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Auerthal-Zeitung : 27.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189706270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-27
-
Monat
1897-06
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 27.06.1897
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Politische Umrdschim. Me»tkchl»e. * I« d« ltpptschen Srbfolae« frage ist am Montag da» Schiedsgericht in Leipzig unter dem Vorsitz de« Königs von Sachsen zusammengetreten. Die Vertreter der Parteien waren: StaatSmtnifter v. Wernern und Justizrat Dr. Dich fw die fürstliche Linie Schaumburg-Lippe, Geheimer Justiz» rat Prof. Dr. Kahl und Justizrat Erythropel für die erbherrlich gräfliche Linie Lippe« Biesterfeld, RegierungSrat Georg Graf zur Lippe«Biefterfeld«Weißenfeld und Rechts anwalt Dr. Kran» für die erbherrlich gräfliche Linie Lippe«Wetßenfeld. Als Mit glieder des Schiedsgerichts fungierten: der ReichSgerichtSpräfident von Oehlschläger, die Senatspräsidenten deS Reichsgerichts Dr. Binger und Dr. Petersen, sowie die ReichSgerichtsräte Dr. Bolze, Müller und v. Ehe. Sämtliche Herren waren für dm Abend zur königlichen Tafel geladen. Dienstag fand die zweite Sitzung statt. DaS Urteil soll in drei Wochen verkündet werden. -Die Ende Mai gewählte Kommission deS Reichstags für die Novelle zur Ge werbeordnung und zum Kranken versicherungsgesetz trat am Mittwoch zu ihrer ersten und letzten Sitzung zusammen. Auf Vorschlag des Vorsitzenden Frhrn. v. Hert- ling wurde beschlossen, angesichts der Geschäfts lage von einer Beratung der Novelle Abstand zu nehmen. * Bei der ReichStag 8 - Stichwahl in Wiesbaden ist der steifinnige Kandidat Landwirt Wintermeyer gewählt worden. *Die Leitung der sozialdemokrati schen Partei Deutschlands hat beschlossen, den diesjährigen Parteitag auf Sonntag, den 3. Oktober, nach Hamburg einzuberufen. "Die in Südwestafrika ausgebrochene Viehkrankheit hat sich nun doch als Rinder pest herausgestellt. Sie schreitet im Hererolande langsam fort, während es gelungen zu sein scheint, sie bei Windhoek zu lokalisieren. Oesterreich-Ungar«. -Dr. Ladislaus Rieger, der einstige Führer der in vollkommenen Verfall geratenen alttschechischen Partei, hat den Freiherrn- titel erhalten. Frmekreich. -Zur weiteren Befestigung der Häfen von Brest und Cherbourg ist ein Kredit von zwölf Millionen Frank beantragt worden. Schweiz. -Zum künftigen Gouverneur von Kreta war von französischer Sette der ehe malige schweizerische Bundespräsi dent Droz vorgeschlagen worden. ES heißt, daß dieser Vorschlag auch die Zustimmung der anderen Mächte gefunden hat. Droz hat jedoch abgelehnt. Nunmehr ist ihm der Antrag gestellt worden, daß er vorübergehend sich nach Kreta begeben möchte, um die Pazifikation der Insel durchzuführen und die autonome Ver waltung einzurichten, und zwar nach durchaus freiheitlichen Grundsätzen. Kreta würde ein autonomer Staat, der nur formell unter der Oberhoheit der Türkei stände, und würde neutra lisiert, gleichwie es die Schweiz ist. Droz bat sich Bedenkzeit aus. England. -Die sonst so nüchternen, kalten Engländer schwammen diese Woche im Festestaumel und daS 60jährige Regierungsjubiläum der Königin hat in England einen Fond von monarchischer Gesinnung an den Tag ge bracht, den man fettens des Auslandes kaum vermutet hatte. Freilich hat eS auch nicht an unangenehmen Zwischenfällen gefehlt. Beim großen Londoner Aufzuge soll die Abordnung preußischer Gardedragoner stellenweise durch Mißfallensäuberungen deS Publikums belästigt worden sein und in mehreren Orten Irlands hat man statt der Festlichkeiten, Trauerfeierlich- ketten veranstaltet. Italien. -Die von Paris aus verbreitete Nachricht, daß Menelik 20 Millionen Lira als Löfegeld für die italienischen Gefangene« verlangt habe, wird von der.Ägenzta Stefani' al» unrichtig bezeichnet. Die Snaelegenhett sei t« Gegenteil schon seit einigen Monaten ge regelt. E» handele sich um eine west geringere Summe, die von der italienischen Regierung festgesetzt worden sei, der Menelik die Snt- schewung in dieser Frage überlassen hätte. Belgien. -Di« belgischen Blätter veröffentlichen die albernsten Nachrichten über die Reise de» Königs Leopold nach Kiel, welche am Mittwoch abend angetreten worden ist. Die einen sagen, er gehe dorthin, um sich mit Kaiser Wilhelm wegen der StokeS-Affäre zu ver ständigen, die anderen meinen, er gehe hin, um den Kaiser zm Weltausstellung einzuladen. — Der .Figaro' in Paris sagt sogar, König Leo pold gehe nach Mel, um sich mit dem Kaiser über die Reorganisation der belgischen Armee zu beraten. - Die Konkurrenz der belgischen Landes- sprachen — vlämisch, französisch, deutsch — ist, sowett eS sich um den dienst lichen Gebrauch derselben im Verwaltungswege handelt, durch Ministerialerlaß soeben dahin geregelt worden, daß in den vlämischen Landes tellen, Brüssel einbegriffen, die vlämische Sprache den Vorzug vor der französischen haben soll, während in den wallonischen Landesteilen der französische Text dem vlämischen vorausgeht. Alle öffentlichen Bekanntmachungen erscheinen grundsätzlich in beiden Sprachen; wenn sie aus schließlich oder überwiegend die vlämischen Landesteile betreffen, so geht der vlämische Text vor, sonst der französische. In den an Deutsch land und Luxemburg grenzenden Landesteilen, wo die deutsche Sprache im Gebrauche ist, wird den Bekanntmachungen und dienstlichen Auf schriften die deutsche Uebersetzung hinzugefügt. Schweden-Norwegen. -Die norwegischen Zeitungen haben durch das norwegische Telegraphenbüreau fol gende Erklärung erhalten: „Da eS öffentlich ausgesprochen worden ist, daß sich ausländische Gesandte im Jahre 1895 an die schwedische Regierung gewandt oder bei derselben Schritte gethan hätten in Angelegenheit eines angeblich von Schweden geplant en Angriffs auf Norwegen, so teilen wir aus der besten Quelle mit, daß diese Behauptungen jeder Grundlage entbehren und gänzlich aus der Luft gegriffen find." Svanien. -Acht Anarchisten, die verdächtig find, die am Sonntag in Barcelona rechtzeitig ent deckte Bombe fabriziert zu haben, die bei der Frohnleichnams- Prozession ge worfen werden sollte, wurden am Dienstag ver haftet. -Auf Cuba bemüht man sich jetzt, be schwichtigende Maßregeln zu treffen. Nach einer Depesche aus der Havana begnadigte ein Erlaß 130 Deportierte, während ein anderer Erlaß öffentliche Arbeiten anordnet, um einige tausend Arbeiter in den Provinzen Havana, Matanzas, Pinae del Rio und Santa Clara zu beschäftigen. * General Weyler hat Havana verlassen, um die Operationen gegen die Auf ständischen zu leiten. Danach scheint eS, daß die aufständige Bewegung auf Cuba eher zugenommen, wie abgenommen hat. Denn ohne Not hätte sich Weyler schwerlich entschlossen, persönlich die Leitung der kriegerischen Operationen zu übernehmen. Balkanstaate«. * Dem Abschlüsse der Friedens verhandlungen darf nunmehr binnen kurzem entgegengesehen werden, und obschon daS Opfer so vieler Menschenleben und daS Vergeuden beträchtlicher, noch dazu vom Aus lande entliehener Gelder in hohem Grade be dauerlich ist, so muß es doch als ein erfreulicher Fortschritt der internationalen Beziehungen der Staaten bewachtet werden, daß es gelungen ist, den vom griechischen Volke in frivolster Weise angefachten Brand zu lokalisieren. * Auf Kreta bereiten sich neue Störungen vor. Die Aufständischen haben bei Kissamo In der Herrenhaussitzung vom Mittwoch wurdm nur Petitionen erledigt ohne allgemeines Interesse. Am Donnerstag beschästigte sich daS Herrenhaus mit dem Vereinsgesetz. Der frühere Minister des Innern v. Puttkamer, Frhr. v. Summ, Frhr. v. Manteuffel u. a. traten für die Wiederherstellung des Gesetzes in einer schärferen Form ein. Minister des Innern Frhr. v. d. Recke gab die Erklärung ab, daß, wenn das Herrenhaus den Torso im Sinne der Absichten der Regierung abändere, die Regierung das Gesetz abermals an daS Abgeordnetenhaus bringen werde. Die Vorlage wmdc schließlich an eine Kommission verwiesen. Das Abgeordnetenhaus überwies am Mittwoch den Gesetzentwurf betr. die Zwangsvollstreckung aus Forderungen landschaftlicher (ritterschaftlicher) Kredit anstalten einer Kommission und nahm den Antrag v. Mendel-SteinfclS betr. die Einführung einer all gemeinen und einheitlichen Fltischschau an. Schließ lich wurden noch Petitionen erledigt. DaS Abgeordnetenhaus erledigte am Donnerstag Petittonen. Ueber eine Petition betr. Freigcbung der preuß. Universitäten für weibliche Abiturienten wurde auf Antrag der Unterrichtskommission zur Tagesordnung übergegangen, weil die StaatSrrgie- rung ihr Wohlwollen für die Frage deS Frauen- studiumS ausdrücklich bekundet habe. die Feindseligkeiten wieder ausgenommen: fie beabsichtigen nach einer Frist von acht Lagen die türkische Festung anzugreifen. Da neuer dings wieder die Landung von Freiwilligen er wartet wird, kreuzen öftäreichische Kriegsschiff« an der Westküste. -In den «reisen der Pforte herrscht eine erregte Stimmung gegen Bulgarien, welcher den letzten Nachrichten zufolge zum Kriege gegen die Türkei rüsten solle. ES heißt, in Sofia herrsche nicht nm im KriegSmtnisteripm eine fieberhafte Thättgkeit, Waffenlieferungen würden abgeschlossen und Mobilisationspläne auSgearbeitet, sondern man habe auch polnische Agenten nicht nur in Makedonien, sondern auch in der Dobrutscha beobachtet, welche Broschüren und Karten, auf denen da» zukünftige König reich Großbulgarien erscheint, unter der Land bevölkerung verbreiten. ES wird abzuwarten sein, ob diesen alarmierenden Meldung« «in wahrer Kern zu Grunde liegt. «mertk«. -Gegen die Besitz-Ergreifung HawaiS durch die Ler. Staat« »acht sich im nordamerikanischen Senat doch eine starke Opposition geltend. In Kalifornien wur den gegen die Einverleibung Protestmeetings ab gehalten, da durch diesen Zuwachs nur die Ein wanderung von Chinesen und Japanern nach Kalifomien begünstigt werde. Au* dem Reichstage. Im Reichstag wurde am Mittwoch die dritte Lesung der Handwerkervorlage in der Hauptsache beendet. Im wesentlichen blieb eS bei den Be schlüssen der zweiten Lesung, gleichwohl wurde eine Reihe von AbSnderungSanträgen angenommen. So wurde die Notfrist bei Entscheidungen der JnnungS- schiedSgcrichte auf einen Monat verlängert und vom tleberwachungSrecht der Innungen die Räume aus genommen, die zu landwirtschaftlichen oder fabrik mäßigen Bettieben gehören. Am 24. d. wird die dritte Lesung der Hand - Werkervorlage fortgesetzt. Es wird zunächst ein Antrag Auer und Sen. (soz.) zur Debatte gestellt, der in einem Artikel 10 Schutzbestimmungen für die KonscktionSarbeiter treffen will. ES sollen die Schutzbestimmungen der Regie rungsvorlage, welche die betreffende Kommission in dieser Tagung nicht mehr erledigen will, in die Vorlage ausgenommen werden. ES soll durch Ein führung von Lohnbüchern und ArbeitSzettcln eine Sicherstellung der Arbeiter bewirkt werden. Ferner soll einer Ueberlastung der Werkstättena» beiter da durch vorgcbeugt werden, daß die Mitgabe von Hausarbeit an Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter, die in Fabriken länger als sechs Stunden täglich beschäftigt sind, durch Bundes- ratsbcschluß verboten werden kann. Kinder unter 13 Jahren sollen in der Heimarbeit nicht beschäftigt werden dürfen, Kinder über 13 Jahren nur dann, wenn sie nicht mehr zum Besuch der Volksschule verpflichtet sind. Endlich soll im Krankenversicherungs gesetz zusätzlich bestimmt werden, daß außer im Wege der ortsstatutarischen Bestimmungen durch Beschluß des BundcSratS auch die Wrrkstätlenarbciter der Krankenversicherung unterstellt werden können. ! Der auf die Arbeitgeber entfallende Teil der Bei träge für die Hausgewerbetreibenden soll nicht von den Zwischenmcistern, sondern von den Inhabern der Konfektionsgeschäfte getragen werden. Präsident v. Buol hebt hervor, daß eS zweifel haft sei, ob die Abänderung des Krankenversiche rungsgesetzes in die Gewerbeordnung gehöre. Nach kurzer Diskussion hierüber wird in die Debatte über 8 114 > eingctrclcn, demzufolge der BundeSrat für bestimmte Gewerbe Lohnbücher oder Arbeitszettel soll vorjchreiben können, in denen Art und Umfang der Arbeit, Lohnsätze, Bedingungen für Lieferung von Werkzeugen und Stoffen u. f. w. zu beurkunden sind. Abg. Molkenbuhr (soz.) empfiehlt den Antrag. Abg. Frhr. v. H ertling lZentt.): Der Regie rungsvorlage würde seine Partei zugestimmt haben, aber der jetzige Antrag Auer enthalte doch manches, waS man ablehnen müsse. Deshalb könne man jetzt nicht mehr einzelnes herauSpressen. Abg. v. Levetzow (kons.) ist gegm die Bera- rungder Materie bei der jetzigen Geschäftslage. Abg. Singer (soz.) spricht sein Bedauern dar über auS, daß die andern Parteien ihre Sehnsucht nach den Sommcrferien nicht noch ein paar Tage unterdrücken könnten. So lange Herr v. Stumm! auf diesem Gebiete Trumps sei, müsse man für die < Arbeiter zu retten suchen, waS gerettet werden kann. Wer wisse, wie der Bundesrat später denken werde, ! wenn für Herrn v. Bötticher die Scheidestundc ge- ! schlag« hab« wer*«. Der RttchSta« müsse ei« feirrNch gegeben«» »ort etnlvsen. Aba.Richl«» (st. Vp.): Di« Herren recht» von »tt (die So».) besitz« ein« Glaub« an dir Heil kraft solch« einschränkenden Bestimmung«, den vir durch««» nicht teilen könnm. Mit solchen Voll macht« für den B«tde»rat könnm Sie dm Arbeite« mehr schad« al» nütz«. Jetzt im letzt« Augenblick soll« wir so wichtige Beschlüsse übeMrzt fassen» warum bab« Sie tztr Sntrage denn erst gestern ein gebracht» . Aba. Hitz« (Z«tt.) fragt di« Sozialdemokrat«, ob sie denn, falls ihr« Wünsch« stattgegebm werde, für diese» ganze Gesetz stimm« würden. (Rufe: Nrin.) «ba. Singer (so,.) hätt e» für da« richtigste, di« Schlußabstimmung über da» ganz« Gesetz au»- zusetzen bi» zur Erledigung dieser Materie. Aller ding» sei der Reichstag Jo klua wie der BundeSrat. Aber auf sozialpolitischem Gebiet trau« er dr» Bunde»rat jedenfalls diel »ehr Verständnis p» al» der freisinnig« Partei. Abg. Richter (ft. Vtz ): Herr Singer wirft «n« manchesterlichm Standpunkt vor im Vergleich »um BundeSrat. Daß Sie so nach Vollmacht« für dm BundeSrat ruf«, ist nur ein Ausfluß der in Deutschland verbreitet« Polizeigestnnung, von der auch die Sozialdemokrat« angesteckt find. Gegm sich selbst wollen Sie keine Polizei, aber gegm die Unternehmer kann Ihn« die Polizei nicht schneidig genug sein. Nunmehr wird h 114» de« Antrag« Auer, gegm die Stimm« der Sozialdemokrat« ab- gelehnt und darauf der Rest de« Antrages zurück gezogen bi» auf die Vorschläge auf Abänderung der Krankenversicherung. Auch dieser letzte Teil de« Anträge» Auer wird gegen die Stimmen der Sozialdemokrat« und einzelner Freisinnigen abgelehnt. Eine Resolution der Kommission bett. Geld- Unterstützung« für die Innungen zur Ausführung der ihnen obliegenden Aufgaben wird debattelos an- genommen. — Eine zweite Resolution will Einführung de» Befähigungsnachweises für das Bau- und andere mit erheblichen Gefahren verknüpfte Gewerbe. — Ein AmendementHitze will das selbe für alle Gewerbe. Nach kurzer Debatte wird die Resolution in der Fassung dieses Amendement» mit 166 gegen 126 Stimmen angenommen. Dafür stimmten die Konservativen, etwa die halbe Reichspartei, Antisemiten, Welfen, Zentrum mit Ausnahme HertlingS. Die Polen stimmten mit der Linken. ES folgt die dritte Beratung deS Nachtragsetats für die Besoldungsverbesserungen. Abg. Schaedler (Zcntr.) befürwortet wiederum die Einführung der warmen Abendkost für die Soldaten. Staatssekretär Graf PosadowSky: Mittel für die warme Abendkost werden in den nächsten Etat eingestellt werden. Die verbündeten Regierungn haben beschlossen, diesem vorliegenden Nachtragsetat in der Fassung, die er in zweiter Lesung erhalten hat, zuznstimmen. Der NachttagSetat wird darauf unverändert nach den Beschlüssen zweiter Lesung genehmigt. Die Servistarifvorlagc gelangt sodann dcbattelos 'Mne zur Annahme. Schließlich wird in namentlicher Abstimmung die Handwerker-Vorlage im ganzen mit 183 gegen 113 Stimmen angenommen. Dagegen stimmen Freisinnige, Sozialdemokraten, Antisemiten, Polen, der kleinere Teil der Nationalliberalen, der Zenlrumsabg. Metzner und der Sohn des Reichs kanzlers Prinz Hohenlohe. guten Herzen dieses von Lebenslust und Ueber- mut strahlenden Kindes lag eine solche Fülle von Menschenliebe und Barmherzigkeit, daß Tante Ulrikes Worte fie nicht zu erschüttern vermochten. Nun wandte fie sich nach den zurück gebliebenen Knaben um und fragte: „Hans und Berti, wo habt ihr denn das Bärbel gelassen? Beeilt euch und holt fie herbei; so laust doch und holt fie her, fie soll Kaffee bekommen, ich habe es ihr versprochen." „Aber Gundula, tadelte Fräulein Ulrike in stremgem Ton, „wie ost soll ich dir den Um gang mit diesem Mädchen verbieten, du wirst mich einmal ernstlich böse machen, wenn du meine Befehle zu mißachten fortfährt." „Liebe, süße Tante," schmeichelte daS schöne Mädchen, ihren weichen Arm fester um die Dame legend, „waS hast du nur gegen Bärbel, ich habe fie nun doch einmal lieb. Kann sie denn etwas dafür, daß fie von Zigeunern stammt?" „DaS nicht, Gundula; aber fie ist ein wildes, heißblütiges Ding und hat einen schlechten Einfluß auf dich. „Nein, Tante Ulrike, wirklich nicht, du kennst Darbara eben nicht," entgegnete das Mädchen fest, „und heute muß fie ihren Kaffee haben; denn ich kann mein Wort nicht brechen. Komm HanS, geleite du die Tante, ich hole Bärbel herbei. Und ohne eine Erwiderung abzuwarten, lief Gundula davon, dem Ende deS Gartens zu, wo fie Barbara zurückgelassen hatte. Da stand die Dirne, die Arme auf die Mauer ge stützt, ihre großen, schwarzen Augen funkelten Der Schmied von Meröorn. Lj Roman von E. v. Bargstede. (gorUetzun,.) „Ach, meine arme, arme Sufi," und plötzlich ! stürzten glühende Thränen über des Mädchens Wangen, „waS haben fie aus dir gemachtl" „Aber daS bitte ich mir aus," polterte Fräu lein Ulrike, den Arm Gundulas fest an sich drückend, „daß dieser Unsinn aufhört l Solch' einKindeSkopf, gleich in einen Strom der albernsten Thränen auSzubrechen! Darf denn eine alte Frau kein Wort mehr sagen, ohne gleich Nerven krämpfe hervorzurufen? Für etwas vernünftiger hätte ich dich denn doch gehalten." „Ach, Tantchen, sei nicht böse," bat Gun dula zärtlich, .es überkam mich plötzlich so, wenn ich bedenke, welch ein heiteres, frisches Mädchen Susanne war, und welch' ein Abstand eS zwischen dem Einst und Jetzt ist. „Ja, ja, Kind, und das hat wieder einmal die Liebe gethan. Hüte dich vor ihr, fie macht die Seelen zag und kleinmütig," sagte die alte Frau mit wunderbarer Weichheit im Ton und einem seltsamen Licht in den Augen; dann aber fuhr fie mit ihrer alten Energie fort: „War die Kräuterlenz bei dir, Gundula? Jage die Ate zum Hause hinaus, hörst du, und Kecke ihr nicht etwa gute Bissen zu, fie ver dient eS nicht. Dem Hellmann magst du meinet wegen unter die Arme greifen, das ist ein ordent licher, arbeitsamer Mensch, — aber auch das mit Maßen:/denn allzuviel haben wir nicht übrig, wie du weißt." Gundula schwieg; aber in dem großen und aus dem braunen Gesicht mit den kirschroten Lippen, der samtweichen Haut, lange schwarze Zöpfe fielen weit bis zu den nackten Füßen hinab; denn Schuhe und Strümpfe liebte Bärbel nun einmal nicht; fie erwartete regungs los daS Nahen Fräulein Strandows. Gundulas weiße Hand erfaßte die braune deS Mädchens -und zog die Widerstrebende hin ein in den Garten, dem Hause zu. „Es Hilst dir alles nichts, Bärbel," sagte fie dabei mit ihrer frischen, Hellen Stimme, „mit kommen mußt du. Hast du vielleicht wieder Furcht vor Tante Ulrike? Ach, die ist so böse garnicht, wie du immer denkst, das kannst du mir glauben." -Sie mag mich nicht," kam eS trotzig von Barbaras Lippen, „und ich that ihr doch nie etwas. Schon als Kind lief ich davon, wenn ich Fräulein Ulrike kommen sah, weil fie mich mit ihren großen Augen immer so anblitzte und mich schalt, wenn ich auch nichts verbrach —" „Und jetzt möchtest du eS wieder so machen, Bärbel?" lachte Gundula. „Sei getrost, ich beschütze dich." Nun lachte Bärbel auch, daß man all' ihre weißen, glänzenden Zähne sah, und dann richtete fie ihre große, kraftvolle Gestalt, welche diejenige Gundulas fast um Kopfeslänge überragte, hoch empor, als wolle fie sich zum Kampf mit der gefürchtet« Frau rüsten. Gundula zog fie in da» Stübchen, daS sie und Susanns bewohnten, und hieß fie sich niederlaflen. „So, Bärbel, und nun erzähle mir, weshalb du so erschrakst, ÄS HanS, Berti und ich so heimlich herangekommen waren und ganz uner wartet neben dir und dem Jäger Julius stan den," befahl fie heiter, vor der hübschen, braunen Maid stehen bleibend. „Wie rot du wieder ge worden bist, Bärbel: gewiß, du hast mit dem Julius ganz waS Absonderliches vor." „Nein, nein, Fräulein Gundula," wehrt? Bärbel, „Sie irren sich! Ich kenne den Julius vom Kruge her, wohin er ost kommt, und wo ich ihm daS Bier bringe, und Sonntags tanzt er viel mit mir und " „ES ist schon gut," nickte daS junge Mäd chen, „schweig' nur, Bärbel, diesmal bist du nicht ehrlich. Aber mag eS sein, waS eS will, mir gefällt Julius nicht, er kann niemand offen und ehrlich ansehen, und solche Leute haben kein gutes Gewissen. — So, nun habe ich ge sprochen wie ein Philosoph, Bärbel, und eS ist Zeit zum Schweigen, sonst schmeckt dir dein Kaffee am Ende nicht," dabei schwang sich Gundula graziös auf den Tisch und ließ ihre klein« Füße auf und ab schaukeln. „Ist eS wahr," fuhr sie dann fort, „daß BerghauS einen andem Her« bekommen hat, der dort wohnen wird?" „Gewiß, Julius wußte eS genau, Fräulein Gundula, daS Wohnhaus ist neu instand gesetzt worden, in den nächsten Tagen kommt der Besitzer an." „Ich freue mich darauf. Bärbel, eS ist so namenlos einsam hier, jedenfalls wird er doch Tante Ulrike ein« Besuch machen, und' vielleicht bekommen wir so eine nette Nachbar schaft," rief Gundula entzückt auS. „Ich wünschte, eS Witte ein Prinz, der nur in unsere.
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