Suche löschen...
Auerthal-Zeitung : 16.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189706161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970616
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970616
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-16
-
Monat
1897-06
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 16.06.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nische Goldwährung auf eine gesunde DsIMfch« Deutsch!«»». U>e«I«»L» «Die,Li«e^ v^^tlich« ßch^Mielle «ramm d«» Jubtläumt-Festzuge» Königin am 22. Amt, tu dem »on be- dem»Jcherefit.ist, daßmtt«den derKönigin ! Deputation des preuß. Garde-Dragon«- Laden« »kur unterbrochen Latte, n« dem Won- mchen t» dringlichen Geschäften Vortrag zu -An einen mehrmonaiißm Urlaib^der Kontreadmiral» Lirpttz ist «ach dem Kamb. Kon.' wegen Etattvorarbetten nicht zu denken, da d« nächstjährige Etat von be sonderer Bedeutung sein soll. Tirpttz, der sich schon wird« zu Beratungen im Reich»- marineamt aufhält, ist bereit» am Donnerstag abend vom Kaiser empfangen worden. * Prinz Heinrich hat am IS. d. auf dem .König Wilhelm* dir Reise nach England an getreten. -Zu ein« militärischen Konfe renz trafen am 10. d. Generaloberst Graf Waldersee, Admiral Frhr. v. d. Goltz, Vize- Admiral v. Reiche und die General-Leutnant» v. Wodtke, v. d. Knesebeck, v. Amann, v. Kotze, o. Oidtmann, v. PodbielSki, v. Claer in Elt ville (Rheingau) ein. Abend» nach Schluß d« Verhandlungen reisten sämtliche Teilnehm« nach Wiesbaden. -Der Polizeipräsident von Berlin hat die Fortsetzung dn Versammlungen d« freien Ver einigung der Berliner Getreidehänd- ler im „Feenpalast* unter Androhung von ZwangSmaßregeln untersagt. Vefterreich-Ung«r». -Der für den IS. Juni nach Eg« einbe rufene Deutsche BolkStag wurde von der Bezirks - Haupimannschaft untersagt. Badem erließ eine Kundmachung an die Be hörden behufs schärfer« Ueberwachung d« politischen Versammlungen. * Die Prag« Betriebsdirektion der Staats- bahnen ordnete an, daß in ganz BLhmen die Abfahrt auch in tschechischerSprache ausgerufen wird und daß die Stationsgebäude mit Aufschriften in beiden Landessprachen ver sehen werden Müssen. Frankreich. -Gegen den Präsidenten Faure wurde am Sonntag nachmittag, als « sich zum Pferderennen nach Longchamps begeben wollte, ein glücklicherweise ohne üble Folgen abgelaufenes Attentat verübt. Ein junger Mann, d« in dem Wirrwar entkommen ist, zündete eine größere Patrone an, als gerade d« Präsident vorüber fuhr. Die Pferde d« Kutsche, in der sich Faure befand, scheuten und konnten nur mit Mühe be ruhigt werden. Die Menge hatte sich in zwischen auf einen Geheimpolizisten geworfen und demselben die Kleider vom Leibe gerissen, ehe « «sich ÄS unschuldig auSweisen konnte. Inzwischen war der wirkliche Thäter ver schwunden. Irgendwelche Beschädigungen find durch daS Platzen der Patrone nicht verursacht worden. Fast genau vor einem Jahre wurde auf Faure fast an derselben Stelle schon ein Attentat verübt. -In der Kamm« brachte d« Deputierte L ockr o y ein Amendement zum Budget für das Jahr 18S8 ein, wonach der Staat Grund stücke und Besitzungen bis zum Betrage von 260 Millionen Frank verkaufen solle, welche zurKo ftendeckungder geplantenF l o tt en- Vermehrung dienen sollen. -Die Bank von Frankreich be schäftigt gegenwärtig die französische Kamm« lebhaft wegen der Frage, ob das Privilegium erneuert werden soll oder ob eine Verstaat lichung der Bank Platz zu greifen bat. DaS Privilegium war zum letzten Male im Jahre 1857 auf 40 Jahre erneuert worden und läuft also mit dem Jahre 1897 ab. Die Radikalen und Sozialisten verlangen eine Verstaatlichung der Bank. Pelletan wird einen Zusatzantrag zu! .... ... . . dem Bank- Privilegiums - Gesetz! schäft zugehen zu lassen und darauf zu dringen, stellen; nach dem Antrag soll die Regierung im daß eine besondere Kommission von 15 Mit- Fallc einer feindlicher; Invasion das Recht gliedem erwählt werde, um das jetzige finan- bab n, die Barbestände und die Druckplatten zielle System zu studieren. Die Kommission soll für die Bankbillets der Bank von Frankreich über Mittel und Wege beraten, um die amerika- rn Anspruch zu nehmen. nische Goldwährung auf eine gesunde Irland sich befindet. Die.Time»' heben dies in ihrem Leitartikel hervor und «klären, Kameraden von Waterloo können niemals ohne gemeinsame» begeisternde» Gefühl de» Stolze» und d« Brüderschaft zusammentreten. Mntka». -Al» Sitz de» nächsten weltpostkon- aresse», der im Jahre 1908 stattfinden wird, ist Rom bestimmt worden. «tustlon». -Die am Donnerstag geborene zweite Tochter des Zarenpaare» «chlelt den Namen Tatiana. -Während Prinz Johann von Glücksburg, der Bnw« de» Königs Christian, sich in Satschina zum Besuche seiner Nichte, d« Zarin-Witwe, befind«, deren durch ihre schweren Lebensschicksale verursachtes nervöses Leiden fick neuerdings Wied« stärk« gezeigt hat, wellt die 76jährige Königin von Dänemark fett einigen Tagen bei ihr« Tochter Herzogin Thyravon Cumberland in Gmunden. Es ist dies deshalb erforderlich, well die Herzogin wird« von Melancholie heimgesucht wird, wenn diese auch nicht so stark auftritt, wie vor einigen Jahren, ÄS Herzogin Thyra wegen Geistesumnachtung in die Anstatt deS Professor» LeideSdorff gebracht werden mußte. Balkauftaate«. -Ueb« den Stand d« in Konstantinopel geheim geführten Friedensverhand lungen verlautet, die Pforte mache folgende Zugeständnisse: Die Türkei beläßt den Griechen Thessalien mit Ausnahme deS Bezirks nördlich vom PeneuS; sie stimmt den Kapitulationen im allgemeinen zu, verlangt ab« die Ernennung von Sachverständigen zur Erwägung dieser Frage und willigt fern« ein in eine Prüfung der Finanzlage Griechenlands auf die Fähigkeit hin, eine angemessene Kriegsentschädigung zu zahlen. Ein Konstantinopeler Telegramm be stätigt die vorstehende Meldung der Morning Post'. Bewahrheitet fich dieses, so dürfte der FriedenSschluß rascher erfolgen, ÄS man nach den Vorgängen der letzten Zeit berechtigt war anzunehmen. -Gutem Vernehmen nach beginnen di« Großmächte, auf Grund einer bezüglichen Verständigung die einzelnenSchiffc ihrer in kretischen und griechischen Gewässern befind lichen Geschwader heimzuberufen. Die internationale Kriegsflotte dort wird allmälig znrückgezogen werden, doch verbleiben die Land truppen bis auf weiteres dort in ihrer bisherigen Stärke. * InKreta beginnen die Aufständigen zu verhandeln. Die Führer derselben waren in Kanea zur Beratung über die Lage versammelt und begaben fich zu dem Admiral Canevaro, welcher ihnen den Rat erteilte, ihre Freunde in Griechenland zu bestimmen, nicht nach Kreta zu kommen. WaS die Ausständigen beschlossen, ist nicht bekannt. Die Admirale dagegen beschlossen, die Agitatoren streng zu behandeln. Die Führer der Ausständigen suchten die Genehmigung nach, ein Schiff mit Proviant kommen zu lassen, da die in anderen Distrikten gewählten Deputierten wahrscheinlich hier ein treffen würden, um mit ihnen gemeinschaftlich über die Lage zu beraten. Die Admirale gaben ihre Zustimmung hinzu. Slmerik«. -Präsident Mac Kinley beabsichtigt gleich nach Erledigung der jetzigen Tarif-Bill- ! Beratung dem Kongreß eine besondere Bot- ! schäft zugehen zu lassen und darauf zu dringen, Grundlage zu bringen und damit da» vertrauen der Geschäftswelt Wied« -«zustellen. - "enSrgentinteuundUruguah tigkette« auSgebrochen. Truppen y sollen an der Argentinischen Küste che» Schiff zum Sinken Don Uah »«d Fern. verki«. Der durch seine Bemühungen um Erfindung eines lenkbaren Luftschiffes bekannte Dr. Wölfert stieg am 12. d. auf dem Tempel hof« Felde mit einem Assistenten in einem neue« Ballon auf. Nachdem da» Luftschiff eine Höhe von etwa 800 Meter erreicht hatte, sah man an Stelle desselben plötzlich eine riesige Feuer garbe; wenige Sekunden darauf stürzte die Gondel mit den beiden Insassen hernieder. Wölfert und sein Gehilfe waren gräßlich ver stümmelt und gänzlich verkohtt. Kala«. Der Schützengilde von Kalau ist das Recht von alterS her verliehen, durch den Bürgermeister der Stadt die ersten drei Schüsse in Vertretung für den Landesherm abgeben zu lassen. Beim letzten Schützenfeste erzielte der Bürgermeister ÄS Vertreter des Monarchen die größte Anzahl der geschossenen Ringe. Seit dem Bestehen der Gilde ist dies bereits daS zweite Mal, daß der Kaiser die Würde eines Kalau« Schützenkönigs errang. Zum ersten Riale fiel sie an den alten Kaiser. Er ließ der Gilde zum Andenken daran eine Fahne über reichen. Wer den Königsschuß abgegeben hat, ist während des ganzen Jahres von jeglicher Steuer befreit. Forst. Eine recht eigenartige Erhebung der Lustbarkeitssteuer wurde hier kürzlich einer Schulklasse gegenüber zur Anwendung gebracht. Vor einigen Tagen wurde bei der Polizei ein Ausflug einer Knabenschule nach Muskau ange meldet und zugleich um die Erlaubnis nachge sucht, mit Trommeln und Pfeifen vom Schul hause nach der „Eiche*, einem bei der Stadt gelegenen Vcrgnügungslokal, zu marschieren. Dem Klassenlehrer wurde jedoch von der Polizei bedeutet, daß die Genehmigung zu einem solchen Ausflug «st nach Erlegung einer Lustbarkeits steuer von 1,50 Mk. erteilt werden könne. Um den Kindern das Vergnügen nicht zu stören, entschloß fich denn auch der Lehrer, diese sonder bare Steuer zu zahlen. Warmbrunn. Am Mittwoch wurde auf dem Kynast das vom „RiesengebirgSverein" er richtete Denkmal für Theodor Körner ein geweiht. ES besteht aus einem an einen vorstehenden Felsen angebrachten Bronze-Relief mit dem Bildnis des Dichters in der Uniform der Lützowschen Jäg« mit d« Umschrift: „Theodor find Ml» , gelmchet, ein argentinische» gebrächt Word« sein. AkrN«. *D«v»Mraadvon LranßvaalhÄdea 22. Juni zu Ehren deSJublläum» -«Königin Viktoria -um gesetzlichen Festtag erklärt. -D« von Westafrika in Liverpool ein getroffene Dampf« „Bonny* bringt die folgen den Nachrichten: Mitte Mat sahen 40 Häupt- vage ihrem Prozeß wegen heimtückischer Rieder- metzelung de» brttischen Zuge» in der Stadt Alt-Benin entgegen. D« Aufenthalt de» König» von Benin ist bekannt, gefangen ist « jedoch bi» jetzt nickt. Es gibt jenseits Benin» drei Zufluchtsorte für ihn. Al» der König au» einem herauSgetrieben wurde, floh « nach einem d« beiden anderen. In Alt-Benin steht zur Zett nm eine Garnison von 100 Mann. Diese reicht nicht aus, um die drei Orte zu erobern. So lange die Streitkraft nicht erheblich vermehrt wird, sage auf 500 Mann, wird d« König nicht eingefangen werden. «fte». -Nach einer Meldung de» »Reuterschen BüreauS' au» Dsckedda (Arabien) ist daselbst der AuSbruch der Pest amtlich bÄannt gegeben worden. Da« ßratsche Knrscheuschaft«- Deakmal. Am Dienstag, 8. Juni, HÄ auf de« Waden berg bet Eisenach die Grundsteinlegung für daS von d« deutschen Burschenschaft dort zu er richtende Denkmal für Kaiser Wilhelm I. statt gefunden. Bon dem Denkmal Luthers in Eisenach au» setzte fich der Zug, dessen Teil nehmer mit Eichenlaub und Kornblumen ge schmückt waren, nach dem Wadenberg in Be wegung. Ueb« d« Rednerbühne vor dem Grundsteine schauten von ein« von zwei Reichs adlern flankierten Tannenwand die Wappen sämtlicher deutsch« Bundesstaaten, in ihrer Mitte da» alte Burschenschaftswappen, herab. Mit dem Liede „Ein' feste Burg ist unser Gott* hob die Feier an. Im Anschluß an die Ein leitungsworte deS Pfarrers Matthes-Farnroda wurde die Weihe vollzogen. Die von Professor Oncken-GießenverfaßteGrundfteinlegungsurkunde hat folgenden Wortlaut: „Kaiser Wilhelm dem Großen, d« in früh« Jugend fich den Ritterschlag verdient in dem heiligen Kriege, dessen Geist die deutsche Burschenschaft einen Tempel errichten wollte im akademischen Leben, der in langer Friedenszrit als Waffenschmied deS preußischen Heeres rast los wirkte, um dereinst zu sükmen, waS zu Paris und Wien an Deutschlands Recht und Ehre ge sündigt worden war, der als Regent und König die Helden deS Rates und der That, Moltke, Roon und Bismarck, berief, um mit ihrer Hilfe daS neue Deutschland zu «kämpfen und aus zubauen, in dem der Väter Traum von Einheit und Freiheit, Macht und Größe herrlich in Er füllung ging, d« ÄS erster Krieger seines HeereS und als erster Diener seines Staates daS Jugendgelübde eingelöst: „Meine Kräfte gehören der Wett, dem Vaterlande," daS auch der Wahlspruch unseres hochstrcbenden Kaisers und Königs Wilhelm ll. ist, der ÄS d« edelste Mensch, der jemals einen Thron geziert, der Idee deS monarchistischen Staats daS Herz seines Volkes und die Begeisterung der Jugend für immer gewonnen hat. Dem Fürsten Otto v. BiSmarck-Schönhausen, dem genialen Kanzler, der daS Programm der deutschen Burschenschaft ausgeführt, dem großen Minister, der die StaatS- kunst der That m den Dienst deS nationalen Gedankens gestellt, durch di« all' die Geistes kräfte der Nation, die ehedem gegen den Staat gewirkt, zur Arbeit für den Staat bekehrt, der so der Wissenschaft das langersehnte, immer vergeblich gesuchte Vaterland endlich geschaffen und der akademischen Jugend den Glauben an dies Vaterland in die Seele geflößt hat, Dem ... Andenken des GroßherzogS Karl August von > Körner 1809*. seist d« deutschen Burschenschaft, der Schum- Herr ihre» denkwürdigen Wartburgfester war und ein unvergeßliche» Beispiel d« Eintracht -wischen Fürstenrecht und LolkSrecht aab, Zum ehrenden GHächtui» d« Burschenschafter, welche für Befreiung, Aufrichtung und Einigung Deutschland» gekämpft und auf dem Kampf platz'chr Leben geopfert haben für die heilige Sache, Sei mit dem Schwur, zum Kais« und zum Reich zu stehen, getreu bi» m den Lod, und mit dem allen Burschenspruch: Saterland, du Land de» Ruhme»» Weih' zu deine» Heiligtum«» - Hütern un» und unser Schwert! dieser Denkmal geweiht von der Deutschen Burschenschaft.* AlSdann folgte die Vollziehung d« Hammer schläge. Unter den Klävgen de» Weiheliede»: „Alle» schweige . . .* wurde das Urkunden kästchen dem Steine eingefügt. Sodann bestieg vr. mvä. Ebeling-Berlin die Rednertribüne und in da» Hoch sein« Festrede mischte fich das Selöbni» de» LiedeS: .Schwört'» bei dieser blanken Wehr*. Zum Schluß «brauste eS: „Deutschland, Deutschland über alles*, worauf der Rückweg in die Stadt angetreten wurde. Ihren Abschluß fand die Fei« in einem glänzend verlaufenen Kommerse. — DaS Denkmal ist nach den Entwürfen deS Regierungsbaumeisters Oskar Zeitz in romanischen Stilformen gedacht. Zu Füßen deS Turmes, der weit in die Lande hineinragen wird, soll daS Standbild Kais« Wilhelms I. stehen; auf d« Sette treten die Reliefs von Bismarck, Mottke, Roon hervor. In dn Vorhalle wird eine Büste deS Groß herzogs Karl August aufgestellt. Ayr Geheimnis. 21 j Roman a. d. Englischen d. Lady G. Robertson. lyo.lietzuna.I „Darin inst du, Nelly, nur ein so groß mütiger Charakter wie du kommt auf solche Ideen. Paul selbst würde sie dir ausreden.* „Paul ist zu edel und vornehm. Wäre der Fall umgekehrt, und er hätte den Brief ge funden, glaubst du, daß « die Erbschaft auch nm eine Stunde gegen den Wunsch deS Schrei bers behalten würde?* „Wahrscheinlich würde « ebenso handeln wie ich,* erwiderte Leonie, ab« indem sie die Worte aussprach, wußte sie, daß eS eine Lüge war. „DaS würde er nicht thun. O Leonie, die Charnleighsche Erbschaft gehört dir so wenig wie mir, und ich weiß, daß die Stimme deS Gewissens von dir verlangt, aufzugeben, waS du nicht rechtlich besitzest.* „Ich höre keine solche Stimme,* beharrte Leonie. „Du kannst nicht meinen, waS du sagst, kannst nicht so schlecht handeln — du, in deren Adem daS Blut d« CharnletghS fließt, Paul Barlow»! Braut, eine vornehme Dame, auf dich sollte das Wort Dieb passen?* Leonie wurde dunkelrot bei den Worten, die genau ihre eigenen Gedanken ausdrückten. Sie sprang auf und rief zornig: „Wiederhole daS nicht, Nelly, eS gibt Grenzen für das, wa» ich mir von dir bieten lasse. Wenn du da» stehlen nennst, waS daS Gesetz mir zu gesprochen HÄ, so ist da» eine Beleidigung, die ich nicht dulde.* Aber selbst während sie diese Worte stolz und hochfahrend sprach, mutzte sie im Innern die Berechtigung der Anklage zugestehen und sie konnte Nelly nicht ins Auge sehen. „Ich wollte dich nicht beleidigen, Leonie," sagte diese, „und ich verstehe, wie schwer eS dir wird, aber dämm muß Recht doch Recht bleiben, du mußt Paul Barlow sein Eigentum abtreten, und ich will dann vergessen, was für Ansichten du in der ersten Erregung ausge sprochen hast.* „Und ich wiederhole dir, daß eS mir gar nicht einfällt.* „Dann zwingst du mich, Hauptmann Barlow den Brief zu schicken.* „DaS wirst du nicht thun,* rief Leonie au». „Es ist meine Pflicht,* sagte Nelly be- stimmt. „Aber Nelly," begann Leonie wird«, „warum nimmst du die Sache so tragisch? Ich bin Pauls Braut, und wenn wir uns demnächst betraten, wird uns ja ohnehin alles gemein schaftlich gehören. Dah« ist jede Erörterung unnötig." .DaS kann nicht dein Emst sein. Die Erb schaft gehört Hauptmann Barlow ganz unab hängig davon, ob « dich heiratet oder eine andere.* Ein häßliches Lächeln zog üb« Leonie» Antlitz! „Du scheinst nicht ganz uninteressiert bei d« Sache. Vielleicht hoffst du, dwß Paul Barlow ÄS reich« Graf Lhamleigh seine Liebe auf dick überträgt." Nelly wurde blaß, ab« sie erwiderte mit mhig« Stimme: „Paul Barlow ist ein edler, vomehmer Mensch, und er liebt keine außer dir. Gerade, weil er mir so hoch steht, wünsche ich um seinetwillen, daß du anders wärst. Ich muß ihm meine Entdeckung mitteilen, mag « dann handeln wie « will. „Wenn du daS thust, ist unsere Freund schaft aus." „DaS wäre mir sehr leid, aber eS könnte mich doch nicht so Üef bekümmern, als die That- fache, daß ich mich in dir getäuscht habe." Sie wartete noch einige Minuten, da sie aber keine Antwort mehr «hielt, so verließ sie langsam daS Zimmer. Kaum hatte fich die Thür hinter ihr ge schlossen, so trat die Kammerjungf« ein. „ES ist schon spät, Mylady, darf ich jetzt bei der Toilette helfen?* „Ich gehe heute nicht aus, Florette,* sagte Leonie in müdem Tone. „Mylady find krank?* rief daS junge Mädchen erschrocken aus, ÄS sie tn das geister bleiche Gesicht sah. „Werden Sie auch den Ball nicht besuchen?* „Nein, bestelle dn Lady Fanshawe, daß ich meine Pläne «rändert habe. Ich würde heute abend zu Hause bleiben.* Da» alle» erschien dem Mädchen sehr wunder- bar. Lor kaum ein« Stunde hatte sie ihre Herrin eifrig mit den Vorbereitungen zu ihr« Abendtoilette vnlassen, und jetzt fand sie sie blaß und gedrückt wird«. Leonie folgte Florette mit den Augen während fie die Schmucksachen forträuutte. Die» alle» sollte ihr nicht mehr gehören, alle», worauf fie so stolz gewesen war. „Eins darf ich nicht aufschieben," sagte fie zu sich, „ich will morgen nach Lighton Hall fahren und das Testament vernichten. Eh« werde ich keine Ruhe haben. Mag dann Nelly immerhin Paul den Brief geben; so lange kein Testament gefunden ist, steht da» Gesetz au mein« Seite." Lady Fanshawe wollte ihren Ohren nicht trauen, ÄS ihr LeonieS Bestellung überbracht wurde. Zu müde, um ein Konzert zu besuchen. Sie, die bisher noch nie eine Ermüdung ge zeigt hatte. DaS mußte einen andern Grund haben. Sie ließ fich verschiedene Male nach Lady Charnleigh» Befinden und nach etwaigen Wünschen erkundigen, aber Leonie bedurfte nichts, fie lag in ihrem durch Vorhänge ver dunkelten Zimm« und kämpfte den cmen Kampf von neuem. W« hätte auch auf den Gedanken kommen können, daß d« alte Graf in ein« sentimentalen Anwandlung einen solchen Brief schrieb und ihn in den Rahmen des BildeS steckte. „Aber meine Sache steht darum nicht schlimm« al» vorher," .dachte fie, „wenn ich nur das Testament erst vernichtet habe, beweist d« Brief garnicht».* Sie konnte und wollte nicht mehr zurück, fie war schon zu wett gegangen. Nachdem fie ihre Liebe vnraten und ihr Seelenheil aufs Spiel gesetzt hatte, war kaum anzunehmen, daß Nelly DayS Worte fie zur Umkehr bestimmen würden. Sie malte fich au», wie Nelly noch heute
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)