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Auerthal-Zeitung : 30.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189706304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-30
-
Monat
1897-06
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 30.06.1897
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N-IMfch, U—dsch««. L«»tschla»d. Da» Kaiserpaar ift am «ouutag iu Kiel eingetroffen, woselbst am Montag die Regatten begannen. E» wird angenommen, daß während der Anwesenheit de» Kaiser» m Kiel die schwebenden Personenfragen -ur Erledigung kommen. Dr. v. Miquel hat sich auf den Ruf des Kaisers dorthin begeben, und in den nächsten Tagen wird ihm der augenblicklich in Berlin weilende Herr v.Siderleu-Wächter folgen, der, »ur Zeit Gesandter in Kopenhagen, trotzdem seit Jahren als Vertreter des Aus wärtigen Amtes während der NordlandSreise des Kaisers fungiert. Der deutsche Gesandte beim Quirinal, Herr v. Bülow, soll nicht geneigt sein, Herrn v. Marschall in seinem Amte abzulösen. General v. PodbielSki soll -um Nachfolger Stephans ernannt wor den sein. * Zu der Nachricht de» .Avenft Mtlftaire' bezüglich der Einführung von Schnellfeuer geschützen im deutschen Heere und der Vor führung vor den Militär-Attachös der fremden Staaten fügt die .Freis. Zig.' hinzu, daß diese Vorstellung der Geschütze vor den Militär- AttachöS durch den Kaiser thatsächlich statt gefunden habe und -war nnmittelbar vor der Verhandlung in der Budgetkommisfion deS Reichstages über den betreffenden Nachtrags kredit. Ebenso sei eS richtig, daß die Parteien des Reichstages schon seit Anfang De zember über die Sachlage vollständig unter richtet waren. "Betreffs der kommenden Marinefor- derungen meint der,Hamb. Korresp.', daß dem Reichstage in der Wintersaisvn jedenfalls «in neuer Flottengründungsplan zugehen werde. Das Blatt bemerkt weiter, daß, während Admiral Sollmann im März vorgeschlagen habe, die Ersatzbauten durch jährliche Ratenbewilligungen zu bewirken, „andere Marine-Fachleute" em pfehlen, dafür eine Anleihe aufzunehmen. Wenn man schnell bauen und zugleich möglichst gleichmäßige Typen haben wolle, so käme man auf dem Wege der Anleihe am besten zum Ziel, und die deutschen Privat-- und StaatSwerfte würden dazu die Arbeit eines gleichzeitigen Auf legens der ganzen Klaffe leisten können. Im ganzen halte man eine Anleihe von 150 Mill, für ausreichend. 90 Mill, für Schlacht schiffe und 60 für Panzerkreuzer. * Die ,B. P. N.' schreiben: „In den Zeitungen ist die Rede davon, daß ein neues, kleinkalibriges Jnfanteriegewehr zur Einführung gelangen soll. Wir glauben nicht, daß man eS in dieser Beziehung mit bereits gefaßten Beschlüssen zu thun hat. Vielmehr dürfte es sich zur Zeit nur um Versuche han deln, die bei verschiedenen Armeekorps gemacht werden." "Der BörsenauSschuß, der nach 8 3 des Börsengesetzes die der Beschlußfassung deS BundeSrats Überwiesenen Angelegenheiten als Sachverständigenorgan zu begutachten hat, ist von dem Staatssekretär v. Bötticher auf Freitag, 2. Juli, nach dem Neichsamt deS Innern ein berufen worden. "Die Entscheidung des Schiedsgerichts in dem lippischen Erbfolge st reit wird streng geheim gehalten und soll den streitenden Parteien erst in einigen Wochen schriftlich mit einer eingehenden Begründung zugestellt werden. "In der württembergischen Kammer der Abgeordneten ist bei der Beratung des Einkommensteuer- Gesetzes der von der Kommission vorgeschlagene Tarif, nach welchem bei einem Einkommen von 200000 Mk. der Steuersatz auf 6 Prozent steigt, mit 51 gegen 33 Stimmen angenommen worden, ob gleich der Finanzminister v. Riecke eine solche Steigerung für unannehmbar erklärt hatte. Die Regierung hatte eine Steigerung bis zu 4 Pro zent vorgeschlagen. "Auf eine Eingabe deS Landwirtschaftsrats (Abteilung München) an das bayrische Kriegs ministerium, den Bedarf für die Armee nur von solchen Händlern und Metzgern zu beziehen, die in ihrem Betriebe ausschließlich bayrisches Mastvieh verwenden, hat das Kriegs- Ministerium ablehnend geantwortet. Da« KriegSministeriu» erklärte, die Erfüllung deS agrarischen Wunsche« sei em einseitiger ««griff in da» wirtschaftliche Leben und bedeute eine Verteuerung de» Fletschbeplge» der Armee. lvefterretch-Ungar». "Immer breiter fließt -ur Zett in Oester reich der Strom der tschechischen An maßung dahin; daß er schon die Dämme der österreichischen Verfassung -u unterspülen sucht, ist bekannt. Aber damit nicht genug: er will auch die geschichtlichen und nationalen Schranken umwerfen, welche dem tschechischen Größenwahn in Inner-Oesterreich ein Hall gebieten. Ein tn gan- Niederösterreich verbreitet« tschechisch« Aufruf besagt u. a.: „Der Sitz der tschechi - schenNatton umfaßt nicht nur B » h m en, Mähren und Schlesien, « umfaßt auch einen großenTeil Niederösterreichs, jenen Gruick und Boden, den die Tschechen er worben od« von ihren Borahnen ererbt haben. Wir wollen uus auch in Niederösterreich, daS zugleich auch daS Land deS böhmischen Königs ist, um uns« Recht melden!" "Die Statthalterei tn Prag hat die Be schwerde des Bundes der Deutsch- böhmen gegen daS Verbot deS Bundesfestes in Aussig abgewiesen. Die vorschriftsmäßig gemeldete Jahresversammlung findet indes programmgemäß am 27. d. in Aussig statt, ab« lediglich für Bundesmitglied«. * DaS ungarischeMinisteriumläßt verkünden, daß alle Vorbereitungen gegen den Erntestreik getroffen find, „damit das Land von den nachteiligen Folgen selbst eines Parttellen Schnitterstreiks bewahrt bleibe." In den Kreisen der Regierung hegt man die Hoffnung, d« Schnitterftreik werde keine große Ausdehnung annehmen. Die überwiegende Mehrheit d« Landwirte hat den Schnittern gute Bedingungen bewilligt. Die Haltung der Land arbeiter berechtigt ebenfalls zu der Annahme, daß sie sich dem Streik nicht anschließen werden. Die Regierung hat angeordnet, daß dieSchutz - dammarbeiten an der Theiß und an der Körös eingestellt werden, wodurch zahl reiche Arbeitskräfte verfügbar werden. Im all gemeinen besteht überhaupt kein Mangel an Arbeitem. Die Schutzdamm- und Regulierungs- Arbeiten werden nach der Ernte in so großer Ausdehnung ausgenommen werden, daß beispielsweise an einem einzigen Punkte dieser Regierungs-Linie 4000 Arbeit« dauernde Ver wendung finden werden. Frankreich. * Die radikalen Gruppen beschlossen, betreffs d« neuen Panama-UntersuchungS- Kommission, welche am Dienstag gewählt werden soll, mit den übrigen Parteien sich zu »«ständigen, insbesondere über die Zahl d« Vertreter, welche die einzelnen Parteien in d« Kommission haben sollen. England. "Die Zahl d« zur Flottenschau in Spithead eingeladenen Personen ist so groß, daß hinzu ein Paketpostdampfer zur Verfügung gestellt werden mußte. Allein 450 englische Schiffe wurden in fünf Linien aufgestellt. "Die Besitzergreifung HawaiS durch Nordamerika ist nun auch Gegenstand der Verhandlung im englitchen Unterhause gewesen. Auf eine Anfrage erklärte Curzon, die Regie rung wisse, daß der Vorschlag, Hawai in Besitz zu nehmen, dem Senat der Ver. Staaten von Amerika unterbreitet worden sei. Es werde Sache der britischen Regierung sein, dar auf zu sehen, daß alle gemäß dem Völkerrecht Großbritannien und den britischen Unterthanen in Hawai zustehenden Rechte völlig gewahrt werden. g Italien. * * Der Kassationshof bestätigte am Freitag daS Urteil gegen den Attentat« A c c i a r i 1 o. Gvanien. * Die Kämpfe auf Cuba haben aufs neue begonnen. DaS wird von den Spaniern jetzt zugestanden. Weder der Tod hervorragen der Führ« der Jrsurgenten, noch die beschlossenen Reformen für die Insel scheinen eine nachhaltige Aenderung d« Situation herbeigeführt zu haben. Wahrscheinlich hat auch die Aufwerfung und Behandlung d« Hawatstage ermutigend auf die Insurgenten und deren Hintermann« in Nord amerika gewirkt. Der Aufstand ift wird« sehr nahe an die Hauptstadt Kuba» berangerückt. In der Provinz Havana ' hat ein vierzehnstündige» Gefecht -wischen den Truppen und den Auf ständischen stattgesunden, nach welchem die ersteren die befestigten Stellungen deS Feindes besetzten. Die Aufständischen verlore-l 10 Tote, die Spanier 6 Tote, darunter einen Leutnant und 25 verwundete, darunter zwei Offiziere. tage» ermächtigt wird, und erklärt i« Namen der verbündeten Regierungen auf Befehl de» Kaiser» den Reichstag für geschloffen. Präsident v. vuolr G« liegt un» jetzt noch Ein» ob, nicht, well «» Sitte und Uebung ist, son dern «en «» un» ein Bedürsni» ist. Bor, bei und nach der Arbeit sind unsere Augen immer dahin ge richtet, wohin wir jetzt da» Bedürsni» haben, einen lauten, weuhin schallenden Au»druck unser« Liebe und Treue zu richten. Ich fordere Sie auf, auch diesem Gefühle Au»druck zu geben, indem Sie sich mir anschließen in dem Rnfe r «Se. Majestät, uns« hochverehrter, lieb« Kais« und König Wilhelm u.. Er lebe hoch!" (Die Anwesenden stimmen dreimal begeistert in da» Hoch rin.) "Au» Havana Witt» gemeldet, die Ent rüstung üb« Grausamkeiten des Sennal» Weyler sei so groß, daß ein Insurgenten- General Befehl gab, 3« spanische Gefangene aufzuknüpfen. Kinchland. "Zur russischen Reise der Präsi- dentenFaure meldet man: »ährend d« Anwesenheit FaureS in Petersburg wird ein ganzes Geschwader aus der Baltischen Flotte vor Kronstadt zusammengezogen werden. Der linke Flügel deS PeterShof« Schlaffer wird glänzend restauriert -ur Aufnahme des Präsi denten. Im Lag« von KraSnoje-Sselo wird eine großartige Parade stattfinden. In Peters burg werden zon d« französischen Kolonie Bankett« gegeben werden. * Der König von Siam trifft am 3. Juli in PetttSburg ein. "Untergegangen ist am Freitag daS russische Panzerschiff „Gan gut", daS bei Sturm auf ein unterseeisches Riff in der Nähe von Transund (?) auffuhr. Offiziere und Mannschaften find gerettet. Der „Gangut" «ar eines der neueren und besten Schiffe d« russi schen Kriegsmarine. valkanftaate«. * Die Pforte will nun doch nicht ganz auf Thessalien verzichten. Sie besteht darauf, daß die Grenzregelung die Salamirias- und XeriaS-Linie bis TyrnavoS unffaffe. Die leitenden militärischen Kreise sollen eifrigst dahin wirken, daß die neue Grenze das Kara- Daghgebirge und somit auch Bolo mit einschließe. Dann werden sich dem Abschlüsse deS Friedens allerdings -erhebliche Schwierig keiten in den Weg stellen. * Der Zustand deS Kronprinzen von Rumänien soll sich Wied« bedeutend ver schlimmert haben. Deutscher Reichstag. Am 25. d. «lrdigt da» Hau» in dritt« Bera tung die drei Nachtragsetat», darunter den jenigen bett, die Neuanschaffungen für die Artillerie in Höhe von 44 372000 Mk. ohne jegliche Debatte. Damit ift die Tagesordnung erledigt. Präsident v. Buol: Ich habe Grund zur An nahme, daß wir am Schluffe unserer Beratungen stehen. Der Reichstag hat vom 3. Dezember 1895 bis zum 2. Juli 1896 und vom 10. November 1896 bi» 25. Juni 1897, zusammen 15 Monate und einen Tag, od« 441 Tage getagt. In dies« Zeit haben 237 Plenarsitzungen stattgefundcn. — Der Präsident gibt darauf die übliche GeschästSübersicht. Abg. v. Levehow: Ich bin Ihr« Zustimmung gewiß, wenn ich Sie bitte, unserem verehrten Herrn Präsidenten für die unermüdliche Ausdauer und für die Gerechtigkeit und Umsicht, mit welcher er unsere Geschäfte in ein« langen und anstrengenden Session geleitet hat, herzlichen Tank und Anerkennung dar- zubringen. Ich bitte Sie, sich zum Ausdruck dessen von Ihren Plätzen zu erheben. (Geschieht unt« wiederholter Zustimmung.) Präsident Frhr. v. Buol: Ich danke Ihnen aus vollem Herzen für die freundlichen Worte und die Zustimmung zu denselben. Ich kann Sie ver sichern, daß Ihre Anerkennung mir ei» reicher Ersatz ist für meine Blühe. Ich danke Ihnen auch allen für Ihre Unterstützung und für Ihre Nachsicht, bitte Sie aber einen wesentlichen Teil d« Anerkennung übertragen zu dürfen auf meine Kollegen im Präsidium und auf die Schriftführer und Quästoren. Reichskanzler Fürst Hohenlohe: Ich habe dem Reichstag eine kaiserliche Botschaft mitzuteile». (Die Anwesenden erheben sich, die Sozialdemokraten verlassen den Saal.) Der Reichskanzler verliest die auS Helgoland vom 23. Juni datierte Botschaft, durch welche er zum Schluß der Session deS Reichs DaS Herrenhau» erledigte am 2S. d. mehrere vom Abgeordnetenhaus« herübergekommene Vorlagen durch Annahme der Beschlüsse de» Abgeordnetenhauses, darunter da« Gesetz über das Verwaltungs-Straf verfahren in Zoll- und Steuersachen und die Land gemeindeordnung für Hessen-Nassau. Am Schluß kam d« Antrag de» Grafen v. Frankenbera, die Dotation d« Provinzen betreffend, zur Verhandlung, gegen dm sich d« Finanzminister v. Miquel und au» dem Hause namentlich Frhr. Luciu» v. Ball hausen aussprachen. Im Abgeordnetmhause stand am Freitag die Interpellation Arnim u. Gm. zur Beratung: „Ist die Regierung bereit, Mitteilungen darüb« zu machen, auS welchen Gründen die Berliner Ge- treidefrühbörse weder im Sinne de« Gesetzes, noch als Markt behandelt wird?" HandclSminist« Bit feld erklärte, daß diese Frühbörsen wed« Börsen im Sinne de« Gesetze-, noch Märkte seien, daß er also vorläufig kein Recht habe, sie zu schließen. Die Auslösung der Feenpalast-Versammlung sollte nur den Zweck habm, die Interessenten aus den Klage weg zu verweism, damit durch da» VerwaltungSgericht festgestellt werde, wie der 8 1 des Börsengesetzes auf zufassen sei. An d« Debatte beteiligten sich die Abgg. v. Eynern, v. Plötz, Hahn, Richter und Gamp, welch letzt«« sein Urteil dahin abgab, daß d« Frühmarkt in der That al» eine Börse anzu sehen sei. Nächste Sitzung unbestimmt. Kon Nah «nd Fern. Wiesbaden. Die verstorbene Witwe des Hauptmanns Freytag hat dem Berlin-Branden burger Heilstätten-Vaein für Lungenkranke und dem evangelischen Johannesstift in Berlin je 100000 Mk., der Anstalt Bethel in Bielefeld 50 000 Mk. und dreizehn anderen Wohlthätig- keitsanstalten Legate von 5000 bis 10 000 Mk. vermacht. Karlsruhe. Bald nach dem Tode des Fürsten Egon von Fürstenberg erörterten ver schiedene Blätter die Höhe d« Erbschaftssteuer, die dem Staat aus diesem Erbfall zufließen werde. Man machte damals von einer der fürstlichen Verwaltung nahestehenden Seite darauf aufmerksam, daß d« liegenschastliche, das fürst- liche Familienfideikommiß bildende Sitz von der Steu« ausgenommen werde. Das scheint ab« nicht d« Rechtsauffaffung der Steuerbehörde zu entsprechen, denn es verlautet, daß die Ange legenheft Gegenstand eines Rechtsstreites ge worden sei. D« vom badischen Staat bean spruchte, der allgemeinen Erbschaftssteuer ent sprechende Beitrag soll sich auf rund 50 Mill, belaufen. Wie enorm muß da daS Erbe sein! Mainz. Die hiesige Militär-Badeanstalt ist, während zahlreiche Soldaten badeten, fort geschwommen. Alle Soldaten, deren Kleidungs stücke mit fortschwamme«, find gerettet. Erfurt. Donnerstag nachmittag stießen Spaziergänger im Steigerwald auf den in seinem Blute liegenden Schuhmacher K. Der Mann hatte sich selber mft einer Schneiderschere, die neben ihm lag, den Unterleib aufgeschlitzt und gab an, dies deshalb gethan zu haben, well ihm jemand seine Uhr gestohlen hatte. Schleiz. Anderthalb Stunden von hi«, bei Burgk im oberen Saalthale, find jetzt täglich zwei seltene Tiere zu beobachten. Ein weißer Rehbock, ein stattlich« Sechser, tritt gegen Abend ohne Scheu aus dem Walde und äst auf den Saalwiesen. Nicht weit davon läßt ein Uhu seinen langgezogenen unheimlichen Rus erschallen. Es ist ein Weibchen, dem eine Kugel deS Jägers den Gatten geraubt. Das Tier nistet in einer unzugänglichen Felswand. Der Schmie- von Merborn. 3) Roman von E. v. Borgsted e. <S»ni«run«.> Wenn Fräulein Gundula daS gehört hätte! Noch nie hatte Bärbel harte Worte von ihren Lippen vernommen, so übermütig sie auch sonst war, im Gegenteil, gegen Hellmann war sie immer ganz besonders freundlich und herab- lassend. Ihr kleines, weißes Händchen verschwand jedeSmal in seiner Riesenfaust und war schon manchen Tag geschwärzt emporge- taucht. Ost stand sie dabei und sah zu, wie er den schweren Hammer schwang, den sie nicht zu heben vermochte, und lachte über die hüpfenden, glühenden Funken, welche sie umtanzten. Wie so ganz anders hatte fie — Bärbel — sich eben betragen! Und kam Gundala hinab nach Eller born, ging fie gewiß nicht an d« Schmiede vor üb«, sondern schaute mit ihren klaren Augen in jeden Winkel und sah, was fehlte. Und plötzlich fiel Barbara Tante Ulrike und deren Abneigung ein. Im Innersten -«knirscht und «griffen, setzte Barbara ihren Weg fort; fie hätte gewüuscht, daß Friedel aufaefahren und böse geworden wäre, um einen Grund zu heftigen Gegenreden zu habm; doch von de« allen geschah nichts, so ost fie ihn auch schm von der Seite anschaute. Nur ungewöhnlich bleich erschien « ihr, od« machte da» die seltsame Bemalung de« Geficht» mft Ruß und Staub? Nein, blaß war Hellmann tn d« Dhat geworden, Bärbel» Worte hatten wie scharfe Mess« in sein Her» geschnitten. Da» also war'», wa» trennend zwischen ch« und dem Mädchen stand, das war'S, daß sein Antlitz zer fetzt und zerrissen war? Freilich, keine Dime in d« Runde kam Barbara an Liebreiz gleich. Ordentlich konnte man sehen, wie das warme, rote Blut unter der bräunlichen Haut emporstieg, und ihre Bewegungen besaßen eine wilde An mut, und doch richtete Friedel sich plötzlich hoch auf. Und wenn er auch wirklich ohne körper liche Vorzüge war, hatte niemand ein Recht, ihn zu mißachten. Lag doch eine tadellose Ver gangenheit, nn strafloser Lebenswandel hinter ihm, hatte « doch redlich und allüberall seine Pflicht gethan wie ein echter Mann. Er faßte sein Handwerkszeug fester, eS kam wie Zorn über ihn, daß daS heimatlose, daS geduldete Mädchen eS wagte, so zu ihm zu sprechen! Hatte fie ganz vergessen, daß « noch vieles, sehr vieles vor ihr voraus hatte: einm ehrlichen Namen, eine angestammte Heimat, ein Vaterland? Friedel biß die Lippen fest aufeinander, daß kein böseS Wort hindurchschlüpfen könne, und blieb auch an Bärbel» Sette, als sei nichts Störendes da, das fie trennte; ab« plötzlich freute ihn nichts mehr. Und d« Wald war so schön, so unsagbar schön! Goldene Lichtstreifen huschten üb« daS üppige Moo», bi» dicht an die alten, rissigen Stämme drängten sich Anemonen und blaue Leberblümchen, die Luft war «füllt vom Duste da Maiglöckchen, deren große, weiße Glocken sich mft de» Grün dqr verschiedensten Beeren mischten. Furchllose Vögel flatterten auf und ab upd sangen ihr Lied, und dazwischen erklang der laute Ruf eine» Falken. Auch Barbara, welche sonst gan im Walde war, achtete kaum auf daS Blühen und Weben ringsum; einmal hatte sie schon den Mund ge öffnet zu einem guten, versöhnlichen Wort, zu einer Abbitte; aber dann schwieg fie doch. Was sollte Friedel wohl davon denken, wenn fie be reute, waS fie gethan; denn das war noch nie mals vorgekommen. Die Fräuleins würden eS ja auch nicht erfahren, und noch einmal thun wollte fie es nie mehr. Da lag Ellerborn auch schon vor ihnen, fie konnten schon den „weißen Schwan" sehen, ihre Pflegemutter, die Wirtin, stand vor der Thür und neben ihr Julius. „Hier geh' ich, Bärbel," begann der Schmied plötzlich, „eS ist mft näh« so," dabet betrat « einen Fußweg, d« üb« eine Wiese hinter dem Dorfe zu sein« Wohnung führte, und Bärbel lief den Fahrweg hinab und stand bald vor den beiden. Die Wirtin war eine runde, hübsche Frau, die sich gut erhalten hatte, sauber in ihrem Anzug und gesetzt in ihrem Wesen, und Julius ein schlanker, stutzerhafter Bursche, d« sich wie ein Herr benahm, wohlriechende Pomade ge brauchte und eS wohl verstand, mft zierlichen Reden ein Mädchenh«» zu fesseln. „Kommst du endlich?" fragte die Schwan wirtin ziemlich heftig die Herannahcnde. „Haft wohl mcht» zu thun, daß du den ganzen Lag im Walde rumspringst? Na, nun marsch, heute ist nicht Sonntags Bärbel wurde glühendrot und daun toten bleich. Daß ihr die» in sein« Gegenwart ge- schehen untHe l Sonst kränkte die Schelle da Mutt« fie nicht; denn kein Tag vergiag ohne dieselbe. Die Schwanwirtin war trotz de» freundlichen Aeußem eine heftige Frim, die niemals das Zigeunerkind in ihr Haus ge- * nommeu haben würde, wenn ihr Mann diesmal nicht seinen Willen durchgesetzt hätte. So lauge er lebte, durste fie dem Mädchen kein böseS Wort sagen; seit zwei Jahren aber koftnte Bärbel eS nie mehr recht machen. Manche heimliche Thräne war schon deshalb geflossen, . im ganzen aber war Barbara nicht zu unglück lich darüber, vollends, seitdem fie Julius liebte und seinen Schwüren vertraute. Sie eilte schnell inS HauS hinein, schon halb getröstet; durste fie doch hoffen, den Geliebten den ganzen Abend zu sehen. „Juliu»," sagte draußen die Wirtin mit halb« Stimme „fetzen Sie dem Mädchen nichts in den Kopf. DaS arme, hergelaufene Ding ist doch wahrscheinlich keine Frau für einen so schmucken Menschen, wie Sie find. Sie können doch jederzeit bei d« reichsten anfragen," bei diesm Worten warf fie ihm einen nicht mißzu verstehenden Blick zu. „Sie meinen, weil ich gern in den „Schwan" komme, bild« Bärbel sich etwa» ein?" fragte Julius ganz harmlos, sein Bärtchen kräuselnd. „Ei, Echwanwirtin, Sie find doch sonst eine so kluge Frau, sollten Sie da wirklich nicht auf da« Wahre kommen? Vermögen muß meine Zukünftige haben; denn ich bin e» von Hauke au» fein gewöhnt, und wenn fie gleich ein Eigentum besitzt,' nehme ich da» auch nicht übel." Frau Müll« strich mft niedergeschlagenen Augen ihre weiße Schürze glatt, da» eben hatte fie hören wollen. Also da» Gethue mit der braunen Dirne, der Bärbel, war alle» nur Schein? Nun, da« schädeft nicht», »a»
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