichkcit mit derjenigen deS griechischen Oberkommando» während de» Feldzuges in Thessalien an. Wenn eS beispielsweise in ein« Depesche au» London heißt, die Aufständischen hätten in der Nacht zum Sonntag die „Nachhut" der britischen Truppen in den Samanabergen angegriffen, so geht daraus doch unzweideutig hervor, daß die Engländer sich dort auf dem jedenfalls nicht freiwilligen Rückzug befanden, d. h., daß sie vorher bereits eine Schlappe erlitten hatten, die ab« geflissentlich verschwiegen wird. Such die Meldungen von geschlossenen Angriffen der Afridis auf wett«« englische FortS find danach angethan, die Lage der Engländer ÄS höchst bedroht erkennen zu lassen, und stehen jeden falls in schroffem Gegensatz zu den Flunkereien d« englischen Presse, nach welchen die Afridis nahe daran sein sollten, Frieden zu schließen. Ueb« die eigentliche Veranlassung des Auf standes liegt in d« deutschen ,St. Petersburger Zeitung' eine längere Ausführung auf Grund indischer Berichte vor, der wir folgendes ent- nehmen: Im Anfang dieses JahreS wurde ein Hindu mst Namen Honda Ram in Sherana ermordet und beraubt, und da die Mörder nicht entdeckt wurden, belegte der englische politische Agent, Mr. Gee, daS Dorf mit einer Geldbuße. D« Malik, oder erste Häuptling des Dorfes, Sadda Chan, wollte nun, wie eS scheint, seinen Ein fluß noch vergrößern, indem « gleichzeitig seine Dorfgenossen davor zu bewahren suchte, die ganze Geldsumme zahl« zu müssen. Offenbar besaß «, bis zu einem gewissen Grade, das Vertrauen der englischen Regierungsvertreter, obgleich « als rücksichtsloser und intriganter Malik bekmnt gewesen sein mußte. Sadda ChanS Plan war nun, auch die Maizarwals, einen Nachbarstamm, in den Andacht der Mit helferschaft bei jenem Morde zu verwickeln und so zu veranlaffen, daß mm auch sie für die Zahlung eines Teiles der Geldbuße verant wortlich mache. Dies gelmg ihm denn auch so gut, daß die Bewohner der Maizar-Dörf« sich plötzlich gleichfalls Mr Rechenschaft gezogen sahen. Natürlich leugneten fie alle Mitthäter- schast bei dem in Sherana gesckehenen Ver brechen und weigerten fich schlechterdings, irgend eine Geldbuße zu zahlen. So zog sich diese Angelegenhett mehrere Monate lang hin, bis Mr. Gee fich entschloß, fich selbst in daS Maizar-Gebiet zu begeben und an Ott und Stelle mit den Häuptlingen darüber zu ver handeln, wie jene Geldbuße zu verteilen sei. Diese Gelegenheit «sah fich Sadda-Chan, um sein eigenes Ansehen zu stärken und das der MaizarwalS, daS ihm schon lange unbequem geworden war, herabzuziehen. Zu dem Zweck wußte er die Sache so zu anangieren, daß « und Alambe, ein anderer Sherana-Häuptling, von Mr. Gee um eine Tagereise von Dattakhel auS vorausgesandt wurden, um die Maizarwals auf seinen Besuch vorzuberetten. In Wirklichkeit bestand die ihm «teilte Aufgabe nur darin, die! Inga, den Rat d« Stammesättesten, in Maizar zu versammeln; Sadda Chan benutzte aber die Gelegenheit, um daS Gerücht zu verbreiten, daß eine bewaffnete Macht heranzöge, um die Dorf- bewohn« M bezwing«. Soviel ist jÄenfall» fich«, daß die MÄzattvÄ» hieraus dm Schluß » zog«, daß mst ihn« wahrscheinlich un gerecht verfahren werden würde, und daß fie daher in all« Eile fich zum Kampf rüsteten, für den Fall, daß die Entscheidung in Sachen .der Geldbuße gegen fie fall« sollte. DaS Ge fühl, von Sadda Chan überlistet und in eine Falle gelockt worden zu sein, «stillte fie mit Ingrimm und finsterem Trotz. Am 10. Juni nun erschien d« politische Agent mit ein« ungewöhnlich großen Eskorte. In seinem Gefolge waren eine Anzahl MalikS, darunter der Bruder und Neffe von Sadda Chan. Sadda Cban und Alambe hatten bereits einen Lagerplatz für die Truppen ausgesucht und Lebensmittel für fie verschafft. Nichts deutete darauf hin, daß ein feindlicher Anschlag im Schilde geführt wurde, vielmehr nahm alles einen glatten Verlauf. Mr. Gee bene-, wie er selbst berichtet, einige d« Maizar-Häuptlinge, bedeutete ihnen, daß « im Begriff sei, in daS Dorf Dotoi hinüberzureiten, daß « aber bei seiner Rückkehr den ganzen Jirga empfangen, wegen der Geldbuße mit ihnen verhandeln und endgültige Entscheidung treffen werde. Als er -urückkam, teilte ihm sein eingeborener Gehilfe Ghulam Mohammed mit, daß unterdessen ein freundschaftlicher Ueb«einkommen -wischen den Sherana- und Maizar-MalikS getroffen worden sei und daß nur noch erübrige, fie zusammen zurufen und ihre formelle Erklärung entgegcn- zunehmen. Dies« Bericht entbehrte ab« aller thatsächlichen Unterlagen und beruhte nur auf einer freien Erfindung Sadda ChanS, da die MaizarwalS vielmehr bei ihrem Entschluß, fich in keinerlei Weise an der Errichtung der Geld strafe zu beteiligen, verharrt hotten. In un- verantwortlicher Leichtgläubigkeit hatte Ghnlam Mohammed diese Behauptung für bare Münz« genommen, statt fie auf ihre Wahrheit hin zu prüfen. Ebenso war eS Sadda Chan, der das Mahl für die englisch« Offiziere und ihre mohammedanischen SepoyS (Soldaten) bereitete, das dieselben, der Sitte gemäß, vor dem feier lichen Zusammentritt der Jrga einnehmen sollten. Also wed« die Bewohner noch die Häuptlinge von Maizar rüsteten jenes ver hängnisvolle Mahl und sahen daher auch die Engländer und SepoyS nicht als ihre Gäste und folglich auch deren Leben nicht für heilig an. Vielmehr warteten fie nur auf eine gute Gelegenheit zum Angriff, und als fie merken, daß die Engländer durch daS Gastmahl von Sadda Chan in völlige Sicherheit gelullt waren, hielten fie den richtigen Augenblick für ge kommen. DaS, waS darauf folgte, daS Nieder schießen d« sämtlichen englischen Offiziere, d« Ansturm auf die zwei Feldkanonen und der heroische, blutige Rückzug d« von ein« immer anwachsenden Menge von Feinden hart bedrängten kleinen Schar braucht nicht mehr wiednholt zu werden. Sadda Chan hatte fich mit seinen schlauen Machinationen verrechnet. Er hatte nur die Absicht gehabt, die MaizarwalS zu einem offenen feindseligen, fie selbst kompromittierenden Akt zu verletten, in der gewissen Zuversicht, daß die englische Eskorte bald mit ihnen fertig werden würde. Als « aber sah, daß das gefährliche Spiel, das « getrieben hatte, durch den uner warteten Erfolg der MaizarwalS für ihn ver- hängnisvoll zu werden drohte, verhalf er Ghulam Mohammed, dem eingeborenen Gehilfen des politischen Agenten, und einigen Soldaten der Grenzwache, auf einem anderen Wege über Sherana zu entkommen. Seine Absicht war, seine eigenen Dorfgenossen von Sherana zu verbind«», gemeinsame Sache mit den Maizar walS zu machen, um sich dadurch die fernere Freundschaft d« Engländer zu sichern. Doch auch hierin sollte sein Plan vereitelt werden. Sein Mit-HSuptling Alambe war, wahrschein'ich um seinerseits wieder daS eigene Ansehen auf Kosten desjenigen von Sadda Chan zu heben, gleich beim Beginn des Gefechtes nach Sherana vorauSgeeilt, hatte die Stammgenossen zu den Waffen gerufen und war mit ihnen den Eng ländern in die Flanke gefallen. Sadda Chan ist nun flüchtig, denn seines doppelten Spieles wegen ist er nun gleichermaßen den MaizarwalS und den Engländ«n verhaßt. Watf HSarneKow. 13j Eine mecklenburgische Erzählung v. A. v. d. Osten. Einige Wochen waren »«gangen, der Hoch sommer zog vorüber. An den hohen, steifen Stenae'n d« Malven öffneten fich die bleichen schlüsselartigen Kelche, die Abende waren dunkel und schwül. Gesa fühlte fich durch die Auguftstimmung der Natur oft beängstigt, um so mehr, als sie HauS und Garten fast nie verlieb, auS Furcht, Ralf od« seinem Vater zu begegn«. Von Kurt erhielt fie zuweilen Briefe und Liebes zeichen, ab« voll so zart« Zurückhaltung bei aller Innigkeit, daß ihre Sympathie für ihren Verlobten dadurch immer stärker geweckt wurde. Doch noch zögerte fie, ihn zu rufen, ihm ganz zu geben, wa» einst einem andern gehört hatte. Erst ein äußererZwang mußte ihr zu Hilfe kommen. Die Vorgänge in Doktor UlriciS Hause hatten im Dorfe nicht unbekannt bleiben können. Wendel- plötzliche Entfernung, die Entfremdung -wischen Ralf und Gesa, allen Augen sichtbar, aab M denken und zu klatschen, und hätten d« Doktor und seine Tochter nicht eine so reser vierte Haltung beobachtet, so würden ibn« selbst direkte Fragen nicht erspart worden sein, denn auf du Fischerinsel glaubte jeder daS Recht zu haben, fich in die Angelegenheiten de» and«« zu mischen. Daß jene beiden aus irgend welchen dunklen Gründen kein Paar mehr werden würden, schien ausgemacht, und auf niemand «achte diese Ueborztugung tieferen Einbruch al» auf Henn MagnuS. Die musikalischen Improvisationen dieses braven ManneS wurden seitdem schwungvoller, seine Tottette noch sorgfältiger. Unter den Sohlen schien n Gummibälle zu haben. Er hüpfte aus ihnen oft zum Davor in den Garten, ließ sich über medizmische Heilmittel belehren und half Gesa die Himbeeren zum Einmachen pflücken. Für Bat« und Tochter war seine Gegenwatt jetzt wirklich eine willkommene Unter brechung ihrer ost trüben Einsamkeit, wenn fie in stummen Gedanken fich gegenkbersaßen, oder von ungebeichteter Unruhe befallen, einander aus dem Wege gingen. He« MagnuS aber verstand die freudige Begrüßung, die ihm aus diesem Grunde zu teil wmde, zu seinem eigenen Entzücken falsch, wie Gesa zu ihrem Schrecken an seinen immer deutlicher »«denken Aufmerksamkeiten «kannte. Sie hielt e» daher für nötig, ihrem Bat« einen Wink zu geben, worauf der Doktor die erste Gelegenheit wahmahm, um Henn Magnu» ver traulich mitzuteil«, daß seine Tochter mit dem Junker von Bredow verlobt sei, und daß die Anzeige unmittelbar, die Hochzett binnen kurzem folgen würde. „Sie sollt« e» auch bald so machen, lieb« Freund," sagte « tröstend zu dem au» seinem Himmel Gestürzt«. „SS ist nie gut, daß d« Mensch allein sei, und Ihn« stehen ja alle Häuser offen." Herr MagnuS bekämpfte seinen Schmerz und verbarg seine Beschämung, so gut«konnte und stellte seine Besuche geschickt wird« ein. Für Gesa aber war nun die Zett gekommen, um mit ihrem Zaudern abzuschlietzen und «in« neu« Pflicht mit ganzer Willenskraft in das ernste Auae -u scbauen. Gesas Hochzeit fand an einem sonnigen Oktobettaae statt. Sie war anfangs eine Ueb«-. raschung für alle, ab« schon in der nächsten Stunde hatte ja jed« gewußt, gedacht oder gleich gesagt, daß eS so kommen werde. ES konnte garnicht anders kommen! Etwas bleich war die schöne Braut bei der Trauung in d« freundlichen Keinen Dorfkirche, aber daS find Bräute in dem Moment. Die Glocken läuteten sehr hell, daS Wetter war klar und still, eS regnete nicht in den Brautkranz, und auch sonst «eignete sich nicht da» geringste ungünstige Omen für das junge Paar. Die Ehe mußte glücklich werden, daS konnte man auch schon an dem strahlenden Gesicht de» Bräutigam» sehen. So flüsterte ein« dem andern froh be wegt zu, denn auch in gutem Sinne nahmen die Insulaner treuen Anteil aneinander, ja in diesem erst recht. Und den einsam zurkckbleiben- dm Doktor versprachcn alle auf Händm zu tragen und ihn mit Sorge und Liebe zu um geben. Darauf dürfe die junge, am Halse des Vaters mit heißen AbschiedSthräaen hängende Frau fich fest verlaffen. Und. daß Gesa die» wußte, erleichterte ihr da» schwere Scheid« um ein Bedeutende». 7. Kurt führte sein junge« Weib nicht gleich in die Residenz. Er zeiate ihr vorher die Wund« der Schweiz und ließ fie dm Zauber Italiens kost«, und Gesa gab fich schon au» Dankbarkeit willig den gewaltigen Eindrücken hin, welche fie hier empfing. Ja, fie wurde dadurch in den wenigen Wochen reifer für daS vor ihr liegende neue Leben, als fie eS in den Händen eines pedantischen ZeremonimmeisterS in Jahresfrist geworden wäre. So bereitete fie ihrem Gatten die freudigste Ueberraschung durch die vollendete Art, mit der er fie das erste Mal, ÄS fie die Gäste bet sich empfingen, die HonneurS ÄS Wirtin machen sah. Nachdem jene fich entfernt hatten, schloß « fie zärtlich in die Arme und dankte ihr. „Ich werde jeden fordern," fügte «scherzend hinzu, „der mem Weib nicht für eine geborene Fürstin hält, denn wahrlich, mit mehr Anstand, ÄS du, meine GesL könnte selbst unsere vor treffliche Frau v. S. ein« Tafel nicht prä sidieren." .Habe ich e» wirklich gut gemacht? Bist du zufrieden?" fragte fie mit einem still« Blick iu seine glücklichen Augen. „Zufrieden, nur zufrieden? Stolz bin ich auf dich, mein Juwel, meine Königin l — Und reut e» dicht nicht —" « kniete vor ihr nieder und drückte den Kopf in ihr« Schoß — „daß du mit mir gegangm bist - Bist du un glücklich bei mir; mein Liebling?" Sie umschlang mit rascher Bewegung sein« HÄS und berührte mit dm Lipp« sein Haar. „Nein, Kurt, ich schwöre e» dir.'' „Ich glaube dir und ich danke dir. Und die Schatt« der Vergangenheit, Gesa?" Sie schüttelte dm Kopf. „E» find keine da, Kurt." .Wenn Sie ab« einmal komm«, bet ««« wirft du Schutz und Trost such««" / „Lei dir, Kurt, nur bei dir."
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