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Auerthal-Zeitung : 07.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189707071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-07
- Tag 1897-07-07
-
Monat
1897-07
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 07.07.1897
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Dentschlan». * Vie die ,Hamb. Nach».' hervorbeben, hat »an Heu Kaiser selten in s» guter Laune gesehen, al» bei seinem diesmaligen Sufent- halte in Kiel; er sieht vortrefflich au», stark von der Gönne gebräunt. *Die amtliche Veröffentlichung im.Reich»« Anzeigers wonach de» Staat»sekretär de» Innern v. Bötticher der erbetene Abschied erteilt, der bisherige Reichsschatzamtssekretär Graf Posadowsky zu seinem und General v. PodbielSki zum Nachfolger Stephan» ernannt und schließlich Herr v. Miaue! da» Bizevräsidium de» preuß. StaatSmintsterivmS übernehmen wird, bringt die Krifi» insofem noch nicht zum Abschluß, al» der freigewordene Posten eine» ReichSschatzamtSsekretärS noch nicht wieder besetzt ist. Neben Henn v. Rheinbaben wird auch Dr. Buchenberg« (Baden) al» Kan« didat genannt. *Edr Dankschreiben hat der Kaiser an den Minister v. Bötticher au» Kiel am Donnerstag gerichtet: „Mein lieb« Staatsminister v. Bötticher! Nachdem ich Ihnen durch Erlaß vom heutigen Tage die nachgesuchte Dienst entlassung in Gnaden erteilt habe, ist e» mir Bedürfnis, Ihnen noch meinen beson deren Dank -um Ausdruck zu bringen für die hingebende Treue, mit welcher Sie die Ihnen übertragenen vnantwortungSvollen Aemter so erfolgreich verwaltet haben. Ich beabsichtige Ihre bewährte Kraft anderweit im Staatsdienst au verwenden, und hoffe, daß Sie mir und dem Baterlande noch lange Zeit Ihre hervor ragenden Dienste widmen werden. Ich ver bleibe Ihr wohlgeneigt« Kais« und König Wilhelm." »Staatsminister v. Bötticher hat am Freitag die Geschäfte des ReichSamte» deS Innern an den Staatssekretär Staatsminister Grafen v. PosadowSky übergeben und sich von den Beamten diese» ReffortS ver abschiedet. Nachher hat Herr v. Bötticher den Grafen v. Posadowsky als seinen Nachfolger in den BundeSrat eingeführt und sich von den Mitgliedern dies« hohen Körperschaft ebenfalls verabschiedet. An den Scheidenden richtete d« BundeSratSbevollmächtigte von Bayern, Graf Lerchenseld, herzliche Worte de» Danke» und Abschiede». Graf Posadowsky hat den Vorfitz im BundeSrate in Stellvertretung des Reichs kanzler« übernommen. »Die Aenderungen in den höchsten Reichs ämtern bedeuten nach den,verl. Polft. Nachr.' einen Personen- keinen System wechsel. Da» Blatt schreibt: „Nach uns«« Kenntnis find in den geführten Verhandlungen weitergehende Tendenzen in bezug auf eine anderweite Ordnung d« organischen Einrich tungen de» Reiches in kein« Weise in Betracht gekommen. ES hat sich lediglich um eine zweck mäßige Ordnung der durch den Abgang des Ministers v. Bötticher notwendig gewordenen Maßnahmen gehandelt. Diese Ordnung ist nun mehr in voller Uebereinstimmung zwischen dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe und dem Finanzminister v. Miquel erfolgt." »AuS Weimar wird der ,Voss. Ztg.' ge schrieben: Die von vornherein angezweifelle Meldung d« London« ,World' von der an geblich bevorstehenden Verlobung des Prinzen Bernhard von Weimar mit der jungen Königin Wilhelmine von Holland be stätigt sich nicht, wie auf Grund zuverlässiger Erkundigung in hiesigen wohlunterrichteten Kreisen versichert werden kann. * Präsident v. Köller hat die nächste Sitzung deS preuß. Abgeordnetenhauses auf Freitag, den 23. d., anberaumt. Auf der Tagesordnung steht zunächst d« auS dem Herrenhause in ver änderter Fassung an daS HauS zurückgelangte Gesetzentwurf betr. die Abänderung deS Han- delSkammeraesetzeS, ferner kleinere Vor lagen und Petitionen. DaS Herrenhaus tritt bereits am Tage vorher zur zweiten Abstim mung über die Novelle zum BereinSgesetz zusammen. Man hofft, daß daS HauS der Ab geordneten am 24. d. die Beratung und Ab stimmung üb« die vom Herrenhaus« abgeänderte 'n,läge vornehmen wird. * Durch die Ernennung de» Sbg. v. Pod- btelskt zu« StaatbWetär de» Reich»- Postamtes ist da» Retch»tag»mandat für den Wa-Lei» Weftpriegnitz erledigt. Abg. v. Pod- btelski wurde 1893 nm «ft 19 Stimmen üb« die absolute Mehrheit gewählt. Er «hielt SS65 Stimmen, während 2960 Stimmen auf den Kandidaten der freisinnigen Lolkspartei, 1798 auf den Sozialdemokraten, 1458 aus den Kandidaten der freisinnigen Vereinigung ent fielen, und fich 11 Stimmen zersplitterten. Vesserreich-Ungar«. »Der Kampf der deutschen Ge meindevertretung in Oesterreich gegen das Badenische Regime gewinnt nicht nm in Böhmen imm« weitere» Terrain, « greift auch schon auf andere Provinzen üb« und rückt dem Zentrum d« Monarchie nahe. Wie jetzt die Men« vlätt« melden, beschlossen die Gemeinde vertretungen von Grottau, Aussig, Karbitz, Gablonz und Krems (Niederösterreich) die Ein stellung d« Arbeiten in dem übertragenen Wirkungskreise. »Tschechische Blätter melden mit auffälliger Uebereinstimmung, daß auf den besonderen Wunsch de» Kaisers Franz Joseph die Regie rung einen ernsten Versuch unternehmen werde, um zwischen Deutschen und Tschechen eine Vereinbarung üb« die Badenische Sprachenverordnung herbeizuführen. Die Regierung werde fich zwar nicht direkt in die Verhandlungen einmischen, sie aber auf alle Weise zu fördern suchen; d« Oberstmarschall Böhmens, Fürst Lobkowitz, werde die Sache in die Hand nehmen. Urmekrei». »In Frankreich ist man imm« noch so thöricht, auf einen Zerfall de» Deutschen Reiche» zu hoffen. So sagt beispielsweise d« ,Temp8' bei Besprechung d« deutschen Ministerkrise: „Die Persönlichkeiten, die man gehen läßt, und die Persönlichkeiten, die map neu beruft, lassen darauf schließen, daß eine neue Politik begonnen werden soll, die gern ihre Nichtachtung für die Bestrebungen de» Volke» und die nichtmilitärischen Verdienste öffentlich kundgibt und welche notgedrungen einen beklagenswerten Konflikt Herbeiführen wird zwischen dem EinheitSgedanken und dem preußi schen PartikulariSmuS, zwischen deutschem Libe ralismus und preußisch« Reaktion." — Der größte Irrtum einer Nation ist und bleibt, die Nachbarnationen so zu beurteilen, wie man wünscht, daß fie beurtält werden dürsten. » D« Justizminister Darlan hat an den Panama-Ausschuß ein Schreiben ge richtet, in welchem « «klärt, daß « bereit sei, dem Ausschüsse die abgeschlossenen Prozeßakten und den Teil deS Verfahrens gegen Alton, welcher bereits abgeschlossen sei, mitzuteilen. Der Minister knüpfte hieran die Bitte, daß d« Aus schuß diese Aktenstücke geheim halten möge. D« Ausschuß hat einstimmig beschlossen, den Justiz Minister zu ersuchen, zu veranlaffen, daß die Vernehmung de» Unt«suchungSricht«S durch den Ausschuß vor fich gehen könne, und ferner die Mittelung de» gesamten Aktenmaterials zu verfügen. Stustl««». »Die besondere russische Gesandt schaft unt« dem Fürsten UchtomSki, die an den chinesischen Kaiserhof geschickt war, hat die Rückreise nach Rußland angetreten; fie überbringt Geschenke de» Kais«» von China für den Kais«, die Kaiserin und die Kaiserin- Witwe. Balkanftaate«. »Die Verzögerung in den Friedens verhandlungen wird auf Eifersüchteleien in den türkischen Ministerkreisen zurückgeführt, die möglicherweise einen Ministerwechsel verur sachen könnten. Trotzdem steht ein baldig« Abfchluß der Verhandlungen in Ausficht. »Edhem Pascha, d« türkische Ober- befehlshaber in Thessalien, soll dem Kriegs minister angezeigt haben, daß « da» Ober- kommando niederlege, da «bei den vorgeschlagenen Abmachungen nicht in der Lage sei, fich für die Aufrechterhaltung d« Disziplin in sein« Armee zu verbürgen. Akris«. »In Trundvaal bereitet«»«» sich «ach London« Meldungen auf Ernstes vor. Wie der .Time»' au» Kapstadt gemeldet wird, fordert« Präsident Krüger den Staatssekretär Leyd» drahtlich auf, sofort-urückzukehren wegen Krank heft unt« den Mitglieder« des AuSführendeu Rate» und wegen ander« Staat»-Angelegen heiten von größt« Wichtigkeit. K«bilL«««frierlichkette» »«d Flotte«rer»ue. London selbst zieht allmählich sein Werktag»- kleid wieder an und von d« Pracht de» vor vorigen Dienstag» zeugen nur noch kahle Fahnenstangen, regen- und staubbeschmutzte Guirlanden und halbabaetragene Tribünen. In den oberen Regionen dauern die Festlichkeiten allerdings ununterbrochen fort und Bankette, DinerS, Empfänge, Sartenpartien rc. stellen an die Ausdauer d« glücklich-unglücklichen Wesen, die in jenen Regionen wandeln, große Anforde rungen. Diese Dinge gleichen fich aber überall auf d« Wett. Origineller war die etwas archaistische Speisung von 310 000 Armen, die am 24. v. in allen Teilen Londons ftattfand. Der Gedanke dazu ist bekanntlich von der Prinzessin von Wale» auSgeganaen, die auch in Begleitung ihre» Gemahls drei dieser Speisungen anwohnte. ES muß ab« doch gesagt werden, daß die Sache ihrem Herzen mehr Ehre macht, als ihrem Kopf. Eine wirkliche Auslese war natürlich nicht mög lich und gerade die Aermsten werden ihren Weg kaum in die Speisehallen gefunden haben. Und dann hat daS kurze Vergnügen eine halbe Million Mark gekostet. — WaS hätte fich nicht für eine halbe Million Dauerndes thun lassen! — Eine glückliche Idee hatte Mr. Irving; « lud alle die kolonialen Truppen in» Lyceum ein und spielte ihnen zwei patriotische Stücke vor. Er ist fetten mit solchem Beifall über schüttet worden; Kanadier, Australier, Jndi« und grinsende Neg« und Mongolen ichienen von seiner Kunst gleich «baut. In ein« Loge saß Mr. Chamberlain und er «hielt drei donnernde CheerS. — Am 26. v. hat fich natürlich alles Interesse auf das Stück Wasser zwischen Ports mouth und d« Insel Wight konzentriert, wo d« Prinz von Wales nachmittag bei herrlichstem Wetter die auf 40 Kilometer verteitten englischen Schiffe abgefahren hat. Acht Boote mit einigen 150 Prinzen und Prinzessinnen, mit den Bot schaftern, den kolonialen Premiers, Mitgliedern deS Untn- und Oberhauses folgten d« königl. Jacht, als fie durch die sieben Reihen Schiffe fuhr. Ueberall wurde dn Prinz von stürmischen CheerS empfangen und auch die Mannschaften d« 14 ausländischen Schiffe, die die Linie bildeten, bewiesen, daß fie über gute Lungen ver fügen. Die England« haben in den letzten Tagen ziemlich an einer Krankheit gelitten, für die der London« den drastischen Namen „SvoUan Seaä" (geschwollen« Kopf) hat; wenn der An blick d« Flotte in Spithead diese Krankheit noch etwas verschärfen sollte, so kann man daS leicht verstehen. Die England« können wirklich auf die Flotte, die fie zusammengebracht haben, stolz fein. ES find 60 Schlachtschiffe und Kreuz«, 38 Kreuz« dritter Klaffe, Kanonenboote, Tor pedoboote, 48 Torpedojäger und andere kleine Schiffe, und wenn diese Flotte an Zahl schon ein paarmal übertroffen worden ist, so hat sie doch jedenfalls, wa» Offensiv- und Defenstvkraft, Homogenität, Beweglichkeit und Schlagfertigkeit betrifft, noch nie ihresgleichen gehabt. DaS Er freulichste vom englischen Standpunkte auS ist dabei, daß diese Flotte au» dem Kanalgeschwad« und den Resnven gebildet werden konnte, ohne daß den Geschwadern, die auswärts in d« Stärke von 125 Schiffen Dienst tbun, ein Boot entzogen werden mußte. Dn Marineschriststeller Mr. Lavrel CloweS meint im .Daily Mail': „Wenn ich ein Deutsch« oder ein Franzose wäre, würde ich von Spithead heimgehen und meinen Landsleuten sagen: So lange Groß britannien denk, wie eS heute denk, laßt ihr euch besser nicht von einer Macht zur See träumen. ES herrscht heute noch unbeschränkter über die wetten Meere, als eS einst üb« die engen Meere herrschte, die e» damals als sein Reich proklamiert«. Ihr könnt Wed« allein ob« tm Leretn mit andern hoffe«, ihr je gleich zu kommen. Hallet eine Flehte, wenn'» euch be« liebt. Sie mag euch gegen andere helfen, aber nicht argen England!* Es scheint, jeder patriotische Fremde wird gerade di« un>gekhrten Schlüsse ziehen, und je mehr er von vergewal tigen Seemacht England» überzeugt ist, desto eifriger dafür einlleten, daß auch sein Bataland auf diesem Gebiete thut, wa» nötig ist. Ws» U«tz »«A -er». Berlin. Mit da Ausgabe da Besitzzrug- niste für die au» «beutet« Kanpnen-Bronze hergestellte Erinnerungsmedaille ist soeben be gonnen worden. Sie find in Schwarzdruck her gestellt und zeigen da» Medaillonbildni» Kaff« Wilhelm» I. mit Datum und Jahreszahlen, fern« daS Jnschrtftenband: Mit Gott für Kais«, König und Vaterland, darunter den NamenSzug deS jetzigen Kais«» sowie die Jahreszahlen der drei großen Kriege unt« Wilhelm I. Der Ent wurf stammt von E. Döpl« dem Jüngern. Harzbura. Bei dem heftigen Gewitter traf ein Blitzstrahl daS BiSmarck«Denkmal (Kanossa-Säule) auf dem Burgberge und be schädigte «S etwas oberhalb deS Reliefbilde». Köln. Bor Eintritt in die Tagesordnung d« letzten Stadtratssitzung gab Oberbürger meister Beck« die Erklärung ab, daß die Klage in dem bekannten BeleidigungSprozeß gegen Linde nicht auf seine Veranlassung zurückgezogen sei. Der Vertret« d« Staatsanwaltschaft habe er klärt, Linde sei bereit, alle Aussagen al» un richtig zurückzunehmen, darauf habe die städ tische RechtSverfaffunaSkommisfion mit dem Ober bürgermeister beschlossen, den Strafantrag zurück zuziehen. Düsseldorf. Einen „vaterlandslosen Ge sellen" hatte der RechtSanwatt Teusch in sein« Rede vor dem hiesigen Schöffengericht in dem bekannten Barrtson-Prozeß den Begleiter und Ehegatten d« Lona Barrison, den ehemaligen Redakteur d« anarchistischen Zeitung .Herolden' in Kopenhagen und jetzigen amerikanischen Staatsbürger Ludwig Wilhelm Mron, genannt. Mron wurde bekanntlich seiner Zeit vom dänischen Gericht zu Gefängnis bei Wasser und Brot verurteilt, well er zur Ermordung deS Kaisers Wilhelm I. und deS Fürsten Bismarck aufgefordert hatte. Der Redakteur des .Artist' hatte bei d« Wiedergabe der Gerichtsverhand lung diesen Ausdruck wiederholt. Hieraufbin wurde die betreffende Nummer de» .Artist' be schlagnahmt und der Redakteur wegen schwerer Beleidigung des Mron unter Anklage gestellt. Dresden. Die hiesige Polizei verhaftete daS Hochstapler - Ehepaar Berg« auS Stettin, das in Hannov«, Köln, Frankfurt a. M., Kassel, Wiesbaden und anderen Städten unter falschen Namen Klaviere gemietet und dann sofort ver kauft hatte. Oldenburg. Wegen Landfriedensbruche» wurden in Wndtämer acht Zigeuner in Unter suchungshaft genommen. Die acht »«hasteten Männ« hatten in einem Restaurant Händel be gonnen und dann daS ganze Lokal demoliert mit d« erkennbaren Absicht, in dem Tumulte die Sasse zu bestehlen. D« Wirt wurde von ihnen jämmerlich geschlagen, und Nachbarn, die ihnen zu Hilfe kamen, mußten vor ihnen weichen. Erst als die Gendarmerie erschien, ergriff die braune Bande die Flucht; doch gelang es, die Hauptattentäter zu «greifen. Einbißchen Romantik ist ganz schön, ab« eS darf nicht handgreiflich werden. Plauen i. B. An die Sage vom Mäuse turm erinnert folgende Begebenheft, die jüngst in Eichigt passierte. Dort find die Bewohner eines hundert Jahre Men Hauses von Roß- Anreisen venrieben worden, die in ungeheuren Mengen in daS HauS eindrangen. Die Ameisen, von denen die Weibchen 17, die Männchen und Arbeiterinnen S bi» 11 Millimeta lang find, verschafften fich dnrch Löcher, welche fie durch Dielen und Fensterrahmen fraßen, Zugang in die Wohnstube, bedeckten dort zu Tausenden den Fußboden, krochen die Wände hinan, liefen im Webstuhl umher, saßen an den Stubengeräten und wanderten in Töpfe, Schüsseln und Teller. Wochen waren vergangen, auf d« Veranda vor dem hübschen Wohnhau» lag Otto von Saurin auSgestreckt auf einem Diwan und rauchte seine Zigarre. Er sah außerordentlich gelang weilt au», dies Nest, die» BerghauS war ihm bereits ganz gründlich über, und seine Laune war die schlechteste von da Welt. Soeben öffnete fich di« Thür nach den inneren Räumen, und Gumma» Bekannt« vom Walde trat herau». „Steh' ms, Otto," sagte a freundlich, „und Der Schmie- von Merborn. üj Roman von E. v. Borgsted «. „Und im Walde spuken die Waldftauen, wie meine Augen mich belehren," entgegnete Otto keck, Gundula bewundernd ins Antlitz sehend. Sie hob die feinen Schullern und warf die Locken zurück. „Nicht mehr, Herr von Laurin, Sie ließen > fich täuschen, bei unS gibt e» nur Menschen von Fleisch und Blut. Waren Sie schon drunten im Dorf Sllerborn?" „Nein, ist dort etwa» Befand««« zu sehen?' „ES liegt herrlich, noch schön« ÄS Berg hauS." „Offen gestanden, ich mache mir nicht» auS Naturreizen, ich kam eigentlich al» gehorsam« Sohn hierher. Ein Glück nur, daß mein Bruder vorläufig bet mir ist, sonst stürbe ich vor Lange weile." begleite mich; dies Stillliegen ist ja wirklich Sünde in diesem schönen Wett«." „Um Himmels willen, Heinz, bleibe mir mit deinem Walde vom Halse, waS soll ich dort? Alle Wetter, daß auch der Alte auf die heil lose Idee kommen mußte, mich hierher zu spedieren." „Da» hast du doch selbst verschuldet, Otto, hättest du beizeiten gehört, könntest du jetzt ruhig zu Hause fitzen," sagte Heinrich ernst. „Besinne dich nur und komm ." „Mach', daß du fortkommst, ich bleibe hi«! Das hübsche Mädchen auS d« Ruine bekomme ich ja doch nicht zu sehen; ich glaube, die» Fräulein Ulrike versteckt sich vor nnr." Heinrich v. Laurin lächelte plötzlich. Menn Otto gewußt hätte, wie so manche» Mal er seit dem schon Gundula begegnet war, meisten» in der Försterei, und wie fie ihn beim ersten Wieder sehen erst so kalt angeblickt mit ihren großen Augen und dann ihm plötzlich die Hand gereicht hatte, indem fie sagte: „Sind Sie noch böse? Beleidigen wollte ich Sie gewiß nicht." Sell dies« Stund« waren fie recht gute Freunde geworden und die FörsterSftau lächelte jedeSmal, wenn sie den Herrn Rittmeister und da» gnädige Fräulein beieinander wußte. „Adieu denn!" fuhr Heinz fort. „Noch ein», Otto! Weshalb haft du die Köchin fortgeschickt, fie klagte e» mir weinend vorhin." „Weshalb? Heftig« Sebastian, bist du ab« unschuldig," lachte der junge Mann ausgelassen; „ich wurde krank, wenn ich die Alte ansah, so häßlich war fie. Die kleine, schwär,braune Hexe auS dem Ellerborner Krug soll un» haus halten." „Otto," de» Rittmeisters Augen flammten auf, „da» geschieht nie, wenigsten» nicht, so lange ich b« dir bin. Kannst du denn kein Frauen zimmer unbehelligt lassen?" „Mache dich nicht lächerlich, Heinz, unt deiner Tugend; die Mutter ist einverstanden, und da» ist genug. Und nun laß mich zufrieden und geh'I" Während Herr v. Laurin unwillig Berghaus verließ, spielte fich im Forsthause eine heftige Szene ab. Der Först« stand vor d« geöffneten Kommode seiner Frau, deren Inhalt er heftig auf die Erde geschleudert hatte, blutrot im Gesicht, in größt« Aufregung. Dann ging er mit schweren, lauten Schritten m die nahe Küche, wo die hübsche Frau am Herde beschäftigt war. „Emma," de» Försters Stimme zitterte, „steh' 'mal h«, woher hast du da» ?" M hielt ihr einen bunten, seidenen Shaw! entgegen. „Dm hattest du ja sorgfältig versteckt; ab« ge funden hab' ich ihn doch." „Robert, ich bitte dich, wa» ist dir, wie siebst du au» ?" rief die Frau erschrocken. „Bist du krank, lieb« Mann?* „Krank, haha, du bist wohl sehr besorg^ nicht wahr, daß mir wa» zuftoßen könnte!" höhnte der Förster in wild« Erregung. „Ich verstehe dich nicht," stammeve Emma thränenden Auge», „wie meinst du da», ich —" „Sollst du gleich «fahren, wie ich da« meine, mein Kind, nämlich, daß du da» — da» dm von dem jung« Henn bekommen haft, und daß ich euch beide «würge, wenn ich euch noch ein mal zusammen sehe. „Robert!" Hände. „Den Shaw! Die junge Frau rang die hawl habe ich ja von Fräulein Gundula zum Geburtstag erhallen, steh' doch nicht so böse, so furchtbar au», ich bin doch ganz unschuldig, wenn d« Herr in die Först«« kommt." Sie wollte seine Hand «greifen; der Mann aber stieß fie heftig von fich. „Schlange," zischte « außer sich, „da» hat man davon, wenn man ein hübsches Gesicht liebgewinnt!" Dann stürzte « au» d« Küche und gleich darauf au» dem Hause. Schluzend blieb Emma zurück. WaS fiel ihrem guten, braven Mann nur auf einmal ein, so Arge» von ihr zu denken. Eifersüchtig war « -war imm« gewesen; ab« so wie heute hatte « noch nie zu ihr gesprochen. Eie hörte in ihrem Schmerz garnicht, daß die Schritte ttue» Manne» sich ihr näherten, uyd fuhr «schleckt zusammen, al» Heinzens Stimme sagtet .Mein Gott. WaS haben Sie, Frau Schleuß««, ist Ihnen ein Unglück zugestoßen?' Statt zu antworten, schluchzte Emma heftig. „Ab« so sprechen Sie doch, Sie wissen ja, daß ich herzlichen Anteil an Ihnen und Ihr« Familie nehme, fuhr Herr von Laurin fort. „Gewiß, Herr Rittmeista, da» wäß ich: ab« e» thut mk weh, sagen zu müssen, daß »um ersten Male mein Man« sehr ungerecht und hart gegen mich war." „Weshalb ab«, au» welch« Ursache?" forscht« Hein,. „Ach Sott, « — « ist so eifersüchtig, und der Herr Bruder -" Hi« schwfta die jmge. Krau, mit Putt« übergossen, und dvückte ihre Hand vor die Augtn.
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