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Auerthal-Zeitung : 11.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189707112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-07
- Tag 1897-07-11
-
Monat
1897-07
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 11.07.1897
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d« Reichreinhett und die Herstelluttg da «nto- nvmte da versHstdenen Landerteile Zu Ungunsten glichen^ sei. stgeicht ist e» HunAHst nur eiu Widerhall ärde, M jM ^laustLcha polnische umnmkM« Dr. Rittner sch bereits mit de« Ministerium Badeni ist e» wohl zuMrauen, daß eS durch den Bankrott seiner Politik fich zu föderalistischen Experimenten treiben läßt. Im Reichsrate würde sich freilich keine Zwei» drittelmehrheil für eine so tiefgreifende und in ihren Folgen unabsehbare Umwälzung finden, jedoch ist da» vielleicht kein hinlängliches Boll werk gegen ein solches Vorgehen der Regierung. Die KnfiS in Oesterreich hat allem Anschein nach ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Frankreich. "Die Vorgänge in der Kammer anläßlich der Kreditforderung für dierussische Reise FaureS machen einen sehr üblen Eindruck. Man wirst dem Kammerpräfidenten Brisson vor, daß er den sozialistischen Rednern, die den Zaren persönlich beleidigten, nicht das Wort entzog. Man bringt BrissonS Lauheit kamst in Verbindung, daß ihn der Zar nicht eingeladen hat. Italien. * Unlängst wurde gemeldet, daß der in Zara (Oesterreich) verhaftete Anarchist Natale Nasella nach Rom gebracht worden ist, weil man bei ihm Briefe fand, au» welchen angeblich hervor ging, daß das Attentat Acciarito» gegen den König Humbert die Frucht einer Verschwörung gewesen sei. In Ergänzung dieser Meldung wird weiter berichtet, daß zu gleich mit Nasella auch der am 7. Juni in Triest verhaftete Anarchist FuSconi als Mit schuldiger Acciarito» nach Rom transportiert wurde. ES steht also noch ein größeres Nach spiel zu dem Prozeß Acciarito bevor. Svauie«. "Wie berichtet, ist in Spanien ein vom I. Juli ab zu erhebender Zuschlag von 10 Prozent auf die Mehrzahl der bestehenden Steuern eingeführt worden. Nach dem Wort laut der Verordnung sollte fich der Zuschlag auch auf die Zölle erstrecken. Nachträglich hat jedoch die spanische Regierung beschlossen, die Anwendung der Verordnung auf Einfuhr aus dem AuSlande vorläufig cinzustellen. Der Zu schlag findet also bis auf werteres auf die E i n- fuhrzölle keine Anwendung. Rußland. "DaS deutsche Kaiserpaar trifft am 7. August vormittags in Petersburg ein. Der erste Tag ist vornehmlich dem intimen Familien verkehr gewidmet; abends findet Familientafel statt. Am 8. August besucht da» Kaiserpaar zunächst die Kaisergräber, begibt fich dann zum Prunkfrühstück nach der deutschen Botschaft und empfängt später im Winterpalast die diploma tischen Missionen. Am 9. August reist daS Kaiserpaar nach KraSnoje-SSelo, woselbst am folgenden Tage große Kaiserparade oder ein größeres Kavalleriemanöver stattfindet. Am II. August erfolgt die Rückreise nach Deutsch land. Russische Hofkreise versichern, auch die Kaiserin-Mutter werde ein Prunkmahl veran stalten. * Der .Köln. Ztg.' zufolge verlautet, das russische Kaiserpaar werde fich nach Beendigung der Kaisermanöver in Polen zum Besuch der großherzoglich hessischen Familie nach Darmstadt begeben. Balkanstaaten. "Die russische Regierung hat ein Rund- schreiben an die Mächte erlassen, worin sie den selben vorschlägt, einen Schritt zur Be schleunigung des Friedensschlusses zu thun. Die Mächte antworteten auf die Reklamation der griechischen Regierung wegen der Verzögerung der Friedensverhandlungen, Griechenland möge nur schleunigst seine Reserven entlassen: an eine Wiederaufnahme der Feindseligkeiten sei doch nicht zu denken. Afrika. * Ein Konflikt zwischen Marokko und den Ver. Staaten ist ausgebrochen. Die ameri- V-irttsch- »»«dschl«. Deutschland- *Au» Göteborg liegt die Reldi Laß, nachdem die Witterung für chst reise nicht günstig war, die „H-henM Göteborg vor Anker geblieben, ist- ll Weiterreise ist vom Kaiser noch kein gefaßt. An Bord sei alle» wohl. "Da» Protokoll der deutsch-fran- zösifchenTogo-Konferenzwird dieser Tage unterzeichnet werden. Kaiser Wilhelm soll vor einigen Tagen einen Jmmediatbericht über die Verhandlungen eingefordert und nach dessen Prüfung seine Zustimmung zu den Be schlüssen, soweit sie damals bereit» gefaßt waren, ausgesprochen haben. * Die .Straßb. Post' widerspricht der Meldung eine» Berliner Blattes, daß die Initiative zur Ernennung d«S Herrn v. PodbielSki zum Staatssekretär des ReichSpostamtS vom Reichskanzler auSgegangen sei. Fürst Hohenlohe habe denUnterstaatSsekretir Dr. Fischer vorgeschlagen; als der Kaiser darauf nicht eln- ging, sei ein anderer höherer Postbeamter in Vorschlag gebracht. Die Gegenzeichnung der Ernennung PodbielSIiS habe der Fürst nicht abgelehnt, weil er seinen etwaigen Rücktritt nicht von einer Personenfrage habe abhängig machen wollen. Dr. Fischer sei vom Kaiser nicht ernannt worden, well dieser der Ansicht war, Fischer sei bei der Beamtenschaft nicht beliebt. Für die Wahl PodbielSkis sei der Gedanke deS Kaisers maßgebend gewesen, an die Spitze der Postverwaltung gehöre ein Mann von hervor ragendem Organisations- und reformatorischem Talent. Diesen Mann glaubte der Kaiser in den Kreisen der Fachleute nicht finden zu können, wohl aber in der Person PodbielskiS. "Graf Herbert Bismarck soll nach einem Berliner Brief der ,RH. Wests. Ztg/ für den Botschafterposten imQuirinal ausersehen sein, nach Konstantinopel soll Frhr. vou Kiderlcn-WSchter berufen werden. * Dem ,Hann. Cour/ ist von einer gut unter richteten Seite aus Berlin die Meldung zu gegangen, daß Kontre-Admiral Ttrpitz zur Vertretung weitestgehender Flotten pläne nicht bereit sei und im Reichs tage verhältnismäßig gemäßigte Forderungen stellen werde. *Frhr. v. Buol, der Präsident deS Reichstags, hat am Dienstag seine richter liche Thätigkett am Landgericht zu Mannheim wieder ausgenommen, indem er den Vorsitz der 2. Strafkammer führte. "Die ,Schaumb.-Lipp. LaudeSztg/ teilt mV, daß das zur Entscheidung in der lippischen Thronfolgefrage eingesetzte Schieds gericht die Ansprüche deS Grafen Ernst zur Lippc-Biesterfeld anerkannt habe. (Graf Ernst Kasimir Karl Eberhard zur Lippe-Biester- feld ist am 9. Juni 1842 zu Oberkassel ge boren.- Er ist vermählt mit einer Gräfin Karo- line v. Wartensleben und hat drei Söhne und drei Töchter.) Oesterreich-Ungar«. *Der österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen, Graf Goluchowski, begibt fich in den nächsten Tagen nach Frankreich, um seine, dort weilende Gemahlin abzuholen und mif der Rückreise zu begleiten. "Die Äusgleichsverhandlungen zwischen den Deutschen und Tschechen sollen dem ,HlaS Naroda' zufolge am 20. Juli beginnen. Diese Meldung klingt jedoch nicht sehr wahrscheinlich, da vor einigen Tagen ver lautete. der österreichische Ministerpräsident. Graf Badeni werde am 20. Juli seinen Urlaub an treten und fich auf die Dauer eines halben Monats nach Äusk begeben. "Ein bedeutsames Zeichen der Zeit ist eine Rede, die der feudale Abg. Prinz Frie drich Schwarzenberg dieser Tage in einer Versammlung in Budweis gehalten hat. Der Prinz erklärte offen, daß der böhmische Hochadel in dem jetzigen Kampfe auf der Seite der Tschechen steht, und daß dak Endziel der jetzigen slawisch-reaktionären Politik die Aende- rung der österreichischen Verfassung imfödera - listischen Sinne, also die Zertrümmerung konische» Kriegsschiffe »Sau FrmuiSco" und „Raletgh" find nach Taug« beordert, um für Len AnM «f einen Bürg« d« v«. Staaten Genugthüung zu fordern. Da wird der Sulla» wieder schön zahle« müssen. . * Di« Eingeborenen von Sasalaud (portu - airsisch-SLdoftafrika) find in Hellem Aufstande gegen da» portugiesische Regiment. Der Gouverneur von Mozambique hat sich nach den .Time»' persönlich an die Spitze d« Exve- dition gestellt welche -m Unterdrückung deS Aufstandes abgegangen ist. Aste». "Ueber dle Unruhe» in Indien liegen folgende Meldungen vor: In Kalkutta ver lautet, daß alle Arbeiter d« stromauf gelegenen Mühlenwerke die Arbeit verlassen haben und daß Trupps in der Stärke von 8000 Mann unterwegs sein sollen, um die Aufrühr« zu ver stärken. ES geht außerdem daS Gerücht, daß die Truppen in Barrackpur Befehl erhalten haben, diesen Banden den Weg abzuschneiden. Augenblicklich ist alles ruhig, obgleich fich die ganze Stadt im Zustand der höchsten Spannung befindet. A«» Mü»chr«. Die Münchener Blätter ergehen fich in ziem lich erregten Betrachtungen über daS Schicksal der Militär-Strafprozeßordnung und knüpfen daran Andeutungen, daß neue Veränderungen in der Regierung m Bälde bevorstehen. Die sozialdemokratische Münchener Post' will sogar wissen, daß schon daS Palais des Reichs kanzlers Fürsten Hohenlohe auf der Brienner- straße zu München anscheinend für dauernde Benutzung instandgesetzt werde. Ebenso unter handle d« Reichstagsabgeordnete Prinz zu Hohenlohe, der Sohn des Kanzlers, wegen eines Hauskaufes in München. Die Münchener .Allgemeine Zeitung' meint, das hochoffiziöse „Mitgeteilt" d« ,N. A. Ztg/ markiere nur den provisorischen Charakter der gegenwärtigen Regierung. D« Reichskanzler Fürst Hohenlohe habe von Anfang an in der Reform des Militär- Strafprozesses einen ganz bestimmten Stand punkt vertreten. „Daß er an demselben festhalten werde, ist zu jeder Zeit allen, die den Fürsten Hohenlohe kennen, klar gewesen, und wenn auf seine Mit aktion hin daS preußische Staatsministerium in der besagten Sitzung eine fich auf mehrere Paragraphen erstreckende Abänderung der Be schlüsse deS Bundesratsausschusses üb« die Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Verfahren» zu beantragen beschloß, welche nicht etwa ver alteten od« reaktionären, sondem im besten Sinne de» Wortes liberalen Anschauungen ge recht zu werden versuchen, so geht aus dem in zwischen erfolgten Pronunciamiento d« ,Nordd. Allg. Ztg.' hervor, daß Fürst Hohenlohe davon, ob dieser Antrag die Billigung des Kaisers findet oder nicht, sein Verbleiben im Amte ab hängig macht. Ob der Wert der Forderung, um die eS sich handelt, an fich und von vorn herein als ein so großer zu taxieren sei, wie er jetzt erscheint, kann vielleicht zweifelhaft sein, wie es aber schon ost der Fall gewesen ist, so auch hier: das Verlangen und die dem Reichs tag gegebene Zusage des Reichskanzlers, daß der Entwurf auf der Grundlage moderner Rechtsanschauungen beruhe, hat durch den Wider stand, den er bei der preußischen Militärpattei sinken sollte, eine Wichtigkeit gewonnen, die von einer großen prinzipiellen Bedeutung ist. Weite Kreise glauben annehmen zu sollen, daß der Kais«, wenn er fich die nötige Zeit nehmen und in die seä88 matsriae wirklich eindringen möchte, den Standpunkt ohne weiteres accep- tieren wird, den der Reichskanzler zu vertreten als eine politische Notwendigkeit «achtet." Ko« Mais »nd Fern. Tegernsee. Für die kaiserl. Prinzen wur den als Bergführer der Jagdgehilfe Gschwendner und der Oekonom Seidl engagiert. Allem An schein nach wird wohl bald den umliegenden Höhen ein Besuch abgestattet werden. Bremen. Bon dem Schnelldampfer „Spree" de» Norddeutschen Lloyd fehlte fest seinem Ab gang au§ New Bork a» SL Juni jede Nach richt. DaS SchG Me bereit» am Montag Abend tu Bremerhaven ankommen müssen. Bi» Mittwoch Abeud 7 Uhr war ab« keine Meldung üb« d« Dampf« emgegangen. Man gab sich üb« da» Schicksal de» schönen Schiffe» ernst« Besorgni» Hw. — Am Donner»tag bracht« ein französisches Schiss die Meldung, daß der „Spree" auf hoh« S« die Welle gebrochen sei; eiu Schleppdampf« wurde hinausgesandt und man «wattete für Freitag daS Eintreffen der „Spree" in Southampton. Emde». Da» von Gmdm »ach Btgo führende Kabel ist fest Sonntaa in der Nähe von Vigo untttbrochen. Die Ursache der Unter brechung ist bi» jetzt unbekannt geblieben; da die Fehlerstelle den angestellten Ermittelungen zufolge in d« nächsten Nähe von Vigo fich be findet, dürste die Wiederherstellung der Kabel verbindung nicht lauge auf fich matten lassen. Frankfurt a. M. Die Friedensfestrechnung in Frankfurt wird endlich beglichen. In dem Prozeß de» Hoteliers Stern „Zum Schwan" gegen die Stadt wegen der Kostenrechnung bei dem Besuch deS Kaiser» ist eS zu einem Ver gleich gekommen; die Stadt zahlt 5000 ML Insterburg. Die gegen die Studenten der Rechte Warmbrunn und Rosenkranz von d« Insterburg« Strafkammer wegen Herausforde rung zum Zweikampf bezw. KattelltragenS er kannten Strafen von drei Tagen bezw. einem Tage Festungshaft find vom Kais« in entsprechende Karzerstrafen umgewandelt worden. Liegnitz. Unsere Stadt feiert in dies« Woche (vom 6. bis 12. Juli) wieder einmal ihr Mannschießfest. An dem glänzenden Festzug nahmen teil die hiesigen Innungen, Vereine und Korporationen, viele Musikkapellen, mehrere historische Gruppen u. s. w. Vor dem Rathause machte der Zug halt, und Oberbürgermeister Oettel richtete vom Balkon des Rathauses herab eine Ansprache an denselben. Dann reihten fich die Mitglieder der städtischen und staatlichen Behörden, des OffizierkorpS unseres Regiments sowie viele Notabeln als Ehrengäste in den Festzug ein. Das Mannschießfest ist eine alte historische Einrichtung; seit länger« Zeit wird es nur alle fünf Jahre gefeiert. Aachen. Aufsehen «regt hier das Ver schwinden des Kurdieners Schient«. Er hatte am Pfingstmontag während der Generalprobe zum zweiten Abend des diesjährigen nieder rheinischen MufikfesteS im Kurhause noch Dienst gethan und am selben Tage mit seinem Fahrrad einen Ausflug gemacht, von dem er bis heute noch nicht zurückgekehtt ist. Alle Nachforschun gen nach seinem Verbleib find sowohl im In land« wie im Auslande ohne Erfolg geblieben und da Schient« in guten Verhältnissen lebte, « auch sein ganzes Vermögen zurückgelassen hat, findet fich für sein Verschwinden kein Anhalt. Elberfeld. Das in den Elberfelder Farben fabriken vormals Bayer u. Komp, ausgebrochene Grobfeuer war durch Explosion eines Fasses Naphthionrot im Anilinlagcr entstanden. Die gesamten Vorräte find verbrannt. Der Schaden, welcher mehrere Millionen beträgt, ist durch Versicherungen gedeckt. Die Fabrik- und die städtische Feunwehr konnten den Brand nur auf seinen Herd beschränken. In Elberfeld und Barmen ist sämtliche Bleichwäsche durch die Farbstoffe, welche der Regen mit fich führte, verdorben worden. Düsseldorf. In einem Wagen dritter Klaffe tötete sich während der Fahrt von Dortmund nach hier der Architekt Tr. aus Dortmund, ein Mann von etwa 26 Jahren, durch drei gegen den Kopf gerichtete Revolverschüsse. Als der Zug hi« einlief, fand man ihn als Leiche. Der Revolver lag neben ihm auf d« Bank. In den Taschen des Unglückseligen fand man noch eine Summe von über 3000 Mk. Weimar. In der Nähe von Weimar hat d« Bürgermeister deS Ottes DielSdorf seinen Jagdfreund, den Landwirt Hose, «schossen, der den Anstand verlassen hatte, ohne nn Zeichen zu geben, sodaß der Bürgermeister schoß, in der Annahme, der gepirschte Rehbock trete «iS dem Walde. Hose wurde so schwer getroffen, daß « > bald darauf starb. Der Schmied von Merborn. 8j Roman von E. v. Bargstede. IFortletzun«.) Julius wurde aschfahl im Gesicht. So steht da» böse Gewissen auS, durchzuckte e» Bärbel, deren Kniee zu wanken begannen: denn jedes Wort war, so leise auch Friedel gesprochen hatte, an ihr Ohr gedrungen. Und plötzlich raffte sie fich auf und ging hinter den Schenktisch, langsam und müde; auf ihr arme» Herz war es wie BergeSlast gesunken. Der eS mtt d« Mutter hält l DaS war ja ihre Ahnung gewesen, das der Schatten, d« schon wochenlang ihr Glück verdunkelt hatte. Wie hatte doch Wedel gesagt? D« ein armes Mädchen verrät l Und ach, arm, unsäglich arm war sie ohne seine, de» Geliebten Liebe und Treue l ES war Bärbel, al» müsse sie zu sammenfinken und unterliegen ; aber sie raffte sich trotzig empor. Erst volle, ganze Gewißheit, und dann? Ja, wa» dann? Rache, Vergeltung od« Sterben I Sie stand da mit weißem Gesicht, «in krampf haftes Lächeln um deir'Mimd^ in den Augen ein wunderliche» Mammen; gut nur, daß niemand sie anred««, sie hätte «ine Antwort»» geben vermocht, in ihrem Kopf wirbelten die Gedanken Win durch ein and«. Sehr spät erst, viel spät«, al» sonst seine Art war, verließ Wedel hie Schenke und schritt seinem Häuschen zu. Er HMte nicht früh« auf brechen «ollen, um Juliu» zu beweisen, daß « ihn nicht fürchte; <ch« angenehme Stunden hatte « im „Schwan" nicht verbrächt. Mtt dem Scharfblick d« Liebe hatte er Bärbels geister haftes Aussehen bemockt und seine Schlüsse daraus gezogen. Plötzlich fühlte « fich beim Arm ergriffen, und ein weißes, angstvolles Mädchengesicht tauchte in dem matten Licht deS Mondes vor ihm auf. „Bärbel!" Sr rief eS bestürzt, hemmte den Schritt und starrte die Hand auf seinem Arm an wie etwas Schreckliche»; das Mädchen aber atMetete krampfhaft, stoßweise und brachte nur mtt Anstrengung hervor: „Wedel!" „Was soll'S, Bärbel?" stagte d« Riese sanft und freundlich. „WaS willst du von mir?" „Ein paar Worte nur möchte ich dich fragen," kam es leise von Barbara» Lippen: „aber zuerst versprich mir, daß du mk eine ehniche Antwort geben wirst." Ueb« Hellmann» Gesicht flog ein Schatten, « wußte, wa» daS Mädchen ihn im nächsten Moment fragen würde, und hätte ihr gern die Entgegnung erstatt, deshalb sagte « ernst: „Frage mich morgen, Bärbel, heute bist du nicht beiwege, btt Tage sieht alle» and«» au» wie btt dunkler Nacht." „Du weichst mk au», Wedel," rief Bärbel heftig, ihm starr in» Gesicht blickend, „da», da» darfst du nicht; ich laß' dich nicht von der Stelle, ehe ich bst Wahrheit nicht weiß." „Die ist ein gar bittere» Kraut, arme» Mädel!" Bärbel zuckte ordentlich btt den letzten Worten zusammen. „Ueberleg' e» dir, ich sag' e» noch einmal." „Nein, nein! Ich muß, ich will alle» wissen, und wenn e» das schlimmste ist. Du mußt mk Rede und Antwort stehen, Wedel!" „Sag' aber nicht nachher, daß ich dich elend gemacht l" In Wedel» Stimme lag eine ernste Warnung. „Gern antworte ich dir nicht, Bärbel, nur weil du es durchaus haben willst und vitt leicht denkst, ich könne nicht verantworten, wa» ich im „Schwan" gesagt habe; mag dem so sein." Im gedämpften Acht deS Monde» tauchte ihr angstverzerrtes, leichenblasse» Gesicht vor Hellmann auf, er sah, wie ihre Lippen Metten, ihre Brust keuchte, und namenlose» Mitleid er faßte ihn um die, die er lieb hatte, und Bärbel empfand e» selbst in dieser furchtbaren Stunde, wie so ganz selbstlos Wedel war. Sie hatte ihm weh gethan bi» in» Herz hinein, und er, « zauderte, ihr den Dolch in» Herz zu stoßen. Wie au» wett« Feme klang jetzt seine Stimme an ihr Ohr, welche sprach: „Am Gatten war e»; ich ging dort vor über, da sah ich, wie dn Juliu» hinübnstieg über den Zaun, und wie ihn die Wirtin freund lich empfing. Er faßte sie um den Leib und küßte sie auf den Mund!" Weit« kam Wedel nicht, mtt einem Auf stöhnen au» innerster Brust heraus. da» ein beredte» Zeugnis ablegte von ihrer Qual, war Bärbel in die Kniee gesunken, keine» klaren Gedanken» fähig. Nm da» eine nmßte und fühlte sie, däß sie betrogen, verraten sei, daß sie einen Meineidigen üb« alle» gelkbt hatte. Sie ließ fich von Hellmann« starken Armen willenlos emporheben, sie vernahm, daß er sie anredete und in sausten Sotten aufforderst, nach Hause zurück»»kehren, und sie ging, ab« ohne klares Bewußtsein. Durch die unverhüllten Fenster ihre» Giebelstübchens flutete da» Mondlicht mit seinem milden silbernen, Schein, drüben vom Walde her ertönte ein« Nachtigall süße» Lied und schlug an ihr Ohr. Das blasse Mädchen lehnte an der Thür mtt schlaff hängenden Armen, bewegungslos, mtt d« Todeswume im Herzen, und zauderte noch imm«, näh« zu kommen. Dort am Fenster hatte sie so ost in Gedanken an Glück, Liebe und ihn gesessen, und nun? Mn war alle», alle» ein Tmg gewesen. Mn lachte« mtt einer andern üb« die Närrin, welche seinen Motten vertraut! Wenn e» wahr wäre, wenn er wirklich lachte! Wie hatte doch Wedel gesagt: er faßte sie um den Leib und küßte sie auf den Mund. „Küßte sie auf den Mund!" schrie Bärbel laut auf und stürzte auf die Kniee. „Strafe ihn, Gott, strafe ihn für seine Schuld! Brich ihm sein Herz, wie « meine» -«brach!" Eie streckte die gefatteten Hände gen Himmel und flehte in leidenschaftlichen, abgebrochenen Tönen den Schöpf« um Rache an, alle Wildheit ihr« Natur hatte fich auf einmal Bahn gebrochen und Kat zu Tage. Da» war ganz die Tochter de» heimatlosen, verstoßenen Volke», welche da in stiller Nacht beim blassen Schein de» Monde» am Boden lag und Himmel und Stt»e verfluchst, ihr Haar raufend und die Brust schlagend. Furchtbare Gedanken krochen wkd« und wied« wie finstere Dämonen an Barbara» Seele Haan und suchten sie zu umgarnen, Gedanken an Schuld, Selbsirache und Sünde! Da» gemarterte Hkn malst e» sich au», wenn Juliu» al» Bttw- tigam, al» Satte der Mutt« vor sie htnstttt.
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