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Auerthal-Zeitung : 12.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189709128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-12
-
Monat
1897-09
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 12.09.1897
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Gchwetz. DK Schwurgerichtsverhandlung »egen des Vorfälle» am Tage der Schwetzer ReichStagSwahl auf der Bahnstrecke Schwetz- TereSpol, bei welchem der Lehrer Smetter ymft Leben gekommen, ist nunmehr auf den L3. und 24. d. anberaumt. Angellagt find fünf Maurer und ein Zimmermann. Die Anklage lautet auf Landfrieden-bruch. LudwtaShafen. Erschollen hat sich der ZLjährke Fabrikant Gustav Forrer. nachdem er sich erst vor einigen Tagen mit einer au» Mannheim gebürtigen jungen Dame verlobt hatte. Derselbe machte dk Bekanntschaft seiner Zukünftigen in Frankfurt a. M., wo dieselbe eine Stellung al» Erzieherin annehmen wollte, welche Abficht sie dann aufgab. al» ihr Forrer einen HeiratSantrag machte. Nachdem die Der» lobungSkarten abgesandt waren, fand man den Unglücklichen am anderen Morgen in seinem Zimmer al» Leiche vor. Au» einem für seine Braut hinterlassenen Brief geht hervor daß er an einer unheilbaren Leberkrankheit leide und daher nicht die Verantwortung auf sich nehmen könne, ein Mädchen al» seine Gattin an sich zu fesseln. Zugleich gab der Verstorbene snner Braut kund, daß er sie al» Haupterbin seine» mehrere Hunderttausend Mark betragenden Ver mögen» einsetze. Forrer, der nur noch eine un verheiratete Schwester besitzt, war eine in Schützenkreisen sehr bekannte Persönlichkeit. Birkenfeld. Auf der hiefigen Eisenbahn statton gerieten am Sonntag vormittag durch Versagen einer Bremse beim Rangieren zwei beladene Kohlenwaggons in Bewegung und liefen, da das Terram etwas Gefälle hat, mit stet» wachsender Geschwindigkeit bi» Station Neubrücke. Dort versuchte man sie vergeben» durch vorgeworfene Eisenbahnschwellen zum Stehen zu bringen. Mit voller Wucht rannten sie gegen ein zur Station gehörige» Gebäude, dasselbe vollständig zertrümmernd. Erst im zweiten Zimmer kamen sie zum Stillstand. Unter der ungeheuren Last von ungefähr 25 000 Kilo gramm brach da» Kellergewölbe ein. Die Be wohner des gefährdeten Hause» konnten sich noch rechtzeitig retten. München. Dem Münchener Tierschutzverein, welcher kürzlich in bezug auf Bekämpfung de» besonders in Italien herrschenden Vogelmassen- mordeS je eine Adresse dem Papst und der Königin von Italien unterbreitete, teilte der italienische Gesandte am bayrischen Hofe im Vollzüge eines ihm gewordenen Auftrages schriftlich mit, daß die Königin von Italien den Vorschlag des Vereins sehr wohlwollend ausge nommen habe und sich glücklich schätze, mit demselben in betreff des Schutzes der Zug vögel die gleichen Gefühle teilen zu können. Stuttgart. Frhr. v. Wangenheim, Sega- tionSsekretär bei der hiefigen preußischen Ge sandtschaft, verbüßt zur Zeit die gegen ihn vom Militärgericht wegen des Duells gegen den Grafen Uexcüll ausgesprochene dreimonatige Festungsstrafe auf der Festung Ehrenbreitstein. Frhr. v. Wangenheim wird voraussichtlich nicht mehr auf seinen hiefigen Posten zurückkehren. Budapest. In den Stadtkassen von Sillein sind, wie eine auf Anordnung des Ministers des Innern vorgenommene Untersuchung ergeben hat, etwa 100000 Gulden Gemeindegelder ver untreut worden. Die Bücher aus den Jahren 18SO bis 1893 find verschwunden, die aus den späteren Jahren gefälscht. Der Stadtrichter, der Kassierer und der städtische Notar wurden in strasgerichtliche Untersuchung gezogen. Paris. In der Rue de la Colombette ist von einer Megäre an einer 70jährigen Greisin aus einem geringfügigen Anlaß ein Totschlag begangen worden. Die betagte Witwe Ber- aongnan hatte sich bei einem Polizisten darüber beklagt, daß die Hähne ihrer Nachbarin Frau Pon» durch ihr gellendes Krähen sie am Schlaf verhinderten. Die PonS, der der Polizist des wegen Vorhaltungen machte, geriet in die größte Wut und stieß Drohungen gegen die Greisin aus. Bald darauf stürzte sie mit einem Besen bewaffnet, in die Wohnung der Frau Bergognan und schlvs ?-> heftig mit dem Stiel auf die unglückliche Alt- los, daß dieselbe tot niedersank. Die Angreiferin wurde, nachdem die herbei geeilten Nachbarn gehörig Lynchjustiz an ihr geübt hatten, sofort verhaftet. Brüssel. Einer der einflußreichsten Männer Ostende», der Major der Bürgergarde Ban Der Anvera ist s. Zt. unter dem Verdachte verhaftet worden, seine Frau vergiftet zu haben. Die gerichtlichen Sachverständigen haben ein Gut achten abgegeben, daß in der Thal Vergiftung durch Antimon vorltegt, dk vor drei Jahren ihren Anfang genommen hat. DK Gerichts verhandlung wird im Oktober vor dem flandri schen Schwurgerichte stattfinden. Roch immer werden neue Zeugen vernommen und dem die That leugnenden Angeschuldigten gegenüber gestellt. , Madrid. Auf der Bühne gestorben ist im Teatro Principal von San Sebastian während der Aufführung eine» Singspiel» der Schau spieler Boluda. Anfang» glaubte man, daß er nur einen Ohnmachtsanfall erlitten habe, hinzu- eilende Aerzte stellten jedoch fest, daß er tot sei. Da» Publikum verließ da» Theater. New Uork. Edison hat alle ferneren Untersuchungen über dk Röntgenschen Strahlen aufgeben müssen, well diese seine Gesundheit ernstlich gefährdet haben. Er leidet an Seh schwäche, und die Haare find ihm ausgefallen. Vor drei Monaten konnte er vor nervöser Er regung dk Hände nicht mehr schließen. KSckkehr einer Uordpel- «rvrdtti»». Am letzten Freitag nachmittag ist da» gute Schiff „Windward" nach mehr als dreijähriger Abwesenheit mit den Mitgliedern der Jackson- HarmSworthschen Nordvol« Expedition glücklich und wohlbehalten in der Themsemündung ein getroffen. Niemand von dem Zuge ist auch nur einen Tag in den Nordpol-Gegenden krank ge wesen. Der Führer de» Zuge», F. G. Jackson, hat sich kaum verändert. Einem Vertreter de» .Reuterschen Büreau»' machte er folgende Mit teilungen: „Am 6. August find wir von Kap Flora im Franz JosephS-Land abgesegelt. Heftige Stürme haben unsere Ankunft in Eng land etwa» verzögert. Man sieht es unserem Schiffe an, was e» hat aushalten müssen. Vor unserer Abreise haben wir Elmwood, unser nordisches Hauptquartier während dreier Jahre, sorgsam versiegelt. Zum Besten späterer Züge habe ich sechs Tons Kohlen und viele» andere in Elmwood gelassen. Sollte Andree in die Gegend kommen, so wird er Lebensmittel, Tabak, Käse und Butter in unserem Hause finden. Vor demselben weht weithin sichtbar das amerikanische Sternbanner. Wir haben eine Fülle wissen schaftlicher Beobachtungen in den Polargegenden gemacht. Am 16. März d. brachen ich und Leutnant Armitage, der Astronom der Expedi tion, mü dem Pony und 16 Hunden nach dem westlichen Teil deS Franz Joseph - Landes auf, um die Grenze des Landes dort zu bestimmen. Trotz entsetzlichen Wetters entdeckten wir dort einen neuen Fjord und erreichten am 29. März daS Ende deS Landes nach Nordwesten. Von da zogen wir nach Westen und erforschten daS westliche Ufer de» „Britischen Kanals" bis zur Königin Viktoria-See. Am 7. April waren alle Hunde bis auf fünf gestorben. Am 10. April mußten wir uns auf das hohe Gletscherland begeben, da uns daS offene Wasser, das bis zu den Gletschern drang, jede» Wetterdringen unmöglich machte. Am 12. April starb da» Pony. Infolgedessen mußten wir alle AuS- rüstungsgegenstände, welche nicht absolut nötig waren, im Stiche lassen. Später erreichten wir nacheinander Kap Ludlow und die Gray- und Bell-Inseln. Dort trafen wir Dr. Koettlitz, Bruce und Wilton. Die letzteren hatten einen mit Lebensmitteln befrachteten Schlitten mit gebracht. Die ganze Fahrt im Westen von Franz JosephS-Land hatte zwei Monate in Anspruch genommen. Dann begaben sich Jackson und Armitage nach dem Osten von Fran- Josephs-Land. Auf dieser Reise verloren sie alle Vorräte. Sämtliche Patronen wurden naß und »adurch unbrauchbar. Infolgedessen mußten sie 25»/, Stunden ununterbrochen zu Fuß gehen. Sie durchmaßen während dieser Zeit 42 englische Meilen. Jackson hat qin höchst interessante» geographisches Problem gelöst. Er hat nicht nur die Nordküste von Franz JosephS-Land bestimmt, dk bi»her völlig unbekannt war, son dern auch die vtelumftrittene Frage wegen de» Gillie»-Lande» gelöst. ES ist jetzt ganz ficher, daß diese» Land nicht dort liegt, wo Nordpol- Geographen e» bisher auf die Karte gesetzt haben. Man kann deshalb sagen, daß e» zu existieren aufgehört hat. Vielleicht ist Kap Mary HarmSworth am Südwestende von Fran, JosephS-Land an seine Stelle getreten. DK englische Landkarte vom Fran, JosephS-Land ist völlig unrichtig. An Stelle eine» wetten Festlandes existiert nach den Ergebnissen der Jackson - Expedition eine Menge von Inseln. Jackson bezweifelt, ob man vom Fran- Josephs- Land au» den Nordpol erreichen kann. „Wäre ich freilich noch ein Jahr in den nordischen Gegenden geblieben, so hätte ich wenigsten» einen Versuch gemacht. Ich gedenke eine wettere Nordpol - Expedition ganz auf eigene Hand zu unternehmen. Ich habe aber meine Pläne noch nicht formuliert. Sollte e» möglich sein, den Pol auf Schlitten zu erreichen, so würde ich entweder von Nord - Grinnel - Land oder Nord- Grönland au» den Versuch machen." Uiterfuchrmgen über das Koldaleitdrsi veröffentlichen Oberstabsarzt Dr. Plagge und Nahrungsmittel - Chemiker Dr. Lebbin in dem neuesten Heft der .Veröffentlichungen auf dem Gebiet de» Militärsanitätswesens'. Die Militär- Verwaltung hat einer Verbesserung des Sol datenbrot» seit längerer Zett ihr Interesse zuge wendet und in ihrem Aufkage find im hygienisch chemischen Laboratorium der Kaiser Wilhelms- Akademie für da» militärärztliche Bildungswesen in den letzten Jahren zahlreiche hierauf ge richtete Untersuchungen ausgeführt worden. Den Anlaß hierzu boten teils vielfache Erfindungen und VerbefferungSvorschläge, die gerade auf diesem Gebiete fortgesetzt angeboten werden, teils dk außergewöhnliche Steigerung der Kornpreise im Winter 1891/92, dk, wie erinnerlich, dazu führte, neben dem Roggen zettweise auch den damals billigeren Weizen ftir die Brotver- pflegung der Armee mit heranzuzlehen. Die einmal begonnenen Untersuchungen wurden weiter fortgesetzt und erweitert, namentlich hinsichtlich der von vielen Technikern empfohlenen Schälung des Korn» vor dem Vermahlen durch besonders konstruierte Schälmaschinen. Nach fünfjähriger Arbeit find diese Untersuchungen nunmehr zum Abschluß gelangt. Hervorzuheben ist, daß die Verfasser eine Verbesserung deS Kommißbrots m der That empfehlen und zwar durch Ver besserung deS bisherigen militärfiskalischen Mahl verfahrens. In erheblichem Maße sei diese Ver besserung aber nur durch Aussonderung eines höheren Prozentsatzes Kleie mü Hilfe feinerer Siebe, somit unter entsprechender Verminderung ,er Ausbeute, d. h. nicht ohne erhebliche Mehr kosten zu erreichen. Die Hoffnung, durch bloßes Schälen, vielleicht wohl gar unter Steigerung der Ausbeute, oder durch feine Siebe allein, unter wettgetriebener, scharfer Vermahlung mög lichst aller Kleiereste zugleich eine qualitative Verbesserung und einen ökonomischen Vorteil zu gewinnen, hat sich als trügerisch erwiesen und muß aufgegeben werden. Die vielumstrittene Schäl- und Kleiebrotfrage ist in ungünstigem Sinne entschieden worden. Im besondern wird nachgewiesen, daß gutes Roggenmehl fast ebenso gut wie ein gutes Weizenmehl auSge- nutzt wird und um so besser auSgenutzt wird, e weniger Kleie eS enthält. Roggenkleie, selbst m feinst vermahlenen Zustande, stellt kein für den menschlichen Organismus geeignetes Nah rungsmittel dar. Bemerkenswert dürfte es sein, daß das neuerdings empfohlene Kornbrot aus ungemahlenem, nur zerquetschtem Getreide eine abfällige Beurteilung erfahren hat, da eS nach seinem physiologischen Wert noch unter dem jetzigen Kommißbrot steht. Gemeinnützige«. Um eine« einaewachfenen Fingerring z« entferne«, nimmt man ein schmales Gummibändchen und wickelt dasselbe dicht und fest um den Finger, bei der Fingerspitze an fangend bis zu dem Ring, so daß kein Zwischen- rau» bleibt. Darauf hält man dk Haud gerade in dk Höhe, und in wenigen Mauten wird bk Geschwulst wesentlich vermindert fein. Da» Band wird dann rasch abgenommen und sogleich wieder angelegt, die Hand wieder in dk Höhe gehalten, worauf, wenn nach fünf Minuten da» Band rasch entfernt wird, der Finger dünn genug sein wird, daß der Ring abgezogen werden kann. Losegetvordene RSgel befestigt man, ohne in dk Wand ein neue» Loch zu schlagen, sehr gut, indem man Watte in gelöste Gipsmasse taucht und den Nagel damit so fest umwickelt, daß die Oeffnung wieder ausgefüllt ist. AlS Mittel ,«r Vertreibung von Ameisen haben sich Karbolwafler und Petroleum bewährt. DK Dielen werden öfter mit Karbol wasser ausgewaschen. Auch kann man in ver brauchten Unterlassungen an den invafierten Stellen Petroleum aufstellen. Brutstätten der Ameisen an Otten, wo man sie nicht dulden kann, werden durch Aufgießen oder Eingießen von Karbolsäure ficher zerstört. Annies Allerlei. Die Beri-Beri-Krankheit, dk sonst nm tu tropischen Ländern vorkommt, ist im Dubliner wer- Auch einige Krankenpflegerinnen find von der Krank- hett befallen worden. DK meisten Patienten werden gelähmt und verlieren alle» Gefühl in den Gliedern. Sehr häufig tritt der Tod ein. Selbst ausländische Aerzte kommen nach dem „Richmond-Asyl", um die Ben-Bett-Krankheit zu studieren. Merkmale guter Leghühner. Die eng lische Zeitschrift für Geflügelzucht.Poultrh' tellt die Merkmale mit, welche gute Leghühner kenn zeichnen : Ein gutes Leghuhn hat einen breiten Kopf, besonders aber sehr lebhafte Augen, während schlechte Leger gewöhnlich Kopfhänger find. Der Kopf ist ein bedeutend sicheres Merk mal für die guten Leger, ebenso die Breite deS Körpers. Mehrere englische Geflügelzüchter untersuchten, ob gute Leger immer wieder solche erzeugen, haben aber gefunden, daß die Pro- duktinttät nicht erblich zu sein scheint. Wahnsinn, durch -lthätigkeit Her vorgernfen. In mehreren Staaten der nord- amerikanischen Union verbittet ein unvernünfti ges Gesetz den Insassen der Gefängnisse und Zuchthäuser, sich mit irgend einer Arbeit zu be- chäftigen, damit den freien Arbeitem durch dk Gefängnisarbeit keine Konkurrenz erwachse. DK Folgen dieses Gesetzes machen sich in geradezu unheimlicher Weise fühlbar. Die Gefangenen werden durch Unthätigkeit dem Wahnsinn ent gegen getrieben. In JndiapoliS ist man jetzt gezwungen, dk Gefangenen je einen Ziegelstein nach dem anderen von einem Fleck zum andem tragen zu lassen, damit der Jrfinn in dem Ge- ängniS nicht überhand nimmt. Eine rührende Geschichte, hie verdient, >er Vergessenheit entrissen zu werden, weil sie den ungeheuren Wert der Reklame darthut, macht gegenwärtig die Runde durch die Aankee- Blätter. Ein Mann, der an Reklame glaubt, hat danach in Chicago mtt einem Ladenbefitzer gewettet, daß dieser sein jährliches Einkommen unmöglich durch Annoncieren los werden könne. Der arme Kaufmann ging auf die Wette ein, and aber bald, daß er trotz der riesigsten Auf wendungen für Reklamen sein Ziel nicht er reichen konnte, aus dem einfachen Grunde, wett ede Ausgabe seine Einnahmen verzehnfachte. Nach verzweifelten Versuchen, sein Geld durch Reklame loszuwcrdcn, mußte er schließlich die Waffen strecken und die Wette bezahlen. Diese erbauliche Geschichte schließt mtt der Moral: „Wer's nicht glaubt, versuche eS!" Abgefallen. Schreiber: „Mtt dem Gehalt länn ich aber keine großen Sprünge machen!" — Chef: „Ich hab' Sie doch auch nicht als Clown engagiert l" Wahrscheinlich. Arzt: „Neulich habe ich einen äußerst komplizierten Beinbruch geheilt, -er Mann wurde darauf Schnelläufer." — Herr: „Wohl als Sie mtt der Rechnung kamen?" , „Richmond-Asyl" ausgebrochen. 160 Fälle den zur Zett in dem Hospital behandelt. «r Füßen und sagte: „Mein Name ist Barnekow, Herr Barnekow. Und wer find Sie, — guter Freund ? aber Sie find mir noch nicht vorgestellt, guter Freund." Wenn man dem Baron das Netz voll zap pelnder Fische über dem schon lichten Scheitel auSgeschüttet hätte, er tpürde nicht verblüffter haben auSsehen können, als über diese Ent gegnung. Im nächsten Augenblick aber kochte der Aerger in ihm auf. Er dachte groß von seiner Herablassung, daß er überhaupt mit dem Fischer sprach, auf dessen Kosten seinen Witz an ihm auSließ und mußte nun erfahren, daß dieser «» nicht einmal als eine Ehre empfand. „Ich bin nicht Ihr guter Freund," sagte er »tt eisigem Hochmut. „Und ich nicht der Ihre." „Mein Name ist Baron Fineck." „Den meinigen sagte ich Ihnen schon." DK kühle Gelassenhett, mtt der Ralf den Baron als seinesgleichen behandelte, brachten diesen um die Vernunft. Er drehte sich kurz um mtt dem Ausruf: „Lümmel!" „Was?" schrie Ralf und sprang ihm in den Weg. „WaS war daS für ein Wort? Sie Verden mir Rede stehen, Sie!" Der Baron sah seinem Gegner in» Gesicht. Ralf war nicht mehr ruhig, er zitterte und ballte dk Fäuste, und Fineck wmde eS un- heimlich »u Mute. Mein hier mit diesem Natur- I „Sie find nicht sattSfakttonSfähig," stieß er ängstlich, aber doch seinen hochmütigen Ton festhaltend, howor. „Gehen Sie mir au» dem Wege." Ralf lachte voll spöttischer Wut. „Machen Sie, daß Sie fortkommen l" rief er und trat zur Sette. „Nur nicht bange, Herr Baron von Fineck, wir Fischer find artige Leute gegen unsere Gäste, wenn sie eS auch nicht gegen uns find. Ich wünsche Vitt Vergnügen." Mit einem boshaften Settenblick schoß der Baron davon. Ralf sah ihm nicht nach. Nun er den adligen Herrn abgefertigt hatte, ver gab er ihn in demselben Moment, um» der stechende Schmer- in seiner Brust erinnerte ihn von neuem an die Todeswunde, die dort brannte. Er wankte einen eng verwachsenen Weg hart am Ufer entlang, dann in ein Dickicht hinein, welche» hier eine kleine, sanft in ellip tischer Form abgerundete Halbinsel bildete, und warf sich in daS üppige Gra» unter eine mächtige, wohl hundertjährige Buche. Hier lag er lange dumpf und regungslos wie ein Bewußtloser. Einmal fuhr er empor, Stimmen und da» Rascheln von Fußtritten schreckten ihn auf. „Welch holde Wildnis, Gesa," hörte er Kurt von Bredow sagen, „und Sk dort in den Dornen — dass ich der Prinz sein, der Sie befreit?" Keine Antwort, heimliche Stille. Ralf kroch grräuschloS heran, er mußte sehen, waS hier vorging. Und er sah, wie Kurt mit bebenden Händen das Kleid der Nereide aus dem Strauche löste, wie er sie dann umschlungen hielt und sie an sich preßte mtt trunkenen Blicken und sie küßte. „Gesa, bist du mein? O sprich I" „Ja-ja!" Ob daS Dorf Sommernachmittag schien, weil jeder an der außergewöhnlichen Festlichkeit seinen großen oder Keinen Anteil haben wollte, eine dunkle Kammer gab eS, in die kein Strahl der allgemeinen Lust drang. DaS war WendelS Kammer. Auf ihrem dürftigen Lager wälzte sich daS schwarzhaarige Mädchen umher und rang sich die Haut von den Händen in ohnmächtiger Verzweiflung und wildem Haß. Weder Speise noch Trank wollte sie zu sich nehmen ungeachtet de» gutmütigen Zuredens ihrer alten Herbcrgerin. Sie ant wortete auf keine Fraae, sondem schrie nur und weink und grub sich die Fingernägel tnS Fleisch. Mehr als einmal hatte Marten sich an die Hintersette des im dunklen Winkel liegenden HäuSchenS geschlichen und flehentlich um Einlaß gebeten, aber Wendel verbot der Alten heftig, ihm zu öffnen. Jh sie drohte, sich ein Leid» anzuthun, wenn er doch hereinkäme. War er Mehr hörte Ralf nicht, denn die Sinne wollten ihm vergehen. Er vernahm ja nicht die Stimmen, die in GesaS Herzen zürnten, klagten und weinten und einen Ausweg suchten auS der Verwirrung und Not ihres Innern. „ES geht nicht mehr, ich trage eS nicht, hier zu bleiben, wo Ralf ist, fort muß ich, fort — Länder und Meere zwischen ihm und mir!" Und Kurt war da, er reichte ihr die Hand, ste fortzuführen, und sie legte die ihre voll heißer Begier nach Flucht hinein. 6. gleich an diesem herrlichen wie berauscht von Freude wieder gegangen kotz seiner verzehrenden Un geduld, so versank sie von neuem in ihr wildes, gramvolles Brüten. Rache forderte ihr Gemüt, unbarmherzige Rache für den erlittenen Schimpf. Am dunklen Abend war sie endlich mit ihrem unseligen Plan fertsg. Jetzt wünschte sie, daß Marten wiederkommen möge, und er kam und Köpfte leise, dann lanter an daS trübe Keine Fenster. Wendel zögerte, erst als daS Klopfen sich ungestümer wiederholte, ließ sie ihn ein. Marten stapfte herein, aufgeregte Leiden schaft im Gesicht. DeS Mädchens plötzliches Verschwinden auS seiner Nachbarschaft hatte ihn in Unruhe und Angst versetzt und zugleich sein Begehren verschärft. DeS unheimlichen Ein drucks, den sie mit ihren zerwühlten Haaren, ihrer aufgerissenen Kleidung Md ihren boshaft funkelnden Augen auf ihn machte, ungeachtet, griffen seine derben Hände gleich nach ihr, und Wendel ließ eS geschehen, daß er sie mit plumper Heftigkeit umfaßte und küßte. Dann stieß sie chn wieder von sich. „Willst du mich, so räche mich erst!" rief sie ihm schrill auflachend zu. „Rächen?" stammelte der ehrliche Marten verdutzt. „Mücken, wer het di wat dahn?" Lein Herr." Marten fuhr zurück, kreidebleich. „Hei het mi seggt —" stotterte er, schwieg wieder und sah sie unsicher an. „WaS hat er dk gesagt?" rief Wendel. „Daß er ein Betrüger, ein schlechter Kerl ist? Daß er versprochen hat, mich zu heiraten? Daß er mir Geld geben wollte, damit ich still wär'?" s i° (Fortsetzung fol,! >
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